100 Jahrgang Nr. 32
Samstag de« 7. Februar 1942
Der Gaztäler
Ms Württemberg
— Stuttgart. 6. Fevruar.
Wärmflasche explodierte. In einer Wohnung in der Krie- l.cstras;e explodierte eine geschlossene Warmflasche, die auf ^nen Ofen gestellt worden war. Es enistand beträchtlicher Mobiliar- und Gebäudescha' n. Ein Brand, der in Zusam- menhang mit der Explosion ausgebrochen war. wurde von der Feuerwache gelöscht.
Der Arm der Justiz reicht wett.
Der 44jährige Georg G. aus Unterkirchen (Kreis Ulm) batte im Jahre 1934 in Stuttgart als Heiser und Einkäufer in dem damals von seiner Ehefrau betriebenen Ge,chast Pelzwaien im Gesamtwert von 25 000 Mark von einer Anzahl Firmen in Deutschland auf Kredit bezogen, ohne seiner Frau hiervon Kenntnis zu geben und diese Waren dann au, eigene Faust verramscht, um seiner Spielleidenschaft fronen zu können. Den Gesamterlös aus den ergaunerten Waren Will er beim Spiel verloren haben. Noch vor Entdeckung seiner Straftaten bewog der Angeklagte seine Ehefrau, d^ Ladengeschäft in Stuttgart aufzugeben und mit ihm nach Frankreich auszuwandern, um mit Hilfe eines beträchtlichen Vermächtnisses das ihm ein zu jener Zeit dort verstorbener Onkel hinterlassen hatte, in Paris ein Pelzhandelsgeschaft zu eröffnen. Bei Kriegsausbruch begab sich das Ehepaar von Frankreich nach Portugal und später nach Spanien, das den steckbrieflich verfolgten G. an Deutschland auslieserte. Seine Frau erlitt in der Aufregung über die ihr bisher verborgen gebliebenen Verfehlungen ihres Ehemannes einen Schlaganfall. an dem sie sechs Monate darniederlag. Der Angeklagte erhielt von der Stuttgarter Strafkammer 1 Jahr 7 Monate Gefängnis.
—Aulendorf Kr. Ravensburg. (Tod auf den Schienen.) Als der 55 Jahre alte Martin Wiest, der nachts mit dem Reinigen der Schienen beschäftigt war. einem herannahenden Zug ausweichen wollte, kam er dem Gegengleis zu nahe, auf dem gleichfalls ein Zug anbrauste. Er wurde von diesem ersaht und war auf der Stelle tot.
— Daisbach. (Eine Kuh wollte hoch hinaus.) Die Kuh eines Landwirts sollte aus einen benachbarten Hof gebracht werden Plötzlich riß sie sich los und landete bei ihrer Flucht aus dem Dach eines Holzschuppens, wo sie sich nieder- Ueß, Unter großen Muhen gelang es. die Kuh an Seilen aus die Erde herabzulassen.
— Bönnigheim. (Fabrikant Amann gestorben.) Der Betriebsführer und Seniorchef der bekannten Nähseide- Zwirnerei und -Färberei Amann Söhne. Alfred Amann. starb im 79. Lebensjahr. Für die kulturellen Belange der Gemeinde Bönningen hat der Verstorbene außerordentlich viel getan. . . ..... _ ...
300 0«0 tragfähige Ovstbäume im Kreis Balingen.
