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Zeichnung von Liebenzell und Umgebung. Nachdem die hiesige Kurverwaltung, sowie Schwarzwald- und Verschönerungsverein die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt hatten, übernahm Herr Apotheker H. Weitbrecht hier die Vorerhebungen, arbeitete die Pläne und Karten aus und läßt eben jetzt unter seiner Leitung die ca. 300 neuen Wegbezeichnungstafeln anbringen. Wer jetzt aus irgend einem Wege in die Nähe von Liebenzell kommt, findet jede Wegkreuzung und Wegabzweigung (Pürschwege und frühere Holzabfuhrwege ausgenommen) mit mustergiltigen Wegtafeln (nach den verschiedenen Richtungen zeigend) ausgestattet, sodaß ein Fehlgehen oder Verirren kaum mehr möglich ist. Die neue Wegbezeichnung erstreckt sich über folgende Teile der Umgebung : Auf der rechten Talseite den Berghang von der Wolfsschlucht bis zum Monbachtal incl. der beiden Täler. Auf der linken Talseite den Berghang von der Ernstmühler Platte bis nach Unterreichenbach, incl. Kollbach-, Längenbach- und Kapfenhardter Tal, samt deren Berghänge. Außerdem sind nach den nächsten Orten je eine oder zwei Waldwege durchgehend mit Wegtafeln versehen. Diese umfassende Arbeit hat auch den Anstoß gegeben, dem neuen Führer von Liebenzell, der gegenwärtig in der Oelschlägerschen Buchdruckerei in Calw gedruckt wird und anfangs Mai herauskommt, eine ganz vorzügliche praktische Orientierungskarte beizugeben. Dieselb ist im Maßstab von l: 25 000 gezeichnet und wird das neu markierte Wegnetz in roten Linien zeigen. Erfreulich wäre es, wenn durch Zusammenschluß die Wegbezeichnungen der Nachbarorte ein mehr und mehr zusammenhängendes Netz von bezeichnten Wegen der Nagoldtalkurorte geschaffen werden könnte. LI.
Wildbad 0. April. An dem Verbindungsweg Wildbad-Dobel ist eine größere Holzhütte infolge Unachtsamkeit nieder gebrannt. Der nur einige Meter entfernte Staatswald blieb vom Feuer verschont, sonst wäre ein großes Schadenfeuer entstanden.
Stuttgart 9. April. Laut „Morgenpost" war Gras Zeppelin gestern hierüber Gegenstand lebhafter Huldigungen, als seine Anwesenheit in einem Laden entdeckt worden war. Bei seinem Heraustritt aus dem Ge- » schüft wurden Hochrufe ausgebracht, und die Jugend verfolgte seinen Wagen noch so lange, als sie es „verspringen" konnte.
Stuttgart 9. April. Gestern abend ist der verheiratete Postunterbeamte Christian Mayental, vor dem einfahrenden Schnellzug 8 Uhr 30 Min. auf dem Bahnsteig 1 über das Gleis gesprungen. Er wurde vom Zuge erfaßt und so schrecklich verstümmelt, daß der Tod sofort eintrat. Der Leichnam wurde auf den Pragsriedhof geschafft.
Stuttgart 8. April. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker, Staatsminister des Innern Dr. v. Pischek und Finanzminister v. Geßler sind, wie der „Schwäb. Merkur" berichtet, über die Osterfeiertage nach dem Süden abgereist.
Herrenberg 9. April. Gestern mittag brannte in den an den städtischen Schärbuchwald anstoßenden Privatwaldungen auf Markung Gültstein eine Fläche von 5—6 Morgen ab. Den aus verschiedenen Orten herbeieilenden Feuerwehren gelang es, den Brand einzudämmen. Das Feuer soll angeblich durch einen ledigen Bauern von Gültstein, der eine Hecke auf seinem Grundstück anzündete und den Brand nicht mehr löschen konnte, verursacht worden sein.
Herrenberg 8. April. In Hildrizhausen wurden zwei bettelnde Handwerksburschen festgenommen und in den Ortsarrest verbracht. Hier drückten sie des Nachts aus lauter Ueber- mut die Riegelwände ein und gelangten dadurch in das Spritzenmagazin, von wo sie dann eine kleine Handfeuerspritze in den Arrest Mitnahmen. Andern Tags wurden dann die Burschen ins K. Amtsgerichtsgefängnis Herrenberg eingeliefert.
