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Geöenktage

30. September

ßiS57 Der Dichter Hermann Sndermann zu Matzicken in Ostpreußen geboren.

L8SS Der Maler Gustav Kampmann in Boppard geboren. 1863 Der Admiral Reinhard Scheer zu Obernkircben in Hes­sen-Nassau geboren.

1867 Der Geschichtsforscher Albert von Hofmann in Berlin geboren.

1863 Der Reichserziehungsminister Bernhard Rust in Han­nover geboren.

Richtlinien M d'e Schließung von Gaststätten

Durch willkürliche vorübergehende Schließungen von Gast­stätten sind in letzter Zeit erhebliche Miststände im öffentlichen Leben eingetreten. Der Reichswirtschaftsminister hat setzt bin­dende Richtlinien für solche Schliessungen erlassen. Er weist daraus hin. daß bei willkürlichen Schließungen die Gewerbe­erlaubnis wegen Unzuverlässigkeit zurückgenommenwerden kann. Jede stundenweise Schließung während der üblichen Oeffnungszeiten ist durch Aushang an sichtbarer Stelle be- kanntzugeben. Uebersteigt die Schließung vier Stunden, so bedarf sie der polizeilichen Genehmigung. Die Ge­nehmigung wird im Regelfall nur alleinstehenden Frauen und Kriegersrauen erteilt, ferner Betrieben, die nachweislich schon vor dem 1. Januar 1941 in den Vormittagsstunden den Betrieb eingestellt hatten. In der Zeit nach 18 Uhr sollen Gast­stätten grundsätzlich nicht geschlossen werden. Auch die Schlie­ßung einer Gaststätte an einem ganzen Wochentag bedarf der polizeilichen Genehmigung. In besondere» Fällen kann die Schließung auch an einem Sonntag zugelassen werden. Aus besonderen Gründen, wie Erkrankung, Ferien nsw. können Gaststätten vorübergehend für längere Zeit geschlossen werden. Auch eine solche Schließung bedarf der polizeilichen Genehmi­gung. Die vorübergehende Schließung von Beherbergungs­betrieben ist nicht gestattet.

Der-unkelungssünder zu Fuß

Was schon alles ist über die Pflichten der Kraft- und Radfahrer wahrend der Zeit der Ve-Ünnkeinng geschrieben Worden! Bis auf verschwindend wenige Ausnahmen haben diese denn auch Disziplin gezeigt Nun sei einmal auch dem Fußgänger ein Wörtchen über seine Pflichten gesagt. All­mählich hat ja auch der liebe Fußgänger gelrrnt. der Bestra­fung für unangebrachte Leuchtsingnale mit Taschenlampe und dergleichen aus dem Wege zu gehen. Nur dem Rad­fahrer geht er noch nicht aus dem Wege, weil er der Meinung ist, dieser habe nicht nur hinten am Schutzblech e>n .Katzen­auge. sondern auch noch zwei nach vorne gerrchwte. die die Dunkelheit durchbohren könnten.

Lieber Fußgänger! Der Radler steht nachts gerade wegen seiner Beleuchtung, die ihm ja nicht den Weg zeigen, son­dern die übrigen Verkehrsteilnehmer auf sein Daüerkommen aufmerksam machen soll, nicht weiter als bis aufs Vorder­rad, denn die Verdunkelungsvorschrift verbietet ihm ia einen Weitreichenden Lichtstrahl! Sein Licht leuchtei den anderen, nicht ihm selber. Die lieben Anderen aber sollen sich vorse­hen. dem Radler nicht vors Licht und damit vors Rad zu lausen. Noch einmal: Der Radler steht gerade wegen des kleinen, aufs Vorderrad gerichteten Lichtscheines seiner bis aus ein Minimum verdunkelten Lampe weniger als jeder Fußgänger. Darum muß jeder Fußgänger darcuf bedacht sein, dem Radler n'<* vor das Rad zu lausen!

