dem HeimalgebietP
Der Sternhimmel im Dezember
„^-.Dezember erreicht die Sonne den tiefsten Punkt Myruchen Bahn, den sogenannten Wintervunkt der Ekliptik, d:e Tage haben ihre kürzeste Dauera von da an nehmen sie tvenn auch zunächst nur langsam, wieder zu Bereits um 17 Uhr nachmittags ist es voWändia dunkel, und um diese Zeit steht man im Westen noch die drei Sternbilder Leier, Schwan und Adler, doch werden sie bald Herabfinken und unsichtbar werden. In den späteren Abendstunden bietet das Sndssld des Firmaments wenig Eindruck: die Bilder des Wassermanns, des Walfischs und der Fische sind durch keine Hellen Sterne gekennzeichnet, und nur der genaue Kenner des Sternhimmels wird sie richtig deuten. In der Nahe des Zenits steh: man das Viereck, das die Sterne des Pegasus bilden, und daran schliestt sich die Kette der Andromeda-Sterne an; ganz in deren Nähe ist als eben noch sichtbares Wölkchen der Andromedanebel für den zu erkennen, der feinen genauen Ort weist. Am östlichen Kimme! erscheinen die Bilder des Stieres, der Zwillinge und etwas später auch der Orion; die Nahe der beiden Grost-Planeten Jupiter und Saiurn erhöht noch den Eindruck. Ter Kimmcls- wagen ist bis unmittelbar an den nördlichen Horizont herab- gesunken. zwischen ihm und dem Polarstern windet sich der Schwanz des Drachen. Im nordwestlichen Sektor des Himmels sind Cephens und Cassiopeia zu finden, Perseus und Fuhrmann haben fast den Zenit erreicht.
Von den grasten Planeten sind Jupiter und Saturn in günstiger Sichtbarkeit; Saturn ist bereits bei Sonnenuntergang im Aufgang begriffen, denn er kommt am 21.
Opposition: Jupiter folgt zwei bis drei Stunden später «nd beide sind dann bis zum frühen Morgen zu sehen Nahe bei Saturn ist Uranus, der dem blosten Auge bei genauer Kenntnis des Ortes eben noch als schwaches Sternchen sechster Größe erkennbar ist. Die anderen Planeten. Merkur, Venus und Mars bewegen sich so nahe der Sonne, daß sie nicht gesellen werden können.
Der Mond ist in der ersten Monatshälfte am Abendhimmel nicht sichtbar: am 1. Dezember ist letztes Viertel, am 8. Dezember Neumond, dann erscheint der Trabant unserer Erde wieder, erreicht am 14. Dezember das erste Viertel, am 22. Dezember den Vollmond und am AI. Dezember nochmals das letzte Vier'el. Am Zkbend des 20. Dezember wird Aldebaran. der hellste Stern des Stieres, bedeckt, und zwar findet der Eintritt am dunklen Mondrand statt, kann also auch mit yr„ae werden.
üiuc lLüütLeiLskalender für Dezember
NSG. Das Reichsheimstättenamt der DAF gibt im Einvernehmen mit dem Retchsleistungsausschutz für Gemüse- und Obstbau folgenden Gartenarbeitskalender für den Monat Dezember heraus:
Gemüsegarten: Soweit fetzt noch nicht gegrabene Gemüsebeete vorhanden sind, ist das Umgraben unbedingt nachzuholen, damit Winterfeuchtigkeit und der Frost besser in den Boden eindringen und ihn in guten Krümelzustand versetzen. Der Kompost Haufen ist umzufetzen, wobei man je cbm Komposterde etwa 10 kg Branntkalk hinzusetzt. Der Kalk bindet die Humussäuren und fördert die Umsetzung der Abfallstoffe zu guter humushaltiger Komposterde. Da der Kalk für die nützlichen Regenwürmer außerordentlich schädlich ist, wird er in feinen Lagen eingestreut. Am besten ist es, den Kalk in neuanfallendes Kompostmaterial (Gemüseabfälle, Laub nsw.) einzustreuen. Auch die im Sommer oder Herbst aufgesetzten Stallmisthaufen sollen mehrfach während der arbeitsstillen Zeit umgcsetzt werden. Diese Arbeiten kann man auch Lei Frost ausführen. Vorhandene Wasserbehälter und Wasserleitungen im Garten sind zu entleeren, damit sie nicht bei Frost Schaden nehmen. Die Lüftungsöffnungen von Mieten und Erdgruben müssen bei Eintritt milder Witterung geöffnet werden damit frische Luft zu den Lagerstätten des Gemüses und der Kartoffeln Zutritt hat.
