Sur Baden 6. Febr. Der Groß­herzog hat, wie aur Offenbmg gemeldet wird, den Raubmörder Philippsohy zu lebersläng, liche« Zuchthau« begnadigt.

Mannheim 6. Febr. Die Buchdruckerei Katz, woselbst die Plälz. bad. Tabakzeitung gedruckt »ird, ist heute Nacht 2 Uhr vollständig niedergsbrannt. Der Schaden beträgt über 100000 Die Sntstehungrursache ist unbekannt.

Regensburg 6. Febr. Der Direktor der Farbenfabrik in Sinzing bei Regen«bürg, der die Sicherungsarbeiten bei der durch da« Hoch- rvaffer der Laaber stark gefährdeten Fabrik leitete, stürzte in die hochgehenden Wellen und wurde bi« in die Donau hinau«getrieben, wo er bewußtlos aufgefischt wurde. Er starb einige Stunden später. Die Donau ist seit gestern um mehr als einen halben Meter gestiegen und steigt weiter. Besonder« gefahrdrohend ist die Lage in Stadt amhof und Steinach. Tie Verbindung nach beiden Orten ist völlig unterbrochen.

Nürnberg 6. Febr. Ta« Hochwasser geht stark zurück, doch find die Brücken in der Stadt unpassierbar. Ein ISjähriger Schneider- lehrling ist ertrunken. Das Hau« Kleinweiden- wühle Nr. 4 ist eingefiürzt. In Vogtendorf bei Kronach ist der Mühlebefltzcr Buschmann ertrunken. In Hummendorf ertranken 2 Kinder. Dis Haupt­bahn ist bei Schwan darf durch Brücker ein stürz bei Hartmannshof unterbrochen. Au« Mittel­franken und der Oberpfalz wird ebenfalls starke« Fallen de« Wüster« gemeldet. Bei Ettendorf wurde auf der Pregnitz eine weibliche Leiche an- getrirben.

Berlin 7. Febr. In der gestrigen Fi- nanzkommtssion de« Reichstag» legte der «ürttsmbergische Ftnanzminister von Geßlsr eingehend die Gründe dar, die vom Standpunkt der Einzelstaaten gegen eine Reich «Vermögenssteuer und gegen die Veredelung der . Matrikularbeiträge sprechen. Er würde nach den Erfahrungen der Einzelstoaten jahrelang dauern und viele Millionen beanspruchen, wenn man Vermögenskatafler an- legen wollte Nur die Vermögenssteuer er mögliche es den Einzelfiaaten, ihre Kulturaufgaben zu erfüllen. Der Kompromtßantrag, der in der Unterkommis fion der Steuer kommisston zum Branntweinmonopol auszearbeitet worden ist, beruht nach demBerliner Lokal-Anzeiger" auf folgender Grundlage: Die Regierung ver­zichtet auf die Forderung de« Monopols. Dis Maischraumsteuer wird abgeschafft, dagegen wird die Verbrauchrabgabe, die birher 70 ^ pro Hekto­liter betrug, auf weit über 100 erhöht. Diese Abgabe wird erst dann fällig wenn tatsächlich ein Verbrauch de« Fabrikates bewirkt ist; sie ist also keine Fabrikatsteuer. Die Brennsteuer soll in der bisherigen progressiven Weise weiter ausgestaltet werden. Die sogenannte Liebesgabe fällt nicht

weg; nach dem Vorschlags der Unterkommisston wird sie nur ermäßigt.

Berlin. Für den Empfang de» engli­schen Königspaar« und für die ihm zu Ehren stattfindenden Festlichkeiten am Kaissrhof ist da« Programm nunmehr nach den letzten An­ordnungen wie folgt festgesetzt worden: Dienstag, 9. Febr.. 11 Uhr vorm: Ankunft auf dem Lehrter Bahnhöfe, Empfang durch da« Kaiserpaar, den Kronprinzen und die Kronprinzessin, die Prinzen und Prir zrsfinnen der Königlichen Hause«, sowie die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen undPrirzesfinnen au« regierenden deutschen Häusern. Auf dem Pariser Platz Begrüßung durch die städtischen Behörden. Weiterfahrt auf dem Mittel­weg der Straße Unter den Linden nach dem Königlichen Schloß. Wohnung des Königs: Mil- helm'sche Wohnung, dxr Königin in den Königs- kammern. 1 Uhr nachm.: Familiensrühstückr- tafel im kleinen Speisesaal de« Schlöffe«. 8 Uhr Galatafil im Wißen Saale des Königlichen Schlosser. Mittwoch, 12 Uhr mittags; Besuch im Rathaus; um 1 Uhr Frühstück in der eng. lischen Botschaft; 9 Uhr abend«: Ball im König­lichen Schlöffe. Donnerstag, 10 Uhr vorm.: Autowobilfghrt noch Potsdam. Besuch des Mau- soleum des Kaisers und der Kaiserin Friedrich; 1?/s Uhr nachm: Frühstück beim Osfizierko:pr de« 1. Garde Dragoner-Regiments Königin Viktoria. 7 Uhr abends: Fsmilientaftl beim Kronprinzen, paar. 8'/» Galavorstellung im Opernhaus (Sar- danopal. Freitag vorm.: Besichtigungen in der Stadt, womöglich des königlichen Marstüll» 2 Uhr Frühflückstofel im Königlichen Schloß. 5 Uhr nachm.: Abfahrt de« König« paar es vom Lehrter Bahnhof.

