Samstag de« SO. Oktober 1948
Der Eaztäler
101. Jahrgang Nr. 288
WatzitÄms liir La«dmW«ea straffer gelabt
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Zweck. Die Erzeugkiug solcher Malchtnengruppen. die sür die landwirt- gastlichen Betriebe besonder- wi^trg sind, ^oh-
ttofskintingente gefördert, die Erzeugung weniger wichtiger Gerate da- «eg!n eingeschränkt. Ein« durchgreifende Typenbereinigung ergab wesent. liche Vereinfachungen des llrlahteildrenstes und bei der Jmtandsehung der Malwinen* Änordnnnaen )nr 8en!ung de- Absage- be^tvenen den Einsatz der nach "den Beschränkungen verbliebenen Landmaschinen- emeuauna nach der Rangfolge der Dringlichkeit des Bedarfs. Diese Be- stimmunaen mußten einer klareren Uebersicht wegen einheitlich und neu aesak "werden und -ine neue Anordnung des Bevollmächtigten für die Maickiinenprodukiion (V/43 vom 9. 10. 1948 nebst DurchfuhrungSverord- nung? ReichSanzeiger Nr. 940 vom 14. IO. 1943, entspricht di-s-m Be- dürfniS. Sie bringt «ine Zusammenfassung der bisheri- aen Vorschriften zur Absatzlenkuna, bezieht weitere Gruppen von Maschinen in di« Bewirtschaftung ein und erstreckt sich auch auf die ge- brauchten Landmaschinen, die bisher von der Bewirtschaftung aurgenom- men waren.
Die Anordnung gliedert der Absatzlenkung in drei Gr und wichtigeren Maschinen,
setzmaschinen, Nübenmühlen, Saatgutbereiter, Sortiermaschinen für Knollenfrüchte. Der Gruppe 6 gehören an: butterbereiter, wie Kartoffel- quetschen und Oelkuchenbrecher, ferner Mähmesserschleifmaschinen und Zusatzgeräte für Landmaschinen, wie Dungeinleger und Äehrenheber. Die Gruppe S umfatzt alle übrigen Maschinen und Geräte, die nach dem Kriegsbauprogramm noch hergestellt werden. Für. die zweckmäßige Steue- rung der LanomaschinenabsatzeS werden die Dienststellen des Reichsnährstandes in entscheidendem Matze herangczogcn. So liegt die Bewirtschaf- tung der Gruppe L im allgemeinen bei den Landesbauernschaften, kür Molkereimaschinen jedoch bei der Hauptvereinigung der deutschen Milch- »nd Fettwirtschaft, sür Motorbodensräsen bei der Studiengesellschast für Technik im Gartenbau und für Schrot- und Ouetschmühlen bei den Ge- treidewirtschaftsverbänden. Die Anträge auf Lieferung der Maschinen und Geräte dieser Gruppe sind also an die Lanüesbauernschafte» oder an die anderen genannten Dienststellen zu richten. Ihnen wird ein bestimmtes Kontingent an Maschinen für einen bestimmten Zeitabschnitt zur Verfügung gestellt, damit sie aus ihm die eingehenden Anträge, der Dringlichkeit entsprechend, befriedigen können. Sie stellen einen Bezug- schein L aus, und die Lieferung ist nur gegen dessen Vorlage statthaft. Die Maschinen und Geräte der Gruppe 8 werden von den Kreisbauern» schäften bewirtschaftet; an sie sind die Lieferungsanträge zu richten, die durch Ausstellung des Bezugscheines 8 genehmigt werden. Die Ausgabe dieser Bezugscheine kann nur im Rahmen der auf den Lagern der ört^ lichen Wiedoeeverkäufer vorhandenen Vorräte von Maschinen und Geräten erfolgen; die Wiederverkäufer haben daher die bei ihnen eingehenden Erzeugnisse den KreiSbauernschaften anzudienen Die zur Gruppe <2 gehörigen Gegenstände können vom Handel frei verkauft werden,
