Samstag de« 10. Mat 194!
Der Gnztäler
L9 Jahrgang Nr. 168
Heuie vor einem Lahr
^ Zum 1ü. Mai 1941.
In Begegnung des englisch-französischen Versuchs, über Holland und Belgien in das deutsche Ruhrgebiel vorzustoßen, trat am 10. Mai 1940 das deutsche Westheer beim Morgengrauen zum Angriff über die deutsche Westgrenze aus breitester Front an.
Die deutschen Truppen überschritten um 5.50 Uhr die holländische, luxemburgische und belgische Grenze und brachen in engem Zusammenwirken zwischen Heer und Luftwaffe den feindlichen Widerstand. Bereits-am Nachmittag war die Wel erreicht, die Maas auf holländischem Gebiet überschritten. Maastricht und die Brücken über den Albert-Kanal sowie Malmedy waren ln deutscher Hand. Unter Einsatz von Fallschirmjägern wurde das Fort Eben Emael der Festung Lüttich genommen.
Die Lustwaffe landete nicht nur zahlreiche Einheiten aus belgischen und holländischen Flugplätzen, sondern erzielte auch gleich beim ersten Zupacken mit Angriffen auf 72 feindliche Flugplätze und der Vernichtung von 300 bis 400 feindlichen Flugzeugen die ersten großen Erfolge beim Zerschlagen der feindlichen Luftstreitkräfte.
Por-ugic fische Abfuhr
Gegen amerikanische Absichten auf die Azoren.
Lissabon, 9. Mai Die portugiesische Regierung veröffentlichte am Freitag eine offizielle- Erklärung, die eine energische Abfuhr für den USA-Senator Pepper, einen Freund Roofevelts, bedeutet. Pepper hatte in einer vor dem Senat gehaltenen öffentlichen Rede die USA-Regierung aufgefordert. „ausgedehntere Maßnahmen hinsichtlich der Verteidigung des Landes" zu ergreifen, wobei er u. a. die Besetzung der Azoren und der Kap Verdilchen Inseln forderte.
In der Erklärung wird einleitend das Bedauern ausgesprochen, über die „leichtfertige Art, in der von verschiedenen Seiten über das Schicksal der Länder im augenblicklichen Konflikt entschieden wird " Leider, so heißt es weiter, könne man aber nicht vermeiden, daß Nachrichtenagenturen und Rundfunksender Gerüchte verbreiteten über „Absichten und Pläne eines anderen Staates, das Recht dritter Länder zu verletzen". Abschließend wird festgestellt, daß Portugal von keiner kriegführenden Nation eine Forderung oder ein Vorschlag unterbreitet worden let, der die Benutzung irgend eines Hafens oder Stützpunktes an der Küste Portugals oder seiner Inseln zu feindlichen Zwecken einem anderen oder dritten Staate gegenüber betroffen habe. Die Regierung habe der Verteidigung der drei portugiesischen Inselgruppen im Atlantischen Ozean die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet, indem sie die bereits bestehenden Lerteidigungsmittel verstärkte und somit eine Verstärkung ihrer Souveräbität erlangte, daß sie in die Lage versetzt wurde/jedem Angriff die Stirn zu bieten.
Tagen hielt sich der Duce die meiste nett aus einem Beobachtungsposten auf. von wo er den Kannst- Handlungen und dem Vorrücken der italienischen Infanteriedivisionen folgte und ständig die einlaufenden Meldungen entgegennahm. Am 12 März begab sich Mussolini in Begleitung des Unterstaatssekretärs für die Luftwaffe Pricolo nach Elbasan, um den Bericht des Kommandanten' des 9. Armeekorps entgegenzunehmen.
Am 13. März erreicht« den Duce die Nachricht von der Versenkung des Lazarettschiffes „Po" und dem tapferen Verhalten seiner an Bord befindlichen Tochter. der Gräfin Edda Ciano Er begab sich nach Valona, um Gräfin Ciano zu besuchen. Dann besuchte er von der Front abtransportierte Verwundete. Die nächste« Tage brachten eine Reihe von Besichtigungen und Bespre-, chungen über die bevorstehenden Operationen und Kampfhandlungen. Nach einer Besichtigung des Gebietes de« Ochrida-Sees flog der Duce am 21. März nach Bari zurück.
An allen Fronten und in allen Orten, bei allen Bon, Märschen wie auch bei den Verwundeten in den Lazarettes wurden dem Duce begeisterte Freudenkundgebunyen berek tet. Alle Soldaten zeigten ihm ihre Siegeszuversicht. Allti Verwundeten drückten ihren Wunsch nach schneller Wiedens Herstellung aus, um wieder in der ersten Linie den Kampf aufnehmen zu können. Alle Arbeiter, die zur Wiederinstan»f setzung der zerstörten Straßen eingesetzt waren, gäbe», ihrem freudigen Willen zum Einsatz und zu unermüdliche» Arbeit Ausdruck.