Obstgarten: Mit dem Baumschnitt kann man Mitte Dezember beginnen. Man schneidet aber nicht bei Tempva- tnren unter 4 Grad Celsius, um unnötige Verletzungen des gefrorenen Holzes durch Risse und Quetschwunden zu vermeiden. Grundsätzlich sei gesagt: Nicht schneiden ist besser als fahcher Schnitt. Bei älteren Bäumen, die schon tragen, be, lwranke man sich auf das Auslichten von zu dicht stehendest Aesten Entfernen von kranken und abgestorbenen Zweigen, Zw"fgen, die ngch innen in die Krone wachsen.. " , Wunden und gut glattzuschneiden, wobei kein Stum- iifcl stehen bleiben darf Verbleibende Aststummel und ungepflegte Wunden sind Einganqspunkte für Krankheiten und Faulms an den Bäumen. Die glattgeschnittenen Wunden
mir Baumwachs. WaAsteer oder Baumteer verstreichen. ferner werden die Bäume mit Bürste und Baumkratzer gereinigt, wobei die Abfälle ans nntergelegten Tüchern zu sam- wem und zu verbrennen sind. In allen Gegenden, in denen Kalteschaden an den Obstbänmen zu befürchten sind, müssen me Bäume einen Kalkanstrich erhalten, nm die Entstehung von Frostnlatten. Frostrisien und Erfrierunaen zu vermeiden. Der Kalkanstrich ist kein Sckiädlingsbekämvfungsmittel; cr verhindert die vorzeitiae Erwärmung des Stammes und zu frühe Snftbewegnng durch das Znrnckwersen der Son- Ein Baum dessen Saft in Beweauna gekommen ist, ist empfindlich und leidet unter den nachts stets erfolgenden Kälteriicksckilägen. die den Saft znm Gefrieren bringen. wobei durch die Ausdehnung des gefrorenen Baum- laftes die Zellen anfceiken. Der Kalkanstrich ist am Stamm, m der Ansatzstelle der Kronenäste und auch an den stärkeren Kronenästen anzubringen.
Die neuen Lebensnüttenaclen
Unveränderte Rationen, dazu die Weihnachtszuteilungen.
Für die kommende neue Zuteilungspcriode vom 14. Dezember bis zum 10. Januar 1942 gelten unverändert die Lebensmittelrationen der laufenden Periode. Es erhalten also in der kommenden 44. Zuteilungsperiode alle Verbraucher die folgenden Erzeugnisse in der gleichen Menge wie in der 43.: Brot, Mehl, Fleisch, Butter, Margarine, Käse, Quark Getreidenährmittel. Teigwaren. Kartoffelstärkeer- zeugnisse. Kaffee, Vollmilch Zucker, Marmelade. Kunsthonig und Kaknopulver. Die Ausgabe der Sonderzuteilungen aus Anlaß des Weihnachtsfestes ist bereits amtlich be- kanntgegeben worden. In Erweiterung der bisherigen Bestimmungen zur Durchführung des Kartensystems für Lebensmittel sind die Ernährungsämter nunmehr ermächtigt worden bei der Vorlage von R e i s e- und Gaststättenmarken über Nährmittel, Lebensmittelmarken über Nährmittel Nährmittelabschnitten der Neichskarten für Urlauber usw. durch eine entsprechende Ausfertigung von Bezugsscheinen den Handel in die Lage zu setzen, auch Teigwaren, andere Nährmittel und Kartofselerzeiignisse im jeweilig festgesetzten Verhältnis aus diese Nährmutelberechtigung abzugeben Die Wochenkarten für ausländische Zivilarbeiter enthalten von der 44. Znteilungsperiode ab auch Bezugsabschnitte für Kartoffeln; die betreffenden Auslände? brauchen daher nicht mehr besondere Bezugsausweise hierfür.
