Donnerstag den 25. September 1941

Der Sozialer

99. Jahrgang Nr. 225 '

Tatkraft und Draufgängertum

Ritterkreuz für tapfere Flieger.

DNB Berlin, 24. Sept. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbefehls­habers der Luftwaffe, Reichsmarschau Göring, das Ritter­kreuz des Eisernen Kreuzes verliehen: Hauptmann Blasig, Gruppenkommandenr in einem Sturzkampfgeschwader; Hauptmann Bruck, Staffelkapitän in einem Sturzkampf- geschwadcr; Stabsfeldwebel Bock, Aufklärungsbeobachter in einem Sturzkampfgeschwader.

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Hauptmann Arnulf Blasig, am 30. Dezember 1913 in Berlin geboren, hat aus allen Feindflügen sein hervorragen­des Können und seine unermüdliche Einsatzbereitschaft er­wiesen. Als vorbildlicher Führer konnte er seine Gruppe zu bedeutsamen Erfolgen führen. Im finnischen Kampfraume eingesetzt, bahnte er an der Spitze seiner Gruppe in zahlrei­chen kühnen Sturz, und Tiefangriffen der schwer kämpfenden Infanterie den Weg und nahm dadurch maßgeblich Anteil an den erfolgreichen Operationen der Heeresverbände. In dem 1-ttägigcn Kampf um Salla ist seine Gruppe Tag und Nacht im Einsatz gewesen, und seiner umsichtigen Führung und persönlichen Tapferkeit ist das Hauptverdienst der Ein­nahme dieses starken Festungsblockes zu danken. Insgesamt vernichtete die von ihm geführte Gruppe u. a. 16 Panzer­wagen, einen Panzerzug, vier Eisenbahizzüge. 17 Batterien, zerstörte über 45 Flugzeuge am Boden und schoß sieben Feindflugzeuge ab. Neben diesen hervorragenden Erfolgen konnte seine Gruppe im Kampf gegen stark geschützte Stütz­punkte um Murmansk fünf sowjetische Zerstörer, fünf Fracht­schiffe von insgesamt 9500 ÄNT versenken und zwölf Fracht­schiffe von zusammen 10 000 BRT so schwer beschädigen, daß str für eine weitere Versorgung des Gegners ausfallen.

Hauptmann Helmut Bruck, am 16. Februar 1913 in Kittelitzreben, Kreis Bunzlau, geboren, hat seinen Verband auf allen Kriegsschauplätzen im Brennpunkt der Schlachten an den Feind geführt. Durch seine ungewöhnliche Tatkraft und sein Draufgängertum reißt er als Führer seines Ver­bandes die Besatzungen immer wieder zu großen Erfolgen mn. Daneben zeichnet ihn sein kameradschaftlicher Opfersmn besonders aus. So mußte in der Schlacht an der Bzura ein Flugzeug seiner Staffel auf feindlichem Gebiet notlanden. In schwerem Abwehrfeuer landete er neben der beschädigten Ma­schine und übernahm die Besatzung. Im Osten zerschlug sein Verband, der Infanterie und den eigenen Panzern vielfach den Weg bahnend, sowjetische Panzerbereitstellungen und Truppenansammlungen im Raum Brest-Litowsk und in der Weftukraine und zerstörte gegen stärkste Flakabwehr eine zäh verteidigte Dnjestr-Brücke, die Hauptmann Bruck durch einen Volltreffer aus niedrigster Höhe vernichtete.

Stahsfeldwsbel Albert Bock, am 14. Dezember 1911 in Flensburg geboren, vermochte als Aufklärungsbeobachter mnes Stukageschwaders in rücksichtslosem persönlichen Ein­satz in über 200 Feindflügen Aufklärungsergebnisse und Bildunterlagen Zu erfliegen, die wegen ihrer unbedingten Zuverlässigkeit für den Einsatz des Geschwaders von entschei­dender Bedeutung waren. Daneben hat er in zahlreichen kühnen Tiefangriffen wiederholt in den Erdkampf einge- griffcn und dem Gegner schweren Schaben zugefügt.

Einer gegen vierzehn

Ritterkreuz für ungewöhnliche Wasfnttat.- DNB Berlin, 23. Sept. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht hat auf Vorschlag des Oberbe­fehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, das Rit­terkreuz verliehen: Oberfeldwebel Heller, Flugzeugführer in einem Zerstörergeschwader.