So weit da» reguläre Bewirtschaftung«»-! fahren. Nm nun in Notstandsfällen, wie bei Fliegerschäden, Feuersbrünsten und dergleichen, eine beschleunigte Lieferung der Ersatzmaschinen zu bewirken, ist die Ausstellung von Sonderbezugscheinen vorgesehen. Sie sind vom Händler oder Hersteller unter Zurücksetzung anderer Aufträge zu beliefern. Die Ausstellung der Sonderbezugscheine darf jedoch nur erfolgen, wenn unter Anlegung strenger Matzstäbe sestgestellt wurde, datz die Nichtlieferung der beantragten Maschine die Weitersührung des Betriebes unmöglich machen würde und der Ersatz auch nicht auf andere Weise, so etwa durch gemeinschaftlichen Maschineneinsatz benachbarter Betriebe, zu beschaffen ist. Die Anträge aus Sonderbezugscheine sind sür die Gruppe rl an die oben genannten Dienststellen, für die Gruppen 8 und O an di- Landesbauernschasten zu richten. Die Bewirtschaftung»- stellen müssen au» der Zahl der jeweils verfügbaren Maschinen be- stimmte Reserven zur Ersatzgestellung in Notstandsfällen zurückbehalten. — Kaufverträge zwischen Verkäufern und Käufern sollen nach der Anordnung bet Landmaschinen und Geräten der Gruppe z erst dann abgeschlossen werden, wenn der Hersteller dem Wiederverkäufer die Lieferung fest zugesagt hat, und bei den Gegenständen der Gruppe 8 nicht eher, als bis der Bezugschein der Kreisbauernschaft vorliegt. Maschinen, die für den betriebssicheren Einsatz ein bestimmtes Matz von Kundendienst erfordern, sollen von den Herstellern nur an die Wiederverkäufer geliefert werden, deren Reparaturwerkstätten und Ersatzteillager durch ihre Leistungsfähigkeit die Voraussetzungen eines genügenden Kundendienstes bieten. Bei der Beantragung eines Bezugscheines mutz der Antragsteller in jedem Falle Fabrikat und TYP der gewünschten Maschine genau anaeben.
Die Bewirtschaftung von gebrauchten Landmaschinen und Dampflokomobilen für den landwirtschaftlichen Bedarf behandelt der Teil II der neuen Anordnung. Er bestimmt zunächst, daß reparaturbedürf, tige Maschinen landwirtschaftlichen Betrieben weder angeboten noch geliefert werden dürfen. Der Verkauf ist also nur sür solche Maschinen zugelassen, die durch Instandsetzung betriebsfähig gemacht wurden. Der Verkäufer mutz beim Verkauf einer solchen Maschine deren Baujahr. Fabriknummer und Ausrüstung genau* angeben: das Angebot muß ferner erkennen lassen, ob die Maschine nur als betriebsfähig oder als generalüberholt zu gelten hat und welche Gewähr für ihre Gebrauchstüchtigkeit gegeben wird. Angebot und Lieferung gebrauchter Maschinen in Gebiete außerhalb der Reiches ist nur mit Genehmigung der Bevollmächtigten für die Maschinenproduktion zulässig. Die Anordnung gilt auch in den eingegliederten Ostgebieten und in den Gebieten von Eupen- Malmedv und MoneSnet. ferner mit Zustimmung des Chefs der Zivil-
Verwaltung sinngemäß im Elsaß, i« Lothringen, Luxemburg und tu« Be ztrk Bialystok. Sie bringt mit einer Straffung de» Bewirtlchaftungs- versahrens zugleich die Gewähr einer gerechte« Zuteilung der im fimftev Krtegsjahr noch möglichen Landmaschtnenerzeugung an dt« Stellen de« dringlichsten Bedarfs.
SirdemM» de; LuMatze»
Ein Merkblatt de» ReichsluftfahrtministeriumS.
Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehls- Haber der Luftwaffe hat unter dem Leitsatz „Was der Luftschutz von euch fordert", ein Merkblatt sür die Bevölkerung herausgegeben, das kurz und eindringlich alles zusammenfatzt, was di- Erfahrungen aus den letz- ten Luftangriffen gelehrt haben und was jeder Volksgenosse im eigensten und im Jnteresse der Allgemeinheit beachten mutz. Dieses Merkblatt wird durch di- Amtsträger des ReichSluftschutzbunde» in allen deutschen Haushaltungen verteilt werden. Mit der Verteilung wurde bereits be- gönnen. Im Abschnitt „Der Hausboden" wird neben der Notwendigkeit restloser Entrümpelung u. a. empfohlen, zu vermeiden, daß abends auf den Hausböden Wäich- zum Trocknen hangenbleibt. Sie bildet elne große Brandgefahr und hindert bei der Brandbekämpfung. Auch die Wäscheleinen soll man abnehmen. Hinsichtlich der Wohnung wird u. a. betont, daß di, Verdunkelungseinrichtungen am besten immer wieder überprüft werden, weil Licht nach wie vor das deutlichste Bombenziel ist.
Sehr bewährt hat es sich, Wenn abend» die Gardinen und die Fenstervorhänge möglichst weit vom Fenster zurückgezogen werden, da- mit st- nicht vom Funkenslug entzündet werden können. Noch besser ist völlige« Entfernen der Gardinen und Fenstervorhange. Bei Alarm sollen die Wohnungstüren unverschlossen gehalten oder der Schlüssel dem LS.-Wart zur Mitnahme bei den Kontrollgängen gegeben werden, da-, mit im Falle de» Einschlagen» von Brandbomben die Bekämpfung un- gehindert erfolgen kann. Der Luftschutzraum wird zweckmäßig — ob- gesehen von den Lageplänen — noch durch Anbringung von Pfeilen, möglichst mit Leuchtfarbe, an der Außenwand der Hauses gekennzeichnet. Fenstervergittsrungen. die im Notfall das Verlassen des Luftschutzraums verwehren könnten, sollen entfernt werden. In Hof und Garten empfiehlt es sich, für Durchbrüche durch Gartenmauern und Zaune zu argen, die bei Versperrung der Straße Wege in die Sicherheit bieten. Für die eigene Luftschutzbereitschaft wird u. a. geraten, Verbindung mit den Nachbarluftschutzgemeinschasten aufzunehmen und sich wechselseitig über Lage und Beschaffenheit der Luftschutzräume, Brandmauer- durchbräche und Rettungswege zu unterrichten. Auch soll man sich an da» Tragen der Volksgasmaske durch ständiger Ueben gewöhnen; sie schützt gegen Rauch, Phosphordämpfe und Trümmerstaub.
Gegen Rauch und Staub schützen auch angeseuchete Tücher, über Mund und Nase gelegt. Wer nachts nicht im Hause ist oder aber wer Gäste beherbergt, soll davon den Luftschutzwart unterrichten. Beim eigentlichen Fliegeralarm soll alten und gebrechlichen Volksgenossen und Müttern kleiner Kinder geholfen werden. Das Licht in Wohnungen, auf Fluren und Treppen löscht man dann, damit bei Zerstörung von Fenstern kein Lichtschein nach außen dringt. Kann man trotz aller Anstrengungen der Brande» im Wohnhaus- nicht Herr werden, so soll dar Hans der- lasten werden. Dabei folgt man am besten den Anordnungen des Luft- fchlltzwartcs. Später gibt man bei der zuständigen Polizei- oder Sammel- stelle Nachricht über seine neue Anschrift. Die Gerüchte über das Ab- regnen von Phosphor sind falsch. Der geringe Phosphorzusatz in der Phosphorbrandbombe, die mit Master und Sand gelöscht werden kann, dient nur als Zündmittel. Wer etwa durch Verschüttung abgeschlossen ist, soll in regelmäßigen Abständen Zeichen durch Klopfen, Rufen oder Pfeifen geben.
