Oer »Lmtäler« als Heimatblatt
BiS -um Fahre 1890 leitete Jnkoh- Meeh in nimmermüder Schaffskraft und kluger Umsicht die Herausgabe des Enztäler". Eine ereignisreiche und bedeutungsvolle Periode deutsclier Geschichte konnte er als' verantwortungsvoller Sprecher und Mitarbeiter der öfseutlrchcn Äteiuuug im kleinen Kreist mitgestalteu helfen. Gr tat es auf seine Art. Dien-st im kleinön, getreuer Eckehart seiner Gemeinde. Betatet und Lehrer,' Mahner und Neuerer in allen heimatlichen Erfordernissen, hat er mit seiner Zeitung an allen kulturellen und poliÜschen Entwicklungen seiner Zeit tätigen Anteil genommen. Immer aber und es heimatliche' Belange gewesen, die im Rahmen des größeren Reiches ihren Niederschlag, Ausdruck und Förderung in seiner Zeitung gefunden haben. Damit hat er den Grund gelegt zu einer heimatlich ausgerichteten Haltung des Blattes, der in klarer Erkenntnis alle Nachfolger Mm Gedeihen des Blattes und zum Segen der Heimat treu geblieben sind. Dieses Erbe ist auch heute noch in den Händen des jetzigen Besitzers treu verwaltet und weiter aus-- gestaltet worden. Diese heimatliche Grundhaltung war es auch, die Jakob Meeh gut über die Zeiten der -18er Revolution und entgegen der damaligen österreichisch orientierten süddeutschen Gegnerschaft» der heißnmsrritkenen Bismarck-Politik unangefochten hinweg-getragen hat. Sein ganzer Arbeitseinsatz galt der Förderung der getvcrblichen Belange des Enz- tales. dem Straßenbau im Jahre 1861 nach Pforzheim, der Einführung der Eisenbahn bis Wildbad im Fahre 1866. Das Aufblühen der Bödcrstadt Wildbad veranlagte ihn zur Gründung einer Geschäftsfiliale dort und zur Herausgabe eines besonderen Badeblattes. ^ 1867 erschien der „Enzkäker" dreimal wöchentlich, 1876 wurde das Format wieder vergrößert und 1882 erfolgte die Ausgabe viermal- wöchentlich. So konnte Jakob Meeh seinem Sohn Christian Meeh bei seinem Tode 1890 eine gut fundierte Zeitung- Hinterlagen, und der Nachfolger baute getreu dem Grundsätze seines Paters an der Ausgestaltung der Zeitung weiter. Der Beginn des 50. Jahrganges brachte vergrößertes Format und ein neues Kopfstück des Blattes. Christian Meeh war eine durchaus fortschrittliche Natur. Bei Einführung des Telefons in -Neuenbürg im Jahre 1893 war der „Enztäler" der erste Abnehmer und erhielt Nummer 1, ebenso befand er sich unter den ersten Betrieben, die vom Stadt. Elektrizitätswerk mit motorischer Kraft verborgt wurden.- Im Weltkriege genügte die viermalige Aus
gabe, der Zeitung den sich rasch häufenden Tagestiachrichten nicht mA>r und nachdem sich Christian Meeh mit Zwischen- Ausgaben von Extrablättern vorerst geholfen hatte, erschien ! nunmehr die Zeitung ab Neujahr 1916 täglich.
