Wie Theodor Körner fiel
Zu seinem heutigen 150. Geburtstag
NSK. Lützows Adjutant erhielt den Befehl, den französischen General Jouruicr zn fragen, warum er wider alle Abrede plötzlich die in ihr Waffenstillstandsciuartier abzie- hend.n Lützowiägcr van wnr.tembergischcn Schwadrancn iibelfallen ließe. Schau sei das Gefecht entbrannt, aber Ma- >ar van Lützow Haffe nach immer, daß es sich um ein Mißverständnis handele und der General das Gefecht abbrcchen werde, wenn Lützow nach einmal versichere, daß er auf der Straße van Kitzen nach Leipzig ahne Aufenthalt und ohne Kampfhandlungen abmarschiercn werde. Während der Ad- intant dem auf einem Hügel haltenden französischen General die Botschaft des Freikarpsfnhvcrs überbrachte, stürzten sich aber erneut die wnrtlembergischen Reiter mit dem Rufe: ..Herunter van den Pferden! Ergebt Euch!" auf die Lützow- sche Schar. Der Adjutant erinnerte d.n General Fournier an das gegebene Ehrenwort, die Lützawer unbehelligt ab- ziehen zu lassen. Dach der Genera., der vcn Navoicon den Befehl hatte, das verwegene Lützawsche Korbs ahne viel Federlesens zu vernichten, lachte hohnvall: „Waffenstillstand? Ja. für alle anderen, aber nicht für Euch!" . .
Jener Adjutant aber, der furchtlos zum Feind geritten lvar. um ihn zu fragen, was der Ueberfall bedeute, hatte gerade kehrt gemacht, als auch schon Offiziere der Umgebung des französischen Generals über ihn herfielen und ihm drei Säbelhiebe über den Kopf versetzten. Dennoch drückte der Verwundete seinem Schimmel die Sporen in die Flanken und raste im Galopp in einen kleinen Birkenhain. Verfolgende Feinde schrcckte er mit dem ins leere Gehölz geschrie- nen Ruf: „Vierte Escadron — zur Attacke!" zurück. Es gav aber keine vierte Escadron mehr. Erschöpft ließ er sich sinken. Seins, größte Sorge war jetzt, die in seinem Mantelsack verborgene Kriegskasse der Lützowcr nicht in die Hände der Feinde fallen zu lassen. Doch er war allein. Die Wunden bluteten Er fühlte seine Kräfte schwinden. Zum letzten Mal, wie er glaubte, riß er sich zusammen, holte sein Notizbuch hervor und schrieb: am 17. Juni 1813.
Die.Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.
Ich fühl's au meines Herzens mattem Schlage.
ich stehe an den Marken meiner Tage!
Gott, wie du willst! Dir üab ich mich ergeben.
Der schwerv.rwuudelc Adjutant Lützows hieß Theodor Körner. Zeine Kopfwunden aber heilten noch einmal aus. ' Nach einer kurzen Erholungskur meldete er sich wieder bet seinem Kommandeur. Längst sangen seine Kameraden sei» mitreißendes, losstürmendes Lied von Lützows wilder verwegener Jagd. Seinen jungen Ruhm vermehrte das von Vaterlandsbegeist.ruug erfüllte Drama „Zriny", ein Stück aus der ungarischen Geschichte während der Türkenkriege, das im Wiener Burgtheater fanfarenhaft die Wiener aufrief und in den Freiheitskampf mit Hineinriß. Körner traf sein Korps im Mecklenburgischen. Lützow berief ihn sofort wieder als seinen Adjutanten. Am 25. August 1813 erhielt Major von Lützow den Befehl des russischen Generals von Wallmodeu, d.sseü Armeeabteilung die Üützowsche Freischar zugeteilt war. mit hundert Lützowjägern und hundert russischen Reitern einen feindlichen Provianttransport zu vereiteln. Lützow. ,Körner an seiner Seite, brach sofort von Warsow nach Hagenow auf und hielt in der Nacht vom 25. zum 26. August Rast im Gutshaus Gottcsgabe. Hier setzte sich Leutnant Körner an den Flügel und sang den Kameraden sein neuestes Lied vor, das „Schwsrtlied". Körner, der auch musikalisch begabt war, hatte eine Melodie gefunden, die allen sofort ins Ohr fiel. In den wenigen Stunden eines tiefen Schlafes begegnete Tl)eodor Körner noch einmal seiner in Wien zurückgelassenen jungen Braut, der Hofschauspielerin Toni Adamberger, und redete in seltsamer Gedankenwirrnis bald mit ihr, bald mit dem „Schwert an seiner Linken", nicht wissend, tver ihm in seinem gllickheiteren Jüng- liugslebcn mehr ans Herz gewachsen war. Als er dann erwachte, graute der Morgen in seine Giebelstube und noch halb schlaftrunken fügte er seinem Schwertlied die letzte Strophe zu.
