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flus dem MmatgebielW
21. Januar 1SH
Gedenktage: 17S3: Hinrichtung Ludwig XVI.
1801: Der Maler Moritz Schwmd g-b. — 1»1o. Der Dichter
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> Ludwig Troost gest. .
Die Bolksernäbrung
S«» «er wehr geben 2Z1 Millionen Eieri — Gemüse statt Blumen Sein wirksames SarkoffelkonserVierungsmittel
E, wäre rin« aufgelegte Schönfärberei, wenn man sagen wallte, daß die Eierversorgung 1913 in der Ernährungs- Wirtschaft befriedigt habe. Daher muß mit Nachdruck die Forderung erhoben werden: Sichert die Eieroersorgung durch höchstmögliche Ablieferung über di« Mindestmengen hinaus! Gerade bei den Gern gilt der schon oft betont« Grundsatz, daß viele Wenig ein 8t«l machen Selbst wenn man berücksichtigt, daß fast die Hälfte de- im Reich vorhandenen Hühnerbestande-l auf die Tiere entfällt, di« mit ihrer Eiererzeugung den Selbstversorgern belassen werden, sollte sich sine durchschnittliche Mehrablieferung von drei Eier« je Huhn und Jahr erreichen lassen. Den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb würde die Abgabe der drei Eier selbst dann nicht drücken, wenn sie vom Verbrauch im eigenen Haushalt abge- zweiat würden. Im ganzen würde sich aber ein« Mehrablieferung von 231 Millionen Eiern ergeben.
Für die Berufsgärtner ist di« Parole ausgegeben worden, noch mehr Gemüse als bisher zu pflanzen und dafür die Blumenzucht um SO Prozent einzuschränken. Nach demselben Prozentsatz sollte« auch Ke privaten Gartenbesitzer ihren Gartenvlatz aufteilen und vielfach an die Stelle von Blumen Gemüse säen und anpflanzen. Ein« Besprechung mit einem Fachmann oder erfahrenen Nachbarn ist unerläßlich, um das Best« an Ernte aus dem Boden heraurholen zu kännen und Saat- und Pflanzgut zu sparen.
Die Notwendigkeit, die WinterkartoffelvorrSte vor Verlust zu schütze«, brachte eine Anzahl „Kartoffelkonferoierungs- mittel" auf den Markt. Nach einer Mitteilung der Biologischen Reicheanstalt hat «ine erneute umfangreiche Prüfung einer großen Z<chl von im Handel befindlichen Kartoffelkonservierungsmitteln bet Mieten- und Kellerlagerung im Winter 1912/13 Ergeben,, daß Htzj« Mittel ale wirksam anerkannt werden konnte.
Me neue» LebeusniiiteAkies
Es gibt wieder Schlachtfette«
' Im 59. Zuteilungszeitraum (vom 7. 2. bi? 5. 3. 1944) erhalten die Verbraucher, abgesehen von Verschiebungen bei Fetten und Nährmitteln, die gleichen Lebensmittelrattonen wie im vorangegangenen Versorgnngsabschnitt. Bei allen Verbrauchern werden 125 Gramm Butter durch andere Fette ersetzt, und zwar erhalten die Verbraucher über 14 Jahre 125 Gramm -Schichtseite, Kinder bis zu 14 Jahren und die Inhaber der Neichssettkarten SV 2, SV 4 und SV 6 die dem Fettgehalt nach gleiche Menge von 160 Gramm Butterschmalz und ausländische Zivil- arbeiter 125 Gramm Margarine. Die Gesamtsettration ist bei allen Berbrauchergruppen gleich geblieben. Die NSHrmittelration besteht wieder wie im 57. Zuteilungszettraum aus 550 Gramm Teigwaren und Nährmitteln und 60 Gramm Kartoffelstärkeerzeugnissen. Inhaber der blauen Nährmittelkarte (SB G) erhalten 250 -Gramm Ge- treidenährmittel und ebenfalls 50 Gramm Kartoffelstärke- erzeugnisse.