Auf einer Obstbauer-Tagung erklärte Kreisfachwart Roller, daß der Kreis Balingen rund 300 000 tragsähige Obstbäume zählt, darunter über 100 000 Apfelbäume^ 80 000 Birn. bäume und 70 000 Zwetschgenbäume. Es gelte, durch richtige Pflege. Düngung und Schädlingsbekämpfung die Ertrags- fäbigkeit in diesem Jahre noch zu steigern. Auch die Beercn- obstanlagen könnte» durch sorgfältige Betreuung einen höheren Ertrag abwerfen. An Johannisbeeren weist der Kreis über 100 000 Sträucher, an Stachelbeeren über 40 000 auf. Mit Himbeeren sind 32 000 gm angebaut. Abteilungsleiter Häsfner von der Landesbauernschaft Württemberg stellte fest, daß der Kreis Balingen an der Spitze der Gemeinschaftspflanzungen im Obstbau in Württemberg-Hohenzollern stehe und appellierte an die öffentlichen Dienststellen, die Aktion zur Erzeugungssteigerung im Obstbau mit allen Kräften zu. unterstützen.
Aus -en Nachbargauen
RoSalbcn. (Unheilvoller Sturz.» In Hauenltein rutschte ein junger Mann in der elterlichen Wohnung so unglücklich aus, daß er mit dem Arm die ^Glasmllung der Haustüre durchstieß. Mit durchschnittener Schlagader mußte der Vcrunalück e ins hiesige Krankenhaus eingelieferi werden.
Ingelheim a. Rh. (Knochenbrüche durch Sturz.) Ein Landjahrmädcken erlitt durch einen Zusammenstoß einen Beinbruch. Ein junger Mann zog sicb einen Knockienriß zu. Im benachbarten Flonheim erlitt ein Fuhrmann einen.Beinbruch. In Nieder-Saulheim stürzte eine Frau jo unglücklich, daß sie eine schwere Knievcrleyung davontrua.
Darmstadt. «Die Wirtslente bestoblen.l Die 81 Jabre alte Anna Löw aus Dori-Erbach i. O. wurde vom
Amtsrichter zu vier Monaten Gefängnis verurrenr. «re hatte ihre Wirtsleute fortgesetzt bestohlen, sich nn» Fett versorgt. aus einem Sekretär im Wohnzimmer Bargeld entwendet und von Kleiderkarten ungefähr zwanzia Punkte abgeschnitten. - .
Pfungstadt. (Vom Tode überrascht.) Beim Spielen mit seinem Enkelkind wurde der 62 Jahre alte August Bareis in der Kirchstraße von einem Herzschlag aetrotten. Er mußte sich schnell auf einen Stuhl fetzen, auf dem er tot zusammensank.
Mainz. lJn eine Heil- und Pflegeanstalt untergebracht.) Die Strafkammer verurteilte eine 36 Jahre al e vorbestrafte Frau aus Worms zu fünf Monaten Gefängnis. Außerdem wurde ihre Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt verfügt. Sie hakte unter aiderem sich ein Mitgliedsbuch der Arbei.ssront aus den Namen Held Ehefrau ausstellen lasten, obwohl sie mit dem Mann noch nicht verheiratet war. Außerdem ha te sie unter dem gleichen Namen in einer Fabrik eine Stellung angenommen und bezog trotzdem vom Wohlfahrtsamt Worms nock die ihr vorher zustehende Unterstützung weiter. Bei der Verurteilten handelt es sich um eine hysterische Pshchopathin. die schon einmal in einer Anstatt untergebracht war.
— Daisbach. (Eine Kuh wollte hoch hinaus.) Die Kuh eines Landwirts sollte aus einen benachbarten Hof gebracht werden. Plötzlich riß sie sich los und landete bei ihrer ' lucht auf dem Dach eines Holzschuppens, wo sie sich nieder- ,ietz. Unter großen Mühen gelang es. die Kuh an Seilen auf der Erde herabzulassen.
Weinheim. (Tot aufgefunden.) Im Badezimmer wurde eine 42jährige Einwohnerin tot aufge,unden. Ausströ- mendes Gas hatte die Frau überrascht, doch ist noch nicht bekannt, wie es zu dem Unfall kam.
Speyer. (Schwermütige nahm sich das Leben.) Eine seit längerer Zeit schwer erkrankte 67 Jahre alte Frau aus Speyer hat ihrem Leben durch Erhängen ein Ende bereitet.