Berlin 6. Febr. Dar neue Militär­luftschiff 2, da« augenblicklich beim Luftschiff«. Bataillon Reinickendorf gebaut wird, ist soweit vollendet, daß seine ersten Uebungtführten im Laufe des Moratr Mai zu erwarten find. Der neue Ballon ist genau wie da« Militär-Luftschiff I gebaut.

Paris 5. Febr. Der Tempi meldet aus Fez: Der Sultan Muley Hafid hat dem deutschen Konsul in Fez anläßlich des 50. Geburts­tages des deutschen Kaiser« ein von ihm in arabischer Sprache verfaßtes Gedicht zu Ehren Kaiser Wilhelms eingesandt. Er bringt darin seine Glückwünsche für den Kaiser und den auf­richtigen Wunsch rach Erhaltung der freundschaft­lichen Beziehungen zwischen Marokko und Deutsch­land zum Ausdruck. Zum Empfange, der am 27. Januar beim deutschen Gesandten in Marokko stattfand, erschienen nicht weniger als 80 Ein- geborenen.Sultane, die unter deutschem Protektorate stehen.

Innsbruck 6. Febr. Auf dem Bahnhofs in Feldkirch verhaftete die Polizei eine aus der Schweiz kommende angebliche russische Gräfin,

weil fieBomben und Sprengstoffs sich führte.

Wien 6. Febr. Die Prügelei, mit der die gestrige Sitzung des Abgeordneten­hauses schloß, war wohl die widerwärtigste Szene, die das österreichische Parlament bisher erlebt hat. Den Mittelpunkt der Rauferei bildete der tschechisch-radikale Abgeordnete Spaceck, der zu Boden gerissen wurde. Ein Dutzend Fäuste hieben auf seinen Schädel ein. Es hagelte Ohr- feigen» Fußtritte und Rippenstöße. Der Abge- ordnete Udcrzal wurde in den Daumen gebissen. Die Wacht am Rhein, die österreichische National- Hymne und die Arbeiter-Marseillaise tönten durch- einander.

Wien 6. Febr. Gestern Nachmittag be- gaben sich die Vertreter der deutschen Par­teien, denen sich auch viele Vertreter der Christlich-Sozialen angeschloffen hatten, zum Ministerpräsidenten zwecks einer gemein- samrn Einwirkung zu Gunsten der Deut­schen in Prag. Baron Bienerth wurde darauf aufmerksam gemacht, daß bei der herrschenden Aufregung Krawalle in Prag sehr wahrscheinlich seien. Der Ministerpräsident erklärte, die Regierung sei sich ihrer Pflicht voll bewußt. Er würden alle Vorkehrungen getroffen werden, um die Deutschen in Prag vor etwaigen Aus­schreitungen zu schützen. Die Regierung würde gegebenenfalls auch vor den ernstesten Maßregeln nicht zmückschrecken.

Sofia 6 Febr. Am ollen Teilen und Pr ovinzen kommen Telegramme überpatriotischs Kundgebungen, in denen die Regierung auf- gesordert wird, mutig auszuharren und der Kraft des Volkes zu vertrauen, das zu jedem Opfer für die Unabhängigkeit Bulgariens bereit ist. Wie aur Bukarest geu r ldet wird, passierte gestern eire große Menge Kriegsmaterial Rumänien auf dem Wege von Oesterreich nach Bulgarien, darunter 3 Waggons mit 20 000 kx Dynamit und 4 Waggon« mit 200 Kisten Bomben. Die Sendungen wurden sofort rach der türkischen Grenze transportiert.

London 6. Febr. Bei einem heftigen Sturm, der gestern in der Nordsee herrschte, schlugen bei F-amborough an der Ostküfte von England die beiden FischerbooteGleaner" und Lwo Brothers" um, als sie eben in den Hasen eir.laufen wollten. Sechs Fischer ertranken. Auch bei Reden an der Küste von Dorkshire gingen zwei Fischerboote unter und alle darauf befind­lichen Fischer kamen ums Leben.

