oder Bettler. Er nehme lediglich Rückficht auf den Gesundheitszustand de» Angeklagten. Rach dem Zeugenaufruf tritt der Zeuge Fischer Ernst vor und bemerkt, er fühle sich derart krank, daß er es nicht mehr aushalten könne. Er bitte dringend, ihn doch nach Starnberg zu seinen Kindern reisen zu lassen. Er habe alle» gesagt, was er wisse, mehr könne er nicht mehr sagen. Die Verteidiger erklären, daß sie an der weiteren Vernehmung des Zeuge« Ernst kein Interesse haben. Der Oberstaatsanwalt bemerkt, er bedaure ganz unendlich, in die Entlassung de« Zeugen Ernst nicht einwilltgen zu können. Heute und morgen werde der Zeuge nicht vernommen werden. Am Sonnabend falle die Sitzung aus. Der Zeuge könne sich daher bi« Montag ausruhen. Es würde aber nicht ratsam sein, daß er nach Starnberg zurückreise, denn er habe am Montag wieder zu erscheinen. Er könne sich ja hier in seinem Hotel durch einen Arzt behandeln lassen. Der Oberstaatsanwalt richtete dann die eindringliche Bitte an den Angeklagten, doch nun endlich seinem gepreßten Herzen Luft zu machen und das Leugnen aufzugeben. Der Angeklagte erwidert hierauf nichts. Vier Zeugen, die seiner Zeit Arbeitskollegen des Riedel auf einem Bau waren, werden darüber vernommen, wie und was Riedel ihnen über den Fürsten Eulenburg gesagt hat. Diese Vernehmungen dauern nicht lange. Nach diesen folgt eine Frau Görke und eine Frau Schönfeld. Frau Gerks ist bei dem Angeklagten als Wirtschafterin tätig gewesen. Sie ist sehr eingenommen mon dem Fürsten und schildert ihn als einen gütigen Arbeitgeber. Sie habe niemals etwas von den Gerüchten über die Homosexualität de» Fürsten zu hören bekommen. Frau Schönfeld war in München während de« dortigen Aufenthalts des Angeklagten in der Wohnung desselben tätig. Sie kann nichts Belastendes gegen den Fürsten aus- sagen. Hierauf tritt die Pause ein. Nach der Pause wird als erster Zeuge vr. von Wille vernommen. Das Beweisthema, über das er Aus- kunft geben soll, bezweckt den Ruf de» Freiherrn von Wendelstatt in München, vr. von Wilks bestätigt, daß Freiherr von Wendelstatt aus kleinen Verhältnissen hervorgegargen sei, in einem Thüringer Staate geadelt wurde und in künstlerischen wie in Gesellschaftskreisen als homosexuell gelte. Der Vorsitzende konstatiert hierauf, daß der Baron von Wendelstatt und Fürst Eulenburg intime Dutzfreunde waren. Fürst Eulenburg bestreitet auf dar Entscheidenste, daß chm von der homosexuellen
Veranlagung des Freiherrn v. Wendelstatt jemals irgend etwa« bekannt ^worden sei. Der nächste Zeuge ist SchneidermÄster Schwulst. Er wird im Allgemeinen darüber vernommen, ob in homosexuellen Kreisen die perverse Veranlagung des Fürsten Eulenburg bekannt gewesen sei. Es wird sodann Geheimer Justizrat Lämmel, langjähriger Syndikus des Hause« Eulenburg als Zeuge ver- nommen. Gegen 4 Uhr wird die Verhandlung abgebrochen und auf morgen vormittag 11 Uhr vertagt.