Ottwetter. (Irrwege der Liebe.) Vom Amtsgericht wurde ein Liebespaar zu Gefängnis verurteilt, das uch in Liebessachen nicht „richtig orientiert" haste. Beide waren verheiratet, aber nicht miteinander, und deshalb erkannte der Richter gegen den Mann, einen Bergmann aus Mingen wegen Ehebruches auf sechs Wachen Gefängnis und schickte die Geliebte aus drei Wochen in die gleiche Erziehung
Schiffweilcr .(Er schöpfte den Rahm ab.) Einem hiesigen Landwirt wurde nachgewiesen, daß er die der Milchsammelstelle abgelieferte Vollmilch zuvor entrahmte. Dafür zahlt er nun 600 Mark Geldbuße und trägt di« Gerichts- kosten.
Saarbrücken. (Lokomotive entgleist.) Zwischen den Bahnhöfen Eschen und Orhofen entgleiste die Lokomotive eines Personcnzuges durch Schlittenbruch am Drehgestell Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Der Reiseverkehr konnte durch Pendelzüge und Omnibusse aufrechterhalten werden.
Saarlautern. (Fahrerflucht.) Gegen Mitternachi kam ein Pensionär aus dem Heimwege zu Fall. Ein aus Richtung Dillingen daherkommendes Lastau o sudr rücksichtslos weiter und quetschte dem Manne dabei die Z.ftien eines Fußes ab. Der rücksichtslose Autofahrer ist entkommen.
Waldmichelbach. (Brand in einer Pavvefabrik.) In einer Pappefabrik brach nachts ein Brand aus der aber glücklicherweise sofort bemerkt und verhältnismäßig rasch gelöscht werden konnte, so daß ein größeres Schadenfeuer vermieden wurde.
Wöllstein. (Zündhölzer gehören nicht in Kinderhand.) Während die Mutter in der Küche beschäftigt war. spielten in einem hiesigen Hause die Kinder im Schla,- zimmer mit Zündhölzern. Als sie plötzlich schreiend zu ihr flüchteten, stellte es sich heraus, daß sie das Bettzeug angezündet batten. Ditrch Quelles Zuareisen der Nachbarschaft konnte größeres Unheil verhindert werden.
Mainz. (Nächtliche Einbrüche in Gastwirtschaften.) In verschiedenen Vorerten brachen nachts unbekannte Täter in Gastwirtseba:-en ein und stahlen Be^g^ld. Tabakwaren und Lebensmittel. Gewöhnlich verschafften sie sich Eingang durch die Fenster. In einem Falle wurde die Beute aur «-mem S-b,,tten kor geschafft.
Mainz. (Warnung vor einer Betrügerin.) Wie die Kriminalvolizei mitteilt. ist im Spätsommer 1941 in Mainz eine Betrvgerm ausgetreten, die bis jetzt noch nicht festgenommen werden konnte. Sie versprach in Wirlichaften Gästen Rauchwaren Schokolade usw. besorgen zu können In einem Falle erhielt sie van einem Gast I/O Mark, obne ihr Versprechen einzulösen. Die Schwindlerin ist 58 Jahr? alt, untersetzt und hat an der rechten unteren Gesichtshälkt« eine Narbe.
.er Gustav Schönlrbrr zum Gedächtnis.
Vor 25 Jahren starb in Karlsruhe der aus Bietigheim am Neckar stammende Maler Gustav Schön leber, seit 1880 Professor an der Karlsruher Akademie der bildenden Künste. Ursprünglich Maschinentcchniker. bildete er sich bei Bier in München zum Maier aus. Noch nicht dreißigjährig wurde er nach Karlsruhe berufen. Er liebte das Einfache und Natürliche. Auf zahlreichen Reisen reiste seine Kunst. Namentlich suchte er seine Motive in Küstenstädten (Venedig, Genua, Danzig, Lübeck. Amsterdam), in der Normandie und am Rhein. Berühmt wurden Werke wie „Fischmarkt in Danzig" (1877), „Holländisches Dors" (1888, in der- Karlsruher Galerie), „Mondnacht am Fluß'* (1898, Neue Pinakothek München). Fast alle deutschen Museen besitzen Werke von Schönleber, dessen Kunst „Poesie in Farben und Formen" war. In Karlsruhe ist eine Straße nach Gustav Schönleber benannt. In Stuttgart wurde kürzlich eine Gedächtnisausstellung mit Werken des Künstlers gezeigt.
