Samstag de« 11. September IS48
101. Jahrgang Rr. 21d
Der Eaztäler
Die Meisterverräter
Je mchr Aer das kvnspiratorische Treiben Badoglios und des ttalienischen Königs bekannt wird, um so schwärzer wird das Warälterbik» dieser Meisterverräter. Mitten im schwersten Kamps Europas gegen Bolschewismus und Plutokratie haben sich dies« votitischen Schwerverbrecher zu einer Untat vereint, die nach dem übereinstimmenden Urteil der anständigen öffentlichen Weltmeinung A der Geschichte des Verrats nicht ihresgleichen findet, Forscht man nach den Hintergründen, so kommt ebenso sehr die Versippung und Verfilzung des italienischen Hofes mit der anglo- amerikanischsn Plutokratie, wie der hemmungslose persönlich« Ehrgeiz des alten Badoalio und die unsoziale, volkssremde und volksfeindliche Haltung der italienischen Generalität zum Vorschein, Zwei Jahrzehnte lang hat Italien unter dem großen Benito Mussolini eine Periode gesegneten Aufbaues erleben dürfen, die es im jetzigen Krieg für immer zu sichern galt. Nun aber ist es nichtsnutzigen Verschwörern Vorbehalten geblieben, durch memmenhaften Volksverrat dieses zwanzigjährige Werk in Scherben zu schlagen und die italienische Nation an den Grabesrand von Anarchie und Untergang zu zerren. S ch o n s i n m a l hat das italienische VMk für einen Verrat des Cidbrechers auf seinem Königsthron schwer zu büßen gehabt, als es in Versailles von seinen damaligen Verbündeten um den Lohn seines Mitkämpfens betrogen wurde. Noch unvergleichbar schlimmer werden die Auswirkungen des Weiten Verrates sein, denn jetzt haben die „Alliierten" Italien yle einen Feind vor sich, der dank Badogllo feig und jämmerlich kapituliert und sich ohne jede Aussicht aus Gnade gebunden in Feindeshand beaeben hat.
Die Umstände des diesmaligen Verrats lassen ihn als no ci » verächtlicher erscheinen, wie den perfiden Treubruch vor , obwohl auch -er schon alle Anzeichen der Ehrlosigkeit ar sich trug. Es müssen sechs Tatsachen festgehalten werden M'E Tat der dunklen Ehrenmänner auf und um den italie mschen Königsthron zu kennzeichnen: 1, Auf S i z i l i e n sind „er raterische italienische Generale mit ihren Truppen zum Feint ^ Landung in Lalabrien ist im geheimer Einverständnis mit dem Oberbefehlshaber der italienischen Wehr- macht erfolgt. 3. Dieser gleiche Oberbefehlshaber nahm für die italienischen Soldaten die Ehre in Anspruch, das Vaterland an gefährdeten Stellen selbst zu verteidigen, während es ihm nur darauf ankam, Schlüsselpunkte feindlicher Landungen in seine Hand zu bekommen und dadurch den Widerstand deutscher Truppen 4. Die Regierung Badoglto hat zur Täuschung erfolgter Unterzeichnung des Waffenstillstandes ihre Truppen weiterkämpfen und hohe Verluste erleiden, durch feindlichen Bombenangriff auf Neapel Hundert« von Frauen, Kindern und Greisen töten lassen. S, Nach Abschluß der Kapitulation hat sie an Deutschland noch einen Hilferuf nach Kartosfesti und Oel für di« italienische Kriegsflotte zur Fort- NÄ.^„^"ionen gegen di« Engländer und Amerikaner »erMet. 8, Sie hat es unter Ehrenwortabgabe noch am ,, ^ölen amerikanischen Propagandatrick bezeichnen sl« einen Waffenstillstand eingegangen sei, während »lese» Schmachdokument schon seit S Tagen ihr« Unterschrift nug. Faßt man all das zusammen, so ergibt sich ein Bild der bleuchel«, gegen da- um sein Kriegsopfer geprellt« italienische voik, geg«n den opferbereiten, treuen deutschen Bundesgenossen »nd gegen das um Leben und Freiheit kämpfend« Europa, das «neu Schandfleck für seine gewissenlosen Urheber und sine protze ehrenräuberische Katastrophe für dar italienisch« Volk
