Spuk im SckSoßpark

Van Robert Ludwig Jung

der Mitte der vierziger Jahrs genoß Hoffmann von Fal­lersleben, der Dichter desDeutschlandliedes", damals als ab­gesetzter Professor die Gastfreundschaft auf einem kleinen Schloß in Norddeutschland. Sein größtes Vergnügen bestand darin, in dunklen Nächten im Park zu lustwandeln, wobei ihm die getreue Zigarre niemals ausging. Für die Tagelöhner und Disnstleute gehörte diese Passion allerdings zu den unbegreiflichen Dingen und sie fragten sich wiederholt, warum der seltsame Professor wohl aus­gerechnet immer nachts im Schloßpark spuke.

Eines Nachts zog ein drohendes Ungemitter auf, weswegen -offmann früher als gewöhnlich dem Herrenhause zueilte. Plötz­lich hörte er in seiner Nähe Schritte und Stimmengsmurmel. Trotz des heftigen Aufblitzens vermochte er keine Gestalten zu erkennen. Als ein heftiger Donnerschlag vom Himmel herniedsrging, ver­spürte er plötzlich eine heftige Ohrfeige daß ihm Hören und Sehen verging. Die Zigarre flog im hohen Bogen davon.

Der Ueberfallsne rief laut nach dem Schloßhsrrn. Es dauerte geraume Zeit, da hatten sich um den Dichter der Schloßherr und das Hausgesinde versammelt. Voller Entrüstung schilderte Hoff- mann den Ucberfall im Schloßpark, das nichtswürdige Attentat auf sein Haupt.

Der Schloßherr war sehr empört und stellte sofort alle An­wesenden zur Rede, ab sie etwas über den Verbrecher wüßten. Allein jeder beteuerte seine Unschuld, so daß dem Freunde Hoff- manns nichts weiter übrig lllieb als die Versammlung aufzulösen und den Dichter mit der Aufklärung des Falles auf den nächsten Tag zu vertrösten.

Wer beschreibt jedoch das Erstaunen des Dichters, als sich bei ihm am andern Morgen ein Zimmergeselle in seiner malerischen Tracht meldet und den breitkrempigen Hut verlegen in der Hand dreht.

Der Mann war erst am Tage vorher beim Schloßherrn in die Dienste getreten. Gänzlich geknickt gestand er dem Dichter trotz der geglückten Flucht seine Schuld.

Menschen- lud!", rief Hossmann aus.Warum versetzten Sie mir eine derbe Ohrfeige? Sie kennen mich doch gar nicht! Welche Gründe haben Sie zu Ihrer Entschuldigung?"

Der Attentäter begann zu stottern:Herr Professor! Ich... wollte Herrn Professor nicht ohrfeigen: das Unglück ist ganz ohne meinen Willen geschehen!"

Warum verübten Sie denn den Unfug?"

Herr Professor! In meiner Heimat herrscht der Aberglauben, daß jemand, der einen Flimmer- oder Glücksstern greift, im Leben stets Glück hat. In Ihrer Zigarre glaubte ich, einen solchen Glücks­stern zu erkennen, schlug zu... und da ist eben das Unglück ge­schehen'"

Warum aber die mörderische Ohrfeige?" fragte Hoffmann. schon versöhnt.

Ich mußte den Glücksstern doch erst herunterschlagen", meinte der biedere Handwerker.Erst danach konnte ich das Glück er- greiien!"

Der Professor versöhnte sich rasch mit dem Attentäter, der auch weiterhin auf dem Hof bleiben durfte

Bei seinem Abschied sagte Hoffmann von Fallersleben lächelnd zu seinem Freunde:Einmal Glücksstern gewesen, mein Lieber, aber nie wieder...!" und damit hatte es auf H. ausgespukt.

