Dokumente auf eine ganz einfache Formel vriNgnt: Genicr- sch « tz od « r Freiheit — das sind die beiden Alternativen, m» dir unser Kampf im letzten Grunde geht! Europa hat sich für Sen Kampf entschieden, der seine Freiheit für alle Zeiten gegen das Blutregiment Ser Henker aus dem Osten sichern soll. ES wird diese» Kampf zum siegreichen Ende zu führen wissen.
Zü3 Sow?etparrzer und SS5 Flugzeuge
Seit dem 9. Jui an der finnische» Front vernichtet
Nach dem finnischen Wehrmachtbericht vom Montag verrichte der Feind auf der Kar e lts chen L and en g e wieder nit Unterstützung von Artillerie und Schiffsgeschützen auf zwei Landzungen der Vitpuri > Bucht an Land zu gehen, wurde aber ins Meer geworfen. Durch das Feuer verschiedener Waffen wurden über 20 verschiedene Landungsboote und Schiffe versenkt. Zwischen Snomenvedenpohja und dem Luoksen wurden die örtlichen Angriffe an einigen Stellen abgewiesen. In Vuosalmi fanden heftige Kämpfe mit den über den Bnoksen übergesetzten feindlichen Kräften statt. Alle Angriffe des Feindes, durch die er seine Brückenkopf- stellnng zu erweitern versuchte, wurden abgewiesen oder im Gegenstoß znrückgeschlagen. Zäh kämpfend zogen sich finnische Truppen auf den Brückenkopf von Mäyräpää zurück Nordwestlich des Ladoga - Sees war der von Luftstreit, kräften unterstützte feindliche Druck in Richtung Uoksu- Nomaa und Loimola am stärksten. Finnische und deutsch« Jäger sowie die Bodenabwchr schoflen 24 feindliche Flug- zeuge ab.
Seit Beginn der feindliche» Großangriffe am S. In«' verlor der Feind an de« verschiedene« Frontabschnitte» in Lause eines Monats insgesamt 8VS Panzer n«I SSLKlngzenge.
Weltberühmte Kunstwerke geborgen
Eine umfangreiche, organisatorisch und technisch gleich schwierige Bergungsaktion weltberühmter Kunstwerke wurde in Zusammenarbeit mit dem deutschen militärischen Kunstschutz «nd den italienischen Kunstpflegeämtern im Raume von Florenz burchgeführt. Dieses große Un- ternehmen, das unter verantwortlicher Leitung der „Abteilung Kunstarchiv und Bibliothekschutz „beim bevollmächtigten General der deutschen Wehrmacht in Italien stand, wurde von der Oreganisation Todt und einem Sonderkommanöo der Eisenbahnpioniere mit Unterstützung des Generals des Transportwesens burchgeführt. Die italienische Fachpresse leistete wirksame Unterstützung.
Ein großer Teil der monumentalen Bronze-Kunstwerke der Stadt Florenz war im vergangenen Jahr von den ita- ltenischen Behörden in einem entlegenen Schutzraum auf dem Lande geborgen worden, der infolge feindlicher Luftangriffe neuerdings unmittelbar bedroht wurde. Es handelt sich um insgesamt 87 Werke, darunter einzigartige Schöpfungen der Florentiner Renaissance wie Statuen und Bronce-Türen des Baptisteriums. Die Rückführung nach Florenz konnte noch dazu unter erschwerten Umständen in ununterbrochener Arbeit bei Tag und Nacht in einer einzigen Woche bewältigt werden. Es gelang, sämtliche Stücke unversehrt nach Florenz zurückzuführen und im Palazzo Pitti unterzubringen.
