Smze Regimenter brachen W Baben
Li« ersten Stunden der neuen Schlacht am Ladogasee Erfolgreich« P-mzerkSmpfe am Mus — Anhaltend starker Verschleiß der feindlichen OffensivkrSfte
In der großen Schlacht an der Ostfront versuchten dis Sowjets in den letzten Tagen, dem starken Verschleiß ihrer Krüste dadurch entaegenzuwirken, daß sie die Angriffs nicht immer von allen Waffengattungen gemeinsam tragen ließen, sondern das Sckwergewicht bald mehr auf die Infanterie oder die Panzer oder auf dis Artillerie verlegten, Dem dritten diesjährigen Ringen südlich des Ladogasees zum Beispiel gab der Feind daher betont den Charakter eines schweren Artilleriekampfes, lieber 38 0 Batterien aller Kaliber hatten die Bolschewisten zusammengezogen, deren Trommelfeuer am 22. 7. Punkt 3 Uhr morgens begann. Da die Angriffsabsichten der Sowjets aber rechtzeitig erkannt worden waren, nahm unsere Artillerie sofort den Fsuerkampf auf und beschoß ihrerseits ebenfalls mit tausenden von Granaten die feindlichen Gräben und Bereitstellungsräume. Vier Stunden lang bebte die Erde, zerbrachen di« Kiefern, Fichten und Birken des Sumpfwaldes unter den einschlagenden Granaten und verwandelte sich das Kampfgslände, die beiderseitigen Stillungen wie das Niemandsland, in ein Durcheinander von zerfetzten Baumstämmen und rauchenden Trichtern. Erft als der Feind die deutschen Stellungen für zerschlagen hielt, begann der Jnfan- terieangrisf. In den zermalmten Wäldern warteten aber unsere Grenadiere und Gebirgsjäger aus Ostpreußen, Rheinland, West- falen, Bayern und von der Wasserkante auf den Ansturm der Sowjetschlltzen. Schon in der Bereitstellung hatten die Bolschewisten durch unsere Artillerie schwere Verluste gehabt, jetzt aber gerieten sie noch vor dem Drahtverhau und den Minensperren in das mörderische Sperrfeuer unsere Geschütze und Maschinengewehrs. Ganze Sowjet-Regimenter brachen zu Boden, obwohl der Feind, als dsr Angriff ins Rollen kam, sein Artilleriefeuer auf die Stellungen unserer schweren Waffen konzentrierte. Nur an einigen Stellen kam es zum harten Kampf Mann gegen Mann. Seit drei Tagen ist dar Trommeln dsr feindlichen Artillerie nicht schwächer geworden. Doch trotz des pausenlosen, nervenaufreibenden Feuers fanden Grenadiere und Gebirgsjäger immer wieder die Kraft zu erbitterten Nahkämpfen und erfolgreichen Gegenstößen. Durch ihr« unerschütterlich« Haltung gewannen st« immer wieder di« Overhand gegenüber den ansturmenden feindlichen Massen.
Im Gegensatz zu der entscheidend von der Artillerie getragenen Schlacht südlich des Ladogasees stehen die Abwshrrräfte am Mius. Schon di« hohen Panzerabfchutzzahlen weisen darauf hin, daß hier der Feind den Durchbruch durch massierten Einsatz seiner Panzer-Brigaden zu erzwingen suchte. So wurden in -den ersten vier Tagen an der Mins-Front 261 Gowjetpanzer abgefchosssn, an den beiden folgenden Tagen gelang es unter anderem zwei eingsbrochsne Panzsrkeile von je SO Panzern bis auf geringe Reste zu vernichten, und »in« im Brennpunkt der Kämpfe stehende rheinisch-westfälisch« Grenadier-Division konnte in sechs Tagen allein sogar 206 feindliche Panzerkampfwagen zur Strecke bringen.
Im Orel-Bogen wechselten dis Sowjets dagegen mit den bevorzugt angesetzten Waffengattungen mb. Nachdem in den ersten Tagen Dutzende von Panzer-Brigaden aufgerieben worden waren, setzten sie später Jnsanterismassen ein. Als di« Schützen-Divisionen ebenfalls auf Bruchteile ihrer ursprünglichen Stärke zusammsn- gsschmolzen waren, führte der Feind seine aus operativen Reserven genommenen Infanterie- und Panzerkriifts wieder kombiniert in den Kamvf.
