Pus Sem HeimatgebietW

- 7. Juni 1S44

Gedenktage: 1676: Der geistliche Liederdichter Paul Gerhardt gest. 1818: Der Geschichtsforscher Karl r>. Hegel geb. 1826: Der Physiker Joseph v. Fraunhofer gest. 1843: Der Dichter Friedrich Hölderlin gestorben. 1857: Der Äfrikaforscher Rudolf Frhr. v. Slatin (Slatin Pascha» geb. 1862: Der Physiker Philipp Lenard geb. 18<v: Der dänische Nordpolforscher Knnd Rasmussen geb. ISIS: Der Admiral Henning v. Holtzendorff gest.

Kohlenklau auf Sommerzeit eingestellt!

Die warme Sonne hat jetzt auch den Kohlenklau zu einer gewissen Umstellung gezwungen. Er lauert letzt nicht mehr so viel hinter den Zimmeröfen und Zentralherzungen, denn die sind jetzt meist schon kaltgcsteltt. Sern Jagdrevier hat sich nunmehr ans den Wohnungen heraus verlagert in die ge­werblichen Betriebe, wo in den großen Industriell >cn auch tm Sommer viel Kohle, Strom und Gas verbraucht werden. Zugleich erscheint uns jetzt Kohlenklau auch in anderer Ge­stalt Wir sehen ihn öfter auch im Freien. Da es ihm in der Sonne zu warm wird, hat er hier Schal und Joppe ab­gelegt und sich die Hemüärmel hochgekrcmpelt. So steht er in unseren Gärten und wütet arg mit dem Wasser, weil ja auch zum Fördern des Wassers Strom und daher Kohle ge­braucht wird. Aber auch an jedem Lichtschalter und an jedem GaS- und Wasserhahn lauert der schwarze Bursche im Som­mer wie im Winter. Auch Kohle selbst klaut er sich im Som­mer noch aus den Wohnhäusern. Er lauert nach wie vor in der Waschküche, wenn dort der Heizkessel gefeuert wird, er lauert in der Küche am Kohlenherd und am Badetag im Badezimmer. Daher: Aufgepaßt! Kohlenklau schläft keines­wegs im Sommer. Er ist genau so beutegierig wie im Winter und füllt feinen Gack, wenn ihm nicht gründlich das Han-werk gelegt wird.

Boden-Winke für den Juni

In Frühkartoffelschlägen kann durch das Auf­treten der Krautfänche eine Schädigung der Pflanzen infolge des Befalles der Blätter entstehen. In schweren Fällen kommt es bis zum völligen Absterben des Karto'telbaues. Das von der Biologischen Retchsanstalt herausgegebene Flugblatt Nr. 61 enthält Angaben über die Lebensweise des Schaöpilzes und die Möglichkeiten zu seiner Bekämpfung, die im wesentlichen in einer Spritzung mit Kupferpräparaten des Handels besteht. Auf den Kartoffelfeldern ist weiter­hin auf den Kartoffelkäfer zu achten, der im Juni mit der Eiablage beginnt svgl. Flugblatt Nr. 120). Jeder Kartoffcl- käferfund und jede Beobachtung von Anzeichen, die auf das Vorhandensein des Schädlings schließen lassen, ist sofort der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. Im Weizenfeld fallen kurz nach der Blüte einzelne Aehren durch blaugrüne Fär­bung auf. Ursache ist ein Befall durch Weizenstinkbranb, dessen Bekämpfung, wie aus Flugblatt Nr. 26 ersichtlich, aus­schließlich durch Beizung des Saatgutes möglich ist. Im Rübenbau kann die Herz- und Trockenfäule Schäden ver­ursachen. Die Bekämpfung ist durch Anwendung von Bor möglich, das in Form von borhaltfgem Schlamm gegeben wird svgl. Flugblatt Nr. 156». Im Obstgarten ist die Bekämpfung derObstmade" wichtig. Sie erfolgt durch Spritzung mit arsenhaltigen Mitteln ober durch Anlagen vonMadenfallen" um die Stämme der Obstbäume. Angaben. über die Termine der Bekämpfung usw. enthält das Flug­blatt Nr. 40.