London 5. Febr. Die gefährlichen L- strahlen haben von der Wissenschaft ein neues Opfer gefordert: Harry W. Cox, der englische Forscher, der sich schon seit Jahren mit Experi­menten mit den X-Strahlen beschäftigt, hat sich j tzt einer Operation unterziehen müssen, bei der er 3 Finger und den größten Teil seiner rechten Hand verloren hat. Schon vor einigen Jahren

nicht wieder nach der Landstraße um, und hatte beim letzten Blick von den Blutbuchen au« weder den Wagen von der Station her, roch den einzelnen Fußgänger wahrgenommen, der von der Papiermühle, zwischen den Schnee- wänden, die ihm fast bi« zu den Schultern reichten, die Straße daherkam. Hätte er ihn gesehen und Bodo v. Gravenreuth in ihm erkannt, so würde Heinrich Hagen kaum eine freundliche Deutung für den einsamen Spazier­gang de« jungen Offizier« gehabt haben. Und doch war wäre ihm der Leutenant v. Gravenreuth und dessen Vergangenheit und Gegenwart gewesen heute, jetzt, wo ihn bet der Dämmerung de« beeisten engen Wege« und de» vorrückenden Abend« ein tiefer Wehgefühl über einen versagten höchsten Wunsch feine« Herzen« ganz und gar erfüllte.

Bodo v. Gravenreuth hatte da« Hau«, in dem er seit einer Woche ein begünstigter Gast war, kaum zehn Minuten später verlassen, als der einsame Reiter. Sr war nach seinem Verlangen bei Fräulein Christine angemeldet worden und bald derb eingetreten und hatte der Ueberraschten die Bitte ausgesprochen, dar Bild der F-äulein Erika Münter sehen zu dürfen. Er glaube, dieser Dame gesellschaftlich begegnet zu sein und möchte sich gern vergewissern, ob dem so sei urd ihn nicht bloß eine zufällige Sehnlichkeit de« Namen» täusche. Fräulein Christine hatte sich alsbald ein Album bringen lassen und aus diesem eine Photographie in Kadirett«formal hervorg zogen, die der Leutnant tn seine wie er Christine vorkam, zitternden Hände nahm und lange aufmerksam betrachtete. Er hatte dann, ohne die Frage der Kranken, ob er in Fräulein Münter eine Bekannte erkenne, zu beantworten, da« Bild gelobt, für dessen Vorweisung gedankt und um Entschuldigung für die Störung gebeten und war so rasch au« de« Gemach der Leidenden verschwunden, als er eingetreten war. Christine, die den Fahrstuhl mit einem Ruhebett vertauscht hatte, starrte noch lange nach der Tür, sie wußte bei dem Dämmerlicht, La» schon im Zimmer

herrschte, nicht, ob ste recht grfthrn hatte, daß Herr v. Gravenreuth bei der Betrachtung de« Bilde« bleich geworden sei.

Hätte Eie ihn erblicken können, wie er drunten neben dem Saal in da» Gastzimmer geeilt, mit Degen, Mantel und Mütze wieder erschienen war und dann durch eine Hintere Pforte der Villa und die dichtesten Park­anlagen unbeachtet die Landstraße zu erreichen getrachtet hatte, so würde fie an ihrer Wahrnehmung nicht gezwetfelt haben.

Bleich freilich war das Gesicht de« jungen Offiziers, der mit großen Schritten die Landstraße dahinging, jetzt nicht mehr, auf seinen Wangen glühte das Fieber peinlicher Erwartung und sein scharfe« dunkles Auge überflog die Landstraße, die er bis zu den Blutbuchen hinter sich ließ, ehe auch er dar Geräusch des Heranrollerden Wagens hörte und diesen bald darauf wahrnahm. Er fand die Lage, tn der er hier am Rande de» Fahrwege», dis Füße in einem zusammen gewehten Haufen Schnee, stand» seiner so unwürdig, daß er ein paar halblaute Flüche nicht unterdrückte, aber dabei doch den Wagen im Auge behielt und nach einer Minute ungeduldigen« Harren« dem Kutscher zurief, zu halten. Wie der Landauer mit einem Ruck stillstand. klirrte da« rechte Wagenfenster herab und ein schöne» Mädchengestcht, da« in diesem Augenblick nicht« als schmerzliche Bestürzung, unverhohlenen Schreck ausdrückte, bog sich nach der Straße und dem Anrufer hinaus. Dieser aber war mit einem Sprung am Wagen- schlacr und sagte mit halberstickter Stimme: «Also doch! Du bist e«, die als Fräulein Münter in ein fremde« Haus eintreten will! Wozu der fremde Name, Erika?" Da« junge Mädchen hielt dem zornigen Blick de« Zürnen­den ruhig Stand und entgegnet« leise:

Es ist der Namen unserer Mutter, Bodo, und ich glaubte gerade in Deinem Sinne zu handeln, wenn ich da» Notwendigste unter diese« Namen tue. Daß es notwendig für mich ist, eine Stellung anzunehmen