Das Deutsche Kreuz
Neuer Kriegsorden gestiftet.
DNB. Berlin. S. Okt. Durch Verordnung vom 2S. Sep- tember 1941 hat der Führer den Kriegsorden de, Deutsche« Kreuzes gestiftet.
Der Orden, ein Wehrmachtsorden, wird in Silber und Gold verliehen. Er besteht aus ünem achtzackiaen, dunkelgrauen, silbergeränderten Stern von 65 mm Durchmesser der in einem silbernen bsw. goldenen Lorbeerkranz auf mattsilbernem. Feld ein schwarzes, silbergerändertes Hakenkreuz trägt. Der Lorbeerkranz zeigt unten die Jahreszahl 1941. Das Deutsche Kreuz.wird ohne Band auf der rechten Brustseite getragen.
Das Deutsche Kreuz in Silber wird verliehen für vielfache außerordentliche Verdienste in der militärischen Kriegsführung. Das Deutsche Kreuz in Gold wird verliehen für vielfach bewiesene außergewöhnliche Tapferkeit oder für vielfache hervorragende Verdienste in der Truppenführung. Voraussetzung für die Verleihung des Deutschen Kreuzes in Silber und in Gold ist der Besitz des Eisernen Kreuzes 1. Klasse von 1939 oder der Spange zum Eisernen Kreuz 1. Klasse des Weltkrieges oder des Kriegsoerdienstkreuz»s 1. Klasse mit Schwertern.
Lntensive Bombardierungen
Der italienische Wehrmachksberichk vom Sonntag.
Rom, 5. Okt. Der italienische Wehrmachksberichk vom Sonntag hak folgenden Wortlaut:
»Dag Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: In Nord- und 0 stasrika für uns günstig verlaufene Zusammenstöße. Die italienische Luftwaffe führte intensive Bombardierungen durch. Es wurden Stellungen und Kais in Tobruk sowie Anlagen und Barackenlager im Gebiet von Marsa Rlakruk getroffen und Brände und Explosionen verursacht. Im Verlauf eines neuen Luftangriffes auf Benghafi wurden zwei weitere feindliche Flugzeuge brennen- zum Absturz gebracht, ein drittes Flugzeug wurde von deutschen Jägern abgeschossen.
Die Alugz-rugslühpunkke auf Malta wurden wirksam von unserer Luftwaffe bombardiert. Andere Flugzeuge griffen mit Erfolg die Flugplätze von Nicosia und Larnaka auf der Insel Lypern an und versenkten feindliche Schiffe im Hafen von Paphos."
Oer rumänische Heeresbericht
Entlastungsangriffe der Sowjets blutig abgeschlagen.
DNB. Bukarest. 5. Okt. Amtlich wird mitgeteilt: Gebirgsjäger und das Kavalleriekorps haben in der Ukraine östlichdesDnjepr im Gebiet des Asowschen Meeres Seite an Seite mit der deutschen Wehrmacht nach blutigen Kämpfen die Angriffe des Feindes zurückgeschlagen, der in Bezug auf die Stärke der Verbände, auf Panzer und schwere Artillerie weit überlegen war. In diesem Frontaoschnitt ist der Feind in vollem Rückzug nach Osten.
An der Odessa-Front versuchte der Feind mit Hilfe von starken Kräften und von Panzern, die aus der Krim und vom Kaukasus heranqefiihrt waren, unsere Front zu durchbrechen. Oestlich des Cujalnic-Limans wurde der Angriff zum Stillstand gebracht, im Gebiet von Ta- tarca und Dalnic wurde der Feind nach drei Tagen schwerer und blutiger Kämpfe zurückgeschlagen. In diesem letzten Abschnitt hinterließ er im Gelände dreißig P"nzer. Die Verlust» des Feindes sind sehr groß.
