Ver italienische Wehrmachtsberichi
Wieder Bomben aus Tobruk und Marfa Matruk.
DBB. Rom. 13. 0kl. Der Italienische Wehrmacht,- bericht vom Montag hat folgenden Wortlauti
„Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der Tobrukfront hat der Gegner seine Angrifssversuche erneuert. die in dem Feuer unserer Truppen sofort erstickt wurden. Italienische und deutsche Flugzeuge bombardierten mit Erfolg Ziele von Tobruk, Eisenbahnanlagen und Flug- Häsen von Marsa Matruk. wodurch weitere Zerstörungen eintraten. Die feindliche Luftwaffe griff Benghasi und Tri- polis an. Die abgeworfenen Bomben trafen einige Häuser; nur eine Person wurde verletzt.
. 3m Abschnitt von Gondax schlugen unsere Erkundungsabteilungen feindliche vorgeschobene Abteilungen ln die Flucht."
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Der Ring um Tobruk enger gezogen.
Im Laufe der Nacht zum Samstag konnten italienische Truppen an der F/ont von Tobruk, wie ein Sonderberichterstatter der Stefans meldet, ihr in der vorangegangenen Nacht begonnenes Unternehmen sortsetzen und ihre vordersten Stellungen weiter gegen den Feind vorverlegen. Samstag früh unternahm dann der britische Gegner mit Unterstützung von Tanks, Panzerwagen und unter heftigem Artilleriefeuer mehrere Gegenangriffe gegen die neuen italienischen Stellungen. Diese Gegenangriffe wurden abgewiesen, wobei der Feind beträchtliche Verluste hatte, während die italienischen Verluste nur leicht waren. Durch diese Aktion ist, wie der Berichterstatter meldet, der Ring um Tobruk wiederum enger gezogen worden.
Oie Offensive -er Hinnen
IS feindliche Flugzeuge abgeschossen.
DNB. Berlin, 13. Okt. In erfolgreicher Fortsetzung ihrer neuen Angrifssoperationen gewannen die finnischen Trup- ven weiter Raum. Durch heftige Gegenangriffe versuchten die Bolschewisten das finnische Vordringen vergeblich auszuhalten. Die Sowjets wurden jedoch überall mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Im Verlaus der Kämpfe schossen die finnischen Truppen zwölf Sowjet-Flugzeuge ab An der finnischen Front eingesetzte deutsche'Jagdflugzeuge schossen weitere sechs Sowjetflugzeuge ab, so daß die Bolschewisten an dieser Front am 12. Oktober 18 Flugzeuge verloren haben.
Lüqe über Bu'garien
Klares Bekenntnis bes Innenministers.
DNB Sana, 13. Okt. Reuter verbreitet eine Meldung, die aus Ankara stammen soll und in der von einer angeblicher Generalmobilmachung in Bulgarien gesprochen wird Auch in diesem Fall handelt es sich um eine ausgesprochene Lüge.
Der bulgarische Innenminister Gabrowski eröffnet? ein großes Sportfest in Skopje mit einer Rede, in der er u. a betonte, das neue Europa gehe vorwärts und man sei tag nch Zeuge seines Triumphes Nach einem Hinweis daraus daß der Bolschewismus, ein Feind des neuen Europa, der Wahrheit und der Gerechtigkeit tödlich getrosfen sei. gab der Minister seiner festen Neberzeugung Ausdruck daß das »ene Europa siegen wird und die Freiheit und Einigung des bulgarischen Bolkes ewig sein werde. Bulgarien stehe eindeutig, offen und entschieden auf der Seite des neuen Europa und derjenigen die es schaffen.
Die deutsch-türkischen Beziehungen.
Ankara, 13. Okt. Der Abgeordnete Dauer äußert in der Zeitung „Jkdam" seine Befriedigung darüber, daß die erlogene Agitation, die behauptet hatte di? Türkei sei dur ch Deutschland bedroht, jetzt durch den deutsch-türkischen Wirtschaftsvertrag als Beweis der Freundschaft und der guten Beziehungen entkräftet worden sei. Die Lügen weiden aber wohl keine Ruhe geben sondern wahrscheinlich an den Pakt Deutschlands mit der Sowi?tunion erinnern Daraus sei zu erwidern, daß die. deutsch-türkischen Beziehungen anders sind als die Deutschlands mit der Sowietunion. Deutsch land und die Türkei seien Wasfengefährten aus dem W->l> krieg, und daraus sei eine Freundschaft entstanden, die na turbedingt sei. Außerdem sei Deutschland der wichtigst? Wirr schaftsvartner der Türkei als Käufer und Lieferant Deutsch land zeige auch, daß es Wert auf die türkische Freundschan lege.