Xeues aus aller V^elt

Die Schlangensammlung Don Pedros. Seefahrer lieben nun einmal einen guten Tropfen, ldas schien auch bei dem Llten portugiesischen Kapitän Pedro D. der Fall zu sein. Denn so oft er von einer seiner Reisen zuvückgekommen war, die ihn in alle Erdteile geführt hatten, brachte er jedesmal eine ganze Batterie von Flaschen mit. Allerdings hütete er sie wie seinen Augapfel und zeigte sie nicht einmal seinen Freunden, wie es schien, aus Furcht, sie könnten ihn wegen seiner eigen­artigen Sammelwut auslachen. Erst später, bei seinem Tod, kam das Geheimnis seiner Flaschen ans Tageslicht. Bei Auf­nahme des Nachlasses des ohne Nachkommen verstorbenen Seemannes stieß man im Keller nämlich auch auf die ausge­dehnte Flaschensammlnng, die Hunderte von etikettierten Gläsern umfaßte. Bei näherem Zusehen ergab sich aber, daß die Flaschen nicht nur Alkohol, sondern auch noch einen an­deren Inhalt hatten, nämlich Hunderte von Schlänget: aller Art aus den Tropen, den Mittelmeerländern und Süd­amerika! Im Testament war der Hinweis enthalten, daß diese einmalige Sammlung von seltenen Reptilien zu einem Spe- zialmnsenm ansgobant werden sollte. Die Mittel hierzu waren ebenfalls im. Nachlaß bereitgestellt. So hatte sich-der falsche Verdacht der Alkohol-Hamsterei doch nicht bestätigt, wenigstens nicht in dem Sinn, wie es die Kamemden des verstorbenen Kapitäns gcmntmaßt haben. Trotzdem das zeigte eine stattliche Reihe leerer Flaschen hatte er bei Lebzeiten auch seine eigene . Kehle mit Spirituosen versorgt und nicht nur die Schlangen. X

Das Ettand von Schwarz und Weiß. Ein trauriges Los hat die MO Bewohner der Insel Linfjordöe getroffen, die nach den Mitteilungen des dänischen Augenarztes Dr. Holm die Welt nicht farbig sehen können, weil sie schon seit mehreren Generationen an völliger Farbenblindheit leiden. Es handelt sich nm etwa 45 Bauern- und Fischcrfamilien, die sonst von normaler Gesundheit sind, aber die Welt nur wie eine Schwarz-Weiß-Photographie sehen in einer Farbskala vom blendenden Weiß bis zum tiefen Schwarz mit grauen Zwr- schentönen. Dabei bekommt das ganze Leben auf der Insel Runen sehr charakteristischen Zug, denn sowohl in der Klei­dung wie im Hausrat fehlen alle lebhaften Farben. Die Be­völkerung hat freiwillig darauf verzichtet," andere Farben als Schwarz, Weiß und Grau zu tragen oder zu verwenden. Nach Dr. Holms Beobachtung ist diese merkwürdige Erscheinung auf eine rassische Entartung zurückzuführen, eine Folge des sortgefetzten Heiratens im engsten Kreise der Inselbewohner.

'Das Paradies der Fische". Die sonderbare Totenfeier eines eingeborenen Stammes wurde ans Neuguinea von den Japanern beobachtet. Bekanntlich sind diese Gewässer von unendlich vielen Haien bewohnt, die aber dort verehrt wer­den alsgütige Geister". Und nun zeigt sich dort folgender Gebrauch: Sobald ein Mitglied des Stammes feinen letzten Atemzug getan hat, bringen ihn die Verwandten in feier­

lichem Zuge an den Strand, und nachdem sie dort eine An» zahl. Riten vollzogen haben, werfen sie den Körper ins Wasser. Während der ganzen Zeit,'in der dieser feierliche Akt Por sich geht, haben sich schon die Haie, die diese Zeremonie kennen, ringsumher versammelt und lauern auf den Augen­blick, wo der Körper ins Meer geworfen wird. Man sieht die Tiere deutlich in dem sehr durchsichtigen Wasser. Sobald min der Körper aus den Händen der Verwandten ins Wrch'er gleitet, stürzen sich die Haie schon auf ihn, und alles andere geht so schnell vor sich, daß die Eingeborenen überzeugt sind, der Verstorbene ist von den Tieren gar nicht verzehrt worden sondern schnell in die Tiefe des Meeres herabgezogen, wo ihn dasParadies der Fische" erwartet:

