Finnische Lusiwaffenenolge
Angriffe aus Bahnlinie. — Neun Flugzeuge vernichlel.
DNB. Helsinki. 29. Sept. Ueber die Lufttätigkeit an der fimü.chen Front wird amtlich bekanntgegeben: Am 27. 8. warf eine feindliche Maschine einige Bomben in der Gegend von Kuusamo in Nordfinnland, ohne daß jedoch Schäden entstanden. Auf das Kirchdorf Kemijärvi wurden ebenfalls etliche Bomben geworfen, wobei sich die Schaden auf ein paar zerbrochene Fensterscheiben an Wohngebäuden beschränkten. Die eigenen Luststreitkräfte führten am gleichen Tage gegen 20 Bombenangriffe aus die Eisen- babnlinie Petroskoi—Karhumäki aus und trafen Stano- nen. fahrende und stehende Transportzüge sowie militärisch wich: ge Punkte der Bahnstrecke. Mehrere Volltreffer wurden erzielt auf Stationsanlagen, auf eine Lokomotive sowie den vorderen Teil eines fahrenden Zuges, der infolgedessen entgleiste. An anderen Stellen wurde die Bahnlime unterbrochen.
Ueber dem Ort Derevjannose. südöstlich von Betrolkoi am Ufer des Onega-Sees, wurden im Luftkamps drei feindliche Lagdmaschinen abgeschossen Bei einem Luftkamps in der Gegend von Rukajürvi im mittleren Ostkarelien wurden ebenfalls drei sowjetische Jagdflugzeuge abaeschossen. Bei den Operationen kehrte eine eigene Maschine nicht zu ihrem Stützpunkt zurück. Unsere Bodenabwehr hat in Ostkarelien drei feindliche Flugzeuge zum Absturz gebracht, so daß die Gesamtverluste des Feindes neun Maschinen betrugen.
Zn subiropjschem Klima
Sorge für die Gesundheit hex Soldaten.
NSK. Die Front gegen die Sowjetunion erstreckt sich im Süden bis zum Schwarzen Meer. Die Einsahhäfen der deutschen Luftwaffe liegen im Südosten zum Teil in Gegenden mit subtropischem Klima. Das Luftwaffen-Sanitätskorps hat den Schuh der deutschen Flieger gegen die Heimtücke» dieser Gebiete übernommen. Die Männer, die unmittelbar zum Schutze der fliegenden Front im Südosten bestellt sind, wirken auf vorgeschobenem Posten als Truppe», ärzte auf den Erdflughäfen.
Truppenarzt Dr. L. begegmn wir auf einem großen Lin- sahhafen in Rumänien. Klima und Bodenbsdeckung bieten auf viele Kilometer im Umkreis den Erregern von Cholera, Malaria, Ruhr und Typhus günstige Brutmöglichkeiten. Tr. L. kennt diese Feinde mit der Sicherheit des Mannes, der um seine Verantwortung für Tausends deutscher Soldaten weih und dabei mit nüchterner Sachlichkeit die Chancen der tropischen Krankheitsschmarotzer gegen die Waffen ab- wäost. die ihm dis deutsche Heilmittelindustrie in Gestalt ihr«r weltbekannten Präparate in die Hand gibt. ,,Wir Truppenärzte in solchen gefährdeten Gebieten stütze» uns auf engste Zusammenarbeit und dauernde» Erfahrungsaustausch mit den übergeordneten Sanitätsdienststellen, die laufend Eesundheits- berichte aus allen benachbarten Sanitätsbereichen erhalten." Befragt, welche Möglichkeiten diesen Vorgesetzten Sanitätsdienststellen zur Erkennung heranziehender Gefahren gegeben sind, erklärt Dr. L., daß mit den rumänischen zivilen Ee- sundheitsbehörden eng« Zusammenarbeit gehalten wird. Ein Beispiel: Etwa in der Umgebung des Flughafens plötzlich oder auch periodisch auftretende Krankheitsherde werden so schnell dem daran interessierten Truppenarzt gemeldet, daß er rechtzeitig die Horstsperre veranlassen und damit den Flughafen von seiner Umgebung abriegeln kann.