Nach einem arbbitsreichen Leven zog sich der Herausgeber- lim Ja hie 1918 vom Geschäfte zurück, und da er selbst keinen ^ fachlich geschulten' Nachfolger hatte, ging der „Enztäler" nach ^ drei Generationen der Familie Meeh an D. S,tro m von i Ulm m D. über. In voller- Anerkennung der- großen Verdienste
- der Herausgeber Meeh um die Gründung und den Ausbau der ! Zeitung' führte der neu'e Inhaber den' meeh'schen Rainen im
- Firmentätel pietätvoll weiter. D. Strom suchte sofort den ! Anforderungen der Neuzeit Rechnung zu tragen und brachte ! in sicherer und klarer Erkenntnis des jeweils Notwendigen,
§ trotz der geschäftlich ungünstigen Zeit nach dem Zusammenbruch Deutschlands, die Firma zu weiterer Blüte. Wr stelle
' des seitherigen Handsatzes trat im Jahre 1919 eine moderne
- Setzmaschine in Tätigkeit. Mit diesem Zeitgewinn konnte der ' noch in den Vormittagsstunden anfallende Nachrichtendienst 'sin der Mittagsausgabe ausgenommen werden und der „Enz- ^ täler" hatte damit den Vorsprung der Nachrrchtenübermitte-
Inng der großen answärtigen Acitnngen eingeholt. Zugleich ^ aber überbot er dieselben durch Ausgestaltung seines lokalen
- und heimatlichen Teils aus der ganzen Umgebung. D. Strom f selbst war ein glänzender Lokalberichterstatter, ein schrift-
- sicherer Stenograph, überall selbst zugegen und überholte damit sogar die scharf einsetzende Konkurrenz auswärtiger Zeitungen. Das ganze .Heimatgebiet war sein nicht mehr antast- Lares Absatzfeld geworden. So konnte er den erfolgreichen Schritt zur Gründung von lokalen Nebenausgaben des „Enz-
- täler" wagen. In rascher Folge entstanden 1923—1927 nach-
> einander die Rebenausgaben, nachdem zuvor das Format der I Zeitung nochmals vergrößert worden war, das „Ealmbacher
> Tagblatt", das „Birkenselder Tagblatt", das „Herrenalber ^ Tagblatt". Zur Bewältigung dimer erhöhten Aufgaben erneuerte D. Strom den gesamten Maschinenpark der Druckerei. Ein Unternehmer voll Tatkraft, der aber daneben gleichzeitig noch die Zeit und die Muße fand, in Vereinen tätiges Mitglied zu sein und so die Verbindung mit der Oeffentlichkeit anss engste aufrechtzuerhalten. 1930 übergab D. Strom die Firma seinem Schwiegersohn Fridolin Biefinger und zog sich in den Ruhestand nach Rottettburg a. N. zurück.
Der neue Besitzer und Herausgeber Fridolin Biefinger trat sein Amt als verantwortlicher Schriftleiter in einer Zeit größter politischer Spannung an. Geschichtlich umwälzende Ereignisse zeichneten sich bereits in scharfen Konturen ab. Die Ohnmacht rasch wechselnder Regierungen und die Wirrnisse politischer Meinungen waren aufs höchste gestiegen und fanden ihren schärfsten und unversöhnlichsten Ausdruck in den Organen der Politischen Parteipresse. Streit und Widerstreit füllten Spalten und Seiten dieser Zeitungen, Meinung und Gegenmeinung standen sich sogar trennend in den einzelnen Familien gegenüber. In dieser unruhigen -Kampfzeit abseits jeder politischen und konfessionellen Bindung eine sichere klare Stellung einzuhalten, war für den Verlag eine große verantwortungsvolle Aufgabe. Sie verlangte vor allem von dem Verleger eine ruhige Ueberlegung «nd ein besonnenes Urteil bei Auswahl des anfallenden Nachrichtenmaterials. Der neue Herausgeber aber war seiner neuen Heimat, dem Enztal, bereits schon feit Jahren als Mitarbeiter des „Enztäler" so eng verbunden, daß er über alle Politischen Meinungen hinweg den Blick auf die lebenswichtigen Bedürfnisse seiner. Heimat gerichtet halten konnte und daher alle wirtschaftlich und gemeimchaslsbiudenden Kräfte der Heimat betonte und in den Vordergrund seiner Zeitung rückte. 'Hier waren alle auseinanderstrebenÄen Mei- 'rmng.