Rundfunk am Donnerstag

Reichsprogramm: 7.367.48 Uhr: Zum Hören und behalten: Balladen (Bürger, Liliencron, Münchhausen». 12.85 bis 12.48 Uhr: Der Bericht zur Lage. 14.1515.06 Uhr: Aller­lei von Zwei bis Drei. 15.0016.00 Uhr: Heitere Musik von Mozart, Beethoven, Schubert, Busoni u. a. 16.0017.00 Uhr: Musikalische Kurzweil mit der Kapelle Willy Steiner. 17.15 bis 17.60 Uhr: Ausgewählte Unterhaltungsmusik. 17.60 bis 18.00 Uhr: Die Erzählung des Zeitspiegels. 18.00 18.80 Uhr: Ein schönes Lied zur Abendstund" von der Runbfunkspiel- schar Berlin. 18.3019.00 Uhr: Der Zcitspiegel. 19.1519.30 Uhr: Frontberichte. 19.4520.00 Uhr: Stimme unserer Dich­ter: Herybcrt Menzel. 20.1521.16 Uhr: Opernkonzert mit Ausschnitten ausTannhäuser",Macbeth", ..Carmina Bu- rana" u. a. 21.1522.00 Uhr: Solistenkonzert mit Gaspar Cassado (Cello-Konzert von Schubert-Cassado» und dem großen Hamburger Rundfunkorchester. Leitung: Hans Ros- baub.

Deutschlanösender: 17.1518.80 Uhr: Schöne Musik zum späten Nachmittag: Bach, Händel, Schubert, Haydn. 20.1522.00 Uhr: Ein Streifzug durch die heitere Welt des Buffos.

Neichssportwettkamhf der Hitler-Jugend. Westen Herz schlägt nicht höher, wenn er deutsche Jungen und Mädel, gleich in Kleidung, Tritt und Gesang, durch die Straßen seines Ortes marschieren sieht? Und wenn man weiß, daß diese Jugend antritt, um sich in ehrlichem Wettstreit zu messen, dann ist diese Freude dopoe.t groß. Der Himmel meinte es gut mit ihr. So konnte am vergangenen Samstag und Sonntag auf dem herrlich gelegenen Sportplatz in Wiid- bad jeder sein Bestes geben, und wenn auch einige Wiedel eine kleine Träne zurückholen und mancher Junge einen kraftvollen Seufzer der Enttäuschung selbst schlucken mußte, weil vielleicht nur noch wenige Zentimeter oder Sekunden­teile zur Höchstpunktzahl fehlten, so waren andere mißliche Umstände, übergroßes Training in den vorhergehenden Tagen oder persönliches Pech, schuld. Die Hauptsache: es wurde ritterlich gekämpft und eifrig gesiegt. Den Höhevunkt des Reichssportwettkampfes bildete am Sonntagnachmittag das Standortsportfest. Hitler-Jugend und BdM. Jungvolk und Jungmädel suchten nach ihren besten Gruppen- und Einzelsiegern. Wettlänfe und Staffelläufe wurden von netten Reigen und Volkstänzen, lustigen Medizinbattsvielen und einem anstrengenden, aber humorreichen Hinoernislauf unter­brochen. Und dazwischen sah man immer wieder mal ganz Kleine, die sich aus der elterlichen Obhut freigemacht hatten, in den Sprunggruben herumtollen, um es dem großen Bru­der oder der großen Schwester gleichzutun. Als die Hitler- Jugend dann um 146 Uhr zur Siegerehrung auf dem Ndolf- Hitler-Platz angetreten war, da konnte der Standortführer der Hitler-Jugend, Oberscharführer Pg. Hellberg, >05 Kampfteilnehmer als Sieger beglückwünschen und ihnen die Siegerurkunde überreichen. Froh strahlten deren Gesichter und noch stolzer wurden sie, als ihnen Ortsgruppenleiter Pg. Friz seine volle Anerkennung aussprach. Bei einer solchen Jugend, so sagte der Ortsgruppenleiter, könne es den Alten nicht bange um die deutsche Zukunft sein.Macht weiter so!", war sein Appell an die Jungen und Mädel. Mit dem Lied der Hitler-Jugend endete dieses große sportliche Ereignis dieses Frühjahrs. Pf.

