Der Wergruß

Von Kate Kroker.

Ais am Ostermorgen die Sonne strahlend hu:.,- liare, blaue Luft «i->l d» wußte man, daß der Sprung vom hinter in die ersehnte Jahreszeit endgültig getan war. Auch Gerda Brincken fühlte diesen Wechsel mitten hinein in Erwartung und Blühen wie ein ersehntes und doch überraschendes Ge­schenk. Sie öfsnete die Fenster ihres Zimmers und ließ die laue Luft Hereinströmen. Von fernher klang das Läuten der Osterglocken.

Gerda Brincken genoß die Stille des Feiertages, die ihr im Alltag versagt war. Jetzt hatte sie Muße, um Menschen Bäume und Wolken zu beobachten. Durchweg war ihr Leben voller Arbeit und Hast. Als Bibliothekarin tätig, vergingen ihre Tage im Gleichmaß des Schaffens. - Früher war es anders gewesen. Früher! ...Als sie jung...mit Eberhard Bruck glücklich verlobt war. Aber das lag lange Zeit zurück! Viele, sehr viele Jahre. Sie kam ins Sinnen. Sie dachte an das Ostern, das die Wende für sie und Eberhard gebracht batte.

Es war ein Tag gewesen wie heute: voller Licht und Sonne und Erblühen. Mitten hinein in feststehende Zukunsts­pläne streckte das Schicksal seine Hand. Auf einer Gesellschaft trafen sie mit Hella Birgel zusammen. Von diesem Tage au war Eberhard verändert. Er kämpfte selbst gegen das Gefühl an, daß sein geplantes Leben aus den Bahnen werfen wollte, aber als Gerda erkannte, wie sehr der Geliebte unter dem Zwiespalt litt, gäb sie ihn wenn auch blutenden Herzens frei.

Genau fünfzehn Jahre lagen zwischen damals und heute Eberhard und Hella hatten geheiratet. Gerda war alletn- geblieben für sie gab es kein Glück mehr. Jetzt war sie vierzig Jahre alt und sah auf ihre Vergangenheit zurück, wie in ein Buch, in dessen aufgeschlagenen Seiten man liest, den Inhalt liebt, und der einem doch so fern gerückt ist. daß Erlebtes wie ein Traum an der Seele vorüberziebt.-

Gerda Brincken hatte Eberhard nie wtedergesehen. Die Wunden waren vernarbt, aber die Narbe schmerzte, wenn tiefere Empfindungen an sie rührten. Ostern, symbolisch für alles Wiedererblühen und Wiedererstehen, rührte auch die Er­innerungen in Gerdas Herz auf. Ihre Gedanken kreisten um ihn und verronnenes Glück.-

eräugen wuroe eiwas in ven Postkasten geworfen. Gerda nahm den Inhalt heraus. Kartengrüße... Drucksachen... ein Buch...ein Feldpostbrief. Ein Feldpostbrief! Jemand draußen im Kriege stehend, dachte an sie! Immer hatte Gerda Brincken sich ausgeschlossen gefühlt, weil sie niemanden hatte, um den sie bangte; keinen, dem sie etwas bedeutete oder der im Felde auf Nachricht von ihr wartete. Gedankenvoll hielt sie den Brief in der Hand. Sie wendete ihn herum, um den Ab­sender zu wissen. Ihr Herz stockte für Sekunden: Eberhard Bruck!

Wie der Name, von seiner Hand geschrieben, alles auf­wühlte, was sie für erloschen gehalten hatte! Sie öffnete das Schreiben. Sechs eng beschriebene Bogen mit Eberhards kleinen, klaren Buchstaben, fielen in ihren Schoß. Gerda Brincken las und las. Es war eine Herzensbeichte, die sie in ihren Händen hielt.

Eberhard war frei! Seit vielen Jahren frei. Hella hatte ihn verlassen.Das Schicksal ist gerecht!" schrieb Eberhard Bruck.Das, was ich dir damals antat, vergalt es mir nach

vielen Jahren mit gleicher Münze. Ich littt.-Und dann

sehnte ich mich nach dir, Gerda! Aber ich war zu stolz, um zu dir zurückzukommen als gebrochener Mann. Doch, jetzt, im Kriege, fallen kleinliche Bedenken. Und darum bitte ich dich, weun du dein Leben nicht inzwischen an jemand anderen ge­bunden hast um ein Wiedersehen. Ich richte diesen Brief an deine alte Adresse. Am ersten Ostertag komme ich auf Ur­laub. Darf ich dich besuchen, Gerda?"

