Der Gruß des alten Lehrers
NSK. Kürzlich besuchte mich ein Bekannter. Mitten tn «nserer Unterhaltung sagte er plötzlich: „Uebrigens soll ich Sie von Ihrem alten Lehrer grüßml Das Wort ging mir nach. Mehr als seine Figur kamen mir seine Augen in die Erinnerung. Das heißt, ich hatte sie eigentlich nie vergessen. Vor 32 Jahren war er ein strammer Mann der Dreißiger. So stand er noch immer vor mir. Ich durchlebte noch einmal die ganze frohe Jugendzeit, hörte seine mahnenden Worte, aber auch seine Anerkennungen, mit denen er allerdings sparsamer umzugehen Pslegte. Wir Buben waren damals von jugendlicher Oberflächlichkeit. Was anderen eine schwere Schicksalsfügung war. bedeutete uns höchstens eine Abwechslung.
Der Lehrer bemühte sich nach Kräften, uns den Ernst des Lebens an Hand von selbsterlebten Beispielen begreiflich zu machen. Es war vergebliche Liebesmühe. Mit dem unbefangenen Gleichmut der Jugend gingen wir großzügig darüber hinweg. Er war ein innerlich tief veranlagter Mensch von heiterer Gemütsart. Aber seine Äugen konnten Hrecklich ernst sehen. Wenn er uns groß anschaute und eine teile Furche zwischen den Augenbrauen erschien, dann machte >as mehr Eindruck auf uns als eine Stunde Nachsitzen. Ich erinnere mich gut einer Schularbeit. Er stand plötzlich hinter mir. Ich spürte seinen Blick im Rücken. Unter der Bank hatte ich einen sogenannten „Spicker" liegen. Es war mir vollkommen klar, daß er ihn sah. Nach einer Weile ging er Weiter. Ich hatte Blut geschwitzt, faßte unter die Bank, zer. knüllte das Papier und steckte es in die Tasche. Dir Schul- ' aufgabe wurde ohne „Spicker" gemacht. Sie brachte mir keine gute Note, aber eine ehrliche.
So war es dann später oft im Leben. Die Augen des Lehrers standen fragend vor mir, und ich zerknüllte rechtzeitig noch so manchen „Spicker". Aus allen Etappen der nächsten Jahre, nachdem ich die Schule verlassen hatte, bekam der Lehrer einen Gruß. Seine Antworten waren immer voller Güte. Als ich ihm aus dem großen Krieg schrieb tätschelte er liebevoll des Siebzehnjährigen Kopf. Als ich die ersten Stufen meines Berufes erklommen hatte, schrieb er. das hätte er gewußt, daß was aus mir würde. Als mich das Schicksal schwer traf in französischen Gefängnissen, wußte er zu trösten, und als ich heiratete und den Kopf voll Plänen hatte, freute er sich mit mir. Dann aber brach unser Schriftwechsel ab. Die Wirren der Nachkriegszeit nahmen >eden so in Anspruch, daß die Bürden überall gleich waren. Was sollte man sich da schreiben? Trotzdem waren seine mahnenden Augen meine steten Begleiter. Ich habe ihnen viel zu danken.
Und nun. nach so vielen Jahren, drang auch wieder seine Stimme zu mir. Sicherlich war sie nicht mehr so fest und dröhnend wie vor dreißig Jahren. Aber der Grüß galt mir mehr als alle Zeugnisse, Auszeichnungen und Anerkennungen meines Lebens. Er war der Dank des Schicksals für die zerdrückten „Spicker" Ich setzte mich hin und schrieb ihm einen langen Bericht über mein Leben und einen heißen Dankesgruß. Als ob ich vor 'dem Schöpfer stünde, der auch durch alles Hindurchsieht, wenn es einmal ernst wird. Vor mir stand riesengroß die Frage: Was wird er dabei denken? „Ich habe es gewußt," schrieb mit steilen, noch immer festen Buchstaben seine Hand. Und das war das beste und schönste Lob meines Daseins, die Anerkennung des alten Lehrers!
