Wus dem Heimatgebiet

Die wichtigste Frage

Vo« der Pflicht in Errtscheidnngszeite«

In allem, was der Mensch tut, liegt eine Vorwegnahme der Zukunft, in jedem Wollen ist die Vollendung, in jedem Weg das Ziel. Das macht uns Sie Arbeit leichter, denn wir sehen nicht bloß die augenblickliche Mühe, sondern sehen schon den Erfolg. Wie grau wäre das Dasein, wenn es nicht stets überglänzt wäre von einem Wunsch, einer Sehnsucht, einer Hoffnung! Viele würden es als Härte empfinden, wenn sie ihre Arbeit bloß aus den Erfordernissen des Augenblicks heran" tun müßten, ohne den helfenden Gedanken an einen Abschluß und zu dem damit verbundenen inneren oder äuße­ren Gewinn. Und doch gibt es noch eine Betrachtungsweise, die einer höheren Ordnung angehört, eine Auffassung, die das Handeln nicht von dem möglichen Ausgang abhängig macht, sondern die fordert, daß etwas getan wird, weil es getan werden mutz daß eine Pflicht erfüllt wird, weil es eben Pflicht ist!

Es gibt Zeiten, die diese heroische Forderung, vielleicht nach einem langen moralischen Waffenstillstand, plötzlich wie­der dem Menschen vorlegen, Zeiten, die das Leben auf das Gebot des Augenblicks zusammendrängen und Sen Trost Ser Zukunft rücksichtslos streichen. Dann erkennen wir, daß wir in einer sittlichen Welt leben und nicht bloß in einer Welt b«r Oelfelder und Bodenschätze: dann erkennen wir, daß es «och nicht Pflichterfüllung im eigentlichen Sinn ist, wenn wir eine Arbeit mit Eifer verrichten, weil dahinter eine Be­lohnung, eine Auszeichnung, eine Beförderung winkt. Nur der Soldat kennt Sie Pflicht als rein sittliche Forderung, denn er handelt ohne die Suggestion persönlichen Nutzens. Nie weiß er, ob er die Frucht seines Einsatzes genießen wird: auch wenn der Sieg errungen wird, kann er auf der Walstatt bleiben. Er mutz seine Pflicht ganz ohne Sen Vorschuß der Zukunft tun.

- Das Schicksal des Soldaten ist heute das Schicksal des Volkes. Der fliegende Mord kann jeden von uns täglich und stündlich vor die letzte Frage stellen. Das gibt dem Augen­blick sein großes Gewicht und läßt alles in schärferen Um­rissen hervortreten. Manchen freilich hat dieser Einbruch Ser Unsicherheit in seinem Wesensgefttge erschüttert- und in eine stumpfe Ergebung hincingedrängt. Wenn nichts mehr Wer ist, was hat dann alles Sorgen und Mühen für einen Sinn? Aber nur Schwache können so sprechen: Ser Starke weiß: Leben ist immer Gefahr, Leben ist immer Wagnis, und nie habe ich die Gewähr, daß ich den Weg, den ich einschlage, bis zu Ende gehen kann. Trotzdem tue ich, was ich mutz, was die Pflicht der Stunde, was der Befehl des Gewissens ist. Auch wenn der Erfolg ausbleibt oder ich ihn nicht mehr erlebe was zu tun ist, wird getan.

So zu denken und zu handeln ist freilich viel schwerer, als mit einer Anweisung auf die Zukunft seine Aufgabe zn erfüllen. Auf die Dauer läßt sich das Leben nicht überlisten mit Sicherheiten und Versicherungen: es kommt immer wie­der der Angenblick, da cs sein rätselhaft gefährliches Ange­sicht zeigt und den Menschen zwingt, ihm ohne Rhetorik und Taktik Rede und Antwort zn stehen.

Allein der Bauer hat sich von der natürlichen Grundlage des Daseins nie völlig entfernt. Er könnte auch sagen: was soll ich viel anvauen und mich schinden und plagen viel­leicht lebe ich im Sommer gar nicht mehr. Trotzdem richtet er seinen Acker, weil er weiß: das Leben geht weiter. Und wenn ihn das Schicksal wegnimmt, dann ist ein anderer da, der für ihn im Sommer die Sense und im Herbst den Pflug führt. Sein schlichtes Beispiel ist tiefste Weisheit des Le­bens. Der hat wahrhaftig die gewaltige Sprache unserer Zeit noch nicht verstanden, der sein Arbeiten und Kämpfen nur im Umkreis des Jchs sieht. Nie ist eine Arbeit sinnlos, auch wenn mir der Ertrag nicht mehr gehört, so wenig der Sieg des Soldaten sinnlos ist, wenn er darüber fällt.