Arbeitsbuch kein Ausweis. Das Reichsgericht hat zur Beweiskraft des Arbeitsbuches eine Entscheidung gefällt, die in der Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht veröffentlicht wird. Es handelte sich um falsche Eintragungen lm Arbeitsbuch, die der Buchiuhaber über seine Person selbst gemacht hatte, indem er seinen Geburtsort falsch angab. Die Vorinstanzen hatten den Buchinhaber wegen mittelbarer Falschbeurkundung verurteilt. Das Reichsgericht hob dieses Urteil auf, da es nach den Bestimmungen des Gesetzes über das Arbeitsbuch keinem Zweifel unterliegt, daß das Arbeits­stil die Angaben über den Geburtsort des Arbeiters keinerlei Beweiskraft besitzt. Die Verordnung über das Arbeitsbuch be­stimmt zwar, daß der Antragsteller die von ihm verlangten Angaben über seine Person und sein Vorleben richtig und vollständig zu machen hat. Es ist den Arbeitsämtern aber nicht die Pflicht auferlsgt, sich vor der Ausstellung des Arbeitsbuches oder des vorläufigen Ausweises über die Nich­tigkeit dieser Angaben zu vergewissern. Aus dem Urteil ergibt sich, daß sich ein Betriebssichrer nicht auf die im Arbeitsbuch angegebenen Personalien ohne weiteres oerlas- darf, sondern, falls ihm Zweifel an der Nichtigkeit der /»gaben kommen, andere Unterlagen herbeiziehen muß.

Die 1. Stratzensammlung für das KW HW 1341/12 brachte hier 70A mehr als die vorjährige. Ein erfreulicher Auftakt für die kommenden Sammlungen und den Opfersinn der Einwohnerschaft.

Nagold, 29. Sept. In einer Besprechung des Bürger­meisters mit den Natsherren erfolgte die Feststellung des Haushaltsplans der Stadt sür das Rechnungsjahr 1941 und die Aufstellung der Haushaltssatznng. Der Haushaltsplan schließt in Einnahme und Ausgabe mit 751328. RM. ab. Die Schuldentilgung ist nn abgelaufenen Rechnungsjahr Plan­mäßig fortgesetzt und das Vermögen der Stadt in seinem Bestände erhalten worden. Die Hebesätze sind dieselben wie in den vergangenen Jahren, für die Grundsteuer 145A, die Gebäudestener 110A, Gewerbesteuer 300A und Bürgersteuer 50ÜA der Meßzahlen. Ucber das Wochenende weilten hier 150 Jungen der Motor-HI mehrerer Banne, um die Prü­fung, die zum Tragen des Motor-HJ-Prüfungsäbzeichens berechtigt, abzulegen. Damit war gleichzeitig die Aushändi­gung des Krregskraftfahrscheins verbunden.

Ettlingen, 30. Sept. (Tödlich verungtnckt.) Am Samstag nachmittag wurde der ledige, 36 Jahre alte Hans Vögele am Bahnübergang bei der Waldkolonie von dem von Her- renalb kommenden'Zuge angesahren und zur Seite geschleu­dert. Der Verunglückte wurde sofort mit dem Zug nach Ett­lingen-Holzhof und von hier zum Arzt verbracht, der einen schweren Schädelbruch feststellte, an dessen Folgen der Verletzte bald darauf starb.

Aus der Handwerkskammer Reutlingen

Im Kammerbezirk Reutlingen haben über 1100- Lehrlinge die Gesellenprüfung !m Lause des Frühjahrs und Sommers mit Erfolg abgelegt.

Zur H c rb st g e s e l l c n p r ü f u n g ds. Js. hat die Kam­mer 6l0 Lehrlinge aufgcfordert. Die Prüfungen sind teil­weise schon im Gange.

Der Zugang junger Leute zum Handwerk war in ver­schiedenen Handwerkszweigen unbefriedigend. Erfreulich ist daher, daß die Hitlerjugend eine Berufsaufklärungsaktion in die Wege leitet, die manchem Entlaßschüler und auch deren Eltern zeigen wird, daß es sich lohnt, ein Handwerk zu lernen. Dies umsomehr, als für die Berufsausbildung auch im Hand­werk reichscinheitliche Richtlinien bestehen und die Führung eines geordneten Werkstartwochenbuchcs jedem Lehrling zur Pflicht gemacht ist

Die Zuweisung der jungen Leute in eine Meisterwerk­stätte erfolgt durch den Berufsberater beim zuständigen Ar­beitsamt, dem die Meister den Antrag aus Zuweisung eines Lehrlings spätestens bis 1 Oktober zuznleiten haben und zwar am einfachsten über den Jnnnngsobermeister. Die Vordrucke für die Antragskartcn sind beim zuständigen Arbeitsamt er­hältlich.