Die Veröffentlichung der Siegerliste erfolgt in der Don­nerstag-Ausgabe.

Mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet

Major Fritz Schnepf, ein in Neuenbürg geborener tapferer Soldat und SA-Führer, erhielt das Deutsche Kreuz in Gold.

Major Fritz Schnepf ist geboren am 10. 11. 1906 als Sohn des Mühlenbesitzers Schnepf. Er war vor dem Kriege in Memmingen und zuletzt hauptamtlicher Führer des SA- Sturmbannes 11.1 '12. Seit Beginn des Krieges an der Front, wurde er schon fünfmal verwundet. Seine Tapferkeit wurde durch das EK. 1. und 2. Klasse, das Gold. Verwundetenabzei­chen, Jnfanterie-Sturmabzeichen, Jnfanterie-Nahkampfspange, Krimschild sowie der Erwähnung im Ehrenblatt des Deut­schen Volkes, zuletzt mit dem Deutschen Kreuz in Gold be­lohnt, der auch seine Beförderung zum Major folgte.

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Heute sdenck von 22.27 ttbr dis morgen triid 4.53 ttkr Säonäaukgsng 22.08 tttir Nonckunterßgng 6.07 llbr

Engelsbranü, 5. Juni. In der gestrigen Generalversamm­lung der Spar- und Darlehenskasse erklärte Vorstand Ernst Schaible, die anfallenden Geschäfte seien heute derart, daß es keine Kleinigkeit sei, sie nebenberuflich zu erledigen. Trotz­dem fehle es nicht an Mitgliedern, die über kriegsmäßig be­dingte Maßnahmen immer wieder meckerten und dadurch der Verwaltung die Arbeit erschwerten und verleideten. Wer meckere, müsse aber in der Lage sein; Vorschläge zur Besse­rung der Verhältnisse zu machen oder aber die Verwaltungs­arbeit selbst zu übernehmen. Zum Andenken der verstorbenen Mitglieder Wilhelm Kusterer, Wilhelmine Gabel, Johann Reißer, Fr. Kusterer, Robert Fenchel und Marie Reichstetter erhoben sich die Mitglieder von ihren Sitzen. Dann erstattete Vorstand Schaible den Geschäftsbericht. Die durch den Krieg bedingte Geldflüssigkeit habe angehalten und finde namentlich in der Erhöhung der Spargelder ihren Ausdruck. So habe auch die "Werbung in der Deutschen Sparwoche einen sehr guten Erfolg gehabt. Auch das Schulsparwesen habe sich sehr gut entwickelt. Bis zum Schlüsse des Geschäftsjahres hätten die Spareinlagen eine halbe Million Mark erreicht. Der größte Teil der Kapitalien bestehe in Festanlagen, ein kleiner in Wertpapieren. Anträge auf Darlehen wurden fast keine gestellt, dagegen wurden viele Darlehensschnlden zurückbezahlt. Auch seien die Warenschulden der Mitglieder bedeutend zu- rückgegangen. Die Benutzung der von der Kasse beschafften

Maschinen sei befriedigend. Möglichst schonende Behandlung dmser Maschinen sei dringend geboten. Einen starken Auf- schwung habe der Waschereibetrieb erfahren. Nach und nach ! Hatten fast alle Hausfrauen die vielen Vorteile, die ihnen diese I d^meinschaftswaschkuche biete, erkannt und schätzen gelernt.

! Trotz der vielen Arbeit sei die Verwaltung bemüht gewesen.

> so sparsam wie möglich zu Wirtschaften. Es konnte ein Rein- ' gewinn von 1458,11 RM. erzielt werden. Der Vorstand schlage i vor, 4 v.H. Dividende zu verteilen und den Rest je zur l Hälfte dem Rescrvefond und der Betriebsrücklage zuzuweisen.

