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Kedenktage: 1838: Der Geolog und Vukkanforscher Alfons btübel in Leipzig geboren. 1840: Der Forschungsreiseüde Eduard Pechuel Loelchs geb. 1902: Albert Förster, Gaulsüer der NSDAP in Danzig und im Warthegau, aeb. ISIS Der Anthropolog Johannes Ranke gest. 1939: Freigabe des Fernsehrundsunks für die Oesfentlichkeit.

Ses LaKbWNNs hohe sstt!

In den letzten Wochen ist der Reiseprozeh des Getreides stark gefördert worden. Di- Zeit der Ernte, jene hohe Zeit unseres Landvolkes, ist heranaebrochen. Dar Bild früherer Jahre, da der Bauer mit seinen Helfern bei Sonnenaufgang hinauszog, um im Rhythmus der schwingenden Sensen die Frucht U Ich^eiden und ,,, b-raen, ist vor allem in den ebenen Landschaften unseres Vaterlandes - zum gröhtm Teil verschwunden. An d-e Glle der Sensen sind die Mähmaschinen getreten, die >" kürzester Ze! schneiden und binden und so eine überaus rationelle Arbeitswe > gestatten, die uns heute ganz besonders zustatten kommt.

ErntezeitI Wenn man dieses Wort aussprichtz dann liegt darin ein erbebender, sa fast feierlicher Klang. Der Sinn dieses Mor­tis. der sonst ein ganz allgemeiner itt, bekommt hier eine tiefe Bedeutung. Gewiß, es ist fa nicht die erste Crnte dss Jahres,

nein, ihr sind schon andere vorausgegangen: Di« Heuernte, me

Ernte der frühen Kartoffeln, ein Teil der Frühobsternte, der Ge­müseernte usw. Aber in der Ernte des Getreides .legt das Sym­bol unserer Ernährung. Jedes einzelne Korn in den unter dem leichten Wind sich neigenden Aehren bedeutet für unser Volk das Brot für das kommende Jahr.

Für den Bauer und in der heutigen Zeit vor allem auch für die Bäuerin sind Liese Tage der Ernse Tag- der größten Kräfte- anspannung Alle Hände greifen tüchtig zu um das wertvolle Gu unter Dach und Fach zu bringen D,e einzige Sorge des Land mannes In dieser Zeit ist. nicht von einem Unwetter überrascht zu werden, das in wenigen Minuten die Mühen emes Lahres zu­nichte machen kann. Ist die Arbeit aber erst vollendet, dann kann der Bauer befriedigt aus sein Werk chauen in dem stolzen Be- wußtsein, seinem Volke wieder für ein Jahr Las Brot geschafft zu haben. . , , ,

Wenn uns in diesen Tagen und Wochen dis schwer beladenen Wagen mit den golden-gelben Aehren auf den Halmen auf un­serem Weg begegnen, dann wollen wir der Vorsehung danken, daß st« unsere Fluren gesegnet hat, wir wollen aber auch m herzlicher Dankbarkeit des Landvolkes gedenken, das in harter und müh­samer Arbeit stets und ständig die Nahrungsfreiheit des Volker sichern hilft und das uns in diesen Tagen wieder das Lebens- notwendigste schenkte: Das tägliche Brot!

GchSösn brr Wsenbrn BsMsrlmg Sri LB-

Der Reichsminister des Innern hat im Einvernehmen mit deyi Reichsfinanzminifter eine Klarstellung der Lage getroffen, wie bei Sachschäden zu verfahren ist, die bei der Selbst- und Ge- meinschastshilfe nach Fliegerangriffen der Helfenden Be­völkerung entstehen können. Sachschäden, die beim Löschen, Räu­men, Niederreißen oder bei sonstigen Hilfeleistungen nach einem Fliegerangriff entstehen, werden als durch das Knegsereignis un­mittelbar verursachte Schaden angesehen und nach der Kriegs­schädenverordnung entschädigt. Darüber hinaus werden aber in den Gemeinden, die von Luftangriffen betroffen sind, in steigen­dem Ausmaß weite Kreise der Bevölkerung zur Selbst- und Ge- meinschaftshilfe eingesetzt, z. B. zu Hilfsarbeitern beim Eindecken der Dächer, der Verglasung von Fenstern und zur Unterstützung der Handwerker.

