Kleine politische Nachrichten
Jugoslawen wird Rettuno ratifizieren. In der Minister, »atssitzung am Montag wurde der endgültige Wortlaut der Negiernngskundgebung, die Korosetsch im Namen der Regierung verkünden soll, verlesen. In dieser Kundgebung legt die Negierung ihr Arbeitsprogramm sowohl über die inneren als auch über die auswärtigen Fragen bar. Wie der Berichterstatter der Telegraphen-Union von zuständiger Stelle erfährt, wird die Regierung es nicht nur bei der Besprechung der Nettunoverträge belassen sondern dieselben auch ratifizieren.
Ein Opposltionsparlament in Agram. Ministerpräsident Korosetsch wird die Regierungserklärung am Mittwoch in der Skupschtina abgeben. In politischen Kreisen wird mit besonderer Aufmerksamkeit dis Tätigkeit der Opposition in Agram verfolgt. Die Opposition hat nämlich beschlossen, gleichzeitig mit den Sitzungen der Skupschtina in dem Agramer historischen Sitzungssaale des Kroatischen Landtages Sitzungen abzuhalten und di« der Skupschtina als nichtig zu erklären. Demgegenüber befaßt man sich in Belgrader offiziellen Kreisen mit der Absicht, diese Sitzungen in Agram zu verbieten.
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Die Eröffnung der olympischen Spiele
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Sin Klng über das Stadion.
Nach dem feierlichen Einmarsch der Nationen: Flugzeugrufnahine, die einen bequemen Neberblick über die Anlagen des Stadions gibt, rechts und links die großen Tribünen, links vor der Tribüne der Marathonturm. Um Len Turm
drängen sich noch Tausende, die sich vergeblich Einlaß verschaffen wollen, da alle Plätze schon besetzt sind und auch die Kurvenplätze, die sonst nicht bevorzugt werden, keinen freien Raum mehr aufweisen. Die dritte Gruppe von rechts ist die deutsche Expedition.
Abschieds-Gemeindeabend
für Stadtpfarrer Lang
Eine außerordentlich ernste gottesdienstliche Stimmung mit tief religiösem Einschlag, ein wehes Abschiedsgefühl einer geschlossenen Gemeinde, eine starke Hervorhebung der schweren Aufgaben des Pfarramtes und ein inneres Verbundensein gleichgesinnter Freunde beherrschte den zu Ehren des scheidenden Geistlichen am Montag im Badischen Hof veranstalteten Gemetndeabend. Durch den am späten Nachmittag in -er Stabt ausgebrochenen Brand war die Versammlung nicht so zahlreich besucht, wie es unter gewöhnlichen Umständen Ser Fall gewesen wäre,' dennoch waren viele Gemeinüeglieder, darunter besonders „seine eigene" Gemeinde, herbeigeeilt, um mit hirem scheidenden Stadtpfarrer und Seelsorger noch einige Stunden beisammen sein zu können und ihm nochmals die große Liebe und Verehrung -u zeigen, die er hier in so reichem Maße verdient hatte.