Zerschlagene panzerhoffnungen
Di« Bolschewisten haben bei der Vorbereitung ihres Angriffs auf das Reichsgebiet ihre besondere Hoffnung auf ihre großen Massen von Panzerkampfwagen gesetzt. Bei ihrer Rechnung haben sie aber einen wichtigen Faktor ganz übersehen: die deutschen Panzerjäger, den Schneid und die Unerschrockenheit des deutschen Soldaten, der schnell ein Mittel selbst gegen die schwersten Ungetüme der sowjetischen Panzerkampswagen gefunden hak. In zahllosen Meldungen von den Kämpfen an der Ostfront wird immer wieder berichtet, wie neben den Panzerjägern deutsche Infanteristen mit Maschinengewehren und Handgranaten Sowjetpanzer außer Gefecht setzten und vernichteten. Auf diesen hohen Einzelleiftungen beruht die große Zahl der als vernichtet gemeldeten sowjetischen Panzerkampfwagen. Sie zeigt die große Ueberlegenheit der deutschen Soldaten auch den schwersten Waffen der Bolschewisten gegenüber.
Sie Kümpfe -er letzten Woche
210 Bunker »«» «iuer Division gestürmt — Panzerkämpfe — Feindliche Batterien vernichtet
DNB. Berlin, S-. Okt. Die Ausnutzung des Schlachtensieges im Dnjepr-Desna-Bogen war schon fett dem 27. September in vollem Gange und wurde in der Woche vom 28. September bis 4 Oktober verstärkt. Nordostwärts Dnjepropetrowsk und auf dem Nordufer des Dnjepr wurden im Zusammenwirken mit italienischen Truppen in zwei Kampfabschnitten mehrere Divisionen des Feindes umfassend angegriffen und vernichtet. Diese Feindkämpfe hatten die Aufgabe, den deutschen Vormarsch aus dem Brückenkopf Dnjepropetrowsk und Kr?mentschug aufzuhalten. Durch überraschenden Vorstoß deutscher und italienischer Streitkräfte wurde diesen Feindkräften der Rückzug abgeschnitten. Am 29. September wurden im konzentrischen Angriff nordostwärts des Brückenkopfes Dnjepropetrowsk drei Divisionen des Feindes restlos vernichtet. Kleine Teile, die sich der Umfassung im letzten Augenblick zu entziehen versuchten, wurden in das Sumpfgelände westlich der Szmara abgedrängt und kamen darin mit Waffen und Kriegsgerät, um. Die blutigen Verluste des Gegners sowie seine Materialverluste waren wiederum ungewöhnlich hoch. 13 000 Gefangene, 60 Geschütze und zahlloses Kriegsmaterial sielen in die Hand der deutschen Truppen.
Die von den italienischen Truppen nördlich des Dnjepr-Ufers in kühnem Zufassen eingekreisten Sowjettruppen wurden auf immer engeren Raum zusammsn- gedrängt und verfielen ebenfalls der Vernichtung. 8000 Gefangene und zahlreiche Kriegsbeute wurden von den italienischen Truppen eingebracht. Damit war der Weg zu weiteren Operationen ostwärts des Dnjepr in diesem Raum freigekämpft. Im weiteren schnellen Vorstoß konnte eine Reihe von feindlichen Batterien vernichtet werden, deren Flankierungsfeuer sich für den Vormarsch der verbündeten Truppen als besonders störend erwiesen hatte. Um 13.30 Uhr des 29. September verstummte das Feuer dieser Batterien schlagartig, nachdem die deutschen Panzer überraschend in die Batteriestellungen eingebrochen waren. Nördlich davon stießen unsere Panzer mit feindlichen Panzerkrästen in Stärke von 80 Panzerwagen zusammen. In kühnem Angriff vernichteten sie davon 45 Panzer und schlugen den Rest in die Flucht.