Cs ist ein gar nicht zu überschätzender Glück, daß die Reichs- cegierung den Marschall Badoglio von vornherein richtig em- zsschätzt hat. Sie hat vorsorgend jede mögliche Verratshandlung m ihre Maßnahmen einbezogen und sich frühzeitig gegen die Hinterlist und Heuchelet, den Betrug und den Verrat der finstersten Ghrenwortbrecher und Abtrünnigen gesichert, die je die Geschichte beschmutzten und einen von Staat zu Staat, von Volk zu Volk, von Soldat zu Soldat beschworenen feierlichen Vertrag zerfetzten. So konnte da» Reich glücklicherweise nicht vorxdra- ma tische Ueberraschungen gestellt und konnte verhütet werden, daß der feigherzige Abfall der Badoglio-Regisruna grundlegende Asnderungen in der europäischen Kampflage mit sich brachte. Di« Operationen der deutschen Streitkräfte in Italien MtwilM, sich unter fortschreitender Wasfsnniederlegung zahlreicher italienischer Verbände entsprechend den deutschen Erwartungen im Sinn wachsender Klärung und Konsolidierung der Lage. Zusammen mit jenen Italienern, die sich in dem durch König und Badoglio verräterisch herbsigeführten Zusammenbruch noch Ehre, Vaterlandsliebe und Sinn für Treu« bewahrten, wird Deutschland die für die Sicherung Europas unerläßlichen Teile Italiens verteidigen. Die deutschen Divisionen in Italien werden dafür sorgen, daß weder der Verräterklüngel König-Badoglio, noch der Feind die Früchte eines Verrats erntet, der dar italienische Volk der Vernichtungswut der Feinde preisgeben, Deutschland tückisch ftl Rücken fallen und Europa im Schicksalskampf um sein Weiterbestehen das Schwert aus der Hand schlagen sollte. Verräter verabscheut, haßt und verachtet man. Der Kampf um Europa, den sie schimpflich und ehrlos verrieten, geht
ohne Aufenchalt und Zögern weiter. Kreaturen von den Qualitäten eines Vsttorio Cmanuele und einer Badoglio werden seinen Enderfolg nicht hindern.
»<vf«eu uns Empörung
Weitere Auslandsskimmen zu Badoglios Schurkenstreich
Wenn man die weiteren Auslandsstimmen zu Badoglios Schurkenstreich liest, so findet man überall Abscheu und Empörung. Besonders bemerkenswert ist noch, was folgende Bläk ter feststellen:
Der rumänische offiziöse „Timpul" erklärt, auch in Rumänien habe die Kapitulation Badoglios niemand überrascht, aber diese sechs Tage des Schweigens, in denen der italienische Wehrmachtbericht immer noch von militärischen Aktionen der Luftwaffe sprach, dt« Italien schon verlassen hatte, seien die schmerzhafteste Episode des ganzen italienischen Dramas, das noch weit von seinem Finale entfernt sei; die vergiftete Frucht der Anarchie, seit langem gesät, reife heran. Italien haben den Weg der stolzen Traditionen, auf den es Mussolini führte, verlassen. Daraus könne man erkennen, daß kein Volk aus mangelnder Opferbereitschaft von dem Weg abweichen dürfe, den ihm seine nationalen Ziele weisen. Ein Volk erleide seine größten Schläge nicht durch Niederlagen, die seinen Leib verstümmeln, sondern durch Handlungen, die seinen Geist zermürben.
Das Brüsseler Rexistenblatt „Pays Reel" bringt als zweite große Schlagzeile das Gelöbnis: „Mehr denn je mit dem Führerl" Das „Nouveau Journal" erklärt, Italien sei durch seinen Verrat nicht im entferntesten aus dem Kriege ausgetreten. In Zukunft werde Italien für Deutschland nur ein ehemaliger Verbündeter sein, der es verraten hat, und für die Anglo-Amerikaner sei es ein geschlagener Feind, den man hart anfassen würde.