WehmWn und -willen im SchulnnlerrW
Die Jugend zu einer heroischen Haltung zu erziehen, ist das Ziel der wehrgeistigen Erziehung und die wehrpolitische Aufgabe des deutschen Erzieher«. Wie hierbei verfahren wird, zeigt ein Bericht von Oberschulrat Dr. Hohmann im Jahrbuch der Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht. Danach gehörtem Zeitalter des totalen Krieges zum Inhalt der Wehrerziehung alles, was dazu beiträgt, unser Volk wehrfähig zu machen, seinen Selbstbehauptungswillen und seinen wehrhaften Geist zu festigen. Dabei geht man von der Erwägung aus, daß der Soldat, insbesondere der soldatische Führer,, folgerichtig denken, rasch und klar aussassen und über solide WissenS- grundlagen sowie eine gute Allgemeinbildung verfügen mutz. Die Forderung der Wehrwillens umfaßt die Mission, der Jugend den Geist von Langemarck unverlierbar inr Herz zu Pflanzen. Alle Unterrichtsfächer haben daher an der Wehrerziehung mitzuwirken. In den neuen Lehrplänen ist der Wehrmathematik, Wehrphpsik und Wehrchemie eine gebührend« Rangstellung eingeräumt worden. Die Schule kann die Schüler mit' den Grundgesetzen des Fliegen», mit den physikalischen Voraussetzungen der Schießens vertraut machen. Dem Chemieunterricht obliegt in diesem Rahmen die Aufgabe, dazu beizutragen, daß dem Luftschutz eine genügende Zahl von Helfern und Helferinnen mit chemischen Vorkenntnisseu zur Verfügung steht. Der Physikunterricht soll sich der Wehrtechnik und Luftfahrt in einer dem Schüleralter entsprechenden Weise annchmen. Im B i o l o g i e u n t e r r i ch t soll di« Jugend zur Wertschätzung der Gesunden und Starken, des Wehrhaften und Heldischen hingesührt werden. Beim Deutsch» nt erricht sollte in der Auswahl des Stoffe» das wertvolle Schrifttum unserer großen Soldaten noch stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Neunte» Schuljahr nur in Sonbersauea. Der Nercys- erziehungSminister teilt in einem Erlaß mit, datz der freiwillige Welterbesuch der Volksschule über die Beendigung der Schulpflicht hinaus künftig nur zugelassen werden kann, wenn das Ziel der Volksschule nicht erreicht worden und der Weiterbesuch im Jnteresse einer geordneten Berufsschulausbildung unerläßlich ist. Insbesondere gilt das für Fälle, in denen der Jugendliche körperlich den Anforderungen einer Berufsausbildung noch nicht gewachsen ist. Die vorherige Beteiligung des Arbeitsamtes ist erforderlich. Ferner ist Voraussetzung, daß die örtlichen, personellen und räumlichen Verhältnisse der- Volksschule den Weiterbesuch aestatten.
Srr Mer der LandwirttchaWedre
3« Erinnerung an de« 115. Loderkag von Albrecht Thaer
Albrecht Daniel Thaer, der dem am Westrande de» Oderbruche« gelegenen Dorf Möglin entstammte, gilt noch heute mit vollem Recht al» einer der Bahnbrecher der neuzeitlichen Land- wirtschaftslehr«. Von dem ureigensten Gebiet seines Forschen» und Wissens — der Naturwissenschaft — ausgehend, hat er als einer der ersten diese junge Wissenschaft bewußt in den Dienst der Landbaues gestellt und mit scharfem Blick sür die Lebensgesetzlichkeit des Landbaues entwickelte er seine Lehre von der Fruchtsdlge.
Thaer erkannte in dem Acker und seinen Früchten einen lebendigen Organismus, dessen mannigfaltige Lebensbedingungen es sorgsam zu erforschen galt, um seine Erzeugungskraft voll zur Entfaltung zu bringen. Dabei war er keineswegs nur Theoretiker.
Cr gründete vielmehr in Möglin eine Beispiels- und Schulungsstätte und wählte sich hierfür ein Gut aus, da» nicht nur größtenteils armen, sandigen Boden hatte, sondern zudem, wie so viele Gutsbetriebe damals im Osten, völlig heruntergewirtschastet war. Ein großer Teil bestand au» sechsjährigem Rogzenland, das nur jedes sechste Jahr einmal Roggen trug und dann fünf Jahre als kümmerliche Schafweide liegen bleiben mußte. Umso eindringlicher war daher Thaer» Beweis, datz fast jeder Boden bet naturgemäßer Bewirtschaftung nutzbar sein würde.