Zusammen mit den Lebensmittelkarten für den 59. Zuteilungszeitraum werden wieder die langfristigen Karten, und zwar die Reichszuckerkarte, die Reichskarte für Marmelade (wahlweise Zucker) und die Reichseierkarte ausgegeben. Aus die Reichskarte für Marmelade kann wie bisher Zucker innerhalb der Gesamtgültigkeitsdauer der Karte im voraus bezogen werden. Der Marmeladebezug ist jedoch nur innerhalb der auf den Einzelabschnitten angegebenen Fristen zulässig. Auf die Reichszuckerkarte ist ebenfalls in bestimmtem Umfang ein Vorgriff in der Weise zulässig, daß jeweils der Zucker für die kommende Zuteilungsperiode mit bezogen werben kann. Die Verbraucher können also z. B. den Zucker für den 60. Zuteilungszeitraum bereits im 59. Zuteilungszeitraum einkaufen. Der auf der Reichszuckerkarte 59 bis 62 vorgesehene Zuckerkontrollabschnitt dient zur Vorbelieferung der Kleinverteiler mit Zucker zur Bersorugng der Verbraucher vom 61. Zuteilungszeitraum ab. Die Verteiler dürfen diese Abschnitte erst dann abtrennen, wenn entsprechende amtliche Bekannt- machungen ergangen sind.
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Bunter Abend des Luftwaffen-Kurlazaretts. Eine ausgezeichnete Veranstaltung zu Gunsten des WSW bot eine Gruppe Angehöriger des Luftwaffen-Kurlazarettes Wildbad am letzten Samstag in der Türnhalle. Das Auftreten dieser wohltrainierten Schar hatte bei der hiesigen »Bevölkerung freudiges Echo gefunden. So war es nicht verwunderlich, daß die Turnhalle bis zum letzten Platz besetzt war. Damit erhielt der „Große bunte Abend" schon rein äußerlich einen wirkungsvollen Rahmen. Vom prima Ansager bis zu den scharmanten Tänzerinnen und der eigenen Kapelle war alles so, was man von dieser Gruppe erwarten konnte. Das volle Haus überschüttete die Darsteller mit Beifallsstürmen. Der Chefarzt hielt eine launige Begrüßungsansprache, erläuterte den Werdegang seiner Truppe, die den verwundeten und kranken Kameraden schon manche vergnügte Stunde bereitet habe. Die Veranstaltung gestaltete sich zu einem vollen Erfolg und dem Luftwaffcn-Kurlazarett sei auch an dieser Stelle für die namhafte Spende zu Gunsten des WHW herzlichst gedankt.
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Höfen a. Enz, 20. Jan. Unter großer Beteiligung von nah,, und fern wurde gestern Schreinermeister Georg Roh - rer zu Grabe getragen, der im Alter von über 83 Jahren einem langwierigen Asthma-Leiden erlegen ist. Der Sängerbund sang seinem Ehrenmitglied die Trauerweisen. Kranze mit anerkennenden und ehrenden Worten wurden an seinem Grabe niedergelegt vom Sängerbund, von der Turnerkameradschaft, dessen Mitbegründer und Ehrenvorstand er war, und von der Schreinerinnung. — Gebürtig aus Kälberbronn bei Freudenstadt, machte sich der Entschlafene, nachdem er sich — namentlich in der Schweiz — zum tüchtigen Meister aus- gebildet hatte, hier im Jahre 1886 selbständig und brachte seinen Betrieb durch eisernen Fleiß, große Geschicklichkeit und ungemeine Unternehmungslust rasch empor. Schon von I960 ab spezialisierte er sich aus das Legen von Parkettböden und führte in weiter Umgebung größere Aufträge aus, so daß er oft über 15 Arbeiter beschäftigen konnte. Im Jahre 1935 feierte er mit seiner Ehefrau Luise, geb. Barth, die leider schon Jahre lang an Licgestuhl und Bett gefesselt ist, das Fest der Goldenen Hochzeit und gab dann sein Geschäft an seinen Sohn Friedrich ab. Mit dem Verstorbenen ist ein alter Veteran der Arbeit von uns gegangen.
Warum Gaustraßensammlung?
