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1. September.
Am «llaemeinen mttziidcnken ist immer nötig, mitzulchwatzen aber ,Hch». Gottfried Keller.
1842: Der Nordpolsahrer Julius v. Payer gcb. - iW4- Der Tondichter Engelbert Huinperdinck geb. — 1870: Schlacht bei Sedan. 1878. Der General der Ffteger Leonhard Kaupilch geb. - ^ ^
Hans Zöberlein geb - 1916 <bis 30 S-Ptcmbcr>: Septeinbersch acht in k-n Karpaten. - 1923: „Deutscher T-g"'n Nnrnb rg Gründung des „Deutlchen Kanipfbnndes" «NSDAP.. „Bund Oberland und „Reich-- slagge">. - UM: Rücklehr Danzigs in das Deutsche Reich. - Dei ^ükrei knndiat iin Reickistaa den Beg NN der milltarischdn Gegenmab Nm7n geg°n"P°ien an^^ des Eisernen Kreuzes. - Mobil
mach»,ig in England.
Sonn: A 6.89. U. 1951: Mond: A 7.34. N 20.43 Uhr.
Die FamMe als seelischer Kxaftquell
Die Kr:egsvcrhältnisse habe» es "bedingt, daß heule zahl reiche Familien anseinandergerissen ivurden. Während die Männer an der Front dein Vaterlande dienen, arbeiten die- Frauen in der Heimat in zahlreichen Berufen, zum großen Teil zur Erfüllung kriegswichtiger Belange. Vom Elternhause fern, weilen die Kinder in Lagern und Schulgcmeinschaften. Da ist es nicht ganz leicht, ungeachtet einer so weitgehenden räumlichen Trennung den Zusammenhalt der Familie zu wahren. Andererseits aber ist gerade durch diese räumliche Trennung über längere Zeitdauer der wirkliche Wert des Familienlebens besonders deutlich in Erscheinung getreten Auch hier war der Krieg der große Lehrmeister, der die Menschen zum Wesentlichen und Wertvollen zurücksührte. Was fest begründet und innerlich verbunden ist, wird durch die Nöte de- Krieges nur noch fester züsammengehalten. So kann man du erfreuliche Feststellung machen, daß durch die Kriegsansorde rungen das seelische Zusammengehörigkeitsgefühl in der Ge samtheit der deutschen Familie gewachsen ist. Angesichts einer zeitweilig oft längeren Trennung freut man sich um so mehr der glücklichen Stunden des Zusammenseins, gerade, weil es meist nur von verhältnismäßig kurzer Dauer sein kann. Staat und Partei haben durch zahlreiche Verordnungen und sozialpolitische Maßnahmen ungeachtet der Kriegsschwierigkeiten dafür gesorgt, daß die Faniiliengemeinschast so weitgehend wie nur möglich gefördert wird. Äuch die deutschen Frauen sehen sich offensichtlich mit aller Kraft in ähnlichem Sinne sür die Erhaltung und Stärkung der Fam-iliengemeinschaft ein. Denn sic fühlen zutiefst gerade in dem Ernst der Kriegszeit, daß hier ihre eigentliche Lebensaufgabe begründet ist. Mag kommen was da will, immer wird die Familie der Ausgangspunkt bleiben. dem sich alle Glieder fest verbunden fühlen und zu dem sie alle zur gegebenen Zeit znrückfinden werden. Jeder fühft heute mehr denn je den festen Halt, den er in seiner Familie besitzt, und er wird dadurch um so sicherer und um vieles leichter den Anforderungen und Nöten der gegenwärtigen Zeitläufte sich anzupassen wissen.
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Fliegergeschädigt« bevorzugt mit Haushaltswaren beliefert. Die: Reichsstelle sür technische Erzeugnisse hat ein» Anordnung über die Versorgung der fliegergeschädigten Bevölkerung mit Haushaltswaren, Oefen. Herden, Kochherden nnd sonstigem Gerät aus Eisen oder Metall erlassen. Die Fliegergeschädigten erhalten danach ihre Bezugsanweisunge» sür bezugscheinpflichtige Erzeugnisse aus Eisen und Metall mit dem roten Aufdruck „Fl." gekennzeichnet. Fl.-Bezugsrechte sind vom Handel und von den Herstellern unter Zurückstellung anderer laufender und bestätigter Bestellungen zu beliefern, soweit Vorräte — gleichgültig für welchen Zweck — überhaupt vorhanden stno. Eine Ausnahme bilden lediglich Mieaersaiiimel- und RcichLstellciikaqer. die Waren nur auf Weisung der Reichsstelle für technische Erzeugnisse abgebcn dürfen. Eine entsprechende Belieferung des Handels mit Vorrang für Fliegergeschädigte ist gleichfalls geregelt. Die Anordnung tritt am 1 September 1943 in Kraft. Sie gilt sür das gesamte Gebiet des Großdentschen Reiches einschl. der ein- gealiederten Ostgebiete.