Ebenso erfolgreich war Thaer in der Tierzucht. Auf dem Gebiete der Schafzucht wies er den Weg zu bewußter Leistungszucht und ging auch hier beistsielgebend voran. Man sagt«, so berichtet Fontane von ihm, es sei, als ob er sich ein Schaf nach seinem Ideal schnitzen und ihm dann das Leben geben könne.
Einem sehr erfahrenen Wollhändler sagte Thaer: „Zeigen Sie mir nur irgendein Vlies, wie Sie es zu haben wünschen, und ich werde Ihnen in der dritten oder vierten Generation einen Stamm Herstellen, der nur solche Vliese liefert." Man hielt dies sür lieber- treibung, überzeugte sich aber sehr bald, daß er nicht zu viel gesagt hatte. Dies sind nur Beispiele seines vielseitigen Wirkens.
Bewundernswert ist die Arbeitskraft und Arbeitsdisziplin, mit der Thaer an die Fülle seiner Aufgaben und Pläne heranging. „Das Bewußtsein seines großen Zieles" — so sagt Fontane — „macht ihn stark, fest, beharrlich, mutig." Untersuchen, forschen und prüfen war ihm von Jugend auf zur zweiten Natur geworden: dieser Forschungsdrang aber war stets dem Leben zugewendet, war Dienst am Leben. So gehört Thaer zu den ersten, die Wissenschaft und Praxis zu fester Einheit verbanden.
In dieser Beziehung ist er noch heute uneingeschränkt Vorbild.
Wie kein anderer zuvor, hat er den forschenden Geist der pflügenden Hand dienstbar gemacht. Seine 1806 gegründete Lehranstalt des Landbaues in Möglin, die über SO Jahre bestand, war nicht nur der geistige Mittelpunkt seiner Schüler und Anhänger; nach diesem Vorbild schuf der preußische Staat zahlreiche ähnliche Institute.
Albrecht Thaer ist al» „Vater der Landwirtschaftswissen- schaft" in die so glanzvolle Geschichte der deutschen Geistes und der deutschen Wissenschaft eingegangen. Wir verdanken ihm die Grundlagen der rationellen Lanowirtschaftslehre Dieses Verdienst Thaers kann auch dadurch nicht geschmälert werden, daß er in politischer Hinsicht ein Kind seiner Zeit war und das zeld- und erwerbswirtschastliche Denken des Wirtschaftsliberialismus — die Landwirtschaft zu einer „biologischen Industrie" zu verfälschen, ein Versuch mit einer falschen Zielsetzung, die zwangsläufig in eine Sackgasse hineinsühren mußt« — auf da» Bauerntum über- » trug. Nach einem reichen Wirken, das über seine Zeit hinaus vielfältige Frucht getragen hat, ist Albrecht Thaer vor 115 Jahren, am 28. Oktober 1828, gestorben, nachdem kein Geringerer als Goethe ihn unter Anspielung aus die von Thaer in Deutschland eingeführte Fruchtwechselwirtschaft ein beinah« überschwengliches Loblied gesungen hatte.
Büchereinsatz sür di« Umqnartierten. Der ReichserziehungS- minister hat im Einvernehmen mit dem ReichSinnenmimster und dem Reichspropagandaminister den verstärkten Einsatz der öffentlichen Büchereien in den Aufnahmegauen für die aus den stark luftgefährdeten Gebieten umquartierte Bevölkernua sowie den Einsatz in den luftgesähr- deten Gebieten selbst geregelt. In den Aufnahmegauen besteht häufig ein starke« Lesebedürfnis, woraus den Büchereien eine erhebliche zusätzliche Aufgabe erwächst. Sie tritt am deutlichen in de» Kleinstädten und Dörfern in Erscheinung, in denen di« öffentlichen Büchereien die einzigen ortsansässigen Äuchvermittlungsstellen sind. Die Nachgeordneten Behörden werden daher ersucht, nachdrücklichst darauf hinzuwirken, daß alle öffentlichen Büchereien in den Aufnahmegauen ohne Ausnahme für diese Aufaabe voll zur Verfügung stehen.