Wir wünschen zu wissen, wie weit mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß sich im Horst selbst Ssuchenerschei- nungen herausbilden. Der Sanitztsoffi-ier schildert die täglich peinlich genaue Beobachtung der Küchenverhältnisse sowohl bei Zubereitung des Essens wie der Vorratshaltung sowie bei der Früh-, Mittags- und Abendkost. Er kennzeichn net diese Aufsichtspflicht als zwar durchaus üblich, aber sie erhält unter Südostumständen ein von Grund auf anderes Gc'icht. Zu den Wasserverhältnissen erklärt der Truppenarzt: „Der Genuß nicht abgekochte» Wassers ist unseren Soldaten grundsätzlich nicht erlaubt. Es ist allerdings nicht leicht, erhöhten hygienischen Pflichten nachzukommen und dabei auf das erste Mflsl. das Waller, zu verzichten."
Wenn die Tücken des Klimas den deutsche» Soldaten nichts anhaben können, dann danken wir das den sanitären Vorbeugungsmaßnahmen, wir danken es den Schutzimpfungen und der regelmäßige» Abgabe von Präparaten, die unsere Männer widerstandsfähig gegen Krankheitserreger machen.
Kriegsberichter Hans Dippel.
..VeulWand hat die Initiative"
Bezeichnende» Eingeständnis Churchills
Stockholm, 30. Sept. „Es ist kein Grund vorhanden, über die „beträchtlichen Erfolge" Englands vorzeitig zu jubeln", erklärte Churchill heute vor dem Unterhaus. „Er habe auch keine zuversichtlichen Prophezeiungen zu machen, da man erwarten müsse, daß die feindliche Kriegsführung auf dem Wasser und in der Luft weiter verstärkt würde".
Er beabsichtigte, so sagte Churchill, „weiter das heilsame Verfahren, Schiffsverluste zu verschweigen, fortzusetzen". Diese Absicht des Kriegsverbrechers Nr. 1 zeigt die schwere Schockwirkung der Erfolge unserer U-Boote und Luftwaffe im Kampf gegen die britische Bersorguugsschiffahrt in den letzten Wochen auf Churchills Nerven. Der ununterbrochenen deutschen Erfolgskette in der Atlantikschlacht weiß Churchill auch fernerhin nichts Besseres entgegcnznsetzen als seine berüchtigte Methode, die Bersenkungsmeldungen weiter im Schubkasten seines Schreibtisches verschwinden zu lassen.
„Wir sin.d aus dem Abgrund der Gefahr auf ein breiteres Plateau herausgeklettert", sagt Churchill weiter, „und sehen den schwierigen und gefährlichen Weg, den wir gehen muffen, vor uns". Sein einziger Lichtblick ist dabei „die Hilfe, die er von anderer Seite zu erhalten hoffe". Mehr könne er nicht sagen, erklärt Churchill und begründet die klägliche Inhaltslosigkeit seiner Worte mit der lächerlichen Ausflucht, „das Haus würde ihm sicherlich einen Vorwurf machen, wenn er aus Unklugheit oder um interessant zu erscheinen, irgendetwas i sagen würde, was sich nachträglich als schädlich Herausstellen würde" Daß er tatsächlich gar keine Pläne hat, sondern die Initiative der Kriegsführung völlig bei Deutschland liegt, gibt Churchill offen zu. wenn er sagt: „Wir sind vollständig im
unklaren darüber, was Deutschland zu tun beabsichtigt. Es hat die Möglichkeit, das Schwergewicht seines kriegerischen Einsatzes jederzeit zu verlegen. Es hat Divisionen u,nd Waffen genug". „Deutschland", so sagt Churchill wörtlich, „hält die Initiative in der Hand".
Churchill kommt dann auf das für ihn peinliche Thema der Sowjethilfe zu sprechen und meint, „die Sowietrcgicrung wolle Garantien für monatliche Waffenlieferungen. Man müsse aber bei diesen Lieferungen", so weicht er aus, „die Zufälle des Krieges berücksichtigen. Es handelt sich nämlich nicht nur um die Herstellung von Waffen, es müsse auch der Transport und der Empfang organisiert werden und es sei durchaus möglich, daß nicht Englands guter Wille und seine Gebe- freudigkeit, sondern der Transport der hindernde Faktor sei", sagt Churchill und gibt damit zu, daß alle die großen Versprechungen über die Sowjethilfe rein illusorisch sind.
Diese bitteren Geständnisse versucht Churchill dadurch zu versüßen, daß er Siegestrompeten über den schmählichen und billigen Streich im Iran bläst und kühn erklärt, „daß die Besetzung Irans eine der erfolgreichsten und bestdurchgeführ- testen Maßnahmen sei, die England je getroffen hätte".
Aber auch diese „große Tat" wird überschattet von den Sorgen vor dem Kommenden. Churchill schließt seine Rede, „er könne dem Haus keinerlei Hoffnungen machen und erst recht keine Garantien geben. Der kommende Winter gäbe keine Aussicht darauf, daß der deutsche Druck ans die Sowjetunion abgeschwächt würde. Winter und Nebel brächten neue Gefahren", klagt Churchill, „und neue sicherlich heftigere Kämpfe ständen bevor".