Von dem Erfolg örtlicher Kampfhandlungen der lehlen Woche im mittleren Frontabschnitt legen die Gefangenen- und Beukezahlen Zeugnis ab. Zn der Zeit vom 6. August bis 27. September wurden in diesem Frontabschnitt 91752 Gefangene eingebrachk, 1044 Panzer und 302 Geschütze vernichtet bezw. erbeutet Zn ihrer Zusammenfassung beweisen die Ergebnisse dieser Eiuzelkampfhand.ungen die Leistungen unserer Soldaten allein in einem Frontabschnitt.
Gleichzeitig kämpften unsere Truppen auch imNord- ab schnitt der Front erfolgreich. In schweren Kämpfen durchbrach eine Infanteriedivision am 28. September starke Feldbefestigungen des Feindes und nahm 116 Bunker im Sturm. In acht Stunden wurden von anderthalb Pionierzügen 2050 Minen geräumt. Am folgenden Tage stieß die Division durch eine zweite Verteidigungsstellung vor und letzte weitere 94 Bunker außer Gefecht, so daß von dieser Division in zwei Tagen 210 Bunker gestürmt wurden. In einem anderen Abschnitt der Nordfront vernichtete eine Division der Waffen-H bei erfolgreicher Abwehr feindlicher Gegenangriffe, die von Panzern unterstützt waren, in vier Tagen 51 Fsindpanzer, darunter schwere und schwerste. Schwere -rutsche Artillerie beschoß mit gutem Erfolg Schiffsziele und Hafsnanlaaen von Kronstadt und Oranienbaum sowie Industrie- und Versorgungsanlagen von Leningrad. Ein Kreuzer und mehrere Handelsschiffe wurden in Brand geschossen, andere Kriegsschiffe und Handelsschiffe wurden durch Treffer beschädigt. Weithin sichtbare Explosionen und Brände bestätigten den Erfolg der Beschießung von Leningrad, Kronstadt und Oranienbaum. Mehrfache Ausbruchsversuche des Feindes durch die Einschließung um Leningrad wurden in der vergangenen Woche unter schweren Verlusten für den Gegner abgswiesen. ' °
Wochenbiianz der Kriegsmarine
Zn einer Woche 107 000 BRT versenkt.
DNB. Die deutsche Kriegsmarine konnte in der Nacht zum Samstag nicht nur die stolze Meldung bringen, daß ihre U-Boote von den zusammen mit der Luftwaffe wäh
rend des Septembers versenkten 683 400 BRT britischen Handelsschiffsraums 452 000 BRT versenkt hatte, sondern sie verzeichnte auch eine Reihe neuer großen Erfolge. Aus einem Geleitzug, der auf. der Fahrt von Gibraltar nach England war, versenkten deutsche U-Boote zwölf Handels- schiffe mit insgesamt 67 000 BRT und ein Sicherungsfahr, zeug. Ein anderes U-Boot versenkte im Südatlantik einen Tanker von 12 000 BRT. Ein weiterer Tanker von 12 842 BRT befand sich dann unter den Handelsschiffen, die die U-Boote tyis einem Geleitzug im Atlantik mit vier Einheiten von insgesamt 28 000 BRT auf den Meeresgrund schickten, so daß in dieser Woche wieder von U-Booten 107 000 BRT versenkt wurden. Rechnet man dazu die von der deut- schen Luftwaffe in dieser Woche versenkten 42 80» BRT. so haben die Briten weitere 149 800, also rund 150 000 BRT verloren.
Die deutsche Kriegsmarine verhinderte im übrigen den Angriff britischer Schnellboote auf einen deutschen Teleitzug im Kanal durch ihre Voryoitenroote die ein britisches Schnellboot durch ihre Artillerie versenkten und ein weiteres schwer beschädigten. Sie griff i m O st - a über- all da ein, wo die Sowjets an der Küste des Finnischen Meerbusens noch Widerstand leisteten oder Sowjetminen, räumboote auftauchten. Sie schossen an der libyschen K ü st e drei Flugzeuge ab ukd vernichteten in der Zeit vom 24. August bis 30. September durch ihre Seestreitkräfte 31, durch ihre Artillerie 27. insgesamt 58 britische Flugz -v.