Berlin. Im Londoner Rundfunk wird mitgeteur, vag oer englische Luitmarschall Sir Brooke Popham, Singapur verlaßen hat. um sich nach Australien und Neuseeland zu begehen
Sie Bestürzung in England
»Stimm«« voller Sorgen" — Di« gewaltige Kraft der de«tfche« Offensive
DNB. Die englische Presse spiegelt die Ratlosigkeit der öffentlichen Meinung angesichts der entscheidenden deutschen Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplatz wider. Man kann die Größe der deutschen Siege und auch die Sorge über ihre Auswirkungen nicht mehr verheimlichen, versucht aber hie und da doch wieder nach altem Rezept mit Hilfe von krampfhaftem Zweckoptimismus der Situation noch freundliche Seiten abzugewinnen. Dabei streitet man sich über die Frage,.wer an dem Zusammenbruch des letzten Verbündeten auf dem Festlande am meisten schuld sei. Allgemein sprich: aus den Berichten der Londoner Presse eine tiefe Beunruhigung über den Verlauf der militärischen Operationen.
Fast einstimmig geben die Bläiier ihrem Erstaunen darüber Ausdruck, daß es den Deutschen möglich gewesen sei. eine derartige gewc ge Offensive zum gleichen Zeitpunkt im mittleren Kampfabschnitt zu starten, als auch größere Operationen im Süden im Gange waren. Grundsätzlich wird die Lage der Bolschewisten als ernst und verzweifelt, aber nicht als völlig hoffnungslos hingestellt.
Die „Times" schreibt u. a-, die Entwicklung dieser vierten Offensive der Deutschen in der UdSSR sei nicht nur schnell, sondern nehme auch einen sehr bedrohlichen Charakter an. Keiner der früheren schweren Schläge gegen Moskau sei mit dieser Offensive auch nur vergleichbar. Besonders die Luftwaffe nehme jetzt wie nie zuvor am Kamps teil. Die Bombenabwürfe hätten an Heftigkeit stark zugenommen. Es sei nur zu offensichtlich daß die Lage der Bolschewisten „äußerst ernst" sei. Die Schnelligkeit, mit der die Deutschen nach Orel vorrückten, sei erschrek- kend gewesen, und das letzte Wort in der deutschen Offensive sei noch nicbt gesprochen. Angesichts dieser Lage sei es nicht verwunderlich, daß in EnglandStimmen volle r"S arge laut würden und man sich mehr denn je frage, ob England alles in seiner Macht Liegende für Moskau tue. Es sei gut, daß die britische Regierung sich dessen bewußt werde, daß zurzeit eine Welle durch Großbritannien gehe, die allergrößten Anstrengungen innerhalb der Grenzen, die die Vernunft vorschreibe, in der Hilfeleistung für die Sowjets zu machen. Trotzdem müsse es klar sein, daß England sehr wenig der Sache Moskau helfe und sogar auf lange Sicht gesehen nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichte, wenn es sich jetzt in Wagnisse Hineintreiben lasse.
Der Sonderberichterstatter der „Times" meldet aus Stockholm, man sei über die gewaltige Kraft des neuen deutschen Frontalangriffes „ejwas erstaunt". Der deutsche Vormarsch zeige deutlich wie ernst die Lage und die wirkliche Gefahr sei. Der militärische Korrespondent der „Times" stellt u. a. fest, die Lage an der mittleren Front der'UdSSR habe eine sehr bedrohliche Gestalt angenommen. Das gelte selbst dann, wenn das Umzingelungsmanöver der Deutschen nicht so erfolgreich durchgeführt worden sei. wie die Deutschen es für sich in Anspruch nehmen. Der Stockholmer Korrespondent des „Daily Telegraph" b:hauvtet, daß im Krieg im Osten nur drei Dings wirklich eine Rolle spielten: 1. Moskaus Moral; 2. die Verbindungswege der UdSSR und 3. der Umsang der englischen und amerikanischen Lieferungen. Daß die deutschen Waffen an den Entscheidungen schließlich auch nicht ganz unbeteiligt sind, übersieht dieser „objektive" Beobachter im Eifer des Gs'sckllss.