Gegenüber bisher entstandenen Zweifeln stellt der neue Erlaß fest, daß auch für Sachschäden, die bei solcher Selbst- und Eemein- jchaftshilfe eintreten, die Bestimmungen der KriegsfchädenverorL- nung gelten. Schäden an Leib oder Leben, die die in der Selbsthilfe tätigen Volksgenossen erleiden, fallen nach dem gleichzeitig ergangenen Erlaß des Reichsarbeitsministeriums unter die Be­stimmungen der reichsgesstzlichen Unfallversicherung, soweit nicht Fürsorge und Versorgung nach der Kriegspersonenschädenverord- nuna in Betracht komm-"

Der Bozugsausweis für Spetsekarkosfeln. Zuni Bezug von Speisekartoffeln durch die Vsrsorgungsberechtigten für die Zeit vom 26. Juli bis 21. November 1913 wurdt ein Bezugsausweis für Speifekartoffeln ausgegeben, der mit den Lebensmittelkarten für die 52. Zuteilungsperiode verteilt worden ist. Die Hauptver­einigung der deutschen Kartoffelwirtschast als bewirtschaftende Stelle wird den jeweils gültigen Wochensatz festsetzen, lieber die für die Spsisekartoffelversorgung 1943/44, insbesondere die Ein­kellerung, zu treffenden Maßnahmen wird zu gegebener Zeit Be­stimmung ergehen.

Der Sonntag. Ein enormer Verkehr setzte am Sonntag nachmittag hier ein. Fm Rahmen der Veranstaltungen der Staat!. Badvenwaltung war der Stadt. Singchor Pforzheim zu einem VEskonzert verpflichtet, das ab 4 Uhr in der Neuen Trinkhalle stattfanü. Zu diesem Konzert brachten die Nach- mrttagszüge hauptsächlich Wortzheinrer Interessenten, die 'bald den halben Raum lder Trinkhalle für sich in Anspruch nahmen. Was sonst in Wildbad sich von außerhalb aufhielt, benutzt« hauptsächlich die Bergbahn und suchte aus den Schwarz Wald- höhen Ruhe und Erholung. Andererseits sah man Eltern und Geschwister von verwundeten Soldaten nach den Lazaretten ziehen, wie sie allsonntägÄch sich hier einstellen. DieAbendziige nach Pforzheim waren bei dem Riesenverkehr natürlich über­füllt, aber nach Hause kamen die Besucher doch alle wieder. Usber dem Verlaus des Nachmittagskonzertes in der Neuen Trinkhalle berichten wir morgen gesondert.

Streifzug durch den Ort. Wer in diesen Tagen Gelegen­heit hatte, bei der Neparaturwerkstätde Eugen Müller jung vorbsizukommen, konnte dort einen neunjährigen Kunstrad­fahrer beim Training beobachten, der eifrig' bemüht war, die vom Vater und Großvater ererbten Künste schon jetzt nachzu- ahmen. Unter Anleitung seines Vaters, der z. Zt. aus Ge­nesungsurlaub weilt, schwingt der kleine Junge auf dem für ihn konstruierten Ein-Rad in der Nähe des Bahnhofs umher. Einige Schritte bergan konnte man in den vergangenen Wochen bei der Balkanstasifel am Haus Kugele einen Nosew gnrten von seltenster Schönheit betrachten. Er ist zwar jetzt verblüht, wird aber nun wieder von einigen Stränchern herrlichster Hortensien abgelöst, die ebenfalls besondere Beach- Uing pAdienen. Das seit langem zur Renovierung geplante Gasthaus zum ,Mären" ist nunmehr fertiggestellt und wird sich in den nächsten Tagen in einer nicht wieder zu erkennen­den Innenausstattung zeigen. Der bei derSonne" in Angriff genommene zweite Feuersoe kam ans Mangel an Ar­beitskräften bisher etwas langsam vorwärts, weshalb sich jetzt die Freiwillige Feuerwehr in uneigennütziger Weise in den Dienst der Sache stellt und Sonntag vormittags mit Pickel und Schausel zur Selbsthilfe greift. Mit besonderem Stolz erfüllte uns vor einiger Zeit die Nachricht, daß sich der van Bivkenseld gebürtige FeMvebel Karl Neuhäuser als Bomben­schütze neben dem E. K. I und II nun auch «das Deutsche Kreuz in Gold erwerben konnte. Der Genannte ist zwar in Neuen­bürg ausgewachsen, blieb aber seinem Bivkenseld immer treu, indem auch seine Frau von hier stammt. Wir gratulieren dom erfolgreichen Flieger! . v-

