1802

kleidung und versah sich mit Reisegeld, indem er die Spiellasse de« Obsrausseher« entleerte.

Ludwigsburg 19. Okt. Ein etwa« eigentümliche« Licht auf den Bewachung«dienst im hiesigen Zuchthau« wirft der Umstand, daß nach­dem erst vor einigen Wochen drei Insassen ge- flüchtet find, gestern morgen, wie bereits kurz ge­meldet, abermal« einer entwischte; nämlich der 30jährige Franz Karle au« Heilbronn der noch sech« Jahre abzufitzen gehabt hätte. Damit der Sache der Humor nicht fehle, ließ er eins Auf­sehermütze mitlaufen, die ihm beim Verlassen de« Hauses gute Dienste geleistet zu haben scheint. Um zu den zum Genüsse der Freiheit nötigen Moneten zu gelangen, verübte Karle in der verflossenen Nacht bet Flaschner Ernst Knapp in Eglosheim einen Einbruch. Er drang in da» an der Mark- gröningerstraße gelegene Hau« von hinten ein, verriegelte die vom Wohnzimmer in dar anstoßende Schlafzimmer führende Türe und raubte dann so ziemlich alles, war er mttnehmen konnte: einen Ehering, ein Portemonnaie mit 26 und ver­schiedener andere. Nachdem er sich umgekletdet hatte, verschwand er unter Zurücklassung seiner Zuchthaus kleider und der Aufsehermütze. Nach dem frechen Burschen, der für sehr gefährlich gilt, wird energisch gefahndet.

Steinheim 11. Okt. Eine seltene Feier fand im Anschluß an den Vormittagsgotterdtenst statt. In voller körperlicher und geistiger Frische durften 2 Paare der hiesigen Gemeinde ihre goldene Hochzeit feiern, nämlich Christian Michael Storz, Schreinermeister, geboren am 21. März 1823 in Böblingen, verheiratet mit Dorothea geborene Sammet von hier, geboren am 3. März 1839, urd Georg Dolderer, Schäfer, geboren am 23. März 1833, verheiratet mit Katharine geborene Layher von Kirchberg, geboren am 2. Februar 1834. Von elfterem find 4 Kinder und 17 Enkel, vom letzgenanrten Paar 9 Kinder urd über 50 Enkel am Leben. In großem feierlichem Zuge erschienen die Jubel­paare in der Kirche. Der Ortsgeistliche Pfarrer Löbich legte feiner trefflichen Ansprache die Worte: Lobe den Herrn meine Seele" zu gründe. Die ganze Gemeinde rahm an der einfachen Feier teil; der Männergesangverein hatte die Gesänge über­nommen. Schon morgen« wurden den Jubel­paaren von den kirchlichen und weltlichen Be­hörden die herzlichsten Glückwünsche dargebracht und ihnen vom Ortsvorstand Schultheiß Leuze im Namen der König« ein namhafte« Geldgeschenk übermittelt.

Gmünd 12. Okt. In einer hiesigen Wirtschaft war spät abend« der Revolver da« Gesprächsthema einer Gesellschaft junger Leute. Dabei zog einer davon, wie dieRemszeitung"

Das Hau» am Rhein liegt im Sonntagsfrieden. Auf der Veranda der Hause« fitzt ein alter Herr. Silberglänzend ist sein Bart und Haar, aber seine Augen leuchten klar und blau wie ein stiller See am Feierabend. Ihm zur Seite steht eine hohe ernste Frauengestalt. Stolz und edel ist die Erscheinung, aber eine milde Weichheit liegt wie Schmelz auf dem zarten Antlitz.Ist e« noch nicht Zeit, Leol ore?" fragte der alle Herr.

In wenigen Mnuten müssen sie hier sein, lieber Papa," giebt dis Angeredete zurück. Und da klingt es denn auch wie Helle« Jauchzen und Lachen zu dem Men herauf, und im nächsten Augenblick fühlte er sich von großen und kleinen Armen umschlungen.

Da find wir, Großpapa," ruft Lilly« fröhliche Stimme, ich, Erich, die kleine Renate und hier unser Jüngster, der eigentlich dreimalIch" ist," und dabei hatte sie lachend ihren Mann» dem die Seligkeit aus den ehrlichen Augen leuchtete, ein dicken pausbackigen einjährigen Buben abge- nommen und ihn Herrn von Gletchenburg gereicht, während die kleine dreijährige Renate, Lilly« ältestes Töchterchen schmeichelnd des Alten Knie umklammert.Himmel, Kinder, seid Ihr toll, Ihr bringt ja Großpapa um, Erich, schaff Ordnung im Regiment." so kommandierte die kleine Frau ihren Gatten, was dieser sich lachend gefallen ließ.

