Mus dem HeimatgebieW

M Gramm EimachzuMer siir alle Berbramher

Nach einem Erlaß des Reichsministers für Ernährung «nd Landwirtschaft erhalten alle Verbraucher in der Zeit bis zum 20 August 1944 500 Gramm Zucker als Sonder­zuteilung sitt Einmachzwecke. Die näheren Bestimmungen über die Abgabe werden durch die Ernährungsämter noch bekanntgegeben und sind abzuwarten.

Wenn nun auch diese Sonderzuteilung von allen Haus­frauen zweifellos sehr begrüßt wird, so ist doch unbedingt daraus hinzuweisen, daß mit dem bereits auf Vorbezug ausgegebenen Zucker nach wie vor recht sparsam umgegan­gen werden muß. Das, was die Hausfrau hier zu verwal­ten hat, ist die Zuteilung für mehrere Kartenperioden. Es sei noch einmal klar herausgestellt, daß in jedem geord­neten Haushalt der gesamte Zucker in Vorrat genommen werden muß und nur soviel verbraucht werden darf, wie jedem einzelnen Familienmitglied zusteht. Abgesehen von dem nunmehr zu erwartenden Einmachzucker, dars jeder Verbraucher nur 225 Gramm pro Woche für sich in An­spruch nehmen. Wer keine Waage hat, kann den Zucker auch ans folgende Weise abmessen: Eine Tasse durchschnitt­licher Grüße faßt etwa 125 Gramm Zucker. Eine Person darf also in einer Woche lU Tasse Zucker verbrauchen.

Die Urlauberkarten verfallen!

Die Urlauberkarten der 3. Ausgabe, die in grünem Druck aus gelbem Untergrund hergestellt sind, treten, wie bereits bekanntgegeben wurde, am 23. Juli 1944 außer Kraft. Die Verbraucher werden daher nochmals daraus hingewiesen, die noch in ihrem Besitz befindlichen Karten­abschnitte umgehend umzusetzen. Die Einzelhandelsgeschäftc dürfen die Abschnitte nach dem 23. Juli nicht mehr belie- fern. Auch den Kartenausgabestellen ist es nicht gestattet, die alten Marken in gültige Bedarssnachweise umzu­tauschen.

Eier für den Winter möglichst «inlegen. Wie vom Reichs­nährstand mitgeteilt wird, werden in diesem Jahre aus kriegsbedingten Gründen weniger Eier als in den Vor­jahren etngekühlt. Daher erfolgt in den Sommermonaten eine entsprechend erhöhte Zuteilung von Frischeiern an die Allgemeinheit. Diese erhöhte Zuteilung hat naturgemäß zur Folge, baß während des Winters nur eine geringere Anzahl von Kühlhauseiern an die Verbraucherschaft ver- teilt wird. Es dürfte sich deshalb empfehlen, soweit Kon­servierungsmittel zur Verfügung stehen, daß die Haus­frauen jetzt einige Eier für den Winterverbrauch einlegen.

Bei Arbeitsverweigerung Entzug des Selbstversorger- rechts. Der Reichsernährungsminister hat mit Erlaß den Entzug des Selbstversorgerrechts für Personen geregelt, die eine ihnen vom Arbeitsamt zngewiesene landwirt­schaftliche Arbeit verweigern. Die Entziehung erfolgt, so­bald bas Arbeitsamt Mitteilung über erfolgte Bestrafung wegen Arbeitsverweigerung macht. Die betroffenen Per­sonen können jedoch auf ihren Antrag beim Ernährungs- amt nach Ablauf von sechs Monaten die bisherigen Selbst- versorgersätze wiedererhalten, wenn sie eine Bescheinigung des zuständigen Arbeitsamts beibringen, daß seit der Be- .strasnng weitere Klagen über Arbeitsverweigerung oder ArbeitSunwilligkeit nicht vorgebracht wurden und die son­stigen Vornnssekungen für die Selbstversorgung vorliegen.