Eröffnet wurde die Abschiedsfeier durch zwei von Frl. Barth gesungene Lieder „Ueber Busch und Tal" und „Der Kreuzzug". Hierauf entbot der Leiter des Abends, Dekan Roos, allen Erschienenen ein herzliches Grüß Gott! und führte sodann aus, daß der bestandene Plan, die Abschiedsfeier im Vereinshaus abzuhalten und in der Kirche durch Lied und Sang ausklingen zu lassen, durch die Umbauten unmöglich geworden und demnach manches anders geworden sei, als man angenommen habe. Wenn er (Redner) dem Scheidenden ein inniges „Behüt Gott!" sage, müsse er ihm
zuerst danken für die treue Amtsbrüderschaft, für das frohe Zusammenarbeiten und für die gegebenen Winke und Aufklärungen. Im Namen der Gemeinde sage er ihm ebenfalls herzlichsten Dank für sein Predigtamt, seine Seelsorge, für die Arbeit im Ev. Volksbund, in der Jugendbewegung und im Gemeindeblatt. Ueberall habe sich der Scheidende als eifriger und erfolgreicher Organisator erwiesen und in den Herzen aller derer, die mit ihm zusammengearbeitet hätten, stehe noch mehr geschrieben von treuester Pflichterfüllung. Ein Abschied, so herb er auch sei, bringe aber auch viel Gutes. Das Wundervolle daran sei, daß man so recht die Liebe der Gemeinde spüre, wenn man auseinander gehe, daß man einen Augenblick zur Besinnung des Amtes komme und erkenne, unter welchen Schwierigkeiten ein Pfarrer zu wirken habe, und daß die Bitte berechtigt sei, alle Liebe an den scheidenden Pfarrer auf die Sache, auf die Treue an die Kirche zu übertragen. Im Auftrag -er Kirchengemeinde sage er nochmals dem scheidenden Stadtpfarrer für seine vielseitige Tätigkeit, die so viele Gebiete umfaßt habe, den wärmsten Dank und überreiche ihm im Namen der Gemeinde ein Andenken für das neue Heim in Wiesbaden. Dekan Roos schloß seine herzliche Ansprache mit einem passenden Gedicht
Dekan Zeller, der am innigsten und vertrauest«» mit der Arbeit des scheidenden Stadtpfarrers verbunden war, sprach ebenfalls herzliche Worte des Dankes, die aus persönlichem Bedürfnis entsprungen seien. Der Scheidende sei Calw viel gewesen, da er alle seine Vorzüge zur Entfaltung
Mag auch die Liebe weinen...
Roman von Fr. Lehne.
LI. Fortsetzung. (Nachdruck verböten.)
Bierundzwanzigstrs Kapitel.
In bedrücktem Schweigen ging Erich neben dem Legationsrat her. der, den Blick zu Boden geheftet, mit gerunzelter Stirn nach seinem Wagen schritt. Rüdiger war in einer groben Aufregung — selbst für ihn, den gewiegten, nicht zu verblüffenden Diplomaten war das soeben Erlebte zu viel gewesen, er brauchte Zeit, sich damit abzufinden.
Da sprach Erich. Anfangs vermochte er kaum den Sinn von dessen Worten aufzunehmen, aber dann zwang er sich dazu.
Nicht weit von dem Forsthaus hatte Erich eine Bank für seine Mutter gezimmert, die von da aus die Fahrstrahe übersehen konnte, was ihr manchmal «ine kleine Abwechslung bot. Die Leute vom Dorfe mutzten diesen Weg nehmen, um nach der Bahnstation zu gelangen. Auf dieser Bank nahmen die beiden Herren Platz.
Erich beklagte die Härte der Mutter gegen Lore und sprach die Hoffnung aus, datz sie bei ruhiger Ueberlegung doch vielleicht anderen Sinnes würde.
„Ich kann es ihr ja nachfühlen, datz sie nie über diese alten Geschichten hinwegkommt. Aber ich stehe ihnen gleichgültiger gegenüber —"
„Wirklich, Erich —? Und wenn nun doch jetzt eine Aenderung in Ihrem Leben eintreten sollte —?"
Erich wandte dem Sprechenden überrascht sein Gesicht zu.
„Wieso? Ich wünsche keine!" Fest legten sich seine Lippen aufeinander — nein, er hatte keinen Wunsch mehr, seitdem die Geliebte ihn betrogen!
„Wenn Ihr Vater Sie nun suchte, was würden Sie. was Ihre Mutter dazu sagen? Ich weitz, er hat Li« Absicht." "" —
„Es ist besser, er unterlätzt es; wozu? frage ich. Für Lore wünscht' ich wohl alles Glück."
Der Legationsrat blätterte in seiner Brieftasche: er fand, was er suchte — den Brief des Bruders. Jetzt reichte er ihn dem jungen Forstmann.
„Lesen Sie, Erich! Dieses Schreiben Ihres Vaters wird Ihnen alles besser sagen können, als ich!"