Da kommen die Bummler," rief Lilly heiter, nachdem sie Lore tüchtig abgeküßt hatte, auf Irmgard und Waldenburg deutend, die Arm in Arm fest aneinander geschmiegt daher kamen, während Frau von Breden den etwa vierjährigen Jungen de» Ehepaars stolz an der Hand führte.

Mit Jubel und Herzlichkeit wurden Waldenburg« empfangen. Nur Lore war das Herz so schwer, sie hätte weinen mögen. Sie ging und «änderte durch die Sänge de« Park» bis hin zu der Stelle, wo Renate unter der Trauerweide still und friedlich schlief. Betend kniete sie an dem Hügel nieder, als sie die Augen aushob, stand Wildenstein vor ihr.

Er grüßte sie ernst, fast feierlich.Ich hoffe, Sie werden mich nicht zurückwrisen, mein gnädige« Fräulein," sagte er milde,ich bringe Ihnen die letzten Grüße Ihrer Mutter."

Plan und Kostetworarifchlag de« Architekten Hen­nings in Stuttgart. Dar Gebäude kommt hinter dis Turnhalle an die Donau zu stehen.

Friedrichshafsn 12. Okt. Der König ist heute nachmittag 1 " Uhr !» Sonderzug von Ratiboritz hier ringetroffen. Die Königin wirb am Mittwoch vormittag 11" Uhr im Sorderzug erwartet.

Friedrichshafen 12. Okt. Prinz Heinrich von Preußen ist kurz vor 4 Uhr mit seinem versönlichen Adjutanten mittel« Automobil« von St. Moritz hier singet rosten und hat sich sofort zum Betuch des Grasen Zeppelin in das Deutsche Haus begeben. Man sah den Prinzen von der Straße au» in lebhaftem Gespräch mit dem Grafen im Mittelzimmer de« ersten Stock­werk« des Hotels begriffen. Prinz Heinrich soll bekundet haben, daß da« teilnehmende Interests an den großarrigsn Bestrebungen des Grasen bei der ganzen kaiserlichen Familie in unvermindertem Maße fottbesteht. Der Prinz wird sich nach dem Besuch in da» Kgl. Schloß begeben und dort Wohnung nehmen. Er steht nunmehr endgültig fest, daß Graf Zeppelin vor dem 20. Oktober keinen Aufstieg unternimmt und dann erst kleinere Versuchtfahrien macht.

Friedrich «Hafen 12. Okt. Wie berichtet, ist 2 I bis auf die Motoren und dis Umlegung der äußeren Hülle fertig gestellt. An den Motoren wird noch lebhaft gearbeitet. Der Ga« Vorrat ist in diesen Tagen rach der Ballonhülle in Manzell geschafft worden. . Angesichts dieser weit fort­geschrittenen Vorbereitungen gibt es immer nach Leute, die an den nshebevorstehenden Ausstieg glauben. Andererseits behaupten angeblich ein- Zeweihte Kreise hartnäckig, der erste Ausstieg werde nicht vor dem 20. Oktober erfolgen.

Berlin 12. Okt. Ter Rrichrkanzler ist heute früh wieder in Berlin eingetroffen. Um 1 Uhr empfing der Reichskanzler den Besuch des Kaisers, der sich zum Frühstück bei ihm au­gesagt hatte. An dem Frühstück nahmen ferner roch Teil die Staatssekretärs von Schön und Bethmarn-Hollweg, der Gesandte Freiherr von Jänisch, der Unterftaatrsekretär von Loebell und einige Herren aus dem militärischen Gefolge des Kaiser«.

Berlin 12. Okt. Die Deutschs Bank hat der türkischen Regierung einen Vorschuß von 4 Millionen Mar! auf Grund sicherer Unterlagen gewährt.

Schmargendorf bei Berlin 11. Okt. Die Gordon Benne!-Wettfahrt hat heute nachmittag bei warmem, sonnigen Wetter und mäßigem nordwestlichen Wind, der in einer

Wo, um Gotterwillen, wo 'ander. Tis dieselbe?"

Im Kloster derheiligen Aura", in das mich der Zufall aus meiner Reise führte. Sie starb versöhnt mit Gott, ihr letzter Gedanke galt ihren Kindern," sagte der Maler ernst.

Eine Träne rollte langsam aus Lesrorers Äugen.Möge sie in Frieden ruhen." flüsterte sie.

Wieder gingen sie in Schweigen versunken. Da hoben die Oster­glocken von Neuem zu läuten an.Sie läuten Auferstehung, Leorore,* sagte der Maler leise,sollen sie auch Streit und Zwietrccht wieder zwischen uns wachrufen, oder wollen wir zusammen gehen in Freud und Leid, bi» daß der Tod uns scheide ?" Wie mächtig zum Herzen dringend seine Stimme klang. Leorore bebte, aber ihr Mund blieb geschloffen.

