31. Amts- und Än^eigeblatt für den Oberamlsbezirk Calw. 84. IchMtz.

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Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Die Straßensperre im Ort Neuhengstett ist aufgehoben.

Calw, 8. Februar 1909.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Tagesnenigkeiten.

* Calw 6. Fsbr. Der Bedarf der Amts- körpsrschaft zur Deckung ihrer vor- arischlagsmäßigen Ausgabe beläuft sich tm Rechnungsjahr 1. April 1908/09 auf 67 600 Auf 1 der als G undlage für die Amtskörper- fchaftrumlags festgekelltsn Summe entfallen 46,48 Amtrkörpsrschafttumlage. Auf die Stadt- gemeinde Calw trifft es die Summe vor 22 028 dar ist beinahe */s der Amtskörperschaftrumlage. Im Rechnungsjahr 1906/07 betrug die Umlage 60000 es ist somit die Umlage in 2 Jahren um 7600 ^gestiegen. Da die Umlage Einfluß auf den städtischen Etat hat, so hat die Stadt» gemeinde dlis größte Interesse dara», daß die Amiskörperschafrrumlags nicht in allzu raschem Tempo aufstsigt.

* Calw 6. Fsbr. Der neue Etat des Ministeriums des Innern bringt unserem lange Zeit vernachlässigten Bezirk endlich einmal verschiedene Verbesserungen und Neubauten an Staatsstraßen. Vorgesehen find zur Ausführung für die Zeit vom 1. April 1909 bis 1911 die Herstellung eines Gehwegs; und Erbreiterung der beiden Täler back brücken in Hirsau mit einem Aufwand von 5000 die Verlegung der Staats­straße Böblingen-Calw von der Einmündung der Staatsstraße TübingenCalw bis zur Stadt

Montag, Len 8. Februar 1909.

Calw mit einem Aufwand von 70000 ^. Zu­schüsse werden gegeben sür Verbesserung der Etter-Staatsstraße zu Calw (Voranschlag 27 500 zur Verbesserung der Octrstcaßsn zu Neuhengstett (Voranschlag 5000 »A), fürEc- bauung einer Nachbarschaftsstraße vo r Emberg in das Tein achtal (Voranschlag 86000 und zur Erbauung einer Nagoldbrücks bei Unterreichenbach (Voranschlag 42000 ^t) In den Nachbarbszirken sind in Aussicht genommen eins Verbesserung der Nachbarschaft«straßs von Kuppingen nach Sulz ob Eck bet Nagold (Voranschlag 55 000 ^t) und ein zweiter Beitrag für eins Straße von Bern eck durch dar Köll- bachtal bir Hornberg (Voranschlag 214000 ^se).

Herrenberg 6. Febr. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 119 Stück Milchschweine, Erlös pro Paar 3548 66

Stück Läuferschweine, Erlös pro Paar 5596^. Verkauf ordentlich.

Stuttgart 7. Fsbr. Zur Gründung einer Verbandes württbg. Gemeinde­rechner fand heute tm Bürgermufeum eine Landesvsrsammlukig statt, die von etwa 400 Gemeindsrechnern besucht war. Der Vorsitzende, Stad!pfl;ger Wetlenmann-Nürtingen, wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß die Aufgabe de» Verbands darin erblickt werden soll, auf eine möglichst einfache, gleichartige und zweckentsprechende Behandlung von Bsrufsangele- genheiten im Interesse der Gemeinden und des Staates hinzuwtrken und die gemeinsamen Inte­ressen der Verbandsmitglieder zu fördern. Die Gründung des Verbands wurde sodann einstimmig beschlossen; er liegen bereits über 800 Beitritts­erklärungen vor. Zum Verbandsvorfitzenden w urde Stadtpflsger Wetlenmann-Nürtingen gewählt.

SejUg-pr. I. l>. »ladt -/.jährl. m. Trüg«!. MI. I.LS. Postr,,u,«vl. s. d.Ortr-u. Nachbaroriroert. >/,jLhrl. Ml. l.W, tm Akrnverir-, Ml. 1.30. 8-stülz. In-tt. 80 yf,., in 8-,ern u. «.ich «3 '4-ig

Nach den Wahlen sprach Stadtpfleger Dinser- Biberach überScheck- und Bankverkehr der Gemeinden."

Stuttgart 6. Febr. Heute Samstag früh 2 49 Uhr traf auf der Hauptfeuerwache dis Meldung ein, daß in der Kaserne de« Dragoner-Regiments Nr. 26 Feuer ausgebrochen war. Der blutrote Himmel ließ darauf schließen, daß er schon einen bedeuten, den Umfang angenommen hatte, weshalb Brand­direktor Jakoby beide Dampfspritzen ausrücken ließ. Der Dachstock der Stalle» der 3. Schwadron stand in Flammen. Durch den herrschenden Sturm wurde da» Feuer auf die Nachbargebäuds getrieben. Die Feuerwehr mußte über 3000 m Schläuche und 11 Strahlrohre verwenden, um das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und dis Gefahr für das Hauptgebäude zu beseitigen, die sehr groß war, da der Brand­herd sich mitten im Gebäudekomplex befand. Auf der Brandstätte war der König, der kam- mandierende General Herzog Albrecht, der Regimentskommandeur, Herzog, Robert. General« adjrtant v. Bilfiager, der Minister der Innern v. Pischek sowie viele Offiziere erschienen. Der König blieb auf dem Brandplatz, bi« die Gefahr beseitigt war und ließ sich von Zeit zu Zeit von Branddirektor Jakoby Bericht erstatten. Segen 6 Uhr früh konnten die Feuerwehren I und II wieder abrücken.