Rundfunk am Mittwoch

Reichsprogramm: 7.807.45 Uhr: Zum Hören und Behalten: Die Werkstoffe Stahl und Eisen. 11.80-12.00 Uhr: Die bunte Welt. 12.3512.45 Uhr: Der Bericht zur Lage. 12.4t bis 14.00 Uhr: Konzert des Niedersachsenorchesters unter Lei­tung von Otto Ebel von Sosen. 14.1515.00 Uhr: Bunte Klänge. 15.0015.30 Uhr: Kleines Konzert. 16.3016.00 Uhr: Solistenmusik mit Adolf Steiner, Gerhard Puchelt und Hans Klugmann. 18.0017.00 Uhr: Aus Operette und Ballett. 17.15 bis 13.80 Uhr: Ein bunter Melodtenstrauß. 18.3018.00 Uhr: Der Zettspiegel. 19.1519.30 Uhr: Frontberichte. 20.1521.00 Uhr:Komponisten bei froher Laune", heitere Melodien aus Oper, Operette und Konzert. 21.0022.00 Uhr: Die Bunte Stunde: Lob und Tadel in unterhaltsamer Musik.

Deutschlandsenöer: 17.1518.30 Uhr: Sinfonische Musik von Mozart und Richard Strauß,Kinderszenen" von Schumann u. a. 20.1520.45 Uhr: Kammermusik-Sendung mit Werken von Haydn. 20.45-22.0 OUHr:Max und Moritz" von Norbert Schultze nach den Versen von Wilhelm Busch für Bariton und Orchester.

Im Beerenmonat. Die Beerenzeit ist wieder da. Schon im Juni erfreute uns die Erdbeere. Im Juli gesellte sich die Johannisbeere dazu. Und nun sind auch die Heidel-, Stachel- und andere Beeren an die Reihe gekommen. Es gibt zwar noch ein Paar Spätlinge, wie die Brombeere und die Preißel- beere, die erst am Anfang der Reife stehen. Aber trotzdem ist der Juli als der eigentliche Beerenmonat zu betrachten. In dieser Zeit ist die Hausfrau wegen der Herstellung eines ab­wechslungsreichen Kompotts nicht in Verlegenheit. Im Walde aber lauert eine andere verlockend aussehende Beere, vor der dringend gewarnt werden muß: die Tollkirsche. Alljährlich fallen immer wieder Menschenleben dieser schön wie Kirschen aussehenden Beere zum Opfer. Die schwarzblaue Frucht er­regt Schwindel und Betäubung und bringt in den meisten Fällen den Tod. Der germanischen Mythologie entsprechend, heißt die Beere am Niederrhein auch Walkürenbeere, weil jeder, der sie genoß, den Walküren verfallen war. Die gefähr­liche Frucht ist leicht daran zu erkennen, daß sie von einem Kranz von fünf Blättern umgeben ist. P. H.

