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Petexhof und Zarikoje Selo die Cholera-Er­krankungen in der Zunahme begriffen find, wurde dis Rückkehr der Zarenfamilie auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Befinden der Kaiserin ist ein Rückfell eingetreten. Die Aerzte raten zu einer Winterkur im Süden.

London 23. Sept. Am Dienitag starb in Maidenhead, im Hause ihrer Mutter, die Lady Scott, die frühere Gräfin Russell, die eine Vergangenheit hinter sich hat. die fast romanhaft klingt. Lady Russell, eine Schönheit eisten Range«, war die Tochter de« bekannten Bankiers Sir Claude Scott. Sie heiratete im Jahre 1890 den Grafen Ruffell, den sie bald nach der Hoch­zeit verließ und von dem ste später geschieden wurde. Die schöne Dame tat sodann einen Schritt, der die vornehme Gesellschaft in Aufregung ver- fetzte. Sie sagte sich von allen Verwandten lo» und erwarb ihren Lebensunterhalt dadurch, daß ste al» Tänzerin und Sängerin auftrat. Bei dieser Gelegenheit machte ste die Bekanntschaft eines Prinzen Athrobold Stuart de Modena. DieserPrinz" behauptete, ein illegitimer Sohn des Kaiser« von Oesterreich zu sein. Die Gräfin Ruffell heiratete ihn, um bald darauf die unan­genehme Entdeckung zu machen, daß ihr Gemahl kein Prinz, sondern ein Kammerdiener, namens Brown, war. Sie verließ ihn nach wenigen Monaten und wurde von ihm geschieden, nachdem Brown wegen falscher Angaben vor dem Standesamt mit Gefängnis bestraft worden war. In der letzten Zeit ist Gräfin Ruffel nicht Mehr auf der Bühne erschienen. Sie beschäftigte sich erfolgreich mit Geflügelzucht und stand im Begriff, ein großes Geflügelgeschäft im Westen Londons zu eröffnen, al« der Tod ste ereilte.

Me Pilze als Nahrungsmittel.

Die warme Herbstsonne lockt in den letzten Tagen aus dem feuchten Boden unsrer Wiesen und Wälder eine Unmenge von Pilzen hervor. Abge­sehen aber von wenigen Pilzkennern und Pilzessern kümmert sich kein Mensch um die zu Tausenden zu Grunde gehenden eßbaren Pilze. Daß es eßbare Pilze giebt, das wissen ja manche, vielleicht geht ihre Kenntnis sogar soweit, daß sie allerlei HauS- mittelchen wissen, die die eßbaren Pilze von den giftigen unterscheiden lassen. Der Zweck dieser

Zeilen soll eS nun gerade sein, diese vermeintlichen ErkennungSmerkmale der eßbaren und giftigen Pilze als das nachzuweisen, was sie sind: als ein leider weit verbreiteter Unsinn, der nur geeignet ist den Pilzgenuß in Perms zu bringen. Ueber den großen Wert der Pilze als Nahrungsmittel zunächst nur einige wenige Worte. Die Pilze stehen durch ihren Eiweißgehalt dem Fleisch und den Eiern ziemlich nahe; ein richtig zubereitetes Pilzgericht giebt uns daS Gefühl der Sättigung und wird gut verdaut; also erfüllen die Pilze alles was man von einem Nahmngsmittel verlangen kann: Gehalt an Nähr­stoffen, Stillung des Hungers, Verdaulichkeit! Wa­rum werden nun aber trotz dieser großen Vorzüge der Pilze als Nahrungsmittel so gar wenige dieser billigsten Gaben der Natur in unfern an Pilzen so gesegneten Gegenden verbraucht? Warum müssen Millionen eßbarer Pilze in unfern ausgedehnten Gebirgswäldern verfaulen? Nun, es ist wohl in den meisten Fällen die Furcht vor Vergiftung, die so viele vom Genuß der Pilze abhält; und die leider immer wieder vorkommenden Vergiftungsfälle, sind freilich nicht geeignet, diese Furcht zu zerstören. Trotz der mitgekochten Zwiebel, die nicht schwarz wurde, und trotz des silbernen Löffels, den man als Probe benutzte, erwiesen sich Pilzgertchte als ungenießbar oder schädlich. Wir behaupten: Ge­rade diese unseligen Volksregeln zurEr- kennung der Giftpilze sind schuld an so vielen Pilzvergiftungen! Es giebt kein Mittel zur Unterscheidung von eßbaren und giftigen Pilzen, als einzig und allein die wirkliche Kenntnis der wichtigsten Speisepilze. Man lasse sich von einem tüchtigen Pilzkenner (die meisten Lehrer dürften wohl dazu zu rechnen sein) an einzelnen Exemplaren wo­möglich am Standort des Pilzes selbst die genauen Unterscheidungsmerkmale der betr. Art zeigen; dann übe man das Gelernte durch Aufsuchen der kennen gelernten Art und man wird dann wohl bald eine Reihe von eßbaren Pilzen kennen und schätzen lernen. Es muß noch bemerkt werden, daß jede Pilzart, auch der beste Speisepilz, schädlich werden kann, wenn die Pilze nach dem Einernten zu lange liegen bleiben. Innerhalb 24 Stunden nach dem Pflücken müssen Pilze auch zubereitet werden; oder aber, will man ste konservieren, müssen sie sofort und möglichst rasch getrocknet oder gedörrt werden. Man vermeide, so lange man nicht absolut sicher ist, alle diejenigen Pilze, die giftige Doppelgänger haben, mit denen sie leicht zu verwechseln sind; hierher gehört z B. der vorzügliche Champignon, der mit dem sehr giftigen Knollenblätterpilz verwechselt werden kann; auch der Steinpilz ist von Anfängern mit dem Satanspilz zu verwechseln. Dagegen ist

