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Gedenktage

8. Oktober.

385 Der Tondichter Heinrich Schütz In Köstritz geboren. 868 Der Maler Max Slevogt in Landshut in Bayern geboren.

1884 Der Generalsettimarschall Walter von Reichenau in Karlsruhe (Baden) geboren.

1889 Der Naturforscher Johann Jakob von Tschudi in Ju- 'obshof (Niederdonau) gestorben.

Oie Lufischutzdienstpflicht

NSK.Ist Post angekommen?", Das war die erste Frage, die Ludwig stellte, wenn er aus dem Büro heimkam. Seine Frau Pflegte ihm die Eingänge auf den Schreibtisch zu legen. Eine Postkarte war heute da. Ludwig las sie. Was ist los? Vom Reichsluftschutzbund? Ich bin doch gar nicht Mitglied! Na da hört doch verschiedenes auf! Man will mich zur Luftschutzdienstpflicht heranziehen. Was sagst du dazu? Wo ich keine Minute Zeit Habel"Am Abend bist du doch frei!", meinte Frau Ludwig.Frei nennst du das? Ich must die rückständige Arbeit ans dem Büro aufarbeiten. Sieh mal da die beiden dicken Kontobücher! Und wer erledigt meine Privatpost? Gut, ich werde mir eine Schreibhilfe neh­men. Der Luftschutzbund kann sie ja bezahlen!"

Aber Mann, warum willst du dich auf die Hinterbeine setzen? Der Kursus- dauert doch nicht eine Ewigkeit! Die paar Abendstunden sind bald vorüber!"Fällt mir nicht im Traum ein! Sind ja noch genügend Menschen im Haus!" Und im Ernstfall? Willst du denn im Luftschutzraum Her­umsitzen und zusehen, wie wir Frauen unsere Pflicht tun? Und Wenns uns selber trifft? Wenn eine Brandbombe in unsere Wohnung fällt? Wenn du keinen Kursus mitgemacht hast, weißt du ia nicht einmal, wie eine Brandbombe aus- siehtl Nein, diese Gelegenheit würde ich mir nicht entgehen lasten!" Ludwig brummte noch eine ganze Weile. Aber den Kursus machte er doch mit, schon wegen der moralischen Handgranate, die ihm seine Gattin unter den Bequemlich- reitsstuhl geworfen hatte. Zinn.

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Beschränkter Versand von Kalendern und Massen- drucksachen im Dezember. Das Reichspostministerium hält ome gewisse Beschränkung des Drucksachenversands für nötig Und wird in der Zeit vom 15. Dezember bis 3. Januar näch­sten Jahres große oder, schwere Drucksachen sowie Päckchen mit Kalendern von den Postämtern nicht in Mengen anneh­men lassen. Das Verbot bezieht sich nur auf Masteneinlie- ferungen von großen oder schweren Drucksachen oder Päck­chen mit sogenannten Reklamekalendern, dagegen nicht auf Paketsendungen mit solchen Kalendern oder auf einzelne Drucksachen- und Päckchensendungen und auf die von Buch­handlungen usw. verkäuflich vertriebenen Kalender. Ferner werden in der Zeit vom 27. Dezember bis zum 8. Januar nichteilige Massendrucksachen, das heißt gleichartige Drucksa­chen eines Absenders in Mengen von 500 Stück und mckhr nicht angenommen. (In Kartenform oder unter Briefum­schlag versandte Neujahrswünsche werden als eilige Druck-' suchen angesehen.) Für die Versender von Reklamekalmdern und von nichteiligen Massendrucksachen empfiehlt sich hier­nach, unter Beachtung dieser Einschränkungen für einen un­behinderten Versand ihrer Erzeugnisse usw. rechtzeitig Vor­sorge zu treffen.

