Samstag den 4. März 1844

Der EnztAv.

102. Jahrgang Nr. S4

Sm Sanssouei auf Fava

Bon Felix Baumann

Schon di« Lage des von dem deutschen Botaniker Kaspm Georg Reinwardt im Jahr« 1817 begründeten, wissenschaftlich wertvollsten. schSnsten und reichhaltigsten Tropengarten der Erde, als der Botanische Garten von Buitenzorg (spr. beutensorch), (d. h. Ohnesorge-Sanssouci) bekannt, zählt zu den herrlichsten Landschaftsbildern von Jnsulinde. Matzgebend und zugleich be­stimmend für da» äquatoriale Klima des reizenden Buitensorg, da« von 1716 bis zur Besitzergreifung de» niederländisch-ostindl- schen Kolonialreiches durch di« Japaner die Residenz der hollän­dischen Generalgouoerneure gewesen, ist vor allem die Erhebung von drei gewaltigen Vulkankegeln, die im Süden den großartigen Hintergrund der Landschaft bilden, des 22S3 Meter hohen Pan- gerango und des 2962 Meter hohen Gedeh. Der größte Teil dieser Vulkanriesen ist mit Urwald bedeckt und durchzogen von zahlreichen radialen Schluchten, die nach allen Seiten in die fruchtbare Hochebene ausstrahlen und ihr reichliche Wasserbäche zuführen. Die jungen Reisfelder dieser Ebene, abwechselnd sma­ragdgrüne und rötlich-braune Bänder^ geben dem Mittelgrund einen idyllischen Reiz; dadurch erhöht, daß überall freundliche, von Palmengärten und Fruchtbäumen umschlossene Kcnnpongs oderDessas" genannte Dörfer darum zerstreut liegen.

Ms im Oktober 1815 die Generalkommission Holland verließ, um Java aus den Händen der englischen Zwischenregierung zu­rückzuempfangen, war ihr alsDirektor der Landbau-Angelegen­heiten" der damalige Professor der Chemie und Naturgeschichte am Athenaeum in Amsterdam, Reinwardt, beigegeben: er sollte di« naturwissenschaftliche Erforschung der Kolonie fördern und über ihre praktische Verwertung Bericht erstatten. Um beiden Aufgaben gerecht zu werden, schlug Reinwardt bereits am 15. April 1817 die Gründung eines selbständigen botanischen Gartens vor, die noch an demselben Tage von der Generalkommission gebilligt wurde. Schon am 18. Mai wurde mit der Errichtung begonnen und dem Garten der offizielle NameLandes-Plantentuin" bei- gelegt, um seine volle Unabhängigkeit von den angrenzenden Parkanlagen des Generalgouvernements-Palais zu dokumentieren.

In den ersten fünf Jahren wurde durch die eifrige Tätigkeit. Reinwardts der junge botanische Garten so gefördert, daß er 1822 bei der Rückkehr seines Gründers nach Europa bereits über 9lX> verschiedene Pflanzenarten entstielt.

-Was wir uns in unserer kindlichen Phantasie alsParadies" vorgestellt haben, ist in demHortus Bogoriensis" (Bogor ist der malaiische Name für Buitenzorg) verwirklicht: ein prächtiger Garten, voll der mächtigsten Bäume und der schönsten Blumen, voll der köstlichsten Früchte und der herrlichsten Waldpartien, durchströmt von einer Fülle rauschender Bäche, geschmückt mit einem großen Teich, dessen spi«gelnde Fläche mit den stacheligen Riesenblüttern und weißen Blumenkronen der Victoria regia, den schönen Blüten der mythischen Lotos und Seerosen von verschie­dener Farbe bedeckt ist: durchzogen von einem Netz d«r bequem­sten Fahrstraßen und Fußwegen und das alles belebt von singen­den Vögeln und Scharen bunter, seltsamer Insekten.

Daß unter den günstigen klimatischen Verhältnissen, unter dem vereinten Einfluß der beständigen Aequatorichwärme und de» Regenüberflusses der immergrüne Paradiesgarten ist einer der regenreichsten Orte, nicht nur des malaiischen Archipels, son­dern der ganzen Erde die Tropenvegetation den höchsten Grad üppigsten Wuchses und reicher Entfaltung in jeder Beziehung ent­wickelt, ist begreiflich. Dasnatürliche Treibhaus" zeigt hier seine gewaltige Triebkraft in äußerstem Maße.