Ein Frontabschnitt, in dem der Feind jedoch immer noch Infanterie, Panzer, Artillerie und Flugzeuge zu gemeinsamen Aktionen zusammensaht, ist der Kuban-Brückenkopf. Kein Trommelfeuer und kein noch so massierter Schlachtfliegersinsatz vermachte aber unsere Grenadiere und Jäger zu erschüttern. Unbeirrbar Prkten sie in ihren Gräbern aus, ihre Maschinengewehre mähten die stürmenden Schützenwellen des Feindes reihenweise nieder, während unsere Artillerie, durch dicht am Gegner stehende Beobachter zu höchster Wirkung gebracht, die feindlichen Batterien niederkämpste und Bereitstellungen zerschlug! Kam der Feind aber mit Panzern, so fand er in unseren Sturmgeschütz«» emen überlegenen Gegner. Die Sowjets versuchten deshalb am 23, und 24, Juli durch fortgesetzte Wiederholung ihrer Angriffe und durch Ueberrastbungsoorstötze an bisher schwächer umkämpsten Abschnitten zum Erfolg zu kommen. Die Hauptstöße richteten sich am 23. 7. gegen den Südostabschnitt'des Kuban- Brückenkopfes. Jedoch brachen alle Vorstöße schon im Vorfeld blutig zusammen. Nicht anders war das Ergebnis der feindlichen Angriffe am Landekopf südlich von N o w o r o ss i j s k, an dem innerhalb von zwölfStunden fünf Angriff« in Regiments stärke abgewehrt wurden, in den Bergen nördlich davon, wo bei Tag und Nacht Trommelseuer mit Infanterievor- stößen wechselte, bei den Höhen westlich Krymskaja, vor den Riegelstellungen südlich des Kuban und an der Landfront zwilchen Kuban und Asowschen Meer. Usberall scheitert« her Feind, Jeder zusammengebrochene Angriff kostete ihm schwerste Verluste und ist ein neuer Aderlaß an seiner Kraft,
Der Schwerpunkt wieder am Sretvage«
2m «Ui»»* der Ostfront dnrch Abnutzung d«r feindlichen Nngriff-kräfte Abschwächung der Kamftätrakeit Alle «rnente« D«rchbruch»v,rs«che des Feinde» gescheitert
Die schwere« Sümpfe an den Fronten zwischen Asowschen Bl «er und Quellaeblst des vonez haben die bolschewistisch«!» Aaariffskräfie so stark mitgenommen, daß sie am Sonntag nur westlich Kuibyschews, am mittleren Donez und im Baum Bjeigorod nur zusammenhanglose örtliche Vorstöße führten. Die Angriffe blieben jedoch meist schon im Sperrfeuer liegen. Unsere Truppen nutzten die Abschwächung der feindlichen Kampfkraft aus, führten trotz des durch Gewitterregens stark aufgeweichten Geländes örtliche Gegenstöße zur Bereinigung des Frontverlaufs und »ahmen davei im Abschnitt Bielgorod ein in den Vortagen verlorengegangenes Waldstück wieder in Besitz.
Eine schlesische Division, die an den jüngsten Angriffen und Abwehrkämpfen im Raum Bielgorod erfolgreich beteiligt war, schoß im Verlauf diessr Kämpfe ihren 2000. Sowjetpanzer seit Beginn des Ostfeldzuges ab. Die höchste Abschußziffer eines Tages erreichte die Division am 21. 7., als sie 93 Feindpanzsr zur Strecke brachte. SS davon wurden von der Divisions-Sturmartillerie vernichtet, wobei die drei erfolgreichsten Geschützbedienungen 12, 8 und 3 Panzsrabschllsse für sich verbuchen konnten. Dis übrigen 88 fielen eigenen Panzern, Pakgeschützen und Nahkampfmitteln zum Opfer. Zehn von dreizehn eingebrochenen Sowjetpanzern evurden von einer Panzergrenadier-Kompanie, die sich zunächst von den feindlichen Kampfwagen überrollen ließ, gesprengt.
Die gleiche Entwicklung wie bei Bjeigorod nahmen die Kämpfe am mittleren Donez. Trotz massierter siebentägiger Infanterie- und Panzerangrifse hat das im Brennpunkt des Abwehr- kampfss stehende Korps seine Stellunaen nicht nur gehalten, sondern erhebliche Teile der feindlichen Ufsensivkräfts vernichtet. An keiner Stelle gelang dem Feind der um jeden Preis erstrebte Durchbruch. Seine Schützendivisionen und Panzerbrigaden verbluteten sich vielmehr am zähen Widerstand unserer durch kein noch so schweres Vernichtungsfeuer zu erschütternden Grenadiere, hie auch hier wieder die Hauptlast des Kampfes getragen haben. Mit Unterstützung durch Panzer, schwere Waffen und Luftwaffenverbände traten sie dem Feind überall wirksam entgegen und vernichteten in sieben Kampftagen 396 Sowjetpanzsr. Weiters rund 140 feindliche Panzer wurden schon in den Bereitstellungsräumen durch schwere Artillerie und Fliegerbomben getroffen und außer Gefecht gesetzt.