Nach dem diplomatischen Korrespondenten der „Daily Mail" hat die Entwicklung der militärischen Lage in der Sowjetunion eine solche Unruhe und Sorce in den Reihen der englischen Parlamentarier verursacht, daß sie von der Regierung eine baldige Erklärung gefordert haben. Insbesondere werde in den Kreisen der englischen Parlamentarier bekannt, daß Hitler die „g e w a l t i g st e Offensive seiner Laufbahn" zurzeit durchsührte Er habe selbst seiner siegreichen Zuversicht im Voraus Ausdruck verliehen. Zweifellos bleibe dieses starke Vertrauen Hitlers aus seinen schließlichen Erfolg nicht ohne Wirkung auf die allgemeine Meinung Die Hilfe für Moskau spiele zurzeit in weiten Kreisen Englands eine große Rolle. Was bisher von Regierungsseite geschehen sei, stelle aber die Oefsent- lichkeit nicht zufrieden. Der Londoner Korrespondent von „Nya Daglivth Allahanda" bestätigt die englische Be-
> stürzung über di» deut'^n Siege und dl? boffchewists. scheu Mißerfolge.
Oer Ruf nach einer Intervention
„News Chronscle" verlangt, daß die britische Regie- rung eine überzeugende Erklärung darüber abgeben solle, warum es nicht möglich sei, eine Intervention im Westen in die Wege zu leiten. „News Chronicle" schreibt«.a.: „Die britische Regierung kann nicht die steigende Temperatur der englischen Nation übersehen. Die Regierung muß begreifen, daß das Ausbleiben genauer Erklärungen gefährlich.'ei. und daß eine Explosion der Gefühle die Folge eines Zusammenbruches der UdSSR sein werde, wenn sich inzwischen Herausstellen sollte, datz Großbritannien dem ganzen sowjetischen Kamps gegenüber nur die Rolle eines Zuschauers gespielt habe. Das englische Volk müsse davon überzeugt werden, daß alles Menschenmögliche getan werde, um Moskau zu Helsen. Wenn wirklich alles getan werde so habe die englische Regierung ganz einfach die Pflicht, das britische Volk davon zu überzeugen. Wenn dem jedoch nicht so sei. werde die Mißstimmung wachsen. Nach dem gleichen Londoner Korrespondenten von „Nya Dagligt Allahanda" verhält man sich in der unmittelbaren Kritik gegenüber der Regierung vorläufig abwartend und möchte nick" allzuviel lagen, bevor die britische Regierung Einzelheiten bekanntgegeben hat. Auf der anderen Seite wünscht man aber erregt und empört in Zukunft keinen Zweckoptimismus mehr zu hören, wie er von Lord Halifax geäußert wurde.
„Wenn Moskau fallt..."
Sorgenvolle USA-Stimmen. — Illusion einer Invasion.
Newyork, 13. Okt. Die gewaltigen Ereignisse an der Front gegen den Bolschewismus beherrschen wieder einmal die Aufmachung der Newyorker Presse. Die Zeitungen stellen dabei Moskauer Berichte über den sowjetischen „Rückzug" heraus, der durch 'heftige Gegenangriff? gedeckt werde, während die Berliner Meldungen erst an zweiter Stelle stehen. „Newyork Daily Mirror" wählt als große Ueberschrift „Gegenangriffe decken den sowjetischen Rückzug". „Newyork He- rald Tribüne" erklärt, „Sowjets gehen auf neue Verteidigungsstellungen zurück", und behauptet, die deutsche Einkreisung sei fehlgeschlagen. „Newyork Times" meint, die Sowjets halten das Zentrum.
Sowohl Moskauer, wie auch Berner Berichte betonen jedoch den Ernst der Lage für die Bolschewisten. Der „Newyork-Times"-Korrespondent kabelt, Moskauer Kreise gäben zu, daß „obwohl der deutsche Vormarsch aufgehalten und der Einkreisungsversuch verhütet" sei, die Lage sehr ernst' bleibe. Gleichzeitig bringen alle Zeitungen Londoner Berichte, daß die Engländer eine Jnvasionsarmee zw sammenstellten. „Newyork Daily News" macht daraus die Hauptmeldnng und verkündet in Ueberschriften, die die halbe Frontseite bedecken, „Engländer bilden eine Stoßarmee für die Invasion".
Ein Leitartikel der „Newyork Times" trägt die Ueberschrift „Wenn Moskau fällt" und charakterisiert die wachsende Sorge, die USA Kreise über die Ereignisse in der UdSSR erfüllt. Der Fall Moskaus dürfte unabsehbare Politische Folgen »ach sich ziehen, die sowohl den Kurs, wie die Dauer des gesamten Konfliktes beeinflussen. Das Blatt sucht seine Leser dann in der Versicherung zu trösten, Wik auch immer die jetzige Krisis ausgehe, die Schlacht um dii UdSSR sei nicht die Entscheidungsschlacht um die Zukunft Schlimmstenfalls gehe das Politische Gleichgewicht auf den Stand vom Juni 1911 zurück.