Antworte." sagte der Maler und ergriff Leon orens Hände,antworte, hast Du Dich nicht in den fünf Jahren, die ich fern war. raS mir geschr.t, hast Du an mich gedacht, nur da« eine Leorore?"

Eire heiße Röte flog über ihr Antlitz. Sie haßte dis Lüge, deshalb sagte sie so sek als er ihr möglich wahr-'Za."

Wie ein.sach diesesJa' klang und doch übte es eine berauschende Wirkung aus Wilderst«» aus. Mit einem Jubelruf schloß er Leorore an sein Herz» und ihre Lipom mit Küsten bedeckend rie§ er einmal übe: da« ardere:Liebst Du mich, o sag es mirl"

Und nun neigte sie demütig das stolze Hauvt und lei« wie ein Hauch kam es von ihren Lippen:Immer und ewig. Dir will ich leben und diensn."

Was tat e». daß sich Silbersirriftn durch Wildensteinr Haar zogen, in seinem Herzen war es Frühling, junger krospenreicher Frühling.

Die Rheir «willen kicherten und kosten urd lachten zu den Glücklichen auf und die Osterglocken kündeten Friede und Freude.

Wie ein schimmernder Edelstein de« Glücks» und de: Harmonie schimmerte im Tonnengolde das Haus am Rhein.

(E n d e.)

berichtet, ein solche« Schießzeug heraus und drückte, um dm Mechanismus zu zeigen, ab, in der Annahme, daß es nicht geladen sei. E« befand sich aber noch eine Patrone im Lauf, die lorging und der Tochter de« Witts in die rechte Brustssits, nahe beim Hals, drang. Lebensgefahr liegt nicht vor, da die Kugel vom Arzte entfernt werden konnte.

Kirchheim u. T- 7. Okt. Wir stehen mitten drinnen in der Obsternte, dis Heuer ein nach allen Beziehungen hocherfreuliche« Resultat gibt. Quantitativ und namentlich auch qualitativ läßt da« diesjährige Obst nichts zu wünschen übrig. Die Preise find deshalb hier auch etwas höhere als sonstwo. Der Zentner Tafelobst, Luiken, gilt 66, der Zentner Mostobst 3.203 80H. Angesicht« dieser verhältnismäßig etwas hohen Preislage halten die Käufer vor« st noch zurück, andere wieder erstehen da« wesentlich billigere Oberländer Mostobst, da« hier zugeführt und um 2.50 ^ abgelaffen worden ist.

Ebingen 12. Okt. Daß unsere Stadt­gemeinde viele Opfer bringt und ganz beträchtliche Aufwendungen zu machen hat, um das Los armer Einwohnerfamilien erträglicher zu gestalten, wird jedermann gerne zugeben, der die Stadtpflege- Rechnung Ebingen etwas näher ansteht. Die Stadt sollte ingewissem Sinne" aber noch weit mehr tun können, da» zeigt ein in den letzten Tagen vorgekommener Fall, der so traurig ist, daß man ibn für kaum möglich hält. Ein junge«, rüstiger Ehepaar mit einem Häuflein Kinder hatte, lt. Albbote, auf Rechnung der Armenpflege freie Wohnung in einem städtischen Gebäude, dar erst vor wenigen Jahren einer gründlichen und guten Instandsetzung unterworfen wurde. Dis Unsauöer- keit in der Wohnung dieser Familie ging aber soweit, daß letzter Tape von amtswegsn ringe- schritten und die Gelasse von dem haufenweisen Unrat gereinigt und dieBetten" usw. verbrannt werden mußten. Warzen und sonstiges Ungeziefer hatten so überhand genommen, daß man sich ge­zwungen sah, mit dem Hydranten der Hochdruck- Wasserleitung dagegen einzuschreiten. Kurz, die Verwahrlosung spottet jeder Beschreibung. Der netteFamilienvater" und die ebenso netteHaus- frau" fühlen sich wie es heißt noch sehr gekränkt darüber, daß die Behörde «»geschritten ist und Ordr.u'g geschaffen hat. Traurig aber wahr!

Ulm 12. Okt. Dem Tchweinsmarkt waren 190 Milchschwein e und 10 Läuferschweine zugeführt. Bei lebhaftem Handel wurde für Milchschweine 1926 für Läuferschweine 4555 ^ pro Stück bezahlt.

Riedlingen 3. Okt. In gestriger Sitzung des Gemeinderats wurde der Bau einer neuen Schlachthauses beschlossen und zwar nach dem