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4. März 1944

Gedenktage: 1877: Der Ethnologe. Fritz Graebner in Berlin geb. 1916: Der Maler Franz Marc gefallen vor Verdun. 1924: Die Türkei schafft das Kalifat ab, der Kalif Abdul Msdschid wird verbannt.

MrMbrit im VvlksMnben

Der Beginn der Feld- und Gartenarbeit ist nach altem Vor- Eerglauben immer noch an gewisse Tage gebunden, obwohl gerade das Märzwetter oft genug so ausfällt, daß man sich nicht genau an die alten Lostage halten kann.

Vom 12. März, dem Gregoriusiag, an, sollte das Pflügen «tnsetzen und sollte allmählich auch mit dem Säen begonnen wer­den. Dann kommt aber auch gleich die Arbeit im Hausgarten an die Reihe, und zwar ichon fünf Tage darauf:; denn der 17. März, der Gertraudstag,nütz« dem Gärtner fein". Was zu dieser Zeit in die Erde kommt, Erbsen- oder Karottensamen, Petersilien- oder Radischensamen, erhalte sein besonderes Teil von der Kraft, die diesem ehemaligen Tag der Göttin Freya über­lieferungsgetreu noch immer zugesprochen wird.

Nur dem Stecken der Zwiebeln ist ein eigener Tag Vorbehal­ten: der 21. VNärz, der Benedikttag, dem dieEbennacht" vor­ausgeht, die Nacht, die genau zwölf. Stunden dauert und in der man mit dem frühlingssrischen Ouellwasser den Pflug weiht. Auch Gerste soll an dem Tag ausgesät werden meint der alte Volksglaube. Richtig ist 'jedenfalls, daß wir alle in diesem Früh­jahr unser Bestes tun, um unser Land so reichlich wie nur möglich zu bestellen. Der Tag ist im fünften Kriegsjahr viel weniger wichtig als die Tat!

Bewahrt das Feuer M Ms

Immer wieder muß festgestellt werden, daß besonders auf dem flachen Lande hie Bewohner bei Dunkelheit in Ställen oder auf den Böden in den Städten hingegen zumeist in den Kellern mit offenen Lichtern hantieren und fahrlässig Brände verursachen. Es seien hier aus warnenden und abschreckenden Gründen zwei solcher Fälle herausgegriffen. Eine 24'ährige Hausgehilfin ver­gaß im Keller eine auf einer Holzunterlage abgestellte Kerze zu »erlöschen, die herabbrannte und einen Brand verursachte, der sich «ui zehn Kellerabteile ausdshnt«. ehe er bemerkt wurde Der Schaden betrug mehr als 7609 Kronen Dft Hausgehilfin wurde von dem zuständigen Gericht zu einer hohen Geldstrafe oder fünf­zehn Tagen Arrest verurteilt. Ein Bauer mußte sich vor dem gleichen Gericht verantworten weil er für die abendliche Stall­arbeit keine geeignete brandstchere Beleuchtung bereitgestellt hatte. Die Magd mußte eine unbrauchbar gewordene Petroleumlampe verwenden, aus der das Leuchtöl tropfte. Dadurch war der Stall in Brand geraten. Nachbarn gelang er zwar, dar Feuer einzu­dämmen. der Bauer aber wurde dennoch wegen fahrlässiger Brand- verurfochung zu einer namhaften Geldstrafe verurteilt.

Made m SWiverk an Mer

Ueber die Abgabe von Schuhen an Kinder bestehen in der Berbraucherschaft vielfach noch Unklarheiten. Auch - im Schuhhandel scheinen wie die ZeitschriftDer Deutsche Schuhhandel" mitteilt noch teilweise Miß­verständnisse über die Abgabe von Schuhwerk an Kinder aufgetreten zu sein. Es seien daher die Bestimmungen über die Abgabe von Schuhwerk an Kinder nochmals kurz zusammengestellt:

Für Säuglinge (1. Lebensjahr) darf einmal im Jahr 1 Paar bezugscheinfreie Babyschuhe abgegeben werden gegen Abstemvelung der Säuglingskleiderkarte mit dem Datum- und Firmenstempel. Für Kleinkinder s2. und 3. Lebensjahr) dürfen auf die Vierte Kleinkinderkarte ab­gegeben werden: Lederstraßenschuhe gegen Abtrennung des Kontrollabschnitts A bzi». B undSonstige Schuhe"