Gültigkeit der Postansweiskarten verlängert. Die im Großdeutjchen Reich ausgestellten, am 31. Oktober 1943 noch geltenden sowie die künftig auszustellenden Postausweiskarten bleiben sür den innerdeutschen Gebrauch im Verkehr mit Postdienststellen, insbesondere al» Ausweis zum Empfang sür alle Arten von Postsendungen, über die dreijährige Gültigkeitsdauer hinaus für die Dauer de» Kriege» weiter gültig. Di« Neuerung der Karten ist jedoch nötig, wenn sich da» Aeußere des Inhaber» so verändert hat, daß da» Lichtbild oder die Personenbeschreibung nicht mehr zutresscu.
ege -es Lebens»
Hornau von kkILVRIdS Llkl»
17. Fortsetzung»
cwpxrlglit tv Or« artdur vom Tdoi-o.
Das Leben in öer Kanzlet ging seinen gewohnten Gang weiter. Es war nur öurch die Wiederkehr öer beurlaubten Beamten eine kleine Veränderung eingetreten. Zuerst war Fridolin Quandt, öer Adjunkt, und bald darauf der erste Hilfsförster, Bergmann mit Namen, zurückgekomme«. Quandt, der aus dem Schwalbenlande kam, wußte allerhand Schönes von seiner Urlaubsreise und den Neckarbergen zu erzählen, was sich Walter gern gefallen ließ.
Da Quandt ein leidenschaftlicher Jäger war, wollte ihm Walter eine Freude bereiten.
„Wissen Sie", sagte er zu dem jungen Manne, „daß ich seil einigen Tagen auf den Kogelbock pirsche? Herr Oberförster von Bruchlage hat ihn mir freigegeben."
Quandt machte ein" verwundertes Gesicht.
. ^ möglich? Den Kogelbock dürfen Sie schießen? An
KL « bisher nur hohe und höchste Herrschaften gewagl haben? Das ist ja kaum glaublich, und Ich begreife unfern Alten nicht."
„Und doch ist es so. Der Baron pirschte bereits im dritten Jahre hinter jenem Bocke her, und dem Oberförster wurde es ebenfalls über. Nun kann ich Wer den alten Urtan ver- fttgen. Wenn sie Lust habe«, können auch Sie einmal Ihr Glück versuchen. Der Oberförster wird nichts dagegen haben Allerdings, stellen Sie sich die Sache nicht zu leicht vor Ich glaube kaum, daß der Bock alle Tage ein- und denselben Wechsel innehält."
"blnd Sie wollen Sie Gelegenheit nicht wahrnehmen und anes daransetzen, um baS knuffige Gehörn zu erbeuten?"
Quandt aufgeregt. „Da wollen Sie mich ans diese« »ewoÄen?""^ ^ 2 ShnegöZ Gerichte auch Wo» üv«, Walter lachte.
„Das gerade nicht, aber rch weiß, oatz es Ihnen Freuoe macht. Es ist darum noch lange nicht gesagt, daß Sie den Bock überhaupt in Anblick bekommen. Uebrigens, dieser Tage hätte ich ihn bereits erlegen können. Ich hatte ihn einige Minuten schußgerecht vor mir."
„Und da haben Sie nicht gefunkt?" lautete die empörte Frage. „Oder hatten Sie kein Gewehr bet sich?"
„Meinen Drilling hatte ich, geladen und entsichert, auf den Knien liegend, aber ich habe mir den Bock zu lange angeschaut. Das Bild war zu schön. Als ich endlich- schießen wollte, kam ein wildernder Hund, und da war die Geschichte aus."
Der Adjunkt schüttelte den Kops
„Wie kann man nur eine solche günstige Gelegenheit verpassen? Den Bock hätten Sie sich auch nach dem Schüsse gründlich besehen können."
„Aber nicht so, wie er dastand, mein lieber Quandt. Es tut mir gar nicht leid, daß ich ihn verpaßt habe. Hätte ich ihn geschossen, dann könnten wir ja gar nicht mehr auf ihn pirschen. Freuen Sie sich doch, daß ich Sie noch einladen kann."