„Verrat an den italienischen Frontsoldaten"
Die Handlungsweise der reaktionären Regierung Badoglio wirkt auf jeden Menschen, der die Begriffe Ehre, Treue und Pflicht hochhäk, verstimmend, erklärte der norwegische Minister sür Kultur und Volksaufkläruna, Fuglesang. Der Minister unterstrich insbesondere den an den italienischen Frontsoldaten und an den Opfern dieses Krieges begangenen Verrat und wies daraufhin, daß Italiens Schicksal untrennbar mit dem Europas verbunden sei. Je härter der Kampf um die Existenz und Zukunft dieses Erdteils werde, desto härter werde auch der Wille, die Wahrheit und das Recht zum Siege zu führen.
In Bulgarien wird die Kapitulation der Regierung Badoglio als ein in der Geschichte noch nicht dagewesener Verrat am eigenen Volk und an dem ritterlichen Verbündeten bezeichnet. Die Empörung sei deshalb so groß, weil nach der Unterzeichnung der Kapitulation die italienische Regierung ein Bombardement auf Neapel zuließ, ebenfalls die Weiterführung der Kampfhandlungen, so daß sie damit den Tod von Tausenden von Menschen auf ihr Gewissen lud. Badoglio sei nur wenige Stunden, nachdem er sein Ehrenwort als Soldat gegeben hat, zum Verräter geworden.
Zahlreiche Mitglieder der italienischen Kolonie Rumäniens haben sich bereits am gestrigen Donnerstag spontan zur neuen faschistischen Nationalregierung bekannt. Bei der Dienststelle des Fascio laufen Meldungen von wehrfähigen Italienern ein, die als Freiwillige in eine faschistische Kampfeinheit eipgereiht zu werden wünschen, um für dieselben Ziele, sür die sie bisher kämpften, auch weiterkämpfen zu können.
Eeleilzüge im Südpazifik von den Japanern angegriffen
Berichte von der südpazifischen Front besagen, daß der Gegner lle Anstrengungen macht, um die von ihm durch seine Landung st» ich Lae gewonnenen Stellungen auszubauen. Die japanische uftwaffe richtet daher ihr Hauptaugenmerk auf die feindlichen ieleikzüae. die Verstärkungen an Material und Truppen herbel- hasfen.»So wurden in den vergangenen Nächten zwei ver- chiedrne Geleikzüge angegriffen ünd insgesamt drei rohe Transportschiffe schwer beschädigt.
Domei teilt hierzu noch folgende Einzelheiten mit: Einheiten :r japanischen Marineluftwaffe entdeckten in der Nacht zum 7. »eptember einen feindlichen Geleitzug tn 4en Gewässern von -alamaua (Neu-Guinea), bombardierten ihn, fügten einem littelgrohen Transporter schweren Schaden zu ad sprengten den Rest de» Geleits trotz der Abwehr der beglei- nden feindlichen Flugzeuge. Ein eigenes Flugzeug wurde durch is Feuer des Gegners leicht beschädigt. Japanische Marineluftaffeneinheiten, die den Angriff der vorausgegangenen Nacht fort- tzten, unternahmen einen Angriff auf eine Gruppe von 12 gro- en Landungsbooten und anderen kleineren Schiffen des egners vor Lae, wobei sie in der Nacht zum 8. September ein roßes Landungsboot versenkten und den Rest aus- aandsrtrieben. In der gleichen Nacht beschädigte ein weiterer erband der japanischen Marineluftwafse zwei Transporter s Gegners vor Salamaua. Unsere Flugzeuge erlitten keine chäden. v
Reue RikterkreuztrS-ee
Der Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Major d. R. Reinhard Hörning, BaiaillonsfM Grenadier-Regiment, Oberleulnank d. R. Gerhard konopka, Baiaillonssührer im Grenadier-Regiment „Grohdeulschland", Oberfeldwebel Johann Göktler, Zugführer in einem Panzer-Grena- dier-Regiment, Unteroffizier Alfred Staub ach, Gruppenführer in einem Grenadier-Regiment.