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Staat!. Kursaal Wildbab Filmvorführungen am Mittwoch den 1. Oktober Unser Nein er Junge"

Es hat sich im Maschinensaal der Vcdag herumgcsprochcn, daß eine der Packerinnen, die Lena,etwas Kleines" bekommt. Man glaubt auch, den Urheber der kommenden Mutterfreuden Lenas zu kennen: Ole Thomsen, den ersten Maschinisten der Vedag. Dieser Ole ist nicht besonders beliebt. Entweder ärgern sich die anderen darüber, daß dieserhergelaufene Schiffs- maschinisr" ihnen als erster Maschinenmeister vor die Nase gesetzt wurde, oder sie gönnen ihm die Lena nicht. Zu den Eifersüchtigen zählt Otto Jahnke, der zu der kleinen Gruppe gehört, mit der Lena wanderte, paddelte und zeltete. Die klei­nen Neckereien werden zu offenen Zwistigkeiten, die Frage: Von wem ist denn nun das Kind?" vergiftet das Verhältnis zwischen Ole und Lena, und Ole geht wieder, auf See.

Wie es so geht im Leben, gibt cs unter den obwaltenden Umständen Konflikte unter der ganzen Belegschaft, denn die Lena wollte sich aus Verzweiflung dem Wasser anvertrauen. Da aber erwächst aus denselben Leuten tatkräftige Hilfe und das an sich ernste Spiel löst sich in Wohlgefallen aus. Ole Thomsen kommt zurück und ist sich seiner Pflicht bewußt. Er wird ein liebender Gatte und treusorgender Vater.

Mit Rücksicht auf die Erfordernisse des Luftschutzes be­ginnen die Abendveranstaltungen pünktlich um 19.30 Uhr. Während der Vorführung der Wochenschau darf auf Anwei­sung des Reichsministers für Volksanfklärung und Propa­ganda kein Einlaß gewährt werden.

Fridolin Biessnger.

Knrsaal-Lichtspiele Herrenalb Mittwoch den I. Oktober:Fricbemann Bach"

Friedemann Bach ist in das Haus seines Vaters zurück­gekehrt, nachdem er wie alle früheren auch seine letzte An­stellung in Halle aufgegebcn hat. Der alte Bach macht sich große Sorgen um seinen Lieblingssohn, doch Friedemann ge­lingt es, die Gedanken seines Vaters abzulenken: Johann Sebastian Bach erfährt erst jetzt von der Liebe seiner Tochter Friederike zu seinem Schüler Altnikol. Als ob Friedemanns Unbekümmertheit gerechtfertigt werden sollte, bietet sich ihm plötzlich eine glänzende Aussicht für die Zukunft. Der sächsische Hof lädt Johann Sebastian Bach zu einem Konzert ein, da aber der Kantor der Thomasschule Leipzig nicht verlassen kann, bestimmt er Friedemann, an seiner Stelle nach Dresden zu gehen. Mit dem großen Erfolg seines Konzerts im Brühl- schen Palais, wo Friedemann eine eigene Komposition spielt, tut sich ihm eine neue Welt auf. Die Hofgesellschaft reißt sich um ihn, der allmächtige Brühl stellt ihm den Posten eines Hofkomponisten in Aussicht, und die schöne Tänzerin Normt öffnet ihm mit ihrer Liebe den Weg zu Glanz und äußeren Ehren. Friedemann komponiert für die Tänzerin ein Nym- phenballctt. Erst nach der Vorstellung, als er mit Beifalls­kundgebungen überschüttet wird, erkennt er, daß er seichte Musik gemacht hat statt seiner Kunst treu zu bleiben, und daß er um eines galanten Abenteuers willen an der echten Liebe vorbeigegangen ist. Die junge Gräfin Antonia Kollowrat, der Friedemann Klavierunterricht gegeben hat und die ihn liebt, und seine Kunst bewundert, gibt ihm zu verstehen, wie stark sein gedankenloses Karrieremachen sie befremdet. Betroffen von der Tiefe des Gefühls, das Antonia ihm so offenbart, kommt Friedemann zur Besinnung, und er komponiert ein neues Werk, das wirklich den Anforderungen entspricht, die er an sich und seine Kunst stellen mutz. Er beschließt, Dresden in verlassen und wieder zu seinem Vater zurückznkehren. So- ld er eine neue Anstellung gefunden haben wird, -oll An­tonia ihm folgen und seine Frau werden. Aber Johann Seba­stian Bach ist gestorben, als Friedemann in Lsip-ig anlangt. Von diesem Tag ab kämpft Friedemann Bach um Liebe und Kunst, aber in Leidem vergeblich. Arm und verlassen stirbt ei im Hanse seines Bruders: der Ruhelose hört in seiner Sterbe­stunde die Musik seines Vaters und findet heim zu ihm, vor dessen überragender Größe er ein Leben lang geflohen ist. In der Aussöhnung mit dem Geiste und der Musik Johann Seba­stian Bachs vollendet sich sein Leben.