-n gebunden und das gemeinsam Fühlende und Schaffende vereint. Der lokale Teil der Zeitung wurde daher mehr als seither ausgebaut. Das Gemeindeleben, wirtschaftlich gemeinsame Belange der gegenwartsnahen Kommunalpolitik wurden aufgerollt und so die Lieb« zur Heimat erstarkt und wachgernfen. Ein« Reihe von tüchtigen Berichterstattern in allen Gemeinden und ein kleiner Kreis neuer Mitarbeiter wurden von dem Verlag für diese Arbeit gewonnen. Au dieser Stelle sei ganz besonders des jetzt verstorbenen Dichters Richard Zoozmann in Herrenalb und des unermüdlichen Berichterstatters Rudolf Müller, Gaistal (fetzt in Stuttgart) gedacht. Der Zeitungskopf des „Enztälers" wurde dem neu geschaffenen größeren Format entsprechend geändert, die Seitenzahl der Ausgaben erweitert und vor allem die Gesamteinteilung neu angelegt. Der lokale Teil und di« Heimat erhielt ihre eigene bestimmte Seite, die kultürell- heimatgefchichtlichen Stoffe und der wissenschaftliche Unterhaltungsteil in einmal oder zweimal wöchentlichen Einlagen ihren besonderen Platz. Die Politik des Tages wurde der Titelseite Angewiesen und -damit ühssr die Heimat hinweg die Wichtigkeit der großen Reichspolitik in besonderem- Maße betont. Dies« Einteilung wurde trotz der nachfolgenden erneuten Erweiterung der Zeitung bis heute unverändert beibchalten, um- damit dem Leser durch eine stetig gleichbleibeuÄe Ueber- ficht der Gliederung seine Zeitring vertraut zu erhalten. Ein« neue Belastungsprobe überstand der „Enztäler" daher äußerst gut bei der durch die Machtübernahme einschneidenden Neuordnung des gesamten Pressewesens. Die Parteizeitungen der Shstemzeit mußten ihr Erscheinen einstsllen, kleinere Zeitungen infolge wirtschaftlicher Unrentabilität ein«- Zusammenlegung mit größeren Zeitungen vornehmen Die Bedeutung des „Enztälers" für die besonders gelagerten Verhältnisse des Enztales wurde anerkannt; im Herbst 1933 der „Wildbader Lokalanzeiger", der im Verlag „Schwarzwald-Zeitung" aufgegangen war, dem „Enztäler" angeschlossen. Enge Zusammenarbeit mit dem für die politische Ausrichtung- des- Kreises Neuenburg verantwortlichen Kreisleiter gewährleistete ein ersprießliches Wirken im Sinne der Volk und Vaterland um- fpMineckden Bewegung der NSDAP.
Eine scharfe Konkurrenz erhielt die gesamte deutsch« Presse in dem Rundfunk. Der nationalsozialistische Staat übernahm das gesamte Nachrichtenwesen als eines der wirksamsten Propagandamittel. Nachrichten, die seither das Vorrecht der Ortungen waren, wurden im Rundfunk an erster Stelle veröffentlicht. Eine Zeitung, die also ihren Lesern neuen aktuellen Nachrichtenstoff übermitteln wollte, mußte versuchen, die neu am Vormittag anfallenden Nachrichten aufznnehmen und noch für die Mittagsausgabe in Druck bringen zu können. Manche größere Zeitungen gingen z-u einer späteren Aus- gabezeit des Nachmittags über, der „Enztäler" aber beschritt
! den Weg vieler anderer und suchte durch modernste Aus- ! gestaltung seiner gesamten Nachrichtenübermittelung die ! Aktualität seines Blattes zu erhalten. Der Verlag er- ' richtete sich zu diesem Zwecke eine eigene Nachrichten-Funk- ' anlage, die bald darauf durch eine ganz moderne Fern- i schreibempfangsanlo-ge ausgebaut wurde. Damit war nun
- der neu anfallende Rachrichtenstoff für den Leser der Mit-
- tagszeitung gesichert. 'Ilm für den Druckbeginn weitere Zeit ! des Vormittags eiuzusparen, wurde von dem Herausgeber
anstelle der seitherigen Flachdruckmaschine eine moderne lRotationsmaschine erstellt, und so in dem technischen ^ Ausbau der neuzeitlichste Stand erreicht, der den „Enztäler" j-mit jeder anderen Zeitung konkurrenzfähig gemacht hatte. Mit , dieser modern ausgestakteten Einrichtung Hand in Hand ging die Erhaltung einer langjährig trefflich eingearbeiteten Ge- . folgschaft. Die gegenseitig gute ZufammenarM-it hat ebenfalls > ihren gebührenden Teil zu dem Aufstieg -des „Enztäler" bei-
- getragen.