^ (Stofsstraßenschuhe, leichte Straßenschuhe mit Sohlen aus Holz oder aus Alt- und Abfallstoffen, Holzsandalen, San­daletten und Riemchenschuhe, Hausschuhe, Turnschuhe, Gummi-Ueberschuh«) gegen Abtrennung des Kontrollab­schnitts 1 bzw. 2 bzw. 3. Für Kinder im 4. Lebensjahr dürfen auf die Vierte Kinderkleiderkarte abgegeben werden: Lederstraßenschuhe gegen Abtrennung des Kontrollabschnitts T bzw. D,Sonstige Schuhe" mit Ausnahme von Leder­straßenschuhen und Arbeitsschuhen gegen Abtrennung des Kontrollabschnittes ü (der Kontrollabschnitt 6 ist ungültig), Holzsandalen lBarfußsandalen) gegen Abtrennung des Kon- ^ irollabschnitts 7.

Zu beachten ist dabet die Verschiedenheit der Gültigkeit des Kontrollabschnitts 7 für die Kinder im 4. Lebensjahr und für die Knaben Und Mädchen vom vollendeten 4. bis 15. Lebenjahr. Für die Kinder im 4. Lebensjahr können auf den Kontrollabschnitt 7 wie auf den Kontrollabschnittb Sonstige Schuhe" abgegeben werden, für die Knaben und Mädchen ab 5. Lebensjahr dürfen aus den Kontroll­abschnitt 7 dagegen nur Holzsandalen abgegeben werden, .Sonstige Schube" auf den Kontrollabschnitt 5.

Sonüerzuteilung von Mnkbranntwem

Im Monat April sollen alle deutschen Verbraucher über 18 Jahre wieder eine Sonderzuteilung an Trinkbrannt- tvein (Vs Flasche - 0,35 Liter) erhalten. Das Nähere regeln die Ernährungsämter durch örtliche Bekannt­machungen.

keine Postleitzahlen auf Telegramme! Di« Angabe der Bost- leitzahlen, die neuerdinos für Briefe. Postkarten und andere Post­sendungen zur Beschleunigung des Poftlaufs einaeMrt worden sind, ist für Telegramme aller Art nicht erforderlich. Sie wirkt sich bei Telegrammen nur verzögernd aus! Für Telegramme ge­nügt wie bisher dis Anschrift de» Emvfängers mit Angaben -es nach dem amtlichen Verzeichnis geschriebenen Bestimmungsortes ohne Zusatz der Postleitzahl.

Eigene Postleitzahl bei Absenderangabe nicht vergessen. Der Reichspoltminister teilt mit: Der vor kurzem in den Tageszeitun­gen veröffentlichte AufrufPostleitzahl" hat allenthalben starken Widerhall geftinden. Dem Reichspostministerium sind daraufhin so zahlreiche Zuschriften zuaeoanaen. daß die Emzetbeantwortung nicht möglich ist. Die Vorschläge über einen weiteren Ausbau der Einrichtung weiden zur Zeit auf ihre Zweckmäßigkeit und Durch- fuhrbarkeit gevrüft Wichtig für die ralche Einbürgerung der für ote Post und die Postb-nußer glelch-rmaßen bedeutungsvollen Post- teurahl ist und bleibt, daß auch der Absender Gne eigene Postleit- zayl aut den Sendungen und im Kopl leiner Br'-efe' ufw anaibt. Hil,smfttel m Gestalt eines Ortsverzeichnisse» und einer Postleit- gebietskart« sind in Vorbereitung.

. gurkerabnahme letzter Termin S. MSrz. Wie bereits mit- Fgeteilt, muß vom Verbraucher der Zucker für die 54. und SO. Zu­teilungsperiode bis zum 5. März abgenommen werden, da mit die­sem Tage die kll chniite der Reichswckerkarte sowohl für die 54. Zuteilungsveriode wie für den SO. Dsrsorgnngsabschnitt ihre Gül­tigkeit verlieren. Die Durchführung dieser Maßnahmen Kal bisher keine Schwierigkeiten mit sich gebracht. Ilm aus jeden Fall Miß­verständnisse und Nachzggeieien z» vermeiden, sei aber noch einmal »us den Dersalltermin vom 5. März aufmerksam gemacht.