Are/ L?r/aHere/

Mitglicderappell der NSDAP. Wieder war der Kleine Kursaal in Wildbad am vergangenen Freitagabend bis aus den letzten Platz besetzt, als Zellenleiter Pg. Schwarz- maier, der mit der Leitung dieses Appells beauftragt war. die Parteigenossen und -genossinnen herzlich begrüßte. Ein besonderes Willkomm galt Pg. Theo Pfaff, der aus der Wehrmacht entlassen nunmehr seine Kraft und Arbeit wieder der Ortsgruppe widmen werde. Nach einigen Liedern aus der Kampfzeit der Bewegung erinnerte Pg. Dr. Schützer an jenen dunklen Tag in der Geschichte Wildbads, der sich gerade zum 202. Male führte, den großen Brand der Stadt im Jahre 1742, der fast die ganze Stadtin Schutt und Asche" legte. Anhand einer in seinem Besitz befindlichen Urkunde wies er auf den Gemeinschaftssinn und die Opfer­freudigkeit der Württemberger jener Zeit hin und stellte deren Abneigung gegen das Fremde, das sich in der Urkunde im Sperrdruck der gebrauchten Fremdwörter offenbare, heräus. Beides, die Hilfsbereitschaft und der Kampf gegen das Fremde in der Sprache, möge auch uns Menschen der heutigen Zeit daran gemahnen, es den Alten gleichzutun. Alsdann wur­den neue Erlaße der Parteileitung bekanntgegeben, die von allgemeinem Interesse sind: Gestaltung von Lebensfeiern durch die Partei, Ausweispflicht aller Volksgenossen, Luftlage­meldungen, Schweigepflicht über Rüstungsproduktion, ver­stärkter Arbeitseinsatz und freiwilliger Ehrendienst der Franen, Aktivierung der Parteigenossenschaft, Verhalten bei Tagesan­griffen feindlicher Flugzeuge und anderes. Als Einlage brachte ein Gesangsguartett der Ortsgruppe das Lied Deutschland, du mein Vaterland" in reinem, kräftigem Vor­trag. Ortsgruppenleiter Pg. Friz rief in seinem Schlutz- appell bie Anwesenden zu weiterhin verstärkter Einsatzfreudig­keit und Standhaftigkeit auf. Je unerschütterlicher unser Glaube an den Führer und unseren Sieg ist, je schlagkräftiger wird Front und Heimat dem Feinde entgegentreten können. Was der Führer ankündigte, Invasion und Vergeltung, ist eingetrcten und rechtfertigt unseren festen Glauben an ihn. Der Feind versuche gegenwärtig durch seine Materialüber- Icgenheit ein rasches Kriegsende zu seinen Gunsten herbeizufüh­ren, unsere Geschlossenheit, welche in der nationalsozialistischen Weltanschauung ihre Grundlage hat. wird diese Pläne zu­nichte .machen. Diese starke Weltanschauung, welche aus den Trümmern des letzten Weltkrieges hervorssing, hat sich nun schon viereinhalb Jahre bewährt. Sie konnte das. weil sie auf den Naturgesetzen beruht und dem deutschen Wesen eigen ist. Wir wollen es gleichtun den tapferen Soldaten und Schaffen­den in der deutschen Rüstungsproduktion, und desl^b sei unsere Parole: Arbeiten, kämpfen und glauben! Zum Glauben an den Sieg und an den Führer wollen wir uns als Ein­zelner und als Gemeinschaft täglich neu durchringen! Dann werden die Früchte unseres ehrlichen Ringens auch nicht aus- bleiben. Ein Siegheil auf den Führer und die Lieder der Nation beschlossen diesen Appell der Wildbader Ortsgruppe.

Pf.

Dictenheim. ( Beim Spielen ertrunken.) Beim Spielen bzw. beim Hcrausfischen eines Gegenstandes aus dem Gieß­bach stürzte das 10 Jahre alte Ferienkind Hans Werner Nassen aus Oberhausen-Osterfeld ins Wasser und fand dabei den Tod. Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg.

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Achstetten, Kr. Biberach. (Vom Blitz getötet.) Während eines schweren Gewitters schlug der Blitz in einen beladenen Heuwagen; dabei wurde der Fuhrmann tödlich getroffen Während sich die Pferde von der Lähmung nach einiger Zeit wieder erholten, geriet das Heu in Brand. Durch Umwerfen des Wagens konnte dieser und ein Teil der Ladung vor der Vernichtung bewahrt werden.

Der Mord an einem Polizeibeamten

Mühlacker, 8. Juli. -Am 7. Juli, um 1.10 Uhr. wurde - wie schon berichtet in Mühlacker der Meister der Schütz­polizei Karl Fischer bei einer Kontrolle von zwei zunächst unbekannten Tätern durch Bauchschuß tödlich verletzt. Die Täter ließen am Tatort zwei Herrenfahrräder mit einer An­zahl Gepäckstücke zurück. Zur Tat wurde vermutlich eine 08- Pistole verwendet.