Man wandSkt in Alleen von Fächerpalmen, von weißstämmi- gen Königspalmen, von mächtigen Waringinbäumen, in der be­rühmten Kaiiarienallee, deren gewölbtes Blätterdach den Eindruck eines gotischen Domschiffes erweckt. Man bewundert den selt­samen nubischen Drachenbaum oder Leberwurstbaum, von dessen schöngeschwungenen Zweigen seiner breiten Krone an meterlangen Schnüren 30 bis 10 Zentimeter lange und 8 bis 10 Zentimeter dicke Früchte herabhängen, die äußerlich innerlich ungenießbar an Gestalt, Größe und Farbe einer Braunschweiger Leberwurst gleichen: kolossale Tümmibäume, zierliche Baumfarne und Farn­kräuter mit richtigen Wedeln, Schraubenpalmen, Hunderte von Orchideenarten, ein besonderes Palmenquartier, mit den verschie­densten Gattungen dieser Fürsten der Gewächse ein phantasti­scher Märchenwald Legunimosen und Brotfruchtbäume u. a. m., bilden eine einzigartige Kollektion der Wunderwerke der Allmut- ter-Sonne, einen reichen Schatz der wertvollsten Anschauungen er­gebend. Ueber allem thront ein feiner, künstlerischer Geschmack.

Wachsende Iudengegi^rschafk in den USA. Dr. Israel Gold­stein, Präsident de» USA-Synagogenrates und der amerikanischen Zionistenorganisation, der sich lautManchester Guardian" zur Zeit .in London aufhält, beklagte sich dort in einer Rede über die -nacstlende Jiidsnaeanerilbait in den Bei-einioten Staaten.

Rübenzucker gegen zuckerrohe

Vor 140 Jahren wurde M. L. Rabbethge geboren

Der Zucker Ist ln Europa erst nach Erfindung des Rüben­zuckers zum Volksnahrungsmittel geworden. Noch im 17. Jahr­hundert wurde zum Süßen von Speisen ganz allgemein Honig verwendet. Fester Zucker, der aus überseeischem Zuckerrohr her­gestellt wurde, war ein Luxusartikel, den . sich nur wenige Reiche leisten konnten. Mit der Einführung und raschen Verbreitung von Schokolade, Tee und Kaffee im 17. und 18. Jahrhundert stieg zwar der Verbrauch an Zucker, aber England, das mit Hilfe seiner Machtstellung in Uebersee ein ausgesprochenes Zuckerhan­delsmonopol besaß, nutzte dieses zu einer so rücksichtslosen Ge­schäftemacherei, daß der Zucker auch weiterhin ein überaus teueres Genußmittel blieb, zudem sparsame Landesfürsten wie Friedrich der Große, die nur ungern das Geld ihres Landes für Luxus­artikel ins Ausland gehen sahen, den Zucker mit hohen Einfuhr­zöllen belegte.

Doch der krasse Mißbrauch des englischen Handelsmonopols rief die deutsche Wissenschaft auf den Plan. Nachdem im Jahre 1717 der Berliner Professor Marggras auf den Zuckergehalt der Runkelrübe hingewiesen hatte, errichtete sein Schüler Carl Achard 1801 au fdem Gute Cunern in Niederschlesien die erste Rüben­zuckerfabrik, die allerdings offenbar durch englische Saboteure 1806 niedergebrannt wurde. Nach Aufhebung der Kontinen­talsperre überschwemmte überdies England ganz Europa mit billigem Rohrzucker, so daß es fast schien, als ob nun das englische Zuckermonopol endgültig gefestigt sei.