Lage Tschungkings bedenklich
Di« Folge« der japanischen Operationen in China
Ein Leitartikel der Londoner „Times" anläßlich des 7 . Jahrestages des Beginns der militärischen Operationen in China hat durch seinen pessimistischen Ton ebenso großes Aufsehen erregt wie die gemeldete Erklärung Roosevelts auf der Pressekonferenz in Washington am Freitag. Sowohl die „Times" wie Roosevelt geben offen zu, daß sich die Lage Tschungkings in den letzten Monaten bedenklich verschlechtert hat. Vor allem wird es viel vermerkt, daß die „Times" zum ersten Male offen erklärte, daß durch den Vormarsch der Japaner in Zentralchina auch die ohne, hin nicht allzu große Unterstützung Tschungkings aus dem Luftwege gefährdet werde. Verschiedene wichtige Flugplätze in Mtttelchina find in japanische Hand gefallen oder für den Nachschub zumindest schwer benutzbar geworden. Die Hilfssendungen auf dem Luftwege waren aber die einzige Möglichkeit, Tschungking noch wenigstens mit einigen ganz besonders wichtigen Formen von Kriegsmaterial zu versorgen. Selbst diese Versorgung war unzulänglich, wie die Klagen der Tschungking-Regierung über die schlechte Ausrüstung der Truppen beweisen.
Wenn Roosevelt der Hoffnung Ausdruck gab, die Tschungking-Truppen würden in Zukunft den Japanern stärkeren Widerstand entgegensetzen als in den letzten Wochen und Monaten, so ist dies eine deutliche Mahnung an Tschiangkaischek, die Truppenteile, die'ei bisher zur Beob achtung und Kontrolle der bolschewistisch orientierten chinesi- schen Provinzen verwandte, gegen die Japaner einzusetzen.
Erbitterte Straßen- und Sänseekämpse in Säen
MibgUiAte feindliche Dnrchdrncheverlnch« in Italien — Tawjet» an der Szczara anfgefnnne«
Wiln« negen zahlreich« Angriffe behauptet
cknk Aus dem Führerhanptqnartier. 10. Juli. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: ,
Die große Abwehrschlacht im Rann» von Cae« griff im Lanke des gestrigen Tages ans die Stadt selbst über. Nach erbitterten Straßen-undHSnserkämpfen. in denen »nfere Truppen dem Feind schwerste Verluste zufügten, drückte der Gegner unsere Linie» auf den SLdrand von Caen znrück. Bei Grainville scheiterten feindliche Panzerangriffe. In einer Einbrnchsstelle beiderseits der Straße von Canmont —Caen find die Kämpfe noch nicht abgeschlossen.
Zwischen Airel «nd Sainteny konnte der Feind nur geringen Geländegewinn erzielen. Südlich La Haye d « Puits wurden mehrere feindliche Angriffe abgewiesen, westlich des Ortes feindliche Bereitstellungen durch zusam- mengefatztes Artilleriefeuer zerschlagen.
Bei den Kämpfen der vergangenen Woche im Südwestteil der Halbinsel Cherbourg haben sich die Kampfgruppe der 77. Infanteriedivision «nter Oberst d. R. Bacherer und die Kampfgruppe stzr 243. Infanterie-Division «nter Oberst Klosterkemper besonders ansgezeichnct.
Im französischen Raum wurden wieder««» 23g Terroristen «nd Saboteure im Kampf niebergemacht.
Bor der niederländischen «nd nordsranzösi- iche„ Küste versenkten Sichernngsfahrzeuge der Kriegsmarine in der Nacht zum 9. Juli zwei britische Schnellboote, beschädigten vier weitere schwer «nd erzielten zahlreiche Treffer auf mehreren anderen Booten. Ein eigenes Fahrzeug ging verloren.
Im Golf von St. Mako zwangen Vorpostenboote feindliche Zerstörer zum Abdrehe« «nd beschädigten einen von ihnen.
Das „V1"-Bergelt«ngsfener ans London dauert mit nnr geringen Unterbrechungen an.
In Italien zeichneten sich unsere an der westlichen Küstenstraße bei Voller a, Poggibonsi, Arezzo und an der abriatischen Küste eingesetzten TrupperMgestern erneut durch besondere Standhaftigkeit ans. Trotz Einsatzes überlegener Infanterie- «nd Panzerkräfte, die durch starke Artillerie «nd lausende Luftangriffe unterstützt wurden, ge
lang dem Feind nirgends der srhosfte Durchbruch surch »«- sere Front. I« einige» örtlichen Einbrnchsstelle« hielten die Kämpfe am gestrigen Abend «och an.