Tübingen 8. April. In der letzten Zeit machte ein angeblicher Altertumshändler verschiedene Orte der Oberämter Tübingen, Rottenburg, Herrenberg unsicher und verstand es mit gefälschten Papieren insbesondere Zinnsachen zu erschwindeln. Es war der Hausierhändler Schulies von Unterdeufstetten, der sich als Vertreter eines Stuttgarter Herrn ausgegeben hatte. Er wurde gestern wegen der Betrügereien für "/i Jahre unschädlich gemacht.
Tübingen. Der „Adler" in Lustnau ist bei dem schon erwähnten Brande bis auf die Grundmauern abgebrannt. Damit ist wieder eine Erinnerung aus der Studentenzeit an das alte Tübingen dahin, und auch die Heimatpflege hat einen Verlust erlitten; denn das alte Gebäude mit seiner großen Freitreppe und der gemütlichen, etwas gedrückten Bauart an der Straßengabel nach Bebenhausen bezw. Pfrondorf war eine Zierde der Landschaft. — Lange Jahre im Besitze des Herrn Mundinger, genannt Mundax, wurde die Wirtschaft neuerdings auf Rechnung des, Bierbrauereibesitzers Marquardt- Tübingen betrieben.
Mühlacker 8- April. Gestern früh fand man unter dem Schutt der abgebrannten Vetter'schen Ziegelei Reste von Menschen- kn ochen, die zweifellos von dem bei dem Brande umgekommenen Ziegeleimeister Werner Derbst aus Gera stammen. Es ist noch nicht festgestellt, wer den Brand angelegt hat. Zwei Verdächtige sitzen noch in Maulbronn im Amtsgerichtsgefängnis. Die Fabrik beschäftigte 80 Italiener und 120 Polen.
Geislingen a. St. 8. April. Gestern vermittag ereignete sich im hiesigen Cementwerk ein schwerer Unfall. Beim Montieren einer Maschine stürzte der 16jährige Hilfsarbeiter Pöpplen von hier in eine Tiefe von zwei Stockwerken ab und blieb tot auf dem Platze. Er hatte sich die Hirnschale zerschmettert. Eine Gerichtskommission begab sich an Ort und Stelle, um die Ursachen des Unglücks festzustellen.
Vaihingen a. E. 8. April. Der 16 Jahre alte August Rapp in Enzweihingen geriet beim Eggen unter die Zähne seiner Egge und wurde lebensgefährlich verletzt, so daß seine Ueberführung ins Bezirkskrankenhaus notwendig wurde, wo wenig Aussicht auf die Erhaltung seine Lebens besteht.
Marbach 8. April. Der Bauer Gottlieb Mühle in Gagernberg wurde dieser Tage beim Ausmisten des Schweinestalls von einer Ratte in die Hand gebissen. Daraus hat sich eine Blutvergiftung entwickelt, die das Leben des Mannes schwer gefährdet.
Ravensburg 8. April. Am vorigen Samstag wurde hier anläßlich des Wochenmarktes einem Bauern von Gornhofen von seinem vor einer Wirtschaft stehenden Wagen herunter ein Quantum Butter im Gewicht von etwa 24 Pfd. gestohlen. Die Diebin ist in der Person einer von ihrem Ehemann verlassenen, mit ihren 6 Kindern in recht ärmlichen Verhältnissen lebenden, jetzt arbeitslosen Frau ermittelt worden; sie hatte, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, von der Butter bereits 10 Pfd. verkauft.
Friedrichshafen 8. April. Die gestern geplante 24-Stundenfahrt des A I mußte deshalb nach 13-stündiger Dauer unterbrochen werden, weil ein Drahtzug an der rechten Seitensteuerung gebrochen war, was zur Folge hatte, daß nur mit dem linken Seitensteuer gearbeitet werden konnte und bei dem herrschenden Winde eine Landung notwendig wurde.— Nachdem Major Sperling schon heute früh 7 7- Uhr nach Berlin abgereist war, trat um '/-IO Uhr der größere Teil der Luftschifferabteilung unter Hauptmann v. Jena die Rückfahrt nach Berlin an. Oberleutnant Masius und 20 Mann blieben hier zur Bewachung des Luftschiffes und der Halle.
