Mgst." beabsichtigt Wilhelm Voigt (der Haupt» mann von Köpenik) nunmehr auch Stuttgart in den nächsten Tagen mit seinem Besuch zu beehren. Ob er auch in Stuttgart in einem größeren Lokale öffentlich „auftreten" werde, stehe noch nicht fest.
Stuttgart 24. Sept. Dem heutigen Mostobstmarkt auf dem Wilhelm« platz waren 1800 Zentner zugeführt. Preis 2 ^ 40 --Z bi« 2 90 per Zentner. Verkauf lebhaft. —
Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 300 Zentner. Prei« 2 40 H
bi« 3 per Zentner.
Eßlingen 24. Sept. In einer sehr zahlreich au« allen Ständen und Parteien besuchten Versammlung sprach Landtagsabgeordneter Löchner über Schulreform. Neben der Einführung de» achten Schuljahre« und der fakultativen Zulassung der Simultanschule in Gemeinden mit gemischter konfessioneller Bevölkerung, verlangte er Beseitigung des Schulgelde« und der geistlichen Orttschulaufficht, ferner Erhöhung der Bildung der Lehrer an ven Lehrerseminaren. Die Versammlung nahm nach längerer ruhiger Debatte, in der Dekan Planck für die konfessionelle Schule, alle anderen Redner für die Simultan, schule eintraten, folgende Resolution an: Die vom Verein der alten und jungen Volkrpartei anberaumte, au« allen Ständen und Parteien gut besuchte Versammlung begrüßt die Novelle zum Schulgesetz. Sie fordert aber eine Ergän- zung und Vervollständigung in mehr liberalem Sinne. Sie fordert unter allen Umständen die gänzliche Beseitigung der geistlichen Ortsschulauf- sicht, sowie eine simultane Gestaltung der Oberschulbehörde, außerdem die Einführung der Simultanschule und Einführung der achtjährigen Schulzeit.
Eßlingen 24. Sept. Beim Hantieren mit einem geladenen Revolver durch den 54 Jahre alten Maurer Gottfried Mauz au« Nellingen entlud sich im Neubau de« Reichrbankgebäude« plötzlich die Waffe, die Mauz nicht für geladen hielt. Die Kugel traf ihn selbst mitten ins Herz. Er stürzte tot zu Boden.
Göppingen 24. Sept. Beim Abturnen de« Turnvereins Bierenbach geriet ein achtjähriger Knabe in die Wurfbahn einer Kugel und wurde so schwer am Kopf getroffen, daß er einen Schädelbruch erlitt.
Vaihingen a. E. 24. Sept. Der Bauer und Taglöhner Gottlieb Burger wurde von seiner Ehefrau mit drei lebenden Knaben beschenkt. Mutter und Kinder befinden stch wohl.
Tübingen 24. Sept. Gestern nachmittag ist da« Hoflager von Friedrichrhasen nach Beben. Hausen verlegt worden. Der König kam um 4 Uhr mit Extrazug au« dem Manöver und fuhr sofort nach Bebenhausen. — Im Hause de« Kaufmanns Martin in der Kronenstraße entstand gestern nachmittag Feuer, da« aber unterdrückt
wurde, ehe e« für das enge Stadtviertel und da« Spital gefährlich wurde.
Tailfingen OA. Herrenberg 24. Sept. Zur Zeit häufen sich wieder die Diebstähle der Handwerkrburschen, die die Inanspruchnahme der Landbevölkerung mit dringenden Geschäften au«, nützen. So traf gestern hier eine Spezerei- händlerrfrau einen etwa 40 Jahre alten Burschen im Laden an, der sich an der Ladenkaffe zu schaffen machte. Kurz entschlossen schloß sie ihn im Laden ein und holte ihren Mann herbei, dem es mit Hilfe eine« Nachbar« gelang, den Burschen, der tätlich vorging, dingfest zu machen. Der Dieb nennt sich Bild stein, Schuhmacher aus Ober- digisheim, und soll sich über seine Person nicht genügend ausweisen können. Er wurde an« Amtsgericht eingeliefert.
