IS von 21 Schiffen versenkt
0ö!L. Aus dein Führerhauptquartier, tb. August. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Im Kaukasusgebiet schreitet der Angriff der deut scheu und verbündeten Truppen in harten Gcbirgskümpfen unaufhaltsam weiter vor. Nördlich des Gebirges wurde die Stadt Georgijewsk an der Bahnlinie Roftow -Baku genommen. Hierbei wurden 2V schwere Geschütze erbeutet. Die Luftwaffe trug mit starken Sturzkampf- und Zerstörerverbän den zur Zermürbung des feindlichen Widerstandes bei. Riiu mungsbewegungen und Schiffsverkehr an der Schwarzmcer- küste wurden weiterhin bekämpft. Ein Zerstörer und vier Küstenfahrzeuge wurden versenkt, ein zweiter Zerstörer schwer beschädigt.
Nördlich und nordwestlich von Woronesch setzte der Feind seine vergeblichen Entlastungsangriffe fort. Sie wurden in harten Kämpfe» unter Mitwirkung starker Kampf Flieger verbände abgeschlagen. Der Feind verlor erneut 93 Panzer. Ostwärts Wjasma und bei Rschew wurden in den weiter andauernden schweren Abwehrkämpfen insgesamt 83 zum grüß ten Teil schwere Panzer vernichtet. Südostwärts des Jlmen fees und am Wolchow scheiterten wieder mehrere feindliche Angriffe, zum Teil im Nahkamps.
Wie durch Sondermcldung bekanntgegeben, hat die Luft- und Seeschlacht im Mittelmeer durch den Helden- mütigen Einsatz der verbündeten Luft- und Seestreitkräfte zu einer vernichtenden Niederlage für den Feind geführt.
Nach den bisher vorliegenden Meldungen wurden von den 21 feindlichen Transportern. Handelsschiffen und Tankern, die unter stärkstem Geleitschutz durch die Sizilien- Pratze dnrchznbrechen versuchten, 15 Schiffe mit rund 180 000 BRT. versenkt, darunter sämtlich« Tanker. Von den übriggebliebenen Handelsschiffe» habe» «inia? r„n, Teil stark beschädiat Malta anaelauken.
Von den begleitenden Seestreitkräften, die unter der Wirkung der deutschen und italienischen Verbände nach Westen abdrehten, wurden der Flugzeugträger „Eagle" (22 600 Tonnen) und zwei Kreuzer, darunter der grosse Kreuzer „M a n - che st er" (9300 Tonnen), und drei Zerstörer versenkt.
Ein Flugzeugträger vom Typ „Jllustrious" (2300V Tonnen), der in Brand geraten war, nicht, wie am 13. 8. gemeldet wurde, der amerikanische Flugzeugträger „Wasp", und der Flugzeugträger „Furiou s" (22150 Tonnen) sind schwer beschädigt in Gibraltar eingelaufen. Ferner wurden drei Kreuzer und Zerstörer schwer beschädigt. Die eigenen Verluste sind aeriniv
Der siegreiche Kamps ist ein Ruhmesblatt der Zusammenarbeit der verbündeten Streitkräfte zu Master und in der Luft und der vorbildlichen Tapferkeit aller beteiligten Soldaten im Flugzeug und an Bord der Kriegsschiffe.
Leichte deutsche Kampfflugzeuge belegten bei Tage an der englischen Südkuste kriegswichtige Anlagen mit Bomben schweren Kalibers. In der vergangenen Nacht wurde die Stadt Ipswich angegriffen. Explosionen und ausgedehnte Brände wurden beobachtet. Sämtliche Flugzeuge kehrten von ihren Tages- und Nachteinsätzen zurück.
In der Zeit vom 3. bis 13. August verlor die britische Huftwaffe 154 Flugzeuge, davon 82 über dem Mittel- meer und in Nordafrika. Während der gleichen Zeit gingen «m Kampf gegen Grotzbritannien 45 eigene Flugzeuge verloren.
In der Nacht zum 14. August kam es im Kanal zwischen deutschen Vorpofienbooten und englischen Schnellbooten zu einem kurzen .Gefecht, in besten Verlauf ein kindliches Boot so schwer beschädigt wurde, datz mit seinem Verlust gerechnet werden kann.
