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„Auf Wiedersehen!" Horst eilte nach Hause und schlief schnell in völliger Erschöpfung ein.
Marie aber wachte allein in dem großen, schweigenden Hause. Den Blick unverwandt auf das Antlitz des Kranken gerichtet, saß sie da und träumte mit wachen Sinnen. Die Gedanken und Vorstellungen lösten einander sprunghaft ab, sie wuchsen sich nicht immer zu klaren Bildern aus, und als der Morgen graute, versank sie in einen leisen Dämmerzustand, der sie zwischen Wachen und Schlafen hielt. Und da wurde sie ruhig, und sie fühlte sich fast glücklich: Sie hatte die Vorstellung, daß Horst bei ihr sei und alle Qual, und Not verscheuche.-
XI.
Es waren bange Wochen, die nun folgten. Der Zustand Bergs blieb zunächst äußerst bedenklich, und vor allem bestand die Gefahr, daß ein neuer Schlaganfall hinzukommen werde, dem der ohnehin geschwächte Organismus nicht widerstehen könne. Die Gefahr war umso quälender, als sich nichts dagegen tun ließ; die allgemeinen Vorbeugungsmittel: Absolute Ruhe, Vermeidung jeder Erregung — die wurden ja mit peinlichster Sorgfalt angewendet, aber es blieb doch zweifelhaft, ob sich die Gefahr beschwören lassen könne. Nun, es verging Tag um Tag, ohne daß eine neue Kornplikation eingetreten wäre, und nach vierzehn Tagen begannen die Lähmungserscheinungen langsam zu schwinden. Nun erst durfte man freier aufatmen und mit einiger Zuversicht auf die Erhaltung des Lebens hoffen.
Marie weinte, als Horst ihr die Hoffnung wieder gab. Bis dahin, im verzweifelten Ringen mit dem tückischen Feind, in der steten Sorge um den Kranken, hatte sie keine Tränen gefunden; jetzt aber, da sie hoffen durfte, löste sich die schmerzvolle Spannung, und sie weinte sich tüchtig aus. Horst begriff ihren Zustand und ließ sie gewähren — da war jeder Zuspruch doch nur vom Nebel.
Marie beruhigte sich jedoch bald. „Was müssen Sie von mir denken," sagte sie bewegt, während sie warm zu ihm aufsah. „Zu weinen, wie ein kleines Mädchen, und noch dazu jetzt, wo ich eigentlich jubeln sollte. Aber ich habe ja gar nicht zu hoffen gewagt, daß Papa sich noch einmal erholen könnte. Die Tage, in denen nichts, nichts sich bessern wollte, waren so fürchterlich, und nun hat mich richtig die Freude überwältigt." Sie lächelte ihn unter Tränen an und gab ihm die Hand. „Nicht einmal gedankt habe ich Ihnen."
Er hielt ihre Hand fest. „Wofür hätten Sie denn auch danken sollen? Gerade in diesem Falle hat mein bißchen Kunst am wenigsten vermocht, und wenn die Natur nicht das Beste geleistet — ich hätte nichts tun können, ihre ausbauende Kraft zu ersetzen."
Sie schüttelte lächelnd den Kopf und ließ es dabei gerne geschehen, daß er ihre Hand noch immer in der seinen hielt. „Davon verstehe ich nichts, gewiß muß auch die Natur tüchtig mithelfen, und Papa ist doch wohl nicht ganz so hinfällig, wie es mir sonst manchmal scheinen wollte — er würde den schweren Anfall sonst wohl kaum überwunden haben. Aber ich weiß doch auch, was Sie bei alledem getan haben, und wie groß Ihr Anteil an der Besserung ist. Und was sind Sie mir gewesen — wie haben Sie mich aufgerichtet und gehalten, wenn ich verzagen wollte! Wenn ich Ihnen doch sagen könnte, wie unendlich dankbar ich Ihnen bin."
Horst preßte ihre Hand fester, und eine tiefe Erregung bemächtigte sich seiner. „Marie!" Sie sah ihn lächelnd an, und ihre Blicke tauchten ineinander, bis er verwirrt ihre Hand freigab und sich abwandte. „Ich muß gehen," stieß er verwirrt hervor.
Sie blieb unbeweglich stehen und sah ihm zu, wie er in den Ueber- zieher schlüpfte und Hut und Stock nahm. Erst als er wieder vor ihr stand, fragte sie leise: „Müssen Sie wirklich gehen?" Er antwortete nicht direkt. „Ich komme morgen wieder und hoffentlich hat die Besserung dann weitere Fortschritte gemacht." Dann eilte er mit einem hastigen Gruß und fast fluchtartig davon.
Sie hatten es beide kommen sehen — Horst in selbstquälerischer Unruhe, Marie mit dem süßen Bewußtsein nahender Erfüllung süßer Träume. Kein Wort war zwischen ihnen gewechselt worden, das einen intimen Charakter trug, und sie waren aufgegangen in der Pflege des Kranken. Aber zwischenein spannen sich die Sonnenfäden der Liebe um so eifriger hinüber und herüber und ihre Herzen wuchsen in der gemeinsamen Sorge fest und unlösbar zusammen.
Horst stürmte in tiefer Erregung durch die Straßen dahin. Er war unter der unklaren Empfindung geflohen, daß es unwürdig sei, ihre weiche Stimmung für die Erfüllung seiner Herzenswünsche auszunützen. Aber nun schalt er sich töricht, daß er das Glück nicht dort festgehalten, nach dem seine Seele schrie, dem sein ganzes Sein kraftvoll entgegen- slrebte. Ihm war bis dahin nicht viel des Glücks geworden, und die Liebe hatte er fast immer entbehren müssen. Die Mutter war ihm früh gestorben und die Erzieherin hatte sie nicht ersetzen können. Dann kam er fort — ins Gymnasium nach Kassel und zu einem Professor in Pension, und auch dort hatte er keine Liebe erfahren. Den Vater sah er nur selten, und in seiner Vereinsamung hatte sich dann das ernste Wesen herausgebildet, das ihn später für den Genuß heiterer Lebensfreude verdarb. Nur die Sehnsucht nach Liebe war in den Jahren übermächtig in ihm wach geworden, und diese Sehnsucht drohte nun alle Fesseln der Selbstbeherrschung zu sprengen, da er sich der Erfüllung nahe wußte.
Nun sah er das herrliche Mädchen im Geiste vor sich, er durchlebte die Situation, vor der er geflohen, wieder und wieder, und er fühlte klar: Er hätte Marie nur festzuhalten brauchen, um glücklich zu sein und sie glücklich zu machen. Der Gedanke kam ihm, daß er umkehren und zu ihr eilen könne, und das wollte er denn auch.
(Fortsetzung folgt.)
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