Berlin 9. Juli. Dem „Lok.-Anz." wird au» London gemeldet: Da» außerordentliche, von Nervosität nicht freie Interesse, womit man in England auf den jüngsten Erfolg der Zeppelin« 'schen Luftschiffes zurückblickt und ferneren Erfolgen entgegenfieht, findet charakteristischen Ausdruck in einem Artikel der „Daily Mail" über die Ver- wertungrmöglichkeiten de» deutschen Luftschiffs im Kriegsfall. Darin wird auseinandergesetzt, daß das Zeppelin'sche Fahrzeug schon bei seiner jetzigen Leistungsfähigkeit, die sich zudem bald steigern dürfte, zu einer Invasion des englischen Luftmeeres von einem norddeutschen Stützpunkt aus durchaus imstande sei. und daß eine Flotte von solchen Schiffen nicht bloß unschätzbare Kund- schafterdienste im Hinblick auf die Bewegungen der britischen Kriegsschiffe leisten, sondern diesen sowie den englischen Hafenanlagen und Küstenbefestigungen den schwersten Schaden zufügen könne, noch dazu ohne eigenes Risiko, da die Marineartillerie vorläufig auf mehr oder minder vertikaler Schießen nicht eingerichtet sei. Der einzige Trost für England bestehe bi« auf weiteres in Anbetracht der Luteuts eoräials darin, daß dem Zeppelin'schen Schiff, gleichsam dem „Dreadnought der Lüfte", der französische Lebaudy-Typ vermöge größerer Leichtigkeit und Beweglichkeit seinerseits vielfach überlegen sei und das deutsche Riessnschiff bequem von oben herab vernichten könne. Als ob das Konstruktionsgeheimnis beider Typen bereits öffentlicher Eigentum wäre, wird deshalb dazu geraten, daß England selbst eine aus Laftschlachtschiffen L la Zeppelin und Luftkreuzern L la Lebaudy gemischte Flotte baue und inzwischen seine Marinegeschütze den Anforderungen der neuen Aera anpaffs. Von anderer Seite wird die Einführung einer Art Paß zwang für Luftschiff« verlangt, um militärische Abstecher fremder Nationen in den Luftbereich der englischen Küsten schon in Friedenszeiten zu verhindern.
Vermischtes.
Automobilrennen in Di eppe. Bet demAutomobilrennen inDiepp e hat die deutsche Industrie große Erfolge davongetragen. In dem Rennen der großen Wagen um den großen Preis siegten drei deutsche Wagen. Al« erster legte, wie schon gemeldet, Lautenschläger auf Mercedes (Daimler) die 770 km lange Strecke in 6 Stunden 55 Min. 43 Sek. zurück. Zweiter wurde HSmery auf Benz in 7 St. 5 Min. 18 Sek. Schwer verunglückt bei der 7. Runde ist Harrison, dessen Automobil in den Chauffeegraben fiel und sich überschlug. Der Wagen Cissac« verlor die Direktion, da er einen wesentlichen Teil eingebüßt hatte. Er lief mit einer Geschwindigkeit von 100 km einen Abhang zur Seite des Wegs hinauf, riß zwei Bäume um und überschlug sich dann. Die Fahrer kamen unter den Wagen zu liegen und blieben sofort tot. Cissac» wurde der Brustkasten eingedrückt. Seinem Chauffeur Schaube ist der Schädel gespalten. Bei der Ankunft Lautenschlägers spielte die Militärmufik die deutsche Nationalhymne. Die drei deutschen Sieger wmdeu von Unterstaatssekretär Maujan und dem Präsidenten des deutschen Automobilklubs, Grafen Sterstorp, beglückwünscht. Der Sieger Christian Lautenschläger ist, nach der „Fikf. Ztg.", 31 Jahre alt und seit 1899 bei der Daimler-Motoren- gesellschaft als Monteur in der Wagenmontierung tätig gewesen. Seit 1905 ist er als Fahrmeister angestellt; er fuhr 1906 mit Salzer als Mechaniker die großen Rennen mit. Lautenschläger fuhr jetzt, da die gesamte von ihm befahrene Strecke über 10 Runden 770 km betrug, mit einer DurchschnittSgeschwindigkeit von 112 km in der Stunde. Der Zweite, Hsmery, ist ein bekannter Fahrer. Er gewann u. a. jüngst das Rennen Petersburg-Morkau gegen 40 Konkurrenten.