Es geht um einen Dolkssieg

Zur 6. Reichsstraßensammlung mit Märchenfiguren

NSG. Wenn heute und morgen die Führer und Männer der SA, SS, des NSKK und NSFK um die Sache des deut- ! scheu Volkes und somit auch für uns selbst wieder an die Gebefreudigkeit und den Opferwftlen aller appellieren, so ! wissen wir alle: diese Not- und Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes, die weiß, daß es um Sein, oder Nichtsein ^ des Volkes und damit auch aller materiellen und ideellen 1 Werte und Reichtümer geht, auch um den Bestand des deut- ! schen Gemütes und der deutschen Seele diese Not- und i Schicksalsgemeinschaft hat auch den Sinn und Wert des Opfers in seinen tiefsten Zusammenhängen erkannt.

! Darum werden unsere schon so oft bewährten sammeln­den Volksgenossen und Kameraden auch diesmal nicht vergeb­lich mit der roten Sammelbüchse an den Men und in den Straßen stehen, sondern ihre und des deutschen Volkes Er­wartungen werden mehr noch als bisher weit übertroffen werden. Denn Opfern ist mehr als bloßes Geben, und mit fedem erhöhten Sammelergebnis wird zum Nutzen des deut­schen Volkes, für seinen Sieg und gegen den Haß und die Brutalität unserer Feinde eine gewaltige Schlacht geschlagen.

Wir wissen also: Opfern ist mehr als bloßes Geben, und > mancher Volksgenosse der früher nur wegen der hübschen ! Abzeichen oder um irgendwelcher Aeußerlichkeitcn willen sei- ! nen Beitraggegeben" hat, weiß nun auch wie die anderen ! um den tieferen Sinn des Opferns, das nicht wie das Geben im besten Falle nur befriedigt, sondern im tiefsten Innern den Spender stärkt und beglückt. Wir wollen auch die große Volksschlacht für unsere Mütter, Frauen, Kinder, für die Opfer des Bombenterrors, für unsere heldenmütigen, tapferen Soldaten, für unser deutsches Land wieder mit ganzer Kraft und noch überzeugender schlagen als vorher.

Pforzheim,, 3. März. Weil das Bügeleisen wieder einmal von der Lichtleitung nicht ansgeschaltet war, entstand in einer Wohnung in Brötzingen ein Zimmerbrand, wobei es 'Ge­bäude- und Sachschaden gab. Die Diebstähle im Stadtbad reißen nicht ab. So wurden neuerdings wieder eine Damen- armbandnhr sowie ein silberner Damenring entwendet. Wei­ter'wurden gestohlen aus einer Wohnung im Stadteil Sedan eine ganze Reihe von Schmuckwaren in beträchtlichem Werte. Auch die Hasendiebe sterben nicht aus, trotzdem sie empfindlich bestraft werden. Es scheint Spezialität eines Diebes zu sein, nur Zuchthasen zu stehlen. Nebenbei hat er auch noch eine Zuchtgans mitgehen heißen. In der Butterdiebstahls­geschichte schwirren hier wieder die tollsten Gerüchte. Daß in erheblichem Umfange gestohlen worden ist, steht einwandfrei fest, man bringt aber mit den Diebstählen Personen in Ver­bindung, die absolut nichts damit zu tun haben. Derartige Verleumdungen können teuer zu stehen kommen. .Die Haupt­täter sind hinter Schloß und Riegel und alles weitere wird die Hauptverhandlung ergeben. Die älteste Mitbürgerin, Frau Ernestine Ungerer, ist im 100. Lebensjahr verschieden.

Weil er eine, alte Nähmaschine, die etwa 40 Mark Wert hatte, mit 75 A Ueberpreis verkauft hat, wurde der in glei­chem Falle schon vorbestrafte Alfred Molter iK Pforzheim zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die »rst 20 Jahre alte Lydia Bischofs in Stein hat zwei Fahrräder und einen Fahr­radsattel gestohlen. Die Damenräder standen jeweils vor'Ge­schäftshäusern als die beste Gelegenheit für die Diebin. Sie entschuldigte ihre Straftaten damit, daß man ihr kein Fahr­rad genehmigt hätte und nur aus diesem Grunde sei sie zur Diebin geworden. Sie wurde zu 6 Monaten Gefängnis ver­urteilt. IK.