Weitere Reichszuschüfse für die Instandsetzung von Wohngebäuden. Der Reichsarbeitsminister hat durch Erlaß vom 8. September 1941 Mittel bereitgestellt, um Reichszu­schüsse für Jnstandsetzungs- und Ergänzungsarbeiten an Wohngebäuden und Wohnräumen auch in den Teilen des Reiches zu gewähren, die nicht zu den Grenzgebieten gehö­ren. Die Arbeiten müssen notwendig sein, um zu verhin­dern, daß die Wohngebäude oder Wohnräume unbewohnbar werden. Die Kreisamtsleitung der NSV prüft zunächst, ob diese Voraussetzung gegeben ist. Erst wenn sie die Frage bejaht, darf der Kuschußantrag bei dem Landrat oder Ober­bürgermeister gestellt werden. Die Antragstelluna bat vor Beginn der Arbeiten zu erfolgen. Die Durchführung der Arbeiten muß bauwirtschaftlich gesichert sein. Die Kuschlige betragen 20 v. H. der Baukosten, bei schlechten wirtschaft­lichen Verhältnissen des Antragstellers auch 50 v. L. sowie 75. v. H. in besonderen Notfällen. Für diese behält sich die NSB vor, im Bedarfsfalls zu den weiteren Kosten beizutra­gen. Die an weniger strenge Voraussetzungen geknüpfte. Ge­währung von Reichszuschüssen in den Grenzgebieten sowie für Jnstandsetzungs- und Ergänzungsarbeiten für Land- und Waldarbeiterwohnungen und für Teilung, Umbau und Ausbau von Wohnungen bleibt unberührt.

BdM-Werk Neuenbürg. Freitag '/»9 Uhr im Heim.

Waldrennach, 7. Okt. Im Kreise ihrer Familie, Kinder und Enkel feierte heute Frau Katharine Kloz, Witwe, geb. Hennefahrt, aus Schömberg gebürtig, ihren 80. Geburtstag. Die Altersjubilarin besorgt ihren Haushalt und ihre Land­wirtschaft noch in seltener Rüstigkeit. So sah man u. a. sie diesen Sommer noch beim Futtermähen. Ihre sämtlichen vier Söhne waren Weltkriegsteilnehmer. Ihr Gatte starb schon im Jahre 1923. Wir wünschen unserer alten Enztäler-Leserin, die noch regen Anteil am Zeitgeschehen nimmt, einen frohen Lebensabend!

Nagold, 7. Okt. Am Sonntag warteten die Sänger Na­golds in den hiesigen Lazaretten mit einigen Volksliedern auf und fanden damit den herzlichen Dank unserer verwundeten Soldaten.

Nagold, 7. Okt. Der Züchter Ludwig Walz aus Rohndorf erntete dieser Tage einen Apfel im Gewicht von nicht weniger als 410 Gramm. Es handelt sich um die Sorte Jakob Lebel, die dieses Jahr besonders gut geraten zu sein scheint.

Parteigenossin Haindl Reichsrednerin

NSG. Die Gaufrauenschaftsleiterin Pgn. Haindl wurde von der Reichsfrauenführung im Einvernehmen mit der Gaupropagandaleitung Württemberg/Hohenzollern zur Reichsrednerin ernannt.

Obst vor Genuß waschen!

Man sollte, wie alles Obst, so auch die Weintrauben vor dem Genuß gründlich waschen. In Dietesheim am Neckar in Baden atz das fünfjährige Töchterlein des Wagnermeisters Heck Trauben direkt vom Stock. Bald klagte das Kind über Unwohlsein und zeigte Fieber. Obwohl der Arzt sofort in Anspruch genommen wurde, starb die Kleine nach zwei Tagen.

Notwendige Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte

Ein neues beachtliches Urteil des Reichsfinanzhofs zur Frage der Werbungskosten

V. A. Im Reichssteuerblatt Nr. 77 ist ein Urteil des Reichsfinanzhofs vom 31. Juli 1941 IV 69/41 veröffentlicht, das gerade in jetziger Zeit von besonderer Bedeutung ist, in der zahlreiche ältere Volksgenossen wieder die Arbeit ausgenom­men haben. In vorliegendem Falle handelte es sich um einen Bankangestellten, der schon im Ruhestand lebte und seinen Wohnsitz 37 Kilometer von einer Großstadt hatte. 1939 nahm er wieder die Beschäftigung, bei einer Bank in der nahe­gelegenen Großstadt auf, die er täglich mit der Bahn erreichte. In seiner Steuererklärung zur Einkommensteuer brachte, er als Werbungskosten für Fahrten zwischen seiner Wohnung und der Arbeitsstätte RM. 180 in Abzug. Die tatsächlichen Fahrtkosten betrugen RM. 444.. Er ging hierbei von der Erwägung aus, daß das Finanzamt ihm nur den Betrag absetzen könne, den er als Fahrtkosten benötigen würde, wenn er in einem zum Siedlungsgebiet der Großstadt gehörigen Vorort wohnen würde, was bei seinem Wohnsitz nicht der Fall war. Das Finanzamt und auch der Oberfinanzpräsident lehnten jedoch den Abzug dieser Werbungskosten ab, da der Steuerpflichtige aus persönlichen Gründen an seinem bis­herigen Wohnsitz wohnen geblieben wäre.