-ÄZschenbilanz -er Lustwaffe
68 Flugzeuge verloren Sie Briten.
. DNB Berlin, 6. Okt. Die deutsche Luftwaffe war auch in der, abgelauienen Woche vom 28. September bis 4. Oktober wieder, überall überlegen. Die britische Luftwaffe trug ihre Angrine über den Kanal anscheinend nur vor. um sich starre Verluste im Luftkampf durch die deutsche Flak und die Marine zu holen: Am 27. September 23 Flugzeuge, am 2. Oktober 12.Flugzeuge und tags darauf weiters 3. Auch sei rhren Einflügen in öas Reich, bei d-enen sie nur zweimal bis an den Stadtrand von Berlin vorzudringen vermochte, verlor sie jedesmal eine Anzahl ihrer von ihr so hoch geschätzten Bomber, im ganzen 15 Maschinen. Nimmt man dazu die Bomber, die die Briten noch über England und über Afrika verloren, im ganzen 18. so wuchs der Verlust der Briten an Bombern uno Jagdflugzeugen in dieser Woche um insgesamt 68 Flugzeuge.
Ebenso starte Verluste erfuhr die britische Handel s s ch i f s a h r t durch die Angriffe der deutschen Luftwaffe. Insgesamt verloren die Briten durch sie in dieser Woche 42 600 BRT. Nimmt man dazu noch die 6 in der Mehrzahl sehr großen Handclsschiffe, die die Luftwaffe so schwer beschädigte, daß mit ihrer teilweisen Vernichtung gerechnet werden muß, oie zum mindesten aber für lange Zeit ausfallen, und zählt man dazu die 107 OM BRT, die die deutschen U-Bsote in dieser Woche versenkten, so erlitten die Briten innerhalb 7 Tagen einen Verlust von mehr als 150 000 BRT Handelsschiffsraum.
Die Tages- und Nachtangriffe der deutschen Luftwaffe richteten sich während der ganzen Woche gegen die militärischen Anlagen und gegen die Hafengebiete der Insel, bald am St. Geörgs-Kanal, bald an der Südost. oder Ostküste, dann wieder in Schottland, in Aberdeen oder Dundee, vor allem aber zweimal gegen das große Schiffsbauzentrum Newcastle, dessen ausgedehnte Dock- und Werftanlagen schwer getroffen wurden. Ebenfalls wurden die Flugplätze der Insel immer wieder bombardiert.
In Nordafrika nahm sich die deutsche Luftwaffe vor allem die britischen Zelt- und Materiallager, Verladerinrich- tungen und Munitionslager in und um Tobruk sowie die Hafenanlagen von Marsa Matruk zum Ziel.
Besonders umfangreich war der Einsatz der deutschen Luftwaffe an der Ostfront. Nach dem Abschluß der Um- fassungs. und Vernichtungsschlacht östlich von Kiew waren ihre Angriffe vor allem gegen die rückwärtigen Eisenbahnverbindungen der Sowjets gerichtet, so im Donezgebiet, im Raum um Charkow, im Raum um Moskau, im Ouellgebiet der Wolga, ostwärts von Leningrad, auf die Anlagen der Murman-Bahn. Die Bahnanlagen wurden nachhaltig, zerstört, viele Bahntransporte vernichtet und der rückwärtige Verkehr der Sowjets vielfach unmöglich gemacht. Nachts wurden Moskau und Leningrad mit ihren militärischen Anlagen immer wieder mit Bomben aller Kaliber belegt. Ein großes Rüstungswerk im Raum von Charkow wurde schwer getroffen und ein Truppentransporter von etwa 20 000 BRT im Schwarzen Meer versenkt. . .
