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Strohhut, dessen Rand zur Hälfte gelb ist, mit weiße«, grünem und blauem Ausputz; trägt an t>er linkm Hand schmalen Ring mit Sternfigur. Am Ufer wurde eür schwarzer Regenschirm mit großer Masche vorgefunden. Sämtliche Gegenstände find ohne Namensbezeichnung.
Göppingen 6. Juli. Heute fand die Abnahmeprüfung der von den Ver. Feuerwehrgerätefabriken in Ulm für die hiesige Feuerwehr gelieferten neuen Dawpfspritze und der neuen mechanischen Drehleiter statt. Beide Geräte haben einen Aufwand von rund 18000 verursacht. Die Dampsspritze, für die ein besonderer Dampf, spritzen«eister in der Person eines Mechanikers angestcllt wurde, wird mit Petroleum angeheizt und liefert in der Minute 1300 1 Wasser. Die Spritze war 9 Minuten nach Beginn des Anheizen» tätig. Die mit ihr vorgenommenen Spritzenproben verliefen auf» beste. Die neue mechanische Mogirus-Drehleiter ist nach den neuesten Erfahrungen der Technik aurgeführt und 18 m hoch; auch sie wurde als durchaus zweckentsprechend und vorzüglich konstruiert befunden.
Rüßelhausen OA. Mergentheim 7. Juli. Beim gestrigen Kinderfest geriet der Karuffelbefitzer Wucherer mit seinem Arbeiter in Streit, zog dar Stilet und brachte ihm fünf Stiche bei, die nach Aussage des Arztes schwerer Natur find. Der Attentäter wurde verhaftet und der Verletzte in» Bezirkskrankenhaus nach Mergentheim übergeführt.
Ulm 7. Juli. (Schwurgericht.) Der 22 Jahre alte Postpraktikant 2. Klasse Otto Brücker von Schlattstall OA. Kirchheim hatte sich wegen Amtsunterschlagung und Rechnungs- sälschung zu verantworten. Er ist nach seiner Rückkehr au» Südwest-Afrika, wo er bis Ende 1906 gegen die Schwarzen focht und zum Vizefeldwebel befördert wurde, durch die Unzulänglichkeit der ihm zur Verfügung stehenden Mittel, die zur Kräftigung seiner stark angegriffenen Gesund- heit, zur Neuausstattung mit Wäsche und Kleider bei weitem nicht ausreichten, dazu geführt worden, einen Teil der ihm als Schalterbeamter in Geislingen übergebenen Posteinzahlungen zu unterschlagen, die Büchereinträge zu unterlassen oder später erst nachzuholen und die zurückbehaltenen Summen teils zur Schuldentilgung, - teils zur Bereinigung der vorher unterschlagenen Beträge zu verwenden. Von der so unterschlagenen Summe von über 3500 ^ find 426 noch ungedeckt. Die Geschworenen ließen mildernde Umstände gelten, sie bejahten die Schuldfrage und beschlossen, den Angeklagten der Gnade des König» zu empfehlen. Da» Urteil lautete mit Rückficht auf die besonderen Verhältnisse auf die gesetzliche Mindeststrafe von 8 Monaten Gefängnis.
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Vom Grafe« Zeppelin.
— Am heutigen Tage begeht Graf Ferdinand v. Zeppelin, dessen Name jetzt in Aller Munde ist, auf seinem Landfitz Giersberg bei Konstanz seinen 70. Geburtstag. Die letzten Tage, so schreibt der „Staats-Anzeiger", haben ihm soviel Erfolg und Ruhm, so viel Ehrung und Anerkennung von Kaiser und König, von Regierung und Landständen gebracht, daß Neue« kaum noch zu sagen ist. Aber auf eine« darf man doch Hinweisen: wenn man sonst den 70. Geburtstag eines hervorragenden und berühmten Mannes begeht, so hat der Gefeierte in der Regel seine bedeutendsten Leistungen schon hinter sich. Dem Grafen Zeppelin war es beschieden, nach ausgezeichneter Berufslaufbahn noch im Alter auf einem neuen Gebiet bahnbrechend zu wirken. Das ist wohl auch auf dem Schaffensgebiet der Technik eine überaus seltene Erscheinung. Der Erfinder der Dampfmaschine, Watt, war, als ihm der große Wurf gelang, 34 Jahre alt; der Schöpfer der Lokomotive, Stephenson, 33 Jahre; Fulton, als er das erste brauchbare Dampfschiff lieferte, 42 Jahre; Weber bei