Vorräte und Rationen
NSK. Ais sich Großbritannien 1939 entschloß, den seit langem geplanten Krieg mit Deutschland zu beginnen, glaubte es, an denjenigen Waren, die haltbar sind, genügend große Vorräte angesammelt zu haben und an den anderen Waren durch laufende Zufuhr bas Erforderliche sicherstellen zu können. lieber die Rohstoff- und Lebensmittelbestände, mit denen Großbritannien in den Krieg gegangen ist, liegen natürlich keine zuverlässigen Zahlen vor. Aber eine Prüfung der britischen Einfuhrziffer» in den letzten fünf bis zehn Jahren läßt erkennen, daß an Getreide, Oelfrüchten. Zucker, Kolonial, waren, Spinnstoffen. "Nichteisenmetallen, Kautschuk, Erdöl und einisien anderen Rohstoffen über den laufenden Verbrauch hinaus Bestände angesammelt worden find. An Fleisch. Butter Eiern. Käse, frischen Gemüsen dagegen hat sich Großbritannien auf die Versorgung aus nahen und fernen Erzeugergebieten verlaßen. Es vertraute darauf, daß die Lebensmittel, und Rohstoffversorgung der Westmächte wesentlich reichlicher und sicherer sei und bleiben werde als die Deutschlands und seiner etwaigen Verbündeten. Es ist anders gekommen: die Vorräte sind größtenteils verbraucht. und im Durchschnitt ist die Versorgung der Briten mit Qualitätslebensmitteln nicht besser als die der kontinentalen Länder, die mit Gartenvrodnkten sogar erheblich schlechter.
Wer für die Freiheit scheut Tob unb Wunden nicht.
Ernst Moritz Arndt.
Als sich in der Alten Welt die Unterschiede in der Ver. sorgung ausglichen und die Inseln der „Gutversorgten" auf den Stand der übrigen Länder zu sinken begannen, blickte man mit Bewunderung und Neid zu den USA. die an den meisten Lebensmitteln eine reichliche Eisenerzeugung besitzen und sich das etwa noch Fehlende anderwärts verschaffen konnten, ohne befürchten zu müssen, von seinen Quellen abgeschnitten zu werden. Auch dieser Ruhm ist verflogen. Es hat sich herausgestellt, daß nicht das Vorhandensein der betreffenden guten und nützlichen Dinge allein die Versorgung gewährleistet, sondern vielmehr die Ansammlung -an den Konsumplätzen selber, und zwar in der erforderlichen Menge. Drastisch gesprochen: mit dem Tee in den Lagerhäu. fern zu Kalkutta und Colombo können sich die Nordamerikaner in ihrer Heimat das Morgengetränk nicht bereiten, mit dem Zucker auf Portoriko und auf Kuba können sie ihn nicht süßen, aus den Rindenlenden in den Gefrierhäusern zu Buenos Aires können sie sich nicht ihr Steak bereiten und mit den Leinsaaten von Argentinien nicht den Kunstfettbedarf ihrer Großstadtmenschen befriedigen. Der eiserne Vorhang zwischen Erzeugungsstätte und Verbraucherzentrum hat sich nicht nur an den Landesgrenzen und auf den Ozeanen ge. senkt, sondern auch im Binnenverkehr. S« kann der Mineralölhunger der Bewohnerschaft in den Oststaaten nicht voll mit dem schwer verfrachtbaren Treibstoff der kalifornischen und Texasguellen gestillt werden. Wer den kriegslüsternen Kreisen rund um Präsident Roosevelt noch vor anderthalb Fahren gesagt hätte, daß man Fleisch. Fett. Zucker, Eier Reis usw. kontingentieren und in bescheidenen Wochenratio, nen zuteilen werde wäre als Phantast und Narr gebrandmarkt worden. Es hat sich gezeigt, daß man „Vorräte" nicht nur an Waren, sondern auch an Transportmitteln Einlagerungsmöglichkeiten und Verteilungsdispositionen schaffen muß. wenn man allen wirtschaftlichen Erfordernissen eines modernen Krieges gerecht werden will. Die Besitzenden der Erde haben es verschmäht die. Praxis der „Habenichtse" nachzuahmen und für den Fall beschränkter Zufuhr Abhilfemaßnahmen vorzubereiten. Die Vorsorge Deutschlands und der ihm befreundeten europäischen Länder fand eine natür. liche und leider auch recht enge Grenze in den beschränkten Devisenbeständen, die für den Kauf von Auslandserzeugnissen zur Verfügung standen: an Einsicht, daß solche Vorräte kaum je groß genug hätten sein können, hat es jedenfalls nicht gefehlt. Aber bis zu einem gewissen Grade stand das Vertrauen auf die Nachbarversorgung au? festerer Grundlage als bei den alliierten Völkern. Man wußte in Berlin und Rom. daß zur Bewahrung des Kontinents vor größeren und längeren Störungen durch den Feind ein interner Ausgleich innerhalb des w-rffchastlichen Raums notwendig sein würde.