Köln 8. April. Hier fand heute abend unter dem Vorsitz des Geheimrats Krüger eine Sitzung des Komitees zur Förderung der deutschen Luftschiffahrt statt. Als Haupt- gegenstand der Verhandlungen galt der Plan einer Luftschiffverbindung zwischen Düsseldorf und Frankfurt a. Main. Unter den Konferenzteilnehmern, die lebhaft für die Verwirklichung des Planes eintraten, befanden sich viele Großindustrielle und Vertreter von Banken. Die Versammlung war einstimmig der
den ersten Zauber des Bewußtseins aus, daß sie nun einander angehörten. Berg erfuhr nichts von dem, was geschehen war! Horst hatte es so gewollt und Marie fügte sich. Es bereitete ihm zwar eine peinliche Empfindung, vor dem gütigen Manne ein solches Geheimnis zu haben, als Arzt aber hatte er die Verpflichtung, jede Erregung von dem Krankem fern zu halten, und diese Rücksicht durfte allein bestimmend sein. Er hoffte ja allerdings, daß Berg nichts gegen die Verlobung einwenden werde, aber er war besten doch immerhin nicht absolut gewiß, und aus diesem Grunde mußte er sich gedulden, bis der Rekonvaleszent ohne neue Gefahr vernehmen konnte, wie es um sie beide stand.
Darüber gingen nun wieder Wochen hin. Berg erholte sich nur langsam, und Weihnachten war nahe, als er endlich sich freier bewegen und den Zeitpunkt ins Auge fasten durfte, an dem er wieder kräftig genug sein werde, um eine erste Ausfahrt wagen zu können.
Der Arzt, den Horst bis dahin vertreten hatte, war zurückgekehrt, aber er wollte doch vor dem Feste die Praxis nicht wieder ausnehmen. So bat er Horst, vorerst noch in der Vertretung zu bleiben, und Horst wars zufrieden. Zu Weihnachten, so hatte ers mit Marie vereinbart, sollte die Verlobung erfolgen, und wenn er bis dahin die verantwortungsvolle Tätigkeit in der Praxis behalten konnte so war ihm das lieb. Inzwischen hatte er sich auch die Frage vorgelegt, was er nun weiter beginnen wolle. Er konnte nach Gießen zurückkehren. Aber dort hatte er keine Zukunft, da die akademische Laufbahn nicht reizte. Seine Neigung ging darauf, den Armen ein Helfer zu sein, ein Helfer nicht in der Oeffentlichkeit der Klinik, sondern in der verschämten Häuslichkeit der Dachkammer. So war er entschlossen, in Frankfurt zu bleiben und hier eine Praxis zu gründen. Vorübergehend war er allerdings auch in Versuchung gewesen, nach Hainberg zurückzukehren und dort sich niederzulasten. Er hatte regelmäßig Briefe vom Pastor erhalten. Die hatten anfangs viel Frohes und
Gutes gebracht; die Zukunft sah freundlich aus, und von Pauls Unternehmen war das Beste zu erhoffen. Aber dann überließ der Pastor das Briefschreiben seiner Frau, und die Stimmung flaute stark ab. Keine eigentliche Klage, das Geschäft machte sich anscheinend großartig, und die Leute verdienten Geld. Und doch war da etwas, worüber er nicht ins Klare kam und was er gelegentlich erfragen wollte — gelegentlich, denn sein Liebesglück und die Praxis ließen ihm nicht Zeit, der Sache ernsthaft nachzuhängen. Eins aber fiel ihm in den Briefen besonders auf; nicht gleich beim ersten Mal, aber doch in der öfteren Wiederholung: Wenn wir nur einen Arzt hier hätten — es sind soviel Kranke da! Das machte Eindruck auf ihn, und sein warm fühlendes Herz schlug in Mitleid für die Leute. Viele Kranke und kein Arzt — das war schrecklich. Er sann nach. Richtig, in ein paar Dörfern in der Runde war keiner, der zur Krankenhilfe berufen mar — Kurpfuscher und Gebetkünstler ausgenommen -Leute, die gegen das „Abnehmen" der Kinder und
andere Gebrechen mit Beten und Besprechen zur Hand waren. Herrgott — und was dort das Leben eines erwachsenen Menschen wert war! Das bißchen Arbeitskraft war doch das einzige Kapital, von dem alle zehrten, brach diese Kraft zusammen, so war auch das Kapital dahin, und Hunger und Elend waren die Folge.
Und da kam ihm eben der Gedanke so recht impulsiv aus der mitfühlenden Seele heraus: Hingehen und helfen! Er stand ja im Anfang, und es war am Ende einerlei, wo er anfing. Dort in Hainberg war er ganz gewiß auch, was er so gerne sein wollte: Armenarzt. Aber dann scheuchte ein warmer Sonnenblick den Gedanken wieder hinweg. Wie hätte er Marie zumuten können, mit ihm dorthin zu gehen, die Bequemlichkeiten der Großstadt zu entbehren und sich mit ihm in Arbeit und Sorgen zu teilen. Vielleicht besaß sie die Stärke, auch das auf sich zu nehmen, und sicher war ihre Liebe so groß, daß sie eine abgedroschene