Er beobachtete den Neffen, dessen Gesicht eine tiefe Erregung widerspiegelte, dessen Hand leise zitierte, als er las, was sein Vater als spätes Bekenntnis seiner tiefen Reue geschrieben — beseelt von dem dringenden Verlangen, gutzumachen! Erich gewann mit jedem Augenblick mehr die Sympathie und Zuneigung des Legationsrates, der die frohe Ueberzeugung hatte, der Mann, der neben ihm sitzt, ist ein echter Allwörden!
„Nun?" fragte er erwartungsvoll, als Erich den Brief sinnend zusammenfaltete — „nun?"
„Eine glänzendere Genugtuung hätte meiner Mutter nie werden können!"
„Ist das alles, was Sie darauf zu erwidern haben?"
Eine leise Enttäuschung klang aus Rüdigers Stimm«.
„Was soll ich sonst noch dazu sagen? — Soll ich wirklich so dankbar anerkennen, datz mein Vater sich nach sechzehn Jahren wieder auf uns besinnt? Meiner Mutter gönnte ich diese Genugtuung."
„Und für sich erhoffen Sie nichts, Erich?"
„Nein, nichts!"
„Und wenn nun Ihr Vater Sie offiziell als seinen Sohn, Lore als seine Tochter anerkennt — adoptiert?" fragte der Legationsrat langsam.
Erich schlotz einen Augenblick wie geblendet die Augen.
Was würde Jutta sagen, war sein erster Gedanke. Sicher würde sie bereuen! — Doch er überwand dieses Gefühl.
„Warum wollen Sir mich aus meinen einfachen, mir liebgewordenen Verhältnissen reitzen? Ich erkenne gll, datz Sie^ aut mit mir meine n! Doch ich M try
und Entwicklung gebracht und Hier einen Resonanzboden gefunden habe, wo seine Gaben wunderbare Früchte getragen hätten. Er erinnere hiebei an die umfassenden Aufgaben eines Pfarrers, an die Predigt, die Bibelstunden, Volksund höhere Schulen, Kinderschule, Konfirmandenunterricht, das Bereinöleben im Ev. Volksbund und im Männerbund. Durch drei Punkte habe sich der Scheidende besonders ausgezeichnet: durch seine Jugendlichkeit in der Aufnahme neuer Wege, durch seine große Schaffensfreude und durch seine Verkündigung des versöhnenden Gotteswortes. Die Wünsche der Gemeinde begleiten den Scheidenden auch auf seine neue Arbeit, die er im Segen Gottes und ohne Furcht ausüben möge.
Im Namen des Volksbundes trug sodann Frl. Karps ein Gedicht vor, in dem dem Scheidenden der innige Dank für seine Arbeit an dem Bunde ausgesprochen wurde. Nach dem gemeinsamen Gesang von dem Lied „Wir wollens gerne ivagen" und einem sehr ansprechenden Gedicht von Frl. Grete! Schüler, in dem der Calwer Jugenbring seinen Dank zum Ausdruck brachte, sprach Kirchengemeinderat Blank tm Name» des Kirchengemeinderats und der „Gemeinschaften" dem scheidenden Stadtpfarrer den allerherzlichsten Dank für seine Mitarbeit bei diesen Einrichtungen ans. Lang sei in jugendlicher Kraft zu uns gekommen und habe sein Amt mit Freuden ausgenommen. Am köstlichsten sei ihm die Arbeit an Gottes Wort und die Liebe zu Gott die treibende Kraft zu seinem Auftreten gewesen. Er habe ein Verständnis nicht bloß für die Kirche, sondern auch für die Gemeinschaften gehabt. Dabet sei er ein Mann gewesen, der keine Menschenfurcht gekannt habe, sondern sich ganz in den Dienst Gottes gestellt habe. Gott wolle daher mit ihm und mit uns sein.
