Samstag den 12. Dezember 1942

Der Enztöler

19«. Jahrgang Nr. 292

politisches Allerlei

Eisenbahnstation in Bombeh in Brand gesteckt.

In der Bombay-Provinz wurden in zahlreichen Orten insgesamt 7t Verhaftungen vorgenommen. Es wurde ferner in Bombeh selbst eine Eisenbahnstation in Brand gesetzt. Bei Zusammenstößen zwischen bewassneter Polizei und Kongreß- anyängern wurden in Ahmedabad eine Person getötet und drei schwer verletzt. Außerdem wurde das Verbot. Waffen M tragen, wiederum verlängert. In Surat ereigneten sich Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei, in deren Verlauf 16 Personen verhaftet wurden. In mehreren Orten in der Assam-Provinz wurden Kollektivstrafcn von 1t 590 Rupien verhängt. In Karachi wurden 29 Demon­stranten verhaftet. In der Ingenieurschule Bangalore explo­dierten zwei Bomben.

Die Hunger-Unruhen in Teheran.

Zu den schweren Unruhen, die sich in den letzten Tagen in Teheran ereigneten, erfährt Stesani folgende Einzelhei­ten: Gruppen von Manifestanten drangen in das Parlament ein und griffen einige Parlamentsmitglieder tätlich an un­ter der Beschuldigung, ste hätten in Gemeinschaft mit den Besatzungsbehörden Englands und der USA das Land dem Hungertode Preisgegeben. Die Unruhen nahmen immer ern­stere Formen an Eine ständig wachsende Menge stieß vor dem Parlament Drohungen gegen die Besatzungsbehörden und die Regierung aus und verlangte mit lauten Zurufen Brot. Als die Polizei die Manifestanten zu zerstreuen suchte, kam es zu blutigen Zusammenstößen. Die Polizei und die Truppe machten von ihren Schußwaffen Gebrauch. Mehrere Personen wurden getötet. Gruppen der Bevölkerung durch­eilten die Straßen und plünderten Lebensmittelgeschäfte. Die Ruhe konnte bisher noch nicht hergestellt werden. Durch Plakate wurde die Zivilbevölkerung darauf aufmerksam ge­macht, daß im Lande immer noch der Belagerungszustand herrsche und mit strengen Strafmaßnahmen bei Unruhen ge­rechnet werden müsse.

Das Staatsbegräbnis für Direktor Dr. Posse.

DNB Dresden, 11. Dez. Am Freitagmittag fand im Dresdener Ausstellungspalast der feierliche Staatsakt für den verstorbenen Direktor der staatlichen Gemäldegalerie in Dresden Dr. Hans Posse statt, bei dem im Aufträge des Führers Reichsminister Dr. Goebbels das unsterbliche Werk des großen deutschen Kunstgelehrten würdigte und am Sarge des Verstorbenen den Kranz des Führers nie­derlegte.

Der Betrug an den Kriegsopfern in England.

Es ist ein ungeheuerlicher Skandal, der sofort abgestellt werden muß", äußerte Major Miller nach einem Bericht des Daily Herald" im Unterhaus über die Rentenpolitik der englischen Regierung In zahlreichen Fällen hätten es die zuständigen Stellen verstanden. Kriegerwitwen und -Waisen um ihre Renten zu bringen, weil es sich nach Ansicht der englischen Regierung nicht Nachweisen lasse, daß der Tod bei Erfüllung der militärischen Dienstpflicht eingetreten sei. Der Abgeordnete verlangte die Einrichtung von Rentenberu­fungsgerichten, um die schlimmsten Härten auszugleichen. Cripps erklärte im Regierungsauftrag, der Wunsch des Ab­geordneten laste sich nicht erfüllen, weil nicht genügend Aerzte zur Verfügung ständen. Die Regierung werde aber zu dem nächstmöglichen Zeitpunkt darauf zurückkommen Das heißt, daß der amtliche Betrug der Kriegsopfer um die ihnen gesetzlich zustehenden Renten wie bisher weitergehen wird.

Die Tat der italienischen Torpeöoflieger.

, DNB. Italienische Torpedoflugzeuge griffen am Nach­mittag des 9. 12. überraschend Transportschiffe im Hafen von Algier an. Im Tiefflug über die Bucht durchbrachen sie die Sperre der britisch-nordamerikanischen Jäger und warfen ihre Torpedos aus die größten der aus der Reede ankernden Handelsschiffe. Zwei große Dampfer erhielten Volltreffer und sanken. Der feindliche Iagdverband, den die Italiener während des Angriffes durch ihre Bordwaffen in Schach hiel­ten. versuchte nun den italienischen Flugzeugen den Rückweg abzuschneidcn. Im Tüfflug vereitelten die italienischen Flie­ger diese Absicht und schosten sogar noch einen der Sperre fliegenden feindlichen Jäger ab.

