sammle md an Geldinstitute in Berlin, Braun- schweig und Hamburg «insende, di« ihrerseits wieder bloß Darlehen vermitteln, d. h. keine festen Darlehensgeber an der Hand haben, sondern von Fall zu Fall versuchen, bei ihnen teilweise ganz unbekannten Geldgebern (Banken und Private) die massenhaft eingehenden Darlehsnsgesuche unter- zubringen. Den von aurwärt« schriftlich sich meldenden Geldsuchern schickte er einen Prospekt zu mit der Aufschrift:Achturgl Keine Gcldrot mehr." Geld in alle Welt für jedermann. Der Angeklagte versprach den Darlehenssuchern, die zu Hunderten zu ihm kamen, dis Beschaffung der gewünschten Darlehen in kurzer Zeit und bestimmte fie dadurch zur Zahlung von Gebühren und Au«, lagevorschüffen von 2Mk. bis 90 Mk. In vielen Füllen hielt er eine Sicherheit nicht für rötig, in anderen Fällen Möäelficherheit für ausreichend. Eine Frau belog er, fie könne das von ihr ge­wünschte Darlehen schon am anderen Tag holen, erst kürzlich habe er an einen hohen Offizier ein Darlehen von 20000 Mk. ausbezahlt. Einem Wirt, der ein Darlehen von 6500 Mk. suchte, trug er ein Darlehen von 7600 Mk. zu 3°/«°/° ohne jegliche Sicherheit an und versprach ihm da« Geld in kurzer Zeit zu besorgen. Einem Ziegelei- besser, der auf sein zu 46 345 Mk. veranschlagte« Lnwesen eine erste Hypothek« aufnehmen wollte, versprach Waydan, er besorge das Geld innerhalb 8 Tagen, er übernehme persönlich die Verant­wortung, daß ihm das Geld von der Bank zu- gl schickt werde. Einem Baumeister, der arf vier Häuser eine erste Hypothek« von 104000 Mk. aufnehmen wollte, versprach der Angeklagte, er besorge ihm das Geld bestimmt zu 3'/r°/o. Be­zeichnend ist nachfolgender Fall. Ein Hotelöefitzer wollte eins erste Hypothek« von 45000 Mk. auf- nehmen. Waydan lehnte es aber ab den Antrag auszuführen, weil der Hotelbesitzer fich weigerte, zum voraus Gebühren zu zahlen. Der Angeklagte war Vertreter von sieden G.ldinstituten; von sämtlichen Firmen war ihm die Hälfte der Ver- mittlungsprooifion in Aussicht gestillt worden. Im letzten Fall hätte er also einige hundert Mark verdienen können. Die Hälfte der Ge­bühren mußte Waydan an dis von ihm vertretenen Banken einschicken, die dann auch noch ihrerseits die Geldbedürftigen ausbeuteten, indem sts noch weitere Gebühren für Einholung von Auskünften verlangten. Nach einiger Zeit erhielten dann die meisten Darlehsvssucher von den Banken ein Schreiben, in dem ihnen mitgeteilt wurde, daß die Auskunft schlecht ausgefallen sei. Von sämt­lichen Darlehenssuchern hat keiner ein Darlehen erhalten. Der Vertreter der Anklage ging mit dem Darlrhenvermittlungsschwindler scharf in« Gericht. Da« Schöffengericht verurteilte den An- gesagten Waydan zu 1 Jahr Gefängnis.

Eßlingen 8 Dez. In verschiedenen Werkstätten der Maschinenfabrik wurde die Ar­

beitszeit aus 8 Stunden täglich reduziert, während in der Schmiede, in der täglich 10 Stunden ge­arbeitet wird, an den Samstagen die Arbeit gänzlich ruht.

Gmünd 8. Dez. In einem hiesigen Kleidergeschäst wurde ein falscher Hundert- markschein in Zahlung gegeben; der Geschäfts­inhaber bemerkte später die TLrschung und es gelang, den Mann, der eine Hose um 5 ^ ge- kauft und sich 95 ^ halte herausgeben lassen, in einer Wirtschaft fefizunehmen.