Nach einem stimmungsvollen Gedicht „Zum Abschied" von Kirchengemeinderat Fritz Schüler und dem gemeinsame» Gesang: „Nun aufwärts froh den Blick gewandt", ergriff Stadtpfarrer Lang das Wort und führte in seiner zu Herzen sprechenden Art aus, daß er in letzter Zeit viel Liebe habe erfahren dürfen: auch aus Len Worten seiner Vorred. ner habe er dies empfunden. Dankbar denke er an die Cal- wer Jahre zurück, an seine Arbeite» in verschiedener Beziehung. Er sei nun im Begriffe, von dem Nagoldtal in eine größere Arbeit überzugehen, nicht an eine Freikirche, son- dein an eine Landeskirche. Er habe bei diesem Entschluß nicht im Leichtsinn gehandelt, sondern es sei ihm innerlich klar geworden, daß dieser Weg sein Weg sein müsse. In einem treffenden Vergleich der heutigen Zustände mit dem ausgebrochenen Feuer kam er noch auf verschiedene brennende Fragen, wie auf die Sonntagssitte und die Jugenderziehung zu sprechen. Er sei zwar den Gemeinschaften nahe- gestanden, habe aber den Blick auf das Ganze nicht verloren und es sei zweifellos, daß in den Gemeinschaften ein großer Segen stecke. Es sei notwendig, daß alle Kräfte zusammenstehen und daß namentlich die Jugendarbeit ganz besonders gepflegt werde. In guter Erinnerung werden ihm die schönen Gottesdienste bleiben, und im Hinblick daran wolle er als letzten Gruß der Gemeinde noch zurufeu: Gott allein die Ehre!
Mit dem gemeinsamen Gesang „Ein Tag, der sagts dem andern" fand der stimmungsvolle Gemeindeabend seinen erhebenden Ausklang.
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zwischen dreitzig Jahre alt geworden, und will egj nicht mehr anders haben! Ich bin zufrieden mit metf nem Geschick und mit meinem bürgerlichen Namen."
Rüdiger schüttelte ihn derb an der Schulter —.
„Erich — Mensch! Seien Sie doch nicht so un* mätzig stolz — machen Sie es doch einem bereuenden! Männe dadurch nicht unmöglich, sein Unrecht gutzumr« chen! Soll Ihr Vater, wenn er kommt, vor verschlossen nen Türen und Herzen stehen? Sind Sie ebenso starrn köpfig wie Ihre Mutter? — Mein Lebensglück hat sia schon zerbrochen! — Sie müssen mir versprechen, bei Ihrer Mutter zu Ihres Vaters Gunsten zu sprechen/*
„Lassen Sie mir diesen Brief —" bat Erich nachl einigem Besinnen, „ich werde sehen, was sie dazu sagk Ich habe das Gefühl, datz er nicht ohne Eindruck auf sie sein wird! Denn das kann ich Ihnen ja verraten: weniger meinem Vater, als Ihnen gilt der ganze Groll und Hatz meiner Mutter! Für ihn, den Schuldigen^ fand sie doch noch immer mildernde Worte. Wer kann m einem Frauenherzen lesen?"
Der Legationsrat zog die Uhr.
„Es wird bald Zeit für mich! Ich kann jetzt be^ guem den Zug noch erreichen! — Eine Bitte, Erich: geben: Sie mir öfter Nachricht über Lore — hier meine Adresse. Und teilen Sie mir mit, ob es angebracht ist/ datz mein Bruder hierher kommt. Denn datz ich Sie gesunden, werde ich ihm morgen schon schreiben!"
„Lassen Sie meiner Mutter Zeit. Herr Graf, sie. mutz sich erst hinernfinden. Jetzt ist sie noch zu sehr! erfüllt von ihrem Hatz, den sie so viele Jahre go nährt und lebendig gehalten hat. Sie würde vielleicht aus diesem Gefühl heraus ihn zurückweisen, um ihrem Triumph ganz auszukosten — auch wenn es ihr nach-i her noch so bitter leid tun würde. Ich kenne mein« Mutter. Darauf hat sie gewartet, datz es einmal so kommen mutz! Der Gedanke an Vergeltung hat si« aufrecht gehalten in schwerster Zeit. — Warum auM ärte sie sonst Lore in sein Haus geschickt, da d», ' fall e- fügte? Ich war dagegen!" ^
^ - - (Fortsetzung folget
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