„Ja, wenn Sie das von diesem Standpunkte aus betrachten! Aber daran denkt man doch nicht, wenn man so einen alten Bock vor sich hat. Ten will man erlegen. Weiter nichts' Sie hätten sich jedenfalls über das gute Gehörn gefreut."
„Bestimmt würke ich mich gefreut haben. So wie man sici an der Rose in der Vase freut. Draußen tm Garten sieh eine Rose aber viel hübscher ans. Den Anblick des Gehörns an der Wand kann man alle Tage haben. Es aber in freier Wildbahn auf dem Haupte eines Bockes länger und andachtsvoll zu betrachten, das kommt nicht oit vor. Daher sollte der Jäger diese seltenen Gelegenheiten nach Möglichkeit bis zur Neige auskosten, denn solch ein Bild bleibt haften fürs Leven Ich werbe dteies Bild, das der Kogelbock mir in seiner Kraft und Schönheit bot, nie auslöschen und vergehen können. Dar. um ist mir nicht gram, daß ich ihn nicht umgelegt habe. Wenn eS das Schicksal will, bekomme ich ihn doch."
„Na", lachte der Adjunkt übermütig, „bet diesem Bocke möchte ich ganz gern Schicksal spielen. Für ihr gütiges Anerbieten aber meinen allerherzlichsten Weidmannsdank!"
„Ist schon gut so", lächelte Walter. „Morgen nachmittag
haben Sie Zeit. Dann können wir es einmal zusammen versuchen."
Eine Stunde vor Sonnenuntergang waren die Seide» Jäger anderen Tages am Eulenkogel angelangt.
Walter wies dem jungen Manne einen guten Ansitzplatz in nächster Nähe des Kogelweges an, etwa dreißig Gänge von jener Stelle entfernt, wo Irenes Pferd gestrauchelt war. Er selbst setzte sich wieder unter seine Samenkieser.
Vom Tale her drangen in bunter Folge alle Augenblicke Flintenschüsse herüber. Die Hühnerjagd war aufgegaNge«, und der Baron hatte diese Gelegenheit wahrgenommen, um mit von Bruchlage und Schlawa auf die Streife zu gehen. Auf ihrem Hinmarsch zum Eulenkogel hatten Wolfbach und Quandt auch den Generaldirektor durch die Kartoffelbreiten seines Jagdreviers strampeln sehen. Wedenkämper hatte eS sich zur Gewohnheit gemacht, den Grenzen ganz besonderseine jägerische Aufmerksamkeit zu widmen.-
Walter hatte bereits über eine Stunde an seiner Kies« gesessen, als ein Büchsenschuß des Adjunkts anfpeitschte. Dem wlgten in rascher Reihenfolge zwei weitere Schüsse.
Gleich darauf rauschte es in den Schößlingen. Ein großer Hund brach durch das Gestrüpp, direkt vor Walter her. Dieser erkannte ihn als denselben Schäferhund, öer ihm vor einigen Tagen den Kogelbock vergrämt hatte. Aus seiner linken Flanke schleppte er ein Stück Gescheide mit. Walter riß den Kolben an die Wange und zog rasch durch. Der Wild- räuber »verschlug sich und blieb verendend liegen.
Aufgeregt kam der Adjunkt herangesetzt. *
„Haben Sie der Bestie genug gegeben?" keuchte er zornig. „Das Biest hat mir den Bock vergrämt. Ich hätte ihn sonst gehabt. Der Köter hat an allem schuld .. . Oh, dieses wunderbare Gehörn! — Es wäre mein gewesen!"
„Reden Sie doch nicht alles durcheinander, Quandt", ries Walter belustigt. „Daraus wird man ja nicht klug. WaS war denn eigentlich los? Haben Sie den Bock tu Anblick gehabt?"
„Ja, ich hatte den Bock vor mir", jammerte der junge Mann. „Er kam mir !o schön un- stand breit wie ein« Scheibe. Ich hätte ihn glatt umlege« können. Da kam der miserable Köter und verarämte ibn mir." Fortsetzung solai i