Drei britische Vorpostenboote verloren.

Die britische Admiralität gibt den Verlust von drei Vor­postenbooten, nämlichCanns",Bengali" undSpaniard", bekannt, die in Lagos am 5. Dezember infolge eines Petro­leumbrandes verlorengingen. Hierbei seien auch Menschen umgekommen.

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DNB. Berlin, 11. Dez. Staatsrat Dr. Emil Georg von Stauß ist heute früh in Berlin im 66. Lebensjahr gestorben.

Emil Georg von Stauß wurde am 6. Oktober 1877 in Friedrichsthal in Württemberg geboren. Nach Beendigung seiner Lehrzeit bei der Württembergischcn Hofbank trat er 1898 in die Deutsche Bank ein, wo er mit 28 Jahren an der Spitze der Petroleum-Unternehmungen des Instituts stand. Im Jahre 1906 wurde ihm die Leitung des Petroleum-Kon­zerns übertragen. Im Jahre 1915 trat von Stauß als Nach­folger Hclfferichs in den Vorstand der Deutschen Bank ein, in welcher Stellung er eine umfassende Tätigkeit entfaltete. Unter seiner Mitwirkung oder Führung entstanden zahl­reiche Unternehmungen, die in der deutschen Wirtschaft eine bedeutende Nolle spielen. So erwarb er sich besondere Ver­dienste um die Gründung des Bayerischen Lloyds, die im Zusammenhang mit den Petroleum-Plänen erfolgte. Aus seiner Tätigkeit in den der Deutschen Bank nahestehenden Unternehmungen sind weiter vor allem die Rhein-Main- Donau-AG, die Deutsche Lufthansa, deren Aufsichtsratsvor­sitzer er war. und vor allem auch die UFA zu erwähnen, bei der er dazu beitrug, die Grundlage für die Weltgeltung des deutschen Films schaffen. Aus der großen Zahl der Groß­unternehmungen, denen die Arbeit Dr. von Stauß galt, sind weiter zu nennen die Daimler-Benz AG. bei deren Ver­schmelzung er maßgeblich mitgcwirkt hat und in deren Auf­sichtsrat er war, die Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG, die Bayerischen Motoren-Werke, die Bergmann-Elektrizitäts­werke die Bayerischen Stickstoffwerke, die Charlottenburger Wasserwerke, die Schultheiß-Patzenhofer AG und die Süd­deutsche Zucker AG. Das Gefühl der Verpflichtung gegen­über der Allgemeinheit hat Dr. von Stauß auch zu einem umfassenden öffentlichen Wirken geführt. Schon frühzeitig erkannte er das Politische Genie des Führers. Seit 1930 ge­hörte er dem Reichstag an und wurde im Jahre 1931 dessen Vizepräsident. Gleichzeitig wurde er zum preußischen Staatsrat ernannt.

Emil von Stauß war mehrfacher Ehrendoktor und Ehren­senator. Er war Inhaber des Ehrenrings des Deutschen Museums und des Ehrcnrings des Deutschen Stndcnten- werkes. Er war weiterhin stellvertretender Präsident der Deutschen Akademie. Der Führer berief ihn in die Stiftung für die Opfer der Arbeit und verlieh ihm anläßlich seines 65. Geburtstages die Goethe-Medaille.

Die Gauleiter Neichsverteidigungskommiffare.

DNB. Berlin, 11. Dez. Unter der Leitung des General­bevollmächtigten für die Neichsverwaltung, des Neichsmini- Ilers ^ Innern Dr. Frick, hat eine Arbeitstagung der Reichsverteidigungskommissare über die Probleme der zivi­len Neichsverteidigungsorganisation stattgefunden. Die An­gelegenheiten der zivilen Reichsverteidigung sind vor kurzem durch eine Verordnung über die Reichsverteidigungskom­missare und die Vereinheitlichung der Wirtschaftsverwal­tung neugeordnet worden. Nunmehr sind sämtliche Gaulei. ter Reichsverteidigungskommissare geworden. Dementspre­chend mußten die räumlichen Bereiche der RV-Kommissare auf die Parteigaue ansgerichtet werden. Bisher erstreckten sich die Bezirke der RV-Kommissare und einzelner Kriegs- wirtschaftsverwaltungen jeweils auf einen Wehrkreis. Ab 1. Dezember d. I. bildet nunmehr jeder Parteigau einen RV-Bezirk. Die Bezirke der Wirtschaftsverwal­tungen werden, soweit dies noch nicht geschehen ist. allmäh­lich auf die NV-Bezirke in der Weise abgestimmt, daß auch für sie grundsätzlich der Parteigau die territoriale Grundlage bildet.