Schwäbische Herzensgute muß sich besonders Lewähren
NSG. Mancher Volksgenosse wird schon gefragt haben, warum veranstaltet das Winterhilfswerk.denn neben den sieben Reichsstraßensammlungen noch eine besondere Gaustraßensammlung. In Beantwortung dieser Frage sei gesagt, daß das seine guten Gründe hat. Bei den Reichsstraßensammlungen gab es beispielsweise für ganz Groß-Deutschland die gleichen Abzeichen, die jeder Spender für seine Gabe an den Mangel oder Rockaufschlag bekam. Dagegen haben sich hie einzelnen Gaue zu ihren eigenen Straßensammlungen icdes Jahr ihre Abzeichen selbst Herstellen lassen, was besonders die eifrigen ALzeichensammler erfreute, denn dadurch wurde ja ihre Sammlung noch-reicher und bunter. Unser Nachbargau Schwaben hat z. B. vor zwei Jahren als Abzeichen „Die sieben Schwaben am Spieß" gebracht, während wir in Württemberg die wirklich berühmten Schwaben, nämlich Köpfe großer Männer aus Plaketten, herausbrachten. Jeder erinnert sich auch noch gerne der schönen schwäbischen Trachtenfiguren oder der kleinen Plastiken, die das Werden des Brotes darstellten oder der netten Spottfiguren, die einmal unsere Gau- WHW-Mzeichey waren.
Wenn es nun in diesem Jahr aus Kriegsgründen keine Abzeichen bei unserer Gaustraßensammlung gibt, so wollen wir uns auf keinen Fall deshalb verleiten lassen, etwa weniger zu spenden, sondern im Gegenteil keinen der Männer Reichsnährstandes, keinen Angehörigen des Gaststätten- u.*- BeherLergungsgewerbes, kein Mitglied der NS-Frauenschaft und ihrer Jugendgruppen oder kein nettes Mädel vom BdM vorübergehen lassen, ohne ihnen in ihre Büchsen einen angemessenen Betrag gegeben zu haben. Alle diese Männer und Frauen sind nämlich diesmal die Sammler und der Gau Württemberg-Hohenzollern hat sie ausgewählt, um ein großes Sammelergebnis zu erzielen. Man enttäusche also reinen Sammler! Auch das ist eine Eigenart der Gaustraßensamm- lnng, daß dabei die sammelnden Organisationen vom Gau selbst aufgestellt werden, während sonst im ganzen Reich die gleichen Formationen und Organisationen die Sammler stellen.
Was aber den bedeutendsten Unterschied zu den Reichs- straßensammlungen ausmacht ist das, daß jeder Gau wetteifert, um bei seinem Ergebnis von keinem anderen Gau überholt zu werden. Daß der Gau Württemberg-Hohenzollern mit an der Spitze steht, dazu wollen wir alle mithelfen und unseren
arein setzen, daß auch diesmal wieder die sprich- wortnche schwäbische Herzensgute und Spendenfrendigkmt:
Dank sind wir darüber hinaus un-' I;«»« unser herrliches Schwabenland,
deutschen Gaue, mit ihrem Leben schützen
Wenn wir uns das vor Augen halten und daran denken daß die NSV und das Winterhilfswerk die gespendeten Mittel zur Erfüllung ihrer Kriegsaufgaben verwenden und damit zur Erringung unseres Sieges beitragen, werden unsere Spenden am nächsten Samstag und Sonntag Lei der diesjährigen Gau- straßensammlung gewiß reichlich ausfallen.
Vom D eiifaß erschlagen
Auch Lei Kellerarbeiten ist Vorsicht "ringend am Platze denn allzu leicht ereignen sich Unfälle, deren Folgen gar nicht abzusehen sind. So schaffte in Rappoltsweiler ein Bäckermeister ein völles Weinfaß in den Keller, glitt dabei auf der Treppe aus und kam zu Fall. Das nachstürzende Faß traf den Bäckermeister so schwer am Kopf, daß er lebensgefährliche Verletzungen erlitt und bald nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus starb.
