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Erschernulig^rage: Montag, Dienstag. Mittwoch, ^ onnersrug. Freitag und SarnSrag. IuserrionsurelL :: Pfg.pro Zeile für Sradr u. BezirkLorte: außer Bezirks Pfg.
Dienstag, den 27. April 1909
BezugLpr.i.d. Lradr' Zährl.m.Lrägerl.Mk. 1.25. Posrbezugspr. f. d. Lrrs- u. Nachbarortsvcrk. 'qjälzrl. Mk. t. 20 , im Fernverkehr Mk. 1.30. Lesrellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Die Ortßvorsteher
werden auf den Erlaß deS K- Ministeriums des Innern vom 11. Mär; d. I., Min.-A.-Ll. S. 92, den. Maßregeln gegen die Maikäfer zur istach- cchiung hingewiescn.
Ealw, 24. April 1909.
K Oberamr.
V o c l i c r.
TagesuenigkeiLen.
" Calw 20. April. Auf Einladung des Bezirksobmanns, Stadtschultheiß Conz, hatten sich gestern nachmittag in der Brauerei I. Dreist die Kameraden des 7. Regiments, sowie die Mitglieder der militärischen Vereine und sonstige Freunde demSache zusammengcfun- den, um eine Vorfeier zu dem bevorstehenden Jubiläum des 7. Regiments zu begehen und sich über die Geschichte dieses Regiments zu orientieren. Zahlreich hatten sich die Kameraden eingcsunven, so daß der Bezirksobmann in markigen Worten seiner Freude über den güten kameradschaftlichen Geist freudigen Ausdruck geben und der Versammlung einen recht befriedigenden Verlaus wünschen konnte. Kriegskamerad Pfarrer a. D.-B u r k hielt sodann einen Vortrag über die Geschichte des Jnf.-Reg. Kaiser Friedrich. In erzählender Form gab der Redner eine allgemeine Schilderung der Zustände in Deutschland und besonders in Württemberg mit Einflechtung der Geschichte und Taten des 7. Regiments. Am 24. Juli l 809 mitten in der bewegten Zeit der napolconischen Kriege gab König Friedrich den Befehl zur Bildung eines neuen Regiments. Das Regiment wechselte mehrmals seinen Garnisons
ort, zuerst bezog es die Garnison Ludwigsburg, j dann Ulm und zuletzt Stuttgart. Vom Lept. j 1809 ab führte das Regiment den Rainen ! „v. Scharffeustein." An dem Feldzug gegen Rußland im Jahre 1812 mußte sich das Regiment glücklicherweise nicht beteiligen; auch im Jahre 1813, als Preußen aufwachte und das Franzosenjoch abschüttelte, dürft: das Regiment nicht aus- marschieren, dagegen sehen wir es im Jahr 1814 und 1815 in Frankreich. Ein Vorpostengesecht bei Kehl brachte dem Regiment den ersten Waffen- gang im Feldzug. In den unruhigen Jahren 1846 und 1849 mußte das Regiment Ordnung im Lande aufrecht halten und im Jahr 1859 führte der österreichisch-französische Krieg zu einer Mobilmachung. Noch einmal wie zur Zeit Napoleons mußten im Jahr 1800 Deutsche gegen Deutsche kämpfen. Mit der Ausbildung der württ. Truppen stand es schlimm, auch die geographischen Kenntnisse der württ. Offiziere seien mangelhaft gewesen, umsomehr, da nicht wie beim Schwarzwaldverein an jedem Weg 6 OrientierungStaseln angebracht gewesen seien. Das Regiment war an dem Treffen bei Tauberbischofsheim beteiligt, glücklicherweise war das Blutvergießen nicht groß. Dann folgte die große Zeit von 1870 71. Allgemein bekannt sind die tapferen Taten des Regiments bei Villiers am 30. Nov. und 2. Dez., die sein schönstes Ruhmesblatt bilden. Großartig war der Jubel, als das Regiment, bei dem sich in Frankreich alle Einrichtungen namentlich auch die Feldpost glänzend bewährt hatten, am Feiertag Peter und Paul in Stuttgart einzog, kraftvoll und siegesstolz im Bewußtsein, alles für die Ehre des Vaterlandes eingesetzt zu haben. Der Vortrag gab dem Redner Gelegenheit sich auch noch über andere
Punkte im Heerwesen, wie über die allgemeine Wehrpflicht, Abrüstung und traurige Zustände in der früheren Zeit zu sprechen. Der Vortragende schloß mit dem Wunsche daß das Regiment allezeit seinen Ehrennamen Kaiser Friedrich mit Würde und Stolz tragen könne und daß es jederzeit schlagfertig dastehen möge. Durch musikalische — Musikdirektor Frank und Orchester — und deklamatorische Darbietungen wurden die beifällig aufgenommenen Ausführungen verstärkt und die Feier in vaterländischem Geiste gehoben. Ter Bezirksobmann brachte auf den Redner und auf das 7. Regiment ein begeistertes Hurra aus, das feurigen Widerhall fand. Aus den geschäftlichen Mitteilungen des Vorsitzenden erwähnen wir noch, daß die Hauptfeier des Regiments am 8. Mai stattsindet, daß Sonderzüge von hier nach Stuttgart abgehen und daß die Zahl der bisher aus dem Bezirk angemeldeten Teilnehmer 202 beträgt. Die Sammlung für den Jubiläumsfonds ergab eine schöne Summe von 362 Die Feier, die zweifellos das Interesse für das Jubiläum stark wachgerufen hat, nahm einen in jeder Beziehung ansprechenden und harmonischen Verlauf.