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Eine Geschichte vom Turnvater Jahn von O. G. Foerster
In Preußens Notzeit erösfnete der Turnvater Jahn seinen ersten Turnplatz auf der Hasenheide in Berlin. Aus Schulen und Hochschulen kam.die Jugend hier zusammen, um unter der Führung Jahns und Friesens die edle Turnkunst zu erlernen. Kräftige, wehrhafte und mutige Männer wollte Jahn au! seinen Turnplätzen heranbildeu, Männer, die das Vaterland wieder befreien sollten von dem Joch schmachvoller Fremdherrschaft.
Unter den Knaben der Jnngschar war auch Jürgen Neß- leiu, der Sohn eines reichen Kaufmanns. Ein zarter Junge war es, und die Uebungcn und Wettkämpfe aus dem Turnplatz fielen ihm schwerer als manchem anderen. Aber er wollte deshalb nicht hinter den Kameraden zurückflehen und lies kletterte und turnte wie sie, wenn ihm auch abends alle Muskeln schmerzten. Nur eines schaffte er nicht, wenn er sich auch noch so zusammenritz. Da gab es eine Sprungschanze auf einem kleinen Hügel. Wer am weitesten sprang, war Sieger. Immer aber, wenn Jürgen aus der Höbe stand und von hier in die schwindelnde Tiefe herabblickte, hielt er inne. Die Angst vor dem Absprung lähmte seine Glieder. Die Kameraden lachten ihn aus, es schmerzte ihn sehr, aber er vermochte die dumme Furcht nicht zu überwinden.
Eines Tages aber stand der Turnvater Jahn auf der Sprungschanze und sah dem Wettspringen zu. und neben ihm stand ein hoher Ehrengast, der von einem ordengeschmückten
Kammerherrn begleitet war. Die beiden wollten sich da- Turnen anschauen, von dem man in Berlin Wunderdinge erzählte.
Die Jungschar gab sich doppelt soviel Mühe als sonst. Es war eine Lust, zuzusehen. Und dann kam auch Jürgen an die Reihe. Diesmal darf ich keine Angst zeigen, dachte er. Aber dann war die Furcht wieder da, zitternd stand er auf der Schanze. „Was ist denn das?" rief Jahn. „Warum springst du nicht?" Jürgen schwieg. Aber die anderen schrien schadenfroh: „Angst hat er!"
Jahn sah den blassen Jungen forschend an. „So, Angst, hast du?" fragte er. „Ein Turner, der Angst hat! Nun. das mutz ich dir abgewöhnen." Und dann nahm er Jürgen an der Hand und führte ihn über die Wiese zu einem schwarzen Moortümpel.
Die Jungen kamen neugierig herbeigelausen, und, auch die beiden vornehmen Gäste traten näher. „So, mein Junge", sagte Jahn ernst, „in diesem Wässertest: wirst du die Furcht Wohl vertieren!" Damit ergriff er mit eiserner Faust den Jungen am Wams und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm über die schwarze Wasserfläche. Jürgen erblickte unter sich den dunklen Tümpel und begann zu schreien. Aber sosehr er auch zappelte und um sich schlug, — er entkam nicht dem eisernen Griff Jahns. Die Kameraden aber lachten, daß es schallte. Als Jürgen das sah, gab es^auf einmal einen Ruck in ihm. Wie Feuer brannte der Hohn der Kameraden in seiner Seele.
Und plötzlich ward der Junge an Jahns Hand still und drehte seinem Lehrer das Gesicht zu. „Ich will springen!" sagte er fest. Da ließ Jahn ihn auf die Erde nieder und lachte. „Nun los, Bursch! Lauf!" Und Jürgen lies die Anhöhe hinan und sprang von oben weit hinab. Nicht einen Fetzen Furcht empfand er dabei. Wohlbehalten landete er in dem weichen Sande. Oben jubelten die Kameraden, und Vater Jahn rief: „Brav, Jürgen Neßlein! Weiter so!"