Mit der Schranke in die Höhe gezogen
Einen seltsamen, bisher Wohl noch nicht vorgekommenen Unglücksfall erlebte ein Kind aus Leer. Als die Schranke an einem Bahnübergang am Rande der Stadt geschlossen wurde, um einen Zug vorüber zu lassen, steckte das Mädchen den Fuß in eine der herunterhängenden stählernen Maschen. Als die Schranke nun wieder von dem Schrankenwärter hochgezogen wurde, vergaß das Kind den Fuß herauszunehmen und wurde mit hoch gezogen. Schreiend und in tausend Aengsten hing das Kind hoch m der Luft. Erst als man den Schrankenwärter, der die Schranke elektrisch bediente, verständigt hatte, konnte das Kind aus der unangenehmen Lage befreit werden.
Chordirektor Rudolf Waidmann gestorben
Friedrichshafen, 20. Jan. Im 82. Lebensjahr ist in Friedrichshafen Rektor a. D. Rudolf Waidmann, eine in Sängerkreisen bestens bekannte und allseits geschätzte Persönlichkeit,
. gestorben. Gebürtig aus Plienzhausen, Kr. Tübingen, besuchte er das Reutlinger Lehrerseminar und kam nach mehreren unständigen Posten 1895 nach Schwenningen. Dort übernahm er auch die Leitung der musikalischen Vereine, die er dank seines Könnens zu großen Erfolgen führte. 1911 wurde ihm eine Lehrstelle in Friedrichshafen übertragen; gleichzeitig wirkte er als Organist und Chordirektor und war viele Jahre Dirigent des Gesangvereins „Harmonia", der ihn zum Ehrenchormeister ernannte. Auch im Ruhestand nahm Rektor a. D. Waidmann am musikalischen Leben der Stadt bis zu seinem Tode noch regen Anteil.
, LramrwrtakbErn mit brMrmkten MMn
Die Bewältigung des Transports größerer Lasten wirst heute kn manchen Betrieben der gewerblichen Wirtschaft Fragen auf, die früher kaum in Erscheinung traten. Ost fehlt es an den für Transportarbeiten erforderlichen geschulten Kräften. Es zeigt sich immer wieder, daß Mangel an Hebung oder auch un-ur-fichende Körper- kraft zu Arbeiisuittüllen bei der Beförderung von Lasten führen. Diesem Punkt muß in jedem Betrieb ernste Beachtung geschenkt werden. Wir müssen mit der menschlich«» Arbeitskraft ebenso haushälterisch Umgehen, wie wir gezwungen sind, im Verbrauch der uns sonst zur Verfügung stehenden Energien sparsam zu sein. Das Befördern größerer Lasten bedarf stets einer wohlüberlegten Vorbereitung. Undurchdachte Improvisationen sind nicht am Platz: sie führen meistens zu schweren Unfällen. Auch die Leistungsfähigkeit der zur Verfügung stehenden Personen ist in jedem Fall ernsthaft zu prüfen: oft können die Transporteinrichtungen der Leistungsfähigkeit der Menschen angepaßt werden. Die Unfallverhütungs- Vorschriften, der gewerblichen Derufsgenofsenschaften geben Hinweise.
Weissach, Kr. Leonbera. (Unfall durch Anhängen.) Zwei junge Burschen hatten sich in leichtsinniger Weise an. einen Lastkraftwagen angehängt, um ein Stück mitzufahren. Als sie bemerkten, daß das Fahrzeug eine andere Richtung einschlug, sprangen sie beide wahrend der Fahrt ab. Der eine der Jungen erlitt dabei erhebliche Verletzungen und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Besuch der Staatl. Akademie der bildenden Künste Die Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart wird im Wintersemester 1913/41 von 217 ordentlichen Studierenden und 17 Gästen besucht. Von den 234 Besuchern sind 229 Reichsdeutsche, 2 Volksdeutsche und 3 Ausländer.
21. Jan. 1941: Heinrich Müller, Neuenbürg, 70 Jahre chlt.
viersLkenÄeUsde
Roman von Anna Kayser.
Urhebrerechtsschutz Verlag A. Schwsnzenstein. München dS. Fortsetzung Nachdruck verboten
»Uns ist unser Glück ohne Scherben lieber", lachte Franz zu Imma bin. Uno dann gingen sie allzusammen zu Mutter Dalmer», di« in ihrer Kammerhaft Mühe hatte, mit dem Unglaubliche«. das sich in ihrem Heim begeben hatte, fertig zu werden.
