Samstag den 27. September 1941

Der Enztäler

99. Jahrgang Nr. 227

Timoschenko auf Reise«

Von Kriegsberichter Otto Sroka.

DNB... (PK.) Deutsche Soldaten im Vormarsch. Wenn der Bolschewik vielleicht hoffte, daß seinGeneral Dreck" die deutschen Offensivstöße abfangen würde, so soll er sich ge­täuscht haben. Ruhelos werden die zermürbten Sowjetarmeen in Bewegung gehalten. Ruhelos reist Timoschenko, Ober­befehlshaber des großen Frontabschnittes Mitte, umher. Aus de« Gefangenenaussagen läßt sich jeweils ein ziemlich deut­liches Bild seiner Irrfahrten und deren rückläufiger Ten­denz gewinnen. Ein hart verfolgter Turm seines Moskauer Sowjetkönigs, zieht er von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, von Gefechtsstand zu Gefechtsstand in dem verzweifelten Bestre­ben, das ständig näherrückende drohende Matt doch noch durch irgendeinen überraschenden Gegenzug abzuwcnden. Aus dem Kessel um Gomel konnte er sein Hauptquartier ge­rade noch rechtzeitig zurückverlegen, um wenige Tage später binter dem nördlickien Abickmitt seiner wankenden K-ront auk- zntauchen und bald darauf wieder am Südflügel' gemeldet zu werden. Bedenkenlos wirft er seine zusammengeschlage- iien, mühsam durch Reserveverbände aufgefüllten Divisionen ins Feuer; wahllos zieht er alle irgendwie verfügbaren Ar­tillerie-, Panzer und Fliegereinheiten zusammen. Denn er schöpft ja aus einem lrngeheuren Reservoir an Menschen- und Kriegsmaterial. Daß diese brüchige Front überhaupt noch hält und zu aktivem Widerstand fähig ist, läßt sich nur durch die unvorstellbare Leidensfähigkeit des primitiven russischen Menschen erklären, der unter dem Terror der Sowjetkom­missare und in der latenten Furcht vor dennazistischen Ge- fangcnenmördern" zu kämpfen hat. Wir erleben es täglich, daß sich Sowjetarmisten bis zum letzten Atemzug wehren oder selbst eine Kugel durch den Kopf jagen, um ihrer Ge­fangennahme und ihrer damit zu erwartendenMarterung" zu entgehen. Wir erleben es täglich, daß Gefangene resig­niert fragen:Wann müssen wir unser Grab schaufeln, wann werden wir erschossen?" Haben sie erst einmal Vertrauen ge­faßt, dann packen sie aus, und was sie übereinstimmend be­richten, klingt häufig wie eine unglaubwürdige Schauermär.

Sie verfluchen ihre Kommissare und Generäle, die sie ohne Erbarmen gegen die eherne deutsche Umklammerung anrennen lassen und regimenterweise ins sichere Verderben schicken, die sie gnadenlos von eigens dazu bestimmten Son­derkommandos niederschießen lassen, wenn sie sich zur Flucht wenden, die sie kaltblütig in den erbärmlichen Erdlöchern der vordersten Verteidigungslinien in Wind und Wetter ohne Verpflegung verrecken lassen. Sie verfluchen ihre unfähige Führung, verfluchen das System und den ganzen Moskauer Bonzenklüngel einschließlich Väterchen Stalin. Gcfangencn- aussagen, zumal die sowjetischer Gefangener, sind unter Vor­behalt airfzunehmen. Die Freude um ihr gleichsam wieder- gewonneues Leben, das erklärliche Bestreben, sich beliebt zu machen, verleitet zu Uebertreibungen und Entstellungen. Es müssen erhebliche Abstriche gemacht werden. Aber alles in al­lem: es bleibt noch reichlich genug übrig, um ein klares, unverfälschtes Bild zu gewinnen von dem, was sich in den Lagern der bolschewistischen Armeen abspielt. Die Zahl der Ueberläufer steigert sich täglich; denn cs hat sich allmählich herumgesprochen, daß es besser ist, deutscher Gefangener als' sowjetischer Soldat zu sein.