der Erfindung des Telegraphen 29 Jahre; sein Mitarbeiter, der Mathematiker Gauß, allerdings 56 Jahre. Der Mann aber, dem es beschieden sein sollte, die tastenden Versuche der Lustschiffahrt zu einem alle anderen hinter sich lassenden Erfolge zu führen, hatte das 60. Lebensjahr überschritten, als er vor nunmehr 8 Jahren am 2. Juli seinen ersten Aufstieg unternahm. Die Conzeption seiner Ideen reicht freilich in viel jüngere Jahre zurück, und die Beharrlichkeit, mit der sie Graf Zeppelin durch alle Schwierigkeiten hindurch festgehalten und weiterverfolgt hat, verdient ganz besondere Bewunderung. Es ist ein beneidenswerter Lebens- gang, auf den Graf Ferdinand v. Zeppelin zurückschauen darf: in einem weltgeschichtlichen Augenblick war es ihm vergönnt, als junger Offizier durch eine kühne Tat sozusagen das Signal aufzustecken für die gewaltigen Siege der deutschen Heere, und jetzt, im Alter, darf er seinen Namen dauernd verknüpft sehen mit einer Großtat des menschlichen Geistes, deren kulturelle Segnungen die Mitlebenden noch kaum zu ahnen vermögen. Zugleich aber ist er auch als Techniker im Dienst des Vaterlandes tätig gewesen, und wenn wieder einmal der deutsche Soldat und der deutsche Matrose zur Verteidigung des Vaterlandes sollten ausziehen müssen, so ist es wohl möglich, daß ihnen abermals, wie 1870, ein „Zeppelin" auf Kundschafterdienst voraus fliegt. Möge der tapfere und geniale Mann — da» ist der Wunsch des württembergischen Landes, das auf ihn stolz ist — auf seinem weiteren Lebens- und Schaffensweg vor den Gefahren bewahrt bleiben, die das unsicherste aller Elemente, die Luft, wohl noch
reichlicher droht als da« Wasser, und möge ihm bei der weiteren Erprobung und Vervollkommnung seine» Fahrzeug» ein voller glänzender Erfolg beschieden sein!
— Dem „Schw. Merkur" entnehmen wir folgende Erklärung des Grafen Zeppelin: „Die jüngsten Tage boten mir bisher keine Muße zur Kenntnisnahme von Auslassungen der Presse, in welchen ganz grundlose Anschuldigungen gegen den preuß. Kriegsminister von Einem, meinen besonders hochgeschätzten Käme- raden, erhoben werden — vielfach in dem Tone der Pharisäertums und der Splitterricht e r e i, wie er bedauerlicherweise noch zuweilen den Verkehr zwischen Nord und Süd in Deutschland durchklingt. Grundlos ist selbstverständlich vor allem die Anschuldigung, Herr von Einem habe von mir das Ausfahren während des herrschenden starken Sturmes gefordert. Einem Manne aber, der wie Seine Exzellenz, durch sein Vertrauen zu meinem Vorgehen, mir die Lotterie in Preußen verschaffte, und dadurch allein mein Unternehmen vor dem Untergang rettete, der stets die größte Unparteilichkeit zwischen den drei deutschen Luftschiffsystemen zu üben bestrebt war, der sich noch in jüngster Zeit mit außer- ordentlichem Ueberzeugungsmut, in vornehmster Gesinnung unter dem Beifall des ganzen deutschen Volkes hohe Verdienste um die Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin im Heer erworben hat — einem solchen Manne vergebe ich es von ganzem Herzen, wenn er in, mit den Tagen und Stunden wachsendem Unmut über das Fern- gehaltensein vonseinem verantwortungsvollen Amt, ohne den Zweck seines Verweilen» bei mir erfüllt zu sehen, und kaum erholt von Erkrankung durch Ueberarbeitung in nervöse Erregung gerät, die ihm für einen Augenblick die ruhige Beurteilung der Lage und die richtige Auffassung de« ihm Gesagten entzieht. Mir bleibt kein andere« Empfinden für den hochverdienten, trefflichen Mann, als das vollkommenster Hochschätzung und kameradschaftlicher Zuneigung.
Graf Zeppelin."
Friedrichshafen 7. Juli. Prinz Georg von Bayern ist zur Besichtigung der Zeppelin- schcn Luftschiffs aus München hier eingetroffen.