Ger^a Brincken war aufgestanden. Die Sonnenstrahlen fielen a»f ihre Züge, die plötzlich weicher und schöner waren als vordem.

*

Ein feldgrauer Soldat mit ergrauten Schläfen und eint Frau wanderten durch den Sonnenglast des Frühlings.Mir ist, als träumte ich dieses alles nur", sagte die Frau Der Mann umschloß ihre schlanken Hände mit seiner großen Arbeitshand.Glaube an das Glück, Gerda", entgegnete er. jetzt, in der Reife unserer Jahre wird es doppelt schön sein" Ihre Hände schlossen sich fester ineinander.Komm mir ge­sund wieder!"Ich werde es bestimmt. Gerda, ...ich habe ia so viel tw Leben cmtrumackienl"

Zreuüe an

V.^. Fast allen Völkern der Erde-.bcdeutet das Ei das Sinnbild der Fruchtbarkeit, da es in sinnfällige^: Form Las Wunder der Lebenserweckung bekundet. So weiß die Geschichte schon in alten Zeiten davon zu erzählen, wie unsere Alt­vorderen das Osterfest mit lustigen Cierspielen begingen.

Unsere Altvorderen kannten bereits im 16. Jahrhundert dasEierlaufen". Es handelt sich dabei um ein Wettlauf­spiel, das bis zum 18. Jahrhundert ganz öffentlich auf dm Marktplätzen znm Osterfest ansgefochten wurde. Heute wird es leider nur noch vereinzelt ans dem Lande gepflegt. Auf einer Wiese verteilt man nach bestimmten Regeln rohe Eier, die vom Spieler der einen Partei nach genau angegebenen Gesetzen meist in kompliziertem Zickzacklauf oingesammelt und in einen Korb gelegt werden müssen. Zu gleicher Zeit muß der Gegenspieler ins NaHbardorf laufen, um von dort einen vorher bestimmten Gegenstand zu holen. Wer der Sieger in diesem ungleichen Wettlauf ist, darf die ganzen Eier an sich nehmen.

Eier picken" heißt ein anderes Eievspiel, das heute meist mir noch von den Kindern betrieben wird, während sich die Erwachsenen früher ebenfalls daran beteiligten. In man­cher Familie aber wird der edle Wettstreit, der so schnell und einfach geklärt wird, ansgefochten, wenn alle um den Eßtisch versammelt sind: Dann schlagen zwei Personen zwei Eier mit den Spitzen gegeneinander, bis die weniger dicke Schale nach­gibt und ein Ei sich als verletzt erweist. Unter großer Freude der Beteiligten wie der Zuschauer geht das beschädigte Ei auch in Len Besitz des starken Siegers über. Natürlich handelt es sich hier um hartgekochte bunte Eier.

Auch das Eierwerfen, das den Zweck hat, des Geg­ners hartgekochtes Ei in der Luft zu treffen, um es dann als eigen zu übernehmen, wird gern auf dem Lande gespielt. Eierschleudern" dagegen hat den Sinn, so schnell wie möglich hinzuzuspringen, um das Ei ans der Luft aufzu­fangen, was manchmal einen lustigen Wettkampf ergeben kann. -

Zu den berühmtesten Osterspislen zählt man dasE ier- sHieben", das auf dem Proitschenberg bei Bautzen entstand und nach Möglichkeit alljährlich abgehaltsn wird. Bielfach be­nutzt man heute statt der Eier Orangen und Osterfladen (Gebäck). Man läßt zu gleicher Zeit möglichst viele Eier, Orangen oder Kuchen über eine kleine Anhöhe hinablanfen, an deren Fuß sich die Kinder versammelt haben, um sich darum zu balgen. Der erfolgreichste E-iersammler wird zum König ausgerirfen. Die Faulen unter ihnen aber warten, bis die Eier in den Fluß hineinkugeln, um sie dann unter Lachen und Jubel mit einem Netz herauszufifchen. Unangenehmer wird die Sache allerdings, wenn die Fladen angerollt kom­men. Da heißt es dann, besonders schnell zur Hand zu sein, um das Hineingleiten ins Wasser zu verhindern.