Der Turm Timoschenko kann das näherrückende Matt nur hinauszögern, aber niemals mehr aufhalten. Die Partie ist verloren, und seine sinnlosen Versuche, durch einen genia­len Zug das Unmögliche doch noch möglich zu machen, wird er mit weiteren enormen Opfern bezahlen müssen.

Ritterkreuz für kühnen Flieger

DNB Berlin, 26. Sept. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbe­fehlshabers der Luftwaffe,'Reichsmarschall Göring. das Rit­terkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen an Oberleutnant Hogeback, Staffelkapitän in einem Kampfgeschwader.

Oberleutnant Hermann Hogeback, am 25. August 1914 in Oberscheid, Kreis Birkenfeld, geboren, hat in zahlreichen Feindflügen, vor allem im Mittelmeerranm. dem Gegner in kühnen Angriffsflügen schwersten Schaden zugefügt. Unter anderem hat er mit seiner Staffel in der Panzerschlacht bei Sollum entscheidend in den Erdkainpf eingegnffen und im Tiefflug Truppen- und Panzerbereitstellungen so erfolgreich angegriffen, daß die Panzerschlacht zu Gunsten der im Erd­kampf stehenden Truppen entschieden wurde. Auch rm Kampf um Tobruk hat Oberleutnant Hogeback in nie erlahmendem Angriffsgeist viele erfolgreiche Angriffe durchgefuhrt. Neben seinen 163 Feindflügen im gegenwärtigen Krieg flog er 100 in Spanien gegen den Feind.

vo» //anv

Urheberrechtsschul; Roman-Verlag A. Schwingenstein, München

70. Fortsetzung und Schluß. (Nachdruck vcrbtten.)

Er begann verwundert zu Lieber Albert!

Heute halte ich es nun an der Zeit, über alles Aufschluß zu geben, was Dir die ganze Zeit her rätselhaft erschienen sein mochte.

Zunächst möchte ich Dir den Grund meines Schweigens etwas motivieren. Ich hatte Angst, Du könntest mich ver­achten, wenn Du die Wahrheit wüßtest. Ich habe lange init mir gerungen, Dir die Wahrheit zu bekennen. Nun sollst Du es wissen. Irene Schröder ist das Kind aus meiner ersten Ehe. Ich war jung damals und habe große Schuld auf mich geladen. Als mir das so richtig zum Bewußtsein kam, war Irene mit ihrem Großvater verschollen. Mein erster Mann, Irenes Vater, starb sehr früh. Ich war damals bei der Bühne und liebte das Leben zu sehr. Später heiratete ich den Geheimrat Hemm. Er wußte von meiner ersten Ehe, aber nichts von dem Kinde. Damals schämte ich mich bereits, daß ich mein Kind einmal verlassen hatte. Er weiß cs auch heute noch nicht und es ist wohl am besten, wmn er nichts davon erfährt, weil ich nicht einsehc, daß die Harmonie unserer Ehe dadurch vielleicht getrübt werden könnte.

Daß ich mein Kind wieder fand, das verdanke ich Dir, Albert. Als ich Irene das erstemal bei Kommerzienrat Hettenhcim sah, da wurde ich schon furchtbar unsicher. Nach dem, was Du mir dann noch sagtest, gab cs für mich keinen Zweifel mehr, daß ein gnädiges Schicksal mir mein Kind in den Weg geführt hatte.

Dann bat ich Dich, mir eine Unterredung mit Fräulein Schröder zu verschaffen. Es war kein Irrtum mehr. Du wirst begreifen, daß ich nun gutmachen wollte, was noch

An die Arbeiismaiden

Der erweikerte Kriegseinsah beginnt.