Neun ganze Panzer?
Die „Tankwoche für die Sowjets".
Newyork, 13. Okt. In einer sichtlich stark zensierten Meldung aus Nordengland berichtet „Newyork Tribüne" über eine Besichtigung einer Panzersabrik. Die Tankherstellung, so heißt es in dem Bericht, leide an der Uebermüdung der Arbeiter, so datz die Fabrik nicht ihre volle Kapazität erreichen könne. Gewöhnlich würden sechs Panzer in der Woche hergestellt. Während der Tankwoche fistr die Sowjets sei jedoch aus Gründen der Publizität eine Steigerung auf neun Panzer erreicht worden. .Diese Produktionserhöhung habe man dadurch zustandegebracht, daß man, um Beaverbröok zu gefallen, einfach einige Panzer aus der Produktion der Vorwoche dazugenommen habe. Der Werksleiter, so schreibt der Berichterstatter des Newyorker Blattes, habe ihm das „mit schlauem Lächeln" gestanden.
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„Fräulein Bruuns? Nein, dieser Zufall!"
Und als sie dann nah voreinanderstanden, und sich die Dame, an seinem Arm sich als eine alte Frau, seine Mutter, erwies.! fuhr er strahlend fort:
„Es zeigt sich, daß wir immer die gleichen Neigungen haben, nicht wahr? Wo es uns beide unabgesprvchen hinzieht ! Neffen wir uns " !
Seine Mutter schaute schnell von einem zum andern, wachsam und überlegend. Sie sah auch auf die beiden Hände, bi« immer noch ineinanderlagen. !
„Ich bin mit meinem Vater hier", sagte Agelin. „ich bin ^ ganz glücklich darüber. Erzählte ich nicht schon davon, wie schwer er zu ichönen Dingen zu überreden ist? Nun habe ich ihn hier. Er sitzt droben ist dem Gasthof und erwartet meinen Bruder, der von Bonn kommt"
„Das gleiche Schicksal wie meines." Kühne tätschelte den Arm seiner Mutter und diese lachte wie ein verschämtes junges Mädchen zu seiner Liebkosung. .-.Mein Pater erlitt einen Schlag- ansall und ist seit Jahren halb gelähmt. Da pflegt und behütet sie ihn, ohne von seiner Seite zu weichen, vergißt „anz, daß sie lebt und gesund ist und Ansprüche an das Leben hat. Ja. ja, brauchst nicht rot zu werden, Mutter, es ist schon so. und ich bin mächtig stolz darauf, dich hier herausgelockt zu haben, in die Baumblüte, immer noch das allerbeste und schönste Ereignis des Frühlings. Wir haben den Wagen unten stehen gelassen und wollten hier oben Kaffee trinken."
„Dann werden Sie meinen Pater treffen", der strahlende Sah entfiel ihr wider Willen, und kaum, daß sie ihn gesprochen, erschien er ihr aufdringlich und anmaßend, so, als wolle sie sich ihm nun mit ihrer Familie ausdrängen: wie froh ihn ihre Worte v->cksten. konnte sie nickt ahnen.
„Wollen Sie mit uns nach oben gehen-" lud er sie kühn ein, „vielleicht dürfen wir uns zusammensetzen?" Und dann ! wandte er sich an seine Mutter und erklärte: „Siehst du, Mutter, das ist nun die Kollegin, von der ich dir erzählt habe. Paß auf!
! Nächstens richten wir die Häuser noch gemeinsam ein "
Ls brach in Aqeiin ein wie ein kalter und doch süßer Schreck: Zu seiner Mutter hatte er in der kurzen Zeit schon über sie gesprochen. Was bedeutete das? Freute es ihn wirklich so mächtig, eine „vom Fach" gefunden zu haben? Sie meinte, es nicht glauben zu können
Nun richtete auch Kühnes Mutter einen Satz an Agelin Die beiden Frauen sanken ein Gespräch, das sie beide beglückte. Leise summend blieb Kühne ein wenig zurück, auch deshalb, weil der Pfad gar Io schmal war, und dann, weil er die frauliche Unterhaltung nicht stören wollte Auf diese Weise erfuhr Agelin von Kühnes Familie, und Frau Kühne erhielt Auskunft über Agelin» Verhältnisse. Aus beiden Seiten standen hinter den Berichten des Lebens unzählige, schweigende, unausgesprochene Opfer ^ — Und das krackte einander näher als man es'
von Gegensätzen sich erzählen will!
