11. Jnli 1811

Gedenktage: 1700: Stiftung der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1897: Der schwedische Ingenieur Salomon August AndrLe steigt auf Spitzbergen im Freiballon zur Fahrt nach dem Nordpol auf, blieb lange verschollen, bis seine und seiner zwei Begleiter Leichen am 6. August 1930 ans der zum Spitzbergen-Archipel gehörigen Weihen Insel gefunden wurden.1920: Abstimmungstag in Ost- und Westprentzen.

Die Schlacht in der Normandie

Die neue Deutsche Wochenschau

Die neuen Bildberichte von der Invasionsfront unter­streichen die Härte der Kämpfe, deren Heftigkeit sich von Tag zu Tag steigert, und die sich zu einer Bernichtungs- schlacht größten Ausmaßes entwickeln. Wüste Trümmer­felder an der Küste zeigen von den ungeheuren Material­verlusten des Feindes. Seit dem ersten Tage der Inva­sion haben die Anglo-Amerikaner rund 1000 schwere und schwerste Panzer verloren. Während unsere Küstenbattc- rien im Feuerkamps mit feindlichen Schiffseinheiten liegen, haben sich in einer Buschlandschaft die vorderen Linien oft bis 80 Meter Entfernung genähert. Gefangene werden etngebracht. In einem Sammellager sehen wir noröamc- rikanische Fallschirmjäger, die ihre Uniformen mit wider­lichen Kaschemen-Vilüernverziert" haben.

Im Raum von Bayeux stoßen deutsche Panzer, Sturm­geschütze und Artillerie auf Selbstfahrlafetten zum Gegen­angriff vor. Flammenwerfer zucken aus. Die Werferbat­terien heulen ihr schreckliches Lied, in den Kampf der Pan­zer greifen alle Waffen mit ein und gebieten dem Feind ein ehernes Halt!

In weiteren Bildern sehen wir Ritterkreuzträger Leon Degrelle. In Berlin spricht er mit temperamentvollen Gesten mahnende Worte zu wallonischen Soldaten und Ar­beitern.

Im fünften Kriegsjahr ist die Ausbildung unserer In­fanterie besser denn je. Die neuesten Erfahrungen werden den jungen Grenadieren durch fortbewährte Offiziere und Ausbilder vermittelt. Wir erleben die Abschlußübung einer unserer Jnfanterieschulen. Tarnung und Anpassungs­fähigkeit an jedes Gelände ist ebenso bedeutsam wie der blitzschnelle und richtige Griff an der Waffe im gegebenen Augenblick. Mit Nahkampfwaffen, Handgranaten und auf­gepflanztem Seitengewehr wird das Vorgehen unter dem Schutz schwerer Waffen geübt. Nach beendeter Hebung spricht Oberstleutnant Baerenfänger, Träger der Schwerter zum Eichenlaub des Ritterkreuzes, zu den jungen Infan­teristen.

Schließlich nehmen wir teil an dem Staatsakt für Ge­neraloberst Dietl, den ein herbes Geschick ans dem Leben riß. Als ein vorbildlicher Offizier, der beste Kamerad sei­ner Soldaten, als ein Mann, -er nach den Worten des Führers das scheinbar Aussichtslose am Ende doch durch sein gläubiges Vertrauen ermöglichte, so wird der Held von Narvik im Andenken des deutschen Volkes weiterleben.

Helmut Hagenried.

Wie man sich gut erholt

Vrann werde» aber mit Maß!