Bezugscheinpflicht sür Teppiche, Brücken und Läufer. Der Reichs- beaustragte sür Kleidung und verwandte Gebiete hat mit Zustimmung des Reichswirtschaftsministers eine Anordnung erlassen, wonach im Interesse einer gerechten Verteilung auch dieser Mangelware von nun an Teppiche, Brucken, Läufer, Vorleger sowie sonstiger Fichbodcnbelag einschließlich Meterware zu den bezugsbeschränkten Spinnstoffen gehört. Sie sind also jetzt nur noch gegen Bezugschein erhältlich. Die Anordnung ist im Neichsanzeiger vom 23. August 1943 verkünd^ worden und am Tage nach der Verkündung in Kraft getreten. Die Einbeziehung in die Bezugscheinpflicht gestattet eine dem Bedürfnis entsprechende Verteilung, wobei auf die Fliegergeschädigten besonders Rücksicht genommen " werden wird.
Bevorzugte Herstellung von Ausweisbildern. Das Photographen^ Handwerk ist von seinem Reichsinnungsmeister verpflichtet worden, in allen für Bildnisaufnkihmen eingerichteten Betrieben an den Aufnahmc- tagen Aufnahmen für Auswcisbilder zu machen und die Bilder spätestens nach drei Wochen zu liefern ibei nachweisbarer dienstlicher Dringlichkeit spätestens nach einer Woche). Solche Aufnahmen sollen auch ohne vorherige Anmeldung gemacht werde», es' sei denn, daß der Kunde erst kurz vor Geschästsschlttß kommt nnd mit Rücksicht auf die wartenden Kunden schwerlich am gleiche» Tage noch bedient werden kann. So soll das Photoqraphenhandwerk nach beste» Kräften die kriegswichtige Verwaltungsarbeit unterstützen und besonders für Wehrmachtzwecke in kürzester Zeit die notwendigen Ausweisbildcr zur Verfügung stellen.
— September - Scheiding. „Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder, und der- Herbst beginnst Rote Blätter sollen, graue Nebel wallen, kühler geht der Wind", so deklamiert der Schulbub, sein Seplemberliedchcn, ,und plötzlich werden wir innc: Ja es geht bergab. Der Tagbogen der Sonne wird immer kleiner. Die Schatten weiden langer Aus Sommersglul wird herbstliche Kühle. Aber wenn auch die BIun rnprachl des Sommers vorübrr ist, mit Farben spart der September nicht, schon färbt dos Laub sich bunst und in den Dahlien und Astern verglühen die Foiben cines Sonncnjohrs. Die liederfrohen Sänger in Gnrien nnd Waid sind stumm geworden oder Hatzen »ns schon verlassen. Der Mensch trägt Vorräte ein für den Winter. Schon wird »eite Saat für das nächste Zain dem Boden vertrant, noä' ehe Erwedank das alte Erntejahr beendete. Denn noch ist Ernte. Die Aepse! lochen vom Brunn. Es gibt Pflaumen und Birnen. Das Kartoffelkraut ist dürr geworden, und die. kostbaren Knollen wollen geborgen sei». Die Hausfrau süllt die Gläser, und der Großvater sieht noch dem Ose», ob. er auch in Ordnung ist . . ja, ja, er jührt schon seinen Namen mit Recht, der Echeidemonnt, so unrecht er sich auch im fremden Namen September als siebenter Monat bezeichnet.