DNB. Berlin, 26. Sept. Durch einen Erlaß des Füh­rers sind, wie seinerzeit gemeldet, die zum Reichsarbeits­dienst ein-gezogenen Mädchen auf weitere sechs Mnoate zum Kriegshilfsdienst verpflichtet worden. Zu Beginn die­ses erweiterten Kriegseinsatzes der weiblichen Arbeits­dienstjugend erläßt Reichsarbeitsführer Hier! folgenden Aufruf:

Arbeitsmaiden! Ein halbes Jahr lang habt Ihr die große und schöne Aufgabe gehabt, deutschen Müttern Hel­ferinnen zu sein, während an der Front die Männer ihr Leben einsetzen. Jetzt seid Ihr zum ersten Male aufgerufen, Eure Arbeitskraft für ein weiteres halbes Jahr in den Dienst Eures Volkes zu stellen. Wehrmachtsdienststellen und Behörden. Krankenhäuser und hilfsbedürftige Fami­lien, soziale Pflegestätten und Kinderlandoerschickungsla­ger warten auf Eure Hilfe genau so, wie die Bäuerinnen es bisher getan haben. Jede einzelne von Euch wird freu­digen Herzens und unter Hintansetzung ihrer persönlichen Wünsche dem Ruf des Führers Folge leisten.

Ihr alle wißt, worauf es im gegenwärtigen Kampf an­kommt. Im Bewußtsein Eurer Verantwortung und inne­ren Verpflichtung werdet Ihr das, was das kommende Halbjahr von Euch fordert, mit der gleichen Einsatzfreudig­keit bewältigen, die in Euren Lagern längst zur Selbstver­ständlichkeit wurde. So habt auch Ihr Teil an Kampf und Sieg unseres Volkes."

Novell zu Besprechungen in London.

Nach dem Londoner Nachrichtendienst weilt gegenwär­tig der britische Oberbefehlshaber in Indien, Wavell, in London, wo er mit Churchill und dem Generalstabschef Sir John Dill sowie dem britischen Oberkommandierenden für den Nahen Osten, Auchinleck. Besprechungen abhält. Diese Besprechungen sollen in der Hauptsache der Lage der Sowjets gegolten haben!

Kriegsverdienstmedaille für Berliner Rüstungsarbeitcrmnen.

Berlin, 26. Sept. Reichsminister Dr. Goebbels überreichte am Freitag 16 Berliner Arbeiterinnen aus der Kriegs- und Rüstungsindustrie, die sich im Rahmen des Kriegseinsatzes der deutschen Frau besonders verdient gemacht haben, die ihnen vom Führer verliehene Kriegsverdienstmedaille. Dr. Goehbels würdigte dabei die Leistungen dieser vom Führer ausgezeichneten Arbeiterinnen und dankte ihnen in herzlichen Worten für ihre beispielgebende Haltung.

Bulgarischer Minister über seine Eindrücke in Wien.

Sofia, 26. Sept. Der bulgarische Landwirtschaftsminister Kuschest, der aus Wien zurückkehrte, wo er an der Eröffnung der Messe teilgenommen hatte, wies bulgarischen Pressever­tretern gegenüber auf den herzlichen Empfang hin, den man ihm in Wien bereitet habe, und auf die große Sympathie für Bulgarien, die er habe feststellen können. Er habe die besten Eindrücke von der Wiener Messe und von der, Geist der Be­völkerung erhalten. Alle Deutschen, Männer und Frauen, jung und alt, seien von dem Endsieg überzeugt und stellten alle ihre Kräfte für diesen Sieg zur Verfügung. Lebensmittel gebe es genug, der Verbrauch sei jedoch einer vernünftigen Sparsamkeit und einer gerechten Verteilung angepaßt.Das Leben in Großdeutschland, das wunderbare Vertrauen des Volkes in den Erfolg flößen Mut ein, lassen jeden fühlen, daß die Sache Deutschlands gerecht ist und zum Wohle Aller," so erklärte Kuscheff.