Im fünften Kriegsjahr wird unser Urlaub kurz sein müssen. Um so mehr wird jeder bestrebt sein, auch aus we­nigen Urlaubstagen möglichst erfrischt und gesund zur:- zukehren. Das ist bei überlegter Urlaubsgestaltung auch ohne weiteres möglich, selbst wenn sich lange Ferienreisen nicht ermöglichen lassen. Denn was wir zur Erholung im Ur­laub brauchen, frische Luft, Wald, Wasser und Sonne und entsprechend vielgestaltige Erholungsmöglichkeiten, gibt es auch daheim. Freilich ist es notwendig, sich auf die kriegs­mäßige Kürze der Urlaubstage sinnvoll einzustellen und sich davor zu bewahren, in diese Tage zuviel Hineinpressen zu wollen. Dazu gehört auch der Wunsch, selbst in der Kürze der gegebenen Zeit recht braun werden zu wollen. Viele glauben nämlich, daß in einer forciert herbeigesührren Hautbräummg ein Zeichen besonders intensiver Erholung, bester Kräfteauffrtschung und blühender Gesundheit zu er­blicken sei. Sie ist jedoch zunächst lediglich ein Zeichen da­für, daß man lange in der Sonne gelegen hat. Nun sind na­türlich Licht, Luft und Sonne gesund und an sich durchaus gegebene Mittel der anzustrebendcn Kräfteerneuernng, wenn alles in rechtem Maß genossen wird. Wie bei allen guten Dingen, so ist gerade auch beim Sonnenbad ein zu großes Maß kein Vorteil: übersteigerte Sonnenbäder können sogar schwer schädigend wirken.

Was hat es also mit der Hautbraune aus sich'/ Die hautbrännnng, zu deren Entwicklung der Körper unter dem Koiz der Sonnenstrahlung angeregt wird, ist lediglich eine Ablagerung brauner Farbstoffe in der Haut, mit denen der störper übermäßige Strahlenwirkungen der Sonne abzu- ichirmen sucht, um der Bestrahlung nur insoweit eine Tie­fenwirkung auf Sie inneren Körperorganc zu gestatten, als dies gesund und für den Körper von Nutzen ist. Es ist da­her für die gesunde Wirkung des Sonnenbades ausschlag- gebeird, daß wir dem Körper zum Ausbau dieser sorgsamen Abschirmung ungünstiger Strahlungseinflüsse genügend Zeit lassen. Geben wir jedoch den Körper sengender Son­nenstrahlung schroff und übersallartig preis und lassen wir einen noch überhaupt nicht oder nur gering g-rbräuuten Körper zu lange verbrennen, so wird der Nutzen des Son­nenbades zu unserem Schaden ins Gegenteil gewendet. Daß auf »diese Weise die Haut verbrennt und in Fetzen häßlich aübd.ttert, daß neue, empfindlich dünne, bei Reibung schmerzhaft brennende Haut mit schmutzigen Rändern her- vvrtritt, daß die Nase knallrot wird und Hautsalten, die das Gesicht merkwürdig alt machen, tief eingebrannt werden, sind nur äußere Kennzeichen der schädlichen Wirkung. Die Tiefenwirkung ist ernster: sie steigert sich sehr häufig sogar bis zn Schwindelneignng, Uebelkeit und Fieber. Wir werden zu Nervenbündeln, die schon beim geringsten Anlaß unbe­herrscht explodieren. Auch innere Krankheiten können da­durch ausgelöst oder begünstigt werden.

Das ist genau das Gegenteil dessen, was wir in unseren Urlaubstagcn erreichen wollen. Wir müssen also den ge­wünschten abhürtenöen und auffrischenden Nutzen von Son­nenbädern önrch richtige, erst allmählich zunehmende Dosie­rung sicherstellen. Es ist mit zunächst kurz bemessenen Bä­dern zu beginnen, um sie erst ganz allmählich auszndehnen. Die Tiefenwirkung des Sonnenbades ist beim ungebräun- ten Körper schon in kurzen Bestrahlungszeiten außerordent­lich, wozu der bronzegebräunte Körper sehr viel längere Zeit verwenden kann: in» letzteren Falle ist der Reiz der Bestrahlung entsprechend weniger intensiv und bekömm­licher, während er beim Ungebrannten stark und stoßartiger wirkt.

Richtig ist: erst im schattigen Luftbad kurz abkühlen, bann den Körper zu befeuchten r«d frei zu baden und zu schwimmen, hernach die Haut gründlich zu frottieren und endlich nnt Maß das sorgsam bemessene Sonnenbad »u nehmen. Das ist gesund. Und bei diesem Vorgehen wer­den wir mit wirklich aufgefrischten Kräften in den Beruf »nrückkehren.