Ein Dichter am Oberrhein.
In Lahr starb vor 50 Jahren der aus Durlach gebürtige oberrheinische Dichter Ludwig Eichrodt. ein Jugendfreund Scheffels. Er studierte in Heidelberg und Freiburg Rechtswissenschaft. war längere Zeit in Stockach und Bühl tätig und war von 1871 bis zu seinem Tode in Lahr, der Heimat seiner Mutter, als Oberamtsrichter tätig. Unter dem Titel „Rheinschwäbisch" aab er humorvolle Gedichte in Karlsruher Mundart heraus. Einen Namen machte er sich durch seine gemeinsam mit Kußmaul geschaffenen „Biedermaier-Gedichte" (nach D. F. Sanier aus Flehingcn). Als echter Lyriker erwies er sich in seinen „Malerfahrten" und seinen „Melodien" Besonders bekannt wurde sein 'Landschaftsgedicht „Alemannia". ein Loblied auf Baden und das Elsaß. An seinem Wohn- und Sterbehans in Lahr wird aus Anlaß des 50. Todestages durch die Stadt eine Gedenktafel angebracht. Erinnerungen an den Dichter birgt das „Eichrodt-Stüvle" in Lahr.
Ei« Heimatforscher der Baar.
Vor 150 Jahren wurde in Donaueschingen Dr. Wilhelm August Rehmann geboren, der sich um die Heimatkunde der Baar große Verdienste erwarb, zumal auf dem Gebiet der Altertums, und Naturkunde. Er leitete die Ausgrabungen von Alemanengräbern und römischen Bauten bei Hükingen und Hausen vor Wald in einer Zeit, da das Interesse für Heimatgeschichte noch gering war. Er entdeckte eine Reih« nach ihm benannter Versteinerungen. Sein Hauptverdienst war die Gründung und der Ausbau der heute noch bestehenden fürstlich fürsten belgischen Naturialiensammkung. In seinem Hauptberuf war Rehmann, wie sein Vater. Leibarzt des Fürsten. Sein Denkmal befindet sich im Schloßgartm zu Donaueschingen.
Von strengen Wintern am Lodenfee
Zu den größten Seltenheiten gehört es, wenn der „Klein« See" bei Lindau in seiner ganzen Breite und Länge ge« sriert. In den letzten tausend Jahren trat dieses ungewöhnliche Naturereignes nur 3lmai ein. Ein solches Ereignis sür die Bodenseebewohner war die „See'frörne" von 1830. Ende Januar setzte der Winter mit solcher Kälte ein. daß sich das ganze Wasser mit einer dicken Eisdecke überzog. Vom 5. bis 7. Februar fanden aus dem zugesrorenen See unterhaltend« Darbietungen aller Art statt. Die blinkenden Eisgefilde wim- melten von Spaziergängern, Schlittschuhläufern und Schlittenfahrern. Weniger erfreut waren die Schiifsleute, die auf kurze Zeit ihren Verdienst einbüßten. Die Waren fuhr man in Hand- und kleinen Pferdeschlitten über den See. Da beschloß der Lindauer Rat, durch die brotlos gewordenen Schiffslader und Schisferknechte eine Wasserstraße bauen zu lassen. In drei Tagen war sie hergestellt und die Beförderung von Gütern nach Rohrschach auf Flößen verlohnte sich noch, da die „G'förne" den ganzen Monat Februar hindurch anhielt. Im Jahre 1695 war der See so fest zugefroren, daß ein Reiter, durch das Schneetreiben verwirrt, ohne es zu ahnen, über die verschneite Eisfläche nach der Schweiz ritt. Als er dies erfahren hatte, stürzte er vor Schrecken tot vom Pferd. Diese Begebenheit hat dem Dichter den Stoff zu der Ballade „Der Reiter über den Bodensee" gegeben.