Noch höher sind di« feindlichen Verluste der letzten Tage an der Mius-Front, vor allem nordwestlich Kuibyschews. Die gegenwärtige Abschwächung der Kämpf« im Süden des Ostfront ist somit ein sinnfälliger Ausdruck für die Wirksamkeit der deutschen Abwehrtaktik, die den Feind bis zur Erschöpfung Ader
läßt. Die Sowjets verjuchten zwar am Sonntag oie uuaen in ihrer Angriffsfront durch frisch herangeführte Truppen zu schließen, doch waren unsere Kampf- und Sturzkampfflugzeuge auf dem Posten. Sie bombardierten wirksam die anrückenden Reserven und verhinderten so, daß die Einzeloorstöße zu größeren Aktionen zusammenwuchsen.
Im Sampfgebiei von Orel war dagegen kein Nachlassen des feindlichen Druckes zu spüren, obwohl auch hier der auf Ausnutzung -er gegnerischen Kraft gerlchleke Abwehrkampf unserer Truppen zu eindrucksvollen panzerabschußzahlen geführt hat. Nach bisher vorliegenden Teilmeldungen aus der Zeit vom 11. bis 22. 7. vernichkeken die deutschen Infanterie- und Panzerverbände südlich Orel über 800. östlich und nördlich Orel über 1200 Panzer, zu denen noch mehr als 4000 durch Fliegerbomben zerstörte hinzukamen. Insgesamt verloren also die Bolschewisten in zwölf Tagen des Kampfes um Orel weit mehr als 2500 Panzer, von denen ein östlich Orel eingesetztes Korps allein fast 800 außer Gefecht setzte. Anunierbrochen warfen die Bolschewisten jedoch frische Truppen in den Kamps und griffen bald an dieser, bald an jener Stelle von neuem an. um den immer wieder mißglückten Durchbruch doch noch zu erzwingen.
Zu diesem Zweck wiederholten sie auch am Sonntag südlich Orel ihre Vorstöße mit starken Infanteriekräften und etwa hundert Panzern an einem bisher ruhigen Abschnitt. Bis auf einen inzwischen abgeriegelten Einbruch wurden Sie den ganzen Tag über andauernden Angriffe, die dem Feinde erneut SO Panzer kosteten, abgeschlagen. Südöstlich und nördlich Orel scheiterten .ebenfalls alle feindlichen Vorstöße in stundenlang hin- und herwogenden Gefechten, in erbitterten Nahkämpfen und heftigen Gegenstößen. Unsere die Hauptlast des Kampfes tragenden Grenadiere und Panzergrenadier«, die fast ausschließlich infanteristisch eingesetzt sind, wurden von starken Kampf-, Sturzkampf- und Schlachtfliegerverbänden unterstützt, die in rollenden Angriffen feindliche Panzeransammlungen, Batterien und Feldstellungen mit Bomben und Bordwaffen unter Feuer nahmen.
Auch südlich des Ladogasees setzte der Feind seine verlustreichen, doch erfolglosen Infanterie- und Panzerangrifse fort. Unter Vernichtung zweier eingebrochener Kräftegruppen schlugen unsere Grenadiere alle Vorstöße zurück. Sie setzten dabei wieder zahlreiche Panzer außer Gefecht. So stieg die Zahl der I innerhalb vier Tagen südlich des Ladogasees abgeschossenen feind- I lichen Panzerkampfwagen auf 123 an.
Mr wir» EriMrifer »er SS?
Einsatz nur zum Ausgleich der Sräfkebedarfsfpihen — Entlastung der Bäuerinnen
Reichsjugsndführer Armann hat kürzlich in einem Aufruf di« deutsche Jugend ausgefordert, stch wieder an der Einbringung der Ernte zu beteiligen, um dadurch die Bäuerinnen in ihrem schweren Tagewerk entlasten zu helfen. Im Gegensatz zu srüheren Jahren werden bei der diesjährigen Ernte nur bestimmte Jungen- und Mädeljahrgängs zur Erntehilfe der Hitler-Jugend herangezogen, da dsr Kriegsoinsatz der Jugend zur Sicherung der Ernährung des deutschen Volkes in diesem Jahre nur zum Ausgleich der Kräftebsdarssspitzen erfolgen soll.