L1GA-E>tützpunkte auch in (Südafrika?
Wie der Londoner Rundfunt meldet, gab der Minister- Präsident der Südafrikanischen Union. General Smuts einem USA-Iournalisten ein Interview, in dem er ü. a Folgendes sagte: „Sie müssen sich darüber klar lein, daß Sie in Amerika jetzt alles einietzen müssen in einem Kampf, der so lang und jo hart ist wie die Welt ihn noch nicht erlebt hat " Die akute politische Bedeutung dieser von dem Londoner Rundfunk verbreiteten Erklärung des Generals Smuts wird unterstrichen durch eine Domei-Mel- düng aus diplomatischen Kreisen in Washington. In der es heißt, doß sich das Staatsdepartement in Zusammenhang mit der angekündigten Einführung eines nordamerikanischen Floltenpatrouillendsenstes im Indischen Ozean an die . britische Regierung gewandt habe mit der Bitte. d'>e Ne- ' gierung in Pretoria zur Ueberlassung von Flottenstützpunkten an USA zu veranlassen. Angeblich wolle auch James Roosevelt. der in besonderer Mission seines Vaters soeben in Kairo eingetroffen ist. diese Angelegenheit mit General Smuts erörtern. Man nehme daher an. daß Roosevelt in Zusammenhang mid der Frage der amerikanischen Transporte über den Indischen Ozean bestimmte Aufträge auszuführen habe.
Auch die Madrider Zeitungen bringen eine Meldung aus Pretoria derzufolge man in nationalen Kreisen Südafrikas die Befürchtung hegt, daß die südafrikanische Regierung möglicherweise den USA nicht nur Flottenstützpunkt-, sondern auch das südafrikanische Festland selbst für militärische Operationen zur Verfügung stellen wird.
Drererpakt-Kommtssiori in Tokio
DRB. Tokio. 9. Mai. Das Außenamt veröffentlicht folgende Erklärung: Die im Dreierpakt vorgesehene Kom- (mission trat am Freitag um 4.30 Uhr nachmittags in der Amtswohnung des Außenministers unter dem Vorsitz des § Außenministers Matsuoka zusammen. Der deutsche und italienische Botschafter nahmen an der Sitzung teil.
Fragen im Zusammenhang mit der im Dreierpakt vorgesehenen Zusammenarbeit der drei Mächte einschließlich der wirtschaftlichen Angelegenheiten wurden erschöpfend durchgesprochen. Man kam überein, daß die Kommission so oft wie möglich mit Unterstützung der militärischen und wirtschaftlichen Kommission Zusammentritt und ihre Arbeit in engem Zusammenwirken mit den in Berlin und ' Rom eingesetzten Kommissionen durchführt.
An bau -es germanischen Europas
Rückhaltloses flämisches Bekenntnis. '
Amsterdam, 9. Mai. Der Propagandaleiter der nationalflämischen Bewegung Tollenäre. brachte aus einer Versammlung in Gent die rückhaltlose Mitarbeit seiner Bewegung sür die Neuordnung Europas unter deutscher Führung zum Ausdruck Er erklärte u. a.:
„Zweihundert Jahre lang hat England die Völker beherrscht und In den Krieg gestürzt. Seht kann der Aufbau des germanisäxen Lebens in Europa beginnen. Wir werden jubeln wenn England vernichtet sein wird Wir sehen", so führte er aus. „in Adolf Hitler den großen Einiger, der anstelle des alten Europa, das getrennt und zersplittert war. ein Neves, vereinigtes Europa setzen wird. Wir sind uns darüber im klaren, daß die deutsche Sache unsere Sachs ist und doß der deutsche Sie« unser Sieg ist, ebenso wie der Niedergang Deutschlands unseren Niedergang mit sich bringen würde." , .
Der Duce an der Front ^
Besichtigungsfahrt vor der Offensive. ' ^ DNB Rom, 9. Mai. Das Oberkommando der stalieni- schen Streitkräfte in Albanien gibt einen ausführlich»:, Bericht aus über eine Besichtigungsfahrt des Duce an die griechische Front zwischen dem 2. und 20. März.
