-HK 240 . Amts- und Änprgeölatt für den Oberamisbe;irk Ealw. 83 . Ishrgrrz

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Fr eit uz und kavirr^Z. IniernonSvre-L

F Klx- r:ei für Ktudr u. VizirkSerrr; nutzer Bezirk 12 VfL-

Dienstag, den 13. Oktober LN08.

vezugSpr. i. d. LLadt Vsj^brl. er. Träger!. Mk. 1.. Postdezug-p r. f. d.OrtS- u. NachbarortSverk. ^jährl. Mt. ILO, trn Aernverlehi Mk. L.30. LestrLg. in Würrl. 80 Dfg., in Bayern n. Reich 42 Pfg

Amtliche Bek«nmLmach«ttgen.

Bekanntmachnng

Als Vcrttaarnsmann der landwirischafüichcn BerAfsgenossenschatt für den Wünr. Schwarzvald- kreis ist für die Gemeinde Breirenberg

Georg Schönhardr, Gemeindera: daselbst, auf den Rest der Wahlperiode 1907/1910 bestellt worden.

Lolw, 12. Oktober 1308.

E LLercrnt.

V o e l t e r.

Tasts»r»iZ?ettr«.

* Calw 13. Oft. Eia ''chlechtes Ax. schä't Machen in diesem Jahr die Hopsen- Produzenten. Der Preis der Hopsen fällt immer mehr und auch zu den äußerst niederen Preisen fehlen die Käufer. Die Preise sind von 45 ..M bis auf 20 ^ pw Zentner herunter- gegangen. Einigen Produzenten wurden sogar nur 10 ^ geboren. Bei dem geringen Preise werten nicht einmal die Kosten iür da? Pflücken gedeckt, an eine Rente der Bodens ist zarnicht zu denken. Der Handel in Hopsen stockt vollständig.

Nagold 10. Oft. Oüstmarkt. Zu- fuhr 67 Säcke Mostsbst, Aevsel und Birnen. Preise für Aepsel 2.703 pro 50 Kilo, Minen 2 402.50 p o 50 Kilo. Tafelobst 86 Körbe. Prei'e für Tafeläpiel 5 6 Birnen 45' Zwetschgen 3 505 ^ vro öl) Kilo. Verlauf der Marktes sehr lebhaft; große Zuruhr für nächsten Markttag sehr er- wänichr, da viele Käufer unbefriedigt abziehen wußten.

Stuttgart 12. Oft. (Strafkammer.) Vor der zweiten Strafkammer steht ein Be« leidizungsprozeß zur Verhandlung, für den mehrere

^ Tage vorgesehen sind. Er ist eine öffentliche Anklage erhoben gegen den Regierung; baumeister a. D. Wilhelm Hosfmann. Er wird ihm zur Last gelegt, die Direktoren der Württembergischen Vereinrbank Geh. Reg. Rat Lichtenberg. Direktor O:!o Fischer und Direktor Rudolf Pfeiffer, sowie den Rechtrrat der Vereinrbank, Rechtsanwalt Dr. Steiner in einer von ihm verfaßten Druckschrift beleidigt und in Beziehung auf sie nicht erweisliche Tatsachen behauptet zu haben. In der Druck­schrift wird von unlauteren Manipulationen gewisser Spekulanten, von lichtscheuem Geschäftrgebahren der juristischen Leiter der Vereinsbank gesprochen und es wird behauptet, der Abschluß des Syndikats« vertrage« der Daimler Motoren gcftll'chaft werfe aus dre Leiter der Bank ein bedenkliches Licht; Rechtsanwalt Dr. Steiner wird vorgeworfen, er sei ein skrupulöser Spekulant und gewiegter Makler für andere auf fremde Kosten. Der An­geklagte hat in der Voruntersuchung zunächst eine Erklärung verweigert, später aber zugegeben, daß er die Druckschrift versaßt, und sie einer Reihe von Personen durch die Post zugeschickt habe, ferner erklärte er. seine Auslassungen über die Württembergische Vereinrbank beziehen sich nicht aus die drei Direktoren, die er für Ehrenmänner halte, sondern nur auf den Rechtsanwalt Dr. Steiner als den seit Jahrzehnten maßgebenden Faktor der Vereinrbank, wogegen er dieser Bank, institut, soweit gewöhnlicher Bankverfthr, nicht aber soweit dessen Beteiligung bei der Daimler Motoren, gssellschaft in Frage komme, für durchaus einwandfrei halte. Die Anklage geht davon aus, daß die fraglichen Auslassungen sich nach ihrem Wortlaut und Sinn auf die obigen Leiter der Würtlbg Vereinrbank insgesamt beziehen. Der An gi klagte, ein Schwieger« sohn des verstorbenen Kommerzienrats Daimler, führt seit Jahren einen Prozeß gegen die Vereins« bank wegen Herausgabe von Aktien der Daimler

Motorengesellschaft. Im Jahre 1905 erstatteten die AufstchtrratrMitglieder der Daimler Mo'oren- gesellfchaft gegen Hoffmann eine Erpressung-« anzeige. Später reichte Hoffmann gegen Rechts« anwalt Dr. Steiner eine Strafanzeige ein wegen falscher Anschuldigung und Meineids; den Anzeigen wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft keine Folge gegeben. Die Beschwerde des Angeklagten gegen dm Einstellungrbeschluß wurde von der Staatsanwaltschaft des Oberlandesgerichtt als unbegründet verworfen. Nun richtete der An« geklagte eine Beschwerdeschrift an dar Justiz. Ministerium, in der die Angriffe auf die Verein«, bank enthalten sind. Die Beschwerdeschrift ließ Hoffmann durch Druck vervielfältigen. In dieser Beschwerdeschrift sind auch die Angriffe gegen Staate:at von Balz enthalten. Bekanntlich wurde Hoffmann von der Strafkammer wegen Beleidigung der Ttaatrrat» v Balz zu 500 ^ Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte machte längere Aus« führungen über seine Prozesse und erklärte, Rechts­anwalt Dr. Steiner habe ihm in rechtswidriger Weise dar Eigentum seiner Frau vorenrhalten. Die heutige Verhandlung wurde hauptsächlich mit der Verlesung der Strafanzeigen, der darauf er­gangenen Einstillungkbeschlüffe und der Urteile von früheren Prozessen aurgefüllt.