! Der letzte Schritt zur Zusammenfassung des gesamten siTageszeitungstvesens des Enz^al-Bezirkes und der Kurblätker
- Herrenalü und Wildbad konnte mit dem Kauf des „Wildbader j,Tagblattes" erreicht werden., Im September 1936 trat der
seitherige Herausgeber Theodor Gack von der Leitung des „Wildbader Tagblatts" zurück. Im Einverständnis des Präsidenten der Reiaispressekammer erhielt der Herausgeber
- des „Enztäler" die Genehmigung, die Berlagsrechte mit dem ! „Enztäler" zu vereinigen. Damit konnte eine einheitliche
Ausgestaltung der lokalen Berichterstattung und ein Ausbau des heimatlichen Teiles auch für die Wildhader Belange durchgeführt werden, und damit war dem Badeort Wildbad eine seiner Bedeutung entsprechende örtliche Zeitung geschaffen. Um dem Charakter dieses neuen Standes des „Enztäler" Rechnung zu tragen, wurde der Titel sinngemäß mit dem Zusatz erweitert „Wildbader Tagblatt", und um gleichzeitig die Einheit des gesamten Verbreitungsgebietes und die parteiamtliche Stellung zu betonen, der Gesamttitel gewählt: ^
DrvEnztäter
Wildbader Tagblatt
Parteiamtliche national'ozralrstrsche Tageszeitung Amtsblatt des Kreises Ealw für Neuenbürg und Umgebung
Birkenfeküer-, Eeckmbacher- und Herrenalber Tagblatt
Eine geschmackvolle Zeichnung in der linken Ecke des Titelkopfes vervollständigt den heimatlichen Charakter des Blattes, freundlich- grüßt uns hier ein Schwarzwaldhaus, von zwei dunkeln Tannen überragt, entgegen. Eine weitere schöne Aufgabe erhielt der Verlag im Jahre 1937 durch Uebernahme der Verlagsrechte der Wildbader Kurzeitung. Hier galt es eine schon längst nötig gewordene Neugestaltung des Kurblattes durchzuführen. Vornehmes Papier, sauberer, geschmackvoller Drucksatz, reiches Bildmaterial, gut geleitete Besprechungen »und Kritiken der Konzerte, Theater und Veranstaltungen, stilistisch und inhaltlich wertvoller Unterhaltnnosstoff aus Literatur und Originalbeiträgen machten Las Kurblatt bald zu einem unentbehrlichen Freund für jeden Kurgast. Die Nuflagezifser stieg stetig au. Und wenn die heutige Kriegszeit durch Sparvorschriften eine vorläufige Einstellung der Herausgabe der Kurblätter für Wildbad und Herrenalb sowie eine Einschränkung auch in der Seitenzahl des „Emtäler" notwendig machten, so dürfen wir doch Ser sicheren Hoffnung Ausdruck geben, Saß mit der Rückkehr normaler Verhälru.'st sowohl die beiden Kurzxitungen als auch die Tagesausgao« des „Enztäler" nicht nur ihren vorherigen Stand wieder . reichen, sondern darüber hinaus einen weiteren Ansbau er-- j fahren werden. Das ist der Ausblick, mit dem 8er „Enztäler"
- in sein zweites Jahrhundert cintritt, und daß diese Arbeit bald und sicher zu unserer aller Freude und Befriedigung ausgenommen werden kann, dafür tragen wir den Glauben
§ und die Siegcsgewißheit an die UeberwinHung aller Widersacher deutschen Wesens- und Lebens in uns. 'Ein baldiger ^ und siegreicher Friede wird uns wieder als Bauleute und ! Mitarbeiter an Ser Schaffung und Neugestaltung des Groß- i deutschen Reiches und als Förderer und Treuhänder unserer engeren Heimat am gemeinsamen Werke bereitfinÄeu. 8'. 8.