Bon der Blüte zur Ernte. Der Juli leitet aus dem letzten Blühen hinüber zur Ernte. Wir treten in die zweite Hälfte des Jahres ein. Nun kommen die Tage, wo aus dem flachen Lande von früh bis spät gearbeitet wird, um die Ernte zu bergen und den Einsatz aller Kräfte für den Sieg auszu­nutzen. In der Natur aber feiert das blühende Leben täglich seine Triumphe namenloser Schönheit, die wir nur ahnend erfassen.

Jnlitage in Licht gehüllt,

zittert um mich euer-flammendes Bild!

Julitage iu Gold getaucht,

um mich in Schönheit ihr dampft und raucht!

Julitage nun reifen umher goldig die Garben, ein wogendes Meer!

Julitage reift, leuchtet und loht, bringt uns der Erntr verheißenes Brot!

Gastspiel der Badischen Bühne. Im Rahmen der kultu­rellen Betreuung unserer Kurgäste wurde die Badische Bühne auf morgen Mittwoch zu einem Gastspiel verpflichtet. Auf dem Programm steht das bekannte LustspielFlitterwochen" von Paul Helwig. Wie bei jeder Aufführung des genannten Lust­spiels werden die Besucher auch hier auf ihre Rechnung kommen.

Wo die Schwalbe nistet, wohnt das Glück

Was der Volksmund von einem beliebten Vogel sagt

Neben Storch und Nachtigall ist die Schwalbe einer der beliebtesten Vögel unserer Heimat. Sie ist die Botin des Frühlings und wo sie nistet, sagt man, wohnt das Glück. Wie der Kuckuck so ist auch die erste Schwalbe, die man im Jahr erblickt, ein 'Glücksbringer. Alan mutz nur, so meint der Volksmund, gleich zu seinen Füßen zu graben anfangen. Dann soll man-eine heilbringende Kohle finden.

Ter Blitz schlägt nicht ein in dem Haus, in dem sie nistet, kein Streit entsteht und selbst der Tod geht an diesem Hanse vorbei, meinten unsere Vorfahren. Entsprechend wird auch die Schwalbe geehrt und geachtet. Bei Germanen und Slawen galt es als ein besonderer Frevel, eine Schwalbe zu töten. Man glaubte, daß sich der Himmel öffnen und einen strafenden Blitzstrahl hinabsenden würde, wenn eine Schwalbe getötet wurde. Sv nah verwandt der Schöpfung und dem Himmel glaubte man diesen hübschen und anhänglichen Vogel, daß er im PustertalMuttergottesvogcl", in WestfalenHerr- gottsvöglein" beißt, ja, man glaubte, und glaubt vielfach noch heute, daß selbst die Raubvögel die Schwalben schonen und sic nicht angreifen.

In der Volksmedizin spielt die Schwalbe ebenfalls eine sehr große und Positive Rolle. Das Blut der Schwalbe wurde zu allerhandKuren" benutzt, die natürlich im Sinne einer wahren Medizin nicht den geringsten Wert haben. Jc> das Volk glaubte sogar, daß schon Dinge, die von einer Schwalbe berührt worden sind, einen heilenden Wert ' hätten. Bei Augenleiden sollte z. B. Schöllkraut helfen oder ein sogenann­terSchwalbensteiu", den die Schwalben nach dem Volks­glauben in dem Nest lasten, in dem sie sieben Jahre gebrütet haben. Natürlich handelt es sieb hier umRezepte" die nur auf Glauben beruhen und keinerlei praktischen Wert haben. Aber sie zeigen doch auch, welcher Hochachtung und Verehrung ^ sich die Schwalbe Lei unseren Vorfahren erfreut. Gefühle, die ! wir ihr heute noch im gleichen Maße entgegenbringen, wenn ! wir sie eifrig dahinstreichen oder sie zwitschernd an der Ar­beit auf ihrem Neste sehen.