Friedrichshafen 7. Juli. Mit dem überschüssigen Gas des Zeppelin'fchen Ballons wurden heute nachmittag eine Anzahl Kugelballone gefüllt, die alle Aufstiege unternahmen; zuerst der Ballon „München" unter der Führung der Prinzen Georg von Bayern, sodann der Ballon „Württemberg" vom Württ. Luftschifferverein unter Führung des jüngeren Grafen Zeppelin. Der Straßburger Ballon „Zeppelin" wird unter der Leitung des Oberingenieurs Dürr eine Nachtfahrt
besichtigte alle», zählte das Geld nach und ordnete die Papiere. Dann durchsuchte er verschiedene Fächer des Sekretär» mit wachsender Aufregung und sagte endlich:
„Kann Franz nicht doch etwas einem Complicen zugeworfen oder es irgendwo verborgen haben?"
„UnmöglichI Da» Fenster war geschloffen, als wir eintraten und er wurde sofort polizeilich untersucht. Vermissest Du etwas?" fragte Arsene. „Vielleicht Geld?"
„Nicht doch."
„Papiere?"
„Ebensowenig."
„Was sonst?"
Nichts — nichts. — Aber in der begreiflichen Aufregung in welche mich dieser Vorfall versitzen mußte, verkrame ich natürlich bald dies, bald dar. — Ich will hoffen, daß niemand in meinem Sekretär herumwühlte?"
Sein Blick heftete sich mit jenem Ausdruck auf sie, der schon vielen imponiert hatte, aber Arsene begegnete ihm mit kalter Ruhe und erwiderte:
„Frage doch den hier anwesenden Polizeibeamten. Er wird Dir versichern, daß nichts dergleichen geschah."
„Ja, das bestätige ich, Herr Kommerzienrat!" erklärte der als Zeuge Aufgerufene.
„Es ist gut, ich möchte nun allein bleiben." Alle entfernten sich.
An diesem und dem nächsten Tage empfing der Kommerzienrat nie- mand. Er war zwar nicht bettlägerig, aber so abgespannt und elend, daß er alles seinem Prokuristen überlassen mußte.
Auch Katharina sah leidend und verstört aus. Man merkte ihr an, daß bittere Sorge sie fast zu Boden drückte.
Etwa« wie dumpfe Gewitterschwüle, wie die Ahnung einer furchtbaren, unabwendbaren Katastrophe lastete auf jedem.
Arsene war wie gewöhnlich um Tante und Onkel beschäftigt. Sie goß den Kvffee ein, reichte die Tassen herum, stellte des Kommerzienrats
Lieblingrzigaretten auf den Tisch und las Zeitung vor, aber aller geschah mechanisch und zerstreut. Ueber ihre Lippen wollte sich immer eine Frage drängen, blieb jedoch unausgesprochen.
Friedrich brachte verschiedene Briefe, Huber sortierte sie, nahm einen derselben und reichte ihn seiner Nichte.
„Von Madeleine!" rief sie erfreut. „Ich werde ihr sofort antworten. Du gestattest doch, Tante?"
„Gewiß, mein Kind."
Als Arsene lebhaft aufsprang, vernahm ihr scharfes Ohr die leise an Katharina gerichtete, aber nur mit einer verneinenden Bewegung beantwortete Frage:
„Sagtest Du ihr aller?"
Einen Augenblick war des Mädchens Fuß wie festgebannt, dann eilte sie doch hinaus, aber mit einem Gefühl, als ginge ihr ein scharfer Stich durch» Herz. Es gab also wirklich etwa», das man nicht verbergen konnte und dennoch zögerte, ihr zu enthüllen? —
In ihrem Zimmer überflog sie nur flüchtig der Francois Schreiben. Es ging ihrer mütterlichen Freundin gut. Sie hatte sich ^un doch selbst etabliert und großen Zuspruch und schrieb: „Komm zu nur, Tochterchen, wenn man Dich um Deine Hoffnungen betrügt. Geht Dir ein lichter Stern, zu dem Du anbetend emporsahst, unter, so taucht vielleicht dafür ein anderer, noch strahlenderer auf. Ich habe mir immer ein Kind gewünscht und wäre mir ein solches vergönnt gewesen, so Hütte ich es auf meinen Armen durch» Leben getragen. — Es sollte nicht sein. — Da hing ich mein Herz an Dich, die Waise. Wenn, was Gott verhüten möge, die Stunde kommt, wo Du keine Heimat mehr hast, dann suche sie bei Deiner Madeleine. Ich habe an einflußreicher Stelle viel von Deinem Talent gesprochen und könnte Dir sogar unentgeltlichen Unterricht aurwirken. Daß Du Dich aber wohl und zu Hause fühlst in meinen bescheidenen Räumen, dafür wollte ich schon sorgen. Für Dich sollte ein liebe«, lauschiges Nestchen eingerichtet werden." (Fortsetzung folgt.)