Die Versorgung der Achsen länder hat sich über das erwartete Maß hinaus gebessert, die Versorgung des Gegners dagegen verschlechtert. Das hat neben materiellen auch ideelle Gründe. Man hat in Deutschland nie so aus dem Vollen wirtschaften können wie man es in Großbritannien und vor allem in Nordamerika gekonnt hat. Das deutsche Volk ist daher mehr als das englische und das nordamerikanische auf Sparsamkeit und Haushalten eingestellt. Eine so voll- ständige Mißachtung gegenüber dem Altmaterial wie sie in Nordamerika üblich war kannte man in Deutschland nicht. Man ?uhr seinen alten Kraftwagen nicht in den Straßen-
Schwere feindliche Flnnzengverliifte
38 viermotorige Bomber bei nächtlichen Terroranqriffen abgeschlossen — 13 weitere Flugzeuge im Me ten vernichtet — Sowjetangriffe am Kuban-Brückenkopf gescheitert — Oertliche Kämpfe in Tunesien
OdIL. AuS dcm Hiihrerhauptquartier, 17. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Am Kuban-Brückenkopf scheiterten die auch gestern erneuerten Angriffe »er Sowjets. Während der letzten drei Tage wurden im Abschnitt eines deutschen Armeekorps im Zusammenwirken mit der Luftwaffe 50 Sowjetpanzer vernichtet. An der übrigen Ostfront fanden nur am oberen Donoz lebhaftere Kämpfe statt. Hier wehrten Verbände des Heeres und der Waffen-tl mehrere starke Angriffe des Feindes ab.
In Tunesien verlief der Tag bis auf örtliche Kamps- tättgieit in einigen Abschnitten der West- und Südsront im allgemeinen ruhig. Die Luftwaffe griff feindliche Flugstützpunkte an und erzielte Bombentreffer zwischen «-gestellten Flugzeugen und in Materiallagern. Jäger und Flakartillerie der Lust- Waffe schossen im Mittelmcerraum elf feindlich Flugzeuge ab.
In der Nacht zum 16. April kam es im Kanal zwischen Booten der deutschen Küstensicherung und leichten britischen Seestreitkräftcn zu einem Gefecht. Ein feindliches Artillerie- Schnellboot erlitt so schwere Beschädigungen, daß es als ver- nichtet anzusehen ist. Der Versuch des Feindes, eines unserer Schiffe zu entern, wurde im Nahkamps abgeschlagen. Unsere Boote kehrten vollzählig in ihre Stützpunkte zurück.
Bei nächtlichen Angriffen feindlicher Fliegerverbände gegen Orte in Süd- und Südwestdeutschland, darunter Mannheim und Ludwigshasen und gegen ostdeutsches Gebiet erlitt der Feind besonders schwere Verluste. Nach bisher vorliegenden unvollständigen Meldungen wurden im Osten zwei, im Westen LS vorwiegend viermotorige Bomber abgeschossen. Außerdem wurden am gestrigen Tage bei Angriffen gegen die besetzten Westgebiete 15 feindliche Flugzeuge vernichtet. Drei eigene Jagdflugzeuge werden vermißt.
Schnelle deutsche Kampfflugzeuge warfen in der vergangenen Nacht Bomben schweren Kalibers auf das Gebiet von Vroß-London.