NSG. Calw. (Glückliche Kinder.) Aus den: Kreis Calw fuhren 53 Kinder in das schöne Kärtnevland, während einige Gesichter waren das sichere Zeichen der Freude, welche die in Len Gau Württemberg-Hohenzollern brachte, von denen mehrere im Kreis Calw Unterkunft fanden. Glückstrahlende Gesichter waren das sichtbare Zeichen der Freude, welche die NS-Vo!kswohlfahrt erneut mit der Kinderlaridverschickung ansgelöst hat.

Pforzheim, 25. Juli. Die Stadtverwaltung Pforzheim hat die Gräber der Eltern Dr. Todts in Pflege genommen und wird Las verwitterte Grabmal durch eine Marmorplatte ersetzen lassen. Die Vorarbeiten hiezu sind im Gange. Sportlehrer Eugen Widmann, ein Sohn unserer Stadt, ist in Berlin im Alter von 45 Jahren gestorben. Der Dahingeschie­dene war einer der bekanntesten Fußballer im 1. FC. Pforz­heim und führte Lei Sporttreffen von Weltbedeutung seine Mannschaften oft zum Siege. Ter deutsche Sport verliert in Widmann einen seiner Besten. Einen Haupttreffer von 500 Mark gewann in einer hiesigen Wirtschaft ein Urlauber. Er kaufte dein Glücksmann rund 200 Lose ab. In seiner Freude über das Glück lud er alle in der Wirtschaft an­wesenden Gäste znm Essen und Trinken ein. OL markenfrei, ist nicht verraten worden.

Maulbronn. (Im Dienst tödlich verunglückt.) Aus dem

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Bahnhof Maulbronn-West wurde von dein diensttuenden AnWchtsbeamten eine Schaffnerin zwischen den Gleisen üs ge>rd ausgesunderi, der!beide Beine und ein Arm abgefahren waren. Die Verunglückte war von einem kurz vorher Lurch» gefahrenen Güterzug infolge Uebelkeit abgestürzt. Das Sani» tätsantv brachte die Schwerverletzte, die noch ihre Persona» kien «»geben konnte, ins Kreiskraukenhaus, wo fie kurze Zeit daraus gestorben ist.

Derötngen, Kr. Vathingen. (Bei der Feldarbeit vom Tod« ereilt.) Landwirt und Weingärtner Gottlob Klein wurde bei der Feldarbeit vom Herzschlag getroffen und war sofort tot Er stand im 67. Lebensjahre.

Freudenstadt. (Todesfall.) Kurz nach Volleiidung seines 66. Lebensjahres verschied iiach schwerer Krankheit der Vor­stand des Amtsgerichts Freudenstadt, Amtsgerichtsdirekto, Kauffmann. Seit Anfang 1929 wirkte er hier als vorbild­licher Richter.

Tttfenbach bei Ulm. (Ein Pferd fraß Mäusegist.) Boi einem Landwirt ritz sich ein Pferd im Stall los und gelangte durch die offene Tür ins Freie. Das Pferd fraß von eine« bereitgelogten Mäusegist und verendete bald daraus.