Nie Japaner oringcn weiter vor.

Nachdem die japanischen Truppen nach schweren Kämp- fen und mehreren Tagen heftigen Artilleriefeuers von Kriegsschiffen sowie wiederholten Luftangriffen am Südost­ufer des Tungting-Sees landeten und Wngtien einnehmen konnten, berichtet der Domei-Kriegberichter, daß die am wei­testen nach Süden vorgedrungene japanische Kolonne nur noch 28 Kilometer von Tschangscha, der Hauptstadt der Pro­vinz Hunan, entfernt sei. Die Truppen befinden sich weiter im Vormarsch. Von japanischer militärischer Seite wird dar- auf hingewiesen, daß die in die augenblicklichen Kämpfe ver­wickelten chinesischen Truppen zu den besten Truppen Tschiangkaischeks gehören.

gutzumachen war. Freilich mußte ich Dir wehe tun, mußte Dir Irene nehmen. Aber Du warst mit Felizitas verhei­ratet und es hätte nur Unglück gegeben.

Nun ist alles anders gekommen und ich kann Dir ja nun sagen, wo Irene sich aufhält. Ich habe das Jagdhaus Elmenreut durch einen Agenten für mich kaufen lassen. Wie ein Scherz klingt das, nicht wahr? Dem eigenen Manne etwas abkaufen von seinem Gelbe, das er mir in sciüer Güte immer reichlich zur Verfügung gestellt hatte.

Dort ist sie nun wieder seit drei Wochen. Vorher hatte ich sie mit mir genommen nach Wiesbaden, habe ihr ein Weniges von der Schönheit der Welt gezeigt und habe ge­glaubt, daß sie dadurch etwas vergessen könnte, was sie vergessen müßte, denn Felizitas war ja immer noch Deine Frau. Nun ist alles anders geworden!

Geh zu ihr, Albert, wenn in Deinem Herzen noch ein Platz für sie ist. Du wirst das gleiche, gütige, großzügige Herz vorfindcn, das immer in großer, selbstloser Liebe an Dir hing.

Denke nicht allzu unrecht von mir, lieber Albert. Ich will zeit meines Lebens versuchen, das an Irene gutzu­machen, was ich versäumt hatte. Einmal aber nur ein­mal, wenn cs sein kann möchte ich euch besuchen in Elmenreut, möchte mich an euch beiden sonnen und immer in Liebe euer gedenken,

Deine Silvia Heincn."

Lange noch, nachdem er den Brief gelesen hatte, saß Albert Rodcnstock am Schreibtisch, den Kopf in die .Hände gestützt. Er konnte alles nicht fassen. Zu unerwartet stürzte das alles auf ihn herein.

Wie oft war er jetzt daheim in Kirchzcll des Abends, draußen auf dem Hügel gesessen und hatte an Irene gedacht. Hatte geglaubt, sic mit seiner Sehnsucht herbeizichen zu können, damit sie seinem Leben wieder Inhalt und Wärme gäbe.

Und nun war alles so kinderleicht geworden, durch diesen einen Brief. Weiß Gott, das Schicksal meinte cs wirklich gut mit ihm.

Rodenstock stand auf und streckt« wie ein Erwachender die

Arme.