Luise blieb unsichtbar. Das verstimmte Franz und Imma noch «ehr. Mutter Dalmers beruhigt« sie, sie muffe dt« Nacht bei einer 8chwerkranken wachen. Franz glaubte cs nicht ganz. Aber es würde sich mit seiner „Mama Luise" schon alles strecken, bekäme er sie nur erst zu packen. Zum Nachmittag mußte er wieder »breisen.
Imma empfand es peinlich, daß sie nun allein in Tante Luises tigensten Bereich «indringen sollte. Nach einem innigen Abschied »nd Gutenachtkuß, von Franz ging Paula mit ihr hinauf zu der Keinen Hellen Kammer.
Da« schmal« Bett an der linken Wand war mit einer verblichenen rosa Deck« zugespreitet, das andere am Fenster war »«« und blütenweiß überzogen.
Paula wollte eine Lade in der großen Kommode für Immas kochen freimachen, aber Imma wehrte fast bang ab. „Das darf nur Tante Luis« selber", sagte sie lächelnd. „Bis morgen geht «» schon so."
Sie dachte nicht daran, schon zu Bett zu gehen, als Paula gegangen war. Ihr Herz und Seele waren zu selig aufgestört. Schon der Gedanke, daß sie die erste Nacht in ihrem Leben mit dem Geliebten unter einem Dache war, hielt sie wach.
Sie nahm ihre Schreibmappe aus dem Koffer und bekannte ihrem Vater in einem langen Brief« alles. Zum Ende bat sie ihn um Vergebung für ihre „Hinterhältigkeiten" und er möge ihr noch ein wenig Urlaub geben. Danach würde sie wieder ganz sein« gehorsame Tochter sein.
Auch «inen Brief an ihre Mutter legte sie bei mit dem Bekenntnis zu Franz Balmers und erbat in kindlicher Liebe ihre Zustimmung zu ihrem Lebensbund«.
Ilse schickte sie schwesterliche Grüße, mit dem innigen Wunsch, st« auch ko glücklich werden möge wie sie selber.
Es war längst nach Mitternacht, als sie zu Bett ging und unter traumhaften Wallen des Mühlwaffers und von der Melodie ihres Blutes tief und traumlos einschlief.
Franz war schon frühmorgens aus den Federn. Er brauchte Weite und Frische. Am Hinteren Gartenpförtchen traf er Tante Luis«. Sie kam müde und übernächtigt von der kranken Frau des Gemeindeboten heim.
Franz sperrte ihr lachend mit seiner ausgestreckten Breite den Pfad. Sie gab sich gefangen und er nahm ihre beiden Hände:
„Ich denke, Mama Luise, irgend etwas hättest du deinem großen Jungen doch zu sagen, ehe er wieder abzieht."
„Braucht« das wirklich?" lächelte sie wissend. „In einen Krug, der so schon überschäumt, soll man keinen Tropfen mehr wagen."
„Unserm Krug fehlt eben dieser beste Tropfen noch", beharrte er. «Oder zürnst du meinem Mädchen?"
„Junge — zürnen? Wer solch Großes wagt!"
Franz sah es um ihre» Mund zucken und ihr« Augen voll Wasser, er begriff nicht warum. Sie drückte schmerzhaft fest seine Hand und ging rasch an ihm vorbei ins Haus.
Am Nachmittag brachte Imma Franz zur Bahn. Es war ein Abschied für nicht lange. In zehn Tagen begannen die Ferien und dann wollten sie sich auf Etainraths Hof Wiedersehen.
Tante Luis« hatte Imma immer noch keinen Glückwunsch gesagt. Das empfand sie doppelt bitter, als Franz fort war. Sie sprach mit Mutter Balmers darüber.
Die alte Frau wurde erst ganz still. Dann sagte sie nachdenklich: „Das mußt du ihr nicht quer nehmen. So lieb und gut sie ist, in vielerlei Sachen ist sie seltsam. Besonders wenn es so ist wie mit euch Beiden, mit Stand und Namen uneben, da sieht sie leicht Spöke."