Zwiefaltendorf, Kr. Ehingen. (Hundertjährige gestorben.) Im hohen Alter von annähernd 101 Jahren starb in Zwie- faltendorst Fräulein Maria Stumm nach kurzer Krankheit.

Die württembergischen Bolksbanken im Jahr e 194Z

j Nasse Tage nasse Schuhe. Das bleibt in dieser Vor- i frühlingszeit nicht aus. daß man mit nassen Schuhen lind Strümpfen heimkommt. Solange man in Bewegung blieb, war das nicht gefährlich. Sobald aber der Körper in Ruhe ist, folgt Schnupfen, Erkältung, Husten. Darum: schnell die nasse Fußbekleidung herunter, ein Fußbad und frische Strümpfe. Die Schuhe aber stelle man nicht an den Ofen! Davon wird das Leder brüchig. Mit Zeitungspapier aus­gestopft, trocknen aufgehängte Schuhe am besten in der Luft. Die meisten Erkältungen mit all ihren dummen Folgen verdanken wir den nassen Schuhen.

Suche die Schuld in dir! Einer meiner Lehrer, von dem ich überzeugt bin, daß es der beste war, den ich se kennen lernte, gab uns Schülern die Lebensregel mit auf den Weg: Suche die Schuld in dir! Es gibt immer einmal im Leben Klippen; es geht manchmal etwas schief; es gibt plötzlich ein­mal Störungen im Verhältnis zu Freunden, Bekannten oder gar auch in der Ehe... es geht nun einmal nicht immer glatt; das Leben ist keine breite Fahrstraße mit ausgefahrenen Geleisen: es gibt Kreuzwege mit der Entscheidung, ob es nach rechts, nach tinks oder geradeaus gehe; es gibt verdammt schmale Wege manchmal, holprig und steinig, und Widerstände müssen überwunden werden, um vorwärts zu kommen; es geht manchmal steil bergauf, und jeder Meter will erkämpft sein. Und gehts dann nicht so, wie man. sichs gedacht hat, dann sind die meisten geneigt, die Schuld auf andere zu schie­ben, sich einen Sündenbock zu suchen, aber beileibe nicht etwa die Frage zu stellen: Liegt nicht doch der Grund in dir selbst? Bist du schuld an dem Kurzschluß, und hast du alles getan, ihn zu vermeiden, und als er nun einmal da war ihn schnell zu beseitigen Oft tllts ein Wort, ein Handschlag, eine offene Anssprache. Die Harmonie aber wird sich ergeben, wenn man sich vorher die Frage stellte: Liegt nicht die Schuld bei mir?

6si»sr'/raks Ar/mäaüH

Auszeichnung. Paul Zundel, Unteroffizier in einem Artillerie-Regiment, wurde für besondere Tapferkeit in den Ostkämpfen mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Die kulturelle Seite d<

Die württembergischen Volksbanken können auch für das Jahr 1943 von einem weiteren beachtlichen Anstieg ihrer Be­triebsmittel berichten. Solche betrugen nach der uns soeben bekanntgewordenen vorläufigen Gesamtbilanz am 31. 12. 1943 RM. 938,5 Millionen bei RM. 759.8 Millionen nach der Nettobilanz auf Ende 1942. Die Zunahme stellt sich somit ans RM. 178,7 Millionen 23,4^ gegenüber RM. 159 Mil­lionen 26A im Vorjahre. Dabei, sind Ende 1943 die Zif­fern der Württembergischen Beamtenbank e. G. m. b. H. Stntt- ! gart und der Süddeutschen Sparerbank e. G. m. b. H. Stutt- i gart nicht mehr enthalten da diese Spezialbanken im Zuge ! der Rationalisierung des Kreditgewerbes ans der genossen- ! schaftlichen Organisation ausgeschieden sind.

! Die sich auf das ganze Land verteilenden 106 Volksbanken ^ sind in Bezug auf die Abwicklung ihres Geld- und Zahlungs­verkehrs zusammengeschlossen in der Zentralkasse Württ. ^ Volksbanken e. G. m. b. H. Stuttgart. Aus der geschilderten ! Entwicklung ergab sich daher auch für das erwähnte Institut I eine weitere Ausdehnung der Bilanzsumme. Wie wir hören, ! beläuft sich solche Ende 1943 auf rund RM. 400 Millionen. ! Gegenüber dem Stand vom 31. Dezember 1942 errechnet sich damit eine Steigerung um RM. 112 Millionen 39A.