SozialbeitrLge bei Gratifikationen
DNB. Für die sozialvsrsicherüngsrechtliche Behandlung der Zuwendungen, die die Betriebssichrer ihren Gefolgschaftsmitgliedern aus Anlaß des Weihnachtsfestes machen (Weihnachtszuwendungen), gelten in diesem Jahr die gleichen Grundsätze wie im vergangenen Jahr. Weihnachtszuwendungen sind danach Entgelt im L-inne der, Sozialversicherung und sowohl bei der Berechnung der Beiträge, als auch bei der Feststellung der Verstchernngspflicht und der Festsetzung der Versicherringsleistungen zu berücksichtigen. Weihnachtszuwendnngen sind nur bet der Beitragsberech. nung insoweit unberücksichtigt zu lassen, als sie eiiern gespart werden.
Soweit Weihnachtszuwendnngen nicht eifern gespart werden, sind sie für die Berechnung der Sozialverficherungs- beiträge dem Entgelt sür den Lohnzahlungszeitraum zu. zu schlagen, in dem sie gewährt werden. Der Beitrag ist von dem gesamten Entgelt dieses Lohnzahlungszeitraumes einschließlich der Weihnachtszuwendung zu entrichten. Dieser Entgelt bleibt jedoch insoweit unberücksichtigt, als er bei invalidenverficherrrngspflichtigen Personen 10 Mark täglich, 70 Mark wöchentlich oder 301.20 Mark monatlich übersteigt. Für Angestellte, die wegen eines Jahresarbeitsverdienstes von mehr als 3600 Mark nicht krankenver. stcherungspfltchtig find, ist der Angestclltenverstcherungsüei- trag von höchstens 600 Mark monatlich festzustellen. Für An- gestellte, die krankeriverficherungspflichtra sind, ist er, wie der Krankenversicherungsbeitrag und der Beitrag zum Reichsstock für Arbeitseinsatz, auch dann nur von höchstens 300 Mark monatlich zu berechnen, wenn das Monatsgehalt mit der Weihnachtszuwendung zusammen 300 Mark übersteigt. Bei der Eintragung des Iayresarbeitsverdienstes in die Quittungs- und Versicherungskarten sind die Weihnachtszu- wLndungen zu berücksichtigen, und zwar auch insoweit, als sie eisern gespart werden.
Bet der Berechnung des Iahresarbeitsverdienstes zur Feststellung der Verstchernngspflicht in der Krankenversicherung und der A n gestel lten v e r siche. rung sind die Weihnachtszuwendnngen dem Arbeitsverdienst rilrurechnen. Das ailt auch, soweit sie eisern gespart
Heute adenck von 17 31 tlkr bis morgen krük 7.31 Akr d1c>ncIgut83N8: 0.52 Atir blonckuntergsnA: 14.16 Uvr
Werdern Werden sie jedoch in der Zeit vom W. vcovemoer bis 24. Dezember gewährt und sind sie weder in einer Tarif«, Betriebs, oder Dienstordnung noch in einem schriftlichen Vertrage festgelegt, so bleiben sie bei der Festsetzung der Ver- ficherungspslicht insoweit unberücksichtigt. als sie ein Monatsgehalt oder einen Monatslohn nicht übersteigen.
Soweit Weihnachtszuwendnngen eisern gespart werden, hat der Betriebsführer für sie an die zuständige Krankenkasse den Sozialversicherungsausgleichsbetrag zu zahlen, wenn das eisern sparende Gefolgschaftsmitglied in einem der Versicherungszweige (Kranken-, Invaliden-, Angestelltenversicheruna, knavvschaftliche Rentenversicherung) versicherungspflichtig ist.