L-er italienische Wehrmachisdenchi
DNB Rom. 16. Slug. Der italienische Dehrmachksberlchk vom Sonntag hat folgenden Wortlaut: „Das Hauptquartier gibt bekannt: An der ägyptischen Front keine Ereignisse vou Bedeutung. Feindliche Störungsversuche im unmittelbaren Hinterland in der Nacht zum 15. August wurden sofort unterbunden. Fünf britische Flugzeuge wurden lm Lustkamps von italienischen und deutschen Fliegern ab- geschossen. Zwei weitere wurden von unseren Jägern im mittleren SMltelmeer abgeschossen.
Acksenluftverbände griffen die Stützpunkte auf Malta an und bombardierten zu wiederholten Malen die militärischen Anlagen.
In der Nacht zum 14. August führte ein feindlicher Alottenverband eine Beschießung von Rhodos und von einigen benachbarten Ortschaften durch. Die Abwehrbakterlen sowie eine Mas-Alottille griffen sofort ein. Die von der Beschießung verursachten Schäden sind geringfügig. Die Zivilbevölkerung hakte einen Verletzten zu verzeichnen."
Heroismus
D«« dem nach Westdeutschland entsandten
DNB Düffeldorf, 14. Aug. Inmitten eines vom blindwütigen Terrorangriff der Briten heimgesuchten Wvbn- und Geschastsviertels Kölns ist durch eine Laune des Schicksals die Ecke eines Geschäftshauses unversehrt geblieben. Eigentlich nur ein einziges Schaufenster, denn auch die Tür, eine Handbreit daneben, ist zerfetzt. In dieser Auslage, vom Staub der Trümmer und dem Ruß der Brände sorgfältig befreit, steht vor der Hakenkreuzfahne die Büste des Führers Zu beiden Seiten tragen Vasen flammende Sonnenblumen, denen man ansieht, datz sie erst vor kurzem erneuert wurden. Den tiefen Sinn des an dieser Stätte der Zerstörung so eigenartig und nachdenklich machenden Bildes offenbart ein Spruchband mit dem Führerwort: „Der Kampf fordert vom Soldaten größten Einsatz, von der Heimat aber die Opser- bereitschaft." In welchem alle Erwartungen und Vorstellungen weit übertreffenden Maße das Westdeutsche Kriegsgebiet seit mehr als zwei Jahren, als Churchill mit den Terror- ang-riffen auf die deutsche Zivilbevölkerung begann, ehe auch nur eine Bombe auf englische Städte gefallen war. diese Opferbereitschaft bewies, das sollten wir während des mehr, tägigen Besuches erleben, den ihm Reichsminister Dr. Goebbels abstattete um der tapferen Bevölkerung der Grenzgebiete den Dank und die Anerkennung des Führers, die stolze und grenzenlose Bewunderung des ganzen deutschen Volkes auszusprechen. Denn, wenn wir auch überzeugt siuü. daß, wie im norddeutschen Küstengebiet, im Westen und Südwesten das deutsche Volk überall im Großdeutschen Reich in der Stunde der Not mit der gleichen Einsicht um der höheren Sache willen standhalten würde, so hatte das Volk an Rhein und Ruhr in vielen schweren Nächten und in mehr als 10 000 Angriffen sein tapferes Herz zu beweisen. Und das war der erste und zugleich auch nackihnltlaste Eindruck, dast es dabei eine Haltung von wahrhaft erhabener menschlicher Größe gezeigt hat.
Nie und nimmer wird es England gelingen, mit seinen Ueberfällen auf ungeschützte Wohnviertel, mögen sie mit noch so großem Aufwand durchgeführt, mit noch so großem Propagandageschrei als Englands „Initiative" gepriesen werden, das deutsche Volk auf die Knie zu zwingen. Am wenigsten gewiß das temperamentvolle, lebensfrohe und lebenslustige Volk an Rhein und Ruhr, das in mancher schweren Zeit der Franzoseneinfälle seit Richelieu, der Ruhrbesetzung, der Separatistenzeit bewiesen hat. daß Mittel des Terrors bei ihm nie und nimmer verfangen.