Beihilfen auch für Hinterbliebene bei Verlust oder Beschädi­gung von Privateigentum von Wehrmachtsangehörigen

Bei Verlust, Zerstörung oder Beschädigung von Privat­eigentum, das von Wehrmachtsangehörigen, Gefolgschaftsmit- i gliedern der Wehrmacht und den ?i der Wehrmc-cht beschäf- ! tigten Hilfskräften bei der Truppe oder der Dienststelle mit- - geführt wird, können auch die Hinterbliebenen Beihilfen er- § halten, und zwar die Witwe, die Kinder (eheliche, legitimierte, adoptierte), die Verwandten der aufsteigenden Linie (Eltern, ! Großeltern, Geschwister, Geschwisterkinder) oder die Verlobte.

Voraussetzung für die Gewährung von Beihilfen ist, daß die in Verlust geratenen bzw. beschädigten Gegenstände zur Ausübung des Dienstes zweckdienlich sind oder zu den üblichen täglichen Gebrauchsgegenständen gehören.

Der Beihilfsantrag ist von den Hinterbliebenen möglichst bald, spätestens binnen einer Frist von sechs Monaten, nach- detn sie von dem Tod des Wehrmachtsangehörigen usw. sowie : dem Eintritt des Schadens Kenntnis erhalten haben, bei dem ! stellvertretenden Generalkommando einzureichen,' in dessen Be­reich die Hinterbliebenen ihren Wohnsitz haben.

r Kurzeit in Witdbad

Rückblick auf das Beranstaltungsprogramm des Jahres 1843

Wenn ein Wanderer an einem Kilometerstein auf er­höhtem Punkte anlangt, so läßt er unwillkürlich die Blicke rückwärts gleiten und alle Erlebnisse, schöne Gefilde und ge­fährliche Steige, hübsche Augenblicke und ödes Brachland ziehen kaleidoskopgleich an seinem inneren Auge nochmals vorüber. Er richtet auch den Blick nach vorne und sucht den Weg zu ergründen, wobei er bestrebt ist, die Erfahrungen, die er bisher gesammelt hat, aus seiner ferneren Bahn nutzbrin­gend anzuwenden. Es ist deshalb natürlich, daß wir, vevor wir in den FrühlingsmonoG» hineingehen und schon in der Ferne die Eröffnungszeit des Kurbetriebs im Geiste aufleuchten sehen, einen Rückblick werfen aus das, was die Staat!. Badverwaltung an kulturellen Veranstaltungen in der Kurzeit 1943 geboten hat.

Wir dürfen Wohl schon von vornherein annehmen, daß es wiederum schöne Ausblicke sind trotz des fünften Kriegsjahres, die uns die Rückerinnerung zeigt. Daß es der Staatl. Bad­verwaltung immer darauf ankam, in der Wahl der edlen Künste ihre vornehmste Aufgabe darin zu sehen, das Beste zu bieten, mag ihr anerkennend verbucht werden. Es ist natur­gemäß im Rahmen dieser Betrachtung nicht möglich, auf Ein­zelheiten einzugehen, wenn wir Rückschau halten über den Veranstaltungskomplex, wie er sich aüs den uns vorliegenden