Heute sbsncl von 22.28 lllir dis morgen krlld 5.04 Ui» ^onckaukgang 0.24 Okr iAorxiuntergsng 11.55 bllir

Sigmaringen. (Mit 80 Jahren noch im Wald tätig.) Der seit über 65 Jahren in Diensten der Fürstl. Hohenzollerischen Forstverwaltung in Krauchenwies stehende Haumeister Jo­hann Bell arbeitet trotz seiner 86 Jahre noch täglich im Walde mrd gibt damit ein leuchtendes Beispiel von Pflichterfüllung.

Die Etzlinger Oberleitungsomnibusse im Betrieb Eßlingen a. N., 10. Juli. Mitttzst im Kriege hat die Stadt Eßlingen im Interesse eines reibungslosen und schnelleren Verkehrs die Umstellung der Straßenbahn vom Schienen­fahrzeug aus den schienenlosen .Omnibus durchgeführt. Am Montag nachmittag wurde die Eröffnung des Obusbetriebes mit einer schlichten Feier im festlich geschmückten Saale des altehrwürdigen Rathauses zu Eßlingen eingeleitet, an der neben Innenminister Dr. Schmid und Kreisleiter Wähler zahlreiche Vertreter von Partei, Staat und Stadt sowie In­dustrie und Handwerk vertreten waren. ch

Wieder schwere Unfälle durch Sprengkörper Beim Hantieren mit einem im Walde gefundenen Sprengkörper wurde ein löjähriger Lehrling in Karlsruhe so schwer verletzt, daß der Tod aus der Stelle eintrat. In einem Walde bei Regensburg entdeckten beim Schwammerl­suchen mehrere Schüler einen Sprengkörper. Der Aelteste, ein 15jähriger Schüler aus Regensburg, manipulierte damit herum. Es kam zu einer Explosion, wobei der Knabe tödlich verletzt wurde. Seine abseits stehenden Kameraden blieben > glücklicherweise unverletzt.

" Diese traurigen Vorfälle geben erneut Veranlassung, aus die große Gefahr hinzuweisen, die durch das Berühren und das Hantieren mit Sprengkörpern entstehen kann.

Eine kleine Dietl-Rnekdote

Die nachstehende kleine Dietl-Anekdote wird in Rofenheim erzählt: Es war in den Hohen Tauern, als Dietl noch Oberst war und einen Winterlehrgang für Heeresbergführer führte. : Die Biwaknacht war eisig, seine Jäger fröre:: im Zelt und jeder war froh, als der Tag graute. Sie krochen steifgefroren aus ihren Zelten, aber keiner schlug mit den 'Händen oder klappte die Füße zusammen, denn sie kannten ihren Oberst, der solche Gewohnheiten nicht mochte. Für solche Sachen hatte er nur den Ausspruch:Frieren tuats nur de Dumma!" Aber heute kam es anders. Ihr geliebter Oberst war kaum aus dem Zelt, als er fest mit den Armen schlug und auch mit den Füßen klapperte. Ein alter Feldwebel, der immer den Nagel auf den Kopf traf, sagte halblaut zu seinen Kameraden: Frieren tuats nnr de Dumma!" Schon ertönte die kräftige Stimme des Obersten Dietl, der zum Zeltlager hinunterschrie: I hör di scho, woaß aa, wen'st moanst!"

. Calw. (Im 95. Lebensjahr gestorben.) Dieser Tage starb die älteste Einwohnerin Calws, Frau Magdalene Biehler, geb. Schüttler, im Alter von 91 Jahren.

Böhringen, Kr. Münsingen. (Beim Baden ertrunken.) Die 22 Jahre alte Tochter des Bürgermeisters Rau. die z. Zt. in einem Haushalt in Garmisch-Partenkirchen tätig ist, ist in dem dortigen neueröffneten Schwimmbad ertrunken.

