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Zeitraum van 9 Monaten umfaßt nach Vornahme der ordentlichen Abschreibungen in Höhe von 506190 , mit einem Reingewinn von -321 895, einschließlich Bortrag vom Vorjahr -M 100 774. Die Anträge die der am 22. Mai stattfindenden Generalversammlung unterbreitet werden, gehen dahin, wiederum, wie in den Vorjahren eine Dividende von go/o zu verteilen. Aus dem Rest sollen 12 000 der Arbeiterunterstützungs­kasse zugewiesen und der Betrag von 43 239 - // zu außerordentlichen Abschreibungen verwendet werden. Als Vortrag auf neue Rechnung würde sodann ein Betrag von 46 597 verbleiben.

Wangen - Stuttgart 26. April. Gestern früh wurde am Rechen des Elektrizitätswerkes Untertürkheim die Leiche des seit Ostermontag vermißten Akkordanten Gottlieb Deker aus dem Neckar gezogen. Etwa 80 - // bar Geld wurden bei ihm noch vorgefunden. Bekanntlich hatte Deker beim Weggang vom Hause nach Pfau­hausen eine größere Summe Geldes bei sich.

Mühlacker 25. April. Am letzten Mitt­woch abend wurde in dem gegenwärtig geschlossenen Laden des Kaufmanns Johann G eckle in der Bahnhofstraße ein Lichtschimmer bemerkt. Da das ganze Erdgeschoß gegenwärtig unbewohnt ist, vermuteten die Bewohner der oberen Stockwerke Einbrecher und schickten zur Polizei. Inzwischen hatte ein beherzter Nachbar den Roll-Laden hoch­geschoben und fand beim Eindringen durch die unverschlossene Ladentüre hinter dem Ladentisch, umgeben von Stroh, Papier und sonstigen leicht brennbaren Materialien, sowie Anzügen, Stro- hüten und dergl., die sämtliche stark mit Petroleum getränkt waren, eine schon stark abgebrannte Kerze, sodaß Brandstiftung klar erwiesen war. Der Besitzer des Geschäftes, der in Aulen­dorf das gleiche Geschäft betreibt, war am kritischen Tage nach dem Eintreffen einer größeren Waren­sendung hier und mittags 1 Uhr wieder abge­reist. ' Er wurde auf sofortige telegraphische Requisition bei seinem Eintreffen in Aulendorf verhaftet. Der beabsichtigte Brand wäre nach Niederbrennen der Kerze sicher zum Ausbruch gekommen und hätte sowohl für die Bewohner der oberen Stockwerke, wie für das angebaute Geschäftshaus von Härter sehr große Gefahr ge­bracht.. Die Ursache der Tat bilden vermutlich die schlechten Vermögensverhältnisse des Besitzers. Eine ähnliche Geschichte ereignete sich im benachbarten Büchenbronn. Nachbam hörten nachts 1 Uhr einen Knall bei dem Schuppen des Karabiner-Fabrikanten (Goldschmied) Gottlieb Regelmann. Als man nachsah fand man eine Zündschnur, die zu dem mit Erdöl und

Spiritus begossenen Brettern des Schopfes führten. Ter Täter hatte offenbar beabsichtigt, den Schopf und Wohnhaus abzubrennen.

Besigheim 26. April. Wie wir ver­nehmen, fordert auch Heuer wieder das Kgl. Oberamt die Gemeinden des Bezirks zu plan­mäßiger Bekämpfung der Heuwurmmotte und des Heuwurms, eines der schlimmsten Schäd­linge unserer Weinberge, aus. Die Obstaus­sichten sind im Bezirk bis jetzt ganz günstige. Die Kirschbäume stehen überall, namentlich auch in Hessigheim in schönster Blüte. Insbesondere auch die Birnbäume berechtigen zu den besten Hoffnungen.

Tübingen 26. April. Seit 25 Jahren ist Stadtgeomeier Eberhardt Kommandant der hiesigen freiwilligen Feuerwehr. Aus diesem Anlaß fand ein Festbankett statt, das sehr gut besucht war. Oberbürgermeister Haußer überbrachte die Glückwünsche der Stadt und ge­dachte in formvollendeter Ansprache der großen Verdienste des Jubilars. Die Stadt überreichte einen mächtigen silbernen Tafelaufsatz. Hierauf sprach der Rektor der Landesuniversität Professor Dr. Schleich, der besonders die Verdienste Eberhardts um die Ausbildung des klinischen Löschzugcs hervorhob und im Namen der Uni­versität gratulierte. Ferner überbrachte Amtmann Rupp im Auftrag des Bezirksvorstands die besten Glückwünsche. Im Namen des Korps sprach Herr Sontheim er, der eine silberne Bowle und ein Bild überreichte. Nachdem noch Vertreter der Stadtgarde zu Pferd und der Turngemeinde gesprochen hatte, antwortete der also Gefeierte bewegt und dankte für die Ehrungen.