Neues aus aller Welt

Seltsames TieriövA. Von einem seltsamen Tieridyll wird aus einem spanischen Fischerdörfchen nahe bei Llanos berichtet. Dort versieht nämlich eine aügerichtete Möve Bo­tendienste zu einer kleinen Insel im Meer. Vor einem Jahr etwa flog dem Fischer Manoel Cardenos auf seinein Boot eine erschöpfte Möve zu, die sich den Flügel verletzt hatte. Liebevoll Pflegte der Mann das Tierchen, das ihn bald aüf sämtlichen Fahrten begleitete, ohne jemals wieder fortzu- ttwgrn. Da Manoel oft tagelang, manchmal bis au einer Woche, auf der Insel verweilte, kam er auf den Gedanken, die Move abzurichten. Tatsächlich gelang ihm das einmalige Dressurstuck: der Vogel bringt nun Briefe von der Insel zum Feitland, wo ihm wieder kleine Päckchen Tabak umge- hangt werden, die crlebendige Flugpost" zurück auf d-c Insel bringt. Niemals jedoch fliegt die Möve allein auf die Insel, wenn sich der Fischer in seinem Heimatdorf befindet.

»« Der erschrockene Walfisch. Eine dreiköpfige norwegische Fischerfamilie war, wie aus Hammerfest gemeldet wird, zum Fischzug ausgefahren und hatte, mit Beute beladen, sich auf den Rückweg zum heimatlichen Hafen gemacht. Die Küste war bereits in Sicht, und am Horizont tauchten auch ander: Fischerfahrzeuge auf. Man war einander schon so nahege­kommen, daß man die einzelnen Gestalten ans dem anderen Kutter unterscheiden konnte, als das Schiff Plötzlich wie von magischer Gewalt emporgehoben wurde. Ehe man sichs ver­sah. war das Fahrzeug umgestürzt, und die Männer fielen ins Wasser. Mit Schrecken bemerkten sie, daß ein riesiger Walfisch unvermutet aufgetancht war und das Schiff wie eine Nußschale emporgehoben hatte. Das Tier selbst war anschei­nend ebenfalls stark erschrocken, denn mit einem mächtigen Satz schnellte es herum und verschwand wieder in den Flu­ten. Dabei wurde von der mächtigen Schwanzflosse der Kutter zerschlagen, und nur durch das sofortige Eingreifen der anderen Fischer, die den Unfall bemerkt und rasch näher­gekommen waren, konnten die seltsamen Schiffbrüchigen dein nassen Tod entrissen werden.

** DieSprache" Ser wilden Hunde. In gewissen Land­strichen Mittel- und Südafrikas machen zahlreiche Meuten wilder Hunde die Gegenden so unsicher, daß sogar die Rei- seiiden in den Automobilen von ihnen belästigt werden. Diese Wildhund: sind außerdem gefährliche Feinde der Antilopen, hinter denen sie oft in Nudeln von 40 bis §0 Stück Herfagen; schon während des Laufens reißen die hungrigen Bestien Fleischfetzen aus dem Körper ihrer Opfer. Mit der Beobach­tung dieser wild lebenden Hunde haben sich nun mehrere Forscher beschäftigt, die dabei zu dem merkwürdigen Ergeb­nis gelangt sind, daß sich die Hunde in echer ArtSprache" zu verständigen scheinen. Nach den Angaben dieser Forscher geben die Wildhunde z. B. ganz bestimmte Laute von sich, wenn die ganze Meute zusammen auf die Jagd geht. Werden Wildhunde, die im Buschwerk verstreut sind, voir irgendeinem Ereignis überrascht, oder erregt ein Mensch oder ein Tier ihre Aufmerksamkeit, so ertönt zuerst ein kurzes Gebell; dann folgt ein klarer, bestimmterNus", der den Eindruck macht, als ob er ein Losunassckirei zum Sammeln wäre.

»» Ein Brief aus dem Weltkrieg jetzt angrkommen. Bei einer Familie in Remagen traf dieser Tage ein Feldpost­brief ein, der rund 25 Jahre unterwegs war. Er wurde von einem inzwischen bereits verstorbenen, hier beheimatet gewe­senen Soldaten an eine Familie gesandt, die dem Manne kurz zuvor ein Feldpostpäckchen hatte zugrhcn lassen. Trotz der Verspätung war der Brief für den»EmPsängcr doch noch eine freudige Ueüerraschung.