Im Anschlüsse hieran gab Rechner Adolf de Gaudenz den ! Jahresabschluß bekannt. Ohne weitere Aussprache wurden ! Geschäftsbericht und Jahresabschluß -genehmigt und der bean- ^ fragten Gewinnverteilung zugestimmt. Ebenfo einmütig wurde ! dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und dem Rechner Entlastung ! erteilt. Flaschner Ad. Zoll, dessen Amtszeit abgelaufcn,

> wurde wieder in den Vorstand gewählt und an Stelle des vcr- ! storbenen Landwirts Robert Reichstetter auf ein Jahr Rechner l de Gaudenz. Wiedergewählt wurden die aus dem Aussichts­rat ausscheidenden Herren Fr. Fuchs und Bleiholder.

^ Der Höchstbetrag der anzunehmenden Spargelder, der 1941 auf 250 000 RM.. 1942 auf 350 000 RM. bemessen worden war, wurde im Hinblick darauf, daß die Spargelder jetzt eine halbe Million überschritten haben, auf 750 000 RM. festgesetzt. Da­mit war die Tagesordnung erledigt. Vorstand Schaible dankte zum Schluffe den zahlreichen Teilnehmern für ihr Er­scheinen und allen den Mitgliedern, die die Verwaltung un­terstützt und am Aufbau der Spar- und Darlehenskasse mit­gewirkt haben, woran er die Hoffnung knüpfte, daß es auch in Zukunft an solcher Unterstützung nicht fehlen und daß alle Mitglieder der Genossenschaft die Treue halten möchten v.

Erbstetten, Kr. Ehingen. (Tödlicher Sturz vom Oberling.) Beim Strohabwerfen in der elterlichen Scheune fiel die 89 Jahre alte Jda Jeutter auf die Tenne herab und schlug mit dem Hinterkopf auf dem harten Boden auf. Erst einige Zeit später wurde die Verunglückte tot aufgefunden.

Tuttlingen. (Von der Zugmaschine tödlich überfahren.) Beim Gallertalerhof in Tuttlingen geriet eine 43 Jahre alte Frau unter eine stadteinwärts fahrende Zugmaschine und wurde tödlich überfahren. Der Unfall ist auf Selbstverschul­den zurückzuführen.

Eine Seefahrt ist nicht immer lustig

Ueberlingen a. B., 5. Juni. Die scheinbare Harmlosigkeit des Ueberlinger Sees glaubten einige Badegäste, die sich im Ueberlinger Ortsstrandbad aufhielten, zu einer Seefahrt be­nützen zu sollen. Sie lösten das im Strandbad mit Ketten befestigte Floß aus seiner Verankerung, entnahmen einem Boot einige Ruder und fuhren in den See hinaus. Die ver­meintlichenSeefahrer" kamen in die vom Ostwind aufgewor­fenen Wellen, wurden nach Westen abgetrieben und konnten nur mit Hilfe eines im Ueberlinger See fahrenden Marine- HJ-Bootes in Höhe des Strandbades im Westen an Land ge- i bracht werden. Auf dem Lande war guter Rat teuer; denn ! die männliche und weibliche Besatzung des Floßes hatte die ! Bekleidung im Ortsstrandbad liegen. DieSeefahrer" mußten i daher in recht ungenügender Bekleidung den Weg durch die Stadt dorthin zurücklegen.

Kursaal-Lichtspiele Herrenalb Donnerstag öen 8. Juni:in flagranti"

Die abwechslungsreiche Verfolgungsjagd, die den Zu-" schauer in heiterer Spannung hält und sich von Szene zu Szene an geistvoll pointiertem Witz steigert, ist der köstliche Einfall des Drehbuchautors Ernst Marifchka. Alles, was hier gespielt wird, was hier an Spaß und Uebermut getriehen wird, entspringt seiner humorvollen Phantasie. Originell, wie Marischka die handelnden Personen erdachte, hat sie der Spielleiter Hans Schweikart besetzt. Ferdinand Marian, der als Charakterdarsteller mitzureißen und zu erschüttern ver­mag, zeigt sich in diesem entzückenden Bavaria-Film einmal von seiner liebenswürdigsten Seite: scharmant und ritterlich, ein vollendeter Kavalier, der mit siegessicherem Lächeln das quicklebendige Teufelchen hineinlegt, das ihm mit Feuereifer auf den Leim gegangen ist. Eine besondere Freude für die Freunde moderner Musik werden die beschwingten Melodien Peter Kreuders sein, die in glitzernden Kapriolen und zün­dender Rhythmik die mitreißende Stimmung des F'lms klang­voll unterstützen. Schwung und Laune Vereinen sich mit scharmanter Lnstspielkunst in diesem amüsanten Bavaria- Film so reizvoll, daß er auch einem anspruchsvollen Publikum ein kurzweilig-erheiterndes Entrinnen aus den Sorgen des Alltags bescheren wird!