Ellwangen 8. Dez. (Betrugs- versuch.) Gestern kam zu der Frau der wegen Brandstiftung zur Zeit hier in Untersuchungshaft fitzenden Waldhormvirtr Förderer in Aalen ein Herr, der sich als Gerichtsschreiber vom Land- gericht Ellwangen verstellte und der Frau die Mitteilung machte, daß ihr Mann au« der Unter- suchungshaft entlassen würde, wenn sie für ihn eine Kaution in Höhe von 300 ^ stille. Dis Frau, welche das Geld nicht daliegen hatte, wendete sich an einen dritten, der Verdacht faßte und ihr riet, die Sache dem Stationskommandanten an- zvzeigen. Die Frau befolgte den Rat und bestellte den »Herrn Gerichtsschretber" heute früh an die Bahn, wo er die 300 ^ erhalten sollte. Als die Frau heute früh mit dem Stationrkomman- kanten am Bahnhof Aalen erschien, war der Herr nicht da. Sie fuhr daher nach Ellwangen und erkundigte fich auf dem Amtsgericht roch dem Sachverhalt, worauf ihr die Mitteilung ge­macht wurde, daß da« Ganze auf Schwindel be­ruhe. Al« nun die Frau wieder nach Hause fuhr, stieg auf einer Zwischenstation derHerr Gerichtrschreiber" ein, worauf die Frau die Polizei verständigte, welche den Schwindler in Aalen in Empfang nahm und in sicheren Gewahrsam brachte. Er gibt an, Maysr zu heißen rind von Söflingen zu sein.

Schramberg 8. Dez. Die Uhren, fabrik von Maier u. Söhne ließ ihren Arbeitern bekannt geben, daß fie infolge Geschäfts- flauheit die tägliche Arbeitszeit auf 6 Stunden zu reduzieren gezwungen sei. Nun trat ab:r der Arbeiterausschuß direkt mit der Prinzipalität in Unterhandlung und erreichte, daß die Arbeitszeit vom 9 Dezember ab auf täglich 8 Stunden normiert wurde. Daß den Arbeitern dieser Lohn- aurfall gerade vor den Weihnachtsfeierragen nicht besonders angenehm ist, ist begreiflich.

Wal deck 8. Dez. Vorgestern nacht hat fich der Knecht Vtrgiliu« Müller von Unterkirch- berg OA. Laupheim in die Stallung seines früheren Dienstherr» Wild in Mittelurbach ein- geschlichen, um dort zu übernachten. Ta­bei wurde er, wie sich aus seinen Verletzungen schließen läßt, von einem Pferds totgeschlagen. Der Sohn Wilde« fand gestern früh im Stalls seine Leiche vor.

Weingarten. (Vorträge im Sol- bäte »heim.) Es ist neuerdings die Frage aufgetaucht, ob die Soldatenheime in unsere» württembergischen Garnisonen ebenso zugkräftig werden können, wie dar Münfinger Heim beim Truppenübungsplatz, da« im letzten Sommerhalb­jahr allein in seinen Speisesälen über 102000 Besucher zählte. Zu dieser Frage läßt man am besten Tatsachen reden, vielleicht zunächst einmal den Besuch der Deutlichen Vorträge. Solche finden programmäßig für Mannschaften in der Regel alle 14 Tage Sonntag« statt, für Unter­offiziere jeden anderen Mittwoch. Alle Gebiete des Wissen« sucht man zu berücksichtigen. Am 29. Noo. schilderte Sekretär Kuder an der Hand guter Lichtbilder die Erlebnisse dcs Nordpol- Fahrers Nansen und seiner Genossen. Mit Spannung lauschten gegen 200 Soldaten dem anderthalbstündigen Vortrag,welcher sehr befriedigte. Am 6. Dez. suchte man dem innersten Bedürfnis vieler junger Männer nachzukommen, indem man die etwa 400 Teilnehmer auf das Gebiet der sexuellen Fragen führte.Die Geschlechttkraft, ihre Bedeutung Md die Folgen ihres Mißbrauchs" lautete da» Thema, über welcher vr.meä. Bookh redete. Wegen des starken Zudrangs mußte ein Teil der Zuhörer auf eine Wiederholung de« Vortrags am Abend vertröstet werden. Vielleicht wurde ls hier Vielen zum erstenmal klar, was es heißt, den hohen Beruf einer Mannes zu haben. Meisterhaft waren des Redner« Auiführungen über das Wesen und dis Kraft einer sittlichen Persönlichkeit» über den Weg zum Starkwerden und über die Aufgaben de» angehenden Mannes für Familie und Vaterland. Mit feinem Takt berührte der Vortragende die oft so traurigen Folgen de« Mißbrauchs und der Verirrung, schilderte auch in knapper Weise und mit heiligem Ernst die in der Folge eintreienden Krankheiten. Seine Darstellungen waren sachlich und natürlich, aber zart, etwa wie ein Vater mit seinem Sohne redet. Der kräftige Appell am Schluß dürfte zu Herzen gegangen sein. Die Haltung der Vsr- sammlung war eine tadellose. Wie danke» swert ist es, daß dis Soldatenheirne unter anderem auch zu solchen Belehrungen Gelegenheit bieten.

Aus Baden 8. Dez. Bisher ist es noch nicht gelungen eine Spur von dem Mörder der Elsa Bauer in Pforzheim zu finden. Dis 3 inhaftierten Burschen, darunter der Zwangs- zögling Feiler aus Jspringen, mußten aus der Haft entlassen werden, da sich keinerlei Verdachts­momente gegen fie ergaben.