Die 10- bis 14jährigen Jungen und Mädel können nur örtlich kurzfristig herangezogen werden, die Jugendlichen über vierzehn Jahre darüber hinaus zu einem örtlichen, längeren ununterbrochenen Einsatz, und zwar dis Schüler der höheren und mittleren Schulen, Klassen S, 6, und 8, soweit sie nicht als Luftwaffenhelfer eingesetzt sind, sowie die Schülerinnen der höheren und mittleren Schulen der Klassen S und 6. Mädel dürfen nur in besonderen Fällen eingesetzt werden. Vom Einsatz der Klassen 7 soll im allgemeinen abgesehen werden, da stch in ihnen die zum Wehrdienst heranstehenden Schüler befinden, die den Vorkemester- bzw. Relfeosrmerk erwerben wollen.
Die Erntehelfer der Hitler-Jugend sind für die Dauer ihres Einsatzes in der Allgemeinen Ortskrankenkasse ihres Beschäftigungsortes versichert, ebenso sind sie Mitglieder der Unfallversicherung. Die Arbeitszeit soll bei Jugendlichen unter 14 Jahren nicht mehr als 10 Stunden betragen, um eine Ueberanstrengung und Schädigung zu vermeiden.
Die Erntehelfer der Hitler-Jugend können außer zur Grün- futter-, Heu-, Getreide- und Hacksruchtsrnte zur Weinlese und zu landwirtschaftlichen Pflegearbeiten herangezogen werden. Jugendliche im Alter von 10 bis 12 Jahren sind mit leichteren Arbeiten wie Unkrautjäten, Schädlingsbekämpfung, Ashrenlese, Fallobsteinsammeln, Kartoffelnachlese und -sortieren, Kraut- und Blätter- Zusammenräumen, leichten Forstarbeiten, Hütehilfe, Sammeln von Heilkräutern, Wildsrüchten, Wildgemüse. Bucheckern und Pilzen zu beschäftigen. Die Mädel sollen vor allem in der Küche und im Haushalt, bei der Betreuung dsr Kinder und bei der Kleinvieh- versorguna. bei der Obst- und Gemüieernte und bei Gartenarbeiten
Helsen, um unsere schwer arbeitenden Bäuerinnen für die Feldarbeit zu entlasten.
Belchsappell der schaffenden Iugend 1843 mit Dr. Lsy
In allen deutschen Betrieben war am Montag morgen die schassende Jugend zu einem Reichs appell anaetretsn. Reichs- lester Dr. Ley gab dabei von einem Dresdener Betrieb aus die Marschroute für sie kommenden Monate.
„Wir durchleben", so sagte Dr. Len, „die größte, stolzeste, aber auch härtest« Zeit, die Deutschland je durchgemacht hat. Der Jude hat uns einen Weltkampf in einem bisher einmaligen Ausmaß und in einer srüher nicht gekannten Härte aufgezwungen. Wenn wir auch alles getan haben, um diesen Krieg zu vermeiden, so stehen wir heute doch zu diesem Kampf; denn er soll Deutschlands Zukunft und Freiheit sichern. Wir bekennen, daß dieser Krieg von UNS nicht eher beendet wird, bis das Judentum vernichtet und Deutschlands Freiheit endgültig errungen ist. Auch dis Jugend spürt die Härte dieser Auseinandersetzung. Aber sie durchlebt damit zugleich sine Zeit, um die sie spätere Generationen beneiden werden. Nr seid die junge Gefolgschaft des Führers, Ihr kennt die deutschen Helden unserer Tage, von denen noch kommende Jahrhunderte melden werden. Ihr erlebt eine Zeit der Gemeinschaft, dsr Leistung, dsr Tapferkeit! Ihr habt Euch in dieser Zeit bewährt. In den lusigesährdeten Gebieten hat die Jugend in den Stunden der Terrorangrisfe Heldentaten vollbracht. Was wir heute tun, geschieht für Euch. Dis schassende Jugend beweist, dafür auch weiterhin Tugenden, di« ihr ganzes Leben bestimmen werden. Seid treu in allem, treu Eurer Fahne, Eurer Idee, seid Fanatiker des Glaubens, seid treu dem Führer, dessen Namen ihr tragt."