London hat eine» schwarze« Tag verschlafen
Vergeblicher englischer Versuch, die neue Schlappe im Mittelmeer als harmlo» hinzustellen
Berlin, 30. Sept. Der harte Schlag, den die italienische Luftwaffe der britischen Kriegsmarine am 27. 9. bereitet hat, gab den Engländern keine Möglichkeit, ihn zu verschweigen. Aber sie haben den Versuch unternommen, diese empfindliche Schlappe im Mittelmeer, die sie drei Kreuzer gekostet hat, so harmlos wie möglich darzustellen. Sie erklärten nämlich mit einer beneidenswerten Dreistigkeit, ein britischer Geleitzug habe bei der Durchguerung des Mittelmeeres trotz schwerer italienischer Luftangriffe nur ein Schiff verloren. Mehr geben sie nicht Preis. Nur ist die britische Admiralität so unvorsichtig, in ihrem am Nachmittag des 29. 9. üekanntgegebenen Bericht gleich im Anfang zu betonen, daß das Ziel der Operationen der britischen Kriegsmarine im Mittelmecr die Sicherung eines Geleitzuges war. Dieses Ziel ist jedoch, wie die Tatsachen lehren, nicht erreicht worden. Wenn allein drei Kreuzer versenkt sowie ein Schlachtschiff und acht weitere Einheiten beschädigt worden sind, so kann der kühnste Bericht nicht behaupten, daß die Sicherung des Geleitzug7s geglückt sei.
Uebrigens muß schon am 27. 9. irgend jemand in London eine Ahnung von den unerfreulichen Vorgängen im Mittelmeer gehabt haben, denn der Londoner Nachrichtendienst ließ an jenem Tage die resignierte Bemerkung dnrchschlüpsen, daß sich die Briten „mit der Tatsache absurden müßten, daß viele der Transporter der Achsenmächte unbehelligt nach Nord- Afrika durchgekommen sind". Aber vollkommen danebenge- schosien hat jene britische Meldung vom 28. 9., die da behauptete, die Luftwaffe der Achsenmächte sei anderweit so stark beschäftigt, daß sie keine Angriffe auf britische Geleitzüge im Mittelmeer geflogen habe. Hier hat London einen ganzen Tag, allerdings einen recht schwarzen Tag, regelrecht verschlafen.
»Aleazar- würdigt den Erfolg der Italiener
Madrid, 30. Sept. Zu dem glänzenden Erfolg der italienischen Luftwaffe im Mittelmeer schreibt die Zeitung ,Al- eazar": „Mit großem Jubel haben wir die Nachricht von. dem großen Sieg der Waffen des brüderlichen faschistischen Imperiums vernommen. Es ist ein bedeutsamer Triumph, ein Triumph der italienischen Luftwaffe über die englische Flotte. Wir können uns nur mit großer Genugtuung freuen und
diese Siege begrüßen. Warum? Weil England unser Vaterland betrogen hat. England hat uns unsere heiligsten Rechte abgesprochen.
Der große Baske Vasgnez de Mella sagt: „Wenn ein Tyrann seinem Opfer den Fuß in den Nacken setzt und dieses sich nicht wehrt und erneut den Kampf aufnimmt, dann wird es sterben. Aber vorher ist seine Ehre bereits gestorben! Mii England sich vereinigen, heißt, gegen Spanien kämpfen. Englandfreundlich heißt spanienfeindlich sein."
Maschinengewehre im Lücken
Zusammengebrochene Angriffe im ungarischen Frontteil.
DNB. Budapest, 29. Sept. MTI meldet von der Ostfront, daß die planmäßigen Operationen der in der Ukraine kämpfenden verbündeten Kräfte trotz lokaler Gegenangriffe des Feindes erfolgreich fortgesetzt werden und daß die Truppen an mehreren Stellen neuen Raum gewonnen haben. Die Gegenangriffe der Bolschewisten, die der Feind mit zum Teil provisorisch zusammengestellten Verbänden durchgeführt hat, wurden überall zurückgeschlagen. An verschiedenen Furten unternahmen die Bolschewisten gegen die von der Honved gehaltenen Front erfolglose Vorstöße. Es konnte beobachtet werden, daß die angreifenden feindlichen Truppeneinheiten aus Hinteren Stellungen mit Maschinengewehrfeuer zum Vormarsch gezwungen wurden. Trotzdem brachen alle Angriffe an der Abwehr der ungarischen Truppen zusammen.