Die ersten Kncgsphotographcn. Die wenigsten von denen.

die heutzutage das KrieMzefchehen in den Wochenschauen oder an Hand der Bilder in den Zeitungen und Zeitschriften ver­folgen, wissen, daß der erste deutsche Kriegsphotograph August Kämpf, der Pater der bekannten Maler Arthur und Eugen Kampf, war. Er betrieb in Aachen ein Photoatelier. Als der .Krieg 1870 71 ausbrnch, erhielt er den Auftrag, Aufnahmen auf chen Kriegsschauplätzen zu machen. Mit einer für heutige iVerhältnisse riesengroßen Kamera, einem hohen Gestell und ^ dem üblichen Gepäck auf dem Rücken, zog er los, um das ! Kriegsgeschehen auf der Platte festznhalten. Er war nickt ! Soldat, sondern Zivilist und trug am Arm eine Binde des > Roten Kreuzes. Kampf war jedoch nicht der erste Kriegsphoto- ! graph. Wir begegnen einem solchen Mann bereits bei der ! Belagerung von Sewastopol durch die Engländer, Franzosen ! und Türken im Jahre 1854. In Anbetracht des Sensations- Hungers, der von jeher in Amerika geherrscht hat, Wird es nicht wunder nehmen, daß dieser Herr ein Nankee war. Er hieß James Robertson. Er baute seine Kamera wie eine Kanone auf, denn bei dem damaligen Stand der Phototechnik war cS nicht immer leicht, Aufnahmen zu machen. Man brauchte Sonnenschein und hatte sehr lange Belichtnngszeiten nötig.

Großmutter mit 32 Jahren. Die älteste und jüngste Groß­mutter erfreuen sich ans dem natürlichen Interesse, das der Mensch den Dingen der Familie entgegcnbringt, immer be­sondere Beachtung in einem Lande. Ju Frankreich ist es nun eine 32jährige Frau, die seit einigen Tagen als jüngste Groß­mutter des Landes gilt. Sie hatte schon mit 15 Jahren, wie cs nach französischem Recht erlaubt ist, geheiratet und ein Jahr später einem kleinen Knaben das Leben gegeben. Nach dem frühzeitigen Tode ihres Mannes war sie in ein Kloster eingetreten. Ihr Sohn aber hat das Beispiel der Mutter nachgeahmt und ebenfalls an der jüngsten in Franko sich für einen Mann erlaubten Grenze, nämlich mit 16 Jahren, ge­heiratet, und zwar ein gleichaltriges Mädchen. Ans dieser inngen Ehe ist jetzt ein Kind hervorgegangen, das der 32- Jährigen zu dem Ehrentitel Großmutter verhalf.

b^srbmUbS«, 7. 8ept. 1943

Ueberaus schwer Irak uns die nock unsagbare scbmerrl. diaeb- ricbt, dak unser lieber, guter und koitrwngsvoiler 8obn, kruder und diekks

Xditneiis««»

UiMi LekHM«

Uttr. KV«.

in einem Orenadier-Psgiment, Träger des Oll II, des panrervernicbtungsabreicbens u - des Verwundetenabreictiens

am 10. August >943 im Osten im diükenden /Hier von 201, fahren gefallen ist. Or gab sein junges beben für seine geliebte Heimat. Wer unseren Willi Kannte, weck was wir ver loren baden.

In tietslem betd:

Oie Ottern V9ill»«lm LsküNI« und brau tlssis, ged. König.