Der Reichsfinanzhof erkannte die hiergegen eingelegte Rechtsbeschwevde des Steuerpflichtigen an und hob die Vor­entscheidung auf. Daß der Steuerpflichtige ans Persönlichen Gründen in der Nachbarstadt wohnen geblieben ist, sei un­streitig. Der Steuerpflichtige selbst macht auch nicht geltend, daß sein Wohnbleiben in der Nachbarstadt zwingend not­wendig gewesen sei. Trotzdem sei ihm der Abzug des Fahr­geldes als Werbungskosten in einer gewissen Höhe zuzubil­ligen, und diese Höhe ergibt sich aus den Erwägungen, die der Steuerpflichtige von sich aus schon richtig angestellt habe.

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Die Anrechnung der gesamten Fahrtkostcu könne er nicht ver­langen, aber doch wenigstens die, die entstehen würden, wenn er in einem der zur üblichen Wohnzone der Großstadt ge­hörigen Vororte wohnen würde. In Abweichung von dem im Urteil des Reichsfinanzhofs vom 12. September 1933 einge­nommenen Standpunkt ließ deshalb der Reichsfinanzhof jetzt diesen Abzug zu und schätzte ihn in dem vorliegenden Falle auf mindestens RM. 125. jährlich. Da der Steuerpflichtige durch diesen Abzug mit seinem Gesamteinkommen in die nächstniedrige Steuerstufe nach der Einkommensteuertabelle kam, war für ihn die Steuerersparnis so groß, daß etwa drei Viertel der Fahrtkosten dabei ausgeglichen würden.

Mus Württemberg

Stuttgart. 7. Oktober.

7V. Geburtstag. Oberlandesgerichlspräsident a. D. Erwin Hetz feierte seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlaß sprach Staatssekretär Dr. Schlegelberger in Führung der Geschäfte des Reichsjustizminist rs dem Jubilar in dankbarer Erin­nerung an seine dem Staate und der Rechtspflege geleisteten Dienste die herzlichsten Glückwünsche aus. Auch der Präsident' des Oberlandesgerichtsbezirks Stuttgart, Oberlandesge- richtsprästdent Dr. Küstner, ließ dem Jubilar seine Glück wünsch« aussprechen und würdigte dabei dessen hervorra­gende Verdienste um die deutsche Rechtspflege.

Weilheim a. d. Teck. (50 Jahre am gleichen Ar­beitsplatz.) Bei der Firma Carl Faber und M. Becker in Weilheim beging der Lagerverwalter Friedrich SchmiL aus Aicherlberg sein 50 jähriges Arbeitsjubiläum. Der Ju­bilar wurde von der Betrieösführung und seinen Arbeits­kameraden beglückwünscht und mit Geschenken bedacht.

Wannwetl. Kr Reutlingen. (Zwei folgenschwere Stürze.) Durch einen Sturz auf der Treppe verunglückte die Rentnerin Barbara Rühle tödlich. Schwere Verletzun­gen zog sich ferner Fr. Dickreuter zu. als er beim Abladen von Kisten vom Wagen herunterfiel.

Mergentheim. (Guter Besuch des Bades.) Bis 2. Oktober waren 13 559 P. rsonen zum .Kurgebrauch des Ba­des Mergentheim eingetrosfen; Passanten wurden 4613 ge­zählt. Am gleichen Tage des Vorjahres waren es 9348 Kur­gäste und 8811 Passanten. Zurzeit w ilen noch 2200 Perso­nen zur Kur in Bad Mergentheim.

Barthylomä, Kr, Gmünd. (Tödlicher. Fahrrad- Unfall.) Auf der Heimfahrt von seiner Arbeitsstelle ver­unglückte der 15 Jahre alte Michael Baur nach Einbruch der Dunkelheit mit feinem Fahrrad. Er wurde gegen 21 Uhr von einem Kraftwagenlenker in bewußtlosem Zustand auf­gefunden. Nach Ueberführung in das Kreiskrankenhaus ver­schied der Verunglückte, ohne noch einmal zum Bewußtsten gekommen zu sein. Wie sich der Unfall zngetraaen hat. konnte nichi geklärt werden.