Im Osten ließen die Angriffe der Sowjets bei Kow »l »ach dem hervorragenden Abwehrerfolg unserer Truppen an Heftigkeit nach. Ernente Drrrchbrnchsversnche «urden zerschlagen.
Westlich Baranowicze fingen «nfere Divisionen die mit starken Infanterie- und Panzerkräften vordringenden Bolschewisten in erbitterten Kämpfen an der Szczara, beiderseits Slonin, auf. Die Verteidiger von Wilna behanpteten die Stadt gegen zahlreiche von Panzern unterflükte Anarikke des Feinde« und küaten ihm bolie blutige Verluste zu. Nordwestlich Wilna wurden die Sowjets im Gegenangriff znrückgeworsen. An der Straße Kauen —Dünaburg sind bei Otena heftige Kämpfe im Gange. Gegenangriffe unserer Truppe» hatten Erfolg. Nordwestlich Polozk scheiterten die Durchbrnchsversnche mehrerer sowjetischer Schützendivisionen am zähen Widerstand unserer Truppen.
Bei den schweren Abwehrkämpfen im Raum von Or- Icha hat sich Major Lamprecht, Kommandeur einer ham- bnrgische» leichten Klakabteilnng. durch beispielhafte Tapferkeit ausgezeichnet.
Starke Schlachtsliegergeschwader griffen in rollenden Einsätzen in die Erdkämpfe ein, fetzten zahlreiche sowjetische Panzer «nd Geschütze außer Gefecht «nd vernichteten mehrere hundert Fahrzeuge. ,
In der Nacht führen Kampf- und Nachtfchlachtflngzeuge wirksame Angriffe gegen den sowjetischen Nachschub» verkehr. Besonders in den stark belegten Bahnhöfe» K o» rosten, Olewsk «nd Rowno entstanden große Brände in Betriebsstofflagern nnd heftige Explosionen.
Ein nordamerikanischer Bomberverband warf gestern verstreut Bomben im Raum von Ploesti.
Einzelne feindliche Flugzeuge warfen in der letzten Nacht Bomben im rheinisch-rvestsälfschen Raum.
SeestreitkrSste. Bordflak von Handelsschiffen «nd Marine-Flakartillerie schofle» in der Zeit vom 1. bis 1Ü. Juli 88 feindliche Flugzeuge ab.
Aettlleeie-SchneUboot brach entzwei
Bo« 32 2«yaste«»nSchte» 31 am Fei«d — Das Seegefecht nördlich der Sei««-Bncht
Von Kriegsberichter Max Karl Fetden
(P.K.) Es war der 32. Tag der Invasion und die 8t. Nacht ihres dauernden Einsatzes im Vorfeld der Seine- Mündung. Gestern waren die Boote des Sicherungs- verbanöes zum erstenmal seit dem 6. Juni nicht ausgelaufen und ihre Besatzungen hatten seit langen Wochen wieder einmal von Sonnenuntergang bis zum Morgen schlafen können, während ihre Nacht bisher jeweils nach dem Morgengrauen begonnen hatte, nicht für einen Dauerschlaf von 10 bis 12 Stunden, sondern höchstens bis zum Mittag. Dann begann wieder der tägliche Törn des Munitionsfassens und Fertigmachens des Bootes für den nächsten Einsatz.
Wir hatten seit dem Beginn der anglo-amerikanischen Landung fast jede Nacht irgend etwas erlebt, hatten uns mit Torpedo- nnd Artillerieschnellbooten herumgeschossen, Flugzeugangriffe abgewehrt, gleich in der ersten Jnvasionsstunde auch den ersten Abschuß erzielt, hatten feindliche Minen geräumt nnd den Gegner durch heftiges Feuer daran gehindert, unsere eigenen Sperren aufznbrechen. Bon allen diesen Nächten, Gefechten und* Erfolgen wußten außer den Besatzungen nur die zuständigen Befehlsstellen. Vor der Oeffentlichkcit aber blieb die Flottille weiterhin in ihrer Anonymität. Ihre stillen Leistungen aber sind größer und wertvoller im Vorfeld der Küste als es ein oberflächlicher Beobachter der seestrategischen Geschehnisse der Jnvastons- front zu erkennen vermag.