Dornstettsn 23. Sept. Gestern nach- mittag 1 Uhr drohte im hiesigen Staatswald, Abteilung Pfahlberg, ein Brand aurzubrechen, indem eine auf Hallwanger Markung stehende Blockhütte angeblich wegen eines Defekter am Ofenrohr in Brand geriet und abbrannte. Der herbeigerufenen Hallwanger Feuerwehr gelang es unter Leitung de« ebenfalls herbeigeeilten hiesigen Oberförster« v. Süßkind den Wald zu schützen. Der entstandene Schaden beläuft sich aus elwa 300
Rottweil 24. Sept. Freiherr v. Münch scheint seinen Fall durchs Garbenloch ohne jeden Schaden überstanden zu haben. Er hat, wie da« „Deutsche Vo'ksbl." berichtet, gestern einen Termin vor der Zivilkammer in eigener Person wahr- genommen und dazu einen Stenographen mit- gebracht.
Friedrichshafen 23.Sept. Der Luftschiffbau Zeppelin wird demnächst eine Anzahl Arbeiterhäuser erbauen und diese zu mäßiger Abzahlung an die Arbeiter abgeben. Dadurch wird erreicht, daß die Arbeiterfamilien sich zusammen finden, eine feste Heimat erhalten und die Stadt nicht durch dieselben überflutet wird.
Au» Baden 24. Sept. In letzter Zeit ist man in Pforzheim einer ganzen Reihe Gold- schnipfler auf die Spur gekommen, die bei der Arbeit in dortigen Bijouteriefabriken Edelmetall unterschlugen. In einer Fabrik soll stch der gestohlene Betrag auf volle 50000 ^ belaufen. — Gestern versuchten in Pforzheim drei jugendliche Gauner, die sich ein Scheckbuch verschafft hatten, einen gefälschten Scheck über 10000 bei einem dortigen Bankhaus in Zahlung zu geben. Der Schwindel wurde jedoch entdeckt und einer der Gauner verhaftet. — Der Raubmörder Jansson, der im Offenburger Untersuchungsgefängnis eine Zeit lang den wilden Mann gespielt hatte, ist in Fesseln gelegt worden. Er behauptet jetzt auch, gar nicht v. Jansson zu heißen; gleichwohl wird er voraussichtlich in der nächsten Schwurgericht-Periode abgeurteilt werden.
Landau (Pfalz) 24. Sept. Die Strafkammer verurteilte den hiesigen Weinhändler und Wetngutsbefitzer Heinrich Klein wegen Wein- fälschung zu 6 Monaten Gefängnis und beschlagnahmte 190 Fuder Wein im Wert von 60000 wegen Beihilfe erhielt der Kaufmann Eißenhardt von Rhodt 2 Monate und der Adjunkt Rueffel von Oberlustadt 14 Tage Gefängnis.
Frankfurt a. M. 24. Sept. Eine hiesige Bank erhielt dieser Tage von einem ihrer Angestellten, der sich auf Urlaub befand, au« Hamburg einen Brief, worin sich der Angestellte einer Scheckfälschung bezichtigte. Er bezeichnet« die Bücher, in denen von ihm falsche Buchungen vorgenommen worden seien und bat, da es sich doch nur um eine Lappalie handle, von einer Anzeige abzusehen. Die sofort vorgenommene Revision ergab, daß ein Scheck von über 58 000 ^ gefälscht worden war, worauf die Bank Anzeige erstattete. Der An- gestellte, der sich offenbar längst auf einem Dampfer nach dem Auslands befindet, ist verheiratet und steht in den vierziger Jahren. Den Urlaub hatte er schon vor längerer Zeit angetreten. Es ist daher leicht möglich, daß der Brief in Hamburg von einer anderen Person aufgegeben worden ist. Der Flüchtling schrieb, daß sich die Bank keine Sorge um die Summe machen möge, denn diese könne gedeckt worden. Der Angestellte behauptete in dem Briefe, er besitze gute Patente, aus denen sich Kapital schlagen lasse.
Magdeburg 24. Sept. Gestern früh unternahm der Ingenieur Grade seine ersten Versuche mit seiner Flugmaschine im Freien. Zwei Stunden lang waren die Versuche erfolgreich. Der Apparat erreichte eine Geschwindigkeit von 30 km in der Stunde. Infolge eine« Bruches der Schraube, der durch Ausschlagen verursacht wmde, mußten die Versuche bis auf wettere« aufgegeben werden.
Berlin 24. Sept. Wie die National- Zeitung meldet, kommt für dis dem Reichstage zugehende Vorlage zur Tabaksteuer- Erhöhung nur die Banderolensteuer auf Cigarren, Rauchtabak u. s. w. in Frage. Ebenso wird die bereits bestehende Cigarretten-Banderolensteuer erhöht. Eine andere Art Tabackstsuer kommt nicht in Frage.
