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Amts- und Änzeigeblait für dm Gberamtsbesirk Lalw. 8t.
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ÄMtttche BekKNWtmachttngeV.
Lisenbetonkurs.
Wir beabsichtigen, unter Leitung der Beratungsstelle für daS Baugewerbe in der Zeit vom l9. bis 23. dS. Mts. einen Kurs im Entwerfen und Berechnen einfacher Eifenbetonkonstruktionen zu veranstalten. Der Unterricht wird von Herrn Baurat Sckmid in einem Lehrsaale der K. Baugewerk- fchüle erteilt werde» und zwar am 19. und 22. Febr. nachmittags 3—7 Uhr, am 20 und 23. Februar vormittags von 8—12 Uhr. Das Untenichtsgeld beträgt 10 und ist am Tage des Kursbeginns an unser Kassenamt zu bezahlen. Die Zulassung ist von dem vorausgegangenen Besuche der dritten Klasse der Baugewerkeschule in Stuttgart oder einer gleichwertigen Anstalt abhängig.
Wenn sich eine genügende Teilnehmerzahl findet, werden am 22. und 23. Februar nachmittags Führungen auf verschiedenen anderen Gebieten des Bauwesens veranstaltet und am 24. Februar ein Lehrausflug angeschlossen werden.
Im Falle großer Beteiligung ist in Aussicht genommen, in der Zeit vom 26. Februar bis 2. März einen zweiten Kurs in Crailsheim abzuhalten. In den Anmeldungen wolle bemerkt werden, ob gegebenenfalls gegen die Zuteilung zu diesem zweite« Kurse nichts etngewendet werden wird.
Zulafsungsgesuche wollen mit dem Nachweis der geforderten Vorbildung bis IS. ds. Mts. bei uns eingereicht werden.
Stuttgart, 4. Februar 1909.
Mosthaf.
Tagesrtenigketteu.
* Calw 9. Febr. Die Einstellung einer Exigenz für die Korrektur der Stuttgarter Straße in den staatlichen Straßenöauetat entspricht einer längst angsstrebten Verbesserung des Verkehrs der Oberamtsstadt mit den Gäuorten.
Dienstag, den 9. Kebruar 1909.
Srzugbpr. t. b. Stadt -/»ährl. «l. LrS-erl. Mt. I.2S. Hostbtzuztpi. s. d.vrt«- u. NachLarort«»erk. >/»Lhrl. Mk. »Lv, in, N«riw«rle», LU. !.W. «estMz. i-lWürtt.80 Hs«.. tu »-,-rn u. PW.
j Es ist in der Tat auffallend, daß eins so viel befahrene Straße nicht schon vor Jahrzchnten eine Aenderung erfahren hat. Während aus der linken Nagoldseite, namentlich auf dem ober« Wrld dem Straßenbau erhöhte Aufmerksamkeit zuteil wurde, blieben die Straß mverhältniffe auf der Gäuseits mit wenigen Ausnahmen so ziemlich beim alten. Für dis Obsramtestadt selbst find gewisse Straßen- bauten nachteilig geworden, da sie dem Verkehr teilweise eine andere Richtung gegeben haben. Die Stuttgarter Straße wird dagegen dem Verkehr der Gäuorte mit der Oberamtsstadt sehr zweckföcdernd sein und es ist aus diesem Grunde die Ausführung der neuen Straße lebhaft zu begrüßen. Bei oer gegenwärtigen Finanzlage des Staates wird man zunächst mit den bereit gestellten Mitteln sich begnügen müssen, doch muß schon schon jetzt darauf htngearbeitet werden, daß in absehbarer Zeit dis Korrektion der Straße in der Richtung nach Althengststt ihre Fortsetzung findet und daß demnach auch die Steigung der Straße vom Eisenbahndurchlaß an bi« gegen Althengststt hin eins durchgreifende Verbesserung erfährt.
Leonberg 8. Febr. Dis Lsonberger Gipsfabrik von Julius Perlen ist samt Inventar in den Besitz d;s Elttngsr Gaswerkes, I. Eppinger, um den Preis von 205 000 ^ übergegangen. Perle» hatte seiner Zeit für die Gtprfabrik Leonberg 84000 bezahlt. Durch die Fusion wird das Giprwerk Eltingsn-Lronberg das größte Unternehmen dieser Art in Württemberg sein.
Stuttgart 8. Febr. (Kriegsmäßige Wtnterübung.) Am 10. und 11. d. Mt«, findet unter Leitung de« Kommandeur« der 27. Kavalleriebrigade, Obersten v. Knörzer, eine größere Uebung gemischter Waffen im Aufklärung«, und Sicherungsdtenst statt, zu der Teile der In
fanterie- (einschl. Maschinengewehr-Kompagnie») und Kavallerie-Regimenter der Standorte Stuttgart, Ludwigrburg, Ulm, Tübingen und Gmünd hsrangezogen werden. Die Uebung, die vollkommen kriegsmäßig verlaufen soll, beginnt am 10. ds. abend« u id wird ohne Unterbrechung bi« 11. d». abends durchgeführt. Der Rückmarsch in di« Standorte erfolgt, soweit er am 11. nicht mehr möglich, am 12. Febr.; einzelne wett entsandte Kavalleriepatrouillen werden erst am 13. ds. zurückkshren. Dis Unterbringung erfolgt kcie^- wäßig in engen Quartieren ohne Verpflegung. Dis Kavallerie führt Verpflegung für Mann und Pferd auf ihren Feldfahrzeugen mit, die In- fantsrie trägt die Verpflegung im Tornister.
(Schw. M.)