Im Vorprogramm: Torfheimat, Kulturfilm. Die Deutsche Wochenschau: Von Afrika bis zur Eismeerfront.

Fridolin Biesinger.

Stadttheater Pforzheim

Tie ungarische Hochzeit"

Operette von Nico Dostal

Das Haus war ausverkanft! Tie Operette hat recht ge­fällige Melodien, ist im Libretto geistreich und witzig und kann deshalb recht angenehm unterhalten. Bei ihrer recht guten Wiedergabe stellten sich die neuen Operettenkräfte vor. Es wäre heute verfehlt, über ihr Können schon ein ab­schließendes Urteil zu stillen. Man muß die Künstler erst

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BerNn-Echmakliendors. tdlichönick vei Voten.)

Das war ein seltsames Geständnis, mitten aus der Straße vor den halbfertigen Häusern, von deren Hinterseite her die ge­waltigen Geräusche des Bauplatzes schallten. Bagger- und Beton- maschinen, Stampfen, Hämmern, Dröhnen. Aber über ihnen in den Linden, welche die Straße säumten, zwitscherte gelassen und ungestört ein Buchfink.

Agelin, du hättest mir einmal antworten sollen-!"

Ludwig, ganz ehrlich: ich wollte nicht! Ich passe nicht in deine Familie hinein. Und für ein Techtelmechtel bin ich mir immer zu gut gewesen."

Du bist die besitz Freundin meiner Schwester und fast zu­hause bei uns gewesen!"

Eben deshalb, Ludwig. Ich komme aus einer anderen

Sphäre-ich-ich hätte Angst-" das kam

ganz kläglich heraus und der Ton paßte nicht zu dem Typ dieses resoluten und Hellen Mädchens.

Du und Angst, Agelin? Das sind aber zwei verschiedene Wesen. Das glaube ich dir nicht. Du wärest doch nicht allein! Ich bin doch da!"

Sie sah ihn verstohlen von der Seite an. War er der Mann, dem man ohne jemals selber zu handeln restlos vertrauen konnte? Sie wollte es fast bezweiseln. Trotzdem er gut aussah, männlich und kräftig. Und auch mutig. Jawohl, mutig. Früher hatte sie ihn für ein wenig weich gehalten.

Agelin, ich bin so froh, daß ich dich wiedergesehen habe... es war doch eine lange Zeit. Aber ich habe immer an dich ge­dacht. Auf allen Gesellschaften und Bällen, immer nur an dich! Ich liebe dich, Agelin, ich werde es bei meinem Vater durch­setzen."

Er schob seinen Arm unter den ihren und sie ließ es geschehen. Wie seltsam und zauberhaft das war: vor Minuten noch lief man «klein, ein bißchen sehnsüchtig, ein bißchen verlassen und allein

durch die Straßen, eine Heimgekehrle und fast Entwurzelte, an andere Bräuche und Sitten Gewöhnte, und da war plötzlich einer neben ihr und hielt ihren Arm, als gehöre sich das so, sei immer so gewesen und müsse so sein. Ludwig Hochkemper, Freund ihrer Kindertage, sür den sie als halbwüchsiges Müde! geschwärmt hatte, damals, als er schon Primaner war und sie selber noch ab­stehende Zöpfe trug. Hatte er ihr nun eigentlich einen ricbttgen Heirakscintrag gemacht, hier so beim ersten Wiederzusainluen- tresfen, nach Jahren, ohne Einleitung und Uebergang? Sie fröstelte im warmen Sommernachmittag. Sie wußte nicht, ob sie j glücklich oder traurig war. Sie ging verstummt, ganz langsam, an leinen Arm geschmiegt, der noch immer den ihren stützte. Sie hatte auch die Bauten vergessen, die sie besichtigen wollte, sie wußte nur, daß es nun nicht mehr nötig war, Barbara Marie aus dem Wege zu gehen, an der sie so hing und die sie hatte meiden wollen um dieses Bruders willen. Vielleicht ging man heute abend heim und sagte dem einsamen Vater, der sie zur Belebung seines verlassenen Heims zu sich gebeten hatte: ich habe mich verlobt, Vater, ich habe mich soeben verlobt mit Ludwig Hochkemper, dem ältesten Sohn des alten Kommerzienrats und reichsten Mannes der Stadt.