Einer unserer ersten Besuche gilt einem Werk, von dem die Engländer behaupteten, es dem Erdboden qleichge- macht zu haben. In Wirklichkeit ist es bei über hundert Angriffen insgesamt dreimal getroffen worden, die beiden ->r steil Male ohne jeden Produktionsausfall. Beim letzten Großangriff ließen die vielfach seit vier Generationen im gleichen Betriebe tä.igen Arbeiter ihre in der Nähe liegenden eigenen Heime, da sie nicht mehr zu recken waren, brennen um zur Fabrik zu eilen, dort wertvolles Material und Werkzeuge zu bergen und so ihren Arbeitsplatz zu erhalten. In dem wohlaufgeräumten Trümmerfeld stehen sie nun unter freiem Himmel an ihren Feldschmieden und Schraubstöcken oder sie haben provisorische Dächer über den wertvollen Maschinen errichtet, oft nur ein paar Bretter oder Blechplatten über verkohlte Balken und Mauerreste oder von der Glut verbogene Eisenkonstruktionen gelegt. Darunter aber surren die Drehbänke, zischen die Schneidebrenner, dröhnen die Lämmer. Und während Plötzlich die Luftschutzsirenen den gewohnten Tagesangriff ankündigen, berichtet der Betriebsführer olme auch nur den Bruchteil einer Sekunde seine Rede zu unterbrechen oder zu beschleunigen, daß 00 Prozent aller Arbeiter am Morgen nach dem Angriff trotz gestörter Verkebrsverbin- dungen zur Stelle waren, selbst die, die einen Angehörigen oder ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten. Durch diese Treue zum Betriebe seien große Werte gerettet worden. Den vorübergehend entstandenen Produktiorisausfall aber habe eine Steigerung der Leistung im Gesamtbetriebe von zehn bis dreißig Prozent mehr als wettgemacht.
Dieses Pflichtbewußtsein steht keineswegs vereinzelt da. Wie uns Gauleiter Oberbürgermeister und Wirtschaftsführer unabhängig voneinander bestätigen, sind selbst nach den bisher schwersten Angriffen über 90 und mehr Prozent an ihren Arbeitsplätzen erschienen und ihrer Arbeit nachgegangen wie alle Tage und als sei nichts geschehen. Das war so in Köln und in Düsseldorf, in Duisburg und München- Gladbach, in Neuß und Mörs. kurzum in Stadt und Land. Unsere Arbeiter, erklärte ein Betriebsfüh.rer in Düsseldorf, wetteifern geradezu, aus Sie Minute pünktlich zu sein. Einer der Arbeiter, mit dem wir ins Gespräch kommen, ein Mann von über 60 Jahren, hat, während er als Betriebsfeuerwehrmann im Werke den Kampf mit den Flammen aufnahm, seine Ehegefährtin und seine gesamte Habe verloren. Als man ihm mit Rücksicht auf sein Alter die Versetzung in einen auswärtigen Betrieb anbot, lehnte er entrüstet ab: „On wenn kinne Steen meh steht, ich blieven en Kölle" und er fügte hinzu, daß er nicht wolle, daß seine Söhne und Enkel an der Front, wenn sie zurückkämen, mit dem Finger auf ihn zeigten weil er seine Heimatstadt feige in der Stunde der Not
der Heimat
Chefkorrespondenten des DNB. H.B. Lanz
tm Stich gelassen habe. Diese Treue zum «elrieve und dies« Liebe zur Heimat ist uns auf Schritt und Tritt begegnet
Niemand denkt daran, das unsagbare Leid, das durch diese militärisch unwirksamen und daher doppelt barbarischen Terrorangriffe über viele Volksgenossen gekommen ist, z» verkleinern, die schweren Schäden, die den schönen Städten und Gemeinden und ihren altehrwürdigen Kulturdenkmälern zugefügt wurd?n und von denen sich die dem englischen Terror entzogene Heimat nicht die richtige Vorstellung machen kann, zu beschönigen, aber es bieß dieses Volk beleidigen wollte man auch nur andeuten, datz seine Moral auf solche Weise gebrochen werden könnte. Den am wirksamsten geschützten Produktivnsstätten gehen die-Britenbomber geflissentlich aus dem Wege. ' ' - - ,