Engclsbrand, 31. August. Die Ausnahme der Schulneulinge gestaltete sich recht feierlich. Sie begann mit der Flaggenhissung vor dem Echulhause. Die dann in ihren Klassenraum cinziehendc» ABC- Schützen wurden von den Kindern der Unterklasse mit fröhlichem Gesang begrüßt. Hieraus hielt der Schulleiter, Herr Hauptlehrer Maier, eine Ansprache, in der er sich in der Hauptsache an die Mütter wandte und sie bat, ihre Kinder ruhig der Schule anzuvertrauen, die sie zu tüchtigen Menschen erziehe», die ihren Platz im Leben aussüllen würde». In Gedicht und Gesang, Vorträgen der Unterklasse, die olle unter dem Motto: „Der deutsche Wald" standen, legten die Aussiihrenden Probe» erstaunlicher Intelligenz ab. Zum Schlüsse sprach Herr Maier noch über die Beziehungen zwischen Schule und Haus. Nachdrücklich bat er alle Mütter, dafür zu sorgen, daß die Kinder abends zeitig zu Bett gingen und morgens nach warmem Frühstück pünktlich zum Unterricht erscheinen, denn nur dann könnten sie dein Unterricht mit der rechten Aufmerksamkeit folgen. Ehe sich die Kinder dem Spiel widmeten, müßten die Hausaufgaben erledigt sein. Wer die Lehrkräfte zu sprechen wünsche,, komme, um Störungen des Unterrichts zu vermeiden, am besten außerhalb der Schulzeit.
Heilbronn, 36. August. <Die Trauben reifen rasch heran). An allen Kammerzcn der Stadt sind nun reife Trauben zu sehen. Auch in den Weinbergen verfärben sich schon die Portugieser.
Bruchsal, 3». August. (Kind verbrüht). Das dreijährige Töchterche» des Alois Lehn siel rücklings in ein Gefäß heißen Wassers und verbrühte sich derart, daß an seinem Aufkom» en gezweifelt wird.
Münchingen Hft. Leonberg, 29. August. (Vom Treibriemen ersatzt)- Während des Dreschens wurde Dreschmaschinenbesitzer Eugen Berner vom Treibriemen erfaßt »nd so schwer verletzt, daß eine sofortige Ueberführung ins Krankenhaus notwendig wurde.
Dettingen Kr. Nürtingen, 29. August. (Schafherde vom Zug überfahren). Zwischen Dettingen und Kirchheim wurde dieser Tage von einem aus Oberlenningen kommenden Zug eine ousgebrochcne Schas- cherde überfahren. 49 Schafe wurden sofort getötet, 11 mußten notge- schlachtet werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit Hot der Wind einen in der Nähe befindlichen Pferch - uwo-l-os. so daß die Schafe ausbrechen konnten.
tzeidenhetm. 29. August. (B:.>...,„oe Siraße). Als Arbeiter mit dem Ausbessern der Turnstraße beschäftigt waren, zerplatzte ein Teerfaß, dessen Inhalt-sich aus die Straße ergoß. Dabei.geriet die Leermasse »nt dem Feuer in Berührung, so daß in kurzer Zeit die ganze Straße in Flammen Hand. Die Fcuerivehr konnte, ehe größerer Schaden entstand, mittels Schaumlöscher das Feuer rasch bekämpfen.
Zwei Knaben ertrunken
Kempten, 30. August. Ein schwerer Unfall, bei dem zwei Knaben ihr Leben einbllßten, ereignete sich an, Freitag Lsochmittag in der Iller. Oberhalb der Eisenbahn — Umgehungsbrücke in Kempten vergnügten sich die Jungen in dem Fluß, in dem sie von Stein zu Stein sprangen. Dabei gerieten sie ivohi im Flußbett in eine Untiefe. Eie riefen plötzlich um Hilfe, »ian tauchte auch nach ihnen,- aber bis sie geborgen werden konnten,, verging doch so viel Zeit, daß alle Wiederbelebungsversuche an Ort und Stelle und im Krankenhaus vergeblich blieben. Es handelt sich um die acht und nenn Jahre alten Jungen Gerhard Reifs und Karl Graf aus Kempten.
Kursaal-Lrchtsptele Herrenalb Donnerstag, 2. September: „Der Vetter aus Dingsda"
Die erfolgreiche Operette von Eduard Kllnneke, die in den letzten Fahren über fast alle Operettenbühncn des Reichs ging und deren einschmeichelnde» Melodien, besonders: „Ich bin nur ein ärmer Wanders- gefell" man sehr oft im Rundfunk hören kann, erscheint wieder im Film nnd bereitet so allen, die noch nicht Gelegenheit hatten, diese entzückende Operette zu sehen und zu hören zwei vergnügte Stunden. Fm Vorprogramm: Kulturfilm und Deutsche Wochenschau.
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Menschen im Dunkel
Roman von Maria Fuchs
Urhebsrrechtsschptz Verlag A. S ch w r n g s n st e i n. München
22. Fortsetzung Nachdruck verboten
Gottfried lächelt. Als war ihm sein Stern begegnet oder als hält er die Perle gesehen, von der der Siegwein einmal gesprochen hat.