In anderen Gegenden wieder kennt man das Eier­rollen auf schiefer Ebene, wozu eine schräge Rutschbahn ausgsgvaben wurde, an deren Ende sich eine Vertiefung, das Nest, befindet. In diesem liegen 56 bunte Eier. Langsam läßt man nun ein Ei die Rutschbahn hinabgleiten, in der Hoffnung, daß es im Nest recht viele Eier treffe, denn'jedes angetippte hübsche bunte Ei geht in den Besitz der Rollende» über. Das sind die Grundz-üge des Eierrollens, mit dessen Spielregeln man die Murmeln vergleichen kann. Es ist das meist verbreitete Eier-Osterspisl, zu welchem manchmal eine fein säuberlich gebaute und behobelte Holzrutschbahn vorhan­den ist, wie z. B. in Niederschlesien »ich in Halle. Dort nennt man das SpielWaleien" auf der eigens dazu her- gevichteten hölzernenWalerbahn". H. v- L.

vom Sinn ües Ostereis

Einen bemerkenswerten Beitrag zur Erkenntnis und Geschichte unseres Brauchtums bringt Otto Harth mit seinem WerkSagen, Sinnbilder und Sitten des Boi-

Gsterspielen

kes" (WidekmL-Berlag Alexander Boß, Berlin). Wir entnehmen dem Buche, das uns vieles von Sitte und Brauch unserer Vorfahren wieder näher bringt, folgen­den Abschnitt:

Obgleich unsere Belege nicht sehr weit zurückreichen, ist doch die bedeutungsvolle Stellung des Ei-Sinnbildes im Ostexbrauchtum wahrscheinlich höchst altertümlich. Ostern ist ursprünglich das Fest des neugeborenen Lichtes, der jungen Frühlingssonne. Verwandte Mythen indogermanischer Völker weisen darauf hin, daß einmal bei unseren Vorfahren die hei­lige Sage bekannt war, daß aus dem .Wellet -die göttliche Sonne geboren wurde. Nach einem griechischen Mythos zer­springt das Weltei in zwei Hälften, aus- denen Himmel und Erde entstehen; aus dem Kern des Eies geht der leuchtewde Urgott hervor, der wiederum die Keime aller Götter in sich birgt. In einer alten indischen Ueberlieferunq heißt^es:Im Anfang war dieses All nichtseiend. Es veränderte sich, ward ein Ei; dieses lag ein Jahr; es spaltete sich, die beiden Schalen waren Silber und Gold; das Silber ist die Erde, das Gold ist der Himmel: was, geboren ward ist die Sonne."

Jedes der festlich geschmückten Ostereier trägt etwas in sich von dem Sinngehalt des Welteies. Wie dies ist es geheim­nisvollen Ursprungs. Man versteckt die Eier draußen im Garten, wo die Kinder sie suchen, und man sagt, der Osterhase habe sie dorthin gelegt. Der Osterhase war noch im 19. Jahr­hundert nicht überall bekannt. An seiner Stelle nannte inan früher'in einigen Gegenden als den Bringer der Ostereier den Storch oder den Ostervogel oder die Himmelshenne- oder den. Kuckuck. In Westfalen und Hannover ist es heute noch mancherorts der Fuchs, der die Eier bringt, die daher auch Voß-Eier" genannt werden. In Fulda brachte der Palmesel die Eier in seinem Hinterteil. Schließlich wird hier und da noch der Heiland, der Nikolaus u. a. als Bringer der Oster­eier genannt. Wie die Gesundheit und Glück bringenden Ge­schenke der übrigen volkstümlichen Festtage, werden also auch die Ostereier von einem mythischen Wesen gebracht, hinter dem sich letzten Endes eine alte Gottheit verbirgt. Im ur­sprünglichen naturverbundenen Glauben des Volkes ist es keine Seltenheit, daß die Gottheit in eine Tiergsstalt sich wandelt und als Vogel oder Roß oder Bär erscheint. Ans diesen alten Vorstellungen heraus müssen wir auch den Oster­hasen verstehen.

BismarcksMm*

Wilhelm l. pflegte alle Familienmitglieder und seine Ver trauten gern mit Ostereiern zu beschenken, erwartete dafür aber auch, selbst mit einem hübschen Ei bedacht zu werden. Am Osterfest 1867 überreichte der Kaiser damals noch König Bismarck damals noch Graf und Bundeskanzler des Nord­deutschen Bundes ein Osterei, das diesmal einen Orden enthielt. Darauf bot der Kanzler dem Monarchen ein ziemlich umfangreiches Paket dar, das seine Ostcrgabe enthalten sollte Neugierig entfernte der Herrscher die Hülle und fand eine» Adler anS schwarzem Marmor, der auf einer Mauerkrone aus rotem Porphyr fußte. Als er den Adler abhob, lag in dem bronzenen Nest ein vergoldetes Ei, das die Aufschrift trug >,Das geeinte Deutsche Reich". Lächelnd wog es der Monarch in der Hand und meinte zweifelnd:Ra. na, das ist doch Wohl :in rechtes Kuckuckseil" Doch Bismarck erwiderte:So keck ist der Kuckuck doch nicht, daß er sein Ei in einen Adlerhorst legt;

!s wird Wohl ein echtes Adlerei sein!" Nachdenklich schwiegen beide Männer eine Zeitlang, dann seufzte der König tief aus, voraus sie wortlos auseinandergingen. Vier Jahre später wer, in Versailles, erinnerte sich der nunmehrige Kaiser jenes Vorgangs, und Bismarcks Ostergeschenk hielt er hinfort noch mehr in Ehren als bisher.