Oberfeldwebel Johann Göttler, am 25. Mürz 1914 als Sohn des Landwirts Friedrich G. in Ebermergen (Kreis Donauwörth) geboren, hatte am Donez mit seiner bayerischen Panzer- grenadier-Kompanie bereits sieben feindliche Angriffe auf eine beherrschend« Höhe erfolgreich abgewehrt, als di« Kompanie von feindlichen Panzern überrollt wurde. Obwohl selbst verwundet, blieb Oberfeldwebel Göttler bei seinen Panzergrenadieren und erobert« die Höhe in entschlossenem Gegenstoß zurück. — Oberfeldwebel Göttler wurde nach Besuch der Volksschule in Ebermergen Landwirt. 1935 meldete er sich freiwillig zum Heeresdienst, um Berufssoldat zu werden. Er trat in da» Infanterie-Regiment 63 in Ingolstadt ein.
Der Raftekri«« st» AGA
Regersoldaken „wie Aussätzige" behandelt
Die amerikanische Zensur läßt nur selten Bericht« über di- Lage der farbigen Bevölkerungsteile in den USA ins Ausland gelangen. Um so aufschlußreicher sind Schilderungen der englischen Zeitschrift „News Leander", die zeigen, daß die Neger- Frage immer komplizierter wird. Im Zusammenhang mit den kürzlichen Negerunruhen in Detroit erklärt die Zeitschrift, amerikanische Rüstungsarbeiter hatten, ausgereizt durch die hohen Preise und schlechten Wohnverhältnisse, an den Farbigen ihre Wut ausgelassen. Hinter diesen Ausschreitungen ständen „starke Kräfte" die für eine Terrorisierung der Neger eintraten, um sie ruhig zu halten und von höheren Lohnansprüchen abzuschrecken. Gleichzeitig verspreche man sich von diesen Unruhen eine-Spaltung der Arbeiterschaft, die diese völlig in die Hand des Kapitals gebe. Das Blatt berichtet dann über die „neue Offensive" der Ne- gerbewegunain den Vereinigten Staaten. Die Neger hätten eine starke Organisation unter dem Schlagwort „Marsch auf Washington" geschaffen. In Chicago hätten sie vor kurzem einen Kongreß veranstaltet, der das M lto trug: „Wir sind auch Amerikaner!" Im ganzen Lande werde in Millionenauflage eine Broschüre verbreitet, die den Titel trägt: „Der größte Skandal dieser Krieges" und die Militärbeyör den wegen der schlechten Behandlung aller farbigen Soldaten heftig angreift. Jeder amerikanische Negersoldat werde „wie ein Aussätziger" behandelt.
Dieser scharfe Ton des Negerflugblattes zeigt, daß sich di. Rassengsgensätze innerhalb der Vereinigten Staaten immer mehr verschärfen und daß die Einziehung der Neger -ur Wehrmacht di« Gegensätze weiter vertieft hat.
SrmgmdlMm a!s KsSse britischer MMMmMii
Indische Zeitungen berichten, daß der bekannte aus der nord indischen Grenzprovinz stammende Ghan Abdul Gasfar Khar md ein anderer Kongreßführer, die vor einiger Zeit von den Briten wegen ihrer politischen Haltung in Peschawar verhaftei worden waren, infolge schwerer"1Nißhandlungen durch die briti- chen Gefängnisbehörden in den letzten Tagen Lungenbluten bekamen.
Die britisch-indische Regierung stößt seit einiger Zeit bei den indischen Bauern auf die größten Schwierigkeiten bei der Einziehung der Grundsteuern. Die Regierung in Bengalen setzte für denjenigen, der Personen anzeigt, welche gegen die Nahrungs- mittelkontrollgesetze in der Provinz verstoßen haben ei"« Belob nuna von 1000 Rurien aus.
3« OW englische Seeleute verlöre» ihr Lebe»
Auf der Donnerstagssttzung des englischen Gewerkschaftskongresses, der in Southport tagt, gab der frühere Vorsitzende der Tewsrkschaftsrats Gibson di« Verluste der englischen Seeleute durch den U-Boot-Krieg mit 25 00V, di« hier im Dienst Englands fahrenden Seeleute mit 10 000 an. Wenn auch die englische Regierung alle Angaben über die Versenkungen englischer Schiffe verweigert, so spricht diese Mitteilung von dem Gowerk- ichaftskongreß eine beredt« Sprach«. Sie widerlegt Mögend alle Thurchillfchen Geheimhaltunasversuch«.