Zreunö, Berater un- Wegweiser
Das Vertrauensverhältnis des „Enztälers" zu seineckt Lesern in Stadt und Dorf kommt im Kriege besonders über» zeugend zum Ausdruck. Tag für Tag kommt er ins Haus und bringt Kunde aus dem Heimatgebiet, Nachrichten von den Kriegsschauplätzen an allen Fronten. Und er ist stets ein gern gesehener Freund, der „Enztäler". Aller-, dings, manchesmal muß er seiner Lesergemeinde auch weniger erfreuliche Nachrichten- bringen. Wie oft schon gab er Kunde vom Heldentod eines Sohnxs aus der oder jener Gemeinde. Er mußte diese pietätvolle Aufgabe schon im ersten Weltkriege, ja schon i-n den Kriegen 1870 71 und 1866 erfüllen, wovon hie alten Jahresüände erzählen. Wie er Freund, Berater und Wegweiser seinen ihm zugetanen Lesern in der Heimat ist, so ist er auch ein aufrichtiger, ein stets- willkommener Freund und Kamerad- Unserer Soldaten, wo immer st« im- Freiheitskampf für Großdeutschland ihxe vaterländische Pflicht erfüllen lieber tausende von Kilometern trägt de« „Enztäler" seine Nachrichten, seinen gemütvollen Unterhal- tungsstoff. Ja, fürwahr, der rüstige Hundertjährige, er kommt im gegenwärtigen Weltkriege als Künder der Schwarz-wald- heimat zu den Heimatsöhnen, ob sie nun irgendwo in. de« endlosen russischen Weite im Graben stehen und in hart-en Kämpfen russische Angriffe abwehreu, ob sie hoch im Norden, au der Atlantikküste oder am Mittelmeer Wache halten, er kommt zu ihnen und bringt ihnen Kunde von daheim. Ja, selbst hinüber nach den Kriegsschauplätzen auf dem heißen afrikanischen Boden geht der „-Enztäler". Und wie schätzt der Soldat diesen Heimatboten, wie freut er sich mit andern Kameraden, wenn feine Zeitung ankommt. Sie ist ja ein Stück Schwarzwaldheimat mit 'ihren Bergen, Tälern, mit ihren dunklen Wäldern und ihren freundlichen Menschen. Zwischen Soldat und Heimatzeitung.hat sich im wahrsten Sinne des Wortes ein herzliches Vertrauens- und Freundschaftsverhältnis gestaltet. Wird dereinst die Geschichtet unserer Zeit im Raum zwischen Nagold und Murg geschrieben, wird man ehrend auch des treuen Sendboten der Heimat gedenken, der in zwei Weltkriegen zu seinen Soldaten kanr und ihnen manche Stunde heimaiv-erbunden gestaltete.