Dieses Jahr hat uns in Entscheidungszcitew-geführt., Es bat uns die Schwere des Kampfes enthüllt. Es hat neue Pflichten und neue Gefahren gebracht. Der Deutsche Volks- sturm ist aufgerufen. Nun gibt es nur einen Gedanken: der Feind an den Grenzen des Reichs! Nun gibt es nur eine Frage: was ist jetzt zu tun? Nun gibt es nur eine Pflicht: zu kämpfen, ohne zu fragen, was wird und was war?

Der eine fragt: was wird danach?, der a-l-re: wüs ist recht?

Und aUo unterscheidet sich der Freie von dem Knecht/

Zu Gencralarbeitsführeru befördert. Der Führer hat mit dem 8. November 1944 befördert: zu Geueralarbeits- stihrern die Oberstarbcitsführer Günther Weiße, Kur H a i o e r. Emil Oberfeld und Karl Lasch.

Fürs//

Auszetchnung. Der Obergefreite Robert Fauth in einem Gebirgsjäger-Regiment wurüe mit dem -Ariegsverdienstkreuz 2. Klaffe mit Schwertern ausgezeichnet.

Licht ist Gift

Es ist La Kilometer weit zu sehe«

Jetzt in den langen Nächten müssen wir uns mehr denn je darauf besinnen, daß jeder Lichtschein den Tcrrorflicgern ein willkommenes Ziel ist. Ihre Besatzungen haben nachweislich Befehl, jeden aufblitzenden Lichtstrahl kurzerhand aufs Korn zu nehmen. Diese Erfahrung mußten verschiedene Verdunk­lungssünder in letzter Zeit wieder mit dem Verlust von Leben, Gesundheit und Eigentum bezahlen. Ein Streichholz, in fin­sterer Nacht angezündet, ist noch auf 1000 Meter sichtbar. Der Schein einer nicht abgeblendeten Stallaterne oder Taschen­lampe vermag gar 7 Kilometer weit zu reichen: ein hell er­leuchtetes Zimmer- oder Stallfenster aber wirkt noch auf 20 Kilometer wie ein Leuchtturm. Das schlecht verdunkelte Fenster,

A« Fliegergeschädigte «der 12 400 Gegenstände verteilt

Vorbildliche Hilfeleistung durch württembergische

Betrtebsgemrtnschafte»

NSG. liniere Feinde vermögen sich wahrscheinlich von der seelischen Kraft des deutschen Volkes noch immer leine rechte Vorstellung zu machen. Die gemeine Art ihrer Kriegs­führung und der verbrecherische Bombenkrieg gegen friedliche deutsche Städte und Dörfer bringt Wohl schwere Not über viele deutsche Menschen kann aber den Widerstandswillen und den Glauben an den endlichen Sieg unserer Waffen nicht bre­chen. Wie sehr dieser deutsche Freiheitskrieg alle Volksgenossen immer wieder zu höchsten Leistungen anspornt, wie stark der Gemeinschaftswille und das Gefühl einer unzerbrechlichen Schicksalsgemeinschaft im deutschen Volke verankert ist, bewei­sen auch die ununterbrochenen Aktionen der gegenseitigen Hilfe. Man hat oftmals das Gefühl, daß der Leistvngssämgkei: des schaffenden Menschen natürliche Grenzen gesetzt seien uni stellt doch mit Bewunderung fest, daß die augenblickliche Not­zeit auch scheinbar Unmögliches zuwege bringen lehrt.

So hat der feindliche Luftterror in den letzten Wochen und Monaten die Werkscharen und Werkfrauengruppen der Betriebe zu einer Selbsthilfeaktion veranlaßt. Auch die Be­triebsgemeinschaften zahlreicher Betriebe unseres Gaugebiets haben sich in den Freistunden zusammengesetzt, um für die Fliegergeschädigten Praktische Gebrauchsgegenstände und Klei­

der .ltckitdnrchlässige Seitenschlitz, wieweit mögen sie sichtbar j dungsstücke herzustellen. In verhältnismäßig kurzer Zeit konn sein? Wollen wir doch gleich wieder die Verdunklung aller ^n ^dabei insgesamt 12 413 Gegenstände und Kleidungsstücke

Räume überprüfen!