Am Mittag nach der 31. Nacht dieses Einsatzes aoer verzeichnet der Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht ihren nächtlichen Erfolg. Als die Boote an diesem Abend ausliefen, wußte man, daß der Feind draußen mit weit überlegenen Seestreitkräften auf sie wartet. Sie hatten noch nicht ihre Position nördlich der Seine-Mündung erreicht, als der Feind bereits seine Leuchtgranaten schoß, die über den Booten pendelten und ihnen den Tarnmantel der Dunkelheit entriß. Diesmal war der Gegner schneller gewesen und er schoß auch zuerst. Nach der ersten Salve brauchte man keinem der Seeleute mehr zu sagen, daß überlegen« Seestreitkräfte ihnen gegenüber stehen. Aull unsere Leuchtgranaten verließen die Rohre und erfüllten mii bleichem Schein die geduckten Leiber der britischen Artillerieboote. Hinter ihnen aber lagen die Zerstörer.
Der Vorsprung des Feinoes hatte nicht tanger geoanerr, als eine Salve, dann kreuzten sich bereits die feurigen Klingen der beiden Gegner in voller Rasanz und furchtbarem Wirbel. In steiler und flacher Bahn rasten die Leuchtspur- geschoße über die See nnd die sengende Sichel fällte die Opfer bei Freund un- Feind. Ein Treffer des Gegners, der, seiner Ueberlegenheit bewußt, die besseren Karten zu haben glaubte, riß ein leichtes Geschütz mit zwei Männern der Bedienung von Bord. Feuer brach aus im Vo.r schiff. Aber sie verloren die Nerven nicht. Auch die verwundeten Kameraden.nicht, die hier ihren ersten Platz gesunden hatten, betreut von einem Sanitätsgefreiten, der in dieser Nacht hundert helfende Hände zu haben schien. Als man sie wieder in Transporthängematten mittschiffs unter Deck brachte, war das Fcnerlöschgerät längst angeschlossen, griffen See- mannsfünste in die brennenden Kapokflötze und warfen sie über Bord, trugen andere Pütz um Pütz mit Wasser herbei, da Granatsplitter die Schläuche zerrissen hatten. Als—das. Feuer gelöscht war, glühte aus der Back nur noch ein Rohr der 2-Zentimeter-Waffe, das keineMinuteverstummt war, trotz der sengenden Hitze.
Das Boot blieb gefechtsklar, die Blicke aller galten nur noch dem Feind, es sprühten die Einschüsse und zischten die Funken, Treffer auf Treffer zerbrachen die massierte Gewalt des Gegners und in wilder Hast öffneten sie drüben die Nebelwannen, um sich in wehenden Schwaden zu verbergen. Aber ehe der Vorhang sich schloß, enthüllt der Schein unserer Leuchtgranaten das Schicksal eines feindlichen Bootes. Volltreffer schlugen es zusammen mit zerschmetternder Faust. EH hob sich mit Bug und mit Heck aus Sem Wasser und zerbrach dann, von Stichflammen durchzuckt. Die Hülsten fielen auseinander, wie ein Reiter, den ein Schwert vom Kopf bis zum Sattelknopf zerspaltet.
Uebernahme des Palästina-Mandats durch die USA?
Aus Jerusalem wird gemeldet, daß die USA-Antwort auf die Eingabe der Aarabischen Partei Palästinas an Roosevelt und Hüll erfolgt ist. Sie verweist auf die Tatsirche, daß Palästina britisches Mandat ist, für das England verantwortlich sei. Eine Aeuderung sei nur möglich, wenn allenthalben „Frieden nnd Gerechtigkeit" wieder hergestellt werden. Diese Antwort verstärke die Annahme, Satz die USA die Ueber- mhme des Mandats anstrebten.