Ritterkreuzträger ferner Verwundung erlegen.

DNB. Berlin, 11. Dez. Am 2. Dezember 1912 ist der in Aschbuch (Niederbaysrn) geborene Ritterkreuzträger Ober­leutnant d. R. Anton Mosandl, Kompaniechef in einem Ge­birgsjägerregiment, seiner schweren, bei den Kämpfen im Raum nordöstlich von Tuapse am Vortag erlittenen Ver­wundung erlegen. Für seine hervorragende Waffentat, die er noch als Oberfeldwebel und Zugführer während des Westfeldzuges durchgeführt hatte, wa-r ihm im November 1910 vom Führer das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ver­liehen worden. Am 8. 6. 1910 war Oberfeldwebel Mosandl an der Spitze seiner Gebirgsjäger aus einem über die Aisne gebildeter Brückenkopf heraus bis in die feindliche Artillerie- Stellung eingebrochen. Sein rücksichtsloses Draufgängertum und seine geschickte Führung hatten es dem Regiment er­möglicht, den Nachbartruppenteilen weit voraus einen tiefen Keil in die französische Äbwehrfront zu treiben, das befoh­lene Tagesziel zu überschreiten und dem aus Soissons zu­rückgehenden Gegner den Rückzug nach Paris abzuschneiden.

Neues aus aller Welt

** In der Mosel ertrunken. Auf der Mosel kenterte un­terhalb des Gänsefürtchens bei Koblenz ein mit zwei Män- nern besetzter Nachen, dessen einer Insasse sich retten konnte. Unglücklicherweise verwackelte sich der zweite, ein 86jähriger Mann ans Kobern, mit den Beinen in ein Drahtseil. Hus­ch?. wurde er von den Fluten mitgerissen und verschwand alsbald im Wasser. Nach geraumer Zeit konnte der Verun­glückte nur noch als Leiche geborgen werden. _

** Stierjagd in einem Mofelort. In dem Moselort Mor­bach gelang cs einem Stier, seine Freiheit zu erlangen. Eine Schar handfester Burschen und Männer nahm die Verfol­gung auf. Mehrmals gelang es das Tier zu stellen, da aber jede Möglichkeit fehlte, es einzufanqen und zu binden, weil weder Ketten noch ein Strick zur Hand waren, blieb der Stier jedesmal Sieger. Bis spät in die Nacht hinein dauerte die Jagd die schließlich aufgegeben werden mußte, weil das Tier in der Dunkelheit entkommen war. Am nächsten Mor­gen setzte die Jagd erneut ein. Der Stier war schließlich in solche Raserei geraten, daß er jeden anging, der sich ihm in den Weg stellte. Als sich alles Jagen als zwecklos erwies, wurde der Wüterich schließlich durch einen wohlgezielten Schuß niedergestreckt. Es handelte sich um einen Zuchtstier, der einen Wert von nahezu 2500Lstark hatte^ ^ .

** Die Bettlerin imSpukhaus". In einem Vorort der brasilianischen Bundeshauptstadt stand bis vor kurzem ein verlassenes Haus in einer dunklen Gasse. Es sollte darin, wie säm liche Straßenbew.chner mit Gruseln bekundeten, fürchterlich spuken. Do geschah es, daß daz Haus, das eiu bescheidenes Hotel war. bald nicht nur von allen Gästen ge­mieden wurde, sondern auch von den Lieferanten, dem Völ­ker, dem Metzger dem Schuhvutzer und sogar dem Zeitungs­jungen. Was wollte der Besitzer weiter tun. als den Laden zu schließen? Seitdem kümmerte sich keine Menschenseele mehr um das Haus. Umso weniger, als Anwohner immer wieder versicherten daß in dem Haus ab und zu merkwür­dige Laute zu vernehmen seien. Seufzer und Schreie, Schri te und Türenschlagen, obwohl doch niemand darin wohnte. Man glaubte es so lange, bis sich im Zug einer Straßenverbreiterung die Notwendigkeit ergab auch dieses Spukhaus" niedcrzureißen. Dabei erlebte man aber eine große Ueberraschung: in dem früheren Hotel lebte tatsächlich ein Mensch, eine alte Frau! Als man sie ins Verhör nahm, gab sie zu, seit Jahren dort zu Hausen und selbst die gespen­stischen Geräusche verursacht zu haben, damit man ste in Ruhe ließe. Tagsüber bettelte sich die Alte an den Woh­nungstüren ihren Unterhalt, und im Schutz der Dunkelheit schlich sie sich abends wieder insSpukhans". Das auf ihren Bet eltouren erbeutete Bargeld sammelte sie «zu Hause" auf, und tatsächlich fand man in einem Zimmer des verlas­senen Hotels das sie mit gestohlenen Möbeln ausgestattet hatte, di? erstaunlich? Summe non 16188 Milreis.