Leicht ist ihm heut und schön wird es werden, wenn erst einmal die Annemarie ihre dumm« Scheu ein bißchen ablegt. Nie mehr gibt sie ihm Gelegenheit, ein paar ungestörte Wörtlein allein zu reden. Am Abend ist sie selten daheim. Und wenn er nebenbei fragt, lächelt die Widmoserin eigen dazu, geheimnisvoll stolz.
So vergräbt er sich wieder mehr und mehr in seine Bücher. D^..Afch"ungstür ist halb ofsen und dl« Widmoserin empfängt ihn glücklich. Im Zimmer hört er die Stimme Annemaries, ihr Lachen und zwischendurch eine fremde Männerstimme.
Die Mutter kann die Neuigkeit nimmer meistern. „Darf ich An»L,dI »'« DI-
„Die — Annemarie?"
- »3a- Postbeamten, dem Weigand. Line gute Partie!
Ich sag Ihnen. Herr Thalhuber, mir fallt ein Stein vom Herzen! Ich bin schon alt, da zählt man di« Tage. Na ja, sie ist ja ^ein anderes Madel, wie geschaffen zum Gernhaben für einen Mann", jetzt sie einfältig hinzu. .
.Gottfried hat sich kaum in der Gewalt. Wie ein Trunkener 'tastet er sich in sein Zimmer.
--Ist Ihnen nicht gut?" fragt sie teilnahmsvoll. „Warten Sie, tS bring Ihnen gleich ein Stamperle Magenbitter. Der brinat Sr« schon wieder ins Gleichgewicht."
»Danke nein, Frau Widmoser. Ich brauche jetzt nichts als Ruhe. Und für heut abend müssen Sie mich entschuldigen: ich leg mich gleich nieder." » - -
Beim Hinausgehen dreht sie sich noch einmal um und sagt: «Wenn Sw was brauchen sollten, »inen Tee oder sonst was, rufen Di» m:cb nur. Gute Beüerung!"
mutterseelenallein. Trotz seiner hell-
Ec steht unbeweglich flammigen Liebe.
Denn diese Liebe brennt all :».-..
Deshalb ist sie ihm ausgewichen, war sie nie mehr da sür ihn? Deshalb hat er vergebens auf ihren leichren Schritt gewartet.
Er preßt die Hände an die Stirne, denn er muß fühlen, ob das er ist. Aber was er fühlt sind nur die Schwielen an seinen Fingern. Die reden deutlicher als alles andere.-
Was hat er denn nur? Jemanden verloren! Einen Menschen, den er über alles lieb gehabt hat.
Die Mutter hat ihm das Schicksal auch genonnnen. Den Rüdiger, seinen besten Kameraden, mußt« er. sich selbst bezwingend, gehen heißen.
Aber der Glaube au sie blühte weiter und die Erinnerung war ein Land ohne Grenzen. !
Jetzt ist es anders. , >
Falsch ist die Welt und erlogen!
Der Siegwein hat recht gehabt. Flittergold, das unecht war, hat ihn getäuscht.
Er ist in dieser Stunde das Kind seiner Mutter,, das an verratene erste Lieb« nicht glauben kann.
Die ganze lange Nacht liegt er wach. Sein Sehnen geht von einem Winkel zum andern. Er hört die Worte, die ihr Mund gesprochen hat. spürt die Lippen, di« küßten und logen.
'Er hat di« Flamme gehütet wie ein Opferlicht. Sie hat sie einem anderen zngetragen.
Kühl bläst der Wind durchs offen« Fenster.
Draußen mait es.
- Nur der Gottfried geht mit erstarrtem Herzen durch saatenloses Land.
Oft flackert nun in seinem Auge «in erwachtes Mißtrauen, eine ungerechte Kühlheit gegen die Mitmenschen. Die läßt ihn manches vergessen, was er einmal streng behütet hat.
Es war ihm gleichgültig, als er eines Tages eine klein« Fabriklerin um einen schönen, kurzen Traum betrog, nur um Vergessen zu finden. Er sah in ihr kein« Zenzi Thalhuber mehr, nur eine Annemarie Widmoser. Was sie gab, das nahm er. Ihre scheue Zärtlichkeit schien ihm nur Maske, hinter der das wahre Gefühl schlummerte. Als er sie einmal ein bißchen hart anfuhr, weinte sie still in sich hinein. Da riß er ernüchtert die Augen auf. Und er sah durch den dunklen Abend ein Mädchen schreiten, das di-e Züge seiner Mutter trug.