DssMdcheninderWolke
von Liik» llelkter
Verlag l)r. ärtur vom Dorp, kneital/Laek»«»
St. Fortsetzung.
„Dann weißt Lu mehr als ich."
Ahnend, daß einzig ihre Unerschrockenheit sie vor rttier zweiten Verbannung bewahrt hatte, atmete Sabine unwillkürlich tiefer. Nun sie seiner unbestimmten Drohung ein bestimmtes Gesicht gegeben, würde er ihr um jeden Preis beweisen wollen, daß sie dessen Züge verkannt Halle.
Im Augenblick, der ihr diese Erkenntnis vermittelte, reiste sie zu furchtloser Muhe, sielen die Fesseln -er Kindheit restlos von ihr ab, so daß sie plötzlich nicht mehr den Vater, sondern einen schwachen Menschen vor sich sah, dessen Macht mau mit Worten brechen konnte.
„Setz dich döch", nickte der Baron mit erheblich gemilderter, fast ein wenig müder Stimme. „Es ist ja nicht nötig, daß du wie ein Schulkind vor mir stehst, nicht wahr? Nur mich mußt du entschuldigen —"
Er ging unruhig im Zimmer ans un- ab, bisweilen stehenbleibend, um an einer Aschenschale zu rücken oder mit gedankenloser Handbewegung ein Buch aufzunehmen, das er bann jäh auf irgendein anderes Möbelstück legte.
„Du bist nicht sehr dankbar, mein Kind", kopfschüttelte
er dabei. „Ich erfülle dir jeden Wunsch-nicht, daß ich
hiermit auf bestimmte Dinge -er jüngsten Vergangenheit
anspielen wollte!-Und kaum ist man ein paar Tage
aus dem Haus, da gehst du eigene Wege."
Sabine stand hastig auf, es litt sie nicht mehr auf dem Stuhl. Dem langsam hin- und herwandernöen Vater folgend, trug sie ihm gleichsam ihre Antwort nach, aber es blieb doch immer ein Abstand zwischen ihnen. Sie kam nicht näher an ihn heran, als er, der vor ihrer verdunkelten .Stimme zu fliehen schien, es gestattete, l „Du hast mir Geschenke gemacht, die mich nicht mehr freuen, seit ich weiß, zu welchem Zweck sie gegeben wurden", sagte sie leise. „Es mag sein, daß ich undankbar erscheine, . aber ich bin es nicht! — Als ich klein war. wußte ich nicht,
. wer du warst- Vater! — Das war für mich ein fremder Monn, dem die Lunde gehörten. Mit denen ich spiele» durfte.
Mehr nicht! — Dann kam die Mama, und ich lernte mühsam, was andere Kinder vom ersten Augenblick an wissen: daß ein Vater kein fremder Mann ist. Aber sie ging — und kaum ein Jahr später wurde ich um eines einzigen Satzes willen, dessen Inhalt ich aufgeschnappt hatte, ohne seine wahre Bedeutung zu kennen,-von hier fortgeschickt. Hast du nie darüber nachgedacht, was Las für mich war: zwei Sommer fern von Hohenbühl, den Tieren mid der Freiheit, die mir selbstverständlich schien, verbringen zu müssen? — Ich will dir sagen, warum ich zur Mama gefahren bin! Sie
ist zu mir gekommen damals-sie hat mir über zwei
traurige Sommer himveggeholfenl"
„Wie?"
Der Vater fuhr jäh herum, aber sein Blick irrte ebenso rasch, wie er das Gesicht der Tochter umfaßt hatte, wieder darüber hinweg.
„So", nickte-er, weitergehend. „Nun, das gehört ja Ser Vergangenheit an, uns wir brauchen uns nicht mehr damit aufzuhalten. Aber dann weiß ich wenigstens, wer es war, der dich dazu aushetzte, mit deinem eigenen Vater abrechnen zu wollen."