Am tiefsten aber hat Churchill dieses ehrlnye, aufrechte Volk des deutschen Westens durch seine geschmacklosen Flugblätter mit der Aufforderung „Trennt Euch von Hitler" beleidigt. Sie haben angesichts der unvorstellbaren Leistungen der „kleinen Hitlers" in diesen Nächten einen ge. radezu abgründigen Haß ausgelöst, und wenn sich der Whisky, selige Mr. Churchill je verrechnet hat, dann hier nun erst recht! Das ist die Antwort, die man überall im deutschen Westen, wo die Schergen Churchills hausten, hören kann. So sonderbar es klingen mag: Wir,.die wir aus wenig gefährdeten Zonen kamen, wir, die wir gekommen waren, neuen Mut zu bringen, wir kehrten heim, erfüllt von grenzenloser Bewunderung, tiefstem Dank und neuer Kraft, aufgerichtet an dem Heroismus der Heimatliebe, der seelischen Größe und der unerschütterlichen Siegeszuversicht dieses Volkes.
Wenn bei aller Schwere der Angriffe die entstandenen Schäden in keinem Verhältnis zum Einsatz des Feindes standen, dann ist das in der Hauptsache dem geradezu vorbildlich?» und heroischen Einsatz aller mit der Abwehr und Bekämpfung Betrauten, aber auch der gegenseitigen Hilfsbereitschaft zu verdanken. Man könnte mehrere Lesebücher mit der Schilderung des stillen Heldentums füllen, das Männer, Frauen und Kinder bewiesen, die freudig ihr Leben für ihre Mitmenschen aufs Spiel- setzten. 1500 dieser Braven hat der Kölner Gauleiter ausgezeichnet und dabei erklärt, daß ein Vielfaches dieser Zahl hervorgehoben zu werden verdient habe. „Die Frauen." erklärt der Polizeipräsident von Düsseldorf, „haben sich geradezu heroisch eingesetzt, überhaupt war die Haltung der Zivilbevölkerung so, daß man nur wünschen möchte, Churchill könnte sich das einmal anseben."
So haben die hombenbeschädigten Grenzgebiete sich in Haltung und Geist, Einsatzbereitschaft und helfender Hingabe als ei» verpflichtendes Vorbild für die ganze Nation erwiesen. Sie haben ohne Pathos und ohne Anspruch auf Ruhm und Anerkennung mit tapferem Herzen ihre Pflicht getan, „wie das Gesetz es befahl". Ihre Stärke, ihre Stand» Hastigkeit und ihre Treue sind in die Geschichte der Nation eingegangen.
Trordweststanke eine RiesenfesLung
DNB. Seit im Frühfahr 1940 die deutsche Wehrmacht die Nordwestflanke Europas zwischen- der Barent-See und dem Skagerrak unter ihren Schutz nahm, entstand hier in rastloser und zielbewußter Arbeit der Festungsviomere eins gewaltige Verteidigungsfront. Das Küstenland, mit den vor» gelagerten Inseln, den steilen Felsabstttrzen und den vielen überhöhenden Beobachtungspunkten von Natur aus wie zur Verteidigung geschaffen, bot dem Festungsüauer ein ideales Gelände für die Organisation der Abwehr gegen den Dse- und Luftraum. Allen Schwierigkeiten zum Trotz wurde vor allem das Transportproblem gelöst, das ein Kernstück jeder Festungsplanung ist. Durch Neubau und Verbesserungen des Eisenbahnnetzes, Felsausbrüche für Straßenbau. Schnee» fichermachen von Gleisanlagen und Wegen wurden die Voraussetzungen für schnelle Verschiebung von Truppen und Material geschaffen. Tausende von Preßluftüämmern der Bautruppen des Heeres, der Marine und Luftwaffe sowie ihrer treuen Helferin, der OT. fraßen sich in Norwegens Granitfelsen und schufen KamPfstänHe und Kasernen, Hohlgänge für Verbindungen. Befehlsführung. Reserven und