Seither geht «r der Hella Fi ick aus dem Weg«, um sich allem wtaderrufjnde«.
Neuzeitliche Hofplanung
Erur,-regeln sür das Bauen aus dem Laude „Im Rahmen der Maßnahmen zur Gesundung und F gung des deutschen Bauerntums kömmt dem landwirtschaftliche,: Bauwesen eine besondere Bedeutung zu." Mit diesem Satz leitete der Reichsernährungsminister einen Erlaß ein, in dem er — bereits im Jahre 1940 — die baulichen Grundsätze sür die Neugestaltung der Höse bekannt gab. Nach diesem und einem weiteren Erlaß zum gleichen Gegenstand sollen alle Neu- und Um- ' bauten den gesteigerten Ansorderungen entsprechen, die jetzt und künftig an die Leistungen der Landwirtschaft gestellt werden. Die Betriebstüchtigkeit der Höse wird also Ausgangspunkt sür alle Ueberlegnngen der Planung und alle Einzelheiten der Bauausführung sein. Diese Betonung des Zweckmähigkeitsgesichtspunktes bedeutet jedoch keine Preisgabe d:r Forderung, schön und zweckvoll zugleich zu bauen. Die Grundsätze des Erlasses beziehen sich vielmehr aus di«, Neuausrichtung sowie auf die Wiedergesundung des dörflichen Bauwesens; beides müsse, heißt es, seinen Niederschlag finden in einer zweckoollen, landschastsgebun- denen bäuerlichen Grundhaltung der Höse und Dörfer.
Die damit aufgestellte zweifache Forderung an das ländliche Bauwesen der Zukunst bekräftigt Wilhelm Grebe in seinem groß angelegten „Handbuch für das Bauen aus dem Lande" mit der Feststellung: „Auf keinem anderen Gebiet des Bauens ergänzen Zweck und Schönheit einander so gut wie im ländlichen Bauwesen." Der Zweckmäßigkeit kann bei der Planung der Vorrang gegeben werden, ohne daß die baukulturelle Seite zu kurz käme. Unsere alten, guten Bauernhöfe, di« wir als eindrucksvolle Zeugen einer einst hochstehenden bäuerlichen Baukultur landauf und landab bewundern, sind aus der Grundlage der hoswirtschastlichen Erfordernisse, also vom Zweck aus, erbaut. Sie sind lebendige Beweise für die Möglichkeit der Einheit von Zweck und Schonheft, nur muh die Synthese heute, nachdem andere betriebswirtschaftlich« Anforderungen an die ländlichen Baulichkeiten an die Stelle der einstmals geltenden getreten sind, auf höherer Ebene neu ge- sunden werden. ^
Ein großer Teil der Verluste an Nahrungsgütern ist aus Bausehler zurückzuführen, deren Beseitigung einen wesentlichen Beitrag zur Mehrerzeugung bedeuten würde. Dies ist ein Ziel, für - das die Bauleute ihr Können und Wissen einsetzen müssen. Cm« andere wichtige, wohl die entscheidende Aufgabe ist die richftge Zueinanderordnung der einzelnen Gebäude, Gebäudeteile und Räume. Sie muß so angelegt sein, daß die Wege von und zu den Arbeitsplätzen, den Stallungen und Lagerräumen kurz, be- quem und möglichst wettergeschützt sind, damit Kraft und Zeft gespart werden und eine gute Uebersicht gegeben ist. Glucknche bauliche Lösungen verbinden sich hier mit den tecknischen Hftfs- Mitteln zu einem gemeinsamen Zweck, dem der Arbeitserleichterung. Für Familienbetriebe gilt der Grundsatz, moglrchst mele Teile der Haus- und Hoswirtschast unter einem Dach zusammen- zusassen. Unsere Vorfahren haben diese Forderung restlos und zum Teil vorbildlich ersüllt, und wenn sie auch unter den betnebs- wirtschastlichen Bedingungen unserer Tage nicht als zwmgend gelten kann, so besteht sie doch als Leitgedanke weiterhin zu recht. Gliedern wir die Gebäude zu sehr auf, dann kommt Unruhe m den Ablauf der Haus- und HoscwÄeit. während es anderntefts gar keine bessere Möglichkeit gibtz der Bäuerin die Hausarbeft u erleichtern, als durch eine wegverkürzende Zueinankterordnung >r Slift-ntbalts- und Arbeitsräum«. Einen wertvollen Anhaltspunkt sür die Gestaltung von Hos und Haus gibt die Bauernarbeit selbst. Sie geschieht zu ebener Erde; dieser ist der Landmann geradezu verhaftet. Darum sollen die Räume, in denen sich die Tagssarbeit aus dem Bauernhof abspielt, auf gleiche Ebene nebeneinander liegen, nicht übereinander. Das breitgelagerte eingeschossige Bauernhaus mit entsprechend hohem — und natürlich zweckmäßig ausgenutztem — Dach fügt sich auch stets vorteilhafter als ein schmaler Bau in die Landwirtschaft ein. Aus dieser ästhetischen Erwägung wie aus vielerlei praktischen Gesichtspunkten folgt zugleich, daß das Steildach, zeitweise durch die Flachdachmodslle verdrängt, wieder in seine vollen Rechte als einzig mögliche Bauform auf dem Lande eingesetzt werden muh.