ein sehr leicht zu erkennender vorzüglicher Speisepitz der Eierpilz, auch die Ziegenlippe ist kaum mit einem giftigen zu verwechseln; ebenso find alle sogen. Korallen- oder Hirschgeweihpilze eßbar. Mt folgenden zwei Hauptregeln kommt man schon ziemlich weit; 1. Von den Blätterpitzen (d. h. die, welche au der Unterseite keine Röhrchen, sondern schmale nebeneinanderstehende Blättchen haben) find diejenigen eßbar, welche einen angenehmen (Mehl-, Obst«, Anis-, Nelken-, Herings- oder Gewürz-) Geruch haben! 2. Für unbrauchbar und schädlich hafte man alle Pilze, welche irgendwie widrig (scharf, betäubend, faulig) duften!

Liebenzell. Heinr. Michel.

Gottesdienste.

15. Konuta« n«ch Hrtuit», 27. Sept. Vom Turm- 29« Kirchenchor: Herr Jesu Gnadensonne rc. Predigt­lied 52: Der Herr ist gut rc. Uhr: Beichte in der Sakristei. 9^/-Uhr: Vormitt.-Prcdigt, Dekan Roos. Abendmahl. 1Uhr: Christenlehre für die Söhne. 2 Uhr- Nachmitt.-Predigt, Stadt­pfarrer Schmid.

«nerstag, 1. Okt. 8 Uhr abend«: Bibclstunde i« Vereinshaus, Dekan Roo«.

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Amtlich« an» Privatanzeigrn.

Aufgebot.

Die Emma Seitter, led. vollj. Dienstmädchen in Pforzheim, Linden- straße 42, hat beantragt, ihre Mutter, die verschollene Katharine Justine Seitter, geboren 2. Mai 1861 in Liebenzell, zuletzt wohnhaft daselbst, für tot zu erklären.

Die bezeichnet« Verschollene wird aufgefordert, sich spätestens in dem auf

Freitag, de« 2. April 1999, vormittags 9 Uhr,

vor dem Unterzeichneten Gericht anberaumten AufgebotStermine zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird.

An alle, welche Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen zu Agilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens im AuftebotStermine dem Gericht Anzeige zu machen.

Calw, den 22. September 1908.

königliches Amtsgericht.

Slv. A.-R. (gez) Römer.

Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Siber.

K« Amtsgericht Calw.

Das

Konkursverfahren

1. über dos Vermögen des Karl Friedrich Talmoa-Gro», Bauern in Neuhengstelt,

2. über den Nachlaß der verstorbenen Ehefrau desselben, Luise Talmoa- GroS, geb. Talmon I'srmse von da,

wurde im Einverständnis sämtlicher Gläubiger eingestellt, weil eine den Kosten des Verfahrens entsprechende Konkursmasse nicht vorhanden ist.

Den 22. September 1908.

Gerichtsschreiber Siber.

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Sonntag, de« 27. September,

Zamilien-klusflug

mit Musik nach Hirsau (Rötzle).

Zusammenkunft im Badischen Hof.

8M- Abgang von dort um 2 Uhr.

Zu zahlreicher Beteiligung wird freundlich eingeladcn.

Der Ausschuß.

Vezirkverein für Geflügelzucht«. Vogelschutz Calw.

Nächsten Sonntag, den 87. dS. Mt-., findet nachmittags ' -3 Uhr, eine

Versammlung

im Badischen Hof statt, zu welcher unsere verehr!. Mitglieder recht zahlreich zu erscheine« bittet

der Ausschutz.

TageSordnnng: Entgegennahme der An­meldungen. Ausstellungsangelegenheiten. Vor- Ankauf von Geflügel zur Verlosung.

OGGGTGGEOGGOmGGGGGGTOGGG!

^ Wir beehren uns, Freunde und Bekannte zu unserer am ^

W Dienstag, den 29. September 1908, stattfindenden

I Kochzeitsfeier

in den Gasthof zumOchsen" in Calw freundlichst einzuladen.

Georg Ehmann, Ansbach.

Mjna Schühle,

Tochter des I. F. Schühle, Schneidermeisters in Calw.

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