. Oberhofen, Kr. Ravensburg. (Beim Mähen töd­lich verunglückt.) Beim Mähen an ein m Abhang glitt Frau Johanna Sanier. Mutter von drei Kindern, aus und fiel in die Sense, wobei sie eine tiefe Schnittwunde von der Schulter bis zur Brust erlitt. Da keine Hilfe zur Stelle war, mußte die Bedauernswerte verbluten.

Polizctdirektor Wicke ach Erfurt berufen

Heilbronn. Polizeidirektor und ss-Obersturmbannfüh- rer Wicke ist mit der kommissarischen Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Polizeipräsidenten in Erfurt beauftrLgt worden. Wicke hatte seit Juni 1938 die Leitung der Polizei­direktion Heilbronn inne und erfreute sich wegen seines ge­rechten und menschlichen Wesens allgemeiner Beliebtheit.

Württ. Sanbblatt auf der nächsten Tabakeimckreibking

Die nächste Tabakeinschreibung in Heidelberg findet am 16., 17. und 18. Oktober statt. Zur Vergebung kommen hier unter anderem auch die Grumpen und das Sandblatt des Landesverbandes württembergischer Tabakbauvereine in Stuttgart sowie lose und gebüschelte Grumven ans den Anbaugebieten Neckar, Südbaden und Elsaß, sowie das Sandblatt der Nebenhaardt. Auch das nikotinkreie Sand­blatt der Tabakbaugemeinde Bad Wimvfen wird vergeben Werden.

ttvp^i-igdt dz- Karl Köhler L Lo Berlin-Schmoigendors. 9 (Nachdruck verbeten.)

Vo v rer

Eine kleine Unruhe, die sie nicht zugeben wollte, in den Augen, wandte die Mutter ein:Aber, war denn das so schlimm? Eine Jugendfreundin! Sie waren wie Geschwister miteinander."

Hochkemper zündete sich eine Zigarre an. Er fragte nicht, ob es seiner Frau recht sei. Er wußte, daß sie unter dem Qualm litt, seitdem sie sich manchmal mit Asthma plagen mutzte. Sie war aber viel zu froh, den Gatten endlich einmal wieder nach langer Zeit zum Tee bei sich zu haben, als daß sie es wagte, ihm.eine liebe Gewohnheit zu entziehen.

Mir schien es nicht so", sagte Hochkemper schadenfroh. Ludwig äußerte sich dann auch in einer aufgeregten Ausein­andersetzung anders."

Mama, Ludwig und Agelin lieben sich. Sie wollen hei­raten. Du siehst, welch ein tüchtiges Mädchen sie geworden ist. Wäre es ein ^Unrecht?"

Frau Hochkemper wußte nicht, was sie erwidern sollte. Sie hielt das ihrerseits nicht für ein Unrecht, aber Theodor Emanuels Argen glitzerten so kalt; sie hatte diesen Ausdruck in ihrer Ehe stets gefürchtet.

'Ich meine-" zögerte sie-das müssen die beiden

jungen Menschen-ganz allein-wissen-"

Nichts kaben sie zu wissen", siel der Kommerzienrat mit einem Male jäh aus seiner lange gewahrten Ruhe.Die Heirat paßt mir nicht. Ich habe andere Pläne!"

Dir paßt sie nicht?" wars Barbara Marie furchtlos ein. Du hast andere Pläne? Und die beiden Menschen, die es an- geht?"

Die haben sich zu fügen", donnerte der Kommerzienrat. ^Ludwig ist nicht irgendwer. Er ist der älteste Sohn des gewal­

tigsten Fabrikanten dieser Stadl. Dieser Fährst und ihren Zweig­unternehmungen verdankt die Stadt Dasein, Gedeihen und Auf. blühen. Die Menschen dieser Stadt sind nur kleine Kreaturen, säst alle irgendwie für mich beschäftigt, sie essen mein Brot, sie kaufen durch mich, sie leben von mir."

Sie arbeiten für dich", warf Barbara dazwischen,damit deine Maschinen laufen können."

Er beachtete ihren Einwand nicht. Mit rasender Stimme, die Stirn gerötet, die Augen weit vorquellend, mit dem gleichen Ausdruck im Gesicht, der Agelin so sehr erschrocken hatte, flammte er Barbara Marie an aber diese rührte das nicht:Eine Kluft ist zwischen denen da unten und uns hier oben, die gar nicht zu überbrücken ist. Glaubst du, ich gäbe es zu, daß mein Sohn sich da unten aus dem Polt ein Mädchen heraufholt, eine von denen da unten, so einen schäbigen Schulmeistersprößling? Wenn sie euch zu gut zum Liebeln ist, dann haltet sie fern, dann haltet sie fern, das sage ich euch. Eine Hochzeit gibt, es nie! Nie. so­lange ich lebe!"