Ebingen, Kr. Balingen. (Leichter Erdstoß.) Am Freitag vormittag 10 Uhr 26 Minuten wurde in Ebingen ein leichter Erdstoß von kurzer Dauer verspürt. Die letzte Erderschütte­rung wurde'am Pfingstmontag verzeichnet.

Als die Birke noch dominierte. In Grengemose auf der dänischen Insel Laaland wurde kürzlich der bishere älteste Auerochsenfund gemacht. Es handelt sich um ein guterhal­tenes Skelett eines Tieres aus der vorgeschichtlichen Zeit, das von einigen Torfarbeitern ausgegraben wurde. Man sandte es sofort dem Zoologischen Museum in Kopenhagen ein. Hier konnte man feststellen, daß es aus einem Zeitalter stammt, in dem die Birke der bestimmende Waldbaum Däne­marks war. Das Skelett muß also etwa 10000 Jahre alt sein und damit etwas älter als der berühmte Auerochse ans Vig in Odsherred.

Schweres" Geld. Die seltsamsten und größten Geldstücke der Welt sind sicherlich, wie aus Japan berichtet wird, die auf -er kleinen InselgruppeJap", etwa 1300 Kilometer östlich der Philippinen, in Gebrauch befindlichen. Die Geldstücke haben nämlich Mannesgröße. In der Mitte dieser Münze befindet sich ein Loch. Will man eines dieser Geldstücke in Zahlung geben, so schiebt man einen dicken Ast durch dieses Loch und läßt die schwere Münze von einigen Männern tragen. Das Geldstück ist aus Kalkspat hergestellt, der sorg­fältig bearbeitet wird. Das größte Geldstück dieser Art auf den Inseln, das ein japanischer Besucher gesehen hat, hatte einen Durchmesser von 3^ Metern und wog mehr als eine Tonne. Es läßt sich also schwer, wie das sonst zu geschehen pflegt, im Geldbeutel oder in der Tasche tragen und wird auch nicht gestohlen. Neben dem großen gibt es natürlich auch kleines Steingeld, von etwa 15 bis 20 Zentimeter Durch­messer. das dem Wert nach etwa unseren Pfennigen ent­spricht. Die Eingeborenen betrachten die japanischen Münzen, die nur in den Häfen angenommen werden, mit großem Miß­trauen, weil sie so klein sind und folglich wertlos werden könnten.

Gefrierwirtschaft in Gegenwart und Zukunft

Als vor etwa anoerlhaib Jahrzehnten gewi>,enhafte Gelehrte auf rein rechnerischem Wege zu der Feststellung gelangten, daß der Wert der alljährlich in den zahlreichen deutschen Groß- und Kleinküchen und auf dem Wege zu ihnen verlorengehenden Nahrungsmittel den Wert unserer gesamten chemischen Exportindnstrie übersteigt, begannen viele zu ahnen, welche Volks- ynd ernährungswirtschaftliche Bedeutung eine Senkung dieser Verluste bedeuten mußte. Zur tatkräftigen Bekämpfung dieser Vergeudung kam es jedoch damals angesichts der auf Selbsterhaltung einge­stellten schwer,ringenden einschlägigen Wirtschaftskreise noch nicht. Auch der Staat erkannte nicht die ihm hier gestellte Ausgabe. Ter Aufbau der deutschen Gefrierindustrie be­gann erst mit der Verkündung des Vierjahresplanes, als an die deutsche Wirtschast der Ruf erging, eine Vorrats­wirtschaft leicht verderblicher Lebensmittel, insbesondere von Obst, Gemüse und Fischen, mit Hilfe von L-chnell- gesrierverfahren auszubauen. Im Jahre 1935 konnte durch die Gründung desReichsinstituts für Lebensmittelfrisch­haltung" die Grundlage für eine zielbewußte Forschung geschaffen werden und im Jahre 1938 führte das größte deutsche Fischereiunternehmen ein Schnellgefrierverfahren ein. Tiefem Beispiel folgte in kurzer Frist auch die übrige deutsche Fischwirtschaft. Nachdem sich daun auch noch die Fischdampfreedcreien dazu entschlossen hatten, Gefrierer- zeuguisse unmittelbar an Bord herzustellen, konnte schon von dem Aufbau einer geschlossenen deutschen Gesrierwirt- schaft gesprochen werden. In ähnlicher Weise vollzog sich auch die Umstellung der deutschen Konservenindustrie (Obst und Gemüse) auf die Herstellung von Schnellgesriererzeug-