V5I6. Rom, 17. April. Der italienische Wehrmacht bericht hat folgenden Wortlaut:
beiderseitiges ArtMeneseuer. — Ein starker feindlicher Anqrifs lm Westabschnitt wurde mit schweren Verlusten für den Geg. ner znrückgewiesen. In de» Luftkämpfen des Tages verlor die englisch-amerikanische Luftwaffe elf Flugzeuge, sechs davon wurden in Tunis von deutschen und fünf über dem Kanal von Sizilien von unseren Jägern abgeschossen. Fünf weitere Flugzeuge stürzten, von Bodeneinheiten getroffen, ab.
Verbände viermotoriger amerikanischer Bomber unter- nahmen auch gestern Luftangriffe auf die Städte Catania und Palermo, wo sie im Stadtinnern beträchtliche Schäden ver- ursachten. Unter der Zivilbevölkerung von Catania gab es 51 Tote und 265 Verletzte. In Palermo wurden bisher fünf Tote und 35 Verletzte unter der Zivilbevölkerung festgestellt. Zn Palermo wurden zwei Flugzeuge von unseren Jägern und eines von der Flak abgeschossen.
NinerkreWrager oer ruWWe
Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, das Ritterkreuz deS Eisernen Kreuzes an: Oberleutnant Barth, St^s"<M,rer in einem Kampfgeschwader; Oberfeldwebel Huber, Flugzeugführer m einem Sturzkampfgeschwader.
Oberleutnant Eitel-Albert Barth, am 7. 2, 1915 in Bukarest ge- boren, yal sich in 350 Einsätzen im Kamps gegen England und die Sowjetunion durch beispielhafte Tapferkeit und durch namhafte Erfolge ausgezeichnet. — Oberfeldwebel Siegfried Huber , am 2. 9 1914 in Füßen/Allgäu geboren, hat im Kampf gegen die Sowjetunion als Sturz- kampfflieger 24 Panzer vernichtet und 80 weitere schwer beschädigt, er zerstörte durch Volltreffer 25 Geschütze und Granatwerfer sowie 70 Fahrzeuge und setzte einen Svwjetzerstörer durch Volltreffer anher Gefecht.
UoöMvssssteigerkMg lu Ztalien
Wie „Popolo di Noma" berichtet, wird der 21. April — der Gründungstag der Stadt Rom und der Tag der Nationalen Arbeit in Italien - in diesem Jahr ganz im Zeichen der Produktion zur Erreichung des Endsieges stehen. An diesem Tage treten die auf Veranlassung des Duce durchgeführten wirtschaftlichen Verbesserungen für Arbeiter in Kraft.
AenderungeiNn» -iploma Wen Dienst des Reiches
Führer-Hauptquartier, 17 . April. Der Führer hat auf Vorschlag des Neichsmtnisters des Auswärtigen von RMentrop im politischen Außendienst folgende Ernennungen vollzogen: Der bisherige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Freiherr von Weizsäcker, wurde zum Botschafter des Reiches beim Vatikan ernannt. Ter bisherige Botschafter beim Vatikan, von Berge», tritt in den Ruhestand. Zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wurde der Gesandte Erster Klaffe Dr. Adolf v. Steenngracht ernannt.