Aalen. (Diamantene Hochzeit.) Das seltene Fest der Dia­mantenen Hochzeit durften dieser Tage in guter Rüstigkeit die Eheleute Anton Betzlor und Frau Maria, geb. Jakob, be­gehen.

Böhringen bei Ulm. (Kind ertrunken.) In Böhringen bei Ulm siel das dreijährige Töchterchen Anneliese der Familie Leopold Karg in den Jllevkanal und ertrank. Die Leiche wurde am Rechen eines Elektrizitätswerks angeschwemmt.

Neue Kurzeit beginnt im Gau

Kleinkinder erholen sich mit der NSB

NSG. Die WeiMndererholungsheime der NSB im Gau Württemberg-Hohenzvllern sind auch jetzt während des Krie­ges ständig belegt. Eine neue Kurzeit beginnt am 27. Juli und endet am 25. August. Fu diesen Wochen nehmen die NSV-K>l«i»kindererholnngsheime in Buchau, in Freudenstadt, in Stammheim bei Calw, Hohenstaufen bei Göppingen und das Kinderheim Frey in Hochmössingon 114 Kleinkinder aus den Kreisen Crailsheim, Eßlingen, Göppingen, Hall, Herden­heim, Nürtingen, Reutlingen, Stuttgart, Tübingen und Ulm aus. 22 Kleinkinder aus dem Gau Westmark und ein Kind ans dem Gau Baden waren von Ende Juni bis anfangs August im NSW-Klein-kindelerhokingsheim Jägerhaus bet Ehlingen zur Erholung nntcrgcbracht.

Diese 137 Kleinen Iverden nach beerdigter Kurzeit als ge­sunde und bekräftigte Kinder ihren Müttern znrückgcgsben

Nahbeben, Fernbeben» Nachbeben

Der württ. Erdhcbendienst teilt mit: Die schon seit Mo­naten anhaltende Periode erhöhter Erdbebentätigkeit ist im­mer noch nicht abgeschlossen. An den württ. Erdbebenwarten Stuttgart, Ravensburg und Meßstetten werden fast täglich mehrere Nah- und Fernlbeben ausgezeichnet. Dem stärkeren Nachbeben, das sic der Frühe des 14. Juli aus der Sndwestalb stattgefunden und im Herdgebiet von EbingenOnstmettin­genPfeffingen Len Stärkcgrad 6 bis 7 erreicht hatte, sind in der Zwischenzeit noch mehrere nachgefolgt. Am Freitag nach­mittag um 17.07 Uhr wurde ein stärkeres Fernbsben ausge­zeichnet und in der Nacht vom Freitag auf Samstag begann um 3.44 Uhr 51 Sek. die Aufzeichnung eines starken Nah­bebens, dem um 5.27 Uhr noch ein schwächeres Nachbeben folgte. Der Herd dieser beiden Nachbeben liegt von Stuttgart ans in etwa südöstlicher Richtung in einer Entfernung von 340 Kilometer, also im Gebiet der italienischen Ostalpen.

Unglücklicher Ausgang einer Kahnfahrt

Ein böses Ende nahm dieser Tage die Ruderpärtie eines jungen Paares auf dem Neckar in Heidelberg. Das Boot keir- terte und die Insassen fielen ins Wasser. Das Mädchen konnte zwar noch an Land gebracht werden, doch war es nicht mehr zu retten und die Wiedevbelsbuidgsversnche blieben erfolglos. Die Leiche des Mannes ist noch nicht geborgen.

Las leiseKommanüo

Roman von Willy Harms

LopxrisNt w Uiioi-r L LMU LowMsiiaitASssUsdiskt, SILvoL

42. Fortsetzung

. konnte sich nicht von dem armseligen Sti Zeitungspapier trennen. Sie wußte, daß sie diesen Fetzk Hemgtum aufbewahren würde. Eine fast übe irdische Kraft ging von ihm aus. Jan lebte und war g alles andere trat, vor dieser Tatsache zurück. Absich llch schob sie m den Hintergrund, daß der Brief schon zeh Tage alt war.