Theodor Emanuel--" diese bescheidene Frau hatte doch

Mut. das Glück deines Kindes bedenke-bedenke"

Gl 'ck? Glück? Bin ich gefragt worden, als ich heiraten sollte? Hast du gewagt, elwas dawider zu sagen, als dein Vater dich mit mir zusammcntat? Und wir sind doch miteinander aus- gekommen. Oder sind wir das etwa nicht?" Fast drohend sah s er sie an. Seine großen, dunklen, vorstehenden Äugen bohrten sich in die Haut ihres zarten, bläßlichen Gesichtes.

Arme Mutter, dachte Barbara heftig und erschüttert, wenn du jetzt ehrlich sein wolltest, würdest du es endlich unumwunden sagen, daß hu mehr erwartet hättest, mehr Liebe, mehr Freude, mehr Glück. Aber die Mutier neigte bejahend hen Kopf, ohne ein Wort zu entgegnen. Befriedigt lehnte sich der Kommerzien­rat zurück. Er war ein guter Menschenkenner; es entging ihm nichts, was ihn interessierte. Die Seinen jedoch waren ihm fremde Menschen; ihre Seelen kannte er nicht.

Was will ich denn anderes", er klagte förmlich an,als das Beste der Familie?! Meine Nachkommen, meine Kinder und Kindeskinder noch, sie sollen sich nicht verschleudern, sie sollen die Art erhalten. Ludwig wird Lydia Hochkemper in Dresden hei­raten. Daß ihr mir nicht dawider arbeitet, ihr beide! Es nützt eucb nichts! Ich setz? meinen Willen! Diese limpl- Leb-erstochter

kommt niemals als Schwiegertochter in dieses Haus." Er erhob sich plötzlich, wars seinen Sessel hinter sich, daß das Möbelstück auf dem glatten Boden bis an die Wand zurückrutschte.Im ührigen ist es mir zu unbedeutend, meine Zeit mit solchen .Aus­sprachen' zu vergeuden."

Da stand auch Barbara Marie auf, ein großes Mädchen, fast so groß wie der Vater. Sie waren voneinander nur durch den Teetisch getrennt, winzig und schmal kauerte in ihrem tiefen Sess-l die zarte Mutter, sie sahen sich kampfbereit in die Augen. Vater und Tochter.

Ich möchte dir sagen, Papa, du hast mir die liebste Freun- bin grenzenlos beleidigt, hast sie erniedrigt und gedemütigt. Aber das sollst du noch wissen: auf Ludwigs beteuernden Brief von Dresden aus, er bekenne sich nur zu ihr und gehöre ihr. schrieb sie ihm ihren Absagebrief.' Sie verzichtet gern darauf, in unsere Familie zu kommen. Sie hätte sich über unsere Familie nur um Ludwigs willen hinweggeseht. Aber sie erschauere mehr als sie liebe! Das ist ein böses Wort für dich, Papa. Und schlimm für Ludwig!"

. Hochkemper stierte seine Tochter ins Gesicht. Plötzlich lachte er schallend auf, wandte sich schroff und ging aus dem Zimmer. Ueber die Schulter hinweg sagte er im Fortgehen:

Schlimm? Ein Glück für Ludwig, ein Glück!"

Die beiden Frauen sahen sich wortlos an. Eine jede von ihnen lauschte dem Davongehenden nach. Dann wuchs der Mut der Aelteren an dem entschlossenen und furchtlosen Gesicht der Jungen.

Ich möchte", sagte die Aeltere. noch leise, als fürchte sie, der Hinausgegangene könne sie noch hören,daß du sie doch einmal einladest, zu uns beiden allein, Barba. Ich bin so neu- gierig, wie sie geworden ist...", da flackerte in dem ewig unter­drückten Leben fast eine kleine Abenteuerlust auf,sie ist so inter- essant und tüchtig was sie sür Dinge ansettigt erstaun!,w -nicht wahr, du ladest sie einmal ein?"

Barbara entgegnete traurig:Sie wird nicht k .men, Mutier."

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(Fortsetzung fol'I >