Der Botschafter im Auswärtigen Amt Hans Heinrich Dieckhoff, letzter deutscher Botschafter vor Kriegsausbruch in Washington, ist zum deutschen Botschafter in Madrid ernannt worden. Der bisherige Leiter der politischen Abteilung im Auswärtigen Amt, Unterstaatssekretär Dr. Ernst Woermann, wurde zum Botschafter des Reiches in Nanking ernannt. Der bisherige Botschaftsrat an der Botschaft Madrid, Gesandter Erster Klasse Ander Hemke, wurde zum Unterstaatssekretär erimnnt und vom Reichsaußenminister zum Leiter der Poli-
graben und ließ ihn dort vermodern wie es !n Amerika gang und gäbe war Darum stieß die deutsche Führung auch auf wesentlich größeres Verständnis als die englische und die amerikanische Regierung als sie Maßnahmen zur Ansammlung und Streckung der Vorräte ergriff. Sie kannte auch nicht jene Scheu vor Wirtschaftslenkung und Verfügungsbeschrän- kung die in Großbritannien und Nordamerika dazu geführt hat. daß man mit der Einführung der Bewirtschaftung zö. gerte und den Schwarzhändlern und Hamsterern Zeit ließ sich mit Mangelwaren vollzusaugen. Die am Kriege beteiligten Länder sind jetzt säst gleichmäßig dazu gezwungen, von der Hand in den Mund zu leben, d. h. sich mit dem zu begnügen, was sie tausend neu erzeugen vezw. Mit den beschränkten Transportmitteln von außen Heran,uhren können. Darum gewinnt immer mehr statt der Große der Vorräte ihre weise Verwaltung und Einteilung entscheidende Be. deutung- Wir fühlen uns auch auf diesem Schlachtfelde aus Grund unserer Erfahrungen und Erfolge unseren Minden überlegen und werden mit Interesse verfolgen, welche Folgen sich in den Feindländern durch Storung der Versorgung und Ungerechtigkeit der Zuteilung ergeben werden.
tischen Abteilung des Auswärtigen Amtes berufen. Der bisherige Leiter der Rechtsabtei-lnug, Unterstaatssokretär De. Friedrich Gaus, wurde zum Botschafter zur besonderen Verwendung des Auswärtigen Amtes ernannt.
Fm Stabe des Reichsanßenministers wurden ernannt: Dev Beauftragte beim Führer, Gesandter Erster Klaffe Walther Hewel, zum Botschafter, der Gesandte Erster Klasse Emil von Rintslen, zum Botschafter und der Vortragende Lcgationsrai Franz v. Sonnleithner zum Gesandten Erster Klasse.
Neichsminister Dr. Goebbels vor den Lettern der Propagandaamter
Berlin, 18. April. Am 17. und 18. April fand in Berlin eine Arbeitstagung der Leiter der Reichspropagandaämter statt, in deren Rahmen führende Persönlichkeiten aus Partei und Staat Referate über wichtige Fragen aus ihren Arbeitsgebieten hielten. So berichtete u. a. Staatssekretär Backe über I die ErnährnngKlagc im Fahre 1943, Staatssekretär Reinhard über Fragen der Kriegsfinanzierung und Staatssekretär Gutterer über Vevivaltungssragen.
Fm Mittelpunkt der Tagung stand eine Rede von Reichsminister Dr. Goebbels, der einen umfassenden Uobevblick über die militärische und politische Lage gab Er zeigte, Wie die Achsenmächte dank ihrer bisher errungenen Erfolge alle Faustpfänder für -den endgültigen Sieg in den Händen hielten und wie die auch heute noch keineswegs voll ausgeschöpften Kraftreserven, die ihnen zur Verfügung stehen, eine weitere Grundlage für die unbeirrbare Siegesgswitzhsit des deutschen Volkes bilden. In einem Kampf, der mit zunehmender Länge auch immer härter würde, spiele die seelische- Widerstandskraft des Volkes eine ausschlaggebende Rolle. Das deutsche Volk wisse, worum es gehe, und seine zu allem entschlossene moralische Haltung sei jeder Belastungsprobe gewachsen. Im festen Vertrauen auf den Führer sei auch der Glaube an den.Sieg begründet.
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„Ich habe, es ja einmal in Ser eigenen Familie erlebt" ,uh> Frau Torbeke ,n wachsender Erregung fort. „Du weißt es vielleicht obschon ich nie mit dir darüber gesprochen habe. Meine Schwester bekam damals unfern väterlichen Hof, weil kein männlicher Erbe da war. Sie heiratete einen ordentlichen und soliden Mann Schon bald nach der Hochzeit ging es Ws. Mein Vater lebte noch, er war ein stolzer, herrschsüchtiger Mann, und meine Schwester hatte mehr von ihm als von unserer guten Mutter. Der junge Ehemann galt nichts im Hause; er bekam seine Arbeit und sein Taschen?:» und im übrigen war er nichts mehr als ein Knecht Wenn er ausbegehrte, standen zwei gegen ihn. und sie halten die Macht, er war ja nur der Eingeheiratete. Da ging er immer häufiger ins Wirtshaus und ertränkte seine Erbitterung im Alkohol Tr wurde mit den Jahren ein Säufer und kam immer mehr herunter Das Ende kennst du: aus dem Heimweg ertrank er » einem Wassergraben, well er sich ln seiner Trunkenheit nicht daraus retten konnte. — Siehst du. das ist die Geschichte, die mir in letzter Zelt immer häufiger in- Erinnerung kommt. Soll sie sich bei uns wiederholen?"