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ooprrlgkt d, Karl Köhler L Lo.. Beriin-Schmargendors. 7, tNachdriikk verboten.)
War Ludwig zu verurteilen, weil er es dann wirklich getan hatte? Aber er durste nicht nach Dresden reifen. Nicht so schnell, nicht, ohne mit ihr, seiner Braut sich noch einmal besprochen zu haben! Eine Geschäftsreise. Weiter nichts. Was wollte man? sind doch keine Geschäfts«! e. Hochkemper senior schickte ihn zu Lydia, seiner Nichte, damit er sich mit ihr verlobe. Es würde richtig sein, wenn Agelin dem unsicheren und außergewöhnlichen Zustand mit einem Federzug «in Ende bereitete. Sie setzte sich hin und begann einen Brief.
Der Diener hatte in silbernem Geschirr den Tee herein- aebracht, und der Kommerzienrat selber war für eine Weile erschienen, mit seiner Familie einen kleinen Imbiß zu nehmen. Frau Hochkemper zeigte sich darüber sehr erfreut. Sie tätschelte mit ihrer dünnen, weißen Hand die fleischigen Finger des Gewaltigen. „Wie schön, daß deine Zeit dich uns mal wieder ein bißchen läßt, Theodor Emanuel."
Barbara Marie schob ein wenig die Brauen hoch. Sie haßte das Silbergeschirr, aus dem* der Tee nie so gut schmeckte wie aus einer einfachen Porzellan- oder Steingutkanne, sie mochte es auch nicht, wenn die Mutter den Vater bei seinen beiden abscheulichen Vornamen nannte. Wenigstens Barbara Marie fand die Namen nicht schön. Ueberhaupt diese Doppelnamen! Als entschädigte man sich damit für das fehlende andere Kind, das den zweiten Namen hätte tragen können. Der ihre ging noch an. Aber die Mutter, aus einem gewichtigen Hause stammend, nannte sich Sophie Therese, und der Vater liebte es, ebenfalls diese beiden Namen ln seiner Anrede jedesmal sorgfältig und wohlakzentuiert auszusprechen. Kleine, schwache Mama Sophie Therese, eines der Geschöpfe neben Theodor. Emanuel Hochkemper, die nie gefragt wurden, die da zu sein hatten, aber auch sehlen konnten, die man «>r hin und wieder brauchte. Sophie Therese-hatte ihrem Manne
drei Kinder geschenkt, zwei Söhne, eine Tochter. Daß sie außerdem noch etwas tat ober dachte, war weder verlangt noch erwünscht. Sophie Therese war der Typ jener Frau des großen Mannes, die kein Eigenleben haben durste, ohne Ansprüche und Wünsche und vor allen Dingen bequem war. Diese Frauen sollten keine Fragen stellen, sich nicht kn die beruflichen und geschäftlichen Angelegenheiten ihrer Männer mischen, um Himmels willen nur nicht Kamerad sein wollen, sind für die Männer gab es nur Geschäfte machen. Vorwärtskommen, Rang. Ansehen, Geld, Geld!
Geld!
„Vater hat dick schon mehrere Male etwas gefragt, Barbara Marie!" tadelte die Mutter sanft. „Wo bist du mit deinen Gedanken?"
Hockkemper nörgelte unwirsch: „Mangelnde Konzentration, die der jetzigen Generation überhaupt eigen ist."
„Es ist auch gut", jagte Barbara Marie, „hin und wieder den Träumen seines Innern nachzuhängen.. Vielleicht ergrübest man doch noch den Sinn des Lebens."
Hvchkemper schob die Augenbrauen hoch und sah seine Tochter durchdringend an.
„Sinn des Lebens ist Arbeit", erwiderte er unfreundlich.