Beschreibung der Fahrräder: 1. Marke Miele. Nr. 536040, schwarze Rahmen, Felgen und Schutzbleche, gr. Bereifung, aufwärts gebogener Lenker, Papiergriffe, Tourensattel mit Doppelfeder, Halbballonbereifung Marke Dunlop, dreieckige Satteltasche mit Universalschraubenschlüssel, Torpedofreilauf. Dynamo-Balaco mit Scheinwerfer Marke Berre. Zustand gut erhalten. 2. Marke Expreß, Nr. 605 604 1941, schwarzer Rahmenbau, gelbe Felgen mit schwarzem Streifen, aufwärts gebogener Lenker, schwarze Zelluloid-Handgriffe, brauner Tourensättel Marke Lohmann, braune Satteltasche dreieckig, Vollgummipedale, Torpedofreilauf, Bosch-Dynamo und -Scheinwerfer.

Dringend tatverdächtig sind die polnischen Staatsangehörigen Kasimir Puscho, geboren 20. 12. 1912 in Walarufcshijnovska, Kreis Kolbuschowa, 170 bis 175 Zenti» Meter groß, schlank, schwarze Haare, schmales Gesicht, bartlos, Kleidung unbekannt.

Richard Niwold (nennt sich auch Niewald), geboren 2. 12. 1927 in Jaslo Kr. Krakau, etwa 1,50 Meter groß, blondes langes Haar, blaue Augen, lange Nase, schmächtiger Körper­bau, ovales Gesicht, vollständiges Gebiß, geht wahrscheinlich barfuß.

Sachdienliche Mitteilungen und Beobachtungen werden an die nächste Polizeistation erbeten.

10 000 Mark Belohnung für Ergreifung der Täter

Mühlacker, 8. Juli. Für Ermittlungen, die zur Ergrei­fung der Mörder des Meisters der Schutzpolizei Karl Fische» führen, wurden 10000 RM. Belohnung ausgesetzt.

Das Spiel am Wasser und feine Gefahren

Pforzheim, 6. Juli. Eine ältere Frau rettete dieser Tage ein etwa vier Jahre altes Mädchen aus der Enz, das beim Spielen am Ufer ins Wasser geraten war. Das bereits be, wußtlose Kind konnte nach längerem Bemühen wieder ins Leben zurückgerufen werden.

Beim Stadtgarten vergnügten sich mehrere Knaben von 8 bis 10 Jahren, indem sie einen vier Jahre alten Jungen im Kreise schleuderten. Dieser entglitt ihnen und fiel in die Nagold. Anstatt nun Hilfe herbeizurufen, liefen die Laus­buben in ihrer Angst davon. Glücklicherweise hatte eine Frau von ihrem Fenster aus den Vorgang bemerkt und Hilfe zur Rettung des Kindes herbeigeholt.

Zweifacher Todessturz vom Lochenhörnle

Balingen, 8. Juli. Gäste des Lochenheims, die zum Hörnle hinaufgewandert waren, entdeckten etwa 80 Meter unterhalb des Berges die leblosen Körper eines Mannes und einer Frau. Die Gendarmerie stellte fest, daß es sich um die Leichen zweier Protektoratsangehöriger handelt, und zwar einer 23 Jahre alten ledigen, in Ebingen beschäftigten Arbeiterin und eines 26 Jahre alten ledigen, in Frommem tätigen Ar­beiters. Die beiden sind vermutlich infolge Unachtsamkeit ab- gestü^t.