Oberfeldwebel Richard Heller, am 21. Dezember 1913 in Melperts. Kreis Fulda, geboren, hat als Flugzeugführer eines in Nordafrika eingesetzten Zerstörergeschwaders eine ungewöhnliche Waffentat vollbracht. Als Lotse für eine Stu­kagruppe WM Angriff auf englische Schiffseinheiten an der nordafrikanischeu Küste eingesetzt, wurde er von 14 feindli­chen Jagdflugzeugen angegriffen, konnte sich jedoch der Ge­fahr, die ihm durch die Uebcrmacht drohte, durch Sturzflug entziehen. Als er jedoch beim Abfangen seines Flugzeuges erkannte, daß die feindlichen Jäger die Stukagruppe angrei­fen wollten, kehrte er sofort um und nahm den Lustkampf mit dem vierzehnfach überlegenen Gegner auf. Innerhalb weniger Minuten gelang ihm der Abschuß von drei britischen Jagdflugzeugen und das vollkommene Zersprengen des feind- uchen Verbandes. Durch diese hervorragende Waffentat hat Oberfeldwebel Heller in rücksichtslosem persönlichen Einsatz die Stukagruppe vor Verlusten bewahrt und ihr den Rück­

flug ermöglicht. Auch ln zaylreicyen Tiefangriffen auf eng­lische Truppenansammlungen, Kolonnen, Flakstellungen und Flugplätze in Nordafrika hat er hervorragende Erfolge auf­zuweisen. Insgesamt hat er acht feindliche Flugzeuge abge­schossen.

DNB Berlin, 24. Sept. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht verlieh aus Vorschlag des Ober- besehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brau- chitsch, daS Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an: General der Infanterie Heu rici. Kommandierender General eines Ar­meekorps; Generalleutnant Lichel, Kommandeur einer In­fanterie-Division; Generalmajor von Leyser, Komman­deur einer Infanterie-Division, Hauptmann Pankow, Komvanicfübrer in einem Jnfanterie-Rcaiment.

DNB Berlin, 23. Sept. Der Führer und Oberste Be­fehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Ober­befehlshabers des Heeres, Generalfeldmarschall von Brau- chitsch, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an:

General, der Infanterie Felder, Kommandierend.r General eines Armeekorps; Generalleutnant nicke, Kommandeur einer Infanterie-Division; ft-Obersturmbann- führer Osten dorff, im Stabe einer ^-Division; Oberst­leutnant Sieckenius, Kommandeur eines Panzerregi- ments; Major Hannig, Bataillonskommandeur in einein Infanterie-Regiment; ^-Sturmbannführer Wisch. Batail­lonskommandeur in' der Leibstandarte Adolf Hitler; Leut­nant Westermann, Kompanieführer in einem Kradschüt- zen-Bataillon; Oberwachtmeistcr Thiem, Zugführer in einer Aufklärungsabteilung.

Die Oeutschenhstze in Argentinien

Demonstration" vor der deutschen Botschaft.

DNB Buenos Aires. 23. Sept. Für die Mittel, mit de­nen Roosevelt feine gekauften Agenten in Südamerika di: Hetze gegen alles Deutsche betreiben läßt, liegt ein neues bezeichnendes Zeugnis vor. Vor dem deutschen Botschafts­gebäude in Buenos Aires kam es am Wochenende zuDe­monstrationen" höchst durchsichtigen Ursprungs, in deren Verlauf feindselige Rufe gegentotalitäre Länder" und den Vertreter des Reiches ausgestoßen wurden.

Das Ausmaß, in dem es Taborda und seinen bolsche­wistischen Freunden in Argentinien gestattet wird, gegen das Reich und die Reichsdeutschen im Lande zu Hetzen, fand schließlich seinen Ausdruck in der Tatsache, daß Steine und eine Teerbömbe gegen das Botschaftsgebäude geworfen wurden. Die Polizei konnte schließlich nicht umhin einzu­greifen. Nachdem die Menge zerstreut war, wurden an dem. Ort dieser von den Roosevelt-Jüngern skrupellos inszenier­ten Demonstration weitere Explosivstoffe, eine Brandbombe und drei Flaschen Benzin festgestellt.

Bezeichnend für die Taktik Roosevelts ist es, daß fast zur gleichen Zeit, in der die aufgehetzie Menge vor dem Botschaftsgebäude in der argentinischen Hauptstadt demon­strierte, auch in SantiagoKundgeber" vor dem deut­schen Konsulat aufmarschierten und die dort aus Anlaß des chilenischen Nationalfeiertages gehißte Neichsslagge mit Steinen bewarfen und einige Fensterscheiben zertrümmer­ten. Auch an anderen Stelle» wurden deutsche, italienische und spanische Fahnen abgerissen und Fenster eingeworfen. Es ist bezeichnend, daß die von Moskau bezahlten bolsche­wistischen Zeitungen Chiles die Agenten der Roosevelt- Kolonne feiern und zur Nachahmung diesesVorbildes" in anderen Städten auffordern dürfen.

