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Die 5 austretenden Mitglieder find wieder wähl« gar. Im Bürgerautschuß verbleiben 7 Mitglieder. E« find der halb 8 Mitglieder neu zu wählen und zwar 7 Mitglieder für die Jahre 1909/12 und 1 Mitglied für die Jahre 1909/10.
Calw. Rathauebericht (19.—27. November). Die nachgesuchte Aufhebung einer zu Gunsten der „Aeußern Mühle" auf der Parzelle 462/3 (Obsramttbaumeister a. D. Clau«) ruhenden Durchfahrtegrunddienstbarkeit zu Wehr- ausbefferungezwecken wurde abgelehnt, in Berücksichtigung früherer beim Verkauf der Parzelle an Clau« von der Stadt gemachter Anerbietungen, aber eine vergleichsweise Regelung der seit Jahren strittigen Angelegenheit in Vorschlag gebracht. — Da« Gebäude Nr. 268 an der alten „Altburger Straße" (früher David Mezger gehörig) wurde samt 2 Ar Gartenland an den Fabrikarbeiter K. Fr. Schnauffer um 4500 ^ verkauft. — In nichtöffentlicher Sitzung wurde über die Preise de» zu Bauplätzen etngetetlten Rester de» «hem. Mezger'schen Grundstücks (56 Ar) an der neu eröffnten Straße verhandelt. — Diese neue Straße erhält von ihrer Einmündung in die Neue Altburgerstraßs unterhalb de» Wurstbrunnen, sammelbehälter» bis zum Gcorgenäum (Oberamt«« baumeister Kohler'sches Grundstück) den Namen „Panorama-Straße"; die neue Altburgerstraße von ihrer Abzweigung au» der alten Altburgerstraße bei Schuhmacher Pfrommer'schen Haus Nr. 244 bi« zur Einmündung de« OrtSweg« Nr. 25 „Auf dem Schloß" beim Schreiner Heugle'schen Haus Nr. 256 erhielt den Namen „Schloßstroßs". — Das Gesuch der Gemeinde Ngsnbach um Ein« führung einer zweispännigen Postbotenfahrt Agenbach—Calw wird unterstützt. — Zur Ausarbeitung von Plänen für da« Elektrizität«, werk werden noch weiter zugeh ssen: Die Süd« deutsche EllktrizitätSgesellschaft in Stuttgart und Wilhelm Reißer in Stuttgart. — Die Eingabe der Stadt Stuttgart gegen die Gar« und Elektrizitätrsteuer fand in ihrer allgemeinen Begründung und besonders hinsichtlich des Steuersatzes von 10 H für einen Gasglühllchtkö.-per die Zustimmung der Kollegien, womit auch eine dies« bezügliche Eingabe des Arbeiterverein» Calw erledigt ist. Dem Reichstagsabgeordneten, Herrn Kaufmann Schweickhardt-Tübingen, wird hievon Mitteilung gemacht. — Die Zuleitung von Gar zu dem Kirchherr'schen Haus im Kapcllsr.berg wurde im unteren Teil als städtische Leitung mit nahezu "/» Beitrag von Kirchherr, im oberen Test al« privater Leitung auf Kosten Kirchhcrrs genehmigt, nachdem die K Eisenbahnverwaltung die Unterführung beider Bahnlinie zweck» Gewinnung des kürzesten Wegs gestattet hat. —- Für die kathol. Schule soll versucht werden, ein
gerötet war; seine Augen sahen trübe und verschwommen aus, und die Adern auf der Stirn waren stark angcschwollen; dabei bewegte er nervös die Hände und ging mit unsicheren Schritten im Zimmer umher.
Nun begriff sie: es war nicht da» erste Mal, daß sie ihn so sah; sie hatte bisher nur niemals sonderlich darauf geachtet. Jetzt aber konnte fie nickt länger zweifeln: er trank.
Sie unterdrückte eine Bemerkung darüber, die ihr auf der Zunge schwebte, und fragte, scheinbar gleichgültig:
„Uebrigens — woher hast Du diese törichte Nachricht?"
„Von der Böise — au« absolut zuverlässiger Quelle . .
„Von der Bö:se . . . ? Wie kommst Du dorthin?"
Ada sah erstaunt auf und bemerkte nun erst die plötzliche Verlegenheit ihre» Manne». Er suchte ihr aus zuweichen:
„Mein Gott l Für einen Kaufmann ist e« unbedingt erforderlich, daß er sich hin und wieder über die allgemeine Lage de» Geldmarktes und über die Finanzoperationen überhaupt orientiert."
Die Ungeschicklichkeit, mit der er diese Erklärung hervorbrachte, machte Ada neugierig.
„Ich verstehe nicht, weshalb Du mich mit allgemeinen Redensarten abspeisen willst. Wozu diese Ausflüchte? ... Du spielst an der Börse?"