Zwei tödliche Abstürze am Watzmann

Aus Bayern, 9. Juli. Dieser Tage stürzte der bekannte Bergsteiger Dr. Franz Severin aus Glogau am Watzmann tödlich ab. Der Verunglückte war vom Wimbachgries zux Südspitze aufgestiegen. Er hat im Laufe der Jahre mit Himalaya-Expeditionsteilnehmern schwerste Touren ausge­führt. Die Ursache des tödlichen Sturzes ist bisher nicht be­kannt. Bei der Bergung Dr. Severins wurde von der Berg­wacht die Leiche eines weiteren Abgestürzten aufgefunden, dessen Personalien noch nicht festgestellt werden konnten.

Li« VsMrsmä ki VMssckaäen!

Das Mädchen in der Wolke

von llriks beklier

V«rl»x vr. ärtur vom Dorp, breitsl/8»cds«a 80. Fortsetzung.

Achim Mfite wieder den Zorn gegen ihren Vater in sich aufsteigen, gleichzeitig jedoch quälte ihn die Frage, ob der Gedanke an die wachsende Entfernung Sabines Stimmung so gewaltsam verstärkt hatte. Ihm schien es Verzweiflung gewesen zu sein.

Sie fuhren lange schweigend, Sann hielt er es nicht mehr aus. Das Tempo herabmindernd, ließ er nur die Linke auf dem Steuerrüd, während die Rechte sich fest auf Sabines im Schoß verkrampfte Hände legte.

Du brauchst dich nicht zu fürchten", tröstete er leise.Ich werbe einfach sagen, daß ich es war, Ser Sich dazu überredete, die Mama zu besuchen."

Das geht nicht", wehrte sie matt.Da ist ja der Brief."

Er begriff sofort.Den du aus der Hinfahrt in den Hahnkasten stecktest?"

^Sabine nickte stumm.

Aber Kind, warum hast du das getan?"

,Ach wollte etwas damit erreichen", erklärte sie langsam, ^ttnd nun ich es erreicht habe, fürchte ich mich! Das Leben ist schrecklich, Achim!"

- Er hielt den Wagen an und zog sie zu sich.Nur manch­mal", lächelte er sanft. ,/Komm, wir gehen ein Stückchen, «nd du beruhigst dich erst."

> Sie gingen zwischen reifendem Korn, aus dessen ver­prassendem Grün es bisweilen rot und blau aufleuchtete. Der wilde Mohn wuchs bis in den schmalen Pfad hinein, auf dem es geschah, Saß Sabine sich jäh an Achim klammerte, Mn sein ganzes Gesicht mit Küssen zu bedecken.

Er schloß die Augen und streichelte ihr Haar. Es war Furcht, die sie zu ihm trieb, deshalb vermochten ihre Lieb­kosungen ihn nicht zu erwärmen.

Ja^ ja", murmelte er monoton.Ich bin da, und fo- lmrge ich lebe, kann dir nichts geschehen."

Doch", stöhnte sie, ihn jäh mit weitgevfsneten Augen ankehend.Vielleicht darf ich nie mehr nach Hause!"

Achim fühlte eine Kälte in seinem Inneren, deren Aus­maß stetig zunahm.

Wenn Lu meine Frau wirst; mußt du Hohenbühl ja Loch verlassen", mahnte er zögernd.

Sie löste sich aus seinen Armen.Freiwillig gehen °- mit dir gehen das ist etwas anderes als verbannt sein", versicherte sie fast schwerfällig.Ich glaube, man kann an Heimweh sterben! Und ich muß es wissen, denn ich bin ja schon einmal verbannt gewesen"

Er sah sie erschauern, bevor sie sich wandte, um ihm voran auf den am Wegrand wartenden Wagen zuzufchretten.

Wann wirst Lu endlich sprechen, Sabine?" fragte er langsam hinter ihr hergehend.Ich weiß so wenig von dem, waS dich Vewegt! Halbes Wiss>r. nur durch eine Notlage erpreßt in halben Worten an ein ganz geöffnetest Ohr gegeben, schmerzt mehr als Schweigen, mein Kind." ,

Sie drehte sich ruckhast zu ihm.Morgen", versprach sie mit unsicherer Stimme.Morgen. Es ist alles so viel! Du mußt verzeihen, daß ich nicht daran gedacht habe."