Stetten i. R. 26. April. Ein 30jähriger lediger Weingärtner hat sich, nachdem der Arzt bei ihm ein unheilbares Leiden festgestellt hatte, in einem Schwermutsanfall erhängt.

N eckargartach 25. April. Ein schweres Unglück ereignete sich am Samstag abend. Bei einem Einspännersuhrwerk, welches die steile Waldhohle passierte, versagte die Wagenbremse. Auf dem Kastenwagen befanden sich außer dem Fuhrmann noch 7 Frauenspersonen, welche vom Felde heimkehrten. Der Fuhrmann Karl Barten­bach, wollte, um ein Unglück zu verhüten, vom Wagen springen, kam aber unter den Wagen und es wurde ihm ein Fuß abgefahren. Die Frauenspersonen mit Ausnahme von zwei, konnten sich durch einen Sprung vom Wagen retten, ohne bedeutende Verletzungen davonzutragen. Das Fuhrwerk raste noch einige hundert Nieter abwärts, wobei der Wagen auseinanderbrach und die

Im Hotel erzählte er von der zufälligen Begegnung in Jurangon, von dem Abend, der dann gefolgt war, und von dem erschütternden Ver­lauf den er genommen. Dann las er den Brüdern das Bekenntnis des beklagenswerten Mannes vor und zugleich auch eine Abschrift der letzt­willigen Verfügung, die Berg mühsam mit eigener Hand und in rechts­gültiger Form geschrieben hatte.

Horst hörte das Bekenntnis ruhiger an, als Hinko erwartet hatte. Er hatte sich inzwischen längst aus den einzelnen ihm bekannten Momenten ein Bild geschaffen, das der Wirklichkeit ziemlich nahe kam er konnte sich auch recht gut erklären, aus welchen Empfindungen heraus sein Vater sich entschlossen, die bestrittene Forderung als getilgt zu bezeichnen. Die tragischen Fügungen aber, die zu der Lüge geführt hatten, ergriffen ihn tief, und er fühlte, wie die Erbitterung, die er in den letzten Wochen gehegt, unter den unabweisbaren Milderungsgründen schwand. Er konnte verstehen, wie die Lüge geschehen war, und so blieb ihm nur übrig, was er begreifen mußte, auch zu verzeihen.

Paul dagegen wurde durch die Enthüllung vollständig überrascht. Ihn empörte es, daß Berg sich ihm als großmütiger Helfer gegeben hatte, daß er in der Unterredung über die Todesumstände des Vaters seiner Menschenkenntnis ein Schnippchen geschlagen hatte; auf eine Würdigung der menschlichen Gründe ließ er sich nicht ein, aber einen Milderungsgrund ließ er -och gelten: Das Bestreben, gut zu machen, war offenbar vor­handen gewesen, und der Ersatz des dem Vater erwachsenen Schadens mußte ihnen allen jetzt zu statten kommen. Nun mußte er ja wohl auch Horst den Gefallen tun und die Fabrik wieder eröffnen. Würde das eine Herrlichkeit und ein Gesundheitsparadies in Hainberg werden! Was die von Marie so sehnsüchtig erhoffte Verzeihung anging, so konnte man ihr ja den Gefallen tun daran lag wirklich nicht viel, und er mochte hinter Horst und Inge an Großmut nicht zurückstehen.

Darüber waren Stunden vergangen, und nun erst erfuhr Horst auch, daß Marie in München sei, daß er sie sehen werde, daß sie selbst aber von der Ankunft der Brüder nichts wisse. Auch davon sprach Hinko, daß sie in der Lüge ein Hindernis sehe, das trennend zwischen sie und Horst trete, aber er fügte auch gleich hinzu, daß er diese Auffassung keineswegs

beiden Frauen herausschleuderte. Die 65jährige Witwe Schick wurde fo unglücklich an die Schläfe getroffen, daß ein Teil Gehirnmasse hervortrat und die Hauptschlagader schwer verletzt ist; das Bewußt­sein ist nicht eingetreten und sie dürfte schwerlich mit dem Leben davonkommen. Besser kam die Tochter der obigen, Ehefrau des Karl Schäster, davon; sie erlitt ziemliche Verletzungen an Armen und Füßen. Zum Glück konnte das Pferd, welches mit dem Vorderwagen, an welchem sich nur noch ein Rad befand und dem Orte zu rannte, un­gehalten werden.

