668
anlaßte eine Aufklärung über diese Behandlung. Zur großen Verblüffung allerseits entpuppte sich der zurückgelaffene Paffagier als einer der höchsten Beamten der Generaldirektion der K. Württ. Staatseisenbechnen. Daraufhin zuvorkommendes Anerbieten eines Extrazugwagenr einerseits, doch höfliche Ablehnung andererseits.
Bopftngen 9. Juli. Eine seit längerer Zeit wegen Geister krankheit im hiesigen Spital weilende Frau, namens Haf, hat sich in den Abort gestürzt und dort dm Tod gefunden.
8. 6. Neresheim 9. Juli. Wir hatten seiner Zeit dem „Neckar-Echo" die Notiz von der Verhaftung de» Schultheißensohner und Feuerwehr- kommandanten Josef Schmidt in Frickingen entnommen, ebenso später ein in der „Jpf- und Jagstzeitung" erschienene» Dementi. Das „Neckar. Echo" stellt aber jetzt fest, daß Schmidt zwar zunächst nicht verhaftet war; dagegen aber am 6. Juli in seiner elterlichen Wohnung in Haft ge. nommen worden ist, nachdem in Sachen der zahl, reichen Brände schon drei Frickinger Feuerwehr- leute mehrere Tage zuvor gefänglich eingezogen worden waren.
Ulm 9. Juli. Man sollte meinen, daß in den 35 Jahren, in denen die deutsche Reichs. Währung in Geltung ist, sich überall das Mark- spstem eingebürgert hätte. Dem ist aber nicht so, wie jeder erfahren kann, der in Wiblingen mit dem Fuhrwerk durch den Klostertorbogen fährt. Für ein derartige» Vergehen wird laut Anschlag von der Ortsbehörde eine Sühne von einem blanken Gulden verlangt.
Vom Oberland 9. Juli. Aus den Landtagsverhandlungen der letzten Tage war zu entnehmen, daß die Zweite Kammer die acht- jährigeSchulzeitsürdie Volksschule anstrebt. Nun kann MM aber über diesen Punkt doch verschiedener Anficht sein. An dem 14. Leben», jahr als Termin der Schulentlassung soll nicht gerüttelt werden. An diesen Zeitpunkt schließt sich unmittelbar die Fortbildungsschule an. Dennoch müßte man den Schuleintritt für alle Kinder mit dem 6ten Lebensjahr verlangen und dis» ist doch nicht zweckmäßig. Ein großer Teil der Kinder, er werden etwa ^ bis V« aller Pflichtigen sein, wird von den Eltern tatsächlich mit dem 6ten Lebensjahre zur Schule gebracht. Eines schickt sich aber nicht für alle. Ein anderer Teil der Kinder ist körperlich oder geistig noch so wenig entwickelt, daß sie viel besser daran wären, wenn der Eintritt bis zum 7ten Jahre hinaurgeschoben werden dürste. Kommen solche minder entwickelten Kinder zu früh in die Schule, so kommen sie nicht recht mit, er entleibet ihnen der Schulbesuch und sie werden der Klaffe zur Last und zum Hemmschuh. Man sollte also in diesem Punkte die bisherige Freiheit erhalten.
Friedrichshafen 9. Juli. Zeppelins Dauerfahrt. Graf Zeppelin erklärte in einer Unterredung, die er dem Vertreter der Frankfurter Zeitung gewährte, daß er seine große Fahrt,
Antlitz noch im Tode einen häßlichen, bösen, drohenden Ausdruck zeigte, kein Leid zufügen wollen. — Ich nahm jetzt da« auf die Stufen gefallene Bündel, um es wieder auf den Stuhl zu legen. Aber er hing an einem Nagel fest. Der mürbe Stoff riß, und zwei Goldstücke rollten mir gerade vor die Füße. Hastig raffte ich alle» zusammen, flüchtete in die Kammer und schloß die Tür ab. Eine unheilvolle Macht zwang mich, den Riß im Futter zu erweitern. Gold, Banknoten und Wertpapiere kamen zum Vorschein. — Den grausigen Anblick de« Toten konnte ich nicht mehr ertragen, und fürchtete auch, überrascht zu werden. Deshalb verlöschte ich da« Licht, begab mich, den Ueberrock zu einem Pack zusammengerollt unter dem Arm tragend» durch den nur spärlich vom Monde erhellten Korridor in mein Zimmer und trennte dort mit dem Federmesser alle die grob zusammengeflickten Stellen auf, bis das alte Kleidungsstück seines kostbaren Inhalts entleert war. Außer dem Gelds fanden sich auch dieses Armband und mehrere au« der Fassung gebrochene Edelsteine. Das Flakon muß au« dem zerrissenen Futter gefallen und Ms der Treppe liegen geblieben sein."
Mo er Jobst fand."