** Verhandlung in vier Sprachen. In dem chilenischen Hafen Valparaiso kam es zu einer eigenartigen Gerichts­verhandlung. bei der es ganz international zuging. Es hatte nämlich ein Brasilianer auf einem chilenischen Schiff einem Nordamerikaner einen Mantel geklaut und diesen am glei­chen Abend noch in einer Hafenkneipe an einen evcn einge­gangenen Chinesen verschachert. Dieser trug den neuen Mantel stolz spazieren und wurde in einer anderen Bar von dessen Besitzer gestellt, der sogleich die Polizei herbeirief. Die Gerichtsverhandlung gestaltete sich aber sehr schwierig, weil einer den anderen nicht verstand. Also mußten nicht weniger als drei Dolmetscher tätig sein. Der Amerikaner bekam seinen Mantel zwar wieder, aber hereingefallen ist außer dem Dieb eiqentlich am meisten der chilenische Staat, der nun die Prozeß- und sonstigen Kosten tragen muß. Was der Chinese, der natürlich sein.Geld nicht wiedersah, nach Schluß der Verhandlung noch von sich gab, denn der Bra­silianer hatte das Geld sofort vertrunken, brauchte der Dol­metscher nicht mehr zu übersetzen. Man verstand seine Worte auch so.

** Verwirrung im Krematorium. Eine kleine Ueberra- fchung gab es dieser Tage im Kopenhagener Krematoristm. Ein verdienter Mitarbeiter einer Kopenhagener Firma war gestorben Der Todesfall war in den Zeitungen bekanntge­geben worden, und es fand sich daraufhin ein riesiges Trauergefolge im Krematorium ein Kränze und Blumen häuften sich zu großen Bergen War schon diese große An­teilnahme etwas Unerwartetes, so wurde die Verwirrung noch gesteigert, als plötzlich unter den Trauergästen auch der Tote" entdeckt wurde. Wenigstens war das bei einem Teil des Trauergefolges der Fall. Es stellte sich heraus, daß in einer anderen Firma der gleichen Branche ein Mitarbeiter gleichen Namens tätig war, der ebenfalls einen großen Freundeskreis hatte. Die Trauergemeinde wollte zwei ver- s^iiedl-nen freunden das letzte Geleit geben

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llctispsccsctitsLctiuk Kocnsci-Vsclsg 5ctiw!ogsc>5ts1o, dlüncbsn Ü7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Trunken glitt sein Blick noch einmal über ihre lieblichen Züge dann fand sein Mund den ihren...

In diesem Augenblicke waren von draußen herannahende Schritte vernehmbar!

Schnell gab er sie frei. Er überlegte, daß es höchst fatal wäre, wenn gerade jetzt jemand an dem Rosenhaus vorbei­käme und sie beide hier antreffen würde.

Furchtsam drückte sich Else in eine Ecke. Er aber ging vorsichtig dem Ausgang zu. Da sah er auch schon in nächster Nähe den Verwalter Schlemm herankommen. Dieser hatte ihn gewiß schon bemerkt, und jetzt konnte er sich nicht mehr zurückziehen: So ging er ihm denn gleich entgegen.

Der Verwalter erbat sich nämlich für diese Zeit ein Zusam- Tnentrcffen mit Fred, um dann hinaus auf die Felder zu gehen und in der heutigen sonntäglichen Ruhe den neuen Ra- tionalisierungöplan auf den Fluren draußen nach seiner prak­tischen Durchführungömöglichkeit zu prüfen. Darauf hatte aber Fred ganz vergessen gehabt!

Ein wenig mißmutig und zerstreut schritt er jetzt neben seinem Verwalter her, und als sie dann durch die Felder gin­gen, merkte Schlemm während der Besprechung wohl, daß sein Gutsherr heute ein wenig zerfahren war in bezug auf seine Meinungen und Anträge...

Als Fred mit dem Verwalter gegangen war, wartete Else noch ein Weilchen, bis die Schritte der beiden verhallt waren, dann verließ auch sie die Laube und eilte in ihr Zimmer hinauf.