Versorgungseinrichtungen, denen kein Schiffsgeschütz und keine schwere Bombe etwas anhaben können. Technisch auf das vollkommenste ausgesta.tete Stützpunkte für Seestreitkräfte und Flugplätze mit betonierten StarcLabnen und weiten Hallen sind entstanden, um r:n hier aus ihre erfolgreichen Schläge gegen die britische Insel zu führen. Hunderttausende von Kubikmetern Beten sind in die Schalungen der Kampfstände für MG's. Flak und Geschütze aller Kaliber gelaufen. Und hinter diesen modernsten Waffen steht eine gut ausgerüstete und nach neuesten Erfahrungen in Angrin und Abwehr geschulte Kampfgruppe bereit. Ein von den vorgelagerten Inseln bis in die Tiefe der Fjorde gespanntes Netz von Hindernissen, Sperren und feldmäßiaen Anlagen wurde zur Ergänzung und Verstärkung der Festungsbauten geschaffen, so daß heute Europas Nordwestflanke eine einzig« Riesenfestung darstellt, vor deren Bastionen jeder feindliche Angriff mit dem Ziel einer „Zweiten Front" verlustreich scheitern wird.
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Als Lisa den Stuhl, der Argine gegenüberstand, eingenommen hatte, klopfte Kurt Voge leise mit oen Knöcheln seiner festen Sand auf die spiegelnde Holzplatte. Cs war. als wollte er Ruhe gebieten, wo ohnehin niemand etwas sagte.
„Ehe wir zum Hauptpunkt unseres heutigen Zusammenseins kommen", begann Kurt Doge, „will ich noch einmal die Bestimmungen des alten Murderschen Erbschaftsbeschlusses verlesen und das Uebereinkommen, das wir aut Grund dieses alten Hausgesetzes neulich geschlossen und zu allen Teilen anerkannt haben."
„Ist das nötig", fragte Pablo gelangwsitt, aber eine strenge Falte zwischen Argines Brauen sagte ihm. datz seine Worte sehr unpassend gewesen sein mochten. Kurt Voge antwortete ihm überhaupt nicht, er entnahm der roten Ledermapp« einige Papiere und begann mit leiser Stimme zu lesen.
Pablo blickte gelangweilt auf di« blanken Kappen seiner Hakbschuhe, aber Argine schien bemüht zu sein, jede Silbe zu verstehen. Ts war ihr nicht leicht, denn Kurt Voge sprach leise und die Worte, die er oorlas, waren die Wort« einer vergangenen Zeit, barock und pathetisch. Das alles mochte heute keine Gültigkeit mehr haben, aber Lisa, die ebenso angestrengt wie Argine den Sätzen folgte, begriff plötzlich,' datz diese verschollenen Klauseln und B« schlüss« für Kurt Voge so bindend waren wie irgend etwas auf der Welt. Hier sprach die Stimme der Väter, hier er hob ein altes Familienrecht mit magischer Gewalt Anspruch auf die Lebenden. Und Kurt Voge selbst schien, während er las. immer mehr den Männern zu gleichen,
die «inst dies alles beschlossen hatten, d.e nur noch Bilder lebten, dort an der Wand in schwarz-goldenen Rahmen.
„... Und wir somit beschließen, datz für heut und in alle Ewigkeit bis an den Jüngsten Tao kein Weib, es sei Jungfrau. Ehegesponst oder Witib, so unfern edlen Namen von Murder trägt, darf etwas an^Gut oder Geld hinter- lassen. so nicht an den Weitesten aus unserm Stamme falle, wenn diese mit Tod abgeht", schlotz Kurt Voge, aber er hielt, als er geendet, noch ein paar Sekunden das Matt in der Hand, ehe er es zurück in die Ledermappe legte. Dann nahm er das Papier, das sie neulich aufge'stzt und unterzeichnet hatten. Er las es gleichfalls vor, aber schneller und flüchtiger und fern der Feierlichkeit, die noch eben in seiner Stimme gewesen war. „Möchtest du die Dokumente selbst ejnsehen oder genügt es. datz ich sie vorlas, Vetter Pablo?" fragte er dann.