Nach einem Appell, stets die Pflicht W erfüllen, und fleißig und gewissenhaft in der Arbeit zu sein, schloß Dr. Ley. ,Mir gewinnen diesen Krieg, weil wir jung sind. Die feindliche Welt fällt, sie ist veraltet und verkalkt. Die Zeft arbeitet für uns. Wir haben alle Chancen. Wir sind eine einige Nation. Unter einer Fahne und in einem Glauben marschieren Mann und Frau. Jung
Aas teiilettommanüo
Roman von Willy Harms
dx Lnori L LirtU LomauMllitxsssUivNakr, UUnvUsv
43. Fortsetzung
,Du siehst mich an, Mutter, als wolltest du meine innere Standfestigkeit erproben', meinte Sabine. .Ja, Bine', ent- gegnete ich, sich möchte dir wohl heute noch eine Freude verschaffen. Fühlst du dich stark genug, daß wir heute nachmittag noch einmal zusammen ausgehen?'
.Wenn du keinen Kriegsmarsch mit mir unternehmen willst, wie Jan ihn täglich machen muß —'
.Ich hätte wohl Lust, dich in den Film zu schleppen. Er soll recht gut sein.'
,Wie heißt er denn'?'
Aas-weiß ich nicht. Schwester Martha hat
den Titel nicht genannt oder ich habe ihn wieSdr vergessen. Aber sie hat mir den Besuch auf die Seele gebunden.'
Mutter, du siehst aus, als habest du ein schlechtes Gewissen.'
,Das habe ich auch. Denn im Grunde kann ich es gar nicht mehr verantworten, was ich dir vorschlage. Aber wenn man immer peinlich um jeden Leichtsinn einen Bogen machre, wäre das Leben nur halb so schön.' — Langsam gingen wir über den Spieltordamm. Beim Arsenal sagte ich: .Nun darfst du schon anfangenl' — .Womit?' — Mit dem Freuen!'
Sie suchte herauszubringen, welches Thema der Film behandele, aber ich habe mich hinter Redensarten versteckt. .Du erhältst heute ein Geschenk, wie es nur wenigen Menschen beschieden ist', sagte ich nur. -
,Von dieser Seite kenne ich dich noch gar nicht, Mutter. Du verstehst es meisterhaft, meine Spannung zu steigern. Ein hervorragender Film muß uns ia erwarten. Ich mutmaße, daß er irgendwie etwas mit Jan oder mit der bevorstehenden Geburt zu tun hat.' — .Abwarten!'
Ich weiß heute noch nicht, wie der Film hieß, denn wir Laben nicht einmal seinen Anfang gesehen. Als wir das Kino betraten, fiel mir ein, was Vater wohl zu dem Besuch sagen würde. Hätte er uns die Umkehr befohlen? Nein. Hätte er es getan, wenn in ihm eine Ahnung gewesen wäre wie die nächste Stunde anssehen würde? Nein.
Iin Vorfilm wurde die Dünenküste der Ostsee gezeigt. Der Film mag gut gewesen sein, aber mir fehlt jedes Urteil, denn ich war wie im Fieber, wartete auf die nächsten Minuten. In dem dunklen Raum hatte ich Sabines Hand ergriffen. .Nun kommt die Wochenschau. Ihretwegen sitzen wir hier.'
.Wegen — der — Wochenschau —?' Jäh richtete sie stch auf. Langsam mochte sie ahnen, was sie erwartete.
Der Vormarsch durch Belgien wurde gezeigt, Reste der Forts von Lüttich, Pontonbrücken, die die Pioniere über die Maas geschlagen hatten. Panzertruppen rollten vorbei. Dann kam die Infanterie. Stahlhelm am Koppel, schweißnasses Haar, offene Kragen und fröhliche, lachende Gesichter.
Sabine beugte sich vor. ,Ist — Jan darunter?'
.Ich glaube es nicht, Kind, aber —' ich konnte es nicht mehr zurückhalten — .gleich wirst du ihn sehen!'
Und nun ein Sprung: Die Wochenschau zeigte die Verleihung des Ritterkreuzes an den Unteroffizier Lehnertl Jan, mein Junge, und wenn die Welt zusammengestürzt wäre, Sabine und ich hätten es nicht gemerkt. Mit brennenden Augen haben wir auf die Leinwand gestarrt. Irgendwo in einem sramösischen Städtchen wa? das Regiment in einem offenen Vierecke angetreten. In der Mitte des Platzes stand der Oberst mit dem Regimentsadjutanten.