„Sie wird es nicht, Kathrine, sei ganz ruhig, der Dieter ist kein solcher Schwächling, der ins Wirtshaus läuft, wenn es daheim schief geht."
„Sag das nicht so sicher Niemand weiß, wozu die Verzweiflung einen Menschen treiben kann!"
»Und di« Helga ist doch auch nicht so wie deine Schwester.' „Auch das solltest du nicht so weit wegweisen, Hinrich. Helga sehr viel von ihrem Großvater nicht nur im Äußeren dern auch im Wesen Biele Bewegungen wie iie den Kopi nach hinten wirst, wie sie spricht Ich beobachte das immer wieder Wir wollen uns nichts oormachen. sie ist auch stolz und herrsch- süchtig wie er —"
„Das ist überlrieben. Kathrine Helga hat doch ein gutes Herz, da» habe ich oft beobachtet"
.Sie ist immer dein Liebling gewesen, und sie hält auch große Miicke auf dich ich weiß es Dir gegenüber ist sie nie ander- als nett und ü-b und kindlich Du siehst sie nickt täglich und
nündlmi w>e m, e-> lue om wage ieidu au--, ccg-no. ganz sicher Ich habe sie verwöhnt uns alles gutgehsißen. was sie sagte und tat Aber sie war doch mein alles, ich hatte ja nichts anderes mehr auf der Welt, als mein Mann gefallen war"
Frau Torkele hatte die Hände ineinander verschlungen und den Kopf gesenkt. Der alte Monn sah. wie sie sich guolte.
„Kathrine." sagte er behutsam, „nun sei mal ganz ruhig Wir wollen veruiinstig darüber iprechen. Sieh, die Helga ist jahrelang selbständig gewesen und l-ut alles allein geleitel Sie ist einfach daran gewölnn unv kann sich nicht so schnell umstellen So ist das Sie wird aber mir der Zm lernen, daß sie das Regiment abgeben muß, und wird es auch tun Sie Hot doch einen tüchtigen Mann, und gut und stattlich ist er dazu. Ich kann mir nicht denken, daß sie so verblendet wäre, das nicht einzusehen "
„Wenn es nicht zu spät ist oder sie bitteres Lehrgeld bezahlen muß. Sieh. Hinrich, darum bin ich eigentlich gekommen: ich wollle dich btten, daß d u mit ihr darüber sprichst und sie warnst! Ich habe es schon getan, doch es hat nichts geholfen Aber auf das. was du sagst, hat sie immer viel gegeben Wenn einer hier helfen kann dann wist du es "
Der Alte itarrte eine Weile vor sich nieder, dann ichüttelte er den Kops.
„Nein. Kathrine, ich will dir jeden Gefallen tun aber mich da hineinmischen, das kann ich nicht. Es würde auch nichts helfen glaube es mir Nein, der Dieter muß sich Ichon ielbli Respekt oer- 'chafsen und sich durchsetzen, das ist der einzige Weg. Cr soll ihr zeigen, daß er ein Mann ist und kein Walchlappen."
„Cr ist viel zu qulherzw und feinfühlend, ich fürchte er wird das nicht tun, einfach Gewalt gegen Gewalt letzen."
„Er muß es aber. Mit einer solchen Sache ist es wie mit den Lrennesseln: kest zupacken, dann tut es nicht so weh!"
„Und du meinst, daß man nichts, gar nichts tun kann?" fragte Frau Torbeke bitter enttäuscht. Aut diesen Gang hatte sie ihre ganze Hoffnung geletzt.