„Sinnend saß ich vor dem unvermutet entdeckten Schatz. Mir konnte er für da«, um was mich dereinst mein Bruder brachte, keinen genügenden Ersatz bieten, aber den Kindern noch zugute kommen und ihnen den Weg zu schönen Zielen bahnen. Von Eurer Existenz wußte ich damals noch nichts, und betrachtete Pauls Hinterlassenschaft als mein Eigentum. Mir hämmerte es in den Schläfen. Ich glaubte zwei Stimmen zu hören. Die eine, welche mit dem weichen Tonfall Katharinens sprach, warnte: „Beflecke Deine ehrliche, arbeitsame Hand nicht, indem Du Besitz von diesem zusammengewucherten Gelds ergreifst!" Die andere aber sagte: „Nimm,
derselbe hat seine am 1. Juni fällige Mobiliar. Versicherungsprämie erst am 5. Juli > morgen» 9 Uhr beim Hauptagenten in Pforzheim bezahl«! lassen und 7 Stunden vorher ist sein Anwesen in Brand geraten. Die betreffende Gesellschaft lehnt daher die Schadenspflicht ab.
Emmendingen 8. Juli. Ein hier be- schäftigter Knecht von 25 Jahren unterhielt mit der Tochter eine« Straßenwarts ein Liebes. Verhältnis, das die Eltern der letzteren nicht dulden wollten. Gestern morgen fand man nun die beiden auf dem Felde nebeneinander liegend tot auf. Der Knecht hatte dem 20 Jahre alten Mädchen mittel» Rasiermessers den Hals durchschnitten Md stch dann durch einen Revolverschuß in den Kopf getötet. Die Unglücklichen gingen offenbar in beiderseitigem Einverständnis in den Tod.
Köln a. Rh. 9. Juli. Heute vormittag V-11 Uhr bat stch am Oberländer Ufer ein schweres Unglück ereignet. Von der neuen Schiffbrücke über den Rhein, unweit der Marien, bürg, die für den Güterverkehr bestimmt sein sollte und welche von der Dortmunder Union erbaut wird, ist das Montagegerüst und die Eisenkonstruktion in den Rhein gestürzt. 30 bi« 40 Arbeiter befanden sich auf dem Gerüst. 14Tote sollen außer vielen Verletzten zu beklagen sein.
Köln a. Rh. 9. Juli. Die Unglücks, stelle befindet stch in der Nähe der 165 Meter- Oeffnung. Die Arbeiter, die an dieser Stelle der Brücke beschäftigt waren, befanden stch grade in der Mitte des Gerüstes, bei dem sogenannten Leergerüst, um ein Schlußstück einzufügen. Dieses Gerüst mußte schon vor einiger Zeit, weil es zu schwach war, verstärkt werden, aber trotzdem hat es die Last nicht tragen können. Auf der Sette nach Moll hat das Montagegerüst mehr nach- gegeben als auf der Kölner Seite. Auf der Südbrücke waren 60 bis 70 Monteure und Arbeiter der Dortmunder Union beschäftigt. Die Nachricht von dem Brückeneinsturz verbreitete stch mit Blitzesschnelle in der Stadt. Tausende von Menschen umlagern den Ort der Katastrophe. Aerzte, Kranken, schwestsrn und Geistliche waren alsbald zur Stelle» ebenso die städtischen und staatlichen Behörden, die Strompolizei, sowie die Bauleiter und Ingenieure, Vertreter der Eisenbahn-Verwaltung und der Be- triebsbauinspektion, die Feuerwehr mit Kranken- wagen und ein Pionier-Kommando. 13 teilweise leicht verletzte Arbeiter wurden sofort in« Bürger- Hospital gebracht. 14 Personen, darunter der Hauptmonteur werden vermißt und scheinen ertrunken zu sein.