Da erscholl daS Signal zum Autre.eu. Patrouillen hatten den 38 Wagen langen französischen Transportzug mit Waffen und Lebensmitteln aus der Straße von Gadebusch nach Schwerin gesichtet. Zwei Kompanien Infanterie begleiteten ihn. Lützow befahl den Angriff: die Kosaken sollten hinter dem Tannenwald drüben dem Feind auflauern und nn gegebenen Augenblick hervorpreschend ihn aufhalten, bis die Lützower den Transport in der Flanke und im Rücken faßten. Aber die Kosaken kamen zu spät, wurden von weitem schon erkannt, der Feind flüchtete in den Tann, der den Uebersalleuden Deckung bieten sollte. Theodor Körner, als er sich so schon um den Kampfvreis betrogen sah, riß eine Gruppe von zehn Reitern mit sich und raste, ungeachtet des Signals Sammeln!, das Lützow blasen ließ, dem Feind in de» Wald nach. Den in der Morgensonne blinkenden Degen gczücki, die hohe Gestalt in der schwarzen Jägeruniform kühn über den Kopf seines Schimmels vorgebeugt, blieb Körner den Feinden, rechts und links Hiebe austeilend, au' den Fersen. Da fallt ein einziger Schuß. Ein franzöpschec Infanterist, von einem breiten Eichstamm gedeckt, hatte ihn abgegeben. „Nun habe ich eins" lächelte Körner den ihm sofort beistehenden Oberjäger Helsritz au. „gut getroffen, aber — das schadet — nichts!" Und stirbt schon in den Armen des fassungslosen Kameraden. Die Kugel hatte den Hals des Schimmels gestreift und war Körner in die rechte Seite ge- ürungen.
Der Tod des Dichters entfachte die Kampfwut der Kame-
raoeu. Der Transporlzug wuroe erveulet: wer von oeu Feinden nicht floh, wurde zusommcngehaueu Am Abend nach dem Gefecht, das in der Nähe des Dorfes Rosenberg stattfand, wurde der Dichter unter den alten Eichen von Wöbbelin begraben. Ueber seinem Grabe sangen die Kameraden das Lied von Lützows wilder verwegener Jagd mit einer träuengidämpften Verhaltenheit so innig und bewegt, wie es vorher oder nachher nie mehr gesungen worden ist. Außer Körner wurden unter den Wöbbeliner Eichen drei weitere Lützowcr zur letzten Ruhe gebettet.
Der Dichter Karl Jmmermanu. wie Körner auch im Frei- willigeukorps mitkämpfend, rief, als er von Körners Tod hörte, dem jungen Freiheitssängcr die Worte nach: „Indem cr den Kriegsrock anzieht, streift er alles Schwache. Nachgeahmte seiner ersten Versuche ab: er ist ein anderer geworden! Bon Feldwache zn Feldwache, von Gefecht zu Gefecht guellen ihm Lieder zu, eigene, unnachgeahmtc welche die Nation zu ihren Schützen zählt, er dichtet sein Schwertlied, einen der höchsten Laute unserer Sprache. Da werben schon die Trompeten! Er wirft den Stift weg und ergreift die Braut, welche er eben besungen: in der Fülle dieser Wonne, auf dem Gipfel solchen Glücks tritt ihn der Tod an. rasch, ohne daß er sein Antlitz gesehen hat, und die Brüder gaben ihm den Fcuergruß in die erkämpfte Gruft. Er fehlt im Siegesheimzuge, aber er ruht, wie er wollte, und lebt im Volke: „Denn was berauscht die Leier einst gesungen, das hat des Schwertes freie Tat errungen."
Ein Kamerad hatte seinen Reitersäbel au die Eiche über Körners Grab gehängr, ein anderer den Namen des Dichters tief in den Eichstamm eingeschnitten. In einer Höhlung des Stammes barg man Körners Schriftstücke. Diese Papiere sind heute mit dem Eichstamm zusammengewachsen und gleich einem Sinnbild für die Lebendigkeit seiner sieghaften Lieder in der Seele des deutschen Volkes.
