hiesigen Schwarzwaldverein wurde schon vor 20 Jahren mehrfach über einen Turmbau auf irgend einem Berg in unserer Gegend erfolglos verhandelt. Es ist daher mit großem Dank anzuerkennen, daß ein Einzelner, Hr.
Schullehrer Bartholomäi in Althengstett, die Ausführung des Projekts ernsthaft in die Hand nahm und tatkräftig zu Ende führte. Leider sind die Baukosten erheblich höher geworden als angenommen war, und es sollte die Sorge für deren Aufbringung dem Erbauer, der gewiß sich großen Dank bei seiner Gemeinde und allen Naturfreunden erworben hat, abgenommen werden. Wir möchten daher hiemit dringend um eine Unterstützung der Sache bitten und insbesondere auch zu zahlreichem Besuch des Turmes aufmuntern.
I.. Stammheim. Ein schön verlaufener Festtag liegt hinter uns. Anläßlich der Amts- einsetzung unseres neuen Ortsvorstehers,
Herrn Rauser, herrschte in der ganzen Gemeinde eine gehobene Stimmung. Schon morgens um 9 Uhr gingen 5 geschmückte Fuhrwerke nach Calw ab, wo die bürgerlichen Kollegien den Hrn.
Ortsvorsteher abholten. Als dieselben um '/-II Uhr am Ort anlangten, wurden sie hier empfangen von dem Veteranen-, Krieger- und Gesangverein.
Unter Vorantritt der hiesigen Musikkapelle setzte sich der Zug nach dem Rathaus in Bewegung, woselbst der res. Schultheiß Ernst seinen Nachfolger begrüßte. Vor dem Eintritt ins Rathaus brachte der Liederkranz ein stimmungsvolles Lied zum Vortrag. Viele Neugierige, besonders Frauen, hatten sich hier aufgestellt. Um V-1 Uhr fand dann die Vereidigung des Herrn Rauser in Anwesenheit vieler Bürger im Rathaussaale statt.
Nach derselben wurde der Marsch ins Festlokal im „Bären" angetreten. Im schön dekorierten Saal hatten sich 53 Teilnehmer am gedeckten Mittagslisch niedergelassen. Von Küche und Keller wurde zur Befriedigung der Festteilnehmer das Beste geboten. Herr Regierungsrat Voelter hob in gewählten Worten die Verdienste des aus dem Amte scheidenden Schultheißen hervor und rühmte sodann die während einer Zeit von 8 Jahren selbst erprobte Geschäftstüchtigkeit, eifrige Pflichterfüllung, das zuvorkommende und stets wohlwollende Benehmen des Herrn Schultheißen Rauser. Bürgerausschußobmann Roller toastierte auf Herrn Schultheiß Ernst, den Dank für seine 28jährige ersprießliche Tätigkeit zum Ausdruck bringend. Herr Sattlermeister Mann feierte Hrn.
Rauser; er schilderte den heißen Wahlkampf, dem jedoch bald eine ruhigere Betrachtung der Dinge gefolgt sei. In markigen Worten forderte er die Bürger auf, sich kräftig hinter Herrn Rauser zu stellen und ihm dadurch seine Amtstätigkeit zu erleichtern. Ein brausendes Hoch auf den neuen Herrn Ortsvorsteher, erfüllte nun den Saal und gab Zeugnis, daß die Worte von
selbstlosen Tätigkeit nur wenigen und mehr als die Hälfte der kleinen ! Patienten starb. Daß sein Ruf als Todbringer darüber ins Grausige gesteigert wurde, das merkte er entweder nicht, oder er wollte es nicht merken, um sich die Kraft nicht lähmen zu lasten.
Aber einmal wurde ihm die Stimmung im Dorfe in eindringlichster Weise zum Bewußtsein gebracht. Der alte Hunstock hatte ihn geholt. Zwei seiner Enkelkinder konnten nicht schlucken; sie bekamen keine Luft und waren furchtbar heiß, wie er sagte; es werde wohl auch die neue Krankheit sein. Horst war müde bis zur Erschöpfung, denn er war gerade von der Tagesarbeit heimgekehrt. Aber er ging natürlich sofort — die Minuten waren kostbar, und er konnte doch die armen kleinen Dinger nicht im Stiche lasten.