Lady Diana sammelt Schweinesuttrr.

Lady Diana, die Gattin des vor kurzem aus seinem Amte heranskomplimentierten Jnformationsministers Duff Coo- per, machte mitPatriotischem" Hintergrund für sich selbst große Reklame. Nachdem im Londoner Westen bekannt ge­macht worden war, daß Lady Dianaeiner Anregung der Regierung folgend", höchstpersönlich Abfälle für Schweine sammeln wolle, begann Lady Diana ihreAktion". Selbst­verständlich wollten in diesem Londoner Stadtteil, wo es stets genügend Tagediebe gibt, viele den seltenen Anblick einer so hochgestellten Dame beim Schweinefuttersammeln sich nicht entgehen lassem.So war der Luxuswagen der Lady Diana schnell von Neugierigen umringt. Während einige Diener das Schweinefutter herbeiholten, saß Lady Diana im Wa­gen und lächelte holdselig. Schließlich griff wegen Verkehrs­störung die Polizei ein und brachte Lady Diana mitsamt Luxuswagen und Schweinefutter zur nächsten Wache. So sieht disKriegsarbeit" der Londoner Plutokratie aus.

Kurzmeldungen

Berlin. Reichserziehungsminister Rust veranstaltete im Hotel Adlon zu Ehren des italienischen Ministers für natio­nale Erziehung Bottai einen Empfang.

München. Im festlich geschmückten Vorsaal des Biblio­thekbaues des deutschen Museums eröffnete am.Mittwoch Großadmiral Naeder die von der Hauptstadt der Bewegung und vom Reichsbund deutscher Seegeltung veranstaltete große AusstellungGroßdeutschland und die See".

Budapest. Die vom G-neralbauinspektor für die Reichs-. Hauptstadt, Architekt Albert Speer, veranstaltete Ausstellung Neue deutsche Baukunst" in den Budapester Kunsthallen fand das starke Interesse der ungarischen kunstverständigen Oeffentlichkeit.

Oslo. In Oslo wurde ein KdF-Künstlerheim eröffnet, Las den bei der Truppenbetreuung in Norwegen eingesetzten Künstlern zur Verfügung gestellt wurde. Reichsleiter Klemme überreichte im Auftrag von Reichsorganisationsleiter Dr. Ley als Geschenk für die deutschen Soldaten in Norwegen eine Spende von 500 Musikinstrumenten. »

Stockholm. Nach einer Meldung vonSvenska Dagbla- det" wird das Ü-Boot-MutterschiffPatricia" jetzt in die schwedische Flotte eingereiht. DiePatricia", die früher als Passagierdampfer fuhr, brachte 1940 die schwedische Besatzung, die für die in Italien gebauten schwedischen Zerstörer be­stimmt war, nach Italien und begleitete sie auch auf ihrer abenteuerlichen Heimreise. Die Zerstörer wurden seinerzeit von den Engländern aufgebracht und wochenlang zurückge­halten.

Oer Beamtennachwuchs

DNB Berlin, 24. Sept. Mit den Fragen des Beamten- Nachwuchses beschäftigte sich eine Tagung, zu der Reichsbeam­tenführer Hermann Neef die Vertreter der obersten Reichs- behöröen, der zuständigen Parteidienststellen und der Wehr­macht geladen hatte. Ministerialdirektor Rüdiger, der Leiter der Abteilung Deutsches Beamtentum im Neichsministerium des Innern, würdigte in einem geschichtlichen Rückblick auf die unvergänglichen Verdienste des deutschen Beamtentums besonders die hohen Tugenden und dir vorbildliche Charak­terhaltung des deutschen Beamten, die in persönlicher Sau- berkeit, in Treue, Gehorsam und Pflichterfüllung bestehe.

Neichsbeamtenführer Hermann Neef unterstrich die ide­ellen Grundlagen und mit der Arbeit verbundenen hohen sittlichen Werte, die dem Beamten sein besonderes Gepräge geben. Im nationalsozialistischen Deutschland sei auch für den Beamten das Wort von der freien Bahn für den Tüchtigen wahr geworden, da die absoluten Laufbahnschranken gefallen seien. Wir der Soldat seinem Volke mit der Waffe diene, so diene ihm der Beamte durch den Einsatz seiner Persönlichkeit und seiner Arbeitskraft, und der sichtbare Erfolg, der ge­waltige Aufstieg Deutschlands, sei nicht zuletzt der Arbeit des deutschen Beamten zu danken, der sich damit ein unvergäng­liches Denkmal gesetzt habe.