Ulm 26. April. Der Maschinenmeister Will). Gösele hat eine Flugmaschine er­funden die auf die Frankfurter Ausstellung gebracht werden soll.

PommertSweiler OA. Aalen 26. April. Der hiesige Amtsdiencr hat sich vor einiger Zeit ein Motorrad angeschafft, um bei seinen Runden in der sehr zerstreut liegenden Gemeinde schneller herumzukommen, wozu die Gemeinde einen Beitrag leisten soll. Ein Omen scheint es nun zu sein, daß der Amtsdiener gleich bei seiner ersten Probefahrt die Herrschaft über das Rad verlor und in eine Hecke hineingeworfen wurde, ohne indessen ernstlichen Schaden zu nehmen.

Berlin 26. April. Das neue M ilirär - Luftschiff Groß ll ist heute vormittag 10'/» Uhr bei sehr schwachem Südwestwinde vom Tegeler Schießplätze aus ausgestiegen. Das Luftschiff mußte um 11Uhr infolge eines Propeller-Defektes landen. Die Landung ging glatt von statten.

Köln 26. April. Am Samstag abend wurde der Vorarbeiter Stubik von einem Menschen ohne jede Veranlassung durch zwei Schüsse in die Magen-Gegend tödlich ver­letzt. Er verschied nach einigen Minuten. Der Täter wurde in einer Speisewirtschaft verhaftet. Es ist der 19jährige Musiker 'Mettbach. Er zeigte keine Spur von Reue.

Kattowitz 26. April. Ein tragisches Geschick hat den dritten Sohn des früheren Präsidenten des Reichstages, Grafen v. Balle- strem, den Grafen Gustav Franz v. Balle­strem ereilt. Der Graf unternahm gestern in der "Nähe seines Gutes in Eostau bei Kattowitz eine Automobilfahrt, bei der der Chauffeur plötz­lich die Führung über den Wagen verlor. Graf Ballestrem wurde herausgeschleudert und starb an seinen Verletzungen abends im Krankenhause, ohne die Besinnung erlangt zu haben. Auch der Chauffeur wurde lebensgefährlich verletzt.

teile. Er könne wirklich nicht einsehen, weshalb der Fluch dieser Lüge ewig währen und Menschen trennen solle, die nun doch einmal zusammen gehörten, und beide ihre Kraft in nutzlosem Sehnen aufzehrten. Sei die Tat verzeihlich, dann müßte sie doch auch in ihren Folgen ausgelöscht werden können.

Horst war tief erregt. Tie Aussicht, ^larie wiederzusehen, ergriff ihn gewaltig, und er stürzte schließlich mit einer Entschuldigung hinaus. Er mußte mit sich allein sein und mit sich selbst ins Klare kommen. "Nach einer Weile trat er wieder ins Zimmer.Kommt jetzt," bat er,wir gehen!"

Im Salon der kleinen Villa standen sie sich dann gegenüber. Hinko hatte das arrangiert, und Inge war mit im Bunde gewesen. Marie hatte fliehen wollen, als er unvermutet hereintrat, aber da überkam sie ein Schwächegefühl, das sie zwang, eine Stütze zu suchen. Sie hielt den Kopf gesenkt, aber ihre Brust arbeitete stürmisch, und ein leises Zittern lief über ihre Gestalt. Horst blieb an der Tür stehen, nicht weniger ergriffen als sie und kaum mehr Herr seiner selbst.MarieDer Ton brach ihm in einem aufsteigenden Schluchzen. Sie stützte sich schwer aus die Stuhllehne, aber sah ihn nicht an.

Da vermochte er nicht mehr an sich zu halten. Er eilte auf sie zu und riß sie stürmisch an sich, er preßte ihr Gesicht gegen seine Brust und bedeckte ihr Haar mit heißen Küssen. Sie stand ganz stille; eine Erschlaffung war über sie gekommen und sie hatte nicht mehr die Kraft, dem Glück mit

Vernunftgründen gegenüberzutreten.-

Nach einem halben Jahre wurde an dem Außentor der Villa Berg in Frankfurt ein Porzellanschild angebracht. Darauf stand zu lesen, daß

der Doktor Horst Bsrnemann hier sein Heim habe.-

Der Park sah wieder die Farbenpracht des Herbstes, als das junge Paar seinen Einzug hielt. ES kam von einer Wallfahrt nach Jurangon, wo sie beide einen einsamen Hügel mit Blumen geschmückt hatten.-

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