Oer kruder LsbiSM«, Okkr. r. 2t.

im Oelde mit Mgekörigen.

Lrkmonn, den 8. 8eptemder 1943

Unerwartet rasch im Mer von 64 sabren verschied nach knrrer Krankheit unsere treu­besorgte diutter, Orokmutter und 8cbwieger- mutter

krsu krivüvMv kvrr Uwe.

In lieier Trauer:

Oie Kinder: 1V»b«lm Xoksr und krau Kerls, geb. Herr mit Kindern, Lonweiler.

krlts Xsppler u. Orau kriscks, geb, Herr mit Kind, Oräkenbansen.

XsrI kegslmsnn und Orau kvs», geb.

Herr mit Kindern, Lonweiler. vor ktlegesobn X»rl Sscker und alle Unverwandten.

keerdigung Oreitag nachmittag 3 Ohr.

Vttlrüdsck, 8. 8ept. >943

Unsere liebe Oante, 8cbwägerin und Pflege­mutter ^

krau» LiW Uwe.

g«l». ksussi

wurde von ibrem schweren beiden im Mer von naberu 78 sakren erlöst.

kl« trouornck«» Mnt«rl»llsl»ss»s.

keerdigung Oreitag nackm. 2 Ohr, Wald- kriedkok. Trsuertiaus kauswiesenstr. 9.

klrk«nks>ck, den 8. 8eptembsr >943

dkacti längerem beiden ist heute morgen meine liebe Orau, unsere kerrsnsguts Mutter, 8cbwiegermutter, Orokmutter, 8cbwägerin und Tante

Vester

s«»,. kr»

im Mer von 68 sabren von uns gegangen, ln tiekem beid:

Oer Latte ernst Vest«r. «Mb. Vollmer und Orau XIsrs, geb. Vester. lVitbelm k»»«ltt«r und Orau ib^riis, geb. Vester. krilts k«I»rbI3g«r r. 2t. im Oelde und Orau l.uir«, geb. Vester. Xldsrt Vssior, r. 2t. im Oelde und Orau lS«ck»viIg, geb. 8ckwemmle. Lruu-n Megsingsr, r. 21. im Oelde und Orau kmllls, ged. Vester nebst Onkelkinder und Unverwandte.

keerdigung kamstag den II. 8eptember, nachmittags 3 Oiir.

Bei Abfassung des Wortlautes für Todesanzeigen bitten wir, den beschränkten Raum zu berücksichtigen.

Stadt Wttdbad.

Die Ausgabe der für die 54. Znteilungsperiode vom 20. Eeptbr. bis 17. Oktober 1943 geltenden

Lebensmittellarten

>lgt am Freitag den 10. Septbr. IS43 im Sitzungssaal des Rat­zes und zwar:

X L von 8 s Uikr,

OZ von 8 11 vlkr,

Xa von 11 12 UXr,

k8 von 14IS VXr,

7 e von 18-17 Ubr.

Verbraucher haben die Bestellscheine 54 in der Woche vom 13.18. September 1943 bei den Verteilern abzugeben.

Ausgabe der Lebensmittelkarte« für Kurgäste Dienstag den 14. Sevt. 1943 von 1v12 «. 18-17 'll,r (Zimmer Nr. 4 Nathans >. Stock).

Wildbad, den 9. Sevt. 1943. Der Bürgermeister.

«U5 den Zelkenwerken von

reinigt stark versckmutrle Ke ruiswörcke. Ollt wenig Olamo über Hackt elnwelcksn und an­dern log» aur heißer Olamo- i-auge kersuiwasckcn. Damit sparen 5lc Varckputver und ge wlnnen 2elt.

abends ' ,9 Uhr (M'.'.l Rennbachbrauerei Wildbad.

Wer nit kütt ts et selver schuld. Ihr könnet uch Komma ohne Hut, öover nit ohne Humor. Auskunft: Ruf 428 Wttdbad.

MeinläriderirEen:

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