Ich will sehr bald", begann Ludwig neben ihr,Agelin, ich

will mit deinem Vater-"er kam mit diesem schönen und

zuversichtlichen Satz nicht zu Ende. Dicht neben dem Straßenrand knirschten die Bremsen eines anspruchsvollen Kraftwagens. Der Fahrer am Steuer verharrte mit unbeweglichem Gesicht, als wäre er kein lebender Mensch. Aber eine Tür des Wagens öffnete sich rasch. Vorgebeugt rief ein eisgrauer Herr mit einer rauhen, etwas belegten Stimme nach daußen:

Ludwig! Ich wünsche, daß du mit mir fährst! Ich habe in der Fabrik mit dir zu sprechen."

Dein Vater-flüsterte Agelin und trat einen

Schritt zurück; alle Farbe ging aus ihrem Gesicht; es war, als habe sie keinen Mund und keine Augen mehr. Sie sürchtete diesen Kommerzienrat Hochkemper, der ihr Schwiegervater werden sollte. Ihr Schwiegervater? Lächerlich. Wie sie nur so etwas denken konnte-! Sie hörte Ludwigs Worte:

Bitte, Vater, Fräulein Bruuns, Barbara Maries beste Freundin! Du kennst sie nock! Hat viel bei uns verkehrt!"

Interessiert mich kaum! Steig' ein! Ich Hab mit dlr zu sprechen"

Aaelln backte: wie ist ko etwas möglich? Kann so etwas ge­

schehen? Man ist eine Weile traumhaft glücklich, ja, glücklich! sind dann geschieht etwas Entsetzliches. Ein Mensch, zu dem man aufsehen soll ein Leben lang, der stärker sein soll, als man es je sein kann und wird, er läßt sich maßregeln und schulmeistern von seinem Vater, auf der Straße, in Gegenwart des Fahrers, vor ihren Agelins, Ohren?

Ich komme sofort nach, Väter, ich muß nur eben Fräulein Bruckis heimbringen-"

Nichts wirst du", keuchte der Alte auf seinem Polstersitz, als sofort mit mir fahren! Jawohl!"

Tu es!" flüsterte Agelin,bitte, Ludwig, schön mir zuliebe tue es!" Sie fürchtete, der Alte würde einen Schlaganfall er­leiden, so maßlos war sein Zorn und seine Erregung.

Verzeih", sagte Ludwig,verzeih, Agelin, es scheint in der

Tat etwas Außergewöhelnches geschehen zu sein-vielleicht

hat mein Vater mich bereits überall gesucht-ich werde

anrufen-nein, ich werde morgen zu euch kommen zu

deinem Vater!" Er ergriff ihre Hand und küßte sie. Dann stieg er schnell zu seinem Vater in den Wagen. Und dieses Steinbild am Steuer fuhr ohne Anruf und Aufforderung rasch davon.

Agelin stand auf der Straße. Leute kamen vorüber. Häuser standen da mit tausend Fenstern. Agelin sah Fratzen hinter diesen Fenstern, die nach ihr lächelten und sie verhöhnten. Der Buch­fink zwitscherte noch immer, zu diesem genau so wie zu Ludwig» Liebeserklärung. Natürlich war nichtsAußergewöhnliches" ge­schehen, wie Ludwig sie zu täuschen versuchte. Zufällig war der Alte des Weges gefahren und hatte sie beide Arm in Arm ge­sehen. hatte andere Psäne mit seinem Sohn, war außer sich und beschwor damit diese Szene heraus. Der Kommerzienrat hatte den Sohn von Agelins Seite weggeholt, wie man seinen Sohn von irgendeiner zweifelhaften Person weghvll, derer er sich zu schämen hat. Leber Agelins Gesicht lief plötzlich brennende Röte. Eie meinte, in den Erdboden zu sinken. Wohin sollte sie denn, sich zu verstecken, den Blicken der Passanten zu entgehen, sich denen zu entziehen, die Zeuge dieses Zwischenfalls gewesen sein konnten? Ich darf nicht laufen, dachte Agelin, wie lächerlich würde das aussehen. Ich kann auch nicht ruhig gehen, ich sinke ja in die Knie, wenn ich das tue. Sie sah die halbseitigen Hausfronten der Neu­bausiedlung an, ging ein paar schwankende Schritte und trat m einen Hauseingang, zu dem der Zutritt durch zwei über Kreuz geschlagene Bretter verwehrt war. Agelin dachte nicht nach, sie schlüpfte durch den Eingang und war im Innern eines Rohbaues