Wieder einmal mußte Heimer bewundern, wie gut seine Frau kombinierte und wie scharf sie zu beobachten wußte. Sr fühlte ihre Ueberlegenheit und entgegnete nach kurzem Zögern in halb trotzigem Tone:
„Nun ja . . . gewiß! Weshalb soll nicht auch ich mein Glück versuchen — so gut wie jeder andere."
„Aber bitte sehr: es liegt mir durchaus fern, Dir in geschäftlichen Dingen irgend welche Vorschriften machen zu wollen. Nur scheint mir . ." fie brach ab. Heimer, der nicht erraten konnte, was fie sagen wollte, horchte auf und entgegnete:
„Bitte — weshalb sprichst Du nicht zu Ende? Dir scheint, daß . ."
„Daß e» kein gutes Zeichen ist, wenn ein Kaufmann — gezwungen ist, an der Börse sein Glück zu versuchen . .
Die« brachte auch Hr. Schultheiß Ladner am Schluß zum Ausdruck, indem er Hrn. Staudenmeyer für seine Ausführungen im Namen der Versammlung bestens dankte.
Degerloch 27. Nov. Gestern abend brach in einer hiesigen, dem Bäcker Stahl und Metzger Krauß gehörigen Scheuer Feuer au«, da« weil es. in den Futtervorräten reichliche Nahrung fand, erst nach einflündiger Arbeit von der Feuerwehr gelöscht werden konnte.
Ludwigrburg 27. Nov. Bei dem leidigen Hochzeitrschießen in Neckarwethingen wurde ein junger Mann von dem explodierenden Lauf seiner Pistole am Arm so schwer ver« letzt, daß er in dar hiesige Krankenhaus geschafft werden mußte.
Heilbronn 27. Nev. Der Wafferstand des Neckars ist nunmehr soweit gestiegen, daß die Schiffahrt wieder ausgenommen werden konnte.
Künzelsau 27. Nov. Gestern haben 29 Seminaristen der ältesten Kurses da» Seminar verlassen, nachdem fie in den letzten Wochen die erste Dienßplüfung b standen hatten. Bei dem herrschenden Lehrermangel haben sofort alle Verwendung gefunden.
Auernheim OA. Neresheim 27. Nov. Gestern nacht passierte der Gtraßenwärter Josef Selzle von hier den Waldweg von Dischingen nach Auernheim und sah bei dem Schein der Laterne ein Rind im Wege stehen, welches sich, ein ziemliche Strecke vor ihm herlaufend, in den Wald begab. Am nächsten Morgen begaben sich einige Männer nach Aufnohme der Sp.:r im frischen Schnee auf die Suche und fanden im Gebüsch liegend einen ungefähr 2 Jahre alten Stier, w lcher aber, ehe man ihn fassen konnte, die Flucht ergriff. Die Mänuer konnten ihn trotz einstündiger Verfolgung nicht einholen. Seiner langen Behaarung nach hält sich das Tier schon längere Zeit im Freien auf und zwar nach den gefundenen Spuren in dem gleichen Wald- tctl. Ja hiesiger Gegend ist von tum rechtmäßigen Eigentümer nichts bekannt.
Gmünd 27. Nov. Heute wurde hier der Buchhalter der Bijouterie.Fabrik Renner & Co., ein verheirateter 45jährigerMann, wegen bedeutender Unterschlagungen, dis er Jahre lang fortgesetzt halte, verhaftet. — Die Golddiebstahlr- Affäre, die jüngst entdeckt wurde, zieht immer weitere Kreise. Heute wurde von dem hiesigen Polizeiinspektor und der Stuttgarter Kriminalpolizei Goldarbeiter Küble in Stuttgart verhaftet. Der Verhaftete wird der Hehlerei beschuldigt, indem er den Haupttätern in weitem Umfangs Dienste geleistet haben haben soll.