Im Beiprogramm: Kulturfilm und Deutsche Wochenschau.

Das Mädchen in der Wolke

von llrilis heikler

Verleg vr. /Ntur vom Dorp, küei1»I/S»elissi>

2. Fortsetzung.

S>e m ja im Nachthemd", seufzte Apollonia verzweifelt. .Ich hatte sie eben zum Mittagsschlaf htngelegt. Mein Gott, wo kann sie nur hingelaufen fein?"

Die Hiihnerfrau konnte beschwören, das Kind nicht ge­sehen zu haben, der Schweizer aber, ein kerniger Ostpreuße, kratzte sich mit der Pfeife, die er eben ausgeklopft hatte, am Ohr und meinte grinsend:Ihr Wäibär säid doch räin dammlich! Wo wird se säin? Natihrlich bäi de Hunöchäns!"

Die Aussicht, das Kind bei den Hunden zu finden, versetzte Apollonia in einen Zustand, der ihre Beine mit übernatür­licher Schnelligkeit begabte. Sie eilte allen anderen voraus um das Haus herum und pflanzte sich mutig vor der Hunde­hütte auf.

Na, zu sehen is sie nich", meinte die Hiihnerfrau kopf­schüttelnd.

3 er Schweizer gri.-ete noch immer:Dänn wirb se woll drin ins HittHen sein."

Apollonia bückte sich rasch, «m in die Hundehütte blicken zu können. Darauf fchien Jutta, die breit in deren Eingang lag, nur gewartet zu haben. Ste sprang jäh mit den Vor- berbeirren heraus, zeigte ihr ganzes, achtunggebietendes Ge­biß und knurrte drohend.

..Das nutzt nuscht!" erklärte der Schweizer sachverständig. Wänn ihr rainkucken wollt, dänn mißt ihr den Hund was zu schlabbärn jeben, damit er rauskommt, mrd dänn will ich schon zusehen, ob fe drin is."

Apollonia wich vor der gereizten Hündtn zurück, die Hüh­nerfrau holte Milch, die sie unweit der Hütte auf den Boden stellte, und begann tu beweglichen Tönen zu locken, aber Jutta rührte ste nicht an. Sie saß am Eingang ihrer Wohnung den ihr breiter Rücken jedem Blick verschloß, schielte ver­ächtlich auf den Milchnapf und knurrte zähnefletschend die drei Versammelten an.

Sie versuchten es auf beS Schweizers Rat hin noch ein­mal mit einem saftigen Knochen, bann, als auch baS nichts

hals, mit einem Rest Kalbsbraten. Ser eigentlich dazu be- stimmt gewesen war, kalt ausgeschnitten zu werden.

Jutta schien alle diese guten Dinge gar nicht zu sehen. Sie sah nur die drei Menschen an. deren Manöver sie längst durchschaut hatte, und ihr Grollen wuchs langsam zum Wut- geheul, während ihre blutunterlaufenen, gelben Augen haß­erfüllt zwischen den drei ratlosen Gesichtern hin und her wanderten.

Da bellte im Innern des Hauses der Rüde auf. Jutta antwortete mit weithallendem Heulen. Das Vellen kam näher, erklang plötzlich dicht hinter Apollonia, die sich er- schrocken nmwanöte und steif wie ein Stock stehenblieb.

Der Baron von Meister, den Hund fest am Halsband haltend, stand vor ihr.

Alle guten Geister", seufzte ste ermattet.

Was haben Sie hier zu suchen?" erkundigte sich der Baron mit nervöser Schärfe.Weshalb regen Sie das Tier so auf? Es ist ja ganz außer sich!"