Am 1. September 1943 ist der 48 Jahre alt« kaufmännische Angestellte Iohgnnes Riedel aus Hamburg hin gerichtet worden, den der^Volksgerichtshof wegen Verbrechens der Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt hat. Riedel hat versucht, durch Briefe defaitistischen und zersetzenden Inhalts die Empfänger aufzuhetzen und dadurch die Widerstandskraft der Heimatfront zu /pitergraben. '
Menschen im Dunkel
Roman von Maria Fuchs
Urheberrechisschutz Verlag A. S ch w l n g e n st e i n. München 31. Fortsetzung Nachdruck verboten
Langsam versucht er aus dem Schacht, den der Freund hat an- gebohrt, zu schöpfen. Viel haben die letzten Jahre darin aufgespeichert. Aber die Flut 'ist auf einmal so träge, so zusammengepreßt, es ist nicht mehr so, wie es einst war und sichs der Rüdiger träumt. Es packt ihn eine mutlos« Enttäuschung an.
Aber nur für Minuten. Dann weht der Sturm vieler durch- littener, durchbrandeter, geknebelter und aufschreiendsr Stunden daher und reißt dies alles mit fort in «ine Welt, die darauf wartet, daß aus diesen Wunden,,die Zeit und Geschicke schlugen, die goldenen Aehren fruchtschwer aufstehen und diejenigen satt machen, die hungernd darauf warten.
Er Hot den Boden gefunden, auf den die Saat fiel. Nun heißt »s vollenden, was das Leben begonnen hat.
Das Fieber der Rastlosen. Suchenden, Startenden treibt seine Gedanken vorwärts. Wenn es wahr würde, daß er, der wie gefesselt in seinen Tagen stand, als Gebender einmal vor di« Menschen treten könnt«? Wenn er das Bollwerk sprengte?
Ohne auch nur eine Stund« geschlafen zu haben, ist er dennoch der erste an seinem Arbeitsplatz. Es kümmert ihn wenig, daß viele der Arbeiter ein Drohen oder Ducken im Blick haben, wenn er durch die einzelnen Säle geht. Er durchschreitet ruhig den Brandherd, an dem einer immerfort schüren muß. An solchen Dingen will und wird «r nicht zerbrechen, das weiß er und hat sichs zum Ziel gesetzt.
Als er beim leeren Arbeitsplatz des Egerle steht, runzelt er die Stirne. Es ist jetzt schon das drittemal, daß er seiner Pflicht nicht nachkommt und ihn heraussordert.
„Hat ec sich krank gemeldet?" fragt er den Arbeitsnachbar.
„Na, weiß nix!" —
Ein Aslterer aber, der die Rede des Egerle wie Gift h-erum- iwägt, meint spitz: „Vielleicht ist ihm das Nachschauen in der Früh zuwider. Beim alten Werkmeister sein mir so was nicht tltwöhnt gewesen. Da war alles gut kameradschaftlich."
„Kameradschaftlichen Begriff bab ich einen- anderen", gibt der
Gottfried zu verstehen. „Den Mut haben, einem zu sagen, was recht ist und nicht und im Guten zusammenzuhalten. Nicht dann, wenns gegen die anderen geht."
Aus znsammengckniffencn Lippen murmelts hinter ihm her: „Du hochnäsiger Grünling, dul"
Gottfried ist in seinem Dienst fast noch wortkarger wie ehedem. Nur seine Seel« und sein Geist wandern immerzu auf staubfreien Pfaden.
So auch der Rüdiger.
Er schaut der Traudl zu, wie sie Weihnachtspaket« macht. Heber- all ein knisternd feines Papier herum, ein Lannenzweiglein hinter Goldschnüren, ein schmales Kärtchen dabei.
Glück liegt auf ihren Zügen, di« ein bißchen mädchenhaft sind durch dis Freude dos Gebens.
„Was hast du da für Bücher?" besieht sich Rüdiger drei, in Halbleder geschlagene Bände. „Ein Geschenk? Für wen?"
„Für den Gottfried. Er soll doch auch seine Weihnacht haben und nicht fühlen, daß er allein ist."
„Das ist lieb von dir, Mutter."
Sie nimmt dies« Wort« als ein kostbares Geschenk hin.