Zum vorletzten Male gefror der See vollständig zu in dem ungewöbnlich strengen Winter 1879/80. also vor 62 Jahren. Am dicksten war damals die Eisdecke zwischen Lindau und Bregenz. Ein wahrer Menschenstrom bewegte sich hin und her. Tausende von Neugierigen kamen z. T. aus weiter Ferne, das außerordentliche Naturereignis zu bestaunen. Zum letzten Male fror der See in dem strengen Winter 1929 zu.
W SIMM MMi» Hiel
?oma/r von /fe/ene L/ksabekk Urheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwmqenstein, München
52. Fortsetzung.
(Nachdruck verboten.)
Da aber ritz ihn plötzlich eine Meldung unter den Kun Nachrichten aus dem Gleichmaß seiner Tage. Man fchri, das Künstlerpaar Mano Horwath und Irmingard Hc wath-Bröer fei aus Amerika zurückgekehrt, um jetzt mied in Europa zu konzertieren, es werde am Donnerstag d kommenden Woche in München ein Konzert geben.
Manfred las wieder und wieder diese Zeilen. Dann h ein tieses Ausalmen feine Brust: — Endlich! Endl würde er Irmingard Wiedersehen, er würde mit ihr spi chen, würde sie fragen-.
In fieberhafter Erregung harrte er ihrer Ankunft. Sei Hoffnung, daß sie schon einige Tage vor dem Konzert nc München kommen werde, erfüllte sich nicht. Die Konzei leitung teilte ihm aus eine Ansrage mit, man erwai Herrn Horwath und seine Frau erst am Donnerstag.
Und nun war dieser Tag gekommen. Wiederholt ri Manfred telefonisch im Büro der Konzertleitung an. Mi versicherte ihm jedoch, daß Ehepaar Horwath sei noch nn in München eingetrosscn.
Immer unruhiger wurde er: — Sollte Mano Horwa «twa gar in letzter Stunde das Konzert absagen und n Irmingard nicht nach München kommen? —
Er hatte sich längst einen Platz in einer der vorderst Reihen des Konzertsaales gesichert. Zeitig fand er sich e und doch war er längst nicht der erste. Mit ihm drangt! viele in die Vorhalle, die noch keine Karte besaßen ui an der Kasse einen Platz erstehen mußten. Eine gro iLMyl Besucher wurde enttäuscht, als plötzlich dl Schild .Ausverkauft' erschien. a
Man/red erkundigte sich bei einem der Platzanweise „Wird das Konzert auch bestimmt stattfinden?"
„Selbstverständlich, mein Herr."
„Herr Horwatb und seine Frau sind also jetzt in Mir
chen eingetrofsen?"
„Sie sind schon seit gestern hier."
„Das kann nicht stimmen. Ich habe mich mehrmals bei der Konzertleitung erkundigt, vor zwei Stunden erst wieder, und man sagte mir, Herr Horwath sei noch nicht in München."
Der Mann lächelte ein wenig überlegen.
„Das sagte man, ja: aber es verhielt sich anders. Herr Horwath hat gewünscht, daß über feine und seiner Frau Ankunft und ihre Wohnung hier nichts verraten werde, er will in seinem Hotel nicht von allzu eifrigen Verehrern und Verehrerinnen überlaufen werden."
„Soll es auch jetzt noch ein Geheimnis bleiben, wo er mit seiner Frau abgestiegen ist?"
„Sicherlich! Auch ich kenne den Namen des Hotels nicht"
Mit einem Seuszer wandte sich Manfred von dem Mann fort und betrat den großen Saal.