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Eine Unzahl von Pflanzen haben bei uns Heimatrecht erworben, die aus fernsten Erdteilen stammen: das tränende Herz des Bauerngariens stammt aus Japan, Mais, Tabak und Kartoffeln aus Nordamerika oder aus der Trockensteppe des mittleren und südlichen Amerikas, woher auch die mit Recht so belebte Dahlie kommt. Tulpen und Flieder haben ihre Urheimat m Vorderasien und Persien. In den letzten Jahrzehnten ist die Goldrute ebenfalls aus Nordamerika — zugewandert, di» man jetzt vie! in rauhen Mengen an Schuttabladeplätzen oder sogar an Bahndämmen findet. Eine heimische Art war als sogenannter Steingünsel. Naturhsilkraut oder Sankt-Peters-Stab allerdings seit jeher bei uns in trockenen Wäldern heimisch. Die pch letzt so verbreitenden amerikanischen Arten, an sich beliebte Gartenzicrpfianzen, sind aber ohne weiteres durch ihren viel hoher::> Wuchs kenntlich, bilden eine wertvolle Bienennähr-' Pflanze)- ersticken aber Ltorbweidenpflanzungen und heißen darum auch „Weideftiod".
War es wirklich nur deshalb? Oder tropft« die Scham in dieses Vergessen-wollen, als ihm dabei der Rüdiger und seine Schwester begegneten?
„Servus, Gottfriedl" hotte er gegrüßt. Er zog di« Mütze, hast» trotzig, halb verlegen. „Guten Abend!" Aber er brachte den Blick nimmer los, mit dem sie ihn beide angeschaut hatten.
Und gegen seinen Willen sah er von der Hella weg den beiden anderen nach.
Ein Sehnen wuchs groß und riß die Dunkelheit auf, in der er stand.
Was suchte er eigentlich in Hella Fink?
Nichts, als Vergessen.
Und sie? — Sie suchte sein Herz, sein« Liebe!
Er schirmte sich seiner Selbstsucht. Denn ihre Gefühle waren echt und ties, das merkte er nun. Sie hält ihm das Glück treuer gehütet als das Widmosennädel.
Aber daß er den Trennungsstrich unter die Hella Fink setzte, daran waren auch ein bißchen die Blicke schuld, mit ocnen ihn die Benderischen Geschwister angeschaut hatten.
Ald wollten sie sagen: So arm bist du geworden, Gottfried?
XI.
Regenschauer schlagen an die Fenster und der Wind heult dazwischen. Ein Wetter, an dem wieder die Kranken aus dem feuchten Boden wachsen, dentt sich der Siegwein. Er hat sich im Aerzteblatt einige wichtige Stellen notiert, als es draußen läutet.
Wer bei diesem Hundewetter nach ihm ruft, braucht seine Hilfe wohl dringend.
Erstaunt horcht er auf die ihm wohlbekannte Stimme. Wahrhaftig, das ist dem Gottfried leine!
„Guten Abend, Herr Doktor!"
„Menschenskind, du? Ja, was führt denn dich heut zu mir? Bist wohl nicht krank?"
Er schaut fahl aus, der Junge, nnd di« Augen haben fiebrigen Glanz.
Was zwischen ihnen lag, scheint jeder von ihnen vergessen zu haben. Der Siegwein tut wenigstens nicht im geringsten fremd und holperig.
„Entschuldigen Sie, Herr Doktor, daß ich noch am späten Abend komm. Aber ich war schon einmal hier und Hab Sie nicht treffen können."
„So, davon hat mir mein Hausgeist gar nichts gesagt", knurrt „Aber komm doch näher, Gottfried, und mach dirs bequem."
Fortsetzung folgt
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