Ihre Hände legten sich auf eine neue, schwebend zärt­liche Art um seinen Hals, und ihre Lippen, unter geschlosse­nen Augen, in deren Winkeln ein entrücktes Lächeln erschien, suchten durstig die seinen.

Achim nahm diesen ersten, von Sabines Liebe beseelten Kuß mit bebendem Herzen entgegen.

Elf lange Jahre liebe iS dich", flüsterte er, als sie kurze Zeit später langsam weiterfuhren. '

Sabine schmiegte sich eng gegen seine Schulter. Nun, für den Rest des Heimwegs gehörte sie ihm ausschließlich. Das Bewußtsein dieser lichtvollen Gegenwart erfüllte ihn jäh mit dankbarer Zufriedenheit. .. . , ^

IX. ' . ^

Der Vater lief erregt in seinem Zimmer auf und ab, als Sabine eintrat. Sie hatte nur gerade Mantel und Kapp« abgelegt, denn er war nicht herausgekommen, sie zu be< grüßen, ließ sie jedoch durch Franzens in heimlicher Sorg« verkrümmten Mund unverzüglich zu sich bescheiden.

Ihm langsam die Hand entgegenstreckend, in deren Höh­lung noch eine zarte Erinnerung an Achims letztes Streichele nachklana. schritt sie gefaßt auf ihn zu.

Da bin ich, Vater."

Er war bleich und sein Gesicht noch zerwühlter als Pi jener Zeit, da sie ihn fürchten gelernt hatte.

Das sehe ich", meinte er trocken. ' ^ -

Ihre Hand sank unberührt herab, der Vaker Hatte sie nicht genommen.

Willst du mir gefälligst erklären", begann er mühsam beherrscht,wie du dazu gekommen bist, mir erstens brieflich unverschämte Andeutungen zu machen, zweitens aber meine Abwesenheit zu benutzen, um Besuchsreisen zu unternehmen, von denen du genau weißt, daß ich sie niemals billigen würde."

In Sabines Blick, auf -essen Grund noch die Weichheit der lebten Stunde geschimmert hatte, als sie dem Vater gegeuübertrat, kam jäh ein seltsam waches, fast hartes Licht.

,Ach dachte, Sa du mich solange allein ließest, würde eS dir auch nichts ausmachen, wenn ich auf einige Tage zur Mama führe."

Das ist kein Grund", wehrte er barsch. ,Ach habe ja dadurch, Saß ich Achim zu uns einlub, dafür gesorgt, daß du nicht allein bliebst."

Sabine erblaßte, während sie sich entschloß, bas Folgende zu sagen, aber sie zögerte nicht.

Du hast also schon gewußt, Satz Lu wieder Laß du dorthin gehen würdest?"

Der Baron von Meister zuckte zusammen. Ihr wider­willig ausgesprochenesdorthin" traf ihn tiefer, als es jede direkte Benennung getan haben könnte.

Was fällt dir ein?" erkundigte er sich, ihr jäh den Rücken zuwcndend und den Löscher vom Schreibtisch neh­mend, um etwas in den Händen zu haben, das ihm Gelegen­heit gab, ihren Blick zu meiden.Glaubst Lu, mir Vor­schriften machen zu dürfen? Für diesen Irrtum weiß ich ein unfehlbares Mittel!"

Sabine verschränkte die Hände fest ineinander wie wenn sie an sich selber Halt gewinnen müsse, dann l-.ste sie leiser JH weiß, Saß du mich wieder fortschicken wirst."

Der Vater verbarg seine Betroffenheit hinter/ eineN raschen, fast bösen Lachen.

(Fortsetzung folgt.)