Aber nun reihte sich der Mann in die deutsche Zuckerwirtschasl ein, der dazu berufen war, den Kamps gegen England zu einem erfolgreichen Abschluß zu sühren: Matthias Christian Rabbethge, durch dessen Mithilfe der siegreiche Abschnitt im Kamps des deut­schen Rübenzuckers gegen den überseeischen Rohrzucker begann. Am 1. März 1801, also vor jetzt 140 Jahren, als 7. Kind eines Kelinbauern in Kleinrodensleben bei Magdeburg geboren, be­wirtschaftete er zunächst vom Jahre 1825 ab den durch die Refor­men des Freiherrn von Stein freigewordenen väterlichen Hof, kaufte sich jedoch später, da sein Geist nach Größerem drängte, in Klein-Wanzleben einen 75 Hektar großen Hof und übernahm gleichzeitig seine ersten 10 Aktien der dort bestehenden Zucrer- sabrik. Durch systematische Züchtung von Zuckerrüben auf seinem sich immer mehr vergrößernden Gut, durch Anwendung immer besserer und zeitsparender Methoden bei der Bestimmung des Zuckergehalts, durch Anwendung aller wissenschaftlichen Neuerun­gen und schließlich durch den Ankauf aller Aktien der Fabrik in die Hände des im Jahre 1864 gegründeten Familienunternehmens Rabbethge und Giesecke" war es möglich gewesen, in zielbswuß- tem Streben die Zuckerausbeute mehr als zu verdoppeln. Selbst die Gegnerschaft des Chemikers Justus von Liebig vermochte das Werk Rabbethges nicht zu erschüttern. Während Achard die Zuckerausbeute aus den Rüben nur von 5 aus 7 v. H. steigern konnte, erreichte Rabbethge m mühevoller, jahrzehntelanger Klein­arbeit -die Heraufsetzung der Zuckerausbeute auf 17 v. H. Das englische Zuckermonopol auf dem europäischen Festland war da­mit niedergerungen.

Wenn Rabbethge auch weder der Entdecker des Zuckers in der Rübe noch der eigentliche Begründer der Zuckerwirtschaft ist, so ist er doch zweifellos der Mann, durch dessen Wissen, Weitblick und Energie die deutsche Zuckerwirtschaft in wenigen Jahrzehn­ten dazu befähigt wurde, Deutschland Nicht nur unabhängig vom Weltmarkt, sondern darüber hinaus noch zu einem wichtigen Zuckerexportland zu machen. Als er im Jahre 1902, fast 99jährlg, die Augen schloß, haste er durch seine Lebensarbeit entscheidend zur Brechung des britischen Zuckermonopols bei'getragen, das England skrupellos In seinem Geschäftsinteresse Jahrhunderte hin­durch mißbrauchte. Seitdem ist der Zucker, bis dahin ein für den einfachen Mann fast unerschwingliches Genußmittel, ein Volks­nahrungsmittel geworden. Wenn wir also am 110. Geburtstag 'im fünften Kriegsjahr Rabbethges gedenken, dann tun wir das um so mehr, als ohne ihn die Zuckerwirtschaft jetzt schwerlich in der La"? gewesen wäre, bei der durch die Blockade verursachten Abriegelung vom Weltmarkt die Versorgung unseres Volkes, ja qanz Europas, mit Rübenzucker sicherzustellen.

Frau und Mann im EyriAwert der Völker

Es ist nicht immer leicht für ein Mädchen, zu einem Manne zu kommen, das geht aus zahlreichen Sprichwörtern der verschie­denen Nationen hervor. Da ist es auch nicht weiter verwunder­lich. wenn die Frauen im Sprichwörterschatz der Nationen wenig glimpflich davonkommen. Er wirft ihnen mancherlei Untugenden vor; veränderlich und leicht zu Tränen geneigt, herrschsüchtig sind alle, wenn man den Sprichwörtern glauben darf. Aber trotzdem wollen sie alle gern heiraten.Alles kommt an den Mann, nur ich nicht", sprach ein Mädchen, undhätte ich nur

erp einen Mann, was gehn mich andere Jungfern cnsi ' lagen Sprichwörter, die in Süddeutschland heimisch sind.

. Schweizer Mädchen ist energischer, denn es erklärt kurz und bündig:Mutter, Ich muß 'nen Mann Han. oder ich zünd's HE an! Und weiterhin:Ledige Haut, schreit überlaut", und Zahnepem ist große Pein, ober ohne Mann sein, ist noch größer« Pein. Im allgemeinen heißt es:Der Mann ist das Paradier der Frauen.