Else wußte nicht, war es ein Traum oder war es Wirklich­keit. Nein, es war doch wahr, hier hielt sie ja in der Hand die Rose, die er ihr gegeben! Es war ja alles so überraschend, ko unaebokst gekommen!

Also war es doch richtig, daß mit jener Frau die Bezie­hungen nicht mehr bestanden!

Else nahm eine kleine Vase mit frischem Wasser und steckte die Rose hinein. Dann setzte sie sich daneben hin und versank wiederum in Gedanken.

Endlich, endlich war es doch gekommen! Ihr Herz, das so oft in bangem Weh erzitterte, war nun so glückerfüllt, daß sie glaubte, es müsse stillestehen.

Wie wundervoll war doch die Liebe, und welch großes Glück schenkte sie, wenn ihr Erfüllung zuteil wurde!

*

Als die Besprechungen mit Schlemm zu Ende waren und Fred sich allein auf dem Rückwege befand, brach bereits die Dunkelheit herein.

Das frische Lüftchen, das sich aufgemacht hat, kühlte seine heiße Stirn und ernüchterte ihn.

Das war doch reichlich dumm von ihm gewesen, im Rosen­haus! Wie konnte es aber nur gleich soweit kommen?

Im Hause angclangt, meldete ihm Franz, daß die Abend­post bereits angelangt sei. Verstört ging Fred hinauf und sah die Briese durch.

Auch ein Brief von Ruth!

Darin befand sich etwas Steifes, und als ihn Fred, heute ein wenig reserviert, öffnete, tzstl eine kleine Photographie her­aus. Ruth in spanischer Nationaltracht. Sie lächelte auf dem Bild bezaubernd und stellte mit ihrem schwarzen Haar einen echten spanischen Typus dar.

Mim.imlang betrachtete Fred das Bild, dann las er, was Ruth schrieb. Unter anderem stand in dem Briefe:Bei­liegend sende ich Dir eine,kleine Ruth' als Vorbote und vor­läufigen Ersatz, und nur noch eine Woche wird vergehen, dann bin ich selbst wieder bei Dir..."

Das war aber eine Überraschung! Fred hatte vorausgesetzt, daß Ruth ungefähr noch einen Monat bleiben wird, und nun kündigte sie schon für demnächst ihre Rückkehr an.

Das Gerücht von einer Lösung der Verlobung war selbst­verständlich nur rein erfunden gewesen und von mehr oder

weniger falschen Zungen in D. eifrig gefördert worden. Grund zu der Vermutung gab wohl Ruths langes Fortbleiben.

Eine freudige Überraschung war das! Freilich, freuen sollte er sich aber die Torheit, die er im Rosenhaus begangen, und der Arger jetzt über sich selbst dämpften diese Freude un- gemein.

Wie hatte er sich nur so vergessen können, wie konnte er sich nur vom Augenblick so Hinreißen lassen?

Das Mädel war auch so verlockend befangen!

Aber hat er in jenen Augenblicken nicht an eine andere ge« dacht? An eine schwarzlockige, mit Augen dunkel und feurig, und einem Lächeln, das so betörte?

Sei dem wie immer er mußte verrückt gewesen sein, ausgesprochen verrückt!

Hoffentlich mißt das Mädel der ganzen Sache keine allzu große Bedeutung bei und legt sich alles nicht etwa derart aus, daß dieses Küßchen etwas Besonderes bedeute. Aber vielleicht dachte sie gar-

Und dann auch noch:

Wenn das Mädel ihm gegenüber bis jetzt sozusagen eine höchste Achtung empfand, so war diese nun futsch!

Herrgott, er hätt sich da selbst ohrfeigen können!

Daö hatte er nötig gehabt!

Statt der Partie Tennis hat er eine bodenlose Dummheit begangen, der er sich selber nie fähig gehalten hätte!

Er grübelte nun darüber nach, auf welcher Art und inwie» fern diese peinliche Situation, die für ihn und das Mädel jetzt folgen mußte, erleichtert werden könnte.

Vielleicht wenn er einfach hinging und sich bei ihr in aller Form über sein Verhalten entschuldigte?

Else befand sich am nächsten Tage sehr viel im Garten, und einige Male weilte sie auch im Rosenhaus, mit einer leisen, angenehmen Erregung des Erwartens im Herzen. Fred wird sie jetzt doch sicher aufsuchen wollen! Warum aber auch Schlemm gestern stören mußte, Fred hätte sich gewiß noch ausgesprochen. Aber sie würden sich doch bald wieder treffen es war ja gleich. (Fortsetzung folgt.)