Voraussichtliche Witterung:
Unbeständig, wechselnde Bewölkung, zeitweise Niederschläge, Temperaturen zunächst wenig verändert.
«»tteSdieirfte.
4. Sonntag «ich Hrintt., 12. Juli. Vom Turm- 273. Predigtlied 438: Mache dich mein Geist bereit re. 9 Uhr: Vormitt.-Predigt, Dekan RooS. Da» Opfer ist für den Kirchenbau der Gemeinde Mittelstadt, Dekanats Urach, bestimmt. Die Christenlehre fällt aus.
Ionnerotag, 16. Juli. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Dekan RooS.
Antlitze «ad PkioatMirm.
K. MM Mett.
In den Staatswaldungen ist das Heidelbeersammeln mit dem Reff vor dem 23. Juli, das Preißelbeersammeln vor dem 24. August verboten.
Schmieh.
Danksagung.
Allen denjenigen, welche mir bei dem Brand meines Waldes zu Hilfe eilten, spreche ich meinen besten Dank aus.
Johannes Rentschler.
Hofftest.
Das Sammeln von Heideland Preißeldeeren
in den hiesigen Gemeindewaldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.
Auwaltamt.
MarrtnsmooS.
Das Beerensammrln
ist in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldunzen für Auswärtige bei Strafe verboten.
Gemeinderat.
Neuweiler.
Bekanntmachung.
Das Beerensammeln in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.
Gemeinderat.
Zwerenberg.
Das Sammeln von Heidelund Preißeldeeren
in den hiesigen Waldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.
Semeinderat.
Lriegerverein Teinach.
am Sonntag, den 12. Juli, nachm. 4 Uhr, bei Kamerad Opferkuch z. Lamm.
Die Vorstandschast.
Danvtlklut».
GamStag, de» 11. dS. Mts., abends 8 Uhr,
Monatsverfammlung
im Gasthaus z Stern.
Vollzähliges Erscheinen erwartet
der Vorstand.
Den früheren Broß'schen Zimmerplatz in den Meisterswiesen habe vom 1. Oktober ab
jk vermieten.
Franz Schoenle» sr.
Gesucht wird sofort von einer kleinen Familie eine
Wohnung
mit zwei Zimmern, Küche samt Zubehör. Näheres im Campt, ds. Bl.
SchwarzwalSvcrein Lalw.
Sonntag, den 12. ds. MtS., wird für unsere Mitglieder von Calw nach Liebenzell eine
ßlohfahrt
ausgeführt. Abfahrt 1 Uhr oberhalb der Stadt. Fahrkarten, die bis zur Beendigung der Fahrt sichtbar zu tragen sind, können bei Herrn Kaufmann E. Georgii gekauft werden; Preis im Vorverkauf bis Samstag abend 50 A, am Sonntag 1 Einführung ist gestaltet. Kinder haben nur Zutritt in Begleitung Erwachsener, die für sie verantwortlich find.
Der Ausschuß.
KvairgellsatlonsvottiHge
von Evangelist Eugen Aimmermann aus Korntal finden
vom 12. bis 26. Mi in Nagold
statt.
An den Sonntagen, den 12., 19., 26. Juli, je nachmittags 3 Uhr und abends 7 Uhr in der Kirche.
An den Werktagen (täglich außer SamstagS) nachmittags 3 Uhr Bibelstunden und abends '/-8 Uhr Vorträge im BereinShavS. (Bet Raummangel würden die Abendvorträge in die Kirche verlegt.) Hiezu wird herzlich eingeladen.
Nagold. Dekan Römer.
UiirtteulbttMe SpaMe.
Kassenständen bei der Hauptkasse in Stuttgart vom 18. Juli ab: 9—IS'/, und 2'/,—5 Uhr SamstagS ununterbrochen von 9—2 Uhr.
Einlage» und Rückzahlungen vermitteln kostenfrei die Agenturen. Rückzahlungen werden ohne Kündigungsfrist geleistet.