Besser ein Mann ohne Geld als Geld ohne Mann."Weit ängstlicher ist man in Italien:Besser als Mädchen bleiben al, einen alten Mann heiraten."Vesser von einem schönen Mann mißhandelt werden als vom Eruder liebkost."Besser als nicht« ist noch ein Mann, der weder sehen noch hören kann."

Der Litauer stellt die Frage auf:Wonach gafst das Mädchen, will es etwa keinen Mann?" In Tirol erklärt man naiv: ,Lede Rebe will ihren Pfahl, jede Henne will ihren Hahn." Ein altes deutsches Sprichwort behauptet:Ratet mir gut, aber ratet mir nicht ab", sagte die Brauh-und ein anderes meint:Ewigkeit ist eine lange Zeit, aber der Mai kommt mein Lebtag nicht!" hat die Maid gesagt, als sie im Mai heiraten sollte.

Sogar die Häßlichen haben keine Ruhe, ehe sie nicht verlobt sind. Wenigstens nicht in Oberitalien, wo man behauptet:Di« häßlichen Mädchen zerren und beißen, kosen und reißen und brennen darauf, doch Frauen zu heißen." Der Rumäne hat daher nicht unrecht, wenn er versichert:Wenn die Dirne auf dar Flachsfeld kommt, denkt sie an ihr Brauthemd." Der Holländer dagegen sagt:Den Mädchen fehlt nichts als «in Mann, und wenn sie den haben, fehlt ihnen alles."

Die schöne Prinzessin von Soubise. Mutter des Kardinals Rohan, schrieb einen Brief an Frau von Maintenon und Unterzeichnetemit Ehrfurcht..."

Die Antwort der galanten Frau, deren Name fünfund- dreißig Jahre lang Europa erfüllt hatte, schloß mit den Wor­ten:...was die Ehrfurcht betrifft, so lassen Sie davon zwi­schen uns die Rede nicht mehr sein. Sie können sie nur meinem Alter schulden, und ich halte "Sie dafür viel'zu artig, um mir dies vorzuwerfen... I"

Schnaps.

Wir hatten einen in unserer Jnstruktionsstunde. der stammte aus Westfalen, war ein braver Soldat, stand in allen Dienstlagen seinen Mann, nur die Namen der einzelnen Ge­wehrteile verwechselte er ununterbrochen. Nie unterschied er die Kimme von dem Korn. Unser Feldwebel wollte es ihm leicht machen.

Er zeigte auf das Korn des Gewehres und fragte:Was ist das?"

Die Kimme, Herr Feldwebel!"

Falsch! Welchen Schnaps trinkst du am liebsten?"

Der Westfale strahlte:Kümmel. Herr Feldwebel!"

i Fliegende Blätter.)

Ikoklsn>c>ou'» Nslksrsk-Ikoe

^ISSV unrl Sckallsnmann

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kielkerskelker von Xokleniclou?

bei blisrs ist sto« okns weiterer Iclor. 5>s rckwimmt gegen clen 8trom, cisnict nur on sich vnci nickt onr knsrgierporsn. Ihre 8cknüiss!nors Kot ris von Xoklsnklov, clsm ris pröcktig in ciis kiöncks spielt, vnci cker ris bestimmt keirotsn wurste, wenn sie nickt so mies wäre.

linst stsr Lckotten, stos Linnbiist stss feinstes? ^os er will, will Xdklenlstov sckon lange: Oie Lckwöcklings vnci Lcklok- mütren einsponnsn für reine stvnlclsn Twscicsl ^Iso: foOt risl 5!s porrsn olle oui sin«

Ltsstcbriskl

linst /strt mol klonst ovlr klsrr.

Holt' Dir sten Lpiegel vors Sesiclit:

- bist vu's oster bist Ob's nickt?

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Lelis im Lpiegel

Korns» von kolanrl Narvitr

Bentinck überhörte ihre Worte. Er griff zum Glas und leerte es mit einem Zuge, dann goß er sich selbst erneut ein. ».Haben Sie kein Zimmer hier?" fragte er.