Berlin 9. Juli. Zu Beginn der Sitzung erklärte der Vorsitzende im Eulenburg-Pro- zeß, er werde in der Presse angegriffen, daß er den Angeklagten, weil er Fürst sei, anders behandle als andere Angeklagte. Er müsse diese Anschul, digung mit Entschiedenheit zurückweisen. Vor dem Richterstuhl find alle Menschen gleich ob Fürst
was von Rechts wegen Dein ist. Tu's der Kinder wegen. Die Schulden wachsen Dir über den Kopf. Greif zu! Lasse die Gelegenheit, Dich «nd die Deinigen zu retten, nicht vorübergehen." — Ich gehorchte dieser zweiten Stimme. Den Behörden wollte ich von meinem Fund keine Anzeige er. statten. Das würde zu Weitschweifigkeiten geführt und endlose Hin- Md Herschreiberei nötig gemacht haben. Ich war ja, meiner Ansicht nach, de« Bruders einziger und rechtmäßiger Erbe, und bedurfte de« Geldes dringend. So verwahrte ich e« also in einem Schreibtisch, suchte in Katharinens Stube nach grobem Zwirn und einer Nähnadel, nähte so gut es ging da« zerrissene Futter zu, Md trug dann den Ueberrock in die Kammer de« Toten zurück. Al« ich mich wieder entfernen wollte, erlosch auch dar schwache Dämmerlicht des Mondes. Eine Wolke mußte sich vorgeschoben haben. — Von Grauen gepackt suchte ich mich aus der finsteren Kammer hinauszutasten, verlor aber, eine Beute entsetzlicher Aufregung, ganz und gar die Richtung. Meine Hände glitten immer an den Wänden hin und konnten den Ausgang nicht finden. Eisiger Schweiß rieselte mir von der Stirne. Plötzlich schrak ich heftig zusammen und konnte nur mit Mühe einen Schreckensschrei unterdrücken. Meine Finger hatten ein kaltes Gesicht — ein Totenantlitz berührt. — Wie ich dann endlich doch hinaus kam, wußte iS selbst nicht. — Der Morgen fand mich auf einer alten Truhe fitzend, in einem seelisch kranken Zustand, der sich nicht beschreiben läßt. — Bald nach jenem Vorfall beteiligte ich mich an dem Ankauf einer Kohlengrube. Das Unternehmen erwies sich als einträglich. — Al« ich erfuhr, Paul habe Kinder Hintersassen, war es zu spät, die volle Wahrheit aufzudecken. Aber berauben wollte ich die Waisen nicht, sondern nahm mich ihrer an." (Fortsetzung folgt.)
worunter nach den bisherigen Verlautbarungen die 24-stündige Ueberlandreise vom Bodmsee rhein- abwärts Md zurück zu verstehen ist, keinesfalls vor dem 14. Juli antreten werde. Auch sei noch nicht festgesetzt, ob er dann sofort zu der großen Fahrt übergehen oder noch vorher andere Manöver unternehmen werde. Es hänge von den Umständen ab, auch von den Wünschen der Reichsbehörden, in deren Besitz ja das Luftschiff nach der großen Fahrt übergeht. An dieser Fahrt werden außer dem Grafen Zeppelin uns seiner Mannschaft nur Vertreter derReichs- und derMilitär- Verwaltung teilnehmen.
— Die Fahrt des Ballons „Württem- berg", die am Dienstag nachmittag von Manzell aus erfolgte und an welcher vr. Stollberg. Straßburg (als Führer), der Neffe des Grafen Zeppelin, sowie Apotheker Mehl-Weingarten und vr. Weinland.Weißenau teilnahmen, war von einigem Pech verfolgt. Auf das Kommando „Los" erhob sich der Ballon vom Dachfirst der Zeppelin« ','chen Luftschiffhalle anscheinend mit genügendem Lufttrieb; kaum hatte er jedoch da» Dach, auf dem er gefüllt worden war, nicht mehr unter sich, so wurde er von dem heftigen Wind von oben gepackt und mit Gewalt nach dem See hinunter getrieben. Ehe noch ge. nügend Ballast ansgeworfen werden konnte, schlug die Gondel auf dem Seespiegel auf, um im nächsten Augenblick samt ihren Insassen im Wasser unterzutauchen, und so den kühnen Luftschiffern ein kurzes Bad zu bereiten. Eine energische Ballastausgabe hob aber rasch den Ballon wieder empor, und um so schöner und eleganter stieg dieser nun zu sehr bedeutender Höhe empor, wo er lange Zeit den Blicken der Untenstehenden sichtbar blieb, da oben anscheinend die Luft sehr ruhig war. Um 5 Vs Uhr stand der Ballon in einer Höhe von 4100 m über der Argenmündung, und der sich erhebende Abrndwind drohte ihn wieder dem See zuzuführen. In einer Höhe von 4500 w jedoch erhielt der Ballon eine Richtung nach Osten. Eine Nachtfahrt, wie sie geplant war, konnte nicht unter, nommen werden, da heranziehende Wolken ein nahe« Gewitter anzeigten, er mußte also an eine Landung gedacht werden, die nach einer kurzen Seilfahrt bei Kremserbach unweit Rötenbach im Algäu glatt vor sich ging.
T Pforzheim. Gegenwärtig fitzen zwei Familienväter, der eine aus Huchenfeld, der andere au» Eutingen, beide unter dem Verdacht, die Brandstiftung in ihren eigenen Anwesen ver. übt zu haben. Der Astere hat kurz bevor sein Anwesen nachts 2 Uhr in Brand geriet das Gast. Haus z. Linde in Würm käuflich erworben; nachdem er einige Tage dort aufgezogen, wurde seine Verhaftung beschlossen. Der aus Eutingen, dessen Anwesen ebenfalls nachts 2 Uhr in Brand geriet, bestreitet wie der ersterwähnte jede Schuld. Sehr fatal ist es für den in Eutingen Abgebrannten,