Es ist zwar keine Steigerung der.musikalischen und sonstigen Belange im Vortragsplan 1943 eingetreten, im­merhin hat die Staatl. Badverwaltung nächst einem leistungs­fähigen Kurorchester viele namhafte Kräfte aufgebracht, die abwechselnd im Großen Kursaal, in und vor der Neuen Trinkhalle in vollendeter Form den Geschmack der kunstbeflis­senen Kurgäste befriedigten. Wir nennen nur das Solisten­konzert Konstantin Sadka, den heiteren Volkslieder-Abenü Hermann Munk, den Pianisten Frederic Ogouse, der durch seine blendende Technik entzückte und denken an die Reihe erster Künstler vom Landestheater Stuttgart, die das nötige Rüstzeug mitbrachten, um ihren Hörern mit erstklassigen Lei­stungen aufzuwarten. Die deutsch-italienische Musik-Revue Bazanella" war ein Kapitel für sich. In Friedenszeiten war es der WildbaderLiederkranz", der bann und wann mit seinen Chorkonzerten den Kurgästen mit mustergültigen Auf­führungen hat dienen können. .Die Kriegsjahre haben dem , bedeutenden Chor so manchen Sänger entzogen, so daß er sich schon von selbst aus den: Programm der Kurveranstaltungen ausschaltete. Wir erlebten aber trotzdem aus dem Gebiete ves Chorgesangs durch den auf beachtenswerter Höhe stehenden Stadt. Singchor in Pforzheim mit seinem angeschlossenen Frauenchor eine imposante Chordarbietung, die unsere Kur­gäste restlos begeisterte.

^ 3ür frohe Laune sorgten die vielen Bunten Abende, bei denen Witz und Humor die Sorgen des Alltags vom Leibe

. hielten. Vielfach waren es Mitglieder vom Stadttheater ! Pforzheim, die zu beliebten Gästen wurden. Unvergeßlich sind ! unsmoch die100 bunte Minuten" und der bunte Operetten- ! strauß des Fürther Stadttheaters, zwei fabelhafte Veranstal- l tungen, die bestimmt von vielen Besuchern in die heiterste Ecke ihres Lebens eingereiht wurden. Heiterste Laune in ^ eigener Person konnte man auch Kurt Engel und Charlotte l Christann nennen, denn beide brachten Meisterabende, bei : denen man fröhlich und herzerfrischend lachen konnte. Recht ^ vielseitig waren die Tanzabende. Das Tanz-Gastspiel- ! ricke Schreiber, Mathilde de Buhr Joachim v. Seewitz,

' Emma Lackner und schließlich noch das des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart zeigte die ganz besondere und ein­zigartige Tanzkunst, sei es nun im persönlich betonten Solo­tanz oder im gemeinschaftsbetonten Gruppentanz. Was man in dieser Beziehung sah, waren Tänze schönster Art, anmutig und in technischer Vollkommenheit.Leuchtende Sterne im lachenden Wien" nannte sich Wiener Kleinkunst, die mit rest- , loser Volkstümlichkeit ihr Programm bestritt. Auch ein Va- rietO-Programm wickelte sich in erstaunlicher Meisterschaft ab i In die geheimnisvolle Welt der Zauberei führte die Zauber- j schau Lamari, die so gut gefiel, daß sie für ein zweites Gast- > spiel angenommen wurde.

I Groß war aber auch die Anziehungskraft des Kurorchesters,

! das in Unterhaltungsmusik mit abwechslungsreichen Klängen bezaubernde Musik in die Ohren seiner Hörer fließen ließ. Doch nicht nur das: in großen Orchesterkonzerten zeigte sich das Kurorchester technisch und musikalisch, gemessen an dem Bestand der Mitglieder, den höchsten Anforderungen gewach­sen. ImFestlichen Konzert", in den großen,Solisten-Kon- erten mit Werken unserer großen deutschen Altmeister hat as Kurorchester im vierten Kriegsjahr vielen Menschen Be­glückung, Kraft und Erhebung gespendet. Das Theater sah kriegsbedingt nur wenige Gastspiele mit Schau- und Lust­spiel. Im Film ging Ernstes und Heiteres über die Lein­wand. Mit gespanntem Interesse wurde die Wochenschau ver>

^ folgt, die das Kriegsgeschehen eindrucksvoll schilderte. Der ! Film ist nicht unterbrochen worden, er rollt sich ständig im Großen Kursaal ab. Die glückliche Hand der Leitung der Staatl. Badverwaltung cm Veranstaltungsplan 1943 fand ihren Ausdruck in meist überfüllten Räumen und im Beifalls­sturm der Besucher Extra-Nachmittage für verwundete Sol­daten im Großen Kursaal demonstrierten die Verbundenheit von Heimat und Front. Wir sind überzeugt, daß auch im fünften Kriegsjahr die Staatl. Badverwaltnng Mittler ftm kann der Musik im allgemeinen und anderer Kunst als Spie­gel lebendiger deutscher Kultur.

Wilhelm Neuert-Pforzheim.