Sabine folgte ihm längst nicht mehr. Sie stand still neben -er Tür und sah ihm mit müder Traurigkeit nach.
„Die Mama war es nicht", erklärte sie langsam. „Das-
kam aus mir selbst-du mußt nicht glauben, daß die
Leute hier in der Gegend aufgehört haben, über dich zu reden. Nur, daß ich heute erwachsen bin und verstehe, was sie meinen."
Es blieb lange still nach diesen Worten, die zögernd, wie in schwerer Scham gesagt wurden. Einzig bas Ticken der Uhr auf dem Schreibtisch und die Tritte des Barons, unsicher auf die Bibliothek Ousteuernö, waren zu hören.
„Was wissen die von mir und dem Unglück, das mich rastlos macht?" sagte er bitter. „Und du, Sie du ebenso unwissend bist, fühlst dich wohl noch im Recht? Hast wohl Angst um dein Vermögen? Lieber Gott, eure Sorgen alle zusammen möchte ich haben! Dann könnte ich besser schlafen. — Laß mich in Zukunft zufrieden, ich bin weder dir noch sonst jemandem Rechenschaft schuldig! Das ist ja läppisch! — Ja, einfach läppisch! Geh' auf dein Zimmer und spiele meinetwegen der Apollonia die Erwachsene vor. Bei mir zieht so etwas nicht!"
Kabine aina. Das Schicksal rollte Mit donnernden
Näbern neben ihr her, aber sie begriff, daß niemanoes van» die Kraft habe, seine Fahrt zu hemmen, denn der Vaters selber hielt die Zügel, und er war immer ein schneidiges Pferbelenker gewesen.
Der Vorfall wurde mit allseitigem Schweige» über« gangen und in die Gattung jener Erlebnisse eingereiht, dis scheinbar nicht gewesen, aber unter der Schicht, die darüber! gebreitet ist, um so lebendiger gegenwärtig sind.
Von des Vaters Empfindungen wußte man nichts, e» verstand es sie hinter erhöhter Arbeitswut und lehhafte« Gespräch i über nichtige Dinge gut zu verbergem Sabine und Achim jedoch sahen das Vergangene gleichsam unter einer Glashaut, die es luftdicht verschloß. Es konnte diese Haut nicht Surchdrtngen, für deren Festigkeit -er Wille aller Beteiligten bürgte, aber es war da und jedem, der einen Blick darauf warf, deutlich sichtbar.
Achim, der nur mehr zehn Tage zu seiner Verfügung hatte, entschloß sich, den nächsten günstigen Augenblick wahrzunehmen, um den Hausherrn seinen Heiratsplänen näherzubringen. Die sehnlichst erwartete Gelegenheit dazu ergab sich jedoch erst nach einer Woche, als sie zu zweit am frühen Morgen über eine ungeheute Wiese reitend, plötzlich einen völlig unbekleideten Mann erblickten, dem, während er ein Bad im Bach genommen hatte, ein jäher Wind das ohnehin nicht ganz tadellos erhaltene Hemd entführte.
Der Baron fing es mit der Spitze seiner Reitgerte aus der Luft, bevor es noch in dem Weißdorn, der den Weg begrenzte, gelandet war, und es kostete ihn sichtlich Mühe, das also gerettete Kleidungsstück seinem in wilden Sprüngen heraneilenden Besitzer mit einigermaßen würdigem Gesicht zu überreichen.
Der Mann, mit wirrem Haupthaar und Bart, aus dem das Wasser in Strömen rann, erinnerte stark an die Sagengestalt des Nöck, zumal ihn die Schönheit nicht gerade drückte. Er riß das Hemd an seine triefende Brust, wie wenn es ein lebendes Wesen sei, dann strich er mit rascher Handbewegung sein braunes Haar ans der Stirn und keuchte zutiefst erstaunt: „Jesses, der Lärr Baron sälber! Ich dank mich scheen, Harr Baron! — Ab'r wer denkt denn, daß Lin Hemde wägflutschen kann, r - ünchen drous
(Fortsetzung folgt'