Jedem ist Schutz zu gewähren

Der Gauleiter zur Aufnahme in LS.-Räumen

NSG. Der Gauleiter und Reichsverteidigunqskommisiar hat Veranlassung, auf folgendes hinzuweisen: Wer unterwegs vom Luftalarm überrascht wird und seinen zuständigen LS.- Raum nicht mehr erreichen kann, hat Anspruch auf Ausnahme in einen der nächsten LS.-Räume, soweit Platz vorhanden ist, auch'wenn es sich um keinen sogenannteu öffentlichen LS.- Raum handelt.Private" Luftschutzräume gibt es nicht. Nach­barn und Passanten haben ein Mitbenützungsrecht an den nichtöffentlichen LS.-Räumen. Zuwiderhandelnde machen sich strafbar. Ferner ist es unzulässig, die Aufnahmemöglichkeit von Schutzsuchenden dadurch einzuschränkcn, daß man Möbel und dergleichen dort unterstellt.

an Fliegergeschädigte zur Verteilung kommen. Darunter be­finden sich Wäsche, Pullover, Kinderkleider, Blusen, Säug­lingswäsche, Taschentücher, Strümpfe, Handschuhe, Wollsachen, , Schemel, Holzlöffel, Besteckkästen. Kochtöpfe, Kleiderbügel, Be- i stecke, Geschirr, Gläser und Becher, Einkaufstaschen, Spielzeug, Lebensmitteltaschen usw.

Diese zusätzliche Arbeit der Werkscharen und Werkfrauen- grutzpen kann eine schönere Anerkennung nicht finden, als sie in der schlichten Erklärung einer totalgeschädigten Frau zum Ausdruck kam, die beim Empfang notwendiger Gegenstände erklärte, daß sie jetzt erst wieder Mut zu nenem Anfang er­halten habe.

Bei Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold neben dem Deutschen Kreuz in Silber ist, wie das OKW in einer Ver­fügung mitteilt, das Deutsche Kreuz in Silber abzulegen, es bleibt jedoch im Besitz des Geliehenen.

Trotz altern: Es weihnachtet schon - alle können mitwerken

Es ist verständlich, daß im Zeichen des stärksten Kriegsein- satzes der Nation für das kommende Weihnachtsfest nicht wie­der eine großangelegte Spielzeug- und Werkaktion möglich wurde. Trotz der Härte der Zeit soll aber auch in diesem Jahre wieder Weihnachten werden, besonders für die Kinder. Die kleine Freude, die man immer bereiten kann, ist ein wesent­liches Mittel für diese kommende Festgestaltung. Gerade für diejenigen, denen der Krieg das Härteste brachte, weil ihnen der Tod auf dem Schlachtfeld oder unter dem Bonibenterror einen der Lieben nahm oder weil ihm die feindliche Luft­barbarei das Heim zertrümmerte, wollen wir alle nach Lester Möglichkeit zu Weihnachten etwas Fremde zu bringen suchen. Jeder ist aufgernfen, an seiner Stelle und nach seinen Mög­lichkeiten in diesem Sinne für Weihnachten zu Werken. Von der Frauenschaft, der Hitler-Jugend und der DAF werden Merkblätter zur Verfügung gestellt. Die Frauenschaft hat in allen Gauen offene Werkstuben errichtet, in denen alle Volks­genossen Hilfe und Rüstzeug für die Herstellung praktischer Gcbrauchsgegenstände und nun auch für alle mögliche Weih- nachtsfrende finden. Wo es in den Betrieben noch möglich ist, wird wieder Spielzeug für die Kinder der Gefolgschaft ge­arbeitet und werden für ansgebombte Gesolgschaftsmitglieder nützliche Dinge, die sonst nicht mehr so leicht zu kaufen sind, hergestellt. Die HI bereitet für Ausgebombte, Nmquartierte und Rückgeführte sowie für die Verwundeten in den Lazaret­ten kleine Dinge vor, die meist nicht einen Geldwert dar- stcllen, Wohl aber die Herzen erfreuen. Daß in Kindergärten, Kinderheimen und KLV-Lagern auch tüchtiq gearbeitet wird, ist selbstverständlich. Die Führerinnen von Franenwohnlagcrn und die Führer der Arbeitswobnlagcr widmen sich-der weih­nachtlichen Ausschmückung der Wolmräums und der Anregung der Lagerbewohner zur Eigcngcstaltnng. Bei den Stabs-, Nachrichten-, Flak- und Marinehelferinnen, die ja auch meist lagermäßig erfaßt sind, läuft eine emsige Tätigkeit an mit dem Thema:Wir schaffen für das Fcldpostpaket". Sonst ist be­sonders das Knüpfen bei ihnen in den Diensipausen sehr be­liebt. Der Reichsarbeitsdienst werkt wieder kür die Kinder ^es Dorfes Spielzeug und für die Bauernfamilien weihnachtlichen