Agelin wurde, in den Gasthos einlretend. von ihrem Vater ungeduldig mit der Nachricht empfangen, Armin lei immer noch nickt gekommen. Dann erst gewahrte er die Fremden. Agelin stellte vor, und es machte sich wirklich so, daß man an einem Tische miteinander Platz nahm Nun hatte auch Agelin Hunger bekommen, und der Vater bestellte für sie Kaffee. Brot mit Putter und Kuchen. Die Kühnes taten desgleichen, und dann war eine Zeitlang ein gemütliches Esten und Trinken, zu denen das Schwatzen und Lachen in dem sonntäglich vollen Raum, ein zum Glück vernünftig eingestellter Lautsprecher mit hübscher Nachmittagsmusik die Begleitung bot. Aber nach dem Kaffee, als sich die Herren eine Zigarre ansteckten, und das Spätnachmittagslicht zinst allen Verheißungen goldgelb in» Fenster blendete, hielt es j die jungen Menschen wiederum nicht mehr in der Stube. Agelin .meinte leise, man könne vor die Tür gehen und nach Armin Ausschau halten. Sofort sprang Kühne aus und wollte sich ihr ! anschließen. Das haste Agelin nun nicht gewollt: sie wußte auch nicht, warum es sie nicht in der Stube gehalten hatte Nein, das wußte sie wirklich nicht. Wolfgang Kühne schliff einfach neben ihr her. als sollte man zur Bahn hinuntergehen. den säumigen Nachzügler m Empfang ;u nehmen Sie gingen alle den ein
samen Weg zwischen den blühenden Apfelbäumen noch einmal und wieder sprach Kühne von seinen Wunschträumen und sie erwärmte sich zu glühendem inneren Mittun. Ein weites Land, an- gcfüllt mit Hoffnungen und Verheißungen lag ihnen zu Füßen gebreitet. Sie nahmen es-mit ihren trunkenen Blicken in sich auf. Sie wußten selber nicht, wie glücklich sie waren. Armin Bruuns kam an diesem Tage nicht mehr: er telefonierte über eine wichtige Vertretung, die er hatte übernehmen müssen. In dem altex Bruuns erlosch etwas nach diesem Gespräch, das ihm unbedingt einleuchtete und ihn dennoch traurig machte; er sah den ehrgeizigen, tüchtigen und überbeschäftigten Sohn selten. Agelin bemerkte mit Trauer die Veränderung des Vaters, über dessen Freudigkeit und Anteilnahme sie sich eben noch so sehr gefreut hatte Da kam Kühnes Vorschlag, sie beide in seinem Wagen mitzunehmen, und das noch über Köln, wo man die Mutter abletzte, wieder zurück in den Ort, der ihnen beiden jetzt gemeinsam Heimat war. dem Mädcken Äaelin »nt, z-n,
Auf dem Programm, das Theodor Lmanuel yochkemper seinem Sohn für die Dresdener Reise ausgestellt und ausgearbeitet hatte, fand sich kein Hinweis auf den Besuch bei besten jüngeren Bruder Henner. Also war es nicht sonderlich erforderlich, daß Ludwig leinen Bruder aufsuchte wenn dieser es nicht für nötig hielt seinerseits einer Einladung in die Villa des Onkels Folge zu leisten. Jedoch spürte Ludwig, daß er die Tatkraft und die Unbeirrbarkeit gerade dieses Bruders brauchte, sich zurecht zu finden in der Wirrnis auf ihn einstürmender Erlebniste. Ihm wa es nicht gegehen. in frühen Jahren schon sich aus dem väterlichen allzu starken Einfluß zu erheben und ein eigener Mensch zu werden Aber er bewunderte stets und uneingeschränkt den Vorsprung Henners und zögerte — trotz der zwischen ihnen herrschenden Fremdheit — keinen Augenblick. Henner ins Vertrauen zu ziehen und um Rat zu fragen. Aus dem Bewußtsein um die Nähe des Bruders, der sicherlich seine größere Welt- erfahkenheit Ludwig zudiensten machen würde, erwuchs dem Schwankenden und Unsicheren ein großer und reicher Trost. Den ihm unverständlichen Absagebrief in der Tasche, he'sig bewegt und innerlich flackernd, machte er sich auf den Weg zu Henner, der nahe der Hochschule eine kleine Wohnung besaß und vor allem ein Ladoratorium sich eingerichtet hatte.
^Fortsetzung lokal)