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Roman von ?4srie Tcirrmcktsbsrß

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121

Was ich habe? Eine nette Entdeckung habe ich gema Hier!" Sie hielt ihm die Mütze entgegen.

Dieter und die Mutter sahen sie verständnislos an.

Wißt ihr. wo ich die gefunden habe? Sie lag versteckt Annis Bett! Und wißt ihr. wem sie gehört? Achtermeyers Kne diesem Fremden!"

Erregt sprudelte sie heraus, wie es zu dieser Entdeckung kommen war. und knüpfte ihre Vermutungen daran.

Die Mutter schüttelte betrübt den Kopf.

Das hätte ich wirklich nicht gedacht von der Annil"

Helga stimmte ihr lebhaft zu

Nicht wahr? Wo ich sie doch io oft ermahnt und ihr den B kehr ausdrücklich verboten habe. Ich will doch immer nur i beste für die Mädchen. Aber nun habe ich es Mit. Wenn mir m guter Wille jo vergolten wird, dann mache ich nicht mehr r Sie jliegt noch heute hinaus."

Überlege dir das alles noch mal", bat Dieter nachdenkl Man muß sich auch in die Lage des Mädchens hineinverletz Sie hat den jungen Mann gern, öffentlich oder bei Tage kon und durfte sie sich nicht mit ihm treffen. Was bleibt ihr da and übrig, als es nachts zu tun?"

Nun nimm sie auch noch in Schutz!" entrüstete sich He! Das hat sie gerade verdient! Nein, ich kenne jetzt keine Nächst mehr! Ich werde ihr gleich gehörig Bescheid lagen und do kann sie gehen."

Wo soll sie aber hin?" wendete Dieter ein.Den Elb braucht sie unter diesen Umständen auch nicht ins Haus zu komme

Dos soll meine Sorge nicht sein!"

Sie wird sich doch kein Leid antun. wenn sie nicht aus n ein weiß?" sagte die Mutter ängstlich.

Die?" Helga machte eine wegwerfende Handbewegu Mine Angst, so was kommt nicht um. Die hat schon längst k Schamgefühl mehr, übrigens" wendete sie sich an Dieter bitte ich mir aus. daß du ihr noch nichts sagst. Ich will sie üb raschen.

Dieter ging ziemlich bedrückt und schirrte die Pferde i 6hm war es durchaus nicht recht, daß man soviel Aufhebens r »er Sache machen und Ann! mit Schi mp! und Schande dar»

jagen wollte. Wie hart Helga sein konme, wie erbarmungslos und ohne jedes Verständnis lür die Lage des Mädchens. Ihr ging es nur darum, daß ihr Verbot mißachtet und ihre wohlmeinende Fürsorge nicht anerkannt worden war. Das ertrug sie nicht. Das brachte sie so in Zorn und ließ die Wogen ihrer moralischen Entrüstung hochgehen. Wenn sie wirklich so sehr um das Wohl und Wehe des Mädchens besorgt gewesen wäre, dann würde sie anders handeln. Dann würde sie den öffentlichen Skandal und die fristlose Entlassung vermeiden, sich vor allen Dingen erst einmal mit den Eltern in Verbindung setzen. Was sie setzt tun wollte, verschlim­merte die Sache nur.

Was würde Helga getan haben, sann Dieter, wenn sie in Annis Lage wäre? Wenn sie einen Mann ganz unsinnig lieb hatte und es doch nicht durste? Wie würde sie gehandelt haben, wenn die Mutter damals einer Verbindung mit ihm die Zustimmung ver­sagt hätte? Ach, man konnte sich das bei Helga schlecht vorstellen, weil sie nie einen anderen Willen als den eigenen gekannt hatte.

Dieter war sehr still und wortkarg, als sie die Rüben aufluden, und auch während des Heimwegs. Die jungen Leute wunderten sich. Was hatte er nur? So war er doch vorhin nicht gewesen. Ob es. daheim aus irgend einem Grunde Krach gegeben hatte?

Zu Hause angekommen, gab Dieter Rudolf den Auftrag, erst die Pferde auszuschirren und dann die Rüben abzuladen. Luise könnte ihm gleich helfen.