Am 2. März flog Mussolini von Barl nach Tirana, wo er von General Cavallero empfangen wurde. Von dort ging die Fahrt über Rehova nach Ponto Berat. Nach der Abnahme des Vorbeimarsches einiger Truppenverbände und der Entgegennahme eines Rapports besuchte der Duce am folgenden Tag Dhenblan und Majrowa. Am 4. März besuchte er ein Zeltlazarett und hatte anschließend in Re- hvoa eine längere Besprechung mit dem Kommandanten des 4. und 8. Armeekorps sowie den Artillerie- und Pio- nierkommandanten dieser beiden Koxps. Bei dem anschließenden Essen in der Offiziersmesse äußerte er sich zu den Offizieren fesselnd über die militärische Lage und über die verschiedenen Operationsabsichten. Am nächsten Tage besuchte Mussolini albanische Freiwilligenabteilungen und das Sanitätszentrum von Berat. Am 6. März führte ihn die Besichtigungsfahrt über Balona nach Derni. In der Nähe von Bratay besuchte er einen Beobachtungsposten, von wo er den F e u e r ka m p s d e r A r t i l l e r i e gegen die feindlichen Stellungen beobachtete. In den folgenden
Aus Geleüzug herausgeschvssen
Associated preß teilt aus Newyorker Schiffahrkskreise« mit, daß der britische Passagierdampfer „Ixion" (10 26» BRT) und der norwegische Frachter „Eastern Star" (56SL BRT) bei einem Angriff deutscher U-Boote auf einen britischen Geleitzug 750 Meilen südlich der Südspihe Grö«< lands versenkt wurden. Die Schiffe beförderten USA-Güt« nach Großbritannien. j
Schiffbrüchige von versenkten Schiffen
Lissabon, 9. Mai. „O Seculo" berichtet aus San Vl- cente auf den Kapverdischen Inseln, daß ein dritte» Ret^ tungsboot mit 21 Schiffbrüchigen des am 21. April ver- »senkten englischen 10 305 BRT großen FrachtdampserS „Calchas" eingetroffen sei. Das Schiff wgx in Liverpool beheimatet und befand sich auf der Reise von Ulrike noch England.
Montevideo, 9. Mai. Der englische Dampfer „T'irca^ Star" lief in den Hafen von Montevideo ein und eriuchte um die Ausschisfungserlaubn-is sür neun Schiffbrüchige. Diese stammen von dem in englischen Diensten aefahrene« holländischen Dampfer „Prins Willem U-" (1304 BRT)) der im Atlantik von einem deutschen U-Boot torpediert' wurde.
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Noms« von lNnris Ismus
Ucheberrechtsschutz Roman-V-rlag A. Schwingenstein, München
11. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Drei Lage war er bei ihr geblieben. Ein schönes . stilles Fest feierten die beiden. Änd doch war es bloß die Vorfreude gewesen auf das große Glück, das ihnen erst werden sollte. Behaglich lehnte sich Ulrich m die Kissen zurück. Nun hatte sich das Erhosste erfüllt. ^ Auch seine Versuche zeigten den gewünschten Erfolg. Es galt nur noch das Verfahren im Großen anzuwen- den. Gleich nach seiner Rückkehr würden die Proben ' gemacht werden. Stolz aus das Geleistete hob seine - festliche Stimmung. Wie wird sich Johanne freuen, daß ^ ihm das Werk gelungen, sie, die so warmen Anteil an seinem Schassen nahm, dachte Ulrich und ungeduldig erwartete er das Ende seiner Neiss.
In dem weißen. Hellen Schlafzimmer lag Johanne. Neben ihr stand das Körbchen mit dem Neugeborenen. Zum zwanzigsten Maie wohl fragte sie die Pflegerin. „Schwester, wie viel Uhr ist es denn?" Und immer be- . ruhigle die Frau die junge Mutter. „Sin bißchen Geduld. gnädige Frau, der Zug kann noch nicht hier sein." .Doch jetzt, endlich, der wohlbekannte Schritt im Neben- ' zimmer. Geräuschlos verließ die Schwester den Naum durch eine kleine Seitentüre.
Ulrich Fenin trat ein. Vorsichtig. leise näherte er sich dem Bette der Wöchnerin. „Ulil" rief Johanne sehnsüchtig. Lange hielten sich die zwei Menschen umschlungen. die das Kind für immer unlösbar verbunden. Dann beugte sich Ulrich über die Wiege. Ein kleines Köpfchen, mit zartem braunen Flaum lag zwischen duftigen Spitzen. Fest waren die Augen geschlossen, die winzigen §mndlein zu Fäusten geballt. Unbeholfen
blickte Ulrich bald auf den Säugling, bald auf die Mutter. Da ermunterte Johanns: „Nimm ihn nur heraus er schläft genug und wird gleich wieder hungrig sein."