Zuwendungen aus Anlaß des Neujahrsfestes sind wie Weihnachtszuwendnngen zu behandeln. Bei der Berech. nung des Iah-resarbeitsverdienstes zur Feststellung der Versicherungspflicht sind sie immer zu berücksichtigen.
Pakete und Päckchen zu Weihnachten.
Wer für Weihnachten bestimmte Pakete und Päckchen nicht in der ersten, spätestens im Laufe der zweiten Dezemberwoche zur Post gibt, kann nicht mit rechtzeitiger Ankunft seiner Sendungen zum Weihnachtsfest rechnen. Haltbare Verpackung nno genaue Anschrift und Vorbedingungen für richtige Reberkunft. In jede Sendung ist eine doppelte Auf. schritt einzulegen. F e l o P o st p ä ckch e n werden bis zum 25. Derember nicht mehr angenommen.
Pforztzernrer Brief
Das musikalische Pforzheim hat am letzten Sonntag den Auftakt der Chorkonzerte durch den Stadt. Singchor mit der Aufführung der Heldenmär „König Laurins Rosengarten" von Fritz Volbach erlebt. Daneben wurden ein Or- chestevwerk und Baritonsolts geboten. Bol-bach hat in Pforzheim viele Jahre gelebt und wahrscheinlich hat man vor seinem Schaffen eine Verbeugung machen wollen, denn im Grunde genommen handelt es sich um eine Tonschöpfung, die nach der musikformalen Seite hin sich überlebt hat. Die Ausführung wurde vom Städt. Singchor, den mit 120 Mann aus die Bühne trat, glatt bewältigt und fand den ungeteilten Beifall der Hörer. — Zur Zeit steht man wieder die Weih- nachtsansstellnn-gen von HI, BdM und der Werkfrauengrup- Pen. Es wurde viel genäht und gebastelt, damit unseren Soldaten und Betriebsangehörigen zu Weihnachten Freude bereitet werden kann. Selbstverständlich werden auch sonstige Hilfsbedürftige berücksichtigt. — Die Kampfkraft der Heimatfront hat Ministerpräsident Köhler gelegentlich seines Besuches in Pforzheim vor Betriebsführern anerkannt. Er fand sehr bemerkenswerte Worte für die Betriebssichrer in Bezug auf die Kriegswirtschaft und diese wieder gaben dem Ministerpräsidenten zu dem, was er sagte, ihre volle Zustimmung. — In Pforzheim wird immer noch viel gestohlen. Liebhaber von Reitstiefeln entwendeten gleich vier Paar und nahmen außerdem noch 450 RM. Bargeld mit. Wahrscheinlich wollte man nach außen hin glänzen", aber diese Vorfreude dauerte nur kurze Zeit. Ruse re findige Kriminalpolizei konnte die Bürschchen schnell ermitteln und so wird die Weihnachtsfreude zu „Brot und Wasser" werden. Auch von einem weiteren Kofferdiebstahl wußte der Polizeibcricht zu melden. Er enthielt lauter schöne und brauchbare Dinge, hauptsächlich Wäschestücke, die heute ein gesuchter Artikel sind. Es scheint hier ein Spezialdieb von Koffern am Werke zu sein, den man leider noch nicht ermitteln konnte. — Die Stadtverwaltung hat die Erbprinzeustraße in Reinhard Heidrich-Straße umbenannt. — Sein 80 jährig es Bestehen konnte der MGB. „Erinnerung" feiern. Er tat Lies mit einem schlichten und doch würdigen Konzert. — Ein seltenes Jubiläum hat ein Wann im Städt. Krankenhaus feiern können, nämlich das der 100. Blutspende. Man muß den Mann nm das edle Werk der Nächstenliebe bewundern. — Verstorben ist im Alter von 78 Fahren der Gerichtsvollzieher a. D. Franz Gvers, der lange Fahre hier tätig war. Auch der 75 Fahre alte, stadtbekannte Gastwirt Wilhelm Glauner am Schlosiberg hat das Zeitliche gesegnet. — Bei Gericht sind nur wenige Straffälle zu verzeichnen. Ein Sitteniverderber erhielt ein Fahr sechs Monate Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. Er ist aus diesem Gebiet kein „Neuling" mehr. . di.