— So war das also! Seit gestern schon weilte Irmingard in seiner Nähe und er hatte nichts davon gewußt. Ob auch sie keine Ahnung davon hatte, daß er jetzt wieder hier in München war? «»Wie sollte sie das wissen! Aber abreisen durfte sie nicht, ohne daß er mit ihr gesprochen hätte. Und wenn Horwath dies aus jede Art und Weise zu verhindern suchen sollte, er würde solche Aussprache erzwingen, auch dann, wenn Irmingard selber sie ihm verweigern wollte. —
Er ließ sich seinen Platz anweijen und setzte sich. Je näher der Zeitpunkt des Konzertbeginns heranrückte, um so mehr Menschen strömten in den festlich erleuchteten Saal.
Und dann war der Augenblick gekommen, daß das Stimmengewirr verstummte, daß aller Augen sich auf das Podium richteten. Mano Horwath erschien mit seiner Frau. Da brauste ihnen lautes Beisalisgrüßen entgegen. Eie mußten sich immer wieder verneigen und dankem Endlich wurde es still.
Manfreds Augen hingen an Irmingards schlanker Gestalt) die ein Kleid aus weicher elfenbeinfarbener Seide > chloß. Er sah ihr Antlitz und las hinter dem leisen 1:- ,-ln, mit dem sie die Konzertbesucher grüßte, den Ernst, der über ihrem Wesen lag.
— Nein, in ihren Augen lebte kein Glück und keine Freude! Schön war Irmingard. schöner denn je. aber über
dieser ihrer Schönheit lastete eine stille Wehmut und heimlicher Kummer. Vielleicht entging dies all den vielen, die hier versammelt waren, vielleicht sahen alle nur das Lächeln und meinten, eine vom Glück besonders reich bedacht« Frau vor sich zu sehen) er aber wußte es besser. —
' Irmingard nahm am Flügel Platz und Mano Horwath griff nach der Violine. Ihr Spiel begann, wundervoll rein klang der Flügel und dann tönte die Geige dazwischen und riß die Führung an sich.
Manfred achtete nicht aus» die Musik. Die mit voll- eixdeter Kunst vorgetragenen Werke alter und neuer Meister hatten ihm heute nichts zu sagen. Er sah nur Irmingard. all seine Gedanken galten nur ihr.
— Fühlte sie noch immer nicht, daß er ihr ganz nabe war? —
Da wandte sie ein wenig den Kopf. In ihren Augen war ein suchender Ausdruck, und jetzt begegnete ihr Blick dem seinen. Eine Sekunde lang stockte ihr Spiel, dann glitten ihre Finger wieder über die Tasten. Sie schaut« nicht mehr herüber.
Erst als die Pause kam und Irmingard sich erhob und an Horwarths Seite sür den nicht enden wollenden Beifall dankte, sah sie wieder zu Manfred herab. Diesmal war es ein langer, forschender Blick, ein stilles Grübeln, ein stummes Fragen.
Als der Applaus verebbte, verließ sie mit Mano Horwath das Podium, sie zogen sich in das Künstlerzimmer zurück.
Die Besucher drängten hinaus in die Gänge und zu den Büfetts. Auch Manfred verließ seinen Platz, er suchte einen Winkel, in dem er halbwegs ungestört war. entnahm seiner Brieftasche eine Karte und einen weißen Umschlag. Eilend glitt sein Füllhalter über das Papier. Dann winkte er einen der Saaldiener heran und gab ihm den Brief, er schob dem Mann gleichzeitig eine Banknote in die Hand und bat: „Uebsrbringen Sie diesen Umschlag sa- g.eich Frau Horwath! Geben Sie ihn niemand sonst al» ihr selber und halten Sre sich in der Nahe, warten Sie auf Antwort! Eilen Sie. die Pause wird Nicht mehr rang« dauern. Sie finden mich hier an dieser Stelle."
(Fortsetzung folgt.)