Der vornehme Kammerherr aber nahm Jahn beiseite und sagte: „Herr Jahn, ich finde, Sie sind ziemlich roh zu Ihren Jungen!" Jahn sah ihn ernst an: ,,Roh? — Nein, Herr Baron, roh bin ich nicht. Aber mem Turnplatz ist eine Schmiede, in deren Feuer unsere Jugend hartgeschmiedet werden soll, damit sie einmal stark und wehrhaft ist. Glauben Sie nur, dieser Junge hat die Furcht gründlich verlernt, und er wird bestimmt einmal sin anderer Kerl als Sie mit Ihrem krummen Rücken und Ihren dünnen Storchbeinen!"
Der Kammerherr wurde zornrot. Aber der hohe Gast lachte über das ganze Gesicht und drückte dem Vater Jahn die Hand. Da hielt es der Herr Baron für ratsam, zu schweigen. — Jürgen Netzlein aber war fortan ein echter Turner und ein ganzer Kerl.
Goethe war nicht nur in seinen Werken, sondern auch im täglichen Umgang mit anderen Menschen geistreich. Einmal erzählte er in einer Gesellschaft von der Königin von Neapel. Karoline der Schwester Maria Antoinettes. Er begann seine Geschichte mit den Worten: „Die Königin befand sich in anderen Umstünden als ihr Land — in gesegneten nämlich!"
Armen Kollegen gegenüber war Devrient stets hilfreich. Einmal erschien bei Lutter und Wegener ein Schauspieler in sehr abgetragener Kleidung. Als ihn der Kellner deswegen Hinausweisen wollte, erkannte der anwesende Devrient in dem Besucher einen Kollegen aus seiner Anfängerzeit. Er winkte ihn zu sich heran, zog seinen eigenen Rock aus und gab ihn dem anderen, wobei er sagte: „Nehmen Sie diesen Rock, damit der Kellner nicht in Versuchung kommt. Sie geringschätziger als die anderen Gäste hier zu beurteilen!"
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GrafZepPelin befand sich einmal in einer Gesellschaft. Im Verlauf des Abends kam man natürlich auch auf seine Erfindung zu sprechen. Einer der Gäste richtete an ihn die Frage, ob es nst:t kür ihn ein bedrückendes Gefühl sei, daß das Luftschiff im Kriegsfälle den Zwecken der Vernichtung dienen müsse.. Graf Zeppelin entgegnete ihm lächelnd: „Aus ihrer Frage geht hervor, ein wie gutherziger Mensch Sie sind! Ich rann mir lebhaft denken, wie glücklich Sie das Gefühl machen mutz, daß Sie nicht das Pulver erfunden haben!" - .
In einer Gesellschaft von Jüngern und Jüngerinnen Thalias sprach man über die Klatschsucht, die sich gerade des Privatlebens der Schauspieler so oft bemächtige. „Na, über mich mag man reden, was man will, mich kümmert bas nicht!" sagte eine nicht mehr junge Schauspielerin. „Ich gehe dar- über hinweg und hülle mich nur in den Mantel der Tugend." „Ist das nicht ein bißchen wenig? Ich möchte Ihnen raten, sich etwas wärmer anzuziehen, es konnte sonst, leicht geschehen, daß Sie sich erkläten!" sagte lächelnd der anwesende Joseph Kainz.
Die reichen Herren von Hirschhorn
Zu den schönsten Städtchen des Neckartales gehört Hirschhorn am Fuße einer gleichnamigen Burg. Die Enge des Raumes bedingte es, daß seine Häuser vom Neckarufer aus in romantischer Weise den Bergabhang hinausklettern, während ein kleiner Teil nur jenseits des Flusses liegt. Selbst die Durchgangsstratze war so eng, daß man in neuester Zeit eine Umgehungsstraße unmittelbar am Neckarufer am Rande der alten Stadtmauer anlegen mußte. Mit seinen alten Mauern und Türmen der einstigen Stadtbefestihung bietet das Städtchen teilweise noch einen durchaus mittelalterlichen Eindruck. 1391 hatte Kaiser Wenzel den Rittern von Hirschhorn erlaubt, Burg und Städtchen mit Mauern und Graben zu umgeben. Das einstige Untertor wurde mit der Zeit gleichzeitig Turm der an die alte Stadtmauer an. gelehnten Marktkirche.