Schmuck. In denDorfstuben" werden durch Fachkräfte des Reichsnährstandes den Dorfbewohnern Anregungen gegeben und handwerkliche Fertigkeiten anfgezeigt, so daß auch dort ein gutes Weihnachtsfest vorbereitet wird. Daneben schaffen in allen Familien unzählige Hände. Auch im 6. Kriegsjahr weih­nachtet es wieder sehr.

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kommt os on!

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Eine Mutter spricht mit ihrem gefallenen Sohn Von Rnth Slorm. ^

Draußen rieselt der Schnee. Und die großen Bäume vorm Haus rauschen im Wind, der von Osten kommt. Rufst Du prich, mein Kind? Eine Kerze trennt an Deinem Bild. Das zittcrnöe Licht der Flamme wirft Leben auf Dein Antlitz, das »ugcndfroh aus dem. Tannengrün geschmückten Rahmen zu mir herüberlacht. So gingst Tu von uns, und io bleibst Du in uns. Dein namenloses Grab in der endlosen Steppe, über das vielleicht die Masse des Feindes schon längst hinweg,gestürmt sist, hat der Schoß der E^de ausgenommen in seine ewigen Ge­setze. Vielleicht werde ich nie an Deiner irdischen Ruhestätte weilen können; aber allmählich wächst aus dieser Gewißheit lein anderes Sehen, Hören und Fühlen.

Der Schnee klopft an meine Fenster. Die Bäume rauschen im Wind, der eisig von Osten weht. Das blaue Licht der Dämmerung zieht den Mantel der Nacht hinter sich her über den weiten Himmel, und das brillantene Feuer der Sterne funkelt aus dem Gewölk. Zwischen Wolken Und Winden ist Dein Grab, mein Kind. Täglich entsteigt Dein Wesen aus den Elementen neu. Ist das Äufgehen der Sonne nicht wie ein Gruß aus Deiner sieghaften Fröhlichkeit, die Du stets um Dich breitetest? Langsam glüht es heraus hinter den dunklen Berg­rücken. Nun flammen die Morgenwolken in herrlichem Feuer,

! still stehen die großen Linden mit ihrem schwarzen vielver­zweigten Geästei und warten auf ihre Weihe.

Ich steige in den Wald. Gehe ich da zu'Dir? Rauschende Fichten umbranden mich rings. Zwischen trockenem Laub und harschigem Schnee leuchtet herbstrot gefärbtes Blaubeergestrüpp wie verblaßtes Blut. Mehr Schnee wird kommen» und die Erde nimmt die gefallenen Blumen, Farne, Halme und Blätter mütterlich in sich auf zu neuem Leben; auch Dich, mein Sohn, vergißt sie nicht. Lautlos versinkt mein Schritt. Friede zieht in mein unruhiges, trauerndes Herz. Der Pflanze gleich, die sich der Erde entgegen neigt, wenn sich ihre Zeit erfüllt hat, sankst Du dahin zur neuen Saat. Ein höheres Gesetz erreichte Dich; wir, die Zurückbleiben, können den Sinn zunächst schwer fassen, erst aus dem Vergleich mit der unerschöpflichen Natur fühlen wir dasStirb und Werde".

Was Trauer und Trost bedeutet, lehrtest Du mich, und Vieles was nie an mich beranaetreten wäre, känat plötzlich zu

tonen und leuchten an. In den Briefen Deiner Feunde an mich spiegelt sich noch einmal Tein Wesen wider in einem noch reineren und klareren Licht, als ich Dich je sah: und siehe, Deine Freunde gehen auf einmal irgendwie mit mir in der unvergeßlichen Erinnerung an Dich und Deine Freundschaft.