^Rein. Nur «ine kleine Schlaskammer und eine winzige Küch«. Gefällt es Ihnen bei mir nicht, Herr Bentinck?" ^,Doöh, doch, aber wollen Sie sich nicht auch setzen, Fräulein

Es ist lieb, daß Sie wieder Viola zu mir sagen." Sie lächelte flüchtig.Nein, ich möchte nicht fitzen. Ich möchte stehen oder auf und ab gehen, wenn ich Ihnen das sage, was Eie wohl hören müssen.

Viola zog mit einer schnellen Bewegung den kleinen Hut vom Kopf und warf ihn aus das Biedermeiersofa; dann öffnete sie den Pelz. Ihr Glas stand noch immer unberührt. Warum lügen Sie eigentlich, Herr Bentinck?" fragte sie.

Bentinck antwortete nicht, aber sie schien auch keine Antwort »wartet zu haben.

Denn natürlich war es eine Lüge, wenn Sie behaupteten, daß Sie .einen Menschen dieses Namens überhaupt nicht kennen'. Nicht wahr, so merkwürdig drückten Eie sich doch wohl tu»? Da Hab« ich gleich gewußt, daß Sie nicht die Wahrheit sagten. Ganz abgesehen von Ihrer Verkleidung auf der Buhne."

Was meinen Si« mit Verkleidung? Meinen Sie meine Maske?"

Ja, Maske, jo nennt man dar wohl in Ihrer Sprache. Gut, ich meine di« Maske, und Sie werden mir nicht sagen, daß dies ein Zufall war."

Es ist sehr seltsam, wie Eie zu mir sprechen. Ich hatte ge- laubt, Sie wollten mir so etwas wie eine Aufklärung für ihr Verhalten geben und statt dessen belieben Sie, hier die Anklägerin zu spielen."

Spielen? Ich kann nicht spielen, Herr Bentinck. Und auch zur Anklägerin fehlt es mir an allem. Aber sagen Sie mir «ins: Wie kam Bert Eött in ihr Leben? Was bedeutet er Ihnen? Sind Sie sein Freund oder sein Feind?"

Das sollten Sie mir zuerst sagen, Viola."

. Eie sah ihn lange an. Dann trat sie an den Tisch zurück, *rpriff das Ela« und hob es mit einer fast feierlichen Geste. ..Wenn Sie Bert Eötts Freund sind, dann wollen wir auf ihn sinken. Nicht auf sein Glück. Er ist seit langem vom Glück 'eriatzcn. Aber auf sein Leben wollen wir trinken, Herr Ven-

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tinck, und hoffen, daß er in letzter Stund« doch noch gerettet wird."

Da Viola stand, hatte sich auch Bentinck erhoben, er hielt sein Glas dicht an das ihre. Es gab einen leisen Klang. Was heißt das, Viola?"

Trinken Sie!"

Er gehorchte. Sie tranken beide, aber nur Viola leert« ihr Glas mit einem Zug.

Bert Gött ist wegen Mordverdachts verhaftet, und die Vor­untersuchung ist abgeschlossen.Ms hat sich nichts Entlastendes ergeben. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird er in der Hauptverhandlung verurteilt."

Es war sehr schwer, das Glas nicht fallen zu lassen. Bentinck bezwang sich. Er stellte es auf das Taburett zuruck, und seine Hand zitterte nur wenig. Dann ließ er sich in den alten Sessel fallen. Es war unnötig-, Fragen zu stellen. Viola würde allein weitersprechen. Sie würde ihm alles erklären, wenn es hier etwas zu erklären gab.

Sie wußten es nicht?" fragte Viola ruhig.

Nein."

Lesen Sie denn keine Zeitung?"

Ich lese viele Zeitungen."

Nun, vielleicht hat es nur in den italienischen gestanden. Es war ja wohl auch eins sehr lokale Angelegenheit, der Tod des Signore Rodari, wenn schon Rodari als Industrieller so­wie als Kunstsammler auch über Genua hinaus bekannt war."

Und Bert soll ihn getötet haben?"

So heißt es."

Erschossen?" ,

Nein. Ins Meer gejtzirzt. Nachts. Von Bord seiner Jacht."

Vielleicht um ihn zu berauben?" Bentinck lachte nervös. Er hatte einen böjen Witz gemacht, aber das alles war so grotesk, daß man nur mit einem Witz antworten konnte.