Aber dann mußte er erfahren, daß Hunstock auf eigene Faust gehandelt hatte, als er Horst gerufen. Als die beiden, die in der mondklaren Frostnacht gut zu erkennen waren, sich dem Hause näherten, trat Rose ihnen auf der Schwelle entgegen. „Was wollen Sie?" fragte sie kurz. Horst sah erstaunt auf Hunstock. „Jo — ich ha'n Herrn Doktor g'holt," gestand dieser zaghaft. „Wozu?" rief Rose hart. „Meine Kinder können allein sterben. Und wenn der gute Gott will, daß sie leben sollen, dann brauchen sie erst recht keinen Arzt." Horst wollte aufflammen, aber er bezwang sich. „Seien Sie vernünftig, Frau Hunstock. ES ist ja gewiß schön und gut, daß Sie auf den lieben Gott hoffen, aber Sie sind doch auch verpflichtet, Ihrerseits alles zu tun, um die Kinder zn retten. Kommen Sie — es ist wahrhaftig keine Minute zu verlieren.",
Rose stellte sich nun breit in die Haustüre und spreizte beide Arme aus, damit auch der Raum versperrt werde, den sie nicht auszufüllen vermochte. „Sie kommen nicht herein!" kreischte sie feindselig. „Meinen armen Mann haben Sie auf dem Gewissen, die Kinder sollen Sie mir
von der Erörterung wirtschaftlicher Fragen tus parteipolitische Fahrwasser zu bringen. Die Abg. Sommer (Z.), Schock (V.), Dr. Mülberger (D. P) und Bantleon (D. P.) erklärten sich gegen den Antrag Keil. Körner (B. K) bestritt das Vorhandensein der seinen Freunden unterstellten Absichten. Minister v. Ptschek verurteilte den Artikel gegen die Nachl'ßsteuer, der dem kundgegebenen Standpunkt der Regierung widerspreche und dem« nächst eine Erwiderung finden werde. Graf (Z.) stimmte einer Erhöhung der Jnsertionsgebühren bei. Ströbel (B. K.) betonte der Staat maße sich mit Unrecht die Aufsicht über das Wochenblatt an und wandte sich gegen eine allzuhohe Belastung der südd. Brennereien durch die neue Steuergesetzgebung. Er wünschte ferner die Aufstellung eiueS richtigen Kennzeichens für Futter- und Braugerste und bedauerte die zunehmende Güterschlächterei. Der Antrag Keil wurde schließlich abgelehut. Die Anstellung eines besonderen Sachverständigen für Obst- und Gemüsebau wurde mehrfach begrüßt und von den meisten Rednern auch das Einverständnis mit der Herabsetzung des Etatssatzes für Förderung der RIvdviehzucht um 15 000 ^ erklärt, da mit der Einschränkung der Bezirksrindviehschauen sehr wohl ein Versuch gemacht werden könne. Guoth (D. P.) vertrat die Ansicht, man sollte nicht allzusehr Spezialfragen der Landwirtschaft besprechen, von denen doch nur 2—3 °/° der Mitglieder des Hauses etwas verständen. Vr.v. Kiene wandte sich gegen diese Auffassung und brachte einige Beschwerden über die Handhabung des Farren- Haltungsgesetzes vor, namentlich im Sinne einer wettergehenden Zulassung von Dispensationen. Denselben Wunsch äußerte auch Jmmendörfer(B.K). Die Regtehaltung sei zu teuer. Minister v. Pischek betonte, daß die Reqiefarrenhaltung ständig zunehme und daß man mit ihr deshalb wohl keine so schlechten Erfahrungen gewacht habe wie Jmmendörfer meinte. Morgen Weiterberatung.
Stuttgart 20. April. In den Kreisen der Hopfenproduzenten wird die Nachricht lebhaftem Bedauern begegnen, daß heute vormittag der Holzhändler Berthold Bär nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren hier gestorben ist. Er wird am Donnerstag vormittag 11 Uhr in Stuttgart beigesetzt.
Stuttgart 20. April. Der Polizeibericht schreibt: In einem Hause der Weimarstraße hat sich gestern mittag eine 63 Jahre alte Kleidernäherin in einem Anfall von Schwermut mit einem Transchiermesser die Schlagader der linken Hand mehrmals durchschnitten. Sie wurde nach dem Marienspital übergeführt, wo- ihr die Hand abgenommen werden mußte. — In der Nacht vom 18./19. d. M. stürzte in einer Wirtschaft in Untertürkheim ein Herr, der betrunken war, die Haustreppe hinunter. Er erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und mußte nachdem Katharinenhospital übergeführt werden. — In den unteren Anlagen gerieten gestern abend 2 ausgespannte Pferde eines Lastfuhrwerkes in einen aus dem Anlagensee herausgeschafften Schlammhaufen. Sie sanken bis zum Halse ein
! nicht auch umbringen!" Nun vermochte Horst nicht mehr an sich zu halten. „Aber zum Donnerwetter!" rief er, „Sie sind ja verrückt! Lasten Sie mich hinein oder ich schaffe mir gewaltsam Eingang! Die Kinder dürfen doch durch ihre Tollheit nicht in Gefahr kommen!" „Meine Kinder gehen Sie nichts an, und ich lasse Sie nicht! — So lange ich lebe, dürfen Sie mir nicht ins Haus!"
Das Geschrei hatte nun auch die Nachbarn aufmerksam gemacht; sie kamen heraus, um zu sehen was es gäbe. Horst wandte sich nun an die Leute: „Hunstock hat mich zu den Kindern gerufen. Allem Anschein nach handelt sichs um Diphteritis, aber Frau Hunstock will mich nicht zu den Kleinen Hineinlasten." Er sah in der Runde umher. „Das ist doch Wahnsinn, das ist fast Mord!"