Nach Ablauf oer technischen und organisatorischen Vor­arbeiten konnte 1910 die Gefrierwirtschaft starten und mit ihren Erzeugnissen auf den Markt treten. Es gelang wie Joachim Boehmer imVierjahresplan" berichtet, schon in diesem ersten Jahre trotz aller Kriegserschwer­nisse etwa 8000 Tonnen Fische und 11000 Tonnen Obst und Gemüse als Gefriererzeugnisse an den Verbraucher hcranzubringen. Zu gleicher Zeit begannen auch in Nor­wegen, Holland und Bulgarien unter deutschem Etnsluß stehende Unternehmungen mit der Errichtung von Groß- aesrieranlaaen kür Fischereierzeuanisse bzw. Obst- und

Gemüsekonserven. Bis heute hat sich die.Zahl der Schnell­gefrieranlagen auf einige hundert erhöht, so daß mit Jahresleistungen von mehr als 100000 Tonnen gerechnet werden kann. "Auch die Zusammenarbeit mit Unternehmun- aen in anderen europäischen Ländern hat sich vertieft.

Die Erzeugung von Gefrierkonserven hat zwangsläufig die Einrichtung entsprechender Lagerhäuser und Verkehrs­mittel zur Folge. Was die Verpackung anbetrifft, so hat es umfassender Forschungen bedurft, um für so verschiedenar­tige Gefriergüter wie Erdbeeren, Blumenkohl oder Hühner nicht nur dichtschließende und hygienische sondern auch mechanisch hinreichend widerstandsfähige Verpackungssor- men zu finden, aber im wesentlichen stellen diese Fragen ihrer Lösung keine Schwierigkeiten entgegen.

Am Ende der Kühlkette der Gefrierwirtschast stehen Kleinhandel und Haushalt. Beide müssen die Kühlung der tiefgefrorenen Lebensmittel bis zu ihrem endgültigen Ver­zehr fortsetzen, soll nicht der bisher gemachte Kühlauf- wand vergeblich gewesen sein. Für den Einzelhandel sind demgemäß Tiefkühltruhen entwickelt worden. Hier hat sich der Bau besonderer Kühleinrichtungen mit automatischer Tieskühlung als notwendig erwiesen. Aehnlich steht es auch mit dem für den Haushalt bestimmten Kühlschrank. Ein als Frischhaltegerät brauchbarer Eisschrank erfüllt die Forderung nach Frischhaltung von tiefgefrorenen Lebens­mitteln nicht. An seine Stelle muß der mechanisch arbei­tende Kühlschrank treten, der nicht nur die Temperaturen auf eine unter dem Gefrierpunkt liegende Grenze hält, sondern auch eine sinnvolle Vorratswirtschaft mit tief­gekühlten Waren ermöglicht. Heute ist die Zahl der mit automatisch arbeitenden Kühlschränken ausgerüsteten Haus­haltungen in Deutschland noch sehr gering. Sie wird sich jedoch sprinml'ait erhöben. sobald die Gefrierwirtschaft ihre volle Tätigkeit entfalten kann. Die Entwicklung der heute noch jungen deutschen Gefrierwirtschast, die zur Zeit fast ganz im Dienste der Truppenvcrsorgung steht, geht fortgesetzt mit Riesenschritten weiter. Hiervon wird sich die Oefsentlichkeit überzeugen können, sobald tiefgefrorene Le­bensmittel wieder aus dem Markt erscheinen und uns den Tisch mit selbst in Vorkriegszeiten nicht erträumten Ge> nüssen decken werden.