Ueber den alten Mauern der Burg schaut der Bergfried weit ins Neckartal hinein. In ihren ersten Anfängen soll die Burg aus dem Anfang des zehnten Jahrhunderts sein. Der stattliche Renaissancebau wurde von Ludwig von Hirschhorn und seiner Gemahlin Maria (einer Wildenburgerin) erbaut. Das Geschlecht derer von Hirschhorn war sehr reich. Die Hirschhörner besaßen viele wertvolle Güter zum Pfand. Einem der Tüchtigsten von ihnen, Engelhardt II. (gestorben 1861), wurden beispielsweise gegen Zahlung von 18 000 Gulden vom Erzstift Mainz die stattliche Starkenburg bei Heppenheim mit der Stadt Heppenheim und der benachbarten Stadt Bensheim verpfändet. Auch der Psalzgraf verpfändete ihm verschiedene Städte. Hans V. von Hirschhorn (gestorben 1426) war ein grosi^ Gelehrter und höchster Schiedsrichter in vielen RechtsfragM Friedrich, der letzte Hirschhörner, war zuerst mit Ursula von Sternenfels verheiratet. Deren Vater soll im Handschuhsheimer Schloß und ihre Mutter in der Hirschhörner. Burg eingemauert worden sein. Ihr Bruder Leonhard soll darüber den Verstand verloren und als Einsiedler im Walde gelebt haben. Friedrich von Hirschhorn verwundete in einem Zweikampf mit dem letzten Handschuhs- heimer (Johann) im Jahre 16 M in Heidelberg seinen Widersacher tödlich. Im ersten Schmerz verfluchte dessen Mutter (Ammei Beußerin von Ingelheim) den Hirschhörner, er müsse ohne Leibeserben sterben. In der Tat ging der Fluch in Erfüllung. Alle Kinder Fri^richs starben vor ihm. Er selbst starb als Letzter seines Stammes vor 310 Jahren (1632) zu Heilbronn. Von ihm handelt der bekannte Schmitthennersch« Roman „Das deutsche Herz".
Ein Wäscherdorf am Neckar
Das Dorf Ziegelhausen bei Heidelberg hat seine grünen Wiesen und das frische Quellwasser schon früh als „Rohstoff" für Wäschereien und Bleichereien benutzt, die schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufkamen. Neuster« liches Kennzeichen des Waschtages ist der Farbenwechsel der Steinbach, deren Wasser sich durch die Seifenlauae beim Waschvorgang in einen Milchbach zu verwandeln pflegt. In den Waschküchen dampft es, die mit farbigen Kennzeichen versehenen Wäschestücke werden maschinell und mit den Händen bearbeitet, durch das klare Quellwasser gezogen, und dann macht sich der Troß der „bleichsüchtigen" Frauen und Mädchen auf. hinaus auf die Wiesen. Hier haben ibre Vorfahren schon Rohleinen gebleicht, woraus sich dann später dis Behandlung fertiger Wäsche entwickelte. Die ganze Talmulde strahlt bald in einem blendenden Weiß der Wäschestücke, unterbrochen durch kleine Streifen des grünen Rasens. Ständig sind die Bleicherinnen damit beschäftigt, die Wäsche zu wenden oder mit der Gießkanne abzubrausen. Dann wird sie zum Trocknen aufgehängt. Bei Regenwetter geschieht das Trocknen in einem besonderen Schuppen, der durch Latten zusammengehalten wird und daher von allen Seiten Luft durchläßt. Man kann bekanntlich auch Wäsche künstlich trocknen, aber jede .Hausfrau weiß um den Unterschied zwischen den beiden Behandlungsmethoden'. Zwacken wird sie zwar auf jeden Fall, aber hier kommt es doch entscheidend auf das Wie an. Dann kommt des Abtransport -der Wäsche zu den Eigentümern in den benachbarten Städten, wobei die Entfernung heute durch Lastkraft- und Lieferwagen schnell und sicher überwunden wird. Viele Frauen erinnern sich noch der beschwerlichen Reisen mit dem Wäschekorb auf dem Kopf. Die Motorisierung hat hier große Erleichterungen gebracht und das Hereinhaien und den Abtransport der Wäschestück» bedeutend vereinfacht. Sonst aber ist die Technik des Wa- schens und des Bleichens im wesentlichen die alte, geblieben, und gerade diese Arbeit hat der Bevölkerung des Dorfes über sonst schwierige wirtschaftliche Jabre htnwsogaholsen.