Apollonia sah sich hilfesuchend nach dem klugen Schweizer um. aber er und die Hiihnerfrau hatten es vorgezogen, das Weite zu suchen. Sie allein mußte nun Rede stehen. Da wandelten sich in ihrem Innern alle ausgestandenen Aengste in Kraft. Sic starrte finster in des Barons feine Züge, über denen jetzt immer ein Schleier Ser Müdigkeit hing, und wußte vlödlich. daß dies die Gelegenheit zum Reben sei.

Deshalb holte ste tief Atem und sagte nichts als:Die Varoncß ist verschwunden."

Der Baron bändigte den Hund an seiner Seite mit festem Griff, bann rief er besänftigend:Ruhig, Jutta!"

Apollonia mühte sich vergebens, tn seinem Gesicht -u lesen, es stand nichts als kühle Abwehr darin.

Seit wann?" fragte er, auf die Hundehütte zuschreitcnd, ganz nebenbei.

Seit einer halben Stunde etwa", erwiderte Apollonia gepreßt.Und weil sie immer mit den Hunden gespielt bat, glauben wir. daß sie zu Jutta in die Hütte gekrochen ist."

Der Baron blickte stumm vor sich hin und strich stch über die Stirn, wie wenn er stch auf etwas besinnen müsse.Das ist ausgeschlossen", kopsschüttelte er dann. ,Anita ist sehr böse, lett sie geworfen bat."

Der Apollonia begannen die Knie zu zittern.

Ich werde Nachsehen", sagte der Baron. Er bückte stch,

um die immer noch knurrende Hündtn zu streicheln, hielt aber säh inne. Unter Juttas breiter Brust wurde in diesem Augenblick ein nicht gerade sauberes Kindergestchtchen sicht­bar. Es schob sich zwischen die weit gespreizten Vorder­pfoten des Tieres und blinzelte den fremden Mann aus schlaftrunkenen Augen, deren dunkles Leuchten seinem eige­nen Blick glich, verwundert am

Kind!" schrie Apollonia erlöst.Wie haben wir unS ge­sorgt um dich! Komm her. mein Kleines!"

Ach nein", lächelte SaS reizende Gesicht unter dem ktcf- schwarzen Haar, bas von Juttas Zunge liebevoll gegen den Strich beleckt, himmelan zu streben begann.Laß mich hier­bleiben!"

Der Baron stand Gimm vor -er Hundehütte und sah auf sein Kind herab. Wiederum vermochte Apollonia es nicht, in seinen Zügen zu lesen, denn er wandte ihr den Rücken zm Er streckte behutsam die Hand vor, aber es zeigte sich, daß die Hündin auch ihm den Besuch nicht ausliefern wollte. Sie drückte ihre» breiten Kopf fest tn das weiche, schwarze Kin- derhaar und knurrte leise.

Komm heraus", forderte der Baron gemessen. .Anita muß jetzt ein Weilchen mit ihren Jungen allein sein."

Wider Erwarten kam sie sofort und stellte stch in ihrem zerknüllten Nachthemdchcn vor ihm auf.Wer bist du denn?"

Der Baron sah von ihr fort. Sein Blick flog an der Hauswanö herauf, die, von windbestrichenen. wilden Wein- blättern bewachsen, durch deren Auf- und Niederwoae« lebendig zu atmen schien.

Dein Vater", sagte er dann leist. - ,

Vater?" wiederholte das Kind.Was ist daS?"

Sein Kopf flog zu ihr herum, wie wenn ihn eine unsicht­bare Hand dahin geschlagen habe.

Apollonia mag es dir erklären", meinte er ranh. Während der atemlosen Stille, die nun eintrat, hob Apol­lonia das Kind ans ihre Arme und wollte rasch mit chm SavongeHcm -----

i.,Sie muß endlich gelaust werden", rief ihr der Varon un Ton rügender Strenge nach.So ein großes Mädchen^schoLr Das geht ja nichtl" c - - >, . S

-ttawllül". bauchte- Apollonia Nehenl'"ll'e»h?

(Fortsetzung folgt.1