Ja, um ihn zu berauben. Nicht um Uhr oder Brieftasche. So töricht ist man, nicht, derlei anzunehmen, aber um ihm Lelia zu nehmen und das Erbe anzutreten."

Celia? Sie kennen Celia?"

Celia ist meine Schwester", sagte Viola, und sie sah Ben­tinck verwundert an.

Ist sie ebenso schön wie Sie, Viola?" Das war eine selt­same Frage in diesem nächtlichen Gespräch, in dem es um anderes ging, aber Viola schien die Frage ganz natürlich zu finden.

Ich bin nicht schön", sagte sie.Wäre ich schön, so hätte Bert Gött mich geliebt, und alles wäre anders gekommen. Aber Celia ist schön. Ihr Haar hat das Leuchten des Bern­steins, wenn man ihn gegen das Licht der Sonne hält, und ihre Augen sind wie Edelsteine. Oh, verzeihen Sie. Sicher werden Sie lächeln und sicher werden Sie mir nicht glauben."

Ich glaube Ihnen, Viola", sagte Bentinck, und er lächelt« nicht bei seinen Worten.Jetzt aber erzählen Sir bitt« von Bert, er ist mein Freund."

Ihr wirklicher Freund?"

Mein einziger."

Ich habe doch alles gesagt, Herr Bentinck. Hier sehen Si« Zeitungen, da steht es ein wenig ausführlicher drin, aber «s bleibt bei dem, was ich sagte... Sie zog die Schublade einer Nokokokommode auf und legte ein paar Zeitungsausschnitt« auf das Taburett neben die Gläser. , '

Bentinck ergriff einen, aber er las ihn nicht.Erzählen Si«, Viola."

Sie können nicht genügend Italienisch?"

Doch. Vielleicht. Wer fast jedes Jahr unten ist, der kann wohl soviel, wie in einer Zeitung steht, aber es ist bester, wenn Sie erzählen. Wann ist das alles geschehen? Seit wann ist Bert in Hast?" .

Seit dem vorigen Oktober. Jetzt ist April, nicht wahr? Ein halbes Jahr. Es war an einem Sonntag, als er mit Antoni»

Antonio, das war mein Schwager, Signore Rodari also ein Sonntag, als er mit Antonio in besten Jacht .Telia auf den Golf hinausfuhr." ^

Auf welchen Golf?" Es war eine überflüssige Frage. Man war kein Kriminalbeamter, der Recherchen zu machen Hatte, iber man mußte doch wissen, wo sich die Tragödie zutruü. Den Ort der Handlung, dachte Bentinck. und er verachtete sich bei dem Gedanken, daß er Hier eine theatralische Bezeichnung nicht entbehre« konnte. . ^ ^

,Auf den Golf Tigullio, natürlich. Dort hatte Rodari doch die kleine Villa. Das Ssmmerhaus. Dicht bei Portofino Mare. Sie müssen es gesehen haben, wenn Sie je da waren."

Ich war noch nicht da. Viola. Bitte, sprechen Sie weiter."

Es gibt ja kaum noch etwas zu sagen. Sie waren zu viert fortgefahren. Antonio. Lelia Bert Gött und der Fischer, der das Boot immer instand hielt. Bert und der Fischer lösten sich am Steuer ab. Celia saß die ganze Zeit bei ihnen. Es war sehr gut, daß der Fischer das bezeugen konnte, sonst wäre auch Celia noch in Verdacht geraten. Aber Bert hatte sich mehr­mals nach vorn begeben. Zum Bug. so nennt man das wohl? Das große Segel deckte ihn, man konnte nicht sehen, was am Bug geschah. Dort aber saß Antonio Rodari, Ganz allein. Als sie zurückkamen, war Rodari nicht mehr an Bord. Nie­mand hatte sein Verschwinden bemerkt, dennoch drängte Bert darauf, daß sie noch einmal ausliefen, zusamrnen mit ein paai anderen Booten, aber natürlich war es um>onst. Drei Tag« später wurde der Tote am Castcllo di Paraggi angeschwemmt - Da zeigte es sich, daß seine Füße gefesselt waren. Mit einem ' ' .te. Un - - -

Seil, das zur .Telia' gehörte wurde Bert verhaftet."

tnd nach weiteren zehn Taqer Fortsetzung ' '-t