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stück« eingetragen wurde. Dieser geriet einige Jahre darauf in Kontur», der Konkursverwalter forderte von Kurz die Herausgabe der Parzelle, Kurz lieferte sie auch ungsschickterweise au«. Er klagte dann auch gegen die Verkäuferin auf Ent« schädigung, wurde abgswiesen, und nun begann Idrrz einen fast dreißigjährigen Kampf um sein Recht mit Beschwerven, Anzeigen, Eingaben an alle möglichen Behörden und den König. Da» brachte den arbeitsamen, tüchtig?« Mann zuerst um sein Vermögen von etwa 5000^, und al« er in einer Eingabe an den König sich zu der „gefährlichen" Aeußerung fortreißen ließ: „Wenn die und die Zeugen nicht vernommen werden, so werde er einen solchen k. württ. Be. amten niederschmettern", da wurde er im Jahre 1885 wegen Querulantenwahnr in eine Irren, anstatt eingewiesen, die er erst nach 10 Jahren wieder verlassen durfte. Seitdem lebte er ruhig in Aalen und verfocht in mehreren Eingaben sein Recht, bi« im vorigen Jahr dank den Bemühungen de« Abgeordneten Speth »Wangen der alte Irr. tum in dem Kataster nachgewtesen wurde und die Kammer zwar nicht einen Recht«., aber einen Gsrechtigkeitranspruch de» Bittstellers auf eins „angemessene" Entschädigung aus Staatsmitteln anerkannte.
Tübingen 6. Febr. Die beiden Ein- gaben der Bewohner Tübingen» an die General- dircktkon der Staatreiser bahnen und den Tübinger Gewkinderat, betreffend die Erhaltung der Tübinger Alleen und der ganzen Neckarlandschaft find mit gegen 600 Unterschriften versehen, heute an ihre Adressen abgegangen. Obwohl dis Zeichner sich natürlich vorzuaeweise aus den Kreisen der Universität, de« OWerkorp« und der Beamtenschaft rekrutieren, fehlen doch auch die Geistlichen, Aerzte, Rechtsanwälte, Kaufleute, Handwerker und Weingärtrer nicht. Besonder« auffallend ist die große Zahl der Damen. Die Universität, die hervorragend an der Erhaltung der Tübinger Raturschörcheiten interessiert ist, wird sich noch eingehend mit der Frage beschäftigen. Auch eine Kundgebung der Studentenschaft steht, wie der „Schwäb. Merkur" hört, bevor. Uebrigens haben sich mehrere studentische Verbindungen in eorpors unterschrieben. E« heißt, daß die in beiden Adressen «»«gesprochenen Wünsche (z. B. Ent« ftrnung der schon aufgeworfenen, mehrere Linden in ihrem Bestand drohenden Dammes, Absteckung der geplanten Wege im Gelände und Markierung der zum Abhauen bestimmten Bäume) Aussicht auf Erfüllung haben. So liegt denn hier einmal der Fall vor, daß die Heimatschutzbestrebungen nicht zu spät kommen, hoffentlich ein guter Omen für den in der Gründung begriffenen württ. Zweigverein de« Bunde« Heimatschutz.
Nürtingen 6. Febr. Einen bemerken«, werten Beschluß macht der Oberamtsvorstand von Nürtingen, Freiherr v. Falkenstein, namen«
de« dortigen Bezirktrats bekannt. Der Beschluß lautet: „Es ist vorgekommen, daß Bezirktangehörige, von denen eine Angelegenheit bei dem Bezirk«rat anhängig war, die einzelnen Bezirksratsmitglieder ausgesucht und diese um Unterstützung in einem den Interessenten günstigen Sinn gebeten haben. Der Bezirkerat hat einstimmig beschlossen, daß sämtliche Mitglieder keine Besuche dieser Art mehr annehmen."
Eßlingen 8. Febr. Die Angehörigen der kürzlich verstorbenen Frau Marie Lam, parier, Fabrikanten-Wi we in Eßlingen, haben zum Andenken an die Verstorbene Legats und Schenkungen im Gesamtbetrag 10000 ^ au«, gesetzt. Die meisten Wohltätigkeitsanstalten des Landes find mit Legaten von 200 - 500 ^ bedacht worden.
Lauffen a. Neckar 8. Febr. Vor einigen Tagen warf ein junger Bursche einem Mädchen, da« sich auf dem Heimwegs von der Frauen- arbrittschule befand, au» nächster Nähe einen Schn es ball, der einen scharfkantigen Stein enthielt, mitten ins Gesicht. Dadurch wurde dem Mädchen au« der linken Wange ein Stück Fletsch in der Größe eine« Fünfmarkstückes heraus, gerissen. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe liegt nun bar Mädchen an Blutvergiftung schwer krank darnieder. Dis Wunde wurde anscheinend durch den Etraßenschmutz. der mit dem Schnee vermengt war, verunreinigt. Der Täter ist bekannt.