Zn den Gratulanten an seinem hundertjährigen Bestehe-itz zählen deshalb auch die vielen Leser im feldgrauen Rock. Dev rüstige Hundertjährige grüßt sie an der Schwelle zum nenen Jahre und am Beginn seines zweiten Jahrhunderts herzlich und wünscht ihnen allen recht viel Soldatenglück. -ü-
Die heilige Stun-e
Gedanke« zum Kriegsfilvester
Von Fritz Alfred Zimmer
Weihnachten ist Kinderland für Kleine und Große. ES i ist voll seligen goldenen Schimmers, und das deutsche Vplks- ! Herz hängt, wie man gesagt hat, um die Weihnachtszeit zwv, ! schen Himmel und Erde. Silvester aber liegt ganz im Mh- ' stischen. Im Halbdunkel des Zwielichts zwischen Bangen uE Hoffen ums Kommende.
j In keiner Stunde des Jahres ist der Mensch so ernst ^ gestimmt, wie in der Silvesternacht, wenn das alte Jahr sich ^ von einem neuen scheidet. Es ist Abschiedsweh und doch auch wieder aufkcimen-de Hoffnung, was man da empfindet: Ein unbedingt religiöses Erleben ist es, das die Stunde des Jahreswechsels zu einer heiligen macht. Die zwölf Schläge dieser Mitternachtsnhr gehen jedem ins Herz, der nicht bar alle» Gefühls ist. Da betet das Herz, auch wenn die Lippe schweigt; Es ist, als ob das ganze Dasein mit aller Kreatur den Atem i anhält und in Stummheit in die unendlich- Stille lauscht im - Schweigen der Welt. Das Menschcnherz betet vielleicht in -der j Silvesternacht sein ehrlichstes Gebet.
j Und immer wieder die alte Rätsel- und Schicksalsfrager «Was wird das neue Jahr uns bringen? Was liegt für UNS beschlossen hinterm Gartenzaun der Welt?
Deshalb gehen manchenorts nach alter Sitte in dieser Nacht beherzte Leute hinaus auf den Kreuzweg, zrk „horchen". Hineinzuhorchen in das geheime Geschehen der ersten Nacht des kommenden Jahres. Doch hat man allenthalben Noch wenig gehört, daß jemand das Geheimnis entschleiern könnte. Umsomehr hat allerlei abergläubischer Volksbrauch Len Sil* vestertag und die Reujahrsnacht umsponnen. ,
Was liegt für uns beschlossen hinter dem GartenzaE unfer-es Lebens? Was liegt im Schoße der Allmacht für uns- ein Los-? Draußen, Go?t sei Dank, fern der deutschen Heimat^ ist Krieg. Tobt ein zweiter und noch größerer Weltkrieg; Unsere Herzgedanken schwingen hinaus zu den Fronten. Zhr unserm unvergleichlichen deutschen Heer, das die Heimat schütz- und ein neues deutsches Reich bauen hilft. Zu unfern Mäw-- nern und Söhnen in Waffen. Schütze sie Gott!
Ernster denn je klingen die Silvesterglocken in -der h-eiligen- Stunöe. Die Politik ist das Schicksal, hat einst Napoleon, LeV- Kors-e, gesagt. Wir wissen es. Deutschland hat es oft gen-ust- erlsben müssen. In Leid.und Freud. In der Ohnmacht mM- im Glück 8er Befreiung. Wir aber stehen im Glauben. JA der Zuversicht auf unser unüberwindliches deutsches Heer.
Wir harren der Stunde, die auf lange hinaus die heiligste sein wird: der- Stunde des Friedens und der Heimkehr! der Sieger. Dann wird ein ungeheueres Tsdsum erklingerp in allen deutschen Gemütern.
Dazu helfe uns Ser Herrgott Und sein Jahr 1913!
Mit go-ethsschen Ldbeusstrophen aber wolle« wir eS ginnen:
„Die Zukunft decket Schmerzen und Glücks.
Schrittweis' dem Blicke doch unbeschrecket dringen wir vorwärts.
Und schwer und ferne hängt' eine Hülle mit Ehrfurcht. Stille ruhn oben die Sterne und unten die Gräber.
Doch rufen von drüben Sie Stimmen der Geister, die Stimmen der Meister:- Bsrsäumt nicht z-u üben die Kräfte des Guten!
Hier flechten sich Kronen in ewiger Stille; die sollen mit Fülle die Tätigen lohnen.
Wir heißen euch hoffen!"