Plochingen 6. Febr. Al« heute mittag zwischen 12 und 1 Uhr drei Männer Hahn, Müller und Kley mit einem Kahn in dem hochgehenden Neckar fuhren, kippte der Kahn plötzlich um, wobei die drei Insassen in« Wasser fielen und ertranken. Die Leichen konnten bi« jetzt noch nicht geborgen werden.

Weiter Kemrich.

Novelle von C. Rathmann.

(Fortsetzung.)

Heinrich durchritt im Schritt das Stück der Parkes, dar an einen mächtigen Fabrikhof stieß trabte an den hohen und langgedehnten Gebäuden vorüber, die heute von feiertägtger Stille umhaucht waren, und erreichte die Landstraße, die durch den Wald zu der etwa einer Stunde entfernten Eisenbahnstation lief. Der Buchenwald, der dichter überschneit war als die Gärten und Anlagen um die Papiermühle und dis stattliche Villa de» Kommerzisrirati« Robert Hagen, umfing ihn bald mit dem silbernen Glanz und Duft, den die letzte halbe Stunde de« kurzen Winterlager über die Kronen der beschneiten und beeisten Bäume breitete. Zu beiden Seiten der Straß; waren Schneemauern aurgeschaufelt, über die hinweg der Reiter in die leise webende Dämmerung und das lauiloss Rieseln und Stäuben de« Schnee« zwischen dem Unterholze hineinsah. Durch die hoch­ragenden Stämme hindurch und über ihnen glänzte ein hellgrauer Himmel mit wenigen dunkelrötlich angehauchten Wolken, scharfe Kälte für Abend und Nacht verheißend.

Der junge Fabrikherr, der sonst ein klares Auge und eins empfängliche Seele für die geheimsten Zauber der Natur besaß, ließ sich heute nur in den ersten Minuten, in denen er sich aufatmend allein fand, von dieser Umgebung fesseln. Dann überwältigte ihn die Erinnerung, wie peinlich fremd die arme gebrechliche Christine ausgenommen er sich heute wieder im Kreise der Verwandten gefühlt habe. Er war in der Stimmung, sich selbst anzuklagen, daß er dis Verschiedenheit seiner Anlagen, seiner Bildung und seiner Geschmacks so habe anwachsen lassen, daß es ihm nun schwer fiel, auch nur ein paar harmlose Stunden in dem Hause zu verleben, auf das er doch angewiesen blieb, so lange er selbst kein Hau»

hatte. Und er mußte fürchten so seltsam von Charakter war er angelegt, schon oft, und eben heute mehr als zuvor fürchten, daß er nie ein Hau» haben würde, wenn er nicht eine Lebensgefährtin fand, die sein ganze« Hau« aursüllte. Die Nachwehen der vergeblichen Reise, da« Gespräch mit Christinen und zuletzt noch der unwillkommene Umstand, daß ein Mädchen in den Familienkrei» eintreten sollte, die zufällig den gleichen Namen führte, wie die Unbekannte, umsonst Gesuchte, deren Bild sein Sinnen und Sehnen beherrschte alle« da« verdüsterte seine Züge, wie seine Stimmung.

Seltsam, daß sich Christine dieser Fräulein Münter gewählt hat, well sie Erika heißt. Für mich wäre da» ein Grund gewesen, sie nicht zu engagieren, murmelte Heinrich und spähte vorsichtig die gefrorene Straße hin, ob er den elnmündsnden Reitweg, der durch den Wald zu seinem Wohnhaus hin führte, wohl erreichen werde, ohne mit dem Wagen zusammen zu treffen, der die neue Hausgenossin zur Villa de« Kommerzienrats brachte. Er mußte über sich selbst und den Eifer lächeln, mit dem er der Gesell­schafterin auszuweichen strebte, aber er ritt dennoch rasch vorwärts, als er sich überzeugt hatte, daß der Landauer roch nicht in Sicht sei Und erst als er die Walbecke mit den beiden breitästigen Blutbuchen erreicht hatte, an denen er zum Heimweg einbiegen mußte, hörte er au« der Entfernung Räderrollen und trieb seinen Schimmel in den Hohlweg, in dessen dichtem Schnee das Pferd über die Hufe einsank. Eben hatte Heinrich Hagen eine sonderbare Anwandlung verspürt, seine Scheu und Mißlaune zu überwinden, dem Wagen entgegen zu reiten und dar Mädchen, da« er vielleicht jahrelang neben seiner kranken Cousine sehen mußte, ein erste« Mal in Augenschein zu nehmen. Da er aber zu gleicher Zeit mit dieser Regung der anderen Erika gedachte, deren Spur verweht und verloren war, und mit einmal die Augen wieder vor sich sah, die einen goldnen Sammeltag hindurch auf ihm geruht hatten, so verflog die Anwandlung wieder nach einem scharfen Antraben seine« mutigen Pferde«. Er sah sich