Rottweil 8. Febr. Das Urteil in Sachen der Anfechtungsklage gegen die Ent« mündigung des Freiherr» Oskar »Münch wird am 26. Februar vor mittagt 9 Uhr verkündigt.
Ulm 8. Febr. Der Schranne waren nur 1010 Zentner Getreide zugsführt, da« zu folgenden Mtttelpreisen abgesctzt wurde: Kernen 10.61 Weizen 10.60 Roggen 8 31 Gerste 9.48 Haber 8.29 Gegen den letzten Fruchtmarkt hat der Zentner Kernen um 5 H, Weizen um 8 -H Roggen um 1 H, Gerste um 18 --Z, Haber um 12 aufgeschlagen. — Dem Schwstnemarkt waren 200 Milch- schweine und 14 Läufer zugeführt, erster« kosteten 20—27 letztere 40—45 p o Stück.
Von der oberen Donau 8. Febr. Eine gesalzene Strafe erhielt der Wirt eine« Hegoudorfer, da er bei seinen Gästen dar „Zwicken", ein Glück rspiel, duldete. An einem Dezember« tag .zwickten" sieben Kartenspieler in seiner Wirtschaft. Die Einsätze waren mitunter ziemlich bedeutend, zuerst 1.50 dann 3 in der Kaffs waren zeitweilig 60 Einer der Mit« spielenden gewann 100 Der Wirt wurde zur Anzeige gebracht. Bei der Verhandlung vor dem Schöffengericht in Engen wurde auch die Frage erörtert, ob die hohen Einsätze den Vsr- mögenrvsrhältniffsn der Spieler angemessen ge.
wesen seien und ob die Leute, die mitspieltsn, einen Spielverlust von 50 ^ im Monat haben ertragen können. Der Vorsitzende erklärte, daß er diese Frage stellte, weil die Steuerbehörde sich jedenfalls noch dafür interessieren werde, wen« den Spielern solche Spielverluste nicht wehe tun. Der Wirt, der das Glückrspiel gestattete, wurde sodann zu 60 Geldstrafe verurteilt. Mit Recht wurde bei der Begründung dieser Strafe hervorgehobsn, daß dieses verwerfliche Spiel schon viele Familien ins Unglück gebracht habe, ein geordnetes Fortkommen erschwere und entsittlichend wirke, wenn es zur Leidenschaft werde.
Friedberg (Oberheffen) 8. Febr. Au» dem um 6 Uhr heute früh au» Frankfurt abge- gangenen Schnellzuge stürzte der Oberleutnant Hermann Müller vom 60. Infanterie-Regiment bei Ntederwöüstadt sus dem Coups und wurde tot Lufgcfundsn. Ein Bein war ihm abgefahren. Ob ein Unfall oder ein Verbrechen vor« liegt, muß die eingeleitste Untersuchung ergeben, da die Lüche am Kopfs Verätzungen aufwies und ihre Kleider zerrissen waren.
Frankfurt a. M. 8 Febr. Eine gestern von etwa 6000 Personen besuchte Versammlung im Alb'N Schumann-Theater nahm Stellung gegen die beabsichtigte Erhöhung der Brausteuer. Die Versammlung, dis sinberufen war vom Frankfurter Brauern Verband, von hiesigen und benachbarten Gastwirte Vereinen, von den Orga- nisatiouen der Flaschenbier, und Kolonialwaren. Händler, vom Gewerkschaft» Kartell und von den Verbänden der Brauereiarbeitsr und Konsumenten aus Frankfurt und Umgegend nahm einstimmig eins Resolution «n, in der Protest eingelegt wird gegen dis dem Reichstags unterbreitete Vorlage eines Brausteuergesetz s, Die Versammlung sprach die bestimmte Erwartung aus, daß der Reichstag der Brauftcuer Erhöhung seine Zustimmung ver» sagen werde.