„Es genügt", erwiderte Pablo, und er versuchte, etwas spöttisch zu lächeln, doch es gelang ihm schlecht. Irgend etwas war in diesem Raum und in der Stimme seines Vetters, das ihm selttam erschien. Er blickte ans das Bild eines Vaters, erst jetzt gewahrte er, datz darunter in einem hohen Glase Rosen standen. Es waren die Rosem, die er neulich Lisa Gerwin mitgebracht hatte. Einige Blütenblätter hatten sich bereits gelöst und waren auf die untere Rahmenleiste gefallen. Sie leuchteten wie große Blutstropfen.
„In dem Murderschen Beschluß aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts", begann Kurt Voge wieder, „ist 'ausdrücklich gefordert, datz jedes Erbe, das «ine weibliche Trägerin dieses Namens hinterlätzt. dem jeweils Nettesten zufalle, stimmt das?"
„Aber das wissen wir doch", sagte Pablo nervös, und er ritz sich von dem Anblick der blutroten Blätter los. Es war nicht gut. an Blutstropfen zu denken, wenn man plante, Blut zu vergietzeu... Er warf einen flüchtigen Blick auf Argine. Sie sah bleich und still und blickte unverwandt auf den großen, breitschultrigen Mann, der noch immer hinter dem Tisch stand.
„Ich dank« dir, Pablo, und nun muß ich dir eine Mitteilung machen, die dich vielleicht überraschen wird. Du
bist nicht der älteste Träger dieses Namens. Du bist der zweit« Sohn Sebastian Murders!"
Pablo schnellte empor. Er stützte sich auf die Tischplatte, um einen Halt zu suchen, und auch Argine war cmfl- gesprungen.
„Du lügst! Du lügst!" schrie Pablo, und die Knöchel seiner geballten Fäuste, di« auf der Tischplatte lagen, wurden weiß.
„Du weißt, daß ich nicht lüg«, Pablo."
„Das ist ein Betrug! Ein lächerlicher Betrug! Habt ihr irgendeinen aufgetrieben, der hier die Rolle des ältesten Sohnes spielen soll?!"
Je erregter er wurde, desto ruhiger blieb Kurt Voge. Fast schien es. als glitte über sein« schmalen Lippen ein Lächeln. Es war kein spöttisches und kein böses Lächeln, es war das Lächeln des Siegers. „Du erwartest wohl nicht. . ß ich dir auf dies« Anschuldigungen antworte, Pablo?" fragte er ruhig.
„Ich erwarte Beweise! Unumstößliche Beweise!" schrie Pablo, dann sank er in seinen Sessel zurück. Er war bläh geworden.
„Das ist dein gutes Recht, und du sollst sie bekommen. Sebastian Murders ältester Sohn aus erster und einzig rechtsgültiger Ehe ist hier. Er wird dir Beweise bringen-"
Kurt Voge trat zur Tür. er öffnete sie, und plötzlich stand Wolf Murde im Zimmer. Argine stieß einen leichten Schrei aus, es war nur ein einziger, unterdrückter Ton, aber er war so gequält, datz Lisa aufsprang und zu ihr trat.
„Lassen Sie mich. Lassen Sie mich. Gehen Sie doch zu ihm", flüsterte Argine. und sie versuchte Lisas Hand, die sich auf ihren Arm gelegt hatte, abzuschütteln.
„Ich werde nicht zu ihm gehen, nachdem ich' von ihm gegangen bin", sagte Lisa leise, und Argine versuchte mcht mehr, sich dem leichten Druck ihrer Hand zu entziehen, de« sie wieder in den Sessel zwang.
Plötzlich begann Pablo zu lachen- Dies Lachen verzerrt« sein Gesicht noch mehr, als es zuvor die Erregung getan. „Wundervoll!" rief er. „Ausgerechnet er spiett meines Vaters Sohn! Es genügt ihm nicht, mir die Argine nehmen zu wollen, er will auch mein Geld haben. Er will mich ganz vernich!en!" 'crn--^e«-i,na folat.l