Wir werden Frankreich organisieren

Marfchall Pötain von den Legionären.

Berlin, 24. Sept. Havas Oft meldet aus Annecy, Mar­schall Petain erklärte in Annecy in einer Rede an die Legionäre u. a.: Wir werden Frankreich organisieren und werden versuchen, das örtliche Leben in das Gesamtleben der Nation einzubauen. Wir werden schließlich eineCharta der Arbeit" erlassen, die die Wirkung haben wird, unter den Ar­beitern treue Kameradschaft aufrechtzuerhalten. Laßt die Kla­gen über die Vergangenheit und richtet eure Blicks entschlos­sen auf die Zukunft. Ihr wißt, wie ich bestrebt bin, denen zu helfen, die leiden, den notleidenden Arbeitern und Arbeits­losen. Meine Hoffnung rührt von euch her, von eurem gu­ten Willen, der sich in der Legion um mich vereinigt, um das Ideal der Versammlung treuer Staatsbürger unter einem Ideal zu verwirklichen.

Grunbsteuerbeihilfrn für Arbeiterwohnstätten.

Berlin, 24. Sept. Das Reich gewährt gemäß 8 29 des Grundsteuergesetzes für Arbeiterwohnstätten zur Erzielung tragbarer Lasten oder Mieten eine Beihilfe in Höhe der Grundstücke auf die Dauer von 20 Jahren. Die Arbeiter- Wohnstätten mußten nach der bisher geltenden Regelung bis 21. März 1942 bezugsfertig werden. Durch Verordnung des. Rcichsministers der Finanzen vom 17. September 1941 Rgbl. 1 S. 572 ist diese Frist um ein Jahr verlängert worden, so daß die Grundsteuerbeihilfe auch gewährt wird für Arbei­terwohnstätten, dir bis 31. März 1943 bezugsfertig werden.

Arheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwingenstein, München

68. Fortsetzung. ^Nachdruck verboten.)

Felizitas verlor jede Kontrolle über das aufgescheuchte Pferd. Sie stürzte und blieb mit dem Stiefel im linken Bügel hängen. Der Huf des Hengstes traf sie gegen die Stirne.

Sie wurde noch ein Stück weit auf der Straße mitgeschleist, bis schließlich der Riemen riß.

Arbeiter schleppten einen blutenden Bündel Mensch von der Straße weg und betteten ihn auf den Rasen.

Von den Türmen der Stadt klangen die Morgcnglocken und über die Dächer zog sieghaft der junge Tag empor.

In der Nodenstockschrn Klinik fuhr das Sanitätsauto vor. Der Chefchirurg wurde verständigt und sofort gab er den Auf­trag, alles zur Operation herzurichten. Ein wenig später betrat er selber den Saal. Ein blutüberströmter Körper lag auf dem Operationstisch.

Wer ist es?" fragte Rodenstock.

Der Assistenzarzt reichte ihm einen Zettel.

Rodenstock verlor die Farbe und. starrte den blutüberströmten Körper an. Für einen Augenblick schloß er die Augen, seine Kinnladen preßten sich aufeinander. Dann aber gab er sich einen Ruck und trat an den Tisch.

Hier war nichts mehr zu retten. Das kannte er auf den ersten Blick. Trotzdem wollte er nichts unversucht lassen. Nur allein konnte und wollte er die Verantwortung nicht übernehmen.

Cr drehte sich um sah di« verstörten Gesichter um sich herum und besann sich jetzt erst, daß er Haltung zu bewahren hatte.

Es ist meine Frau", sagte er leise.Ich weiß nicht, wie dkefts Entsetzliche geschehen konnte. Doktor Müller, sind Sie doch so gut und telefonieren Sie dem Herrn Professor Brück­

ner. Wenn eS ihm möglich ist, soll er sofort hierherkommen. Ich möchte allein nichts unternehmen."

Jetzt erst erfaßte er die ganze Tragweite dieses Geschehens. Wenn wirklich ärztliche Kunst diese Frau am Leben erhallen könnte, sie bliebe trotzdem für alle Zeiten ein verkrüppelter Mensch.