Berlin 24. Sept. Fürst Eulenburg hat heute vormittag 11 Uhr die Charit« verlassen und ist in einem Kranken-Automobil nach Schloß Liebenberg gebracht worden.
Pari« 24. Sept. Kurz vor Schluß der gestrigen Carmen-Aufführung in der Komischen Oper wurde starker Rauch verspürt, der aus den Kellerräumen drang. Die Feuerwehr wurde alarmiert und es gelang rasch, die in der Requisite«, kammer in Brand geratenen Objekte in« Freie zu schaffen und jede Gefahr zu beseitigen.
Petersburg 24. Sept. Nachdem sowohl im kaiserlichen Winterpalai« als auch in
„Mögen Tie glücklich sein," murmelte Renate tonlos.
Erschreckt blickte der Maler in Renaten« erblaßte« Gestchtchen, über welche« nur hin und wieder die flackernde Röte der Scham hinzitterte.
Er wollte nach ihrer Hand greifen aber sie wehrte ihm leise ab.
Kein Wort kam über ihre Lippen, aber aus den süßen blauen Augen rann Träne um Träne hernieder und tropfte auf die weißen Hände, die wie müde in den Schoß gefaltet lagen.
Unaufhörlich flössen die Tränen und dem Maler war er, als deckten Renate'« Tränen all' das Weh, all' die Enttäuschungen seines Lebens zu.
„O, mein Gott, da« habe ich nicht gewollt," flüsterte er nur einmal wie in heißem Schmerze vor sich hin.
Und da lächelte Renate durch Tränen zu ihm auf und sagte leise:
„Nein, nein, nicht Sie, mein törichter, dumme« Herz trägt die Schuld daran l"
Es klang so unendlich rührend und schnitt dem Maler in Herz. Das fromme Kind, über dessen blondem Haupte er so gern schützend, betend die Hände gefaltet hätte, war elend, elend durch ihn! Eine Träne blitzte in seinem dunklen Auge auf und er schämte sich derselben nicht. Er barg sein überströmende« Antlitz in Renaten» Händen und in schweigendem Jammer weinten sie beide.
Lustig flog da« Schifflein zu Berg, aber zu Tal trug e« — ein müde» — stille« Herz!
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Irmgard hatte ihren Besuch bet Frau von Breden recht lange ausgedehnt. E« war so hübsch mit der kleinen, gutmütigen Frau zu plaudern, und die Mittagsstunde war nahe, al« die junge Malerin endlich den Heimweg
einschlug. Als sie durch den Gletchenburg'schen Park dem Hause zuschritt, bemerkte ste, daß ihr Wildenstein mit noch düstererem Antlitz al« gewöhnlich entgegen kam.
„Ist ein Unglück geschehen?" fragte sie ängstlich, dem Freund die Hand reichend.
Gerhard teilte ihr Renaten« kleinen Unfall mit, worauf Irmgard erschreckt ausrief: Ach die Arme, da entschuldigen Sie mich, lieber Freund, ich will schnell nach meinem Liebling sehen."
„Verweilen Sie noch einen Augenblick," bat Wildenstein, und hielt Irmgard'« Hand fest. „Warum tragen Sie das noch?" fuhr er fort und tippte mit seinen Fingern auf den glänzenden Verlobungsring an ihrer Hand.
Kühl und stolz hoben sich Irmgard'« Augen zu ihm auf.
„Ich verstehe Sie nicht," sagte sie abweichend.
Der Maler sah ihr tief ins Auge. „Irmgard," kam es in leisen, weichen Tönen von seinen Lippen, „warum auch mir gegenüber da« Gaukelspiel? Wollen Sie mich glauben machen, daß Sie gewillt sind, das kleine goldene Dingelchen für's ganze Leben zu tragen mit allen seinen Konsequenzen, die sich daran knüpfen?"
„Ja, ich will!" gab Irmgard fast hart zurück. „Ich habe mir mein Lo» selbst gewählt und sobald ich dem Hause Gleichenburg den Rücken kehre, ist mein Geschick entschieden, ich werde dann, wie ich es versprochen, das Weib meine« Verlobten."
„Da« werden Sie nicht, Irmgard," rief der Maler leidenschaftlich, „Sie dürfen Ihre Seele nicht dem Elenden verkaufen! Ich habe mit Waldenburg gemeinsam die nötigen Schritte getan, um Sie frei zu machen."
(Fortsetzung folgt.)