Alfred Lein.
Theodor Körner
Z»m 25. September.
Dich hob der Geist, der deine Taten lenkte, empor vor deines Volkes Angesicht,
Und als die Nacht sich zu dir niedersenkte, stand deine Jugend schon im ew'gen Licht.
Dir war das Wort nicht werbende Gebärde, cs ward aus dir und wuchs und wurde Tat.
Du trugst den Traum in dir der deutschere Erde, in deinen Liedern blühte seine Saat.
Wir wissen nicht, was uns in offnen Händen dein früh erfüllter Genius noch barg, um dem befreiten Volk daraus zu spenden.
Die Flamme blieb, sie lodert hell und stark.
Wie du gelebt, so mußtest du vollenden, und ew'ger Lorbeer grünt um deinen Sarg.
Walter Schaefer.
Oer gefallene Generaloberst
Staatsakt für Ritter von Schobert.
DNB München, 23. Sept. Irgendwo an einem großen Strom im Osten wölbte sich ein schlichter Hügel. Darunter liegt neben seinem Flugzeugführer was sterblich war an Generaloberst Ritter von Schobert, dem Oberbefehlshaber einer Armee im Osten und ehemaligen Kommandierenden General des VII. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis VII.
Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hatte für Dienstag eisten Staatsakt angeordnet in der Stadt des früheren Wirkens Ritter von Schoberts als Kommandierender General. Stätte des Staatsaktes war der Platz zwischen dem Heeresmuseum mit den Zeugen und Trophäen der ruhmreichen einstigen bayerischen Armee, aus der der General hervorgegangen ist, und dem Grabmal des unbekannten Soldaten. Aus dem Portal des Heeresmuseums treten Soldaten mit Fahnen und Standarten der neuen Wehr- macht und der alten bayerischen Armee. Mit dem Beauftragten des Führers, Generaloberst Fromm, haben sich versammelt: General der Artillerie Wachenseld, Befehlshaber im Wehrkreis VII, zugleich als Vertreter des Oberbefehlshabers des Heeres, General der Flakartillerie Zenetti, Befehlshaber im Luftgau VII, zugleich als Vertreter des Reichsmarschalls Hermann Göring und des Generalfeldmarschalls Sperrle, als Vertreter des Oberbefehlshabers der Marine Kapitän zur See Möller, ferner Generalleutnant Ott als Vertreter oes Oberkommandos des Heeres, General der Infanterie Kühler als Vertreter der Armee des gefallenen Generalobersten. Von Partei und Staat waren u. a. erschienen mit einer Abordnung der Parteikanzlei die Reichsleiter General der Infanterie Ritter von Epp, Fiehler, Buch, Ley und Stabschef Lutze, Ministerpräsident Siebert sowie Gauleiter und Staatsminister Wagner. In großer Zahl waren Generäle der alten Armee erschienen, außerdem zahlreiche Vertreter des Konsularkorps. Bon der rumänischen Gesandtschaft in Berlin war der außerordentliche Gesandte Bossy mit drei hohen rumänischen Offizieren anwesend. Gegenüber den besonders geladenen Ehrengästen haben die Hinterbliebenen des Generalobersten, die Witwe mit ihren Kindern, Platz gefunden.
Blick auf die Hauptstadt der Ukraine, Kiew, die von den deutschen Truppen i» Besitz genommen wurde.
lWeltbild-Wagenborg-M.)
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Mit dem Gwckenscvtag elf vattt der Traueimarsch aus oer as-Dnr-Sonnte von Beethoven über den weiten Platz. Dann tritt Generaloberst Fromm vor das Rednerpult. Er würdigt Leben und Sterben dieses großen deutschen Soldaten. „Wie er als junger Offizier gewesen, so blieb er auch, so hoch er stieg: Stets Führer und Kamerad zugleich. Sem letzter Weg zur Truppe galt der Vorbereitung jenes großen Sieges im Süden der Sowjetunion, der unseren Feinden zu ihrem Schrecken neu bewies, daß deutsches Heldentum und deutsche Führungskunst unüberwindlich sind. Auch hieran hat' Generaloberst Ritter von Schobert sein gemessenes Verdienst. Der Tod auf dem Schlachtfeld war eine schöne Erfüllung, eines reichen Soldatenlebens." Generaloberst Fromm schloß: „Wie Du uns gelehrt, sei unser Gelöbnis an Dich: In soldatischer Haltung und nimmermüde zu kämpfen, wie Du es' getan, für den Führer, für Deutschland!" Unter präsentier-- tem Gewehr und bei gesenkten Fahnen dröhnen dann noch' einmal die Salven der Geschütze. Generaloberst Fromm sprach den Hinterbliebenen das Beileid des Führers aus.