Die nächsten Wochen hatten alle das gleiche Gesicht de Bangens und des Wartens und des Stolzes. Sabine lie sich nicht von kleinen körperlichen Mißhelligkeiten in die Kni zwingen. In unregelmäßigen Zwischenräumen kamen kurz nchrtchten von Jan, manchmal war es nur ein einfache

zu

N ... ... ... ...

Gruß. Die TruppeZand dauernd im Kampf täglich 'schri< Sabme an ihren Mann; sie riß sich zusammen, damit nichts von ihrem Bangen merkte.

20 .

Mein lieber Jan!

Großmutter schreibt an Dich, eine Frau, die hei geworden ist und die ganze Welt umarm Zn diesem Augenblick möchte ich bei Dir sein, möö Mfss. w>e Du das Atmen vergißt vor Aufregung. Nein, will Dich mcht lange warten lassen: Freue Dich, Jan, hei Uhr bist Du Vater geworden, hast eiv Ihr seid Euch darüber eil geworden, daß Ihr ,hn Frank nennen wollt. Sabine geht AA'« i" zollte sie an Dich schreiben, aber der A

nicht, erlaubt. Da hat sie mir das Versprechen c Dir Nachricht gäbe. Zeitlebens habe re°iwt hätte" geschrieben, der mir mehr Freude l

Wie olles ,o überraschend schnell gekommen ist? D null es scheinen, als hatte ich es nur im Traum erle es noch letzt für einen Traum halten, wenn ich m, wusste, daß ich vor einer Stunde Deinen Buben in mein gAogen habe. Vielleicht bin ich sogar schuld dara «atz der Junge uns mit seinem Kommen überrascht hat. r

ich werde mich deswegen noch vor Vater verantworten müssen: aber wenn er den strampelnden Enkel steht, der seinen Namen trägt, wird er ein milder Richter sein. Oder muß ich die Schuld auf Dich abwälzen? Konnte der Junge die Zeit nicht abwarten, weil er seinen Vater begrüßen mußte, den eigenbrötlerischen Schulmeister von Stoinsdorf, der das Ritterkreuz erhalten hat? Ach, Jan, was waren das für Minuten, als der Lautsprecher uns Sabine' und mir vor vierzehn Tagen diese Nachricht verkündete. Welche Wirkung diese Meldung bei uns gehabt hat, wird Sabine Dir, als sie einigermaßen ihre Sinne wieder beisammen hatte, geschrieben haben. Ist sie überhaupt imstande ge­wesen, vernünftig einen Satz an den andern zu reihen? Hat sie es unterschlagen, daß wir, als Dein Name genannt wurde, einander nur wirr angestarrt haben? Daß fie dann wie jemand, der völlig den Kopf verloren hat, in der Stube auf und ab gesprungen ist trotz ihres Zustandes? Daß sie mir dann schier den Atem weggedrückt hat? Daß von einem Schlafen in dieser Nacht kaum hat die Rede sein können? Ein Schlafen war wirklich eine Unmöglichkeit geworden. Wie ein Kind hat Sabine durcheinander gelacht und geweint. Wenn der Rundfunk uns auch keine Begründung gebracht hatte, wußten wir wohl, daß ein Ritterkreuz nicht vom Himmel fällt, sondern nur mit dem vollen und ehrlichen Ein­satz der Persönlichkeit zu erwerben ist. Aber es war, als hätten wir wir armseligen Frauen kein Recht mehr, uns um Dich zu bangen, als wärst Du weit über unsere Sorge hinausgewachsen, und als müßten wir uns mit unse­rem Herzklopfen verstecken. Nur von Dir haben wir ge­sprochen und gemutmaßt, bei welcher Gelegenheit Du für andere in die Bresche gesprungen sein könntest. Daß Du das getan hast, darüber waren wir uns keinen Augenblick im Zweifel. Gegen Morgen mögen wir dann doch in ein un­ruhiges Träumen gefallen sein. An diesem Tage bin ich Aum erstenmal in meiner Dienstzeit als Schwester zu spät ms Lazarett gekommen. Dort'wurde ich förmlich bestürmt. Alle hatten es schon erfahren, was geschehen war. In den Hellen Räumen des Lazaretts herrschte bei Schwestern, Ärzten und Verwundeten eine Hochstimmung, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Auch die Landeszeitung hatte erfahren, daß der neueste Ritterkreuzträger der Schwiegersohn der Oberin ist. Ein Schriftleiter kam, dem ich von Dir erzählen mußte. Er wollte auch ein Bild von Dir, und ich habe es ihm gegeben. Weißt Du, was Sabine sagte, als Ne am Abend das Zeitungsblatt in Händen hielt? Für meinen Jungen will ich es aufbewahren. Den Tag wünsche ich berbei. wo ich es ihm zum erstenmal zeigen kann.