Mannheim 7. Dez. In den letzten Tagen wurden von der hiesigen Reichs bankhaupt- stelle mehrere falsche Hundertmarkscheine der deutschen Reich?bank angehalten. Die Scheine find täuschend nachgemacht und nur an ihrer Helle« Farbe kenntlich. Die Falsifikate find mit Seiden-

In wenigen Minuten, gnädige Frau, werde ich Ihrem Wunsche Nachkommen" Kotschagin blicb unerschütterlichIch begreife Ihre augenblickliche Erregung. Aber schließlich werden Sie fich wohl an den Gebar ken gewöhnen müssen. Ihr Herr Gemahl wird Ihnen bestätigen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe Wort für Wort; und er wird «tr dankbar sein dafür, daß ich es getan habe. Ich allein konnte und durfte ds» Band lösen, da« bisher die Lippen de» Fürsten verschloß, und da Sie nun einmal seine Gattin geworden find, mußte ich es auch tun au» Klugheit. Wollte ich oder Prinz Allxander Ihnen j-tzt noch länger die Wahrheit verschweigen, so hätten wir täglich und stündlich zu befürchten, daß Sie selbst, Durchlaucht, uns wider Ihren Willen durch eine unbedachte Aeußrrung, die Sie au» Unkenntnis tun konnten, durch einen unglückseligen Zufall in dis größte Gefahr bringen. Erlassen Sie es mir, Ihnen eingehen- der Md mit klaren, nüchternen Worten zu berichten, womit der Fürst fich feinen Lebensunterhalt verdient. Sie können dar olle« von ihm selbst am besten erfahren. Bei weitem wichtiger ist mir dis Erfüllung einer Bitte, die ich nunmehr an Sts richten will: Der Fürst will fahnenflüchtig werden. Da« ist nicht nur eine Vermutung von mir; er hat es mir selbst gestanden, obwohl er weiß, welche schwerwiegenden Folgen die« für ihn haben kann. Und deshalb bitte ich Sie: rufen Sie ihn zu seiner Wicht zurück!" Kotschagin nahm plötzlich einen Ton unerschütterlicher Festigkeit anjawohl, zu seiner Pflicht, die er förmlich und mit einem Eide auf fich genommen hat . er schwieg und schien ihr Zeit zu einer Antwort geben zu wollen.

Ada aber wollte ihm roch immer nicht Glauben schenken. Sie ahnte die Wahrheit; und dennoch empörte sich ihr ganzes Innere« gegen einen solchen Gebar.ken Md gegen dis Zumutung, die an fie gestellt wurde.

Abweisend entgegnets fie deshalb:

Herr Kotschagin! Ich kann und will noch immer nicht an da«

glauben, war Sie mir sagen; und nur daraus mögen Sie sich die Ruhe erklären, mit der ich Ihnen antworte. Es wäre sogar meine Pflicht, Sie keine Minute länger anzuhören. Aber ich liebe Sascha und will er in seinem Interesse dennoch tun. Nehmen wir also an, Sie hätten die Wahr­heit gesprochen, so erkläre ich Ihnen hiermit, daß ich alle» aufbteten würde, um den Fürsten Ihren gefährlichen Armen zu entreißen. Mögen diese unlauteren Hilfsquellen versiegen; wir werden dennoch Mittel und Wege finden .

Ein Lächeln Kotschagins unterbrach fie:

Durchlaucht, es ist traurig betteln zu müssen . . ."

Wer spricht davon?"

Ich selbst. Ich kann Ihnen düse Alternative nicht ersparen."

Nun gut. Selbst dar bescheidenste Leben würde ich eher zu ertragen wissen, als den Gedanken, daß Alexander Bentoss kein Ehrenmann mehr ist, daß er ein Verbrecher sein sollte."

(Fortsetzung folgt.)

Humoristisches.

Ein Schüleraufsatz. Der Mesner. Der MeSner gehört zu den nützlichsten Menschen, weil er am Morgen um halb fünf Uhr die Glocke läutet, daß die besseren Leute noch ein paar Stunden schlafen dürfen. Um elf Uhr läutet er wieder, damit die Bauern auf dem Felde wissen, daß fie Hunger haben sollten. Am Abend läutet der Mesuer Feierabend, worauf die kleinen Kinder Ohrfeigen bekommen, wenn sie nicht schnell heimgehen. Zuweilen wird der Mesner auch schädlich, namentlich wenn er bei Nacht läutet und es irgendwo zu brennen onfängt. Manchmal hält sich der Mesner in der Wirtschaft auf, wo er sich durch Sittsamkeit auszetcknet. Der Mesner nährt fich von Hochzeiten, Taufen und den Toten. An den Toten verdient er am meisten, weshalb er froh ist, wenn viele sterben. Die Mesner werden sehr alt, weil fie rin solides Leben führen müssen und am Pfarrer ein gutes Vorbild haben.