D Die Zeit hält uns in Atem; täglich, stündlich stürzen die Berichte der Front über uns herein, einmalig in ihrer Größe, lind wir spüren es kaum, wie schnell die Zeit vorschreitct, daß die Blätter sich zu färben beginnen und das Herannahen des Herbstes künden. Mitten tu dieses große Erleben hinein fallt ein Ereignis, das in der Größe seiner Aktion und seiner Idee ein Spiegelbild eines aufrechten, opferwilligen Volkes ist: das Kriegswinterhilfswerk 1941/42.
Wir, die wir in der Heimat sind, Männer im Räderwerk der Wirtschaft, Frauen und Mütter in den Haushalten, an der Schreibmaschine und in den Fabriken, Menschen hinter dem Pflug und aus der eigenen Scholle, wir alle sind stolz darauf, daß wir weiter, wenn auch in bescheidenem Maße unsere Heimatliche und -treue unter Beweis stellen können, denn ob jung oder alt, drängt es nicht jeden unter uns. der Front für ihr Ringen, für ihren Sieg wenigstens dadurch Dank sagen zu dürfen, daß wir geben, schenken zum Wohl unseres Volkes? Ist eS nicht ein unbeschreibliches Glück, unseren Männern die Ruhe zum Kampf zu vermitteln und unseren Gefallenen bis zur letzten Minute die Gewißheit geschenkt zu haben, daß die Heimat für die Angehörigen in unermüdlicher Treue sorgt?
Wir wollen einmal zurückschauen, wollen es uns lebendig ins Gedächtnis zuriickrufen, was das Winterhilfswerk des vergangenen Jahres geleistet har. Wie eine Welle der Hilfsbereitschaft ist es über das deutsche Volk hinweggegangen, ungeahntes Leid bannend, alle Sorgen mildernd. Vielleicht ist es uns noch nie so klar geworden, was wir dem Winterhilfswerk danken, wie heute, da unsere Blicke nach Osten gehen, dorthin, woher die Berichte unserer PK.-Männer immer wieder Bilder grauenvollen Elends aufrollen. Abgestumpft und müde, krank und elend ein Volk von Millionen! Die wissenden unkindlichen Gesichter der russischen Jugend decken schonungslos ein Kinderelend aus. das an Verseuchung und Verrohung wohl einmalig aus dem europäischen Kontinent ist. Eine volksfremde Regierung hat diese entartete Jugend aus dem Gewissen, die den Untergang eines Volkes bedeuten kann.
Und wie ist es bei uns? Schauen wir nicht doppelt zärtlich in strahlende Kinderaugen, aus denen ein reiches Kinderylück leuchtet? Sind unsere Kindergärten und Kindertagesstätten nicht kleine Paradiese, in denen unsere Jugend seelisch und körperlich gedeiht? Und wie bei der Jugend, so ist es bet unseren Müttern und Frauen. Angespannt sind wir heute alle; es ist unsere Pflicht, unser Bestes zu geben. Aber wird nicht alles getan, unsere Spannkraft zu erhalten? In waldigen Tälern und auf sonnigen Höhen, überall im Großdeutschen Reich gibt es Erholungsheime, in denen sich schmale Wangen runden, in denen wir uns neuen Lebensmut holen.
Wieder -wird das Winterhilfswerk eröffnet, wieder wird die Heimat stark und froh gemacht. Diesmal wollen wir zum Winterhilfswerk kommen und nicht warten bis das Werk zu uns kommt. Wir wollen uns nicht beschämen lassen, bis die Menschen auf uns zukommen und sagen: gebtl Dankbar wollen wir sein, daß wir mithelfen dürfen, daß wir durch unsere Gaben beweisen können, daß wir der Front würdig sind.
Paula Baumann.
Kiew in deutscher Hand.
Die Reichsktiegsflagge weht über der Zitadelle der Stadt.
PK.-Schmidt Weltbild (M).
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Hier lauert der Tob! PK.-Jäger-Weltbild (M.) Noch während die Pioniere den Rest der von den Sowjets auf dieser Weggabelung diagonal verlegten Minen entfernen, rollen schon die ersten Kraftwagen über den bereits
gesäuberten Straßenabschnitt.