Tuttlingen 27. Nov. Ein 12jähriger
Eis sah ihn ruhig an mit einem kalten und beinahe feindseligen Blick ihrer großen, stahlblauen Augen. Hatte er schlecht gewkrtschaftet . . und fiel es ihm schon jetzt, nach so kurzer Eh?, schwer, ihre gemeinsamen Bedürfnisse zu befriedigen, sodaß er sich nach neuen Hilfsquellen umsehen mußte. Die Einnahmen des Hauses Heimer u. Co. waren doch gerade in den letzten Monaten — dank der geschickten Reklame, die fie durch ihr Leben nach außen hin gemacht zu haben glaubte — geradezu glänzend gewesen. Sie hatte sich mehrmals bei ihm danach erkundigt und stet» eine bifriedrgsr.de Auskunft erhalten. Sollte er fie absichtlich getäuscht haben? Plötzlich stieg vor ihrem geistigen Auge — in nebelhafter Ferne noch, aber beängstigend und drohend, ein Schreckgespenst auf: finanziklle Schwierigkeiten, Einschränkungen, vielleicht gar der völlige Ruin und Armut . . . Nein, um keinen Preis wollte ste dem entgegengehen. Dann lieber bald dem Ganzen ein Ende gemacht! Ihre Hülfsquellen reichten jedenfalls weiter. Sie würde ihn eben verlassen und . . dann unterbrach fie ihren Gedankengang: Einen Augenblick regte sich wieder das gute Herz in ihr, oder doch wenigsten» ein Rest von Mitgefühl und Zuneigung zu ihrem Manne. Aber dann kam wieder die sonderbare Logik, deren nur eine Ada Wend! fähig war: wenn fie ihn verließ» so konnte da» nur zu seinem Besten aurschlagen; ste sah — vielleicht klarer al» er selbst — daß fie den größten Teil der Schuld trug, wenn seine Verhältnisse sich mit der Zeit ungünstiger gestalteten. Sie hatte sich eben in den Mitteln getäuscht, die ihm zu Gebote standen; also konnte man ihr keinen Vorwurf darüber machen, daß fie ihr Leben auf so großem Fuße eingerichtet hatte. Zurück aber wollte und konnte fie um keinen Preis — am allerwenigsten jetzt, wo der Fürst Bentoff zu jeder Stunde bereit war. ihr Herz und Hand zu bieten, sobald fie frei sein würde. Das war allerdings die unerläßliche Bedingung: ihre Ehe mit Otto Heimer hätte in durchaus einwandfreier Weise gesetzlich getrennt werden müssen, ehe ste daran denken konnte, dem Fürsten Bentoff zu folgen — nicht al« seine Geliebte, sondem al« seine rechtmäßige Gattin.
(Fortsetzung folgt.)
mehr im Stadtinnern gelegene« Schulzimmer zu mieten. — Die Schulzimmer werden aus Stif- tung«mitteln nach und nach al« Wandschmuck Künstlersteindrucke, wie solche diese Woche im Badischen Hof zu sehen waren, erhalten. — Zu Waisenrichtern für 1909/11 wurden bestellt die HerrnStadischultheiß Conz, Gemeinderäte Bühner, Schwarzmaier, Kleinbub; als Stellvertreter: Schlatterer, Gehring, Fr. Bauer, Ad. Ziegler. Die Javenturbehörde besteht au» den Herrn: Georg Kolb, Gemeinderat Schwarzmaier; Stellvertreter: Bühner und Schlatterer. — Ver- Handlung über Weinausschank der Caf5 Schnauffer.
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* Calw 28. Nov. Die Gasleitung wird jetzt auch in dar Gewand Kapellenberg geführt werden. Zimmsrmeister Kirchherr läßt in seinem Hause am Kaplllsnberg Gar einrichten. Die Leitung führt von der Bischoffstroße durch den Schmid'schen Garten unter den beiden Eisenbahnlinien durch bi« zu dem Kirchherr'schen Ge> bäude. Die Hauptleitung führt bis an die Stuttgarter Eisenbahnlinie. Von dort aus können weitere Anschlüsse erfolgen. Die neue Leitung wird vom städtischen Garwsrk aurgeführt. Der Kapellenberg wird somit in Bälde mit Wasser und Gas versehen sein.
8 Gechingen. (Unlieb verspätet) Letzten Sonntag, den 23. Nov., hielt Herr Pfarrer Beitter im „Adler" einen interessanten Vortrag über die Hexenprozesse. Der gern gehörte Redner gab etn sehr anschauliches Bild von der sog. „guten" alten Zeit und schilderte eingehend, wie die grsuelvollen Hexenprozeffe in Deutschland wüteten, wie den Gefolterten durch die unerträglichen Schmerzen oft Gestä dnisse über Dinge, die fie niemals begangen hatten, aus ge preßt wurden. Die zahlreichen Zuhörer folgten den äußerst lehrreichen Darbietungen mit großer Aufmerksamkeit. Sie spendeten dem Redner am Schluffe lebhaften Beifall und brachten auf Veranlassung de» Schull. Hoffmann ihren Dank durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck.
§ Gechingen. Eins stattliche Anzahl von Bürgern aus Gechingen und den umliegenden Ortschaften versammelten sich am Dienstag abend im „Lamm" hier um den Abgeordneten für den Bezirk Calw, Hrn. Verw.-Akt. Staudenmeyer. Nach einer kurzen Begrüßarg durch H. Schultheiß Ladner hier erstattete der geschätzte Redner Bericht über seine bisherige Tätigkeit im Landtag; zugleich wies er hin auf die verschiedenen wichtigen Aufgaben, die im neuen Jahr der Erledigung harren. Jedermann wußte den Eindruck gewinnen, daß unser Bezirk durch seinen Abgeordneten, der sehr klar und sachlich die einzelnen Punkte besprach, im Landtag gut vertreten ist.