Ein seltsamer Genießer. Ein Wiayriger tanvirnr.- schaftlicher Arbeiter in Longwy hatte die merkwürdige Ge­wohnheit, lebende Fröschv zu verschlucken. Er fing dieser Tage bei der Feldarbeit wiederum solcheDelikatessen" Diesmal blieb ihm aber der Frosch im Schlunde stecken, so daß er erstickte.

Das Bett als Schweincvcrsteck. Als ocn wsuer >cywer- sten Fall von Schwarzschlachtung im ganzen Oberlandcsgc- richtsbezirk Nürnberg bezeichnete der Vorsitzende des Son­dergerichts das Kriegsverbvcchen des 46 Jahre alten Xaver Zimmerer aus Neustadt a. D.. der während des Krieges nicht weniger als 40 Schweine, 14 Kälber. 4 Rinder und 3 Kühe.schwarzgeschlachtet hat und sich darüber hinaus von Bauern Fleischmarken ohne Gegenleistung geben ließ, um sein Kontingent weiter zu erhöhen. Als die Gendarmerie den lange bestehenden Verdacht bestätigt sah und Haus­suchung hielt, fand sie noch eines der schwarzgcschlachteten Schweine im Bett versteckt vor. Die von Zimmerer wöchent­lich der allgemeinen Bewirtschaftung entzogene Fleischmeng« kommt 1012 Wochenrationen für Erwachsene gleicki. Das Urteil gegen den Volksschädling lautete auf 2>/e Jahre Zucht­haus, drei Jahre Ehrverlust, 300 Mark Geldstrafe und 2506 Mark Wertersatzstrafe. Außerdem wurde das Berufsverbot cmr sank Kaste ausaesvrockien.

Ein Tag im Herbst, an dem sich die Natur geschmückt hatte zum letzten Rausch.- Klar und licht lag das Land in seinem Farbenschmuck der sterbenden Blätter.

Hand i» Hand wanderten Albert Rodenstock und Irene auf den stillen Wegen des Jagdhauses Elmenreut. Dann be­stiegen sie den Kahn und Albert ergriff die Ruder. Still saß sie ihm gegenüber. Sie beobachtete sein ernstes Gesicht, das -unbeweglich schien.

Vor einer Stunde war er gekommen. Er hatte sie über­rascht, als sie sich anschicktc, an ihn zu schreiben.

Länger hätte ich dieses Alleinsein jetzt nicht mehr ertra­gen", hatte sie ihm gesagt.Ich glaiibte, nun dürfe ich dir schreiben, weil du frei bist."

Ich habe mich namenlos gesehnt nach dir, Irene", hatte er geantwortet.

Und dann ivar mit wenigen Worten alles gesagt. Mit wenig Worten deckten sie die Zukunft auf. Was brauchte» sie auch viel reden. In ihren Herzen läutete das große Glück der Iugentage wieder hell und freudvoll.

Erzähl mir von der Heimat", bat sie leise.

Bald fahren wir hin ich und du", lächelte er und trieb das Boot mit kraftvollem Ruderschlag ins offene Wasser hinaus.

Wie leuchtende Perlen fielen die Tropfen von den Rudern, wenn er sie hob. Die Sonne verbrannte über dem Wald und hinter dein Nachen zog sich eine schimmernde Farbcnlinie.

Sie sprachen von der Hochzeit. Den Winter wollten sie noch verstreichen lassen. Das Trauerjahr sollte vorüber sein, wenn sie ihr Fest halten wollten.

Alles sprach dafür, daß cs ein großes und dauerndes Glück sein müsse. Und Gott wird seine Hand schirmend über dieses Glück halte,:.

Der erste Stern flimmerte über dem Wasser, als sie an der Steintreppc wieder anlegten und Hand in Hand über die Schwelle des Hauses schritten.

Drüben im Wald sang ein Vogel i '» stfllcS Lied in den dämmernden Abend.

Ende