„Nein", lagt« Wörmann „Aber ich mein« auch, daß alles bloß halb so schlimm ist als du es siehst. In einer Ehe geht es eben nicht immer Miez. Miez, es geht auch mal Katz, Kotz!"
Eine Weile saßen sie schweigend, dann stand Frau Torbeke auf.
„Hassen wir daß du recht behältst. Dann will ich nun auch wieder gehen es wird schon dämmerig. Gute Nacht, Hinrich."
„Gute Nacht, Kathrine. Sei nicht böse, daß ich' dir den Befallen nicht tun konnte, und komm bald wieder."
Wenn Frau Torbeke auch nicht ihren Zweck erreicht hatte, so war ihr durch die Aussprache doch leichter ums Herz geworden Fast war sie geneigt, alles in einem etwas helleren Licht zu '"'rockten. Vielleickt nahm si- wirklich alles zu schwer
Als sie zu Hou^e au.ani war nu, _
„Wo warst du denn, Mutter?" kragte sie ungeduldig. „Bei Wörmanns? Ja. das hättest du doch vorher sagen können! Ich koiüme aus dem Garten ins Haus, und niemand ist da. Du fort und Dieter schon zu Bett!" Na, nun wollen wir auch schnell gehen, üenn morgen ist wieder ein drocker Tag. Gute Nacht, Mutter."
„Gute Nacht. Helga", sagte Frau Torbeke leise.
»
Dieter ließ die Zeitung sinken, als seine Schwiegermutter hinausging. Er stützte den Kopf in die Hand und starrte schweigend vor sich hin.
Soweit war es also gelommen. Seine Stellung hier im Haus« war schon im Munde der Angestellten! Man spottete darüber, man bemitleidete ihn! Mann seiner Frau! Mann seiner Frau! klang cs ihm nach in de» Ohren.
lind nicht Sie Dienstleuie aiirntt Der Händler Dräuk würde auch kein Hehl daraus macke» wre das war, wenn man aus Hss Torbeke etwas kaufen wollte, und wer dort noch immer das Regiment führte. Der Monn seiner Frau würde bald zu einer lächerlichen Figur werden.
Aber mehr als das alles schmerzte Dieter die stetig wachsende Erkenntnis, wie sehr er sich doch in dem Wesen seiner Frctu getäuscht hatte. Gewiß, er versuchte immer wieder, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Er sagte sich, daß sie eben nicht mst gewöhnlichem Maßstab zu messen sei. Sie war kein Durchschnittsmensch Sie hatte jahrelang allein den Hof verwaltet. Viehankäufe und -Verkäufe. Fruchtsolge, Arbeitseinteilung, Steuersachen, alle« allein geregelt. Und tadellos hatte sie das gemacht, das mußte man anerkennen. So leicht machte ihr das keine zweite nach.
Ja. Helga war ungewöhnlich ichön, ungewöhnlich klug untüchtig.- Aber — genügte das um die Gemeinschaft zweie? Menschen glücklich zu gestalten? Fehlte nicht etwas Schönes und Köstliches — die Güte? Die echte Frauengüte, die Helgas MutM io auszeichnete! Warum hatte die Tochter nicht etwas davon abbekommen? Gewiß, sie war nicht hartherzig und auch nicht geizig. Sie gab auch und schenkte und nahm teil an Leiden anderer. Aber sie tat es gedankenlos, es kam nicht aus der Tiefe ihres Herzens. Was tief drinnen noch schlummerte an guten fraulichen Eigen- ichasten, war überwuchert von Selbstsucht und Geltungsbedürfnis Sie hatte immer ihren Willen bekommen und war zu früh selbständig geworden.
Sicher liebte sie ihn auch auf ihre Art. Wozu hätte sie ihn sonst geheiratet? Aber es war nicht die hingebende, selbstlose Frauenliebe, die er erhofft und ersehnt hatte. Abends ihr Geliebter und tagsüber ihr Knecht sein — nein das konnte und wollte »k nicht! Sein Mannesstolz empörte sich dagegen.
Fortt-punp iolgt.)