.Unteroffizier Lehnertl'
Du sprangst aus der Reihe, bliebst drei Schritte vor dem Kommandeur stehen, als wärest Du aus Stein gehauen. Kein Muskel in Deinem Gesicht zuckte.
Ein scharfes Kommando: .Stillgestanden!' Die Majore standen vor ihren Bataillonen, die Hauptleute vor den Kompanien, die übrigen Offiziere neben den Zügen. Jetzt noch höre ich die volle Stimme des Regimentskommandeurs. .Kameraden! Wenn ihr heute hier antreten könnt und verschont geblieben seid von Blei und Granaten, so verdankt ihr das in erster Linie der Tapferkeit eines Mannes, der sich rücksichtslos einsetzte, mit zwei Maschinengewehren eine ganze feindliche Batterie niederhielt, damit das Regiment ohne große Verluste den Angriff sortfetzen konnte. Unteroffizier Lehnert hat durch sein unerschrockenes Handeln entscheidend zum Sieg beigetragen, hat es getan aus eigener Initiative, »st mit seiner Person für euch, seine Kameraden, eingesprungen. Kür diese Tat hat der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht Ihnen, Unteroffizier Lehnert, das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen. Es ist mir eine aroße Freude, Ihnen vor versammeltem Regiment auf er
obertem Boden die hohe Auszeichnung überreichen zu können. Kameraden! Unteroffizier Lehnert, den ich hiermit zum Feldwebel befördere, hat uns ein Vorbild gegeben. Wir geloben, wie er an jeder Stelle unsere Pflicht bis zum Letzten zu tun!'
Jan, jeder Satz hat sich mir eingegraben, wenn auch das Herz tobte. Die Augen schmerzten, aber keinen Blick konnte ich wenden von der Leinwand, als nun der Adjutant dem Kommandeur das Ritterkreuz reichte, der es Dir um den Hals legte. Wie es wohl in diesem Augenblick in Dir ausgesehen hat, Junge! Halb betäubt mußt Du gewesen sein. Ich war es auch. Sabine erst recht. Sie hatte meine Hand gepackt, aber wir fanden keine Zeit zu einem kurzen Wort, denn nun klang wieder die Stimme des Kommandeurs in anserm Ohr. .Das Gewehr — über! Achtung! Präsentiert das — Gewehr!'
.Kommen Sie!' sagte der Oberst zu Dir, und mit Dir schritt er langsam die Front ab. Alle sahen Dich an, folgten Dir mit dem Blick und nahmen, wenn ihr vorüber wart, mit hartem Ruck den Kopf wieder geradeaus. Ihre Herzen haben geschlagen, weil es einer aus ihren Reihen war, dem sie die Ehrenbezeigung erwiesen. ,, ^
.Das Gewehr —über! Gewehr —ab! Rührt euch!' Der Kommandeur reichte Dir die Hand. Blick in Blick standet ihr. .Feldwebel Lehnert, Sie sind mit dem heutigen Tage zum Reserveoffiziers-Anwärter ernannt! Treten Sie ein!'
Ich sehe Dich noch mit schnellen Schritten auf den Platz eilen, kann mich aber nicht mehr erinnern, ob die Wochenschau noch mehr von Deinem Regiment und Dir gezeigt hat.
Denn plötzlich fühlte ich, daß Sabine zu mir herübersank.. Sie war einer Ohnmacht nahe. Das, was fte eoen erlebt hat, ist für ihren Zustand zuviel gewesen: so dachte ich, als der Druck ihrer Hand nachließ und sie sich schwer gegen meine Schulter lehnte. Aber ich irrte muh. Keine Ohn- machtsanwandlung,wollte sie umwersen, sondern ihre Stunde war gekommen. Wie wir aus dem Raum hmausgekommen sind, kann ich kaum sagen. Nur an em Murren über die Störung entsinne ich inich noch, aber darauf konntt ich kerne Rücksicht nehmen. Als ich mit Sabine aus die «--trabe trat war ich zunächst ganz ratlos. Dann fiel mir eim daß der Bahnhofplatz nicht weit entfernt war — Port wußten Auto- droschken sein. Ganz langsam haben wir die kur?« Strecke zurückgeleqt, Sabine hing schwer an memem Arm. Die Frauen, die uns begegneten, errieten wob», was uns bevor- stand: sie sahen mich an mit vorwurfsvollem Blick.
lFortsetzuna folat'