78 Jahre württ. Kriegerdenkmal bei Tauberbischoisheim Zu Ehren der bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 18A gefallenen württembergischen Soldaten wurde ein Jahr spater. am gleichen Julitag. ein vom damaligen König Karl von Württemberg gestiftetes Ehrenmal in feierlicher Weise enthüllt. Das würdige Mahnmal hat also setzt 75 Jahre erlebt und ist noch sehr gut erhalten.
Unsere Heimat im Wanöel -er Zeiten
Spiegelbild der letzten hundert Jahre Sortsetzung VIII NlllgU,« 1S47 SS Zakrsi,)
Allgemeines
Der Schriftleiter des Heimatblattes C. Meeh war mit einer poetischen Ader begabt. Den Erntesegen des Jahres 1847, der die Menschheit nach größter Not wieder aufatmen ließ, begrüßte er mit einem Poem, dem wir folgendes entnehmen:
«— Sehet die Aehren, wie sie mit vollen goldenen Kronen Nun zur Ernte gereist neigen ihr königlich Haupt.
Freude jubelt Pom Pole zum Pol, von Zone-zu Zone,
Wo das dankbare Herz an den Ewigen glaubt. —
In die Freude herein und diese heiteren Räume Springt das lachende Obst aus den Zweigen herfür; Unnachahmliche Lust verkünden die Kinder der Bäume Mit dem spielenden Laub scherzend in lieblicher Zier. — Können erkünstelte Worte von zeitlicher Forschung erklären. Wo die göttliche Tat lautlos kleidet die Flur?
Kanu der Eitelkeit Pracht wie Lilienschmuck sich erklären? Nein! Solch Wesen bleibt kalt — warm ist das Herz der Natur. —
Sei gepriesen, alllvaliende Mutter! Die glücklichsten Lose Gibst du dem friedlichen Freund, der so lebet wie du.
Alles Leben keimt ja aus deinem heiligen Schoße.
Alles Verlassene hat endlich in dir seine Ruh'.
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Allen Obstzüchtertt, denen es an st astfreien Räumlichkeiten Aufbewahrung des Spätobstes fehlte, gab das Heimatblatt Rat, das Obst in Erdgrnben im Garten einzumieten. Dazu solle man einen wasserfreien trockenen Platz wählen, dort eine Ande Grude von 3 bis 4 Fuß Tiefe und 5 Fuß Weite machen, me ly M 15 Simri Obst fasse. Das Obst dürfe darin nicht «ber 2 Fuß hoch aufgehäuft werden, man dürfe dabei nur Obst pon gleicher Reife Zusammenlegen. Boden und Wandungen »er Grube seien mit frischem trockenen Habevstroh zu bekleiden
und das Obst dann behutsam hineinzutun. Das gehäufte Obst sei oben zuzuspitzen, anfangs nur leicht mit Stroh zu belegen, bei eintretender Kälte aber 1^ Fuß hoch mit Erde zu überdecken und zur Regenzeit ein Mantel von Stroh darüber zu legen. Durch diese Bedeckung sei ein Strohwisch zu stecken, um die Ausdünstung des Obstes abzuleiten. Zur Abhaltung von Nässe sei ein Abzugsgräbchen um die Grube anzulegen. Vor dem Einmieten müsse das Obst — und das sei unbedingt erforderlich — 14 Tage aufgehäuft an der Luft liegen, damit sich die wässerigen Bestandteile verflüchtigen könnten.