„Es kommt aber auf die Art der Arbeit an", widersprach die Tochter. „Auch da gehört das Wort „sinnvoll" hin. In den alten, ausgesahrenen Gleisen rasen, bedeutet Leerlauf. Aber sich für etwas Neues, noch nicht Dagewesenes, Kommendes, Werdendes zu begeistern, daran zu arbeiten — das ist Leben."
' „Wie sie spricht - —", lachte Sophie Therese, die Mutter, harmlos. „Wenn ich dir mit solchen Reden in unserer jungen Ehe gekommen wäre, damals, als du doch wirklich verliebt warst in mich, Theodor Emanuel, ich glaube, es hätte eine ernstliche Spannung gegeben. Aber eure Töchter, die dürfen sich ja so ungleich mehr erlauben." , ,
„Sie würden es auch sagen, wenn es nicht erlaubt wäre , sagte Barbara Marie schnell.
„Barbara-", entsetzte sich die Mutter, „du bist
respektlos."
Hochkemper ließ sich eine neue Taste Tee geben und sagte überlegen:
„Ts wird Zeit, daß sie heiratet-" „ .
Barbara war nicht empört oder überrumpelt, sie lachte ganz einfach auf. . ^ .
„Nee. Pava", sagte sie, „nee, ne«, damit hast du kein
Glück. Sobald noch nicht. Da muß erst der Richtige kommen. Ich laste mich nicht verheiraten."
„Wer wird denn verheiratet?" Hochkemper horcht« auf. Wie hübsch seine Tochter geworden war. Das dunkle Haar ließ sich nirgends bändigen, stoß im Nacken bis zum Rücken herab, wellte sich um die Ohren, siel sogar in kleinen Kringeln bis in die Stirn. In großem Gegensatz zu diesem heiteren Eekringel standen die ernsten, braunen Augen, der herbe, verschlossene Mund, die kluge, offene Stirn.
„Aber Barbara, wo die jungen Menschen heute all« so selbständig sind-", verbesserte die Mutter.
„Man kann auch heute noch „verheiratet" werden." Barbaras Augen funkelten den Vater an, ihr Mund bebte, „aus Standesrücksichten, aus Dünkel, aus Freude am Gelb-
„Du verwechselst scheinbar manchmal Tat mit Rat", ließ sich der Kommerzienrat vernehmen, und seine kalte Stimme ließ den erregten und leidenschaftlichen Ton seiner Tochter noch auffälliger werden, „die Jugend ist undankbar; erst später wird sie erkennen, wieviel richtiger die Weisheit und Lebenserfahrung der -Aelteren war, die ihnen anders riet."
„Die Jugend braucht keine Weisheit und Lebenserfahrung, sie will alles selber machen und selber erleben und sich selber wundlaufen, Irrtümer einsehen und Dummheiten begehen, um später ihre eigene Ueberzeugung zu haben."
Jetzt wußte der Kommerzienrat genau, worauf seine Tochter hinauswollte. , , „
„Das Lebenswerk eines Menschen gebietet manchmal Beugung eines einzelnen unter die Gesetze der Tradition."
„Wenn diese Tradition sinnvoll ist, gewiß!"
„Dieses „sinnvoll" ist dein Schlager!" höhnte Hochkemper. Und die Mutter klagte mit verzogenem Gesicht: „Ich finde auck Barbara, daß es reichlich langweilig wird." ,
„Langweilig nur für den, der sich nichts damit beschäftigt Dem andern gehen sehr leicht die Augen auf."
„Barbara Marie!" sagte die Mutter. Sie hatte zwar nicht verstanden, was die Tochter mit ihrem Satz meinte, aber ihr Weibinstinkt witterte eine Ungehörigkeit dahinter. Auch sah sie ihres Gatten Stirnabern anschwellen.
„Zum Beispiel", fuhr Barbara ungerührt fort, „gibt es ungesunde Traditionen, da, wo Ehen geschlossen rv.rdcn, damit
Geld zu Geld, Besitz zu Besitz kommt-"
tFoMcylmg folgt.)