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t 1* 16/78von loret Licki
UwsbsnsciikLctiotr komsn Vb!-m ä. Scdvängenstsin, t/ünctisn
10. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Fred dachte nach.
Hm, wenn er sich nun einschließen würde, Ruth in diesem Sinne zu schreiben, wäre es dann so gewiß, daß man damit bei Ruth ein positives Resultat erreichen konnte?
Vielleicht wurde sie dann gar in ihrem Verlangen hartnäckiger, und er hätte sich durch seine entschiedene Ablehnung und gegebenenfalls mit der empfohlenen, weniger freundlichen Schreibart bei Ruth etwas befremdend eingestellt, wenn nicht gar abstoßend.
Fred mußte da an Ruth Antwort denken, die sie ihm damals vor ihrer Abreise im Park gab, als er sie so nebenbei fragte, was denn geschehen wäre, wenn er kein Verständnis für ihr Anliegen hätte aufbringen können.
Und so würde ihn Ruth gewiß auch in diesem Falle nicht ganz, nicht richtig verstehen, oder verstehen wollen, und hätte dann wieder ihre eigenartigen Schlüsse gezogen.
Fred von Bronstein schüttelte nachdenklich den Kopf, als er sich an den unr? ig im Zimmer auf und ab gehenden Generalkonsul warn ::
„Mit solch einem Schreiben würde ich mich bei meiner Braut gewiß nicht liebwerter machen. Ruth hat eigene Anschauungen über ihre Wünsche und das Entsagenmüssen. Zwischen mir u-d Ruth bestand noch nie der geringste, bedeutungsloseste Wc.twechsel, und wenn ich jetzt zum ersten Male heftig würde, so könnte dies um so befremdender auf Ruth «inwirken. Auch wäre für mich selbst dieser Ton peinlich." Und lächelnd sagte er dann: „Es steht mir vielleicht auch gar nicht zu, über das Tun und Lassen meiner Braut Entscheidungen zu treffen. Dazu wäre etwa vorläufig noch ihr Papa zuständig."
Maximilian Wörther beruhigte sich mit einem Male. Er
kratzte sich ein wenig verlegen hinterm Ohr.
„Ja — da könnten Sie schon bald recht haben", meinte er. „Aber ich muß nun zugeben, daß die Sache beim Papa — ungefähr dieselbe ist wie beim Bräutigam. Ich habe mein Kind zu verwöhnt, habe Ruth nie ernstlich und entschieden einen Wunsch verweigert, was vielleicht gefehlt von mir war. Aber nun würde ich Ruth zum erstenmal ein Verbot entgegenstellen. Dies würde ich jedoch recht ungern tun, um so mehr, als doch Ruth nur noch kurze Zeit von mir abhängt. Wenn ich so lange immer nachgeben konnte, so möchte ich es auch diesmal noch durchhalten, wahrscheinlich ein letztes Mal. Ruth soll auch später, wenn sie an alles zurückdenkt, ruhig sagen können, daß ihr Papa ihr jeden Wunsch ließ. Ich will also ihr diesbezügliches Bewußtsein nicht noch in den letzten Tagen beeinträchtigen, indem ich ihr etwas abschlage, das nach ihren Begriffen gewiß nur eine Kleinigkeit darstellt. In Wirklichkeit jedoch überschreitet ihr Anliegen allerdings die Grenze der Sachlichkeit und desjenigen, was sich sozusagen gehört. Ich nehme an, daß sich Ruch in der Ehe erst gründlich ändern wird und auch vernünftiger und sparsamer mit ihren Launen sein wird."