Aber die Leute unterstützten ihn nicht; die einen wandten sich achselzuckend ab, die anderen machten unklare Bemerkungen; nur ein junger Bursche meinte kurz, da sei nichts zu machen. Die Rose sei die
Mutter, und wenn die keinen Doktor wolle-er wandte sich ab und
unterdrückte den Rest. Horst erfaßte die Situation und so wandte er sich an Rose und Hunstock direkt. „Nun zum letztenmale: Lasten Sie mich hinein! Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie kein Recht haben, mir den Eintritt zu verwehren. Krankheiten dieser Art bekämpft der Staat und Sie setzen sich unter diesen Umständen schwerer Strafe aus, wenn Sie dem Arzt die Türe weisen und die armen Kinder zu Tode quacksalbern."
Ein fanatisches Leuchten glomm in den Augen der jungen Frau aus. „Das ist einerlei," stieß sie rauh hervor, „wenn die Kinder sterben, geh ich mit ihnen." Und dann setzte sie still und ein wenig verinnerlicht hinzu: „Aber vielleicht sterben sie nicht — der gute Gott kann doch nicht wollen, daß sie sterben."
(Fortsetzung folgt.)
Herzen kamen und zu Herzen drangen. Herr Oberholzhauer Zeiler brachte ein von ihm selbst verfaßtes, Hrn. Rauser gewidmetes Gedicht zum Vortrag. Weitere Reden von Herrn Notar Ehrmann und Friedrich Kömpf, Veteran, Farion-Hof Dicke und humorvolle Ansprachen von den H. H. Schullehrer Kömpf und Letsch folgten. Verschönt wurde das Festmahl durch die Vorträge der Musikkapelle und durch Darbietungen des Liederkranzes. In wiederholten Ansprachen dankte Herr Schultheiß Rauser zunächst Herrn Regierungsrat für den freundlichen Zuspruch zum schwierigen Amt, sodann allen denen die zum Gelingen der Festlichkeit beigetragen hatten. In wirklich schöner Weise verlief das Fest, das gewiß jedem Teilnehmer unvergessen bleiben wird, und von dem auch Herr Rauser die Gewißheit entnehmen konnte, daß ihm die Herzen der Bürger vertrauensvoll geneigt sind. Möge seine Wirksamkeit in der Gemeinde eine gesegnete werden.
StuttgartM. April. (Zweite Kammer.) An der heute nachmittag fortgesetzten Beratung des Etats des Innern wurde zum Kap. 30: öffentliche Gesundheitspflege und Gesundheitspolizet ein Antrag angenommen, in dem die Regierung ersucht wird, d!e Erlassung einer landespolizeilichen Vorschrift über den Verkehr mit Kohlensäure und ähnliche explosionsfähige Stoffe in Erwägung zu ziehen. l)r. Eisele (Vp) bemängelte, daß eine Apotheke in Gmünd, die schon vor einem Jahr ausgeschrieben worden ist, bis heute noch nicht besetzt wurde. Minister v. Pischek erwiderte, daß mit Rücksicht auf die bestehende wirtschaftliche Depression die Besetzung hinausgeschoben worden sei. Kap. 31: Kosten des Veterinärwesens, wurde ohne Debatte genehmigt. Zu Kap. 32: für orthopädische Heilzwecke, beschwerte sich Andre (Z) über die Be- Handlung, die den Kassenkranken im Stuttgarter Med'co-mechanischen Institut durch die Aerzte zuteil werde. Minister v Pischek wies daraus hin, daß das Institut nicht unter staatlicher Aussicht stehe. Eine längere Debatte knüpfte sich an Kap. 34: Zentralstelle für die Landwirtschaft. Frhr. Pergler v PerglaS bezeichnet« die Arbeitsverhältniste als sehr schwierig und bedauerte die Belästigung der fremden landwirtschaftlichen Arbeiter durch Gesund- heitSuntersuchungen. Minister v. Pischek rechtfertigte diese Untersuchungen als im allgemeinen Interesse gelegen. Graf (B.K.) nahm das Landwirtschaftliche Wochenblatt in Schutz, weil es nach dem Grundsatz suckistur et altera pars einen Artikel g eg en die Nachlaßsteuer wie einige Zeit vorher einen solchen für sie ausgenommen hat. Das Wochenblatt sollte auf eigene Füße gestellt und ihm der Staatszuschuß entzogen werden. Keil (Soz.) wollte dem Blatt den Staatszuschuß genommen wissen, weil es zu sehr den Standpunkt des Bundes der Landwirte vertrete und beantragte, die Regierung zu ersuchen eine Erhöhung des Abonnements- und des Inseratenpreises für das Wochenblatt in Erwägung zu ziehen. Dr. Eisele (Vp) betonte, hinter der Anregung des Bauernbunds, den Staatszuschuß zu streichen, stehe die Tendenz, das Blatt