Die beiden Mädchen gingen zuerst in die Waschküche Sie legten ihre Überkleider ab und säuberten sich. Kaum waren sie da­mit fertig, als Helgas Stimme irgendwo aus dem Dunkel ries:

Anni, komm mal sofort in die Wohnstube!"

Ja!" riet Anni zurück Sie war vollkommen arglos und dachte, daß es sich um irgend einen Auftrag handelte. Sie rubbelte sich in dem großen Handtuch die stellen Finger warm und trocken Dann sagte sie:Na. mal sehen, was die Frau will!", und schlüpfte hinaus.

Als Anni die Wohnstube betrat, stand Helga am Tisch Die eine Hand stützte sie aus, die andere hielt sie im Rücken. An der an­deren Seite des Tisches saßen ihre Mutter und Dieter Er wäre am liebsten dieser Auseinandersetzung serngeblieben. aber dann dac!er auch, daß er vielleicht irgendwie vermitteln könnte. Drei Augenpaare richteten sich auf dis Cintretende - Etwas verwundert nahm Ann: dieses Bild in sich auf, und ein eigenartiger Gedanke durchzuckte sie:Wie bei einer Gerichts­verhandlung!"

Nun. Anni" begann Helgahast du vorige Nacht gut ge­schlafen?"

Ja, natürlich", gab Anni erstaunt zurück, aber als sie dann in Helgas Augen sah. in diese wissenden, spöttischen Augen, kam ihr eine dunkle Ahnung Eine iahe Röte ltiea in ibr Gesicht

rcoer wvyr mcyr- lange genüge ,uyc velga wri.ou, meine, wenn man so zu zweien ist, schläft man nicht so rasch ein.

Zu zweien? Wieso?"

Anni wußte nun zwar mit Bestimmtheit, daß ihre Ahnung st- nicht betrog: die Frau hatte auf irgendein« Weise erfahren, daß Felix sie gestern abend besucht hatte. Aber nun sollte sie ös auch remheräus sagen! Anni war keine sanfte und auch keine feige Natur. Sie hatte auch leicht den Kopf trotzig im Nacken.

Helga zog die Hand hinter ihrem Rücken weg und legte da­mit die blaue Schirmmütze aus den Tisch.

Nun? Was ist das hier?" fragte sie statt einer Antwort.

Anni starrte sekundenlang regungslos darauf nieder, dann blitzte es zornig in ihren hübschen braunen Augen auf.

Wie kommen Sie dazu, in meinen Sachen herumzuschnüffeln?"

Helga lachte spöttisch ans.

In deinen Sachen? Das ist sa reizend! Seit wann trägst

Herrenmützen?"

Ich sage ja gar nicht, daß ich sie trage. Darum kann sie doch meinen Sachen gehören." ,

Suche nicht nach Ausreden. Ich will wissen, wem diese Mütze hört und wie sie in deinen Besitz kommt!"

Darüber bin ich kemem Menschen Rechenschaft schuldig.

Helga hatte Zerknirschung und Schuldbewußtsein zu smven wartet. Diese unerwartete Auflehnung empörte sie noch mehr.

Du hast gerade Grund, auch noch frech zu werden! fuhr ste s Mädchen an.Ich kann mir die Antwort auch selbst gebtzn. !e Mütze gehört deinem Liebsten die Anfangsbuchstaben fernes cmiens stehen hier sa drin. und er hat sie vergessen, als er ch in der letzten Nacht besuchte! Will» du das leugnen?

Nein, durchaus nicht. Es ist so! Nur geht das niemand etwas 1" trotzte Anni und brachte Helga dadurch immer mehr in Zorn.

Du schamloses Mädchen! So hast du also meine Warnungen achtet dich nicht mit diesem hergelaufenen Lumpen abzugehen!

Erstens brauchten Sie mich nicht zu warnen, ich passe schon ber auf mich auf! Und z»eitens ist Felix Gosta kein hergelau- >er Lump! Das verbitte ich mir!"

Helga lachte schrill aus.

Das ist wirklich gut! Wenn sich hier jemand was zu Ser­ien hat. dann bin ich es wohik Ich verbitte mir sedenfalls, daß dich nachts unter meinem Dach mit fremden Mannsleuten umtreibst. Du bist ein ganz verworfenes Geschöpf, und du -st nicht eher zur Vernunft kommen, als wenn du eines Tage- Unglück sitzest

Mit einem Schritt stand Anni kerzengeiade vor ihr. Id icht alühte. und ihre Augen »unkelten vor Empörung.