Jahrgang 1SL3 in die NSDAP übernommen
DNB Berlin, 28. Sept. In eindrucksvollen Verpflichtungsfeiern der Kreise und Ortsgruppen des ganzen Reichsgebietes wurden 150000 Jungen und Mädel des Geburts- zahrganges 1923 der Hitler-Jugend in die Partei ausgenommen und gleichzeitig fast allgemein auch deren Gliederungen oder den Wehrmannfchasten überwiesen. Die NSDAP gewinnt damit junge, charakterlich und weltanschaulich bewährte Kräfte aus den Reihen des Nachwuchses, Jungen und Madel, die in vierjähriger Erziehung und Schulung in HI und BDM auf den Kampf des Lebens und aus die Pflichten vorbereitet wurden, die sie nun, ernsteren Aufgaben zurer- iend, für Volk und Reich zu erfüllen haben werden. Der Bedeutung dieses Tages des Eintritts in die Partei entsprach der Verlauf der Veranstaltungen dem inneren Gehalt wie der äußeren Form nach.
^op^rixdl r>) Kan Köhler L Eo., Beum-Schinuigenvvrl, 3> (Nachdruck verboten.)
MM
kLLWMrLLLllL»
Durch die Verrammelung der Fensteröffnungen mit Holzbrettern herrschte tiefe, wohltuende Dämmerung in dem gutauf- eteiltrn Raum. Agelin lehnte an einer Wand, atmete tief und ie Beklemmung ihres Herzens legte sich langsam. Nur durch «ine Wand von ihr getrennt, tönte das gewaltige, fast ohrenbetäubende Lied der Arbeit, Ausdruck eines Schasfenswillens sondergleichen, Werkmusik, Werkgedanke, Werkerlebnis. Eine klare, feste Stimme gab einige Anordnungen, verwarf einen Vorschlag, stimmte anderem wieder zu. Diese Stimme, dachte Agelin, gehörte einem Menschen, der sich nicht beugen ließ, nie und nimmer, und wenn ein jähzorniger und rechthaberischer Vater zehnmal mit dem Fuß den Boden stampfte. Der stampfte wieder und würde zeigen, daß er längst aus den Kinderschuhen sei! Welch «Ine Stimme! .Wieso', sagte diese Stimme, ,jemand hat den Bau betreten? Ein Mädchen? Wo denn? Hier in diesem Haufe soll sie sein?' Vom Hof her wurde der Verschlag gelichtet, jemand trat in den Raum, der Agelin als Zuflucht diente, erkannte sofort bas Mädchen an der Wand und sagte barsch:
„Was suchen Sie hier? Unbefugten ist der Zutritt zur Baustelle streng verboten." Er betonte das Wort streng besonders. Ein wenig wie «in Schulmeister. Agelin dachte an ihren Vater, wenn er zur fünften Klaffe sprach. Sie war wieder ein kleines Mädchen, das einen Verweis erhielt. Sie lächelte ganz schwach.
„Bitte", sagte sie mit einer kleinen Stimme, „bitte, lasten Sie mich einen Augenblick-ich kann nicht-"
Er trat näher und sein böses Gesicht nahm «inen anderen Ausdruck an.
„Si, fühlen sich nicht gut?" fragte er unsicher wi« «iner, der « nickt gewohnt ist, mit Frauen umzuaehen. „Kommen Sie doch nach draußen, an die Luft, da wirb Ihnen bester."
„Nein, nein", wehrte sie sich, „bitte nicht. Es ist mir nicht lchlecht-ich habe mich nur so erschrocken-ich fürchte
mich-bitte, ich tue ja nichts Verbotenes hier-ich gehe
schon wieder sorl-"
Er stand vollkommen ratlos vor ihr. Was sollte er tun? Sie fragen, was ihr widerfahren sei? Das konnte man wohl nicht gut. Sie war erschreckend bleich und ihre Augen blickten so sonderbar. Man konnte Angst um sie bekommen.
„Ja", sagte er verlegen, „ja, was macht man da? Sitzgelegenheiten gibt es keine. Halt, ich könnte Ihnen eine Kiste hereinholen. Damit Sie sich wigstens ein bißchen sehen können. Das tut in solchen Fällen wohl."
„Wie spät ist es?" fragte Agelin dankbar. Sie dachte an ihren Vater, an das Abendessen, das sie bereiten mußte, an Pflichten und Gegebenbeiten, die es zu erfüllen gab. Aber sie sank auf die Kiste, die ihr der fremde Mensch hereinschleppte.