Ganz zart hob Ulrich sein Kind aus den Kissen. Als er den weichen Körper in seinen Armen hielt, küßte er andächtig den kleinen rosigen Mund. Der Junge erwachte. Große blaue Augen schlug er auf und sah mit glänzendem Kindsrblick aus den fremden Mann. Dann krabbelte er mit seinen feinen Gliedern und die Händchen suchten. Als sie aber vergebens nach der Quelle tasteten, die dem Mündchen Nahrung geben sollte, da verzog sich das kleine Gesicht zu kläglichem Weinen, und ein kräftiges Schreien gab der Forderung der Fin- - gercben Nachdruck. Erschrocken blickte Ulrich auf seinen Sohn. „Ich Habs ihm doch nicht weh tun wollen", meinte er bestürzt und sah hilfesuchend auf Johanne.
„Gib ihn mir her. er wird gleich ruhig sein", lachte die junge Mutter. Durstig sog sich der Kindermund an der weißen Brust Johannens fest. Ulrich aber setzte sich an das Bett der Wöchnerin und während ihr Sohn gierig trank, senkten sich die Augen von Mann und Weib ineinander und gestanden sich ihre tiefste Liebs, die zu schamhaft ist. um sich in Worten zu verraten.
Am nächsten Abend fuhr Ulrich Fenin heim. Johanns selbst hatte ihn gedrängt, abzureisen. Sie fühlte, wie Ulrich nach Vollendung seines Werkes verlangte. Dald würde sie nun mit dem Kinde folgen, das neue Haus in Besitz nehmen, das sie seit ihrem Hochzeitstage nicht wiedergesehen.
Ulrich hatte mit dem frohen Gefühle, ein seltenes, reines Glück sein eigen nennen zu dürfen, die Rückreise angetreten. Noch fehlte ihm der äußere Erfolg seines letzten Schaffens, doch der mutzte sich in wenigen Tagen einstellen. Hendrichs hatte den Auftrag, alles für die große Probe genau vorzubereiten. Er war verläßlich und treu. Ohne seine Mithilfe hätte Ulrich sein Ziel so rasch nicht erreicht-, Ruhm und Gewinn wollte Fenin redlich mit ihm teilen.
Noch fünf Minuten Fahrt und Ulrich war in der Stadt. So sehr versank er in sein Sinnen, daß er dir' Unruhe, die sich plötzlich der Mitreisenden bemächtigte,- gar nicht wahrxiahm. Da sagte jemand laut, sich zuM Fenster drängend: „Ein großer Brand muß es sein, der Himmel ist ganz rot." „Man sieht Flammen auf-' schlagen", rief erregt ein anderer.
A..willkürlich sah Fenin auf und trat ans Fenster des Abteiles. Es brannte in der Stadt! In dem Telle? wo seine Fabrik stand, durchfuhr es Ulrich. Jetzt ver? nahm ^er» „Hören Sie? Wieder ein Knall, wie ei« Schuß aus einem Geschütz." „Eine Explosion." GSs brennt in der Feninschen Fabrik", einer stieß es aufgeregt hervor.
Ulrich wurde blaß. Der Mann hatte recht, es muhte, in seinen Gewerken brennen. Wieder ein Knall, stärker' als der frühere, man war schon ganz nahe der Stadt? „Die Denzinbehälter" murmelte Fenin. Waren es wirk-' lich nur zwei Minuten die vergingen, ehe der Zug Hielt- Ulrich dünkten sie Stunden, denn nur ein Gedanke beherrschte ihn. dort sei« helfen, retten. Nicht wieder gut« zumachender Schaden drohte. Endlich fuhr der Zug ein,'
Rücksichtslos bahnte sich Ulrich den Weg zum Aus? gang. Das erste Auto, das er traf, brachte ihn in ra« sender Fahrt zur Unglücksstelle. Schon mußte es hak« ten, denn eine Kette von Feuerwehrleuten sperrte in weitem Umkreise den Brandplatz ab. Einer der Männer! erkannte Fenin. doch vergeblich war das Fordern Ulrichs. weiter durchgelassen zu werden. Mit Gewalt hielten ihn die Leute zurück. Nur Löschmannschaft drang vor mit größter Vorsicht, denn ununterbrochen ertönten neue Explosionen. Immer gewaltiger stieg das Flammenmeer empor. Wohl arbeiteten alle Löschapparate mit Volldampf, doch dem entfesselten Element konnte nur Einschränkung geboten werden, mit äußerster Anstrengung ein Ubergreifen des Brandes auf die Stadt verhindert werden. Die Fabrik war verloren. Blaß bis an die Lippen, schweigend sah Ulrich Fenin das Werk seines Lebens untergeben. «Fortsetzung folgt.)