Fred konnte den Generalkonsul wohl verstehen, aber er merkte auch deutlich die Schwäche des Vaters seinem verwöhnten Kinde gegenüber, wenn er streng sein sollte.
„So werden wir also Ruth eine Verlängerung ihres Besuches zusagend" fragte er. Maximilian Wörther überlegte.
„Wissen Sie, mir ist da soeben etwas eingefallen", sagte er dann. „Wir wollen es mit einem kleinen originellen Trick versuchen. Es ist doch gewiß, daß Ruth dort unten in Spanien ganz gut weiß, wie sehr die in der Heimat an ihr hängen und sich nach ihr sehnen. Ich meine da nur ihren Papa und" — er blinzelte Fred von Bronstein schmunzelnd an — „ihren Verlobten. In dieser Gewißheit und durch ein paar besondere Umstände in ihrer Umgebung erstehen in ihr neue Wünsche und Verlangen. Oder aber das reine Bewußtsein mir, daß man sie zu Hause begehrt, reizt sie zu Hänseleien und kleinen Schikanen, trotzdem sie sich vielleicht selber nach Hause sehnt. Doch sie Mt alles nur, um ihre wahren Gefühle zu verbergen, um immer die Ruhige, überlegene, Interessante zu spielen. Ja, solche Frauen gibt es! ... Anders aber wäre es, wenn Ruth
den Eindruck gewinnen würde, daß man zu Hause mit einem Male gar nicht mehr so viel an sie denkt, daß man sich mit anderen, anscheinend wichtigeren Dingen zu beschäftigen hat, ja sogar, daß man sie langsam zu vergessen beginnt! Dann würde ihr Ehrgeiz zu revoltieren, beginnen, sie wird es nicht ertragen können, daß sie, die bisher zu Hause der Liebling aller war, nun mit einem Male dort ein zweiter Gedanke gewvroen ist. Sie würde dann keine Ruhe haben, müßte sich so bald als möglich von der wirklichen Sachlage der Dinge Klarheit verschaffen. Dazu aber bliebe ihr gar nichts anderes übrig, als schleunigst nach Hause zurückzukehren. Und das möchten wir doch gerne erreichen I"
„Wie könnten wir aber bei Ruch eine solche Meinung erwecken?"
„Nun, ganz einfach. Und das wird helfen. Sie schreiben als» Ruth ungefähr folgendes:
Liebste Braut! Auf Dein Ansuchen um eine kleine Verlängerung Deines Urlaubs teile ich Dir nun schnell mit, daß ich ihn Dir recht gerne noch um ein paar Monate verlängere. Ich schreibe gleichfalls im Namen Deines Papas, der dazu auch ekngewilligt hat. Und nun entschuldige, wenn ich jetzt und in Hinkunft in meinen Briefen etwas kurz bin, ich werde jetzt in meiner freien Zeit anderweitig in Anspruch genommen.
Und dann setzen Sie einen weniger innigen, etwas zerstreuten Abschluß darunter, und basta! ... Da wird Ruth stutzen! Sie rechnet doch bestimmt auf einen kleinen, wenn auch zu bewältigenden Widerstand. Und da wird sie Meinungen bekommen, wird Schlüsse ziehen, wie ich sie vorhin erwähnte ... Und was sagen Sie zu dieser meiner Idee?"
„Ich finde sie wirklich originell und geradezu diplomatisch genial", lachte Fred. „Und nachdem wir Ruths Verlangen ohnedies nicht recht abschlagen möchten, so können wir «s ja damit versuchen."
Mehr aus Übermut und Unternehmungslust setzte sich Fred hin und schrieb kurz und in dem angegebenen Sinne euren Brief an Ruth. Lächelnd glitt des Generalkonsuls Blick über die paar Zeilen. Dann wurde der Brief verschlossen und von dom eifrigen alten Herrn persönlich zur Post gebracht.
(Fortsetzung folgt.)