Cannstatt 12. Okt. Eine Jagd auf einen Dieb wurde gestern hier veranstaltet, der abends in kinem Hause einen Schrank erbrochen und Kleider gestohlen hatte. Verfolgt von einer Schar Erwachsener und Kinder, floh er bis nach Berg, wo er eingeholt und festgenommen wurde. Er ist ein au« Ungarn gebürtiger, stellenloser Kellner, der hier bettelte.

Ludwigsburg 12. Okt. SaMtag nacht ist der 30 Jahre alte Franz Karle aus dem Zuchthaus aurgebrochen. Er trug Anstalt«,

Das Haus am Rhein.

Neman von Lnny Wothe.

(Schluß.)

Sie hatte aber doch Leonorens Worte:Gott geleite Dich und gebe Dir Frieden," und Lilly's letzten Mchisdsgruß gehört, der sie begleiten svll'.e du.ch dar finstre Tal. das sie wandeln mußte.

Der Rittmeister hielt seine Kinder innig umsangen.Ein Kind hat mir Gott genommen," sagte er weich,zwei hat er mir Wiedergegeben, ich bin reich in meinem Leid."

.Lieber Waldenburg," sagte Lconore >'anft, auf ihren Verlobten zut:elend,Sie werden begreifen, daß ich nach Vorangegangenem meinen Vater nicht verlassen kann, ich bitte Sie deshalb mich frei zu geben und mir nicht zu zürnen, daß ich ein Verhältnis löte, dar auf die Dauer doch ganz haltlos gewesen wäre. Unsere Herzen lassen sich nicht binden, sie gehen eigene Bahnen, möge das Ihrige die richtige gefunden haben, und möge Gott Ihren Herzensbund segnen."

Dabei hatte sie Irmgards Hand ergriffen und sie unter Tränen in Waldenburgs Rechte gelegt.

Er küßte die kühlen schlanken Hände und sagte leise:Wie schön bauen Sie mein Glück, Lore, Sie sind gut, Sie sind edel."

Da lächelte sie leise, trotz des unendlichen Weh's und Wlldenstein, der sie beobachtete, war es, als habe ein Engel an sein Herz geklopft.

Gleichenburg nickte seiner Tochter zu.Recht so. mein Kind," sagte er und zu Erich gewendet fuhr er fort:Ich hoffe, Lilly wird dem Beispiel ihrer Schwester folgen und auch Ihnen Ihr Wort zurückgeben. Wir haben kein Recht, uns mit einer ehrenhaften Familie zu verbinden, Sie sind frei!"

«O Sott, Papa, ich kann ja nicht ohne Erich leben!" 'ch'uzte Lilly

auf. Der Leutnant stand auch schon in demselben Moment an Lilly« Seite. Sein ehrlicher, offene« Antlitz zeigte Purpurröte und edle Begeisterung» als er sagte:Mit Verlaub, Herr Rittmeister, ich bin ein deutscher Mann mit deutschem Herzen. Ich liebe Lilly und die Liebe fragt nicht nach Recht und Pflicht. So wahr ein Gott im Himmel lebt, Lilly wird mein, trotz alledem! Lasten Sie uns über die Vorgänge dieser Nacht Schweigen geloben mit Hand und Mund. Niemand wird den wahren Sachverhalt erfahren, und jeder einen Unglücksfall vermuten, wir aber, die wir hier beieinander sind, wir wollen versuchen, durch gute Taten die Schuld der Frau zu sühnen, die meiner Lilly dar Leben gab. Und daß wir dar können, dar walte Gott!" Gleichenburg schloß Erich gerührt in seine Arme und legte dann mit leisem Segenrspruch EriLr und Lilly» Hände ineinander. Die kleine Generalin nickte eifrig. Grnz so wie ihr Erich gesprochen, hatte sie er gemeint, sie konnte er nur nicht so schön sagen, wie er, ihr Einziger.

Der grauende Morgen brach durch die Scheiben. Still war"« im Zimmer. Im weißen Gewände, dar selig verklärte Antlitz von der blonden Lockenfülle umrahmt, ruhte Renate auf ihrem letzten Lager. In den gefalteten Händen ruhte eine rote Nelke. Wildensteins Abschiedsgabe. So schlief Rena der Sonne entgegen, die soeben mit lächelnden Strahlen die Schläferin küßte. Anstatt der Hochzeittglocken, die heute läuten sollten, klangen die Lotenglocken bang über den Rhein und verfolgten die gebrochene Frau, die in einem Reisewagen mit Clariffa und Berta langsam von dannen rollte, weit, wett! Sie hörten auch nicht auf, als sie am Ziele war, sondern sie klangen fort und fort, die Lotenglocken und vermehrten die Qual, Reue und Buße der Sünderin.

* »

Fünf Jahre find vergangen. Es ist Frühlingszeit. Golden lacht die Sonne vom Himmel hernieder, und der Flieder treibt die ersten Knospen. Ostern ist"« und den Rhein entlang beben Glockentöne, so still, so weich.