Sie zog Imma ganz nahe zu sich heran und flüsterte: „Sie Hai auch in junger Zeit einen Jungen gern gehabt — und er sie. Er war der Zweite aus einem großen Hofe, wir nur die Kinder von einem Pachtgärtner. Erst ist« Kinderspiel gewesen, aber dann ists ernst geworden. Mancher nett« Bursch ist des Weges gekommen und hat st« minnen mögen, aber sie Hot nichts gewußt und gesonnen als den Einen, der ihr von sich dasselbig« auf Herz und Mund versprochen hat. Aber sann ist er,in die große Welt gegangen, hat Gut und Geld und Ansehen geschmeckt und das Gärt- nerkind war vergessen über einer Andern, Stolzen. Line reiche Erbtochter soll's gewesen sein, so ging die Red«. Sie hat nicht danach forschen mögen. Ohne Gruß und Absage ist er gegangen. Sie hat sich müd und weh gewartet — hat'» aber keinem Menschen gesagt und geklagt, wie alles iee Ihr gestorben ist, Jugend und
Maien und ihr liebes Lachen und tausend Melodeien. Nur u> oen Augen hak sie's gehabt, das Wehe, und um den Mund. Und still und weiß und schmal ist sie geworden mit der Zeit. Hat auch von keinem andern mehr was wissen mögen, vielleicht weil sie nicht hat vergessen können oder weil sie keinem mehr traute. Der Franz hat si« erst wieder ans Lachen gebracht und auch das Singen ist nach und nach wieder in ihr aufgebrochcn. Aber nun — seit sie wußte, daß es mit seinem Mädchen auch so eine uneben« Sache , war, hat sie eine Angst um ihn gehabt, daß es ihm auch so er» » gehen könnte. Aber das ist ja nun vorbei. Du wirst schon noch mit ihr einig werden." ,
Imma schwieg weh benommen von dem, was sie gehört halt«
Sie konnte den Abend kaum abwarten, wo sie mit Tante Luch« allein sein würde. *
Sie hatten all« Schlaf nachzuholen und gingen schon früh zur , Ruhe. Imma war froh überrascht, als Luise sie wie ein Kind bei der Hand nahm und mit ihr zu ihrer Kammer hinaufstieg.
Oben nahm sie ihre beiden Hände, drückte sie an sich und sah sie tief und lange an. Imma ertrug den Blick nicht mehr, sie nahm Sie zarte Gestalt einfach in ihre Arme und küßte sie herzbaft auf den MRiid:
„So, nun bist du für immer und ewig mein« Mama Luis« und ich bin dein Töchterchen, wie mein Franz dein Junge ist."
Luise war erst verwirrt von der liebreichen Ueberrumpeliing. Aber sie faßte sich rasch, nahm Immas Gesicht zwischen ihr« Hände und fragte ernst, als gälte es ihr eigenes Lebensheil: „Wahrhaftig auf immer und ewig? Schwöre es mir, Mädchen!"
„Dreimal, wenn es dsr Spaß macht!" lachte Imma so übermütig, daß ihr junger Wagemut Tante Luise onsteckte.
„Ich glaube es dir", sagt« sie schlicht und küßte Imma auf oi« Stirn. „Lieber auch sähe ich ihn hier leblos vor mir liegen, als..
Imma hielt ihr den Mund zu. „Sprich's nicht aus, Mama Luise. Es wäre Frevel. Du ahnst ja gar nicht, wie froh ich b-n, daß er mich mag."
„Ach Kindl" Ls lag ein staunender Unglaube in dem Ausruf. Aber dann schüttelt« Luise in ihrer energischen Weise die letzten Bedenken ab und schloß die Kommod« neben ihrem Bette aui.
„Komm, wir wollen deine Sachen einräumen."
„Es ist für die paar Tage kaum mehr die Mühe wert", meint« Imma. „Aber wenn du meinst —.
Luis« hob «in paar Stöße feines Bildwerkiinnen. mit rosa Bändchen umwunden, aus der Lade. „Das sollte doch die Paula haben."
Fortsetzung lo.gl