Ich sinne darüber lange nach vitlleicht muß das Reinste sich früh vollenden, um Geleitstern zu sein für die dunklen Stürme des Lebens. Deine Stirn war noch nicht nmwölkt von den unvermeidlichen Schatten des Daseins. Für das Schöne und Große begeistert, schautest Tu leuchtenden Auges in die Zukunft. Ich lese das aus den Briefen her Freunde, die Echo Deines Wesens sind, diese Briefe sind wie eine goldene Brücke des Trostes über meine tiefe Trauer, Dich nie wiedcrznsehcn. Und auch die Worte der älteren Freundin offenbaren mir die Reinheit Deines Herzens. So kommst Du wieder zu mir, mein guter Sohn, durch die Worte der anderen nnd schüttest in das tränenschwere Herz ein Füllhorn schmerzlichen Glückes.

In Deinem Zimmer steht alles noch so, wie Tu es liebtest. Jeden Augenblick könntest Du kommen, und die Tinge würden Dich aufnehmen und von Dir erfüllt sein wie ehedem. Hängt nicht der Hauch Deines Wesens noch im jeglichen Ding? Wer­den die Reiter, die jetzt nur zur Zierde Deinen Bücherschrank schmücken, nicht unter dem sprühenden Spiel Deiner Hände wieder lebendig? Ein Wimpel hängt über dem Bett, verwaschen von vielen stürmischen Fahrten, leicht spielt die Zugluft darin, nimmermehr wird er einem Wandermorgen voranflattcrn.

Ach, es ist schwer, in dic'es Zimmer zu gehen! Armselige Habe liegt auf dem Schrcibpult durchtränkt von Deinem Schweiß und Blut. Das letzte, was Du bei Dir trugst Monat uni Monat, Wockie für Woche, Tag üuf Tag. Ich bin nickt die einzige, die so ein armseliges Bündel in den Händen hält, gleich mir haben tränenden Auges Frauen und Mütter ein Gleiches entfalten müssen; aber vielleicht bin ich eine von den Begnadeten, die trotz allem Leid den Triumph des Geistes fühlen über Raum und Zeit.

Draußen rieselt der Schnee. Ich höre Dich. Nicht mehr w.ill ich mich quälen mit dem Gedanken, wie Dein junges Leben verströmte. Zwischen Deinen Brieftaschen fand ich einen Zettel mit- flüchttger Schrift voll wundertätiger Kraft aus Deinem Geist geboren, ich lese die Worte, die mich über Deinen Tod erheben zn besseren Gefilden. Wie Tu auch starbest, ist nun gleich, ich weiß von der Erkenntnis, die Dich in der Hingabe an das Höhere beseelte. Ich nehme den zerknitterten Zettel nnd berae ihn an meinem Herren. Draußen raunt noch immer

der Wir in den großen Bäumen, der Wind, der aus dem Osten kommt, aus endlosen unbarmherzigen Weiten, und langsam spreche >cp in die Stille um mich Deine Worte, mein SohM Reicht mir den Becher, den bitteren, Ihr Götter! - Ich will thn leeren Wie ein Zecher!

In des Schicksals Fluten fühl ich Euer Gluten, will ich mich verbluten; neu muß ich entsteigen in dem ewigen Reigen aller Wandlung wunderbar.

Füllt mir den Becher wieder

laßt mich trinken,

noch im Sinken

Will ich loben

Euch da droben!

Treue zur Heimat. - - <

Gedanken von Johannes Reichelt. ^ -

Heimat! Wie man in sie hineinruft, so klingt es zurück. Auch eine Scholle hat Seele. Eine Seele wie die Menschen, die in ihren Sorgen vor Hagel und unzeiligem Frost bangt, die hofft, wenn die erste Frühlingssonne über den bestellten Acker streicht, die jauchzt, wenn sich ihre Kinder lies im Heimatboden verwurzeln und auf ihm reifen.

Ä-

Heimat! Sie ist die Quelle deines Seins, dein eingefange­nes Lebens selbst. Ohne sie verklingt das selige Rauschen deS Blutes, verlierst du dich, deine Jugend, deine Kraft. Die Hei­mat im Herzen macht immer stark. Sie vergoldet deine Erinne­rung, deine Iugendjahre. Sie wird Maß und Ziel dein Himmelreich aus Erden. ^

Da gibt es keine ärmliche Hütte. Alles ist sonnenbeschie­nen, vom Duft der Blumen und der Erde vollgesogen. D« hörst das Brausen des Sturmes im Dome des Waldes, du ver­nimmst das Singen und Summen in den blühenden Gräsern» du spürst den Duft gebratener Aepfel, die die Großmutter für dich auf dem Küchenherd briet, du fühlst die Liebe aus runzeli­gem Gesicht und schwieligen Arbeitshändeu und lauschst in der Erinnerung der Stimme deiner Mutter.