Aus amtlichen Bekanntmachungen
Unterm 3. August wies das Oberamt die Vorsteher aller Bczirksorte, in denen sich Flößer aufhielteu, an. diesen bekanntzugeben, daß die Floßgasse vom 6. bis zum 20. August gesperrt sei, da au der untern Enzmühle in Besigheim Fluß- Lauten vorgenommeu werden mußte».
Mitteilungen ans Neuenbürg
Als Waiseurichter wurden im August auf drei Jahre ge- ivählt und verpflichtet die Stadträte Johann Michael Dittus, Meeh, Läpple und Fauler.
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Zur Ausnutzung des reichen Ovstscgens ließ die Gemeinde Neuenbürg einige Fcld-Obstdörröfen mit Luftheizung am sogenannten Brunueuweg errichten. Zu deren Bedienung wurde nun ein tüchtiger Dörrmeister gesucht. Wer Lust und Fähigkeit zur Bersehung dieser Stelle besaß, sollte sich innerhalb acht Tagen beim Stadtschultheißenaint melden.
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Wirt Bittrolf zur „Krone" empfahl guten Mischlingswein von 1845 und 1846 den Schoppen zu 4 kr., während bei Speisewirt Roller ein Schoppen guter süßer Most um 2 kr. zu haben war.
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Der Schuhmacher Friedrich Knöller in Neuenbürg gab unterm 17. August bekannt, daß er sein Geschäft aufgegeben habe. Zugleich setzte er sein vollständiges Handwerkszeug dem Verkauf ans.
Aus Oberamtsorten
Die Oberamtspflege forderte die Gemeindepslegen Arnbach, Birkenfeld, -Calmbach, Conweiler, Feldreunach, Gräfen- hansen, Herrenalb, Höfen, Loffenau, Ottenhausen, und Schwann zu schleunigen angemessenen Abschlagszahlungen auf ihre Steuerschulden für 1847/48 auf, weil sie sonst ihren Verpflichtungen nicht Nachkommen könne.
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Billigen Wein gabs damals allerorts. So empfahl- z. B. Schultheiß Neuweiler in Dennach gute reingehaltene 1835er Weine zu 2 fl. 30 kr. und 1840er zu 2 fl. se Jmi.
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Schmiedmeister Murschel in Wildbad gab bekannt, daß er „einen-wohlerzogenen sungeu Menschen, der die nötige körperliche Fähigkeit besitzt", unter billigen Bedingungen in die Lehre aufnehme.
Auswanderungen
Im August 1847 sind nachstehend genannte Personen ansgewandert, nachdem sie die gesetzliche Bürgschaft geleistet Haben und zwar g) stach Amerika: Karl Anaust Gengenbach von Neuenbürg, Christoph Friedrich Sieb von Bermbach, Christiane Müller von Birkenfeld, Christinn Sckmid von Calmbach mit Ehefrau und drei Kindern. Christian F'.'h von Conweiler mit Ehefrau nnd zwei Kindern. Katharine, Mickm-l Jäcks Witwe, von Conweiler mit einem Sohne, Magdalene, Matthäus Hümmels Ehefrau, von Dobel, mit zwei Kindern, «amuel Krauth von Engelsbrand mit Ehefrau und drei Kindern, Blandine Zürcher von Engelsbrand, Jakob Klink von Herrenalb mit Frau nnd stoben Kindern. Anna Barbara Küblcr von Höfen, Georg Adank-Seeger von Loistnau mit Ehefrau. Chri- stian Anton Römele von Loffenau mit Ehefrau nnd einem Kinde, Philipp Friedrich Daubmann von Ottenhausen, Karoline Kuch von Wildbad und Georg Christian Aberlc von Wildbad mit Ehefrau; d) in das Großhe.zogtum B"den: Eli- sabethe Christiane Kling von Neuenbürg; Sophie Meeh von Neuenbürg nnd Christine Faaß von Conweiler.
(Fortsetzung folgt.)