Ewige Tage später kam ein Feldpostbrief von Dir. Wahrscheinlich lag das große Ereignis, das Dir das Ritter­kreuz gebracht hat, schon hinter Dir, wenn Du auch von der Auszeichnung selber noch nichts gewußt haben magst. Jede Ortsangabe fehlte. Du schriebst nur, daß Du gesund seist und daß Ihr in der letzten Nacht sechs Stunden hinter­einander geschlafen hättet, was lange nicht vorgekommen wäre. Da die Truppe ständig unterwegs sei, wäre vorläufig die Postverbindung gerissen. Und das sei bedeutend schlim­mer, als den Gegner aus den Stellungen zu werfen. An­dächtig legte Sabine das Blatt in ihre Dokumentenmappe. Mancher Brief dort ist zerknittert, die Schrift oft verwischt. Nicht nur infolge der langen Neife. Sabine legt Deine Briefe erst sort, wenn sie sie auswendig weiß.

Von einer unerhörten Spannung waren diese Tage. Worauf wir warteten? Auf das Kind? Ich weiß es nicht. Emmas sagte Sabine: .Fast ist es mir, als könnte Jan täg­lich, stündlich auf Urlaub kommen.' Sie drückte damit nur aus, was auch ich empfand. Und doch wußten wir. daß ein Urlaub unmöglich war.

Dann kam der Tag. der die Spannung löste. Ich meine nicht die Geburt des Jungen. Sie war nur eine Folge eines anderen Ereignisses. Vom gestrigen Tag muß ich Dir schreiben. Morgens kam ein Brief von Vater, der auch durch den Rundfunk von Dir erfahren hatte. Muß ich Dir sagen, daß er sich über alle Maßen gefreut hat? Er wird es Dir auch geschrieben haben, Vaters Briefe haben eigentlich im Gegensatz zu seinem Wesen etwas Korrektes, Kühles, aber gestern überschlugen sich die Gedanken, und aus jedem Satz sprach die Freude über den Augenblick, wo er Dir wieder die Hand drücken kann. Daran, daß Sabine vor ihrer schweren Stunde stand, hat er in diesem Brief gar nicht gedacht. Du allein füllst die Seiten vom Anfang bis zum Ende.

Schon am Eingang des Lazaretts stürzte Schwester Martha mir mit der Nachricht entgegen, ob ich denn schon wisse, was heute Stadtgespräch sei? Nein, ich will nichts vorher verraten: Du magst das, was das Lazarett in Auf­regung versetzt hatte, mit Sabine und mir erleben.

Ich hatte mich ssür den Nachmittag freigemacht, ging mittags in großer Erregung nach der Knaudtstraße. Ich hatte mir vorgenommen, Sabine kein Wort zu sagen von dem, was ihr bevorstand. Die Freude sollte sie überfallen. Zunächst hielt ich eine Art Examen über ihr Befinden ab. Alles war wie sonst. Da glauhtM--ich, meine Bedenken zurückstellen zu dürfen.

(Fortsetzung folgti