Stuttgart 8. Febr. Der dem Brand in der Dragonerkaserne zum Opfer gefallene Dachstuhl des Stallzebäuder soll wieder in gleicher Weise aufgebaut werden, nur in etwa« schwächerer Konstruktion, da er ja nur noch etwa 2 Jahre seinen Zwecken dienen wird.
Stuttgart 5. Febr. An Fall, dessen Tragik im vorigeil Jahr die Abgeordnetenkammer und die Oeffentlichkeit beschäftigte, ist jetzt „erledigt". Dem Säger Wendeltn Kurz von Aalen ist auf dem Wege der Gnade eine Zuwendung von 2500 bewilligt worden. Mag da», was dem Manne hier gewährt wurde, da« Aeußersts sein, was da« Ministerium glaubte gewähren zu kö men, ein peinlicher Rest unbefriedigter materieller Gerechtigkeit bleibt. Kurz, im Jahre 1872 ein selbständiger Ztmmermeister, der mit mehreren Gesellen arbeitete, kaufte von einer Wltwe 2 Parzellen und blieb in deren ungestörtem Besitz, bi» bet der Landesvermessung im Jahrs 1877 durch ein Versehen der Geometer» die eine Parzelle auf den Besitzer eine» angrenzenden Grund-
Wetter Keiurich.
Novelle von C. Rathmann.
(Fortsetzung.)
Daß ich Dir nicht wieder kommen durste, wußte ich freilich und Habs o» auch dem Oberst erklärt, als er in mich drang, meine Verhältnisse zu arrangieren, wie er'« nannte. Eine reiche Verlobung hätte mir Aufschub und Rettung verschaffen können. Der alt« Heydeck sah da« selbst und gab mir 2 Monate Urlaub! Zeit genug, daß einem da» Glück eins» Finger reichen könnte — wenn man Glück haben sollte! — Ich bin zur Jagd auf ein paar Gütern gewesen, ohne einen Engel wahrzunehmen, oer änen verlorenen Sohn — oder ich muß wohl Bruder sagen? — emporheben möchte. Am Ende bin ich hierher geraten u>d wahrlich hier war ich nicht ohne Hoffnung. Bi« vor zwei Stunden, wo ich plötzlich durch einen Zufall erriet — daß Du es seist, die ins Hau« Hagen als Gesellschafterin treten will. Er ist ein Glück im Unheil, daß ich bei dem Namen Erika Münter Verdacht schöpfte und mir von der lahmen Tochter de» Hauses Deine Photographie zeigen ließ und daß es gerade noch möglich war, Dir entgegenzugshen. Eine hübsche Theaterszene hätte es abgeben können, wenn ich nichts geahnt und Du plötzlich vor di« verehrltche Kom- merzienratrfamilis und mich hingelrete« wärest. Und nun — wir haben nicht viel Zeit, — was soll werden? Wat sagt meine «eise Schwester zu dieser kritischen Lage?
Erika v. Gravsnrsuth versuchte ihren Bruder wiederholt anzusehen, es schien ihr unmöglich, daß er im Ernst so fragen könne. Er hob hart- näckig seine Augen zu den Wolken empor, deren rote Ränder allmählich in orangefarbene übergingen, oder von der hereindunkelnden Nacht verschlungen wurden, und blickte die Straße hinunter bi« zu dem fernen Punkt, dem Engler mit dem Landauer zurollte. Sie gab auf, in seinem Gesicht
zu lesen und antwortete leise, aber fest: „Deine Schwester sagt nichts, als war Du Dir selbst gesagt hast, vodo — Du mußt sofort von hier abreisen, da wir nicht als Fremde unter einem Dach sein können!"
»Abreisen! Nach meiner Garnison und direkt vor meinen Pistolen- kästen?" fragte er wie verzweifelt zurück, indem er stehen blieb, aber «ach wie vor dem eindringlichen und tramigen Blick der großen blauen Augen de« jungen Mädchens aurwich.
Erika war offenbar einige Jrhre jünger als ihr Bruder, ihre Gestalt, obwohl nur gleich groß als dis dr« jungen Offiziers, schien doch letztere zu überragen, auch ihr Gesicht zeigte bei aller Anmut festere, klarers Züge als die Bodos. Bei seinem letzten Ausruf richtete sie ihr gesenkte« Haupt zürnend empor und sagte mit nachdrücklichem, beinahe finsterem Ernst: „Schäme Dich, Vodo! — Ich habe, wie Du wohl weißt, ein Recht auf Dich erworben und halte Dich für unfähig, feig aus der Welt zu gehen und mich zu verlassen. Sind Deine Verhältnisse so, daß Du Dich nicht mit Ehren behaupten kannst, so weißt Du mich längst bereit, überall — und müßte rs drüben in Amerika sein — ein neues Leben mit Dir anzufangen. — So sehr ich Dir jedes Glück gönnen würde, so widerstrebt mir'«, daß Du eine reiche Frau nur suchst, um Deine Verhältnisse zu ordnen und da» gewohnte Leben fortzusetzen. Ich trau Dir zu, daß D« am Ende doch zu stolz dazu bist! Vodo, wenn Du wirklich keinen Ausweg mehr stehst, nimm gleich mir den Namen der Mutter an, wir lassen aller hinter uns und Du wirst in anderen Umgebungen endlich der sein» der Du bist, Bruder!
Vodo v. Gravenreuth hatte ein paarmal Miene gemacht, die Ansprache seiner Schwester unterbrechen zu «ollen, j-tzt seufzte er tief und sagte: „Dein alter Traum, Erika! — als ob es so leicht wäre, alle« wegzuwerfen, worin man groß geworden und woran dar Herz hängt. Wenn Du mich lieb hast, so darfst Du mich nicht au« diesem Hause hinwegscheuchen, da