Kaum zu fassen war das. Vor einer Stunde sah er sie noch, jung und strahlend an der Seite eines andern. Kaum zu begrei­fen, daß mit einem Schlag soviel Schönheit und Jugend ver­nichtet werden konnte.

Doktor Roderrstock ging mit großen Schritten in seinem Zimmer auf und ab, die Hände an die hämmernden Schläfen gepreßt. Und er war versucht, bitterlich zu weinen, vor Schmerz oder Zorn, er wußte es selber nicht recht.

Energisch korrigierte er seine Gedanken, Es war nicht die Stunde jetzt in Rache und Zom an diese Unglückliche zu denken. Es war keine Stunde, in der irgendwelche Hoffnungen ge­hegt werden dursten. Nur einzig und allein die Pflicht als Arzt stand jetzt zu Gebote.

Schon streifte er den weißen Mantel über. Kmz und knapp klangen seine Befehle. Mit lautloser Schnelligkeit wurde im Operationssaal alles hergerichtet.

Inzwischen telegraphierte er noch dem Geheimrat Heine». Dann kam schon Professor Brückner angefahren.

Was ärztliche Kunst vermochte wurde versucht. Und doch waren sich Rodenstock sowie Brückner im klaren, daß hier nicht mehr zu helfen war.

Ohne das Bewußtsein erlangt zu haben, verschied Felizitas' Rodenstock nach zwei Stunden. Sie hatte schon ausgelitten, als Gehcimrat Heine» und Frau Silvia ankamen.

Der alte Herr war vollständig gebrochen. Immer wieder machte er seinem Schmerz mit den Worten Lust.

Jetzt, weil alles gut gewesen wäre. Ihr habt euch doch ss gut verstanden, nicht wahr, Albert?"

Ja", sagte Rodenstock.Wir hatten uns gut verstanden."

Auf eines wartete Rodenstock, nämlich daß Horst Walther in den Tagen vor der Beerdigung vorsprcchen würde, um eine genaue Erklärung des Unglücks abzugeben. Aber er ließ sich nicht sehen. Rodenstock erfuhr nur, daß er am gleichen Tage des Unfalls eine Gastspielreise angetreten hatte.

Nun war alles vorüber. Albert Rodenstock wurde zum Sonderling. Unaufhörlich verfolgte und quälte ihn die Vor­stellung, daß er etwas an Felizitas versäumt habe. Er bildete sich ein, daß er sie hätte leiten und führen müssen. Machte sich vor, daß er mehr Verständnis hätte aufbringen müssen für ihre Art, für ihre Schivächen und Leidenschaften. In: Grunde genommen hatte er sie doch sehr geliebt und er hatte ihr längst alles verziehen, was sie ihm an Schmerzen bereitete.

Oft hatte er Angst, wenn er von der Klinik heimging in sein großes, modernes Haus. Geheimrat Hemm hatte nichts geän­dert. Er war großzügig und Albert konnte dieses Wohnhaus sowie die Klinik als sein Eigentum betrachten.

Und doch, er konnte sich an nichts mehr freuen. Alles war leer in ihm. Doppelt schmerzhaft empfand er es in dieser Zeit, daß ihm auch das Tor ins Elternhaus verschlossen war. Wie gerne iväre er jetzt heimgefahren. Er machte sich vor, daß Irene dort sein könnte.

Ach, Irene! Es war ja Unsinn, ihr nachzutrauern. Jetzt, da er sie wirklich hätte brauchen können für seine zerrüttete Stimmung, jetzt war sie weiß Gott wo.

Er hatte gleich nach der Beerdigung Frau Siloia gefragt:

Sag mir ich weiß, daß es vielleicht etwas unpassend ist in dieser Stunde aber du weißt doch sicher, wo Fräulein Schröder hingereist ist."

Nein, ich weiß es nicht", hatte Frau Silvia geantwortet. Aber es hatte ihn gewundert, daß sie dabei seinen Blick mied. Am Abend war sie dann mit dem Gatten wieder abzercist.

Seitdem war Albert Rodenstock allein und er wußte nicht, wie das in Zukunft noch werden sollte, wenn sich sein Gemüts­zustand nicht änderte.

Ausspannen, rief er sich zu. Irgendwohin reisen, weit, well fort, wo er an nichts mehr erinnert wird. Vielleicht konnte er dann seine Ruh« wieder zurückgcwinnen.

So entschloß sich Albert Rodenstock wirklich, auf vier Wochen nach Italien zu gehen. Er mußte bloß noch ivartcn, bis Professor Brückner von seiner Reise zurückkam, weil der ihn dann in der Klinik vertrat. .....

(Fortjetzuna folat.1