„Gleich sechs", er warf den gewohnten, schnellen Blick aus die Armbanduhr, „dann wird Schluß gemacht und die Arbeiter verlassen die Baustelle."
„Ja, danke", entgegnete Agelin und dachte nicht darüber nach, was diese Antwort bedeuten sollte: sollte sie dann Ruhe bekommen oder mußte auch sie dann fort?
„Vielleicht kann ich noch etwas für Sie tun?" sagte der Mann, stand vor ihr und sah auf sie herab mit jenem Ausdruck von männlicher Hilflosigkeit, die jede echte Frau beim echten Mann stets so sehr zu rühren vermag.
„Danke, Sie sind so gut-" sagte Agelin leise, „viel
zu gut — — nur eins: gibt es einen Hinteren Ausgang von dieser Baustelle? Ich möchte nicht mehr auf — jene Straße hinaus -" mit einer Handbewegung deutete sie die Richtung an.
„Sie können den Ausgang benutzen, den die Karren und Wagen nehmen", gestattete er ihr, mit leisem Kopfschütteln auf sie niedersehend.
„Danke", sagte sie wiederum, aber diesmal sah sie ihn an und von ihm fort in den Raum, In diesem die Wände hinauf und herab, und plötzlich stellte sie einige Fragen, Fachsragen, nicht, wie Laien sich erkundigen, die nur Liebhaberverständnis für hie Dinge haben.
Er antwortete und faßte sie noch schärfer ins Auge. „Wenn es Ihnen besser wäre, würde ich Sie rundführen", sagte er, „Sie sind ja vom Fach. Aber es wird Sie wohl zu sehr anstrengen —"
„O nein", sie erhob sich von der Kiste und stand ihm plötzlich dicht gegenüber, „ich fühle mich wieder ganz erholt-"
Wie gut, daß er wenig fragte! Er versuchte nicht einmal zu wissen, wer sie sei, was sie eigentlich studiert habe; er behandelte sie wie eine Kollegin und doch wieder um vieles respektvoller und aufmerksamer, ja, er benahm sich außerordentlich ritterlich zu ihr, männlich, straff und doch liebenswürdig, wie es in dieser Mischung Agelin noch niemals widerfahren war.
„Es wird Sie interessieren", erzählte dieser fremde Mann, von dem sie vor einer Viertelstunde noch nichts gewußt, „daß ich in diesen Häusern zum Bau der Innenwände neue Platten verwende, die nach einem besonderen Verfahren hergestellt sind und eine ganz ausgezeichnete Schallisolierung sichern. Es handelt sich dabei um etwas ganz Neues und ausschließlich im eigenen Lande Hergestelltes", er schlug mit der flachen Hand stolz und zufrieden gegen den neuen Baustoff, den, er erklärte, „wie wir ja überhaupt auf dem Baumarkt im großen und ganzen auf die Einfuhr fremder Stoffe verzichten können. Und das mit wirklich ruhigem Gewissen. Man muß das denen, die eine ewige Angst vor der Verschlechterung der Bauweise nicht los werden können, immer wieder nicht nur sagen, sondern vor Augen führen, auseinanderlegen, erklären, beweisen."
Agelin bückte sich plötzlich erstaunt zu dem nur teilweise mit Brettern belegten Boden herab und betrachtete eine Kanalleitung. Ihr Begleiter ließ ein kleines, mistendes Lachen hören.
„Sie wundern sich? Die Werkstoffe der Klempnerarbeiten haben sich auch in vielen Fällen geändert. Bei diesem Abfluß sehen Sie Glas, dickes, kräftiges, unzerbrechliches Glas. Die Baugrundstoffe ändern sich — bester gesagt: bereichern uns — von Tag zu Tag."
„Ich bin da etwas herausgekommen", sagte Agelin leise und mit Bedauern, „mein Vater steht allein; er braucht ein vertrautes weibliches Wesen im Hause-eigentlich habe ich mit
— Innenarchitektur zu tun."
„Ein schönes Wirkungsfeld gerade sür die Frau, flnd jetzt arbeiten Sie im Augenblick gar nicht? Das ist schade, flm einen Haushalt zu führen, muß man nicht gerade Innenarchitektur studiert haben." Er sagte das scherzhaft, aber sie erwiderte ernst:
„Mk ist beides sehr lieb: Haushalt und Beruf, und ich hoffe, beides einmal miteinander zu verbinden, es paßt so gut zusammen, bezieht sich gemeinsam aus das Haus und dl« Familie."
lFortlekuna kolctt.)