„Mutter, wart noch mit Gottfrieds Paket, ich leg ihm auch was bei." '
... Mutter... Wie leicht er nun das Wort an st« verschenkt. Ist das nicht wie eine Gnade, die sie nie glaubte, z» erringen?
Ihre Weihnacht ist wahrhaftig ein Advent ohne Traumgrenzen. Ihre Ehe ist selbst zum Wandern im Licht geworden.
Als sie dann Rüdigers Geschenkpäckchen für Gottfried in den Händen hält, muß sie immer die Worte lesen, die ec mit fester Handschrift darauf schrieb: „Nicht, was wir haben ist Glück, nur, was wir kämpfend erringen. Rüdiger."
Und wieder rückt ihr der Jung« so nah an ihr mütterliches Herz, daß sie am liebsten ihre Hand nach ihm streckte und ihm sagte: Dir macht ich besonders danken, daß ich erfahren durste, wie reich es macht, Mutter zu sein.
Eo.Uried sitzt am Weihnachtsabend in seinem Zimmerch-en. Er hat selbst eine kleine Tanne geholt, Lichter angosteckt und wartet nn» darauf, daß sie ablöschen. Es ist einsame Weihnacht für eine jung« Feuerseele. Und doch vielleicht der Lichtpfad in den Lebensadvent. . .
lieber die Schatten der Wand hi» geistert ein Bild. Es tragt ein Gesicht mit tiefen Furchen; grau das Haar und eingefallene Schläfen.
Aus einem Grab weint di« Stimme einer Toten.
Die Weihnachtsglocken rufen ihr« Friedensbotschaft über die
Erde hin. Keines kann so verhärtet sein, daß er diesen Ruf nicht höre. Jahre hindukch war ihm Gottfried taub. Jetzt aber fühlt er etwas abbrechen vom harten Gestein.
lieber das Elendsbild der Mutter hin hört er andere Worte. Die blühen hell wie Christnachirosen.
Er greift nach Hut und Mantel und weiß Minuten später gar nicht, daß er mechanisch den Weg durch winkelige Gaffe« nimmt zu einem Gartenhaus mit grünen Fensterläden.
Dort ist noch Licht. Man sieht es durch die schmalen Ritzen scheinen.
Paul Steiner denkt eben daran, was ihn in dieser Stadt noch festhält. Besser, er wäre draußen in der Fremde wie ein ver- strenier Funke ausgelöscht. Aber er kommt nicht mehr los von hier, ec spürt «inen geheimnisvollen Weg des Müffens, den er bis zu seinem Ende vollenden muß. Er sieht hinter dem Haß des Sohnes di« hungernde, fiebernd« Seele eines Menschen, der in verblendet falscher Andacht vor dom Bild der toten Mutter steht.
.Er hat ihn seit dem Abend im Schankgarten nicht mehr ge- sehen.
Wochen, Monate sind darüber vergangen. Jeder Tag für den Steiner und seinen Sohn einen Fuß breit näher hin zum Grab.
Feucht glänzt des Alten Auge. ,, ...
„Zenzi, macht doch dein Bub mir das letzte Wegstuck Hartl
Draußen verliert sich ein Schritt, zögernd und schwer.
Stille Nacht, heilig« Nacht....
XV.
Der Mauer des Fabrikgebäiides entlang kriecht ein Lchaiien.
„Was hast du denn?" blickt Gottfried verwundert ans seinen Begleiter, der stehenbleibend ins Dunkel hineinhorcht.
„Ich weiß nicht, mir kommt vor, da treibt sich einer herum. Schon früher, wie wir aus dem Maschinenraum sind, ist mir was Verdächtiges vorgekommen,"
„Ach was, Werner, du siehst wieder einmal Gespenster. Ick wüßt nicht,, lvas einer suchen soll vor geschloffenen Türen uns Fenstern."
Werner dreht sich noch einmal lauschend um. Aber er hört nichts und das nachtschlafende Gebäude liegt°mii seinen iichtiosen Fenstern kühl und dunkel da.
Beruhigt wandert er mit seinem Gefährten weiter.
„Also, wann hast du morgen schon dein« erste Tagschicht, Gottfried?"
„Um fünf Uhri"
Fortsetzung folgt