Ealw 27. April. Auf die heute Abend im Bad. Hof stattsindende Gastspielvorstellung durch Mitglieder des Victoria-Theaters in Pforzheim sei hiemit wiederholt aufmerksam gemacht. In Anbetracht des glänzenden künstlerischen Programms und der Tüchtigkeit der Mitwirkenden kann der Besuch des Gastspieles nur bestens empfohlen werden.
Cannstatt 26. April. Bei der Daimler- Motoren-Gesellschaft in Nntertürkheim schließt das Geschäftsjahr 1908, das nur den
(Line Lüge:
Roman von Ludwig Roh mann.
(Schluß.)
Die verzeihende Liebe, die in den wenigen Worten lag, erschütterte Marie aufs tiefste; nun löste sich die Erstarrung, in der sie so lange befangen gewesen, und das lang zurückgehaltene Weh brach sich Bahn in einem Tränenstrom. Auch Hinko hatte es gelesen, und auch er sprach nicht viel darüber. Er gab Marie die Hand und nahm dann die Blätter an sich.
„Eins aber mußt du mir nun doch noch sagen: Warum ihr vor Weihnachten plötzlich verschwandet, lieber den besonderen Grund zu dieser Flucht steht nichts in diesen Blättern, und doch muß ein solcher Grund verhanden gewesen sein."
Marie hatte auch diese Frage vorausgesehen, und sie wollte in Vieser Stunde der Bekenntnisse keine Ausflucht gebrauchen. So sprach sie denn zum erstenmale von ihrer Liebe zu Horst und von der Szene, die der Abreise voraufgegangen war — kurz, in knappen Sätzen, aber mit aller Innigkeit, mit der ihr Herz an ihrer Liebe und den entschwundenen Glückesträumen hing. — Inge tat das Herz weh in Mitleid mit Marie und Horst, aber zugleich erkannte sie auch, wie viel Hoffnung für die beiden aus dieser Liebe blühte. Sie zog 'Marie innig an sich und küßte sie zärtlich. „Meine süße Schwester — dann kann doch aber noch alles gut werden!"
Marie mehrte Inge fast unsanft ab. „Nein, Inge sagte sie schroff, „das ist vorüber! Horst kann mich doch nicht heiraten — die Tochter des Mannes, der ihm den Vater getötet hat."
Nun mischte sich Hinko ein. „Meinst du, daß Horst das Verzeihen leichter werden wird, wenn diese fürchterliche Lüge ihm wirklich auch das Lebensglück verdirbt?" Dann lenkte er ab. „Aber darum handelt sich's jetzt doch nicht. Vor allem haben Horst und Paul ein Recht daraus, zu
erfahren, was in diesen Blättern fleht, und ich meine, das sollte ohne Zeitverlust geschehen. Willst du's mir überlasten, ihnen davon Kenntnis zu geben?"
Marie war's zufrieden. —
Die Abreise erfolgte am nächsten Tage. Das junge Paar fuhr direkt nach München, und Marie befand sich in seiner Begleitung. Der Abschied siel ihr schwer um des Hügels willen, den in der Folge keine Träne der Liebe netzen sollte. Aber sie vermochte doch auch dem sanften Zwang nicht zu widerstehen, den Inge und Hinko ausübten. Auf die Dauer hätte sie ja doch nicht in Pau bleiben können, und nun kam auch ein anderes hinzu: Sie entsetzte sich vor dem Alleinsein.
Als Horst eben in Gießen eingetroffen war, wurde ihm ein Telegramm gebracht, das aus Hainkerg nachgesandt morden war. Darin forderte ihn Hinko dringend aus nach München zu kommen. Unmittelbar darauf traf auch ein Telegramm von Paul ein. Auch er war nach München gerufen worden und teilte Horst nun mit, daß er ihn in Frankfurt zur gemeinsamen Fortsetzung der Reise erwarten wolle.
Es. ergab sich, daß sie beide nicht wußten, was geschehen sein könne. Eine Nachricht vom Tode Bergs war ihnen nicht zugegangen, sie konnten darum auch nicht einmal vermuten, daß die dringende Angelegenheit mit ihm in Verbindung stehe. So blieb nur die Annahme übrig, daß vielleicht Inge erkrankt oder ein Unglück geschehen sei, und die Reise verlies darum schweigsam unter dem Truck der bangen Besorgnisse.
In München wurden sic von Hinko empfangen, der sie emst begrüßte. Er verständigte sie kurz von dem, was geschehen war und führte sie dann in ein Hotel, in dem er Zimmer für sie belegt hatte. Sein Haus war noch nicht für die Ausnahme von Gästen eingerichtet, den Ausschlag bei diesem Arrangement hatte aber doch die Rücksicht auf Marie gegeben.