Berlin 8. Febr. Die „Nordd. Allgem. Zeitung" widmet an der Bp'tzs ihrer heutigen Nummer in offiziösem Sperrdruck dem englischen Königspaar einen kurzen Begrüßung«, artikel, in dem es heißt: Dis Kundgebung freundwillig er Gesinnung und verwand schaftlicher Zuneigung, zu denen der B-such willkommenen Anlaß giebt, werden eine neue Ermutigung für Alle sein, dis in Deutschland und in England bemüht find, einer Entfremdung zwischen den beiden Reichen entgegen zu wirken und die deutsch, englischen Beziehungen in sichere Bahnen zu lenken. Freilich wird er roch unverdrossener Aufklärungsarbeit bedürfen, um dar Ziel zu erreichen, da« in der Sicherung einer auf gegenseitiger Wert, schützung begründeten Freundschaft zwischen den beiden großen Kulturvölkern vorgezeichnet ist. Aber auf dem Wegs dahin möge der Besuch des britischen Königrpaare« und der Empfang,
ist ein liebe» herziges Mädchen, Fräulein Eoa, die — die ich aufrichtig lieb gewonnen habe und von der ich hoffe, daß sie mir von ganzer Seele zugetan ist. Geh ich j tzt, ohne ein entscheidendes Wort gesprochen zu haben, so ist'« damit vorbei und ich hatte soviel Hoffnung, ich hätte, auch in Deinem Sinne, ein neue« Leben beginnen können, Erika! Es soll für immer vorbei sein mit dem Leichtsinn! — E« wäre hart, daß gerade Du es sein solltest, deren Dazwischenkommen mein bestes Glück verhinderte! Du hast so viel für mich getan — und wenn Du es nicht auf Dich nehmen willst, noch jetzt an der Schwelle der Hägers unter irgend einem Vorwand umzukehren- so bringe mir ein letztes Opfer dis zwei oder drei Lage, um die sich'» handelt — mich nicht oder ganz von fern zu kennen! Hast Du einmal unseres Vater» Namen verleugnet, so kannst Du für ein paar Stunden auch Dünen leichtfertigen Bruder verleuanen, Erika — und olle« «trd gut auszehon, besser» viel b.ffer al» Du denkst, Schwester!"
Und !-un hielt er ihre beiden, vom Gang in der Winterkälte etwa» erstarrten Händen zwischen seinen Händen und küßte sie und sah ihr bittend in» Gesicht. Im feuchten Glanz seiner Augen sah sie die Sorge lauern, sie erkannte in den Mundwinkeln neben lachendem Uebermut und unser, «östlicher Lebenszuverficht die Fältchen, die schlimme Stunden hinterlaffen hatten. Sie empfand, daß er etwas erbitte, war sie nie gewähren sollte und wußte doch dem halb vorwurfsvollen, halb schmeichelnden Klange in seiner Stimme nicht zu widerstehen.
Sie entwand ihm rasch ihre Här.de und versetzte abwehrend: „Es ist nicht dasselbe, Bodo. ob ein Mädchen, die gezwungen ist, eine Stellung einzunehmen, einen Namen, der nicht recht zu dieser Stillung poßt, mit dem Namen ihrer Mutter vertauscht, oder ob Bruder und Schwester die Kommödie aufführen, sich fremd zu sein. Und ich hätte selbst da« erste» nicht getan, wenn ich hätte ahnen können, doß ich Dich hier in solcher Lage finden sollte. Wäre ich an Deiner Stelle-ich reiste dennoch sofort ab!"
Als er aber mit finsterem Blick einwarf: „Nun gut, wenn Du es durchaus willst, wenn Du es forderst, werde ich dem Hau» hier und damit jeder Hoffnung auf künftiges Glück den Rücken kehren!" — gab sie dennoch nach und sagte: „Am Scheitern Deines Glückes will ich keine Schuld tragen, Bodo, obschon Du es bist, der mich in diese grausame Lage gebracht hat. Umkehren kann ich jktzt nicht mehr, da« kranke Fräulein hat mir zu herzlich ihr Verlangen nach mir gezeigt! Beinahe sehnsüchtig und schwesterlich klangen ihre Briefe — schwesterlich — vielleicht ist es ein gute» Zeichen für Dich gewesen, Bodo! Aber Du versprichst mir, daß Du in der ersten Stunde, wo ich fühle, daß es nicht durcksührbar ist. was Du mir anfinnst, abretsest und schreibst mir dann ars Deiner Garnison, was weiter mit uns beiden werden soll."
Er gab mit stummem Kopfnicken das geforderte Versprechen — ste sah an seinem verdüsterten Gesicht, wie schwer ihm diese Begegnung gefallen war, und doß er sich wenigster« in diesem Augenblick der Opfer schämte, dis er seither gedankenlos von ihrer Liebe für ihn angenommen hatte und heute hier nun steigern mußte.
Erika hätte ihn j tzt trösten mögen — aber sts waren inzwischen de« Wagen zu nahe gekommen, und der Bruder machte ihr mit einem Blick verständlich, doß es so. wie sie j-tzt. halb fremd, neben einander hertrotteten, dos reckte für die beobachtenden Blicke der Kutschers Engirr sei.
Der Kutscher klaschte schon large ungeduldig mit feiner Peitsche und soh immer aufmerksam die Etrcßs zurück, ans welcher der Leutnant Md das neue Gesellschafttfrävlein heronkamen. Beim schlimmsten Willen ließ sich nicht» wahrnehmen, war daheim in der Küche zu einem Abendgespräch venver det werden konnte und diese E kenntnis stimmte Engler um so brummiger, da er sich von Fräulein Münter ein zweite« Trinkgeld nicht vsrsp ach. Dis Herankowmer den beschleunigten